Vom Ianusbogen zu später Stunde unterwegs in Richtug Forum

  • Nebeneinander gehen Iulia Helena und Tiberius Vitamalacus die Strassse entlang. Der Tribun blickt nicht hinter sich, doch er weis genau, das einige Schritte hinter ihnen Titus läuft und auch der Schatten seiner Begleiterin wird ihnen dicht folgen.

    "Germanien,... es ist doch etwas rauer als Hispania oder gar Italia."


    Er spricht leise, geniesst einfach den Moment. Die Hände hat er, wie für ihn üblich auif dem Rücken verschränkt und sein Haltung ist leicht nach vorn gebeugt, so das er nicht ganz so gross wirkt.


    "Die Städte wie Colonia Claudia Ara Agrippensum sind sicherlich sehr römisch und auch zwischen den Städten machen die Strassen einen guten, römischen Eindruck. Doch die dichten Wälder, durch welche sie häufig führen, erinnern einem stets daran, das man als Soldat dort immer Wachsam sein muss..."


    Sein Gedanken wandern zurück zu den Wintern, mit dem riessigen Mengen an Schnee.


    "Im Winter ist es kalt, deutlich kälter als hier. Häufig ist das Land unter grossen Mengen Schnee verborgen,... In einer solchen Mondscheinnacht war es da viel heller, weil der Schnee das Mondlicht reflektiert."

  • In Gedanken noch bei der Bemerkung des Tribuns über seinen schnarchenden Begleiter, fiel es ihr schwer, wirklich ernst zu bleiben - denn Titus hatte auch geschnarcht, selbst Constantius war zumeist ein nicht ganz leiser Schläfer. Es schien den Männern im Blut zu liegen, dass sie nicht gerade leise schliefen, aber ob Frauen desgleichen taten? Sie konnte sich zumindest nicht einwandfrei erinnern.


    "So vieles von Germania ist doch noch recht wild, oder?" meinte sie überlegend und versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, was sie von diesem fernen, seltsamen Land noch wusste. "Ich habe gehört, dass die Sommer nicht besonders lang dort sind und die Winter dafür umso länger - und sich diese Germanen zum kämpfen anmalen. Es ist doch kaum zu glauben, dass es Familien gibt, die römische Namen tragen und doch auch das Blut der Germanen in sich führen. Ob solche Menschen jemals aufhören, in ihrem Herzen wild zu sein?" Als er den Schnee erwähnt, erschaudert sie unwillkürlich - der Gedanke an die Kälte war ihr sei langem fremd geworden, dafür war sie zu lange im tiefen Süden gewesen, in dem es keinen Schnee gab.


    "Es muss sehr seltsam sein, wenn das ganze Land weiss ist. Ich kann mir das gar nicht vorstellen, so viel Schnee ... und man friert sicherlich dauernd, wenn man hinaus gehen muss," überlegte sie und lächelte dann doch unvermittelt, denn der Gedanke daran, sich in einer solchen Jahreszeit in die warmen Arme eines Mannes begeben zu können, um sich wärmen zu lassen, hatte doch so einiges für sich.

  • Das er selbst schnarchen könnte, war ihm nie in den Sinn gekommen und noch nie hat ihm jemand darauf angesprochen. Es mochte sein das er es tat und seine Kameraden hatten stets geschwiegen, aus welchen Gründen auch immer. Und sonst gab es kaum Menschen, die dicht genug an ihn heran gekommen waren.
    Es spürte, wie sie dieses Thema amüsierte, doch da irgendwie jede Erwiederung leicht falsch Verstanden werden könnte, unterlässt er es weiter darauf einzugehen.


    Stattdessen berichtet er weiter aus Germania, während er neben ihr hergeht.


    "Es gibt in der Tat römische Bürger, die noch sehr viel germanisches Blut in sich haben und auch in ihren Sitten und Gebräuchen fest verhaftet sind. Doch ich denke, sie schätzen auch die Vorzüge unserer Kultur. Und natürlich auch die Sicherheit, welche die Legionen des Imperium ihnen bieten."


    Er dachte an die junge Frau, die sein Freund Numerianuns und er vor dem Tor des Castellums getroffen hatten. Ob Numerinanus weiter Kontakt mit ihr hatte ? Das er eine gewisse Symphatie für diese Duccia hatte, war dem Tribun damals aufgefallen.


    "Nach und nach werden sie sicherlich ganz und gar romanisiert und auch wir werden vielleicht die eine oder andere eigenart ihrer Kultur als Sinnvoll erachten und zu unserer machen. Als der göttliche Gaius Iulius Caesar Gallien eroberte, waren die Kelten auch noch wild und mittlerweile sind sie mustergültig romanisiert. Und heute ist ihr Halsreif, die Torques, eine hohe Auszeichnung in der Legion "


    Das ihr der Gedanke an Schnee fremd ist, verwundert ihn nicht sonderlich. Hier in der Umgebung von Rom schneite es wahrscheinlich nie und wenn, nur ganz wenig.


