Fors-Fortuna-Feier auf einer Tiberbrücke

  • Griechische Redekunst und Philosophie - Vic fragt sich wirklich, wie man sich freiwillig so etwas antun kann, aber anscheinend hat Aquilius es auch nicht freiwillig getan. Von daher ist es naütürlich verzeihlich, dass er nicht im Militär war, obwohl das sowieso die wenigsten Priester waren, auch Marspriester nicht. Immerhin scheint er keiner von der Sorte verwöhnter Patriziersohn zu sein, die sich ein paar faule Jahre im sonnigen Süden gönnen. Denn auch wenn Vic solches Verhalten schon verstehen kann, der Neid eines ehemaligen Peregrinus, der sein Leben lang für alles hart Arbeiten muss und nichts umsonst nachgeschmissen bekommt steckt doch zu tief in ihm, als dass er bei sowas über seinen Schatten springen könnte. "Im Grunde kommt es nur auf den Willen an. Es gibt genügend Sacerdotes Martialis, die in ihrem Leben nie gekämpft haben. Um einen Gott zu verehren, muss man ja nicht gleich seine Charakterzüge annehmen." Die Neugier brennt Vic doch zu sehr auf den Fingernägeln. "Bist du eigentlich mit Flavius Gracchus verwandt?"

  • "Flavius Gracchus ist mein Vetter," antwortete ich und schmunzelte etwas. Wahrscheinlich dachte man bald, wir Flavier wollten die Stadt einnehmen, indem wir an wichtigen Plätzen Verwandte platzierten - Furianus in der Politik, Milo ... nun, irgendwann wohl sicher auch in der Politik, dann zwei Flavier bei der Priesterschaft, mit viel Phantasie konnte man das durchaus als Verschwörung vermuten.


    "Wir kennen uns allerdings schon sehr lange und auch sehr gut, er hat mich in Achaia immer wieder besucht. In sofern bin ich ziemlich froh, einen Verwandten in meiner Nähe zu haben, den ich nicht erst neu kennenlernen muss. Auch wenn das natürlich auch seinen Reiz hat." Damit nickte ich Flavius Milo freundlich zu.

  • Vic würde als doch aufpassen müssen, was er sagt, wobei das natürlich in Anwesenheit von gleich zwei Flaviern sowieso eine gute Idee ist. Irgendwas muss er aber sagen, nachdem er schon nachgefragt hat, also entscheidet er sich für etwas Positives, was nicht ganz falsch ist. "Ich habe ihn im Tempel des Mars Ultor ausgebildet, auch wenn er später in den Kult des Iuppiter wechseln will. Ein guter Schüler und ich bin sicher, er wird ein guter Sacerdos werden." Er fragt sich, ob die Flavier vorhaben, die Spitze des Cultus Deorum einzunehmen. Tiberia Claudia holen sie sich über Heirat in die Familie, als Flavier hätten sie durchaus auf längere Sicht gesehen Chancen auf Posten im Collegium Pontificium oder sogar als Flamen. Wer weiß, vielleicht haben sie es mit ihrem zusätzlichen Einfluss in der Politik sogar aufs Kaiserhaus abgesehen, welches sie vor nicht allzu langer Zeit erst verlassen mussten. Vic würde die Flavier im Cultus Deorum auf jeden Fall im Auge behalten. 8)

  • Durus verfolgte das Gespräch. Der Bursche hatte also eine klassische Bildung erhalten - hervorragend. Vielleicht hatte er etwas zu viel griechische Bildung bekommen und war deshalb so misstrauisch gegenüber der römischen Politik, die er offenbar meiden wollte. Aber ein Mars-Priester war ja auch eine durchaus ehrenhafte Betätigung...Aber so wirklich konnte er der Unterhaltung nichts beisteuern, weshalb er lieber vorerst den Mund hielt.

