[Cubiculum] Iulia Helena

  • ~* Cubiculum der Iulia Helena *~
    Dies ist das Schlafzimmer der Iulia Helena.


    Das Schlafzimmer der Iulia Helena ist eher funktional denn verspielt
    eingerichtet, neben dem mit durchsichtig-weissen Vorhängen aus
    einem weichen, dünnen Stoff umgebenen Bett befinden sich nur ein
    kleiner Schreibtisch nebst Stuhl und ein Tisch mit zwei Stühlen in
    diesem Timmer. Auf dem Schreibtisch stapeln sich recht ordentlich
    diverse zusammengerollte Schriftrollen, er erweckt den Eindruck, dass
    hier regelmäßig noch spät abends gearbeitet wird, eine kleine Öllampe
    auf dem Schreibtisch bestätigt diesen Eindruck noch.


    Während auf dem kleinen Tisch ein Krug Wasser mit zwei Bechern
    bereit steht, kann man an den Wänden ein einfach gehaltenes,
    florales Mosaik ausmachen, das in hellen, frühlingshaften Farben
    gehalten ist, welche sich auch in den Farben der Kissen auf ihrem Bett
    wiederspiegeln. Eine schlichte, sonnengelbe Decke liegt auf dem Bett
    und verdeckt etwaige Spuren einer unruhigen Nacht zuverlässig, eine
    bunte Kleidertruhe hat an der rechten Seite des Betts Platz
    gefunden, eine hohe Vase mit einer breitblättrigen Grünpflanze steht
    auf der anderen Seite.


    Neben dieser Vase lehnt ein Militär-gladius in
    einer etwas abgewetzten Lederscheide an der Wand und stört die
    friedliche Stimmung des Raums empfindlich, doch wirkt es, als stünde
    es mit Absicht an diesem Ort.

  • Sie war später als sonst in die Casa Iulia von einem Spaziergang durch die Nacht zurückgekehrt, und recht froh darum, dass sie niemandem begegnet war. Constantius schlief in dieser Nacht wohl in der Kaserne, auch in Livillas Zimmer brannte kein Licht mehr, sodass sie sich nicht bemüßigt fühlte, irgend jemandem einen guten Abend zu wünschen oder mit jemandem zu sprechen. Ein leichtes Lächeln auf den Lippen, hatte sie die stille Casa leise durchquert und war in ihr cubiculum geschlüpft, ohne auch nur einem Sklaven zu begegnen, Wonga hatte sich in seine cella zurückgezogen, um sich für den nächsten Morgen auszuschlafen. Sie legte ihre Palla ab und setzte sich auf den Stuhl an ihrem Schreibtisch, ohne die Öllampe zu entzünden, blickte nur still durch das Fenster in den Himmel hinauf, die Gedanken sammelnd.


    Schließlich neigte sie sich etwas zur Seite, um das in seiner abgewetzten Lederscheide ruhende gladius zu greifen, das sie von ihrem verstorbenen Gemahl geerbt hatte, die Waffe, die ihn ins Feld stets begleitet hatte, und mit der in der Hand er auch gestorben war. Langsam zog sie die Waffe aus ihrer Umhüllung und betrachtete die Scharten, die im Lauf der Jahre die gepflegte Klinge verändert hatten, doch noch immer war sie einwandfrei geölt und war lautlos in ihre Hand geglitten, wie ein guter, verlässlicher Freund, der einem zur Seite stand, wann immer man ihn brauchte. Diese Waffe verkörperte viel mehr als nur ein Andenken an ihren toten Gemahl, sie roch nach dem Schlachtfeld und fast schien es, als berührte sie Titus' schwielige Hände, wenn sie den Griff des gladius mit ihren schlanken Fingern umfasste.


    "Heute abend habe ich mir Rat gesucht, Liebster," flüsterte sie leise in die Dunkelheit, wohl wissend, dass er sie hören würde. "Ich glaubte, der Ianusbogen, das Symbol für Vergangenheit und Zukunft zugleich, könnte mir eine Hilfe sein in all diesen Fragen, die mich seit einigen Tagen bewegen. Weisst Du, ich glaube fast, ich habe eine Antwort bekommen, eine deutlichere, als ich sie mir gedacht hätte. Erinnerst Du Dich an die Tage, in denen wir entdeckten, dass wir einander mehr sein können als ein schweigender Liebhaber und eine unwillige Geliebte? Dieses Gefühl, Dich sofort zu begehren, wenn Dein Körper mich berührte, nach all der Zeit, in der ich Dich nachts nicht sehen wollte, am liebsten alleine geschlafen hätte? Ach Titus ... ich hatte wirklich geglaubt, es sei gestorben, mit Dir gestorben. Und dann kam es zurück, als ich es nicht mehr vermutet hätte, bei einem fast vollkommen Fremden."


