• In Rom war es mir kurzzeitig zu hektisch geworden und so war ich schon am Morgen zum Land hinaus gegangen, um dort etwas mit dem Gladius zu üben. Dies war immer eine gute Gelegenheit, um mir über bestimmte Dinge klar zu werden.


    Nachdem ich die Übungen beendet hatte, zog ich mir die Tunika wieder über, verstaute das Gladius darunter und machte einen Spaziergang. Die Mittagshitze brannte wieder auf mich herunter und so suchte ich beim Gehen den Schatten der Bäume.

  • Die zweite Nacht in Roma, sie war so schrecklich wie die erste. Nicht das mein Zimmer dieses Fremde ausstrahlte, es lag mehr an einen weiteren Traum, dessen Erfüllung ewig Unerreichbar sein würde.


    Meine luftige hellblaue Tunika, bewegte sich ihm heißen Wind zur hitzigen Mittagszeit. Doch führte mich mein Weg hierher, in diese Einsamkeit, musste ich von der Casa dochfast flüchten, um endlich zur Ruhe zu kommen. Dennoch irrte ich mich, denn ein Mann kam mir entgegen und so versuchte ich meinen leichten traurigen Blick zu verbergen.

  • Die Politik würde noch einen Preis fordern. Wenn Aktionen wie das Attentat auf Medeia zur Regel wurden, konnte man mit Bürgerkrieg rechnen, der in der Regel blutig niedergeschlagen wurde. Doch meine Überzeugung war es mir wert, dafür zu sterben.
    Plötzlich streifte ich etwas. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie sehr in Gedanken ich versunken war. Ich blickte auf und sah eine junge Frau vor mir. Entschuldigend blickte ich sie an.


    "Entschuldige, es scheint, dass die Welt niemals groß genug sein wird, um sich nicht auf die Füße zu treten. Alles in Ordnung?"

  • Ich wusste nicht ob er mich mit Absicht streifte oder ob er wirklich nur in seinen Gedanken versunken war, so sehr hatte ich meinen Blick von ihm abgewendet. Doch war er höflich und so hob ich meinen Kopf, erkannte dabei das dieser Fremde, keine Ausstrahlung eines Kriminellen hatte, vor denen mich Constantius so oft warnte. Dennoch konnte man sich täuschen.


    Ich sollte um Verzeihung bitten, denn wurden auf der Welt Straßen erbaut und ich gehe in der Mitte.


    Wieder antworte ich höflich, aber auf meinem Gesicht war noch kein eindeutiges Lächeln zu erkennen.

  • "Nun, dann hast du wohl eindeutig deine Mitte gefunden. Ist ja halb so schlimm.", sagte ich ruhig und lächelnd.


    Ich betrachtete sie kurz, ob das auch wirklich nur ein Streifer gewesen war. Sie schien etwas verschlossen zu sein, was sicher nicht ungewöhnlich war, denn immerhin kannten wir uns nicht.


    "Ich dachte, hier wäre ich allein. Scheinbar benötigte noch jemand außer mir Zeit zum Nachdenken...", zwinkerte ich ihr zu und wartete einfach ab.

  • Zügig sah ich auf beide Seiten und sah ein das ich mit ihm alleine war. Vielleicht war es risikant mich mit ihm zu unterhalten, doch er machte den Anschein ein angesehener Bürger Roms zu sein.


    "Wenn du dich von mir belästigt fühlst, dann kann ich weiter gehen. Wie mir scheint, bist du sehr beschäftigt hier in Roma und ich möchte dir nicht deine kostbare Zeit rauben."


    Wer er wohl sein mochte. Vielleicht bedeutender als ich dachte. Vielleicht würde ich mich sogar dafür schämen, ihn für einen Verbrecher verdächtigt zu haben.

  • Ich sah sie lächelnd an und wiegelte mit den Händen ab. Sie schien sehr nett zu sein.


    "Aber nicht doch. Ich habe gern gute Gesellschaft. Und mir scheint, würde dir etwas Gesellschaft auch gut tun."


    Ich zwinkerte ihr zu und wartete ihre Reaktion ab. Hier draußen konnte ich offen reden, wollte aber nicht zu offensiv sein, denn sie schien bedrückt zu sein.

  • Wurde mir doch erst jetzt klar, wie bedrückt ich mich der Öffentlichkeit zeigte, auch wenn hier, gerade in diesen Moment, nur dieser Fremde anwesend war und ich.


    Oh, ich muss zugeben, dir ist es sicherlich sehr leicht gefallen zu erkennen, das ich Kummer habe."


    Wieso gab ich ihm diese Antwort. Ich kannte diesen Mann gar nicht und außerdem war er noch namenslos für mich. Den gleichen Fehler beging ich auch bei Constantius, mich so leicht zu verraten. Konnte es sein das ich einsam war und ich endliche Worte aussprechen wollte, die mich quälten.

  • Ich sah sie eingehend an und meine Miene verfinsterte sich. Niemand sollte an einem solch schönen Tag Kummer erleiden müssen.


