Fors-Fortuna-Feier auf einer Tiberbrücke

  • Milo bemerkte die Irritation seines Gegenübers nicht, da er sich gerade vom Wein nachschenken ließ. An einem warmen Tag wie diesem quälte ihn der Durst gar sehr. Allmählich dachte er jedoch darüber nach, den ohnehin verdünnten Wein noch etwas mehr verwässern zu lassen, um nicht schon so früh am Tag die Kontrolle zu verlieren. Mit frisch gefülltem Becher beantwortete er so die Frage des Septemvirs.
    "Tut mir leid, da bin ich etwas überfragt. Persönlich hatte ich leider nicht die Zeit, der großen Zeremonie beizuwohnen. Man sah schon Aktivität auf den Straßen, doch der feierliche Umzug der tibicines ist mir wohl leider entgangen. Ich gehe natürlich davon aus, dass alles ordnungsgemäß abgelaufen ist. Alles andere wäre schließlich ein handfester Skandal und sicher längst in der Acta Diurna zu lesen gewesen."

  • "Hmm." nickt Victor und notiert sich auf seiner geistigen Wachstafel, in dieser Richtung noch einmal nachzuforschen. Doch vorerst ist das Thema damit für ihn erledigt. "Nun, was in der Acta steht, ist auch manchmal etwas aufgebauscht. Erst kürzlich war zu lesen, dass man die Sacerdotes Vestales nicht mehr zu Gesicht bekommt und dass sie am Ende ihren Dienst nicht mehr tun würden. Das war natürlich nicht richtig, die Virgo Vestalis Maxima war einfach nur krank und die übrigen Sacerdotes hatten sie gepflegt und sich um das heilige Feuer gekümmert. Manchmal ist weniger dahinter, als es den Anschein hat." Victor trinkt noch einen Schluck, als ihm der Gedanke kommt, dass vielleicht gar nicht die Nacht auf dem kalten Steinboden für seine Erkältung verantwortlich war, sondern er sich möglicherweise bei der Verstalin angesteckt hatte.


    "Das scheint mir überhaupt oft der Fall zu sein. Viel zu viel wird heutzutage aufgebauscht, wobei in den seltensten Fällen die Acta damit zu tun hat. Die Leute regen sich über jeden Mist auf, ohne dass sie mal ihren Hintern heben und sich für etwas einsetzen würden. Es ist überall das gleiche, sobald es daran geht, etwas zu tun, sind plötzlich alle weg. Nuja, nicht alle, es gibt schon fähig Männer in Rom, aber die hab ich noch nie vor der Rostra laut schreien gehört."

  • Durus hörte noch immer aufmerksam zu. Er selbst hatte die Quinquatrus dieses Jahr nicht allzu ausgiebig gefeiert - er hatte zur Zeit einfach etwas viel zu tun!
    Dann nahm das Gespräch erneut eine Wendung und Durus fühlte sich berufen, sich ebenfalls zu beteiligen - immerhin wirkte es sowieso etwas seltsam, wenn er so abseits stand und dabei ständig zuhörte!
    So gab er den Sklaven ein Zeichen und trat etwas vor.
    "Stimmt genau. Zur Zeit scheinen nur die Machthungrigen und Populisten zu kandidieren. Und dann wird etwas diskutiert und es geht wieder um die Frauen! Fast nur noch Niemande!
    Ich bin gespannt, was die Acta dazu sagen."

    Er wusste nicht, ob das alles etwas pessimistisch klang und er damit nicht seine Familie beleidigte...aber die zählten ja zur "fast"-Gruppe!

