Ich saß über meinem breiten Eichenholzschreibtisch in meinem Tablinium, fast apathisch starrte ich die weite Leere der kahlen Wand mir gegenüber an.
Ich hatte mich in meinen Sessel zurückgelehnt, den Arm auf der Lehne abgestützt und hatte dabei den Kopf schräg gelegt.
Es war ganz still im Haus, auf dem Anwesen, draußen auf dem Hof, selbst von den Ställen drang kein Lärm.
Wie ich sie genoß diese stillen Momente in völliger Abgeschiedenheit, sie wurden zur Mangelware und einem kostbaren Gut.
Vor mir auf dem Tisch lag eine Wachstafel, an der ich gerade geschrieben hatte. Die Worte drehten sich in meinem Kopf und ich hatte sie mehrmals hin-und hergeschoben wie in einem Spiel. Solange bis es passte.
Nun stand es da, unerschütterlich, unzerüttbar und ich war zufrieden. Nur noch mein 'imperator iulianus' mußte ich daruntersetzen, dann war es komplett. Und so presste ich Siegel und Unterschrift in den Ton hinein. Da stand es nun.
MANVMISSIO
IN ANGESICHT VNSERER GEHEILIGTEN TRADITIONEN VND RITEN VOR DEVS OMNIPOTENS IVPPITER OPTIMVS MAXIMVS VND DEM GOETTLICHEN IMPERATOR VLPIVS IVLIANUS CAESAR AVGVSTVS SEI DEM SERVVS NVMERIVS OPEROSVS FVER SEINE AVFOPFERUNGSVOLLEN DIENSTE, FVER SEINE TREVE VND LOYALITAET ZV SEINEM HERRN VND BESITZER ALS ZEICHEN DER WERTSCHAETZVNG VND DANKBARKEIT DIE FREIHEIT GESCHENKT. SO SOLL ER VNTER DEM NAMEN TITVS DIDIVS T l OPEROSVS ALS FREIER MANN SVI IVRIS SEINEN WEG GEHEN, NIEMANDEN VNTERWORFEN ODER VERPFLICHTET ZV IRGENDEINER OBLIEGENHEIT.
VRKVNDLICH BESTAETIGT
T DIDIVS GORDIANVS
ANTE DIEM III KAL IUL DCCCLVI A.U.C. (29.6.2006/103 n.Chr.)
Zufrieden betrachtete ich die Urkunde, datiert und gesiegelt. Den glücklichen Empfänger mußte ich noch informieren, also ließ ich durch einen Sklaven, der gerade an meinem Büro vorbeischlich, Numerius herbeiholen.