  • "Nun, ich bin mir sicher, dass Gracchus seinen Weg mit Fleiß und Demut nehmen wird," sagte ich recht zuversichtlich, denn so gut kannte ich meinen Vetter. Er würde seinen Weg im Cultus Deorum sicherlich machen und irgendwann vor vielen Menschen die öffentlichen Opfer vollziehen. Ich lächelte leicht vor mich hin, als ich mich an unsere guten Zeiten in Athen erinnerte, den dabei verkosteten Wein und all die anderen Annehmlichkeiten - und mit einem leisen Seufzen nahm ich einen Schluck aus meinem Becher.


    "Aber lassen wir das, ihr wart doch gerade bei der gegenwärtigen Politik angelangt. Mir fehlt da noch einiges an Wissen über die letzten Wahlen und auch über die Dinge, die dabei vor sich gingen, die Acta verrät einem zwar einiges, aber nicht alles." Vielleicht würden sich nun alle wieder am Gespräch beteiligen können, immerhin sollte das heute ein Festtag sein, kein reihum-schweigen-Tag.

  • Milo hatte die teils hitzigen Gespräche gelassen und aus dem Hintergrund verfolgt. Er hatte ruhig von seinem Wein getrunken und die Gelegenheit genutzt, sich ein Bild von den so unterschiedlichen Männern zu machen. Vor allem das Wesen seines neu entdeckten Verwandten fand natürlich sein Interesse. Anzeichen von Zustimmung oder Ablehnung zu den einzelnen Argumentationen ließ er sich äußerlich nicht anmerken. Erst als das Gespräch wieder dem Ausgangsthema zuwandte, beschloss Milo sich wieder einzumischen.
    "Hatten wir das meiste nicht schon besprochen?" überlegte er und zog die Augenbrauen dabei leicht hoch.
    "Über welche Details wünscht du denn noch informiert zu werden?"
    Beiläufig ließ Milo sich von seinem Sklaven vom Wein nachschenken.

  • "Beispielsweise, welche politischen Themen derzeit in Rom wichtig sind, ausser der Tatsache, dass sich am Engagement der Frauen in der Politik derzeit die Geister zu scheiden scheinen," antwortete ich und nahm einen weiteren Schluck Wein aus meinem Becher, während mein Blick sich nun auf Milo abgelegt hatte. Verglichen mit Furianus schien er mir etwas bedachter zu wirken, weniger offen in seiner Meinungsäußerung, aber dadurch keineswegs uninteressanter.

  • Durus schüttelte im Geiste den Kopf. Die beiden jungen Männer tranken wirklich reichlich Wein - er selbst hätte so etwas bestenfalls bei sich zu Hause getan, aber niemals in der Öffentlichkeit! Aber sie waren noch jung und das war wohl ein Privileg der Jugend...er ertappte sich dabei, wie er wie sein Vater klang.
    "Nun, im Senat wird über diverse Themen debattiert, wie man in den Acta ließt: Beispielsweise wird über die Zuständigkeiten von Ermittlungsbehörden debattiert - eine Sache, die mich als Advocatus Imperialis natürlich außerordentlich interessiert! Außerdem streiten sie wieder einmal über die Christen, wie man sagt."
    Die Christen waren immer wieder ein beliebter Streitpunkt im Senat, wie man hörte. Durus selbst waren sie egal - wie die Juden verrückte Spinner...sollten sie machen, was sie wollten - sie sahen ja, was ihr "Glauben" ihnen einbrachte!

  • "Christen? Bei den Göttern, gibt es diese Verrückten hier also auch," meinte ich und dieser Gedanke erfreute mich nicht besonders. Auch in Athen hatte es diese Sekte gegeben und mir waren ihre vereinzelt auftretenden Propheten immer als sehr seltsam erschienen. "Dieses Gefasel vom Leben nach dem Tod und Nächstenliebe kann doch wirklich nur Sklaven ansprechen. Irgend jemand hat auch behauptet, dass sie bei ihren Zeremonien das Blut von Kindern trinken, um sich zu stärken und ihrem Gott nahe zu sein. Kann man sich so etwas vorstellen, nur an einen Gott zu glauben? Ich finde das schon bei den Juden befremdlich, aber bei den Christen beginnt es, zu einem seltsamen Fanatismus zu werden."
    Mir gefiel der Gedanke nicht, dass dieser Kult in Rom auch Fuß gefasst haben könnte - denn hier, in der urbs aeterna, gab es oft genug Unzufriedenheiten, die als Nährboden für die Lügen der Christen hätten dienen können. Eine explosive Mischung.