  • Milo nickte noch nachdenklich zu den Worten des Septemvirs, als sich plötzlich noch jemand einmischte. Es war durchaus Überraschung über diese Manieren in seiner Miene zu lesen, doch kommentierte er dieses Verhalten nicht, da es sich um einen Advocatus Imperialis handelte. Allmählich bekam Milo das Gefühl, dass sie schon seit geraumer Zeit irgendwie belauscht wurden. Zwar waren es keine Geheimnisse, die die beiden Männer ausgetauscht hatten, doch ein gewisses Unbehagen verursachte dieser Verdacht in ihm. Er versuchte jenes vorerst zu verdrängen und sich auf das Gespräch zu konzentrieren.
    "Diese Tendenz ist wohl nicht zu übersehen. Doch so ist das nun einmal in der Politik und mit den Wahlen. Das Volk wählt denjenigen, der sich auf der Rostra am Besten verkauft. Es bleibt uns stets nur zu hoffen, dass die Magistrate auch über ihren Auftritt auf der Rostra hinaus die nötigen Fähigkeiten für ihr Amt mit sich bringen. Allerdings bin ich stolz darauf, in der vergangenen Amtsperiode für einen solchen Mann gearbeitet zu haben. Der Aedilis Plebis Purgitius Macer leistete wahrhaft vorbildliche Arbeit, was ich aus eigener Beobachtung bezeugen kann. Es ist sehr beruhigend, dass es solche Männer noch immer gibt und sie sich noch immer im Rahmen dieser Ämter so einsetzen."

  • Wirklich interessant, was hier alles besprochen wurde, aber nachdem der mir noch unbekannte Dritte sich auf so heftige Weise in die Unterhaltung der beiden gemischt hatte, räusperte ich mich merklich, um die Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen.
    "Der Aedilis Plebis ist sicherlich ein sehr guter Amtsträger gewesen, doch möchte ich daran erinnern, dass auch der Aedilis Curulis, Lucius Flavius Furianus, im Dienste von Volk und Vaterland seinen Teil zum Gelingen der Amtszeit beigetragen haben dürfte und keineswegs ein politischer Niemand ist, ebensowenig mit unwichtigen Vorfahren. Ich weiss nicht, worauf sich dein Pessimusmus begründet, doch die Nachfahren der alten Familien bestimmen auch heute noch die Wege der Politik in Rom mit, und dies wird sich sicher so schnell nicht ändern."


    Ich nickte Tiberius Durus freundlich zu, dann den beiden anderen Männern, nun ein zweites Mal, um dann zu ergänzen: "Wenn ich mich vorstellen darf: Caius Flavius Aquilius, ein Verwandter des scheidenden Aedilis Curulis, und damit durchaus interessiert an der aktuellen politischen Lage der urbs aeterna." Ein wenig richtete ich mich im Stehen auf, die Haltung einnehmend, die es mir erlauben würde, mit gestrafften Schultern dazustehen und meinen hohen Wuchs etwas zu betonen, ohne allzu arrogant dabei zu wirken. Gelobt seien die griechischen Rhetoren, denn auch dies lernte man in der Ausbildung, nicht nur den Umgang mit dem gesprochenen Wort.

  • Milo blinzelte überrascht, als sich noch ein weiterer Unbekannter einmischte und sich sogar für die Reputation seines Bruders einsetzte. Er musterte den Fremden aufmerksam und erkannte ihn von vorhin wieder. Als jener seinen Namen nannte, wurde Milo endlich klar, warum dieser sich so für Furianus einsetzte. Er lächlte leicht ob der Ironie dieses Aufeinandertreffens und ergriff als Nächster wieder das Wort.
    "Selbstverständlich wollte ich mitnichten die Leistungen des Aedilis Curulis schmälern. Er hat ebenso eine äußerst produktive Amtszeit abgeliefert und seinen Posten mit Bravour erfüllt. Ich sprach nur vornehmlich den Aedilis Plebis an, da ich seine Arbeit als sein Scriba aus nächster Nähe erleben durfte und seine Leistungen mir daher in ihren konkreten Ausprägungen am geläufigsten sind."
    Dann wandte er er sich der formalen Vorstellung zu und deutete nacheinander auf seine Gesprächspartner.
    "Advocatus Imperialis Tiberius Durus, Septemvir Valerius Victor und mein Name ist Titus Flavius Milo. Du scheinst meinen Bruder Furianus zu kennen."
    Er lächelte leicht und beobachtete die Reaktion des anderen Flaviers.