    "Nun, ich sehe weit und breit keinen anderen Menschen. Und an solch einem heißen Tag ist man zumeist gern in seiner Casa und erfreut sich der Gesellschaft anderer erhitzter Menschen.


    Darf ich fragen, was dich bewegt? Es tut mir leid, sollte ich zuviel fragen...aber ich habe nur einige Stunden Freigang von der Castra Vigilum und freue mich daher sehr über Gesellschaft."


    Ich blickte kurz an mir herab. Ich erweckte mit meiner abgewetzten Tunika und dem noch immer glänzenden Armen und Beinen hoffentlich den Eindruck eines Vigils, der gerade seinen kurzen Freigang genoss. Dieses eine Mal wollte ich sehen, wie Menschen auf mich reagierten, wenn sie mich für etwas sehr einfaches hielten.

  • Eigentlich hätte ich es wissen müssen das er mich darauf ansprach, doch so wirklich hatte ich es nicht erwartet. Was sollte ich ihm nun antworten? Die Wahrheit, die ich doch auch nicht verstand? Obwohl es ihm überhaupt nichts anging. Aber so wie sich herausstelle gehörte er nur zu den Vigiles, kein Mann der besonderes Ansehen genoss. Ein jemand der in der Menge unterging.


    "Weshalb sollte ich mich zu den Glücklichen gesellen und ihnen dann dieses Glück nehmen. Gedanken, Wünsche, die so unerreichbar sind und man dennoch nicht von ihnen los kommt. Das belastet mich, Dieses Gefühl."


    Langsam antworte ich ihm, diese Worte die ich auch Constantius verriet und dann in tiefes Schweigen verfiel.

  • Ich lächelte sie schelmisch an. Scheinbar nahm sie mir meine kleine Lüge ab und wir konnten ohne gesellschaftliche Hindernisse reden. Für sie war ich nur Strabo, der Peregrinus aus Antium.


    "Du nimmst niemandem das Glück. Du würdest es ihm eher geben. Aber warum klammerst du dich an Unerreichbares? Reicht dir nicht das, was du hast und erreicht hast?


    Schau mich an, ich bin bloß ein einfacher Vigil aus einfachen Verhältnissen. Doch meine Welt ist täglich angefüllt mit Gefühlen und Freude. Kann ich dir nicht etwas von dieser Freude geben?"

  • Es wunderte mich, er fragte mich nicht mal nach meinen Namen, doch vielleicht war dies sogar besser. Konnte er daher nichts schlechtes über einer Iulierin bekannt geben.


    "Jeder Bürger Roms hat mehr erreicht als ich. Es plagt mich meinen Vater zu sehen wie er sich für das Imperium einsetzt und ich diesem Erfolg nicht erreichen kann. Ich habe es bereut nach Roma zu gehen."


    Wie willst du es denn anstellen mir etwas von deiner Lebensfreude zu schenken?


    Dies war eine unüberlegte Frage und daher wurde ich auch wachsamer und blickte den fremden Vigil skeptisch entgegen.

  • Ich nickte nur still und berührte sie sanft an der Schulter. Zusammen mit ihr drehte ich mich zur Stadt um. Langsam streckte ich den Zeigefinger hin zur Stadt und wies darüber.


    "Sieh dir das bunte Treiben an. Jeder dort unten trägt seinen Teil dazu bei, dass diese Stadt blüht gedeiht und funktioniert. Vom kleinsten Sklaven bis zum höchsten Senator tut hier jeder etwas in den großen Kochtopf der Kulturen und des Schaffens.
    Meinst du da wirklich, so unbedeutend gegenüber deinem Vater zu sein? Du trägst ganz bestimmend einen Teil zu dieser Stadt, zu diesem Imperium bei. Und wenn du das Bedürfnis verspürst, mehr zu tun, dann tritt in den Staatsdienst ein, werde Priesterin oder verkaufe Brote auf dem Markt.
    Denn nur eins ist wichtig: jedes Einzelteil ist wichtig!"


    Ich blickte sie ruhig lächelnd an und wartete auf ihre Reaktion.

  • Strabos Berührung lies mich leicht zusammenzucken, immerhin sah er nicht gerade schmächtig aus und es kam so gut wie nie vor, dass ein Fremder, ohne jede Anmerkung mich an der Schulter berührte. Nach seinen Worten befand ich ihn trotz meiner mangelnden Menschenkenntnis, als naiv, obwohl darin die Wahrheit steckte. Geht es so einfach um Ansehen zu erlangen?


    "In deinen Augen gibt es keine kleinen Taten, wie ich aus deinen Worten vernehme. Und ich kann auch nichts dagegen einwenden, denn es entspricht der Wahrheit. Aber ist das Lebensfreude, einem Imperium hörig zu sein? Verzeih, aber ich verstehe dies nicht so recht."


    Obwohl ich sein Lächeln registrierte, blieb mein Gesicht ernst und nachdenklich.

  • "Nicht immer, da hast du Recht. Aber wenn du nicht dem Imperium dienst, so dienst du nur deinen eigenen Karrieregelüsten.