    Ihr Gesicht spiegelte sich in der Klinge, ein heller Schemen in einem nur durch den Mondschein von draußen vage erhellten Raum. "Ich habe mich zwei Mal an ihn gedrückt, als ich hinter ihm auf dem Streitwagen stand, und es hat sich so gut angefühlt," formten ihre Lippen weiter leise die Worte, die sie niemandem sonst sagen konnte. Aber Titus, ihr lieber, toter Titus, er würde sie hören. Er würde verstehen. "Hätte er es gewollt, ich hätte mich in den Ställen der Factio ihm hingegeben, zwischen Pferden, Pferdemist und Stroh. Ist das nicht seltsam? Sich all die Zeit zu beherrschen, auf einen Ruf zu achten und doch ... die Gedanken sagen etwas anderes. Mein Körper zittert schon, wenn ich nur daran denke, er könnte mich in seinen Arm nehmen und mich küssen, sodass mir unter der Wucht seines Kusses der Atem verloren geht. Weisst Du noch, diese Ruinen, zu denen Du mich führtest? Wo Deine Leidenschaft so groß war, dass Du in dieser Nacht unseren kleinen Marcus zeugtest? So fühle ich mich immer in seiner Nähe, und auch wenn ich weiss, dass es falsch ist, so zu empfinden, es ist, wie es ist ..." Sie schloss die Augen und fuhr mit den Fingern über die geölte, glatte Klinge, das kalte Metall betastend, als sei es die Haut eines Mannes.


    "Er ist verheiratet, solch ein Hohn, Titus, warum muss er verheiratet sein? Aber es ist so, genau wie Du tot bist und ich noch lebe. Du würdest lachen, heute nacht habe ich am Ianusbogen einen Soldaten getroffen, einen Tribun. Er hat auch jemanden verloren, eine Frau, die er geliebt hatte, aber nicht heiraten durfte - und sie hat sich am Ianusbogen getötet, von eigener Hand. Wir kamen ins Gespräch, vielleicht war es Zufall, vielleicht musste es so sein, denn es war so leicht, mit ihm zu sprechen. Jemanden, den man liebt, verloren zu haben, kann einen sehr vereinen, glaube ich, vor allem gibt es nicht sehr oft jemanden, mit dem man darüber überhaupt sprechen kann. Er ist klug, witzig, auf seine Weise charmant - und weisst Du, was das Schlimmste ist? Er ist Patrizier. Deine Frau hat ein seltenes Talent dafür, immer Männer kennenzulernen, die zwar interessant sind, aber vergeben oder nicht zu haben, weisst Du das? Oh, ich höre Dich lachen, Titus," Iulia Helena schmunzelte kurz und zog mit dem Zeigefinger auf der Klinge Kreise, die in der vagen Fettschicht zurückbleiben würden.


    "Und dann ist da noch der Dritte ... ja, ein Dritter, du hörst es richtig. Unverheiratet. Aus einer einflussreichen Familie. Mit einem seltsamen Geschmack, was seine Haarmode angeht, aber den habt ihr Männer alle, ich bin schon sehr froh, dass alle Soldaten sich rasieren müssen und die Haare kurz tragen. Auch witzig. Ein kluger Kopf - und anscheinend auch an mir interessiert. Das Schlimmste ist, ich war dumm genug, ihn nach einem Mann für eine Nacht zu fragen, er besitzt nämlich ein Lupanar - wahrscheinlich hält er mich nun für eine lose Frau, die ihre Bedürfnisse nicht unter Kontrolle hat oder so etwas, auch wenn er höflich war. Ich habe in seinem Arm geweint, Titus, du weisst, wie lange ich nicht mehr geweint habe. Als Du tot vor mir lagst, konnte ich nicht mehr weinen ... und er hat mich einfach nur gehalten, ohne etwas zu sagen, ohne etwas zu verlangen. Er ist nun Senator geworden ... Du siehst, ich lerne wichtige Männer kennen, aber irgendwo ist immer ein Haken, sei es durch die äusseren Umstände oder durch meine eigene Dummheit. Vielleicht gehört das jetzt dazu. Was meinst Du, was soll ich tun?" Gedankenvoll balancierte sie die Klinge mit der Hand und schob sie schließlich in die Lederscheide zurück, mit einer langsamen, doch geschmeidigen Bewegung.