    "Für viele Miles der IX. war es auch eine neue Erfahrung, als wir von Hispania nach Germania verlegt wurden. Schnell haben einige von ihnen ihr schweres Marschgepäck mit zusatzlicher Kleidung versehen. Ich hatte das Glück, das ich meine Kindheit im Norden von Gallien verbracht habe. Daher war mir diese Kälte nicht fremd."


    Er schmunzelt leicht.


    "Doch ich gebe zu, an solchen Tage schätze auch ich es sehr, die Thermen im Castellum aufzusuchen."

  • Sinnierend lauschte sie seinen Worten, während sie neben ihm über die Straße schritt. Einige nächtliche Wanderer kamen ihnen sehr wohl entgegen, aber so mancher wich ihnen nach einem genaueren Blick auf die Uniform des Tribuns, dann einem zweiten auf beider Begleiter schnell wieder aus. Es gab Dinge, die man sich als kluger Straßendieb nicht unbedingt einhandeln wollte, und dazu zählten eindeutig auch Streitigkeiten mit Uniformierten, so blieben sie vorerst auch unbehelligt.
    Iulia Helena indes verschwendete nicht allzu viele Gedanken an mögliche Gefahren, mit gleich drei männlichen Begleitern fühlte sie sich recht sicher und konnte sich ganz auf das Thema, Germanien, konzentrieren. Vitamalacus wusste interessant zu berichten, und sie ertappte sich bei dem Gedanken, extra nicht allzu schnell zu gehen, damit sie noch ein bisschen länger sprechen konnten, dafür war das alles einfach zu spannend.


    "Man hört so vieles über die Kelten, dass sie wie wilde Tiere seien und dergleichen, ich kann mir das kaum richtig vorstellen, dass es wirklich so ist - denn dann wären sie kaum in unseren Städten und in der Legio gern gesehen. Wie feiern denn die Germanen ihre Feste? Sie glauben ja auch nicht an unsere Götter ... irgendwer erzählte einmal von einem Glauben an Naturgötter und Bäume?" Sie runzelte etwas die Stirn und wünschte, sie hätte damals genauer zugehört - aber als jener Veteran seine Geschichten erzählt hatte, waren sie ihr so fern und seltsam erschienen, dass sie ihre Gedanken schnell wieder auf etwas anderes gerichtet hatte.
    "Ich glaube, ich würde im germanischen Winter mindestens zwei Pelzmäntel tragen müssen, um nicht zu frieren," sagte sie dann amüsiert und schmunzelte. "Manchmal ist es sehr traurig, dass mein Vater so weit weg ist, ich wünschte, ich könnte ihn einfach besuchen und ein wenig Zeit mit ihm verbringen - aber seine Pflicht hält ihn in Mogontiacum, und die meine hier in Ostia."

  • Während sie langsam nebeneinander in Richtung des Forums gehen, wobei das Tempo eigentlich ein langsames schlendern ist. Aus dem Augenwinkel nimmt der altgediente Soldat immer mal jene Gestalten, die des Nachts in Rom ihr Glück versuchen wollen. Doch der Tribun sorgt sich nicht, er weis, er kann sich auf Titus verlassen, dieser würde ihn warnen, sollte ein Narr auf die Idee kommen, mit unehrlichen absichten sich dieser kleinen Gruppe nähern zu versuchen.


    So kann Tiberius Vitamalacus voll und ganz die Gesellschaft und das Gespräch mit Iulia Helena geniessen.


    "Im Castellum kommt man nur wenig in Kontakt mit der Religion der Germanen, bis auf jene Händler vor dem Tor, die den Aberglauben der Legionäre ausnutzen und ihnen Talismane germannischer Gottheiten verkaufen. Was davon echt ist oder nicht, weiss ich nicht. Wenn du solche sehen willst, must du Titus fragen, er lässt seinen halben Sold dafür...."


    Er muss leicht schmunzeln, denn er hat häufig das Gefühl, das Titus Marschgepäck fast nur aus Talismännern besteht.


    "Doch es soll wirklich so sein, die Götter der Germannen sind sehr Erbverbunden und häufig sind Bäume, Baumgruppen oder Steine von grosser religöser und Gesellschaftlicher Bedeutderung. Ich hab gehört, das jedes germannische Dorf einen Ort hat, welcher sich Ting oder so ähnlich nennt, etwas ausserhalb des Dorfes. Dort spricht der Häuptling Recht, vollstreckt Urteile oder verhandelt mit anderen Stämmen.... Im römischen Teil Germaniens werden die Einwohner immer civilisierter, doch auf der anderen Seite des Rhenus sieht es ganz aus. Die Händler, welche von dort kommen sind natürlich willkommen, denn es sind ehrliche Geschäftsleute, nicht wie die Griechen,... Die Krieger allerdings sind wild und auch unheimlich bemalt. Doch ihnen fehlt die Disziplin uns zu bezwingen... "


    Freundlich a sieht er sie an.


    "Wenn du nach Germania reist, empfehle ich dir Frühling oder Sommer, denn Schnee ist nicht nur kalt, sondern erschwert auch das fortkommen."

