[Officium III] Scriba - Anmeldung erfolgt hier!

  • http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/29.jpg Volusus Palfurius Bolanus hatte nicht mit dem Matinius gerechnet, weil er dachte, dieser habe eigentlich andere Pflichten als Magister Vici. Darüber schwieg er aber, denn er konnte durchaus jemanden gebrauchen, der ihm etwas Arbeit abnahm.


    "Salve Matinius. Aus Argentorate sagst du? Hm, da muss ich grad mal schauen", sprach's und wühlte in einer Schublade seines Schreibtisches herum. "Ah, da ist's ja. Richtig, da soll die Tage einer 'rübergebracht werden. Und du willst dich ans Tor stellen und da auf den warten, während dir die Sonne die Birne verbrüht?" Ungläubig sah Bolanus den Matinier an. "Oder wo willst du den abfangen?"




    NDM

  • Pacatus griff sich das Schreiben aus Argentorate und las es durch. Ein paar Mal hob er die Augenbrauen, dann legte er es zur Seite.


    "Nö Bolanus, die schreiben was von Lieferung frei Haus. Und sie versichern, dass sie das auf jeden Fall einhalten wollen. Bei Plutos Eiern, die scheinen den Burschen koste es, was wolle, loswerden zu wollen. Weiß der Geier, was wir da geliefert kriegen. Ich mach mich mal auf Alles gefasst. Wie auch immer, ich geh davon aus, dass ich den hier in dieser Baracke abfangen kann. Warten wir's ab."

  • Die Schritte vom Tor zur Curia Mogontiaci war mit das Einschüchternste, was ich bisher erlebt habe. Ich mein, wer denk schon an blühende Blumenwiesen im Sonnenschein, wenn rechts und links neben einem zwei Schläger liefen, die einen unangespitzt in den Boden rammen konnten... und auch noch so wirkten, als hätten sie jede Menge Lust dazu. Von der Stadt bekam ich auf dem kurzen Weg recht wenig mit, da ich meinen Kopf lieber ein wenig gesenkt hielt. Bei aller Liebe zum Plaudern, fand ich doch, dass ich die beiden scharfen Hunde an meiner Seite nicht noch provozieren musste. Kurz darauf standen wir auch vor dem örtlichen Verwaltungsgebäude, dass hier die Curia darzustellen schien. Nunja, eher unterwältigend, aber das war zu erwarten gewesen. Immerhin: wir waren da!


    Zum Eingang führten ein paar Stufen hinauf, die ich zweifelnd ansah. Genau davor hatte ich Angst gehabt. Auch wenn es keine doppelt mannshohe Treppenflucht war, so schien es doch ein Ding der Unmöglichkeit da heil mit Fußketten hinauf zu kommen, zumindest nicht, wenn die Mistdinger bei jedem Schritt über den Knöchel zu rutschen drohten, sodass man sich heillos darin verhedderte. "Wollt ihr jetzt vielleicht...? Ah schon gut..." Ein kurzer Blick nach links und rechts sagte mir, dass Glatzkopf und der Nicht-Glatzkopf gar nicht daran dachten, mir die Fesseln abzunehmen. Also ließ ich nur den Kopf hängen und fügte mich in das Unvermeidbare. Wie vorherzusehen, geriet ich auch schon nach anderthalb Schritt völlig aus dem Gleichgewicht, weil die rechte Schelle unter meine Ferse gerutscht und sich dadurch mitten in der Luft die Kette plötzlich spannte. Ich sah mich schon unsanft mit der Nase voran auf den Stufen aufschlagen, aber oh Wunder: Nichts passierte. Meine beiden freundlichen Begleiter quetschten mich so doll zwischen sich ein, dass ich zwar nicht mehr atmen konnte, aber praktischerweise in der Luft schwebte.