  • "Die werden doch total überbewertet." Vic macht eine wegwerfende Handbewegung. "Das römische Imperium hat schon viele Götter untergehen gesehen, anders wird es auch mit diesem komischen Christengott nicht sein, und den Iudengott nimmt er gleich mit. Diese Typen hocken doch nur in ihren Löchern und flehen ihren Gott an ihnen ein schöneres Leben zu schenken. Wie blöd soll dieser Gott denn sein, dass er sie erhört? Entweder er ist ein richtiger Gott, dann entledigt er sich dieser Anhänger und sucht sich bessere, oder er wird selbst mit ihnen untergehen. Ich sag es euch, maximal fünfzig Jahre, dann ist diese Sekte wieder ausgestorben. Und um das zu prophezeihen muss man wirklich kein Haruspex sein."

  • "Die Christen sind keine Gefahr - sie sind schwach. Man sagt, ihr Gott verbietet es ihnen, sich zu wehren! So eine Religion kann nur aussterben!"
    Wo hatte er das nur wieder gehört...? Vielleicht von seinem Barbier?

  • "Nunja, ich denke, es ist Zeit, nach Hause zu gehen - eine cena wartet auf mich!" meinte Durus schließlich nach einiger Zeit.
    "Valete!"
    Damit wandte er sich seinen Sklaven zu und nickte. Die Sklaven setzten sich daraufhin in Bewegung und schufen ihrem Herrn einen Weg durch den feiernden Pöbel...

  • Milo trank seinen mittlerweile doch etwas aufgewärmten Wein, war er doch besser als garnichts. Er nickte nachdenklich.
    "Anstatt über die Religion der Christen zu spekulieren, sollten wir uns lieber um unsere eigenen Götter kümmern. Allzu häufig muss man in der Acta Diurna von neuerlichen Versäumnissen lesen."
    Er verabschiedete sich mit einem freundlichen Nicken von dem Advocatus Imperialis. "Vale."
    Ein weiteren Schluck Wein später wandte er sich den beiden Verbliebenen zu.
    "Tatsächlich habe auch ich schon darüber nachgedacht, mich in den Dienst des Cultus Deorum zu begeben. " Er nickte Victor zu. "Doch ich fürchte, dass ein so intensiver und enger Dienst an den Göttern nicht das richtige für mich ist. Mir liegen eher die organisatorischen Tätigkeiten, wie ich sie in meiner Zeit als Scriba des Aedils auch ausüben konnte."

  • Victor wird aufmerksam und mustert den Flavier genauer. Auch wenn es ihm eigentlich nicht gefällt, wenn noch einer aus dieser Gens im Cultus Deorum in Rom sitzen würde, kommt ihm eine Idee. Außerdem scheint er bisher ja ganz in Ordnung und wenn Senator Purgitius ihn als Scriba hatte, dann hat er sicher auch was geleistet. "Möglicherweise hätte ich da eine Lösung für dich. Beim Cultus Deorum wäre vielleicht noch Platz für einen Scriba. Du hättest dann mit der Verwaltung zu tun und wärst den Göttern trotzdem nah. Wenn das war für dich ist, dann melde dich einfach mal bei der Anmeldung in der Regia und stell dich vor."

  • Auch ich nickte dem Advocatus leicht zu, als sich dieser verabschiedete. "Vale!" Rom war klein, ich war mir fast sicher, dass man sich irgendwann wiedersehen würde, und vielleicht würde ich dann abermals die Gelegenheit erhalten, ihn ein wenig zu ärgern. Die Beschäftigung der Müßigen sozusagen, aber ich fand durchaus mein Vergnügen daran zu sehen, wie andere reagierten, wenn man sie etwas aus der Reserve gelockt hatte.