  • "Ich wollte damit auch nicht fähige Männer wie Purgitius Macer oder Flavius Furianus kritisieren. Nur fällt mir eben auf, dass es auch andere schaffen...und das nur mangels eines anständigen Gegenkandidaten!
    Und ich denke, dass - auch wenn zur Zeit einige Patrizier im Cursus Honorum dienen, sie doch überraschend wenige Senatoren stellen!"

    Offensichtlich war der junge Mann etwas überrascht über sein plötzliches Einschalten. Hatte er es doch nicht so dezent geschafft, wie er das vorgehabt hatte.
    Und dann kam da noch so ein junger Bursche und widersprach ihm...offensichtlich kannte er den Senat nicht! Aber nunja...es war ja noch jung!


    /edit: zu langsam^^

  • Gleich und gleich gesellt sich gern und Milo scheint die Patrizier anzuziehen. Nur Victor passt irgendwie nicht mehr ganz in die Runde, was ihn aber überhaupt nicht stört, schließlich stand er zuerst mit Milo da. 8) Er hört sich vorerst schweigend an, was die neu hinzugekommenen und dann sein Gesprächspartner zu sagen haben und nickt ab und zu nur. Beide Aedilen haben gute Arbeit geleistet, da gibt es nichts zu meckern dran. Vor allem Purgitius Macer hat auch Victor als durch und durch fähigen Mann kennen gelernt und ihn hat er auch noch nie vor der Rostra meckern gesehen, was seine Annahme über fähige Männer nur bestätigt.


    Über die Anhäufung des Namen Flavius wandert eine Augenbraue in Vics Gesicht nach oben. Bislang kennt er nur einen Flavius etwas näher und das ist sein Schüler Gracchus, den er ein bisschen seltsam findet. Allerdings weiß er nicht, wie die Beziehungen zwischen den ganzen Flaviern sind und bisher scheinen die beiden Anwesenden ganz in Ordnung zu sein.

  • Da war ich ja direkt in eine erlesene Gesellschaft geraten, schien es. am Festtag der Fors Fortuna war mir Fortuna anscheinend hold gewesen, ein Umstand, den ich durchaus begrüßte. Freundlich nickte ich jedem der Männer zu, die mir vorgestellt wurden, und erwiederte Milos Lächeln. "Rom ist wahrlich klein, wenn man auf einer Brücke, inmitten tausend anderer Menschen ausgerechnet auf einen Verwandten trifft," entgegnete ich ihm und schmunzelte über den Gedanken, wievielen Verwandten ich im Lauf des Tages wohl noch begegnen würde, wenn ich mich an jeder Brücke eine Weile hinstellte.


    "Nun, Dein Bruder war als Hausherr der Villa Flavia der erste Verwandte, dem ich in Rom begegnete, und so war es mir vergönnt, gleich seine Bekanntschaft zu machen. Amüsant, dass wir uns gerade hier begegnen und nicht in der Villa selbst, aber solche Zufälle machen das Leben schließlich auch deutlich spannender, nicht wahr?" Milo musste dann, wie auch Furianus, mein Cousin zweiten Grades sein, dachte ich, während ich den Stammbaum der Flavier überschlug, aus dem ich am liebsten einige Namen gelöscht hätte.


    "Letztendlich ist doch entscheidend, wie die sogenannten Unbekannten ihre Ämter ausfüllen und ob sie sich beweisen können, findest Du nicht?" wandte ich mich an den streitbaren Advocatus Imperialis und zog meine Brauen fragend in die Höhe. "Sich um ein Amt zu bewerben und es mangels Gegenkandidaten zu gewinnen, ist doch nicht dem Kandidaten negativ anzurechnen. Erst wenn es sich erweist, dass die gewählten Amtsträger nicht den Erwartungen gerecht werden, dann ist es wirklich ein Problem."