    "Ich weiss, was Du tun würdest, Du würdest Dir den einen nehmen, mit dem anderen sprechen und den dritten heiraten, nicht wahr? Aber so leicht ist es nicht, Titus. Ich fühle, dass sich etwas ändert, aber ich weiss noch nicht genau, was es ist. Ich weiss noch nicht, was ich will und wohin mein Weg gehen soll, Titus. Manchmal wünschte ich, Du könntest mir raten, aber ich muss es wohl ohne Dich schaffen ... pass auf Marcus und Lucius auf, ja? Ich denke jeden Abend an euch und jeden Morgen, aber das weisst Du ja," damit erhob sie sich leise und schlüpfte aus ihrer Stola, dann streifte sie sich das Unterzeug ab und strich sich das dünne Nachtgewand über, bevor sie sich auf ihr Bett legte, die leinerne Decke über sich zog, obwohl es eigentlich viel zu warm war. Und während draussen der Mond seine Bahn über den nächtlichen Himmel zog, verloren sich ihre Gedanken und Erlebnisse in der Nacht, vermischten sich drei Gesichter zu einem und schließlich, nach sehr langer Zeit, kam endlich der erlösende Schlaf.

  • Wahrscheinlich hätte sie feiern sollen, als das Ergebnis der Wahl zu den Magistraten und der curia provincialis bekannt gegeben wurden. Sie hatte mit einer satten Stimmenmehrheit einen der beiden Plätze zur curia erreicht, und der Platz des Duumvirn war ihr ebenso in die Hände gelegt worden. Aber nach den letzten Tagen der Wahlvorbereitung, der Wahlrede, der stetigen Nervenanspannung und schließlich die häuslichen Schwierigkeiten fühlte sie sich einfach nur sehr müde und erschöpft, wenig in der Laune, einen Sieg zu feiern, da noch vieles ungewiss war und sein würde. An einem Tag wie diesem hätte sie nur zu gerne jemanden in ihrer Nähe gewusst, der sie einfach nur ohne zu fragen in den Arm nehmen würde, sie hielt und sie entspannen ließ. Doch der einzige, dem sie sich vielleicht offenbart hätte, trug sein eigenes Päckchen eines anstrengenden und kraftraubenden Dienstes - und sie wollte ihren Bruder nicht beunruhigen, musste er doch selbst erst die Last des Haushaltsvorstands langsam zu tragen lernen.


    Sie wollte ihn nicht überfordern und durch eine zu umfangreiche Last ins Taumeln bringen, dafür schätzte sie ihn viel zu sehr. Constantius war eben immernoch ihr kleiner Bruder, den sie zu schützen versuchte, so gut es nur ging, auch wenn sie genau wusste, dass vielleicht gerade der Fehler war. Still trat sie an die Wand ihres Cubiculums, nahm das gladius in seiner abgewetzten Lederscheide in beide Hände und setzte sich auf die Kante ihres Betts, um die Klinge in einer langsamen, sehr bedächtigen Handbewegung zu ziehen und ihr sich im matten Licht der Öllampe gespiegeltes Gesicht zu betrachten. "Ich bin so müde, mein Gemahl, so müde," flüsterte sie leise in die Halbschatten ihres Gemachs und hielt den Blick auf die Schneide gesenkt, mit der er so oft die Feinde des Imperiums niedergestreckt hatte. Diese Waffe hatte Titus überall hin begleitet, und nun gehörte sie ihr, eine stetige Erinnerung an die Tatsache, dass man oft genug kämpfen musste, um ein gesetztes Ziel zu erreichen. "Nun verstehe ich dich besser, mein geliebter Titus, denn oft warst Du abends so müde, dass Du nicht mehr sprechen, nur schlafen wolltest, weil Dir alles zuviel wurde. In diesen Stunden habe ich Dich gehalten, nicht Du mich, und es hat Dich besser schlafen lassen. Heute fehlen mir Deine Arme, Titus ..."