  • Während des Gehens rückte sie ihre Palla mit den schlanken Fingern wieder zurecht, leicht vor sich hin lächelnd, die Gedanken indes folgten der Schilderung des Tiberius Vitamalacus vom fernen Germanien. Es wirkte so fremdartig, was er erzählte, und sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein Volk etwas so unbeständiges wie einen Baum anbeten konnte. Eine Quelle, ja, einen Berg, der sich nicht bewegte, ein imposantes Naturschauspiel wie Blitz und Donner, aber Bäume? Man fällte einen Baum und baute ein Haus, ein Schiff oder Waffen daraus, damit hatte sich die Göttlichkeit erledigt.


    "Aber wofür die vielen Talismane? Wir Römer sind ja schon abergläubisch genug, ich hätte nicht gedacht, dass man das noch überbieten kann. Und wir tragen nicht überall irgendwelche Figuren, Bändchen oder Beutelchen bei uns." Sie warf einen recht skeptischen Blick über die Schulter zurück zu Titus, es klang einfach recht unwahrscheinlich, dass ein so starker Mann eher auf Talismane denn seine Kraft und sien Glück vertraute.


    "Leben die romanisierten Germanen denn genauso wie wir? Also glauben sie an Iupiter, Iuno und alle unsere Götter? Oder beten sie auch noch Bäume an? Es wirkt so seltsam, man kann kaum glauben, dass es zwischen so unterschiedlichen Völkern Gemeinsamkeiten geben könnte," meinte sie nachdenklich, die Stirn etwas gerunzelt. "Bis vor hundert Jahren waren wir noch erbitterte Feinde und unsere Legionen mussten sich jedes Jahr aufs Neue gegen germanische Überfälle wehren."

  • Die Hände des Tribuns bleiben auf dem Rücken verschränkt, doch seine Haltung wird immer gelassener und immer länger blickt er in ihre Richtung, statt auf die Strasse vor ihm.


    "Ich habe die Erfahrung gemacht, das gerade Männer, die immer wieder ihr Leben riskieren, sich gerne solcher Talismane bedienen. Nicht das sie Mars nicht ehren, aber sie bringen gerne den örtlichen Göttern ihre Achtung entgegen."


    Ihm entdeckt der Blick zu Titus nicht, und er kann sich fast denken, worum sich ihre Gedanken drehen.


    "In einer Schlacht hängt das Leben von so vielen Dingen ab, auch wenn man der beste Kämpfer ist, kann dich ein unglücklicher Stoss töten, da versucht so mancher Miles alles, um das Glück auf seiner Seite zu halten und nicht von einem verirrten Pilum getroffen zu werden."


    Er berichtet einfach seine Erfahrungen, vergisst ganz, das seine Gesprächspartnerin eine Offizierswitwe war, deren Mann wohl in eine Schlacht fiel, so klangen seine letzten Worte vielleicht zu sachlich.


    "Wer im Imperium lebt, opfert auch den Göttern des Imperiums. Aber wie so oft in anderen Regionen , haften sie auch ihren alten Göttern mit an. Doch anders als in Judäa, gibt es in Germania kein Problem damit, das sie auch unserem Imperator opfern."

  • Für einen Moment tauchte die Vorstellung eines mit Talismanen und sonstigen Glücksbringern über und über behängten Soldaten vor ihrem inneren Auge auf, der so kugelrund war, dass er sich nur noch rollend fortbewegen konnte - aber sie verkniff sich das Lachen eisern und schüttelte nur den Kopf.
    "Das klingt fast, als sei der Krieg ein Glücksspiel, tribunus, und der Mann, der das meiste Glück auf seine Seite zu ziehen imstande ist, gewinnt es ...man könnte meinen, dass all die Worte von Ehre, Ruhm und den Freuden des Schlachtfeldes sehr schnell ihr Ende finden, sobald die Wahrhaftigkeit des Krieges und des Todes vor den Pforten des castellums lagert. So viele Krieger, die behaupten, sie hätten niemals Angst, niemals Furcht, als müssten sie uns Frauen berichten, wie besonders heldenhaft sie sind ..."


    Ihre Stimme hatte einen nachdenklichen Klang angenommen, dann wischte sie dies jedoch schnell beiseite, denn das neue Unterthema fand viel schneller ihr Interesse als die traurigen Erinnerungen an den Schrecken des Krieges. "Judäa ... es gibt doch stets nur Ärger mit diesem Menschenschlag dort. Man könnte meinen, sie seien wie tollwütiges Wild, kaum ist an der einen Stelle der Ärger eingedämmt, bricht er woanders wieder hervor. Kennst Du diese abstruse Sekte, die sich selbst Christen nennen? Eine Abart der Juden, wenn ich mich nicht irre, und trotzdem streiten sie sich ständig. Titus sagte immer, das ganze Geschmeiss gehört in die Arena, für etwas anderes sei dieses zänkische Volk einfach nicht gut." Eine recht radikale Ansicht für eine Frau vermutlich, aber der meiste Streit in den romanisierten Städten, die sie erlebt hatte, war immer durch Juden verursacht worden, deren Untergruppierungen niemals miteinander Frieden halten zu schienen.