  • "Aber es kann doch nicht gut für den Staat sein, wenn jeder dahergelaufene...sagen wir Optio nur, weil es keine Kandidaten gegeben hat und er seine Aufgaben recht ordentlich erledigt hat, am Ende im Senat sitzt! Ich denke, man sollte sich schon vorher um den Staat verdient gemacht haben - oder zumindest aus einer Familie mit hervorragenden Ahnen stammen!"

  • Jetzt wandert auch noch die zweite Augenbraue nach oben. "Du meinst also, ein Optio hat sich nicht um den Staat verdient gemacht? Er hat immerhin eine ganze Zeit lang sein Leben für den Staat riskiert. Nur weil einer aus einer Familie mit hervorragenden Ahnen stammt, muss das auch lange nichts heißen. Ich will ja nicht drauf rumreiten, gerade nicht in dieser Gesellschaft, doch die unsägliche Flavia Messalina stammte aus den Reihen der Tiberia und ihr Sohn war ein Produkt aus einer Ehe mit einem Flavier. Beides meiner Meinung nach Familien mit hervorragenden Ahnen, aber trotzdem war das Endergebnis ein Attentat auf den Kaiser."

  • "Macht man sich denn durch das Durschreiten der Ämterlaufbahn nicht um den Staat verdient? Ist ein verdienter Soldat denn so viel weniger wert wie der Sohn einer Patrizierfamilie, der sein Leben lang nichts anderes getan haben mag ausser sich durchfüttern zu lassen?" fragte ich und blickte den Advocatus etwas zweifelnd an. Ob ihm bewusst war, wieviel Geld es verschlang, sich vom Qaestor zum Konsol empor zu arbeiten, wieviel mehr Geld es verschlang, sich eine angemessene Klientel aufzubauen, Gastmähler zu geben und seinen Namen bekannt zu machen, umso mehr noch, wenn man aus einer bisher politisch unbedeutenden Familie stammte?
    "Unsere Gesellschaft kann nur dann stark sein und stark bleiben, wenn wir die Möglichkeit offen halten, dass kluge und starke Männer den Weg in den Senat finden können, auch wenn ihre Ahnen diesen Weg vielleicht nicht beschritten haben. Erinnere Dich an Männer wie Marius, Cicero - man erinnert sich noch heute an sie, und sie stammten beide aus Familien, die nicht der Nobilitas angehörten."


    Dass Victor ausgerechnet Flavia Messalina erwähnte, ließ mich kurz zusammenzucken - diesen Teil der Verwandtschaft hätte ich gern ignoriert, aber leider war dies unmöglich. "Ich muss Dir Recht geben, Septemvir, die Ahnen alleine machen noch nicht die würdige Erbfolge aus, es muss auch der Geist entsprechend gebildet sein, das Herz stark genug, sich seiner Bürde und Verantwortung bewusst zu sein." Flavia Messalina! Warum nur konnte dieses unsägliche Weib nicht der damnatio memoriae anheim gefallen sein, das hätte so vieles leichter gemacht.

  • Romanus befand sich ein wenig hinter seinem Vater Tacticus im Boot. Mit großen Augen sah er sich die Feiern zur Fors Fortuna. Nach seiner langen Reise hatte er die Pracht Roms und seiner Feste doch vermisst und sah erst jetzt wieder vor Augen was ihm all die Zeit gefehlt hatte.


    Nachdem sein Vater nun so erfolgreich in die Politik gestartet war muss ich mich heute allerdings etwas zurücknehmen. Auch in Zukunft sollte ich meinen Alkoholkonsum doch etwas einschränken und nicht in alte Gewohnheiten zurückfallen, die ich mir bei den unzivilisierten Nichtrömern abgeschaut habe. Nicht auszudenken wie es dem Ansehen seines Vaters schaden könnte wenn ich jenes Gelage vor 2 Jahren wiederholen würde... dachte sich Romanus.


    Anschließend beobachtete er vom Boot aus vor allem einige gut gebaute Römerinnen und machte schließlich trotz seiner selbstverordneten Zurückhaltung einen ziemlich zufriedenen Eindruck.