    Dann hatten wir das kleine Hindernis auch schon überwunden und die beiden ließen mich recht unsanft wieder auf den Boden fallen, wo ich erstmal (unter den äußerst wachsamen und überhaupt gar nicht gütigen Augen der Beiden) die Fußkette wieder richtete. Scheinbar sollte ich das Ding wirklich tragen, bis ich einen wirklich schlechten ersten Eindruck auf meine neuen Besitzer (oder wie auch immer der Status der Beamten der Civitas mir gegenüber war) damit gemacht hatte. Als ob ich ein Schwerverbrecher war. Wie auch immer einen Augenblick später standen wir dann schon in einem engen Officium (egal wie groß ein Raum war, sobald die beiden Muskelberge an meiner Seite eintraten, wurde er merklich kleiner) und der Glatzkopf holte wieder den Brief hervor, den er auch schon am Tor vorgezeigt hatte. “'ve! 'ne Lieferung für die Civitas Mogontiacensis aus Argentorate.“ Ich hatte mehr als nur ein leichtes Déjà vu, aber ich hatte auch dazu gelernt, also sagte ich keinen Ton, sondern rasselte zur Begrüßung nur ein wenig mit meiner Fußkette.

  • Pacatus hob den Kopf. Da hatten sich zwei Fleischberge durch die Tür gezwängt und als die sich dann wieder etwas auseinander bewegt hatten, sah man, dass zwischen ihnen ein kleines Wesen hing. Das kleine Wesen steckte in viel zu großen Fußschellen, die sicherlich schon seit den Tagen des Titus Tatius in Gebrauch gewesen sein mussten.


    Der eine Fleischberg, dessen Kopf einer rosigen Pille ähnelte, brummte ein paar Worte, aus denen Pacatus so etwas wie 'Argentorate' herauszuhören glaubte und reichte einen Papyrus über den Tisch. Pacatus las sich das Geschreibsel durch und wandte sich an den Pillen-Fleischberg: "Salvete, ach ja, das ist die Lieferung aus Argentorate. Wir sind begeistert."


    Er nahm eine leere Tabula und kritzelte ein paar Worte drauf. "Also, ich quittiere hiermit die Abgabe eines Sklaven, namens Ictis, den die Civitas Mogontiacensis dankbar entgegen nimmt. Das muss der Duumvir, nachdem er den Sklaven in Augenschein genommen hat, unterschreiben."


    Dann nahm er eine zweite Tabula, kritzelte wieder etwas darauf und reichte sie dem Pillen-Fleischberg: "Das ist die Quittung darüber, dass wir Euch diese fabelhaften Fußschellen zurückgegeben haben, mit denen Ihr ihn hergebracht habt. Die sind schließlich das Eigentum von Argentorate. Nimm ihm die Dinger ab und unterschreib."

  • Wie es schien war ich schon sehnsüchtig erwartet worden, denn plötzlich ging es ganz schnell in dem Officium. Scheinbar sogar etwas zu schnell, denn vor lauter Worten und Schreibtafeln, die ihm um die Ohren gehauen wurden, schien das Gehirn des Glatzkopfes einfach auszusetzen. Der Nicht-Glatzkopf tat ja sowieso nie etwas, außer mich zu maßregeln. "Öh..." Ohje, offensichtlich überforderte den gesprächigeren Muskelprotz mit Spatzenhirn die Aufforderung irgendetwas zu unterschreiben gar gewaltig. Wenn der dämliche Schwachkopf noch länger mit leerem Blick in die Gegend starrte, würde ich bald so aussehen wie die Fußfesseln - alt und vergammelt.