  • Der Tribun dachte an die Schlachten, welche er miterlebt hatte, die Kämpfe in denen es schnell passieren konnte, das der Zufall über Leben und Tod entscheiden konnte.


    "Der Krieg ist kein Glückspiel. Taktik, Führung, Disziplin und Organistation betimmen seionen Ausgang. Doch für den einzelnen Miles in der Schlacht gehört auch Glück zum Überleben dazu. In einer Schlacht zu stehen ist anders, als im offenen Zweikampf, denn auch direkt neben dir wird gekämpft. Es reicht, das ein Schwert in deine Richtung abgelenkt wird,...."


    Angst,... es war ein schwieriges Thema. Man sprach nicht darüber, doch irgendwie konnte er heute, bei dieser Gelegenheit ganz Offen darüber reden..


    "Mein Grossbater sagte mir einst, ein guter Soldat braucht sogar die Angst. Nur wenn er sie akzeptiert und beherscht, sind seine Sinne geschärft und hat er die nötige extra Kraft und Ausdauer um die Schlacht zu überleben."


    Als sie die Christen erwähnt, erinnert er sich an diesen Cherusker den die Verwandte des Legatus ins Castellum gebracht hatte. Doch das schon christliche Missionare im barbarischen Germanien unheil stifteten, konnte er ihr nicht erzählen.


    "Ob Christen oder Juden, es ist immer ein Problem mit diesen Menschen, die behaupten, es gäbe nur einen Gott und das wäre der Ihre. Sie sind einfach intolerant. Wir hingegen akzeptieren es immer, wenn ein anderes Volk andere Götter hat, solange sie bereit sind auch unsere Götter und besonders unseren Imperator achten."


    Ihre Ansichten gefallen ihm, sie sind offen und direkt, dabei bieten sie eine klare, pragmatische Lösung eines Problems.


    "Es ist unglaublich, welche Überheblichkeit dahinter steht,... dabei haben sie nie wirklich ein Staatsgebiet gehabt. Mein Grossvater erzählte mir gelegentlich von Judäa,... und was ich davon hörte, klang nicht nach einem Land, welches sich ein Gott der Götter als sein auserwähltes nehmen würde."


    Neugierif blickt er sie an, irgendwie scheint es ihm so, das sie dieses Land kennt.


    "Wartst du jemals dort ?"

  • Sinnierend versuchte sie, sich die Worte ihres verstorbenen Gemahls über den Krieg und die Angst in Erinnerung zu rufen - und befand, dass sie sich nicht sehr viel anders als jene angehört hatten, die der Tribun nun gesprochen hatte. Wahrscheinlich musste man die Angst zu jeder Zeit akzeptieren, um wirklich ein guter Kämpfer zu sein - genau wie jede Ehefrau, Schwester oder Tochter lernen musste, mit der Angst um diejenigen zu leben, denen man in Liebe zugetan war, sei es nun die kindliche, die geschwisterliche oder die leidenschaftliche Liebe einer Ehe.
    "Titus hätte Deinem Großvater wohl zugestimmt, etwas ähnliches hat er auch einmal gesagt. Und genauso ist es auch, wenn man als Frau jeden Tag dem Mann nachsieht, wohl wissend, dass es sein kann, dass man ihn vielleicht niemals wiedersieht. Es gewinnt eine ganz andere Qualität, den anderen jederzeit verlieren zu können ... und es genau zu wissen. Sicher, auch in einer großen Stadt können Unfälle geschehen, oder durch Zufall jemand zu Tode kommen. Aber als Soldat muss man das Risiko vor die eigene Tür einladen."


    Zu seinen Worten über die Christen und Juden hingegen konnte sie nur einvernehmlich nicken und leicht lächeln, sprach er doch so manches aus, hinter dem sie ebenso stand wie er. "Wir sind dort hindurch gereist, als wir der Legio nachreisten, bei der Titus letztendlich zum praefectus castrorum aufgestiegen ist. Aber diese Städte im Osten sind sich alle irgendwie gleich. Die Bevölkerung ist in viele aufsässig und man könnte meinen, sie hätten nie etwas wie Ordnung und Zucht erlebt. Es ist meistens so drückend heiss, dass man bei Tag gar nicht vor die Tür gehen möchte und in der Nacht konnte ich die ersten Wochen gar nicht richtig schlafen ... wenn man in Germanien die Kälte beklagt, nun, im Osten - in Syria und den anderen Provinzen - ist es diese Hitze, der man nie entkommt. Ein frigidarium in den Thermen gibt es da kaum, das Wasser ist immer irgendwie warm, ausser man erreicht eine Höhle in einem Berg mit einem See darin," erzählte sie und während sie sprach, gewann ihre Miene deutlich an Lebendigkeit, sie unterstrich die Worte mit sachten Gesten, aber auch einem Lächeln.