    Langsam ließ sie sich rückwärts auf das Bett zurücksinken und nahm die Waffe in ihre Arme, nachdem sie das gladius wieder in seine Lederscheide zurück geschoben hatte. Sie hielt das Schwert, als müsse sie einen Menschen umarmen, trösten und halten, doch es konnte die Stille des Raumes nicht besänftigen, in der sie nur als vages Echo einer längst verstrichenen Zeit die Stimme ihres verstorbenen Gemahls vernahm. "Titus, ich hoffe sehr, dass Du stolz auf Deine Frau bist, denn seit dem heutigen Tag bin ich Duumvir von Ostia, Roms wichtigstem Hafen. Ich habe gute Männer in der Curia angestellt, die mich bei dieser Aufgabe unterstützen werden, und ich kann nur hoffen, dass ich das Vertrauen der Bürger rechtfertigen kann, welches sie mir durch die Wahl offenbart haben. Aber es gibt noch so vieles zu tun. Der Tempel des Merkur in Ostia muss gebaut werden und es liegen dort nur Trümmer, während die Legio I. Traiana in Mantua ein verfluchtes amphitheatrum baut. Ich verstehe es nicht, wieso es so viel wichtiger sein soll als ein Tempel, aber nun stehe ich mit leeren Händen da und ich habe die Befürchtung, dass wir, wenn wir auf die Legio warten, ewig warten müssen. Es wird eine andere Lösung geben müssen, und ich wünschte, Du könntest mir einen Rat geben, mein Gemahl. Du hattest immer ein ruhiges, überlegtes Wort für mich und gerade fühle ich mich, als könnte ich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen.


    Die Familie macht mir auch Sorgen, Titus, und das nicht wenig. Constantius scheint derzeit zwar recht zufrieden zu sein, aber ich weiss, dass er noch immer an der Lupa hängt, die ich ihm brachte, damit er etwas Erfahrung sammelt - ich fühle mich so schuldig, dass er wegen diesem Mädchen nun traurig ist, und er spricht auch nicht darüber, Du kennst ja uns Iulier nur zu gut. Bevor wir über unser Innerstes sprechen, vergeht viel Zeit, und mein jüngster Bruder ist ein sehr iulischer Iulier. Ich hoffe, er kann mir vergeben, dass ich ihm Leid und Freude zur selben Zeit gebracht habe, ich wage ich nicht dies zu fragen, weil ich fürchte, ihm dadurch nur noch mehr Schmerz zu bereiten. Und Livilla hat anscheinend das Pech mit dem anderen Geschlecht von ihrem Vater Numerianuns geerbt, zumindest hat sie wegen einem jungen Mann eine sehr große Dummheit begangen. Ich weiss nicht, was sie sich dabei gedacht hat, und ob sie sich dabei überhaupt etwas gedacht hat, als sie sich abends aus dem Haus schlich, um diesen jungen Mann zu treffen, von dem sie behauptet, dass sie ihn nicht liebt. Und Du kennst Rom, es musste etwas passieren, und es ist auch etwas passiert. Sie wurden überfallen, und der junge Mann liegt nun verletzt darnieder, während Livilla fast hysterisch sich an allem die Schuld gibt. Ach, Titus, ich wünschte, ich könnte diese Sache zu einer Lösung führen, aber ich fühle mich so unendlich ratlos."


    Seufzend zog sie die Decke um sich, obwohl es eigentlich viel zu warm war, aber das Gefühl einer flüchtigen Geborgenheit war ihr wichtiger als die sich unter der Decke entwickelnde Hitze. Langsam tasteten ihre Finger über das gepflegte, geschmeidige Leder, die abgewetzten Stellen, die vom Einsatz im Krieg kündeten und die Geschichte seiner Kämpfe und Siege ebenso erzählten wie vom Augenblick der letztendlichen Niederlage.
    "Es bleibt mir wenig Zeit, über meine eigene Zukunft wirklich nachzudenken, und ich fühle mich derzeit sehr allein, Titus. Von all den Jahren, die wir miteinande verbracht haben, bräuchte ich Dich jetzt am nötigsten. Verzeihst Du mir, dass mich ein anderer in den Armen hielt und ich es genossen habe? Es war eine so schöne Erinnerung, und wir waren nass bis auf die Haut, weil es so sehr geregnet hatte, ein Wolkenbruch am hellichten Tag. Es war schön, verstehst Du? Einige Momente lang musste ich an nichts denken, und er war auch kein Patrizier, sondern einfach nur ein Mann, und ich war keine Magistrata, sondern nur eine Frau mit sehr nassem Haar. Wir haben uns geküsst, und ich glaube immernoch, dass es in diesem Moment das richtige war, auch wenn es natürlich schimpflich ist und meinen Namen in Verruf brächte, hätte es jemand gesehen. Aber ich kann mich nicht dafür schämen, Titus .. wir sind Freunde, und als Freunde haben wir uns in diesem Moment etwas geschenkt."