    Nachdem ich jetzt nicht mehr mit meinen beiden Bewachern alleine war, fühlte ich mich auch etwas mutiger (zumal auch keine Treppen mehr in Aussicht waren, die ich mit den Ketten am Fuß hochgescheucht werden konnte), sodass ich mich mal zu Wort meldete und die Hand nach der zweiten Tabula ausstreckte. "Ich möchte mich ja nicht einmischen, aber... wenn ihr mir die Fußfessel endlich abnehmt, unterschreib ich für euch die Quittung, sofern der Dominus hier das gestattet. Dann sind doch alle glücklich und zufrieden, nicht wahr?" Ich würde auf jeden Fall glücklich sein, wenn ich die Dinger los war und seien wir mal ehrlich: Das war doch das einzige was zählte. Der Glatzkopf jedenfalls schien jetzt auch noch über meinen Vorschlag nachdenken zu wollen, was weitere Minuten voller anstrengender Unterdrückung der aufkommenden Ungeduld erwarten ließ. Aber oh Wunder, der haarlose Idiot sah zu seinem nicht minder intelligenzlosen Kumpan und als der seinen Kopf einen digitus weit zu einem Nicken neigte, brummte der Glatzkopf eine Zustimmung.


    Während ich also die Tabula mit der Quittung in die Hand bekam und einen Stilus dazu, machte sich Muskelmännchen Nummer Eins daran die Metallstifte zu entfernen, mit denen die Fessel zusammen gehalten wurde. Wahrscheinlich hätte ich auch einfach aus den Dingern heraus steigen können, wenn ich ein wenig mit dem Fuß gewackelt hätte, aber es war viel zu befriedigend auf die nackte Kopfhaut des einen Schlägers zu starren, als er so vor mir Knien musste, um die Kette abzumachen. Daran konnte man sich glatt gewöhnen, dass jemand vor einem kniete. Naja, vielleicht später mal... Unterdessen musste ich noch die Unterschrift niederkritzeln und einen Moment lang spielte ich mit dem Gedanken einfach nur ein verwackeltes Kreuz einzuritzen, denn mehr hätte der Glatzkopf sicher auch nicht hinbekommen. Andererseits könnten dann meine neuen Besitzer denken, dass ich auch nicht schreiben konnte. Also setzte ich stattdessen in geübter und tadelloser - also völlig unleserlicher - Signaturschrift ein Caius Crinitus unter die Quittung und reichte die Tafel dann zurück.


    Ein paar Augenblicke später rasselte die Fußfessel dann auch ein letztes Mal, als sich der glatzköpfige Analphabet mit ihr in der Hand wieder erhob. “Den Göttern sei Dank...“ Nicht gerade unauffällig, weil ziemlich erleichtert dreinblickend, ließ ich meine Füße nacheinander ein wenig kreisen und genoss die wiedergewonnene Bewegungsfreiheit... zumindest für den Moment. Mal schauen was meine neuen Besitzer mit mir vorhatten. “Darf ich dann fragen, wie es jetzt weitergeht, meine Herren?“ Zugegeben ganz offensichtlich erwartete ich gar nicht erst eine Erlaubnis meine Frage stellen zu dürfen, aber es klang doch recht höflich so, oder?

  • Die Fleischberge hatten ersichtlich keinen Schimmer vom Schreiben und Lesen, so erschrocken waren sie, als Pacatus darum bat, die Quittung für die Fußfesseln zu unterschreiben. Da schnappte sich Ictis flink die Tabula und setzte seinen Kaiser Augustus drunter. Pacatus schüttelte den Kopf.


    "Nein, so nicht, Freunde. Das können nur die dicken Argentorater tun. Alles muss ja seine Ordnung haben, oder was?" Er kratzte sich am Kopf. "Aber halt, ein richtiger Bürokrat findet stets die richtige Lösung. Solange nämlich der Duumvir die Übergabe von Ictis noch nicht quittiert hat, können wir Ictis doch mit Fug und Recht als zugehörig zur Delegation aus Argentorate betrachten, nicht wahr, Bolanus? Und der barhäuptige Wachmann hat ihm ja, wie wir gehört haben, den Auftrag zum Unterschreiben gegeben. So gesehen is doch alles in Butter."


    Pacatus nahm die Tabula und quetschte zwischen Text und Unterschrift noch ein 'Iussu' (im Auftrag) rein.