  • Tiberius Vitamalacus geniesst das Gespräch mit seiner Begleiterin. Hätte er je für möglich gehalten, Gespräche über solche Themen und mit solcher Tiefe mit einer Frau zu haben ? Nicht nur Politik, sondern auch das Gefühlsleben eines Soldaten. Wenn er sich an früher erinnert, Gespräche mit Nova, in jenem Sommerden sie hatten, immer hatte er das Risiko herunter gespielt, das das Leben als Soldat bot.


    "Nur wenn man das Risiko kennt, kann man damit vernünftig umgehen,.... Egal ob man ein Soldat ist, oder etwas anderes,... Es ist die hesunde Angst, die man braucht."


    Vielleicht ist der Grund, das er mit Iulia Helena so sprechen kann, der , das beide ihre eigene schmerzliche Lebenserfahrung gemacht haben.


    Gerade das Gespäch über die Politik gegen überjenen, die so streng an einen Gott glauben, faziniert ihn, so wie ihn auch ihre lebehafte Schilderung Judäas faziniert.


    "Judäa ist scheint mir eigentlich ein nutzloser, heisser Felösen zu sein. Und wenn wir ihn nicht als schnelle Versorgungsroute aus Aegypten für die Legionen, die das Imperium in Asia Minor sichern, brauchen würden... würden wir Judäa einfach ignorieren..."


    Er blickt zu ihr, direkt in ihr Lächeln, das ihn irgendwie ganz und gar faziniert.


    "Ich frage mich, ob die Bewohner eines so benachteiligten Landstriches, dem Glauben an eine Übergott hingeben, weil sie so ein etwas besseres Gefühl haben. Sollen nicht auch besonders Sklaven sich den Christen anschliessen ? "

  • Es war fast ein wenig wie früher, als sie sich noch mit Titus unterhalten hatte, über die alltäglichen Sorgen, die Dinge, die ihn als Offizier beschäftigten, über die Ereignisse im castellum .. und nun, mit einem fast Fremden, gelang ihr diese Art der Unterhaltung ebenso. Wahrscheinlich lag es daran, dass er ebenso Offizier war, dass sie sich über Dinge unterhielten, die sie beide aus eigener Erfahrung kannten - und sie fühlte, wie gut es ihr tat, diese kleine Erinnerung aus einer fernen Vergangenheit wieder neu aufzubauen. Die Gespräche hatte sie am allermeisten vermisst, und es gefiel ihr sehr, zumindest für den Moment einfach in diese Erinnerung eintauchen zu können. Sie ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie es als schade empfand, dass er Patrizier war, denn dort endeten alle Überlegungen, die über reine Sympathie und vielleicht irgendwann eine daraus erwachsende Freundschaft hinaus gehen mochten.


    "Judäa ist einfach nur laut, heiss und stickig, und würde es nach mir gehen, würde man die Städte schleifen, dieses lärmende Volk darin fort treiben und alles neu errichten, mit römischer Ordnung und römischen Tempeln. Aber das ist leider nur ein Wunschtraum, ich glaube nicht, dass die Menschen dort wirklich fähig sind zu erkennen, was ihnen unsere Kultur freigiebig offeriert." Leicht schüttelte sie den Kopf und meinte dann nachdenklich: "Der Glaube an einen einzigen Gott, das ist etwas, was bei den Juden eine sehr lange Tradition hat, sie dürfen ihm nicht einmal Statuen aufstellen und solche Dinge - kannst Du Dir das vorstellen? Ein Glauben ohne Bildnisse? Diese Christen sind anscheinend eine Untersekte der Juden, wie es so viele gibt, und alle streiten wie die Händler auf dem Markt darum, wer nun Recht darin hat, dass ihr Gott der richtige ist und welcher Prophet was gesagt hat. Ziemlich verrückt, wenn Du mich fragst ..." Zu seiner Bemerkung mit den Christen und Sklaven meinte sie: "Ich denke, dieser Glaube zieht die Menschen, vor allem die Sklaven so sehr an, weil er ihnen ein wundervolles Leben nach dem Tod verspricht. Bei dem Leben, das so viele Leute dort führen, wundert es mich nicht, dass sie sich nach einem besseren Leben sehnen."

  • Während sie so nebeneinander her gehen, blickt der hochgewachsene Offizier zu seiner Begleiterin herab. Er geniesst es, so mit ihr zu gehen, dieses Gespräch zu führen. Irgendwie hat sich zwischen ihnen in kürzester Zeit eine Basis des Vertrauens entwickelt, die ihm fremd ist.
    Und auch wenn es ihm innerlich erstaunt, er geniesst diese Gefühl, das er so bisher noch nicht gekannt hat. Egal, wie sein Aufenthalt in Rom verläuft, allein ihre Bekanntschaft gemacht zu haben, dafür lohnt er sich schon.


    Mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen lauscht er ihren Ausführungen, es ist erstaunlich, wie fundiert ihre Kenntnisse dieser Problematik sind. Und auch wie ähnlich ihre Ansichten sind.