  • "Nun, da frage ich mich: Hat sich ein Optio so verdient gemacht? Heutzutage gelingt es ja schon fast jedem dritten Soldaten, in die Unteroffiziersränge aufzusteigen! Und dann kommen wir auch schon zum nächsten Punkt: Wie kann ein Optio sich all das leisten, was du gerade aufgezählt hast?
    Ich verehre Cicero zutiefst und bin froh, das ein Marius unser Volk einst vor den Kimbern und Teutonen rettete - aber soweit ich mich erinnern kann, waren sie keine Optiones, als sie in den Cursus Honorum einstiegen!
    Das zweite Problem sollte die Nobilitas im Allgemeinen zumindest leicht schultern können und ich denke, dass die Nobilitas ihre Kinder eben auf diese Aufgaben vorbereitet - eine Plebejerfamilie hat ja oft nicht die Mittel dazu, seinem Kind eine solch ausgiebige Ausbildung zukommen zu lassen. Somit - und dadurch, dass ein Spross einer angesehenen Gens - sie muss ja nicht einmal ein Patrizier sein, es gibt auch alte plebejische Gentes wie etwa die Julier - wohl häufig die ingenii seiner Ahnen zumindest teilweise erhält, halte ich diese für geeignet. Natürlich sollte man trotz allem einen Blick auf ihren bisherigen Lebenslauf werfen, das will ich ja nicht abstreiten!
    Und wenn wir diese, deren Name man wohl nicht mehr in den Mund nehmen sollte, betrifft: Ausnahmen bestätigen die Regel!"

    Dass man sich immer rechtfertigen musste als Patrizier. Früher hätte jeder die Taten der Ahnen auch deren Erben angerechnet - zumindest etwas. Heute gab es offensichtlich keine Maßstäbe mehr...jetzt war schon ein Optio ein hochangesehener Posten! Davon gab es bei jeder Legion locker über LX...das machte im Ganzen bestimmt eine Menge von...bestimmt ging ihre Zahl gegen M im ganzen Imperium. Das wäre ja noch schöner, wenn die alle kandidieren würden! Aber er sagte jetzt lieber erstmal nichts, um den Herren Zeit zum Antworten zu geben.

  • "Ein Optio hätte es in der Regel zumindest geschafft, sich gegen achtzig bis hundert seiner Kameraden durchzusetzen und zu seinem Rang aufzusteigen, was keineswegs jeder dritte innerhalb einer Einheit sein dürfte," korrigierte ich das angesprochene Zahlenverhältnis ungerührt, die Stirn dabei ein wenig runzelnd, um meine kritische Grundhaltung nicht vergessen zu lassen.


    "Und ich bin der Ansicht, dass man einen Mann, der Optio war und es geschafft hat, sich im Cursus Honorum auszuzeichnen, gerade wegen der Schwierigkeiten, die ihm umso mehr im Weg stehen dürften, im Auge behalten sollte - wer es schafft, auf dem schmalen Grat zwischen Politik, leeren Kassen und verdienstlosen Vorfahren zu lavieren, ist sicherlich eine herausragende Persönlichkeit mit einem selten gewordenen Geschick. Ich bin nach wie vor für einen offenen Zugang zu den Ämtern, denn die Wahl bedeutet nur, dass es jemand geschafft hat, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, was heutzutage recht leicht zu sein scheint. Wie der- oder diejenige dann mit seinem oder ihrem Amt umgeht, entscheidet sehr viel mehr über die Zukunft - und darauf sollten wir unseren Blick richten, nicht auf die Umstände der Wahl allein."

  • Durus zog eine Augenbraue hoch. Von einem Patrizier hätte er mehr erwartet...aber egal.
    "Wie du meinst.
    Aber bei diesen Bewerberzahlen muss nicht sonderlich geschickt sein, um eine Wahl zu gewinnen.
    Und von mir aus sollen sie ruhig kandidieren - sie bekommen eben meine Stimme nicht!"

