Auf dem Nachhauseweg - in (Freiheit)

  • Sie hatte das Pergament zusammengerollt und hielt es in der linken Hand fest, als sie den Ort verließ an dem sie sich mit einer Umarmung verabschiedet hatten. Nun war es auch für sie wieder an der Zeit zurück in die Villa zu gehen, denn es würde bald die Sonne untergehen und dann wollte sie nicht mehr hier draussen sein.
    Auch trotz der schönen Stunden die sie heute hatte war sie immer noch so blass und sah krank aus. Nadia hoffte, dass das mit der Zeit wieder nachlassen würde und sie ihre rosige Haut wiederbekommen würde. Sie wollte es ja und sie wollte wieder ein Leben führen welches sie nie zuvor hatte führen können. Die Worte von Furianus lagen ihr noch in den Ohren. Langsam ging sie eine ruhige Strasse entlang, denn sie wollte nicht noch einmal durch die Menschenmassen laufen.

  • Ruhig ging ich die Straße entlang. Das Leben hätte mich nicht besser beschenken können. Schlendernd ging ich dahin, als mir plötzlich eine Gestalt im Halbdunkel ins Auge sprang. Im letzten Restlicht erkannte ich feminine Züge. Langsam kamen wir uns näher und ich erkannte mehr. Plötzlich fielen mir auch diese langen, blonden Haare auf. War sie es wirklich? Erstaunt blieb ich vor ihr stehen und brachte vor Erstaunen kein Wort heraus.

  • Es war der Schatten der sie auf einmal aufblicken ließ und sie erstarrte. Nadia blieb stehen, nur wenige Meter, nein Zentimeter vor ihm und sah ihn an. Alles in ihr schien stehen gblieben zu sein, hörte auf zu schlagen, zu fließen, zu existieren. Nein sie hatte ihn nicht vergessen, das hätte sie nie gewagt, aber sie hatte nicht damit gerechnet ihn wiederzusehen, da sie sehr lange nichts mehr gehört hatte und da sie mit ihrem Leben abgeschlossen hatte war alles kein Thema mehr auch wenn es gelogen war, denn sie hatte immer wieder daran gedacht, an die Zeit die gewesen war.
    Die Starre wollte gar nicht aufhören und sie blickte in seine Augen. Einer von ihnen musste diese Stille einfach brechen und sie versuchte es. "Strabo....." flüsterte sie nur und merkte das leichte Zittern ihrer Hände kaum.

  • Ich sah sie voller Erstaunen an, da ich sie für tot gehalten hatte. Mein Traum war also nur ein Traum gewesen und keine Prophezeihung. Ich umfasste ihre Hand, nur um zu sehen, dass sie wirklich war. Ich strich über ihre Hand und konnte es immer noch nicht fassen.
    Plötzlich konnte ich nicht mehr an mich halten und umarmte sie zärtlich. Während ich sie nur hielt, rannen Tränen der Entspannung und Freude über mein Gesicht. Noch immer konnte ich nichts sagen, sondern war gefangen in der Situation.

  • Im allerersten Moment war sie versucht ihre Hand wegzuziehen aber nicht weil sie es nicht wollte sondern weil sie nicht wollte, dass er die Narben sehen würde an den Handgelenken. Seine berührungen brachten mit einem Schlag die ganzen Erinnerungen zurück und dann die Umarmung die sie erst zögerlich erwiederte und dann ihre Arme um ihn schloss. Nadia schloss ihre Augen und versuchte ruhiger zu atmen, umarmte ihn etwas fester, dachte das konnte nicht der Wirklichkeit entsprechen. Tränen sammelten sich unter ihren geschlossenen Lidern, aber sie wollte ihnen keine Möglichkeit geben auszubrechen. "Ich.....habe damit ... nicht mehr gerechnet" flüsterte sie schoan fast nicht mehr zu hören, da ihr Gesicht bei ihm vergraben war.

  • Ich wollte sie jetzt noch nicht loslassen, doch ihre Aussage ließ mich zurückschrecken. Ich ließ von ihr ab und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.


    "Was soll das heißen? Du hast nicht mehr damit gerechnet? Wie soll ich das denn verstehen?"


    Nach dieser langen Zeit fühlte sich das wie ein Dolchstoß mitten ins Herz an. Als wäre ich nie in ihr Leben getreten. Nur mit Mühe konnte ich Verbitterung aus meinem Gesicht verjagen.

  • Sie schreckte zusammen weil er sie so plötzlich los ließ. Ihre Augen sahen ihn fragend an und nun sah sie auch seine Tränen und konnte ihre nur noch grade so zurückhalten. Wie sollte sie ihm denn alles erklären was geschehen war? Man hatte sie fast umgebracht, man hatte sie gequält und letztendlich hatte sie aufgeben wollen, wie sollte sie das erklären? Sie spürte wie die Träne an ihrem Gesicht entlang lief und sie schlucken musste. Der Kloß in ihrem Hals war große geworden und schien weiter zu wachsen und kein Ende zu nehmen. Es war als würde wieder jemand ihr den Hals zudrücken und da sah sie nun auch wieder die Bilder, die sie doch versuchte zu vergessen.


    "Es ist so viel geschehen in der Zeit wo wir uns nicht gesehen haben" sie musste eine Pause machen und ließ ihn nicht aus ihrem Blick. "So viel, dass Minuten nicht ausreichen es zu erzählen. Zum Schluß sah ich keinen Ausweg mehr" sagte sie leise und spürte die heißen Tränen über sie kommen. Vielleicht mochte sie für ihn in Rätseln sprechen aber sie konnte grade nicht anders.