    "Mein Grossvater war ein langjähriger, treuer Waffengefährte des göttlichen Vespasianus und er lies nie ein schlechtes Wort über ihn oder seine Söhne fallen. Doch immer wenn es um Judäa ging, war er der ansicht, das die Beiden nicht hart genug durchgegriffen hätten. Welche dieser Sekten man auch nimmt, sie sind doch alle gleich. Jede von ihnen hat in Welt nichts erreicht und behauptet doch, das ihr Gott der einzige und einzig Richtige ist."


    Er nickt leicht.


    "Ja, wer sich dem Christentum zu wendet, hat sicher ein Defizit in seinem Leben. Wenn wir unseren Göttern treu dienen, dann belohnen sie unser tun und wenn wir nicht gut genug sind, dann scheitern wir eben. So hat jeder seinen Platz in der Gesellschaft. Doch diese Sektierer versprechen ihren Anhängern das Blaue vom Himmel herunter, über das Leben im Jenseits. Und ob das stimmt, mag doch bezweifelt werden. Die Zeichen, welche uns unsere Götter schicken, sind doch eindeutig..."

  • Wieder rückten die beiden in das flüchtige Interesse einer recht dunklen Gestalt am Wegesrand, allerdings schien die abschreckende Wirkung der beiden breitschultrigen Begleiter groß genug zu sein, dass die Schatten sich neben ihnen nicht allzu sehr bewegten und recht schnell wieder zur Ruhe kamen. Von alledem bekam Iulia Helena indes nicht allzu viel mit, sie bemerkte zwar, dass Wonga einmal etwas näher zu ihr aufschloss, dann aber schnell wieder zurück fiel, ohne sich gemeldet zu haben - die Gefahreninstinkte des Nubiers waren etwas, worauf sie sich trotz seiner oft ziemlich üblen Beschränktheit verlassen konnte.


    "Nun, die Fehler der Vergangenheit sind nun einmal gemacht worden, und nun leben wir mit den Folgen dieser Freundlichkeit. Der göttliche Vespasianus hat sich sicherlich diesem Geschmeiss gegenüber reichlich der clementia bedient, wie es einem mächtigen Mann wohl ansteht, aber wie wurde es ihm gedankt? Immer neuer Aufruhr, immer wieder Ärger mit diesen Leuten, dass man gute Lust hätte, allesamt zu Sklaven zu machen und in Ketten zu legen ..." Leicht schüttelte sie den Kopf, denn dass solchen Leuten die Möglichkeit gegeben sein sollte, das römische Bürgerrecht zu erwerben, war schon reichlich absurd in ihren Augen.


    "Wahrscheinlich sind sie einfach zu blind, die Kraft unserer Götter zu sehen und versteifen sich lieber auf unsichtbare Heilsversprechen, denn die muss man weder beweisen noch ergründen. Stattdessen streitet man eben über die Auslegung der Worte ihrer Propheten und ist damit den ganzen Tag beschäftigt. Die Religion spielt in dieser Gegend eine wirklich sehr große Rolle und ich weiss nicht, ob es nicht ein Fehler ist, ihnen ihren Irrglauben zu lassen, auf Dauer kann daraus doch nichts Gutes erwachsen. Es wäre, als würden wir die wilden Germanenstämme ins Reich einladen und ihnen unsere Tempel öffnen, und damit belohnt werden, dass sie die Statuen umwerfen und in die Ecken pinkeln."

  • Wenn ihn die offene Sprache verstaunt oder vielleicht empört, äusserlich kann man ihn dies nicht ansehen. Erstaunt ist er wirklich nicht, er hat schon gemerkt, das sie ihre Meinung nicht hinter schönen Floskeln versteckt. Und das schätzt er besonders.


    "Ich fürchte, du hast recht. Die Art ihres Irrglauben könnte die Wurzel von Unruhe und Zwist. Wer weiss, wann denn der nächste Auftstand kommt ? Und wenn in einigen Jahre sie noch einen weiteren Propheten haben, der die einzig wahre Heilsversprechung hat ?"


    Er schüttelt traurig den Kopf. Nachdenklich fährt er fort.


    "Wenn wir nicht wären, würden doch diese ganzen Sekten beginnen sich die Köpfe einzuschlagen. Nicht auszudenken, was passiert, wenn nicht mehr der Pax Romanum in diesen Landstrichen herrschen würde. Ich traue diesem Gewäsch von Nächstenliebe nicht, es ist die Feigheit sich einem überlegenen Gegner gegenüber. Eine feige Taktik !"

  • Auch jetzt zuckte der Tribun nicht vor ihren offenen Worten zurück, was die Iulierin mit einer gewissen Zufriedenheit bemerkte - es schien, als müsse sie sich in seiner Gegenwart keiner Grenze ihre Worte auferlegen, als könnte sie einfach nur ihre Gedanken teilen, wohl wissend, dass sie akzeptiert und aufgenommen wurden, ohne sie zu bewerten oder ihr den Stempel einer zu interessierten Frau aufzudrücken. Das Gespräch tat ihr gut, sehr gut sogar, und der Wunsch, es an anderer Stelle fortzuführen, hatte sich nun zu einer Sicherheit manifestiert.


