Einmal mehr hatte die sommerliche Hitze die ewige Stadt fest in ihren Griff. Ließ die Luft in den Gassen in den bevölkerten Gassen flimmern. Vertrieb auch den kleinsten Schatten, der einen Moment der Zuflucht vor den erbarmungslosen Sonnenstrahlen gewährt hätte.
Als wäre es nicht schon Strafe genug an einem solchen Tag mit Helm, Rüstung, Scutum und Gladius sich durch die Gassen quälen zu müssen, nein, ausgerechnet an diesem Tag wurde Constantius mit dem wohl gesprächigstem Miles zusammen auf Patrouille geschickt, den die gesamte Cohorte aufzuweisen hatte…
„Und weißt du was sie dann gesagt hat? Sie wäre es nicht gewesen. Als ob ich das nicht schon so oft gehört habe. Es tut nie jemand etwas. Alle sind Unschuldig. Aber nicht mit mir. Nicht mit dem guten Felix. Ich habe ein Auge für so etwas. Ich durchschaue jeden..“
Die erstaunliche Gabe des älteren Soldaten, mit äußerst wenigen Unterbrechungen sehr lange Ketten von Wörtern bilden zu können, ließ Constantius durchaus Erstaunen. Während ihm jeder Schritt bereits schwer fiel und er nicht einmal einen Gedanken ans Reden verschwendete, schien Felix, der Name des mitteilungsbedürftigen, älteren Soldaten, mit jedem Wort mehr Kraft für noch mehr Worte zu finden. Nur dann und wann unterbrach er seinen Wortschwall für eine kurzes
„Aha“, des jungen Iuliers.
Passend zu der ersten besonderen Fähigkeit des guten Felix, gesellte sich glücklicherweise eine zweite Gabe. Jener vermochte auch noch binnen weniger Sekunden die Themen in einer Art und Weise zu wechseln, dass selbst ein sehr aufmerksamer Zuhörer schon bald den Zusammenhang zwischen Käsebrot, entflohenen Sträflingen und einem weißen Elefanten nicht mehr herstellen konnte.
Constantius hatte es bereits schon wenige Schritte nach dem Verlassen der Kaserne aufgeben einen Sinn und oder einen Zusammenhang in den nicht enden wollenden Geschichten zu finden. Trotz einer demütigen Bitte, die Götter mögen ihn mit Taubheit schlagen, vernahm er jedoch immer noch die heitere und unbeirrbare Stimme seines Kameraden.
Das Gespann aus einem sehr schweigsamen und einem sehr redseligen Soldaten erreichte schließlich seinen Bestimmungsort, das Forum Romanun.
„Und da komme ich nach Haus und da will meine Frau doch von mir wissen wo ich gestern wieder war. Als ob sie das was angeht. Immerhin ist es mein schwer verdienter Sold. Oder was meinst du?“
Constantius ließ seinen Blick über das Forum schweifen. Beobachte die anwesenden Bürger und für einen Moment schien es, als wären seine Gebete erhört worden. Für einen Moment verstummte Felix. Ja er verstummte, denn er wartete auf ein Aufmerksamkeitszeichen seines unfreiwilligen Zuhörers. Als dieses Zeichen jedoch ausblieb. Klopfte Felix Constantius auf die Schulter.
„He hörst du mir gar nicht zu?“
Aus seinen Gedanken gerissen, schaute Constantius entsetzt zu ihm. Hatte er tatsächlich seinen Einsatz verpasst? Was mochte Felix wohl gerade wieder erzählt haben. Aus irgendeinem Grund, hatte der junge Iulier das Gefühl, dass sein Leben von seiner nächsten Antwort abhängen würde. Würde er nämlich das Falsche antworten, dürfte er sich eine lange Standpauke anhören in der es hauptsächlich um unaufmerksame und unhöfliche Zuhörer ging. Eine sehr lange Rede, die in der Kaserne fast ebenso gefürchtet war, wie der Latrinendienst nach einem Abend mit viel schwerem Wein.
„Ich, ähm..du hast Recht?!“, mit unsicherer Stimme wagte Constantius den Sprung in den Abgrund.
Entweder war die Unsicherheit seines Zuhörers Felix egal, oder er verstand es diese Details gutmütig zu überhören. Stattdessen machte er nahtlos dort weiter, wo er eben geendet hatte.
„Ja genau. So ist es. ICH bestimme über das Geld. Und wenn ich es vertrinken will, dann tue ich das auch..denn ich…
Verwundert blickte Constatius, der bisher sehr angestrengt dem Blick seines Kameraden zu entgehen versucht, zu Felix, als dieser seinen Satz nicht beendete.
„Constantius warte hier einen Moment. Ich habe dort drüben einen alten Freund gesehen. Ich muss ihm unbedingt etwas erzählen. Es dauert auch nicht lange.“
„Oh…lass dir ruhig Zeit. Ich werde hier schon aufpassen!“
Kaum lagen ein paar Schritte zwischen den beiden Miles, atmete Constantius tief ein und aus. Deutliche Erleichterung zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Hoffentlich würde Felix nun eine Weile fortbleiben. Hoffentlich würde es eine halbe Ewigkeit werden. So stand Constantius alleine auf seinem Posten auf dem Forum Romanum und beobachte stumm lächelnd die Menschenmenge.
Angenehme Gesprächsparter sind mehr als willkommen