  • Ich sah sie noch immer ernst an und bemerkte erst jetzt, was für ein Idiot ich gerade gewesen war. Rasch schloss ich sie wieder in meine Arme. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Insgeheim hatte ich geahnt, dass sie zu schwach für dieses endlose Leid gewesen war.


    "Du weißt garnicht, wie ich dich vermisst habe! Ist denn soviel Zeit verstrichen?"

  • Alle Bilder, alle Worte, einfach alles ging an ihr vorbei und tauchte in ihren Gedanken wieder auf während sie in seinen Armen lag. Sie machte ihm keinen Vorwurf, dass er nicht für sie dagewesen war, wie sollte er denn auch? Er wusste ja nicht was alles in der Villa hinter verschlossenen Türen geschehen war. Sie vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter und fühlte sich wieder so unsagbar schwach, wie noch am Morgen als sie aufgebrochen war.


    "Das habe ich auch...dich vermisst. Für mich kam die Zeit vor als wären Monate verstrichen auch wenn es sicher nicht so war, aber ich dachte die Zeit wäre stehen gebliebe an dem Tag als ich die Villa wieder betreten hatte. Es war so grausam........" weiter kam sie nicht da sie schluchzte und alles in diesem Schluchzen unterging.

  • Ich drückte sie fester an mich und wieder begann sich ein Schleier vor meinen Augen zu bilden. Wie lange hatte ich mich nach diesem Augenblick gesehnt? Es war eine Ewigkeit, so schien mir.


    "Ich weiß. Auch für mich war es grausam, dich verschwinden zu sehen. War Furianus fair zu dir?"


    Soviele Fragen schwirrten mir durch den Kopf, dass ich sie gar nicht ordnen konnte. Und alle schienen sie mir überflüssig in diesem Augenblick. Lieber wollte ich schweigen und es einfach nur genießen, wieder ihre Berührung zu spüren.

  • Ja sie konnte sich noch daran erinnern als wäre es erst gestern gewesen, dass er gegangen war und sie in der Villa zurückgelassen hatte, dabei waren doch schon einige Wochen vergangen. Sie konnte nicht sofort weiterreden sondern schwieg eine ganze Weile einfach nur.


    "Furianus war mehr als fair denn er hatte mich beschützt soweit es ihm möglich war, aber er konnte nicht überall sein......" Sie kniff ihre Augen zusammen und versuchte bestimmte Bilder vom Garten nicht wieder aufkommen zu lassen oder die ganzen Sklaven wieder vor sich zu sehen die ihr jetzt nichts mehr anhaben konnten. Sie hatte das Gefühl gleich aufwachen zu müssen um dann festzustellen, dass sie in der Villa lag und den ganzen Tag einfach nur träumte.

  • Ich nickte stumm und dankte Furianus dafür, dass er sie größtenteils beschützt hatte. Doch etwas war anders als zuvor. Sie sprach in Rätseln zu mir und so langsam wurde mir flau im Magen. Was war geschehen?


    "Nadia, was ist geschehen? Wenn du nicht darüber sprechen willst, ist das auch in Ordnung. Aber ich mache mir Sorgen um dich."

  • Sie ließ ihn nun endlich los und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Was sollte sie ihm sagen? Und wie sollte sie es ihm sagen oder einfach zeigen?
    "Sie wollten mich fertig machen, sie wollten mich umbringen, sie wollten so vieles und dann wäre ich inen fast zuvor gekommen" flüsterte sie und zeigte ihm ihre Handgelenke. "Ich habe keinen anderen Ausweg mehr gesehen als diesen. Ich konnte nicht mehr. Doch Furianus rettete mich und ich bin ihm jetzt dafür dankbar....er schenkt mir meine Freiheit...."


    Nur wusste sie noch nicht was sie mit ihrer Freiheit würde anfangen. Sie dachte wieder an den Tag heute und an die letzten wo sie lange Gespräche mit Furianus geführt hatte. Es hatte sich vieles verändert, sehr vieles auch sie....

  • Ich dankte Furianus im Stillen und sah Nadia besorgt an.


    "Ich hoffe dir geht es jetzt gut. Dir wurde also die Freiheit geschenkt, hm? Was wirst du damit anfangen?"


    Ich hoffte schon nicht mehr, dass sie diese Freiheit mit mir verbringen wollte, denn scheinbar hatte sie mich ja vergessen oder verdrängt, dass wir je zusammen gewesen waren.

  • Betreten schaute sie auf den Boden und zuckte mit ihren Schultern. "Ich weiß nicht was ich mit ihr anfangen soll, denn eigentlich wollte ich sie nicht haben. Aber letztendlich habe ich dem doch zugestimmt. Noch bin ich es nicht wir müssen es noch besiegeln, aber es wird geschehen und ich weiß nicht wirklich was dann sein wird. Ich habe Angst vor dem Tag an dem es geschieht, denn er rückt immer näher." Sie sah seine Sorge in seinen Augen und wenn er meinte sie hatte ihn vergessen dann täuschte er sich ziemlich, denn das hatte sie nicht und würde sie auch nicht, aber sie beide wussten genau, dass es keine Zukunft geben würde und sie sollten die Wunden nicht tiefer reißen als sie schon waren.
    "ich weiß nicht wie es mir geht" gestand sie ihm und es war die Wahrheit.

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