    "Seinen Glauben auf eine unbestimmte Hoffnung, die jeder anders interpretiert, zu richten, erscheint mir als ziemlich zweifelhaft," meinte sie nachdenklich und entließ den Atem durch die Zähne. "Vor allem kann man doch dann alles erfinden, muss es niemals beweisen - woran sollen sich Gläubige denn da halten, wenn es nichts gibt ausser Worten? Unsere Götter zeigen sich durch eindeutige Zeichen, und in den kultischen Handlungen kann jeder Trost und Halt finden." Die Straße verengte sich wegen einiger entgegen kommender Fuhrwerke und sie mussten auf den Bürgersteig ausweichen, hier befand sich auch deutlich mehr Schmutz auf den Straßen, sodass es mit Rücksicht auf die Sandalen angeraten schien, sich davon zu entfernen. Allerdings hieß es auch, dass sie enger nebeneinander her gehen mussten. "Es dürfte das einzige sein, womit sie sich auf Dauer von all den anderen Kulten dort abheben können, die meisten dieser anderen, östlichen Gottheiten sind ja eher auf einen einzigen Aspekt ausgerichtet und kümmern sich wenig um das Wohl der Allgemeinheit. Ich fürchte fast, damit werden sie auch auf längere Sicht noch Erfolg haben."

  • Rom scheint nie zur Ruhe zu kommen, für den Tribun ist es ein ungewohnte Erfahrung. In den Provinzen ist es Nachts einfach ruhiger, in Gallien, Tarraco, und auch CCAA sind nachts selten Fuhrwerke unterwegs, doch er weis auch, das dies für Rom ganz normal ist, das die Belieferung der Geschäfte und Unternehmen in der Nacht geschiet.
    Und das es ihm gefällt, das sie nun auf dem Bürgersteig dichter beieinander gehen müssen, würde der er sich sicherlich eingestehen müssen, wenn er in sich gehen würde. Doch er ist noch zu sehr in die Diskussion vertieft.


    "Diese Sektierer gakuben doch an nur einen Gott und eigentlich sollte er doch bei allen der Gleiche sein. Und denoch schaut er den Streitereien seiner Anhänger tatenlos zu, einfach unglaublich... "


    Der Blick des Offiziers ist nun mehr auf den Boden vor ihnen gerichtet, um den Shmutz auf diesem frühzeitig erkennen zu kennen und seine Begleiterin davor zu bewahren.


    "Ich bin erst wenige Tage in der Stadt und irgendwie hat sie mich schon in den Bann gezogen. Die Städte in der Provinz schlafen um diese Zeit schon." Dann lenkt er das Gespräch wieder auf die Sektierer."Ich glaube nicht, das dieser Irrglaube auf dauer besteht... Wir sind Römer und werden ihnen den rechten Weg weisen."


    Vor ihnen kreuzt ein recht breites Rinnsal den Bürgersteig. Woraus es besteht, darüber mag Tiberius Vitamalacus nicht nachdenken. Ihm selbst wäre es auch egal, einfach hinein zu treten, als Soldat ist er es gewöhnt. Doch seiner Begleiterin mag er das nicht zumuten.
    So bleibt legt er leicht seinen Hand auf ihren Arm, damit sie stehen bleibt. Danach macht er einen grossen, halben Schritt über das Rinnsal, überbrückt es. Er sieht sie an und hält ihr seine rechte Hand hin.


    "Darf ich dir bei diesem grösseren Schritt meine Hilfe anbieten ?"

  • "Ich glaube, dass es bei uns niemals möglich wäre, dass beispielsweise die Anhänger des Mars so sehr miteinander streiten, dass sich eine Unterglaubensgemeinschaft abspalten könnte - sicher, es gibt wohl immer Meinungsverschiedenheiten, aber dass man sich gegenseitig im Namen des Glaubens so sehr mit Schmutz bewirft, ist schon ausgesprochen seltsam. Das hat doch nichts mehr mit Hingabe und Respekt zu tun, wenn die Auslegung der Glaubens wichtiger wird als der Glauben selbst." Sie klang nachdenklich, strich sich dann eine vorwitzige Haarsträhne aus der Stirn und fügte noch an: "Stell Dir vor, in einem unserer Tempel gäbe es ein Streitgespräch wie un Judäa auf dem Markt, ich glaube, ich würde mich wahrscheinlich totlachen, sollte ich das jemals mitbekommen. Es ist so unwahrscheinlich."


    Sie hob die Füße etwas mehr an, um nicht mit den Sandalen in irgendeinen Schmutzhaufen hinein zu treten, vermied auch die immer wieder aus den Zwischenräumen der Häuser auf das Pflaster rinnenden kleinen Bäche, doch als sie ein deutlich breiteres erreichten, wusste sie, dass es ohne einen beherzten Sprung wohl nicht weiter gehen würde.