    "Der Christenkult wird denke ich, nicht lange überleben - da gebe ich Dir Recht, Valerius Victor. Immerhin sind unsere Götter stark und unsere Priester tragen ihre Namen weit in die Welt hinaus. Wäre nicht der Segen unserer Götter stärker als der anderer, wäre Roms Stellung kaum so stark und mächtig wie zum heutigen Tage," schloss auch ich das Christenthema ab, diese Sekte war es wahrlich nicht wert, überhaupt einen Gedanken darauf zu verlieren. Dass sich mein Vetter Milo nun auch für den Cultus Deorum zu interessieren schien, erstaunte mich etwas, aber ich hörte den beiden dennoch zu, vielleicht gab das für später ein gutes Gesprächsthema.

  • Die Worte des Septemvirs ließen Milo aufhorchen. Diese Arbeit klang ganz nach seinem Geschmack. Er lächelte erfreut und nickte mit dem Kopf.
    "Das klingt nach einer ausnehmend guten Idee, Valerius. Vielen Dank für diesen Hinweis. Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen, bin mir jedoch schon fast sicher, dass ich mich zumindest bewerben werde."
    Er räusperte sich kurz und überlegte, ob er die folgende Frage stellen konnte. Doch hier auf einer Brücke des Tibers erschien es ihm noch weitaus unverfänglicher als später im Bewerbungsgespräch. Insofern entschloss er sich kurzerhand dafür.
    "Ist dir zufällig bekannt, in welchem Bereich sich das zugehörige Gehalt in etwa bewegt?"
    Milo trank einen weiteren Schluck Wein und winkte seinem Sklaven Hermes beiläufig, alle möglicherweise leeren Becher wieder aufzufüllen.

  • "Ich muss gestehen, da hab ich keine Ahnung." Vic hat noch nie ein Problem damit gehabt, über Geld zu sprechen, weder über zu viel, noch über zu wenig, was bei ihm eher vorkommt. Über das Gehalt eines Discipulus, Commentarius oder Sacerdos könnte er sich lang und breit auslassen, damit musste er immerhin lange genug auskommen, aber von sonstigen Gehälter hat er tatsächlich keine Ahnung. "Da der Cultus Deorum aber im allgemeinen eher knausrig ist wird es kaum mehr sein, als das eines Scriba in der Verwaltung. Am besten fragst du das einfach, wenn du dich vorstellst."

  • Milo nickte bedächtig mit dem Kopf.
    "Das werde ich tun. Das Gehalt wird natürlich nicht ausschlaggebend für meine Entscheidung sein. Zwar könnte ich auch ohne Probleme vom Vermögen meiner Familie leben, doch manchmal habe ich das Gefühl, dass man tatsächlich von mir erwartet dem auch etwas beizutragen."
    Er runzelte missbilligend die Stirn. Milo war ganz und garnicht der Meinung, dass er unbedingt eine Beschäftigung brauchte. Doch die Blicke, welche man ihm in der Villa teilweise zuwarf, sagten einiges aus.
    "Ich suche mir meine Arbeit lieber nach der Art der Beschäftigung aus."
    Milo zuckte kurz mit den Schultern und winkte dann ab.
    "Doch genug von mir. Wir hatten über die Politik gesprochen. Insgesamt möchte ich dazu noch sagen, wie erstaunlich ich diesbezüglich das momentane Verhalten der Öffentlichkeit finde. Es wird derzeit ausnehmend viel über die verschiedensten Themen diskutiert. Ich spreche natürlich auch von der Rostra. Dennoch ist das meiste reine, hohle Phrasendrescherei. Die wahren, wirklichen Inhalte fallen, so konträr sie teilweise auch sind, stets unter den Tisch. Wer die vergangenen Kandidaturen zum Cursus Honorum mitverfolgt hat, weiß wovon ich spreche. Ich empfinde diese Entwicklung als äußerst unangenehm und durchaus auch beunruhigend. Doch wie kommt es zu diesem Phänomen?"
    Er blickte fragend von einem zum anderen und nahm noch einen Schluck verdünnten Weines.

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