    Natürlich konnte er seinen Mund trotzdem nicht halten. Sein Name stand wohl auch für eine gewisse Härte im Bezug auf seine Meinung...andere würden es vielleicht Dickkopf nennen...

  • Ich schmunzelte und hob etwas die Schultern. Worauf wollte der Tiberier eigentlich hinaus? Aber vielleicht gehörte diese Art der Verhandlungsführung zur römischen Rhetorik, und ich würde mich damit abfinden müssen, dass alle Iuristen eine etwas schwammige Art besaßen, ihre Meinung zu vertreten.
    "Der Cursus Honorum scheint derzeit nicht beliebt zu sein - wobei ich die Frage nach den Gründen dafür deutlich interessanter finde als die Frage, warum welcher Kandidat nun verdient oder nicht verdient in sein Amt kommt. Ihr lebt sicher alle deutlich länger hier in Rom und könnt es als Wissende betrachten, was meint ihr, wieso gibt es nur noch so wenige Bewerber für die wichtigsten Ämter? Ich kann mir kaum vorstellen, dass es daran liegt, dass auch neuerdings Frauen eine politische Karriere beginnen können ..." Wie viel einfacher war e doch in Athen gewesen, wo man sich nur über theoretische Politik stritt, nicht um tatsächliche. Dennoch war ich sehr an der Antwort auf diese Frage interessiert und blickte die anderen Männer fragend an.

  • Durus dachte sich spontan *weil sie im Imperium sowieso kaum Macht haben*, unterließ es jedoch, um den Kaiser nicht zu beleidigen. Stattdessen meinte er
    "Warum? Weil es eindeutig lukrativere Arbeit gibt, die dazu noch deutlich weniger Stress bedeutet!
    Und weil sich die, die es wirklich verdient haben, bereits so genug zu tun haben."

    Es war wirklich traurig...aber er würde bald etwas dagegen unternehmen, nahm er sich vor...

  • Etwas seltsam findet Victor die Reden seines Factiokollegen schon. Die Patrizier heutzutage können einfach nicht mehr nur Patrizier sein, in dem sie es sind, nein, die meisten müssen wieder und wieder darauf hinweisen. Einerseits merkwürdig, andererseits vielleicht logisch, denn sonst würde man sie als solche nicht mehr wahrnehmen. Über Emporkömmlinge lässt sich Vic nicht weiter aus, er ist von weit unten genug emporgekommen, um an der anderen Front mitreden zu können. Seine eigene Erfahrung ist, dass an der Spitze noch zu viele unverdiente Männer sitzen, die aufgrund ihres Namens oder ihrer Herkunft einen Posten bekommen haben, auf dem sie ihr Sitzfleisch absitzen, ihre Kohle kassieren und ansonsten rein gar nichts tun, während Emporkömmlinge von Anfang an gelernt haben, anzupacken und zu arbeiten und dies auch später nicht vergessen. Ganz kann er es aber nicht lassen, eine kleine Spitze abzulassen. "Ganz recht, es gibt lukrativere, weniger arbeitsintensive Posten, welche ein Mann mit guter Herkunft einfach durch seinen Namen bekommt, ohne, dass er dafür arbeiten oder sich einer Wahl durch das Volk stellen müsste."


    Victor wendet sich Aquilius zu. "Es bedeutet nunmal eine Menge Arbeit und Verantwortung Praetor oder Consul zu sein. Daran, dass sich dafür niemand findet, kann man meiner Ansicht nach ablesen, dass es den Kandidaten oft nicht darum geht, etwas für das Imperium zu tun, sondern dass sie nur darauf aus sind, im Senat zu sitzen und die Vorzüge eines Senatorenlebens zu genießen."

  • Durus überging die Kritik, die in Victors Worten mitschwang. Natürlich wusste er, dass es auch unfähige Patrizier - oder auch Senatorensöhne gab. Als er aber drüber nachdachte, ärgerte es ihn doch zu sehr.
    "Wer bekommt denn einen lukrativen Posten nur durch seinen Namen, ohne dafür zu arbeiten?" fragte er also direkt.

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