    Hiermit bestätigen wir,


    dass wir von der Civitas Mogontiaci ein Paar Fußfesseln, mit deren Hilfe der Sklave Ictis nach Mogontiacum überführt wurde, vollständig zurückerhalten haben.
    Iussu
    Caius Crinitus


    "So, Ictis, jetzt gehen wir zum Duumvir (dort). Und Ihr rührt Euch nicht vom Fleck, bis ich zurück bin," sagte er zu den Fleischklöpsen.

  • Uh, das war wohl gerade noch mal Glück gehabt. Auf den ersten Blick schien es ja so, als ob der gute Mann hier aus Mogontiacum einer dieser furchtbaren Beamten war, die die Regeln allzu genau nahmen und ums Verrecken nicht davon abwichen. Aber ganz offensichtliche täuschte ich mich ja, denn der Mann bewies ja doch eine gewisse geistige Beweglichkeit. Jedenfalls lächelte ich ihn freundlich an und nickte heftig, als er meinte, dass alles in Butter sei. Auch wenn er wohl nicht mit mir sprach, konnte es doch nicht schaden, wenn hier allen Anwesenden deutlich klar gemacht wurde, dass wirklich alles total normal war. Nicht, dass bei den beiden muskulösen Idioten noch irgendein Sesterz falsch viel und sie ihre Gehirne wieder zum Denken benutzten.


    Als der neue Meister dann allerdings die beiden Muskelprotze anwies an Ort und Stelle Wurzeln zu schlagen (und in was für einem äußerst netten Tonfall auch noch, wie ich fand), musste ich mich stark beherrschen, den Beiden nicht die Zunge zu zeigen oder eine rüde Handgeste zu machen. Stattdessen senkte ich den Kopf (damit man mein breites Grinsen nicht sah) und nickt dann wieder in Richtung des Beamten. "Jawohl, Herr." Wenn ich es mir recht überlegt, würde ich mir die Beleidigungen für die beiden Wachhunde doch nicht verkneifen, sondern nur auf später schieben, wenn sie endgültig aus dieser Stadt (und hoffentlich auch für immer aus meinem Leben) verschwanden. Aufgeschoben war schließlich nicht aufgehoben. Jetzt aber galt es erstmal dem Herrn hier zu folgen, also tat ich das auch.

  • Im Officium der Scribae gab Pacatus den Fleischklöpsen die Tabula und wünschte ihnen einen guten Heimweg. Als sie draußen waren, wandte er sich an Ictis.


    "Setz Dich erst mal, Ictis. Ich bin Matinius Pacatus, der Magister Vici hier und nebenbei noch Scriba. Oder auch umgekehrt, so genau krieg ich das meistens nicht auseinander. Jetzt, wo das Amtliche abgehakt ist, können wir uns mal um das Wichtige kümmern. Hast Du Hunger?"

  • Nun, den furchtbaren Fängen des furchteinflößenden... verdammt mir fällt kein Wort für 'hochstehender Magistrat' ein, das mit einem F anfängt. Tja, dann eben so: Nachdem wir nach einem weder sonderlich dramatischen noch absolut überflüssigen Gespräch aus dem Officium des Duumvirs zurück kamen, konnte ich es mir nicht verkneifen, die beiden Muskelprotze im Raum der Scribae breit anzugrinsen. Da mich der Cheffe hier haben wollte, würde ich mit den beiden nie wieder was zu tun haben. Nie. Wieder. Im. Leben. Insbesondere als der scheinbar nicht ganz so hoch in der Hierarchie stehende Herr hier, ihnen die unterschriebene Quittung gab und sie dann ohne viel Federlesens hinaus komplimentierte winkte ich ihnen nochmal kräftig hinterher. "Valete! Danke für die nette Gesellschaft und... gute Heimreise!" Mögt ihr unterwegs geköpft, gehängt, auf heiße Stangen gespießt und dann ausgeraubt werden (nicht unbedingt in dieser Reihenfolge - da ich mich mit fortgeschrittenen Um-die-Ecke-bring-Methoden nicht so auskenne, kann jemand der das tut ruhig die langsamste und schmerzhafteste davon für den Beginn auswählen). Mit Wonne drehte ich den beiden Idioten auch noch eine lange Nase, wohlweislich aber von hinter dem Rücken des Herrn. Dann war das erledigt und ich war frei. Frei! Naja, zumindest frei von der Angst unangespitzt in den Boden gerammt zu werden, weil ich es wagte meinen Mund zu mehr als zum Wimmern und Winseln zu benutzen.