    Ich nehme dir nicht ab, dass du nicht auch etwas Gutes tun willst, anstatt dem schnöden Mammon nachzujagen..."

  • Es gibt Römer, die von sich behaupten, dem Imperium zu dienen. Wie oft sie davon erzählen ihr Leben für das Imperium einzusetzen. Ihre Stärke dient diesem Reich und blickt man in ihre Augen, bemerken leider nicht viele das sie besessen nach Macht sind. Sie streben nach den schwierigsten Aufgaben, um sie glorreich zu erfüllen. Dabei nehmen sie es auch in Kauf, bei der Erfüllung dieser Aufgaben auf so manches zu verzichten und bescheiden zu leben, nur um ihr Ziel zu erreichen. Immer weiter, koste es was es wolle."


    Mein Blick verfinsterte sich immer mehr, diese Erkenntnis machte mich schon immer zornig, denn ich verstand es nie, das jeder gleichgestellt sien konnte, ohne sich davor fast den Hals brechen zu müssen. Und man nicht als schwach und hilflos ansehen werden konnte.

  • Plötzlich verfinsterte sich auch mein Gesicht, denn sie wusste nicht, dass sie gerade mit einem Politiker sprach. Und was sie da gerade gesagt hatte, trieb mir die Trauer in den Kopf. Sie hatte ja Recht, aber was sollte ich dazu sagen? Im Prinzip gab es nur wenige Politiker, die sich wirklich ehrlich einsetzten, und nicht nur für ihre Belange.


    "Du sprichst die Wahrheit. Was würdest du also einem Politiker empfehlen, wenn er direkt vor dir stünde...was sollte er tun?"

  • Das Lächeln wich wie bei mir aus seinem Gesicht, so musste ich mich wohl vergewissern, dass er auch dieser Meinung war. Es war gewiss kein Vorteil, nicht zu wissen, wie er zur Politik in Roma stand. Vielleicht würden ihn meine Worte erzürnen und er würde mich beschimpfen.

    "Ich möchte nicht jeden Politiker für so jemanden halten, da ich zu wenige kenne. Doch finde ich es schon interessant, weshalb manche in die Politik gehen, wenn ihr Ansehen schon bei weitem höher ist als dem gewöhntlichen Stand eines normalen römischen Bürgers. Doch was würde ich ihm raten? Vielleicht das er das Volk vertritt und nicht sich selbst. Das seine Entscheidungen Menschen betreffen, die nicht alles so leicht hinnehmen wie er, denn er bekommt die Last nicht zu spüren, bei ihm sind diese nur auf Schriftrollen niedergeschrieben. Außerdem wird über Themengebiete beraten, mit denen den Bürger nichts anfangen kann, aber das Imperium muss noch an weiter Größe gelangen, da übersieht man natürlich leicht die regionalen Probleme."


    So sprach ich von einem Gebiet in dem ich mich kaum auskannte. Ich hätte doch schweigen sollen, doch nun war es eben zu spät.

  • Ich nickte anerkennend. Sie hatte sich scheinbar auch ihre Gedanken zum Thema Politik gemacht. Ich lächelte daher galant und war sprachlos. Nur langsam legte sich meine Überraschung wieder und ich sah sie musternd an.


    "Ich glaube, ein weiser Politiker würde dir jetzt applaudieren. Und ich glaube, junge, aber weise Römerin, ich muss die Scharade hier auflösen. Gestatten, Decimus Pompeius Strabo, gewesener Quaestor Pro Praetore.


    Entschuldige diese Notlüge, aber ich wollte sehen, wie eine junge Römerin aus gutem Hause auf einen Peregrinus ohne wirkliche Profilierung reagiert. Dieser war ich nämlich, als ich vor einigen Jahren hierher nach Rom kam. All das habe ich mir mit meinen eigenen Händen aufgebaut und bin dabei vom Peregrinus zum Plebejer aufgestiegen.


    Und was du über die Politiker gesagt hast, stimmt. Doch leider ist das Imperium zu groß, als dass man sich um jeden Einzelnen eingehend kümmern könnte. Das musste ich auch als Quaestor an der Seite des Statthalters Germaniens erfahren.


    Aber ich möchte dich nicht mit Rhetorik einlullen. Du bist eine sehr gebildete Frau. Ich frage mich, wo es dich hinziehen wird. Ich würde dich nur zu gern in Germanien in der Verwaltung sehen."

  • Nach diesen Worten verfinsterte sich mein Gesicht vollkommen, es war mehr ein Schock, so nahm ich nur seine ersten beiden Sätze war und schüttelte nur noch vollkommen mitgenommen meinen Kopf. Er war Politiker und ich habe seine Reden, seine Tätigkeiten durch den Dreck gezogen. Ihn beleidigt mit jeden einzigen Wort.


    Schweigend wendete ich mich von ihm ab und wollte mich von ihm entfernen nur mit den wenigen Worten...


    "Das kann nicht sein!"


    ...die ich stockend und leise hervorbrachte.

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