    "Rom schläft nie, das sagte mein Vater einmal, und ich habe auch keine Stadt erlebt, in der es vergleichbar zugegangen wäre. Vielleicht ist es das, was die Menschen so sehr an Rom bindet, dieser immer schlagende Puls, das immer erkennbare Leben. Man kommt nie zum Stillstand, immer geht es weiter, immer geht es voran." Dass er sich breitbeinig über das Rinnsal undefinierbarer Flüssigkeiten stellte, um ihr über dieses zu helfen, ließ sie deutlicher lächeln, nun wirklich erfreut, denn diese Aufmerksamkeit besaßen nicht alle Männer. Sachte legte sie ihre Hand in die seine und hob ihre Stola etwa kniehoch an, um bequem über den kleinen Bach an Unaussprechlichkeiten zu gelangen, vergnügt dabei schmunzelnd. "Ich danke Dir, tribunus ... ich bin mir sicher, jede Frau in Rom würde sich einen so aufmerksamen Begleiter wünschen wie Dich." Ein flatternder Liedschlag begleitet diese Worte, dann erhäielt er seine Belohnung, als ihre Finger federweich über seinen nackten Unterarm strichen und sie auf der anderen Seite einen sicheren Stand erreichte, die Stola wieder sinken lassend, das Ganze von einem warmen, offenen Lächeln garniert.

  • "Es ist unser Verhältnis zur Famile, das den Unterschied macht. In der Familie mag man streiten, doch nach aussen ist man einig. So mag es auch sein, das in einem Kult mal streit herrscht,... aber nach aussen, sicher nie !"


    Dieses war für ihn keine Frage, sowas tat ein Römerr nicht.


    "Ich glaube es war dein Ahne, Gaius Iulius Caesar, der Rom des Tages zur Zone für Fussgänger erklärte,... Und daher müssen die Fuhrwerke des Nachts unterwegs sein..."


    Doch er geniesst es, so dicht bei ihr zu sein. Und als er hier über das kleine Hinderniss helfen kann, lächelt er freundlich, geniesst es gar, als sich ihre Hand in seine legt.


    "Jeder Miles einer Legion Roms würde dies für eine Dame tun."


    Er verzichtet auf jedes schmückende Wort, es ist auch nicht nötig. Denn es gibt Dinge, die für ihn selbstverständlich sind. Eine Frau über ein Hinderniss zu helfen gehört dazu...
    Doch dieses Mal bereitet es ihm wrkliches Vergnügnen ihr helfen zu können und er erwiedert ihr Schmunzeln, ihren Liedschlag und als dann noch ihre Finger seinen Arm berührungen, ist sein lohn perfekt.
    Auch wenn er sich nicht erklären kann, warum sein Lächeln etwas breiter wird, nach dem sie ihren Weg fortsetzen und warum er erst einmal schweigt,.... es ist einfach so....

  • Es war nicht dieses brennende, ungestüme Verlangen, das sie stets in der Nähe von Vibius Valerius Victor überkam, das sie in diesem Augenblick fühlte, aber sein Blick, kurz bevor sie die Fingerspitzen von seinem Arm weggehoben hatte, ließ doch kurz ein gewisses Kribbeln in der Bauchgegend aufkommen. Das Gespräch tat ihr einfach gut, sich in keinen der üblichen gesellschaftlichen Schranken zu bewegen noch mehr, es mochte zwar als anstößig gesehen werden, dass sie als Witwe abends den Weg zum Ianusbogen angetreten hatte, aber wirklich vertrackt wäre es nur gewesen, wäre sie gänzlich allein gegangen und so leichtsinnig war sie nicht. Dass dieser Weg ihr einen intelligenten, vielseitigen und auch humorvollen Gesprächspartner beschert hatte, war den Fußweg auf jeden Fall wert gewesen, und innerlich hoffte sie nur still, dass es ihm ebenso gehen würde.


    So schritten sie einige Zeit lang still nebeneinander her, denn sie verlangte es nicht danach, dauernd zu sprechen. Ab und an berührte ihr Arm den seinen, wenn der Weg zu eng wurde, und sie konnte mit neu erwachter Aufmerksamkeit dem Zauber des nächtlichen Roms, so stinkend er an manchen Häuserecken auch sein mochte, folgen. Still beleuchtete der Mond die beiden Spaziergänger und ihre Eskorte, es schien eine fast sternklare Nacht zu sein, die ihre ganz eigene Stimmung zu verbreiten wusste. Je höher sie die Straße entlang hinauf gingen, desto besser wurde die Luft, wehte doch nun eine sanfte Brise um die sieben Hügel Roms. Ihr Atem ging nun etwas schneller, der Anstieg in Richtung des Forums bedeutete auch, dass man nun einmal eine ganze Weile bergauf gehen musste, was sie eindeutig nicht mehr gewöhnt war, aber sie gingen glücklicherweise nicht schnell genug, dass es offen zutage treten würde.
    "Ist es nicht wundervoll?" fragte sie schließlich leise, als sie einen Punkt erreicht hatten, von dem aus man einen guten Teil der beleuchteten Stadt sehen konnte. "Ich glaube, keine Stadt der Welt wird sich mit Rom jemals messen können, so dreckig und staubig es auch sein mag."

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