• "Wirklich alles...", sagte ich ruhig und schaute ihr das erste Mal wirklich tief in die Augen.


    War sie mir wirklich freundlich gesonnen? Ich versuchte nicht daran zu zweifeln, aber als Politiker musste man immer auf der Hut sein.

  • Er sah mir so tief in die Augen, das auch mir ein verbotenes Lächeln entschwand und ich ihm ein Stück näher heranrutschte.


    "Dann solltest du es mir leise offenbaren, sonst hört uns noch jemand, dem vielleicht manche Worte unbekannt bleiben sollten. Du bist ein Poltiker, aber dennoch trägst du eine Tunika und sahst ganz entkräftet aus, als ich dich traf? Wieso?", flüsterte ich ihm zu, während ich meinen Kopf zu ihm neigte und seine Tunika betrachtete.

  • Ich zwinkerte ihr schelmisch zu.


    "Ich habe dir doch vorhin erzählt, dass ich einst bei den Vigiles gedient habe. Dort war das morgendliche Training fester Tagesbestandteil. Als Politiker möchte ich trotzdem nicht aus der Form geraten und trainiere daher noch immer jeden Morgen meinen Körper. Daher war ich vorhin so erschöpft..."

  • "Du willst deinen Wohlstand nicht offenbaren oder liegt es mehr in deiner Absicht, die Blicke auf dich zu ziehen. Oh, nein, du trainierst deinen Körper weil man die Pflicht, die römischen Bürger zu beschützen, in dich gebrannt hat?"


    Ich lies ihn mit meinen Blicken nicht mehr los, immerhin lag er in meiner Schuld und dies lies ich mir nicht nehmen.

  • "Ich handle frei nach dem Lebensmotto: mens sana in corpore sana. Ich würde mich unrein fühlen, wenn mein Körper nicht mithalten würde. Und scheinbar verfehlt es auch nicht ganz seine Wirkung...", sagte ich schmunzelnd und rückte ein kleine Stück näher, sodass aber noch genügend Platz blieb. Ich wollte nicht aufdringlich wirken.

  • "Seine Wirkung? Und dabei hofft man natürlich eine junge Iulierin in eine Falle zu locken um ihre politischen Ansichten zu erfahren. Bist du den zu Fuß hier? Ein Ausritt hierher würde mich viel mehr reizen.", fügte ich höflich, wenn auch neugierig hinzu und beobachte genau wie er näher an mich rückte.

  • Ich lachte herzhaft. Sie schien Sinn für Humor zu besitzen.


    "Ja, ich bin zu Fuß hier. Aber ein Ausritt ist wirklich eine gute Idee. Darf ich dich noch einmal dazu einladen?"


    Ich sah sie liebevoll an und rückte noch etwas näher. Ich wollte sie nach diesem Treffen gern wenigstens noch einmal sehen. Sie interessierte mich, aber weiter dachte ich nicht.

  • Nach dieser Einladung begann mein Herz wild zu klopfen. Wie lange saß ich nicht mehr auf den Rücken eines Pferdes, heimlich musste ich diese Leidenschaft in Hispania nachgehen, denn Mutter erlaubte es nur sehr selten.


    "Du meinst das wirklich ernst? Ich weiß nicht ob es mir erlaubt wird, aber ich habe mich jetzt damit verraten, ich erlernte den Umgang mit Pferden in Hispania.", antwortete ich ihm überglücklich und strahlte vor Freude.

  • Ich nickte grinsend. Scheinbar hatte ich da einen guten Punkt erwischt. Ich kam näher zu ihr und sprach ruhig.


    "Natürlich ist das ernst gemeint. Ich selbst bin lange nicht mehr geritten und brenne darauf, endlich mal wieder auszureiten. Und wenn ich das in solch guter Gesellschaft tun kann, bin ich dankbar."

  • Durch diese Begeisterung die er in mir weckte, lies ich es vollkommen außer acht, das er mir schon bedeutend näher gekommen war. Es gefiel mir sogar, das wir so dicht beieinander saßen und etwas ausheckten.


    "Nur eins haben mir nicht bedacht, leider besitzte ich kein eigenes Pferd. Weißt du vielleicht wie wir dieses Problem lösen können?", flüsterte ich weiter mit verstohlenen Blick.

  • "Aber sicher doch, Livilla. In unseren Stall neben der Casa stehen einige kräftige Pferde, die du auch reiten kannst. Das ist kein Problem."


    Ich sah sie genau an und konnte nicht verhehlen, dass ich mich sehr auf den Ausritt freute.

  • Das er mich abermals überrascht hatte, war nicht zu übersehen, musste ich mich dazu zwingen, meinen Mund wieder zu zumachen. In diesen Moment dachte ich gar nicht daran, ob es mir überhaupt erlaubt werden würde, mit Strabo auszureiten. Ich würde schon einen Weg finden Helena und Caius zu überzeugen.


    "Und wann hast du Zeit, Decimus Strabo. Ein Politiker hat doch so vielen Pflichen nachzukommen und du sagst selbst, das dir nicht sehr viel Zeit übrig bleibt." Immernoch lies ich ihn nicht aus den Augen, er konnte sicherlich gar nicht ahnen, welche Freude er mir bereitet hatte.

  • "Schon morgen? Wie mir scheint, kannst du es kaum erwarten, wie ich. Ja, einverstanden. Bevorzugst du den Morgen oder spricht dir der Abend mehr zu? Ich möchte dir die Entscheidung überlassen, Decimus Strabo?" flüsterte ich ihm zu und meine Stimme klang dabei schon leicht verschwörerisch.

  • Einen Moment schwieg ich, denn ich musste mir alles erst durch den Kopf gehen lassen. Und da alles schon so heimlich geplant wurde, wollte ich es auch für mich behalten. So neigte ich mich wieder leicht zu ihm.


    "Sollten wir uns besser nicht vor deiner Casa treffen, denn ich kenne den Weg dorthin nicht. Solange bin ich noch nicht in Roma. Wo kann ich dich also erwarten?"

  • "Wie wäre es dann, wenn wir uns hier treffen? Ich werde die Pferde mitnehmen...", schlug ich ruhig vor und betrachtete dabei ihr ebenmäßiges Gesicht. Es war makellos und ich verspürte das Bedürfnis, sie zu berühren. Aber ich konnte mich zurückhalten.

  • "Ja, du hast Recht. Das wäre wohl am vernüftigsten. Wenn mich abermals Sklaven begleiten, sollte meine Verwandte einverstanden sein, ein weiteres mal diese Ruhe aufzusuchen. Die Einzelheiten werde ich für mich behalten."


    Ich schien alles in Griff zu haben und daher erhob ich mich entschlossen und rückte meine Tunika zurecht. Es war mir entgangen, das er mich so aufmerksam beobachtete und doch dies schon Strabo ganz und gar nicht zu stören.

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