    Zu freundlich war es dann von dem Herrn hier mir einen Platz anzubieten. Nachdem ich hier jetzt wohl in Mogontiacum angekommen war, merkte ich doch langsam, dass mir ein Tag Schlurferei mit Ketten in den Beinen steckte. Nicht, dass ich wirklich wusste, wie sich ein Sklave im Steinbruch fühlte, aber ich meinte heute fast ein Gefühl dafür bekommen zu haben, wie es denen so ging. Was mich fast dazu brachte den Göttern auf Knien dafür zu danken, dass sie mir Hirn geschenkt und bei den Muskeln dafür gespart hatten. Da allerdings sich keine Gottheit für mich interessiert (zugeben das beruht auf Gegenseitigkeit), ließ ich das dann mal bleiben. "Danke, Herr!" Ah, also Pacatus hieß der Dominus hier. Das war doch schonmal hilfreich. Sollte mich jetzt jemals hier jemand fragen, wem ich Rede und Antwort zu stehen hatte, kann ich in Zukunft mehr sagen als 'Öh, so ein Typ da...' Und Ortsvorsteher war er und Schreiberling. Meine Güte, die Ämter hier mussten ja wirklich schlecht bezahlt sein, wenn er gleich zwei Jobs gleichzeitig machte. Das hieß wohl, dass man sich hier als Sklave wohl noch schlechter einen vernünftigen monetären Grundstock für die Zukunft erarbeiten konnte, als ich das bisher eh schon befürchtet hatte. Meine Güte! Ich will doch nicht erst meine Freiheit erkaufen können, wenn ich alt, runzlig und kurz vor Ende Zwanzig bin.


    Allerdings ist das noch Zukunftsmusik und jetzt gilt es handfestere Entscheidungen zu treffen. Hatte ich Hunger? Mein Magen grummelt so hörbar bei diesen Worten, dass sich eine Antwort fast schon von selbst erledigt, trotzdem nicke ich heftig. "Oh ja, Herr. Die Reise hierher erfolgte nicht nur in... äh gewöhnungsbedürftiger Gesellschaft, die Verpflegung konnte man auch nur unzureichend nennen." Auch ein Sklave lebte nicht von Luft und Schlägen allein (auch wenn das die durch jemanden wie mich verursachten Unterhaltskosten sicherlich wundervoll gesenkt hätte), aber das wusste wohl nicht jeder Mensch auf dieser Welt. Das war ja auch wirklich nett von dem Pacatus, dass er wenigstens daran dachte. Wirklich, sehr nett!

  • Wahrscheinlich hatten die Fleischberge den Ictis mit Sägespänen und Ziegelmehl durchgefüttert, um die Reisekosten niedrig zu halten. Pacatus vermutete sicher zu Recht, dass der Quaestor von Argentorate mindestens so geizig war wie der hiesige. Hihi, 'die Verpflegung konnte man auch nur unzureichend nennen'. Was für eine gepflegte Formulierung!


    "Na, dann wollen wir mal die unzureichende Verpflegung mit einem Eintopf fortsetzen. Nicht, dass Du denkst, ich wäre herzlos, aber erstens wird meine Nächstenliebe dadurch angefeuert, dass ich selber Hunger habe und zweitens ist der Eintopf der beste im ganzen Imperium. Hast Du dazu noch irgendwelche Bedenken?"