    Kurz umspielte ein leichtes Lächeln ihre Lippen, als sie sich auf den Rücken wälzte und an die halb dunkle Decke blickte. "Ich bin so verwirrt, Titus, dass ich so denke. Auch, dass ich Valerius Victor auf dem Streitwagen so umarmte, weil ich es einfach wollte, weil ich ihn fühlen wollte, seinen starken Körper mit den Armen halten und mich nur einen Moment daran zu erinnern, wie es ist, einen Mann zu berühren. Ich bin ihm seitdem aus dem Weg gegangen, weil ich immer, wenn ich an ihn denke, diesen Stich fühle, spüre, wie mir die Knie weich werden vor Begierde ... aber warum sollte es auch leicht sein? Der Dritte, von dem ich dir berichtete, gibt mir auch nur Rätsel auf. Wir hatten ein Gastmahl veranstaltet, und sowohl er als auch Victor waren anwesend - stell Dir vor, er ist einfach gegangen, ohne ein Wort, ohne eine Entschuldigung. Ich verstehe euch Männer einfach nicht, manchmal handelt ihr schlichtweg so irrational, dass man es nie und nimmer verstehen kann. Wie soll man denn da einen Mann kennenlernen, der einem allen Ernstes gesagt hat, man käme für ihn als Ehefrau in Betracht?"


    Auch jetzt schüttelte sie noch den Kopf und vermerkte diese Tatsache als eine solche, der sie nachgehen musste - morgen. Irgendwann. Wenn sie wieder Zeit haben würde für ihr müßiges, eigenes Leben. "Ach Titus, ich bin so müde," flüsterte sie leise und schloss die Augen, das Schwert noch immer in den Armen haltend, unter der viel zu warmen Decke eingekuschelt. Während ihre Gedanken noch kreisten, wie sie die nächsten Tage organisieren sollte, wurde der Tanz der Überlegungen und Sorgen langsam geringer, bis er schließlich in eine gnädige Dunkelheit versank, als Morpheus die müde Iulierin fest in seine Arme nahm und sie in dieser Nacht gnädig von allen möglichen Träumen verschonte.

  • Die Sonne überstrahlte die ewige Stadt in einem vollkommenen Glanz, der seinesgleichen suchte, und der Frühling hielt das Land schon in einer Form in seinen Händen, dass man eigentlich nur froh sein konnte, zu leben, dieses wunderbare Geschenk der Götter genießen zu dürfen. In einem Zimmer der Casa Iulia hingegen schritt ein durchaus bekannter Arzt auf und ab, dachte über seine Diagnose nach und vor allem, wie er es der Kranken beibringen sollte, die, noch immer ermattet, auf ihrem Lager ruhte und zu müde schien, sich viel zu bewegen. Das Gesicht war bleich geworden während der langen Wochen, Monate, die sie im Haus hatte verbringen müssen, um den geschwächten Körper nicht an den Hades zu verlieren, die Augen glänzten nur noch matt, selbst das Haar schien den dunklen, intensiven Schimmer verloren zu haben, welchen es zuvor gehabt hatte, als sie sich noch selbst um die Pflege ihrer Schönheit gekümmert hatte und es nicht den Händen anderer überlassen worden war.


    "Du musst weg von Rom, domina," formulierte der Arzt schließlich vorsichtig seine Bedenken, sogleich Widerspruch erwartend, denn trotz der langen, schwächenden Krankheit war ihr Geist noch wach geblieben. "Das Klima hier wird Dir die Genesung schwerer machen, je näher der Sommer rückt, und je heißer es in diesem Glutofen wird - wenn Du wirklich gesund werden willst, musst Du ans Meer, um frische Luft zu bekommen, Du musst schwimmen können und Dich bewegen, damit Dein Körper wieder daran gewöhnt wird, dass er sich anstrengen muss. Viel zu viel hast Du Dir zugemutet, es musste einmal so kommen."
    Die Iulierin sagte nichts und blickte an die Decke, deren Aussehen sie inzwischen fast auswendig kannte, im Schlaf hätte sie schon voraussagen können, wo sich dieser haarfeine Riss in der Farbe befand, der jedes Mal bei Betrachtung den Wunsch auslöste, den Raum neu streichen zu lassen. "Also gut" flüsterte sie schließlich. "Ans Meer." Eine Möglichkeit gab es, und als der Arzt schließlich gegangen war, winkte sie einen der Sklaven im Haushalt herbei, damit er ihr das Schreibzeug bringen würde. Quintus.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!