  • Bei der ersten Erwähnung des Wortes 'Eintopf' bekam ich einen ziemlich glasigen Blick, da bin ich mir sicher. Als der Matinier dann auch noch meinte, dass der Eintopf der beste im Imperium wäre, war ich kurz davor auf den Boden zu sabbern. Ich mein, mein ehemaliger Dominus war ein richtiger Feinschmecker, der auf ein einfaches Gericht nichts gegeben hätte, aber er war auch so ein Gierschlund gewesen, dass ich nie (oder eher nur sehr wenig, wie ich eben auf dem Weg von der Küche zum Triclinium ohne aufzufallen in mich reinstopfen konnte) was von dem leckeren Zeug abbekommen hatte. Von daher hätte ich jetzt wohl nichtmal viel dagegen gehabt, wenn es nur eine dünne Suppe aus Brunnenkresse gegeben hätte.


    Aus dem Grund musste ich erstmal heftig die Spucke herunterschlucken, sonst hätte ich garantiert nichts auf die Frage von Pacatus antworten können, außer einem sehr feuchten 'Blubb'. Immerhin heftig den Kopf schütteln konnte ich schon mal, bevor ich es wieder wagte den Mund zu öffnen. "Nein, Herr. Oder wobei... ich hoffe es reicht für mehr als eine Schüssel, Herr." Nicht, dass ich gerade erst das Gefühl bekam etwas im Magen zu haben und dann würde es auch schon nichts mehr geben. Das wäre eine wesentlich fiesere Folter, als jede Peitsche es je sein könnte (Nein, da sprach ich nicht aus persönlicher Erfahrung, aber so heftig, wie mein Magen gerade knurrte, stimmte er mir zumindest bei der Vermutung zu).

  • Pacatus schaute sich die Füße von Ictis an. Man sah noch die Rostspuren der sehr antiken Fußfesseln, aber allem Anschein nach konnte der Bursche noch laufen.


    "Bis zu dem Eintopf musst Du noch drei Stadien laufen, denn den gibt's nur drüben in der Basilika. Gemma!"

  • Alpina war lange durch die Gänge der Curia geirrt und hatte sich durchgefragt, an wen sie sich wenden musste, um ihre Taberna medica anzumelden, bis man sie zum Officium des Scriba geführt hatte. Nun stand sie vor der Tür und holte tief Luft.
    Beherzt klopfte sie und wartete darauf, dass sie hereingebeten wurde.

  • Pacatus war auf dem Weg zu seinem Officium, als er die junge Frau vor dem Officium der Scribae sah.


    "Salve, junge Frau. Die Scribae sind gerade beim Mittagessen, da wirst Du kein 'Herein' zu hören kriegen. Um was geht's denn?"

  • Dankbar lächelte Alpina den Mann an, der sie so freundlich angesprochen hatte.
    "Oh, das ist aber dumm, dass ich zum falschen Zeitpunkt komme. Ich wollte fragen, was ich für Formalitäten zu erledigen habe, wenn ich eine Taberna medica hier in Mogontiacum eröffnen will. Ich lebe in der Casa Atia und Paullus Atius Scarpus, der mich und meine Mutter bei sich wohnen läßt, ist so nett und erlaubt mir, die leerstehende Taberna in seinem Haus zu nutzen. Wir würden unsere Kenntnisse gerne den Bürgern von Mogontiacum zur Verfügung stellen. Kannst Du mir weiterhelfen?"

  • Pacatus üffnete die Tür zum Officium der Scribae. "Da bist Du genau an den Richtigen gekommen. Ich bin Matinius Pacatus, der Aedil in Mogontiacum. Und ich muss mich in Alles einmischen, was mit Handel und Markt zu tun hat. Komm hier rein, wir können das auch in der Schreibstube da erledigen."


    Er warf seine Papyri auf einen freien Tisch. "Nimm Platz." Er wies auf einen der Hocker und nahm sich eine Tabula. "Du willst also eine Taberna medica eröffnen? Sag mir doch mal bitte Deinen Namen. Du sagtest, das wäre in der Casa Atia? Ach ja, das ist die Gasse, wenn man bei der Casa Petronia nach links abbiegt, gleich gegenüber vom Barbier Leonidas, richtig?"

  • Alpina atmete erleichtert auf. Matinius Pacatus war ein freundlicher Mann. Sie hatte nicht zu hoffen gewagt, besser behandelt zu werden als in der Principia der Legio II. Doch sie hatte Glück.
    Alpina nickte zustimmend und bestätigte Pacatus Angaben.
    "Genau so ist es. Dort liegt die Casa Atia. Mein Name ist Susina Alpina. Brauchst Du sonst noch Angaben von mir?"

  • Pacatus nahm sich einen Griffel und notierte:


    Taberna medica
    Vicus Apollinensis, Casa Atia
    Susina Alpina, Inhaberin



    Er lehnte sich zurück. "Zunächst einige allgemeine Hinweise, die Du beachten musst. Der Porticus auf der Straßenseite Deiner Taberna muss frei bleiben. Du darfst dort keine Waren auslegen oder Schilder aufstellen. Die Öffnungszeiten liegen zwischen Sonnenaufgang und Untergang. Eine Taberna medica kann aber auch abends länger geöffnet sein, wenn dringender Bedarf ist."


    Das mit den Öffnungszeiten war eigentlich ein Vorgriff auf die neue Marktordnung, die es noch gar nicht gab, aber Pacatus sagte sich, dass das Gemurre der Händler sicher leiser sein würde, wenn man jetzt schon darauf hinwies und nicht erst dann, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen war.


    "Ich hab dann noch ein paar Fragen. Hast Du schon einen Namen für Deine Taberna? Wieviele Räume hat die Taberna und wie groß sind sie? Wirst Du selbst da arbeiten oder beschäftigst Du Angestellte oder Sklaven?"

  • Alpina nickte wieder. Sie versuchte sich alle Informationen gut zu merken.
    "Ich werde mit meiner Mutter gemeinsam die Taberna medica führen. Sie soll Taberna medica Alpina heißen. Meine Mutter spricht allerdings noch nicht so gut Latein, also werde ich wohl die meiste Zeit anwesend sein müssen. Da wir beide aber auch als Obstetrices tätig werden wollen, wird es wohl vorkommen, dass nur sie oder ich in der Taberna sind, während die andere eine Schwangere oder Wöchnerin besucht. Entbindungen nehmen wir üblicherweise gemeinsam vor. Dann müssen wir eben ein Schild vor die Tür hängen, dass geschlossen ist. "
    Alpina besann sich der anderen Fragen: "Wir haben einen Verkaufsraum und einen kleinen Lagerraum im Keller des Hauses. Ich weiß nicht, wie viele Passus der Raum an Länge und Breite hat... Du kennst doch das Haus... wieviel mag es sein?"

  • "Mhm, Taberna medica Alpina. Und was die Grüße der Räume angeht, warte mal ...", Pacatus ging zu einem Regal und suchte eine Papyrusrolle. Er musterte die kleinen Holzschildchen, die am Vorderende der Rollen angebracht waren. "Ah, da haben wir es ja."


    Er rollte den Papyrus auf. "Es sind nur fünf Häuser auf der Seite der Straße und die Parzellen haben alle die gleiche Breite, 48 Fuß, da müssten in der Casa Atia zwei Läden sein, das wären dann rund 20 Fuß Breite pro Taberna, ja, das ist ausreichend. Gut, dass Du einen Lagerraum im Keller hast, wo Du deine Waren kühl lagern kannst, denn Du darfst keine verdorbene Ware in den Verkauf bringen. Wir kontrollieren das von Zeit zu Zeit. Falls Du zusätzlich einen Marktstand auf dem Forum einrichten willst, musst Du das bei mir beantragen."


    Er stand auf und legte die Papyrusrolle wieder an ihren Platz. "Das geht in Ordnung. Die Erlaubnis für Deine Taberna schicke ich Dir morgen zu".

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!