• Der Scriba ist der Unfreie Ion, dem es immer ganz besonders viel Spaß macht die Tür zu öffnen und Besucher für die Auctrix einzulassen. Gehört ja auch voll und ganz zu seinen Aufgaben, während seine hoch brillianten Leserbriefe regelmäßig sowohl bei der Auctrix als auch der Lectrix für Lachanfälle sorgen. Pah, denen würde er es irgendwann noch zeigen! Momentan ist das einzige, was er zeigen kann allerdings dem Centurio den Weg zur Auctrix, die in ihrem kleinen Officium sitzt und irgendwelche Dinge auf eine Wachstafel kritzelt. Wahrscheinlich produziert sie wieder einen dieser furchtbar öden Artikel, die eh keiner lesen will, was ihr aber niemand sagt, immerhin ist sie ja die Auctrix. Ion also führt den Centurio bis zur Auctrix, weil einen Centurio schickt man nicht einfach wieder weg, und kündigt ihn an.


    Lucilla lächelt freundlich. "Salve, Centurio. Wie kann ich dir helfen?"

  • Scheu wie ein Kitz betrat der Centurio die Räumlichkeiten der Auctrix Decima Lucilla, dann salutierte er ordnungsgemäß und offenbarte ihr den Grund des Besuchs.


    "Ave Auctrix." Er zog es vor zu stehen und sah sich nicht nach einer Sitzmöglichkeit um. "Ich bin hier um mehr über eine gewisse Artoria Medeia zu erfahren und da ich in letzter Zeit mehrmals die Acta Diurna las, fiel mir auf, dass sie Subauctrix ist."

  • Weil der Centurio einerseits so schüchtern wirkt, andererseits aber militärisch ordnungsgemäß stramm steht, wirkt er fast wie eine Statue, die man in den Raum gestellt hat. So fällt Lucilla auch gar nicht auf, dass er nicht sitzt, denn es sieht aus, als müsste er so herumstehen.


    "Medeia? Natürlich, sie ist seit Jahren Teil der Stammschreiberschaft und sie schreibt sehr gut. Momentan schreibt sie als Provinz-Korrespondentin. Sie ist aus privaten Gründen unterwegs, was aber ja nicht heißt, dass sie nicht weiter für die Acta Diurna arbeiten kann. Wir gewähren unseren Schreibern größtmögliche Freiheit, nur so können wir die Vielfältigkeit unserer Informationen gewährleisten. Aber was willst du denn über sie wissen? Und warum? Ich hoffe, sie steckt nicht in Schwierigkeiten?"

  • "Ich möchte wissen in welcher Provinz sie sich zur Zeit aufhält. Schwierigkeiten? Nein, nur Routineuntersuchungen. Es geht um ein Edikt des Praefectus Urbi." Nunja er wollte es der Frau mal erklären. "Wenn das Edikt in Rom verkündet wurde, aber die Person sich nicht in Rom aufhält, dann ist die Cohortes Urbanae nicht mehr dafür zuständig sondern die Stadtvigiles der jeweiligen Städte, deshalb wird ganz einfach das Edikt des Präfekts weitergeleitet und die Vigiles kümmern sich darum."

  • "Oh, ach so. Also den letzten Artikel haben wir aus der Provinz Alexandria et Aegyptus bekommen, ich würde mal vermuten, dass Medeia mitten in Alexandria ist. Denn dass sie irgendwo auf einem kleinen Dorf herumsitzt, das kann ich mir wirklich nicht vorstellen. Allerdings hatte sie nicht erwähnt, dass sie in Aegyptus bleiben will, irgendwann hatte sie mal etwas von einer kleinen Reise erzählt, es kann also durchaus sein, dass sie schon irgendwo anders ist."


    Lucilla überlegt, ob sie dem Centurio anbieten sollte, die Cohortes zu benachrichtigen, woher der nächste Artikel kommt, aber allzu weit will sie sich in diese Angelegenheit eigentlich auch nicht einmischen.


    "Dem Praefectus Urbi kannst du übrigens ausrichten, dass die Acta Diurna auch gerne seine Edikte veröffentlicht. Die meisten Aedile handhaben das so, allerdings laufen wir dem auch nicht hinterher. Aber unser Verbreitungsgrad geht doch ein Stück weit über Rom hinaus und erreicht auch Bürger außerhalb der Hauptstadt. Und wie sollte schon jemand in Aegyptus von einem Edikt wissen, das in Rom aufgehängt wurde?"

  • Gut für den Centurio war diese Artoria Medeia in Aegyptus und da er den Praefectus Aegypti ja persönlich kannte, konnte er ihn direkt anschreiben.


    "Ich verstehe? Die Edikte in der Acta Diurna veröffentlichen? Naja zur Zeit ist der Praefectus Urbi nicht in Rom und ich darf aus Sicherheitsgründen nicht seinen Aufenthaltsort preisgeben. Ich kann dich maximal benachrichtigen, wenn der Präfekt wieder in Rom verweilen wird."

  • Aelius Callidus erreichte das Gebäude, in dem die Schreiber der Acta Diurna ansässig waren. Begleitet von einem officialis seines officium ließ er sich anmelden und wartete.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Zitat

    Original von Gaius Iulius Raeticus
    "Ich verstehe? Die Edikte in der Acta Diurna veröffentlichen? Naja zur Zeit ist der Praefectus Urbi nicht in Rom und ich darf aus Sicherheitsgründen nicht seinen Aufenthaltsort preisgeben. Ich kann dich maximal benachrichtigen, wenn der Präfekt wieder in Rom verweilen wird."


    Lucilla winkt ab. "Na ich meinte doch auch nur als Angebot. Hier muss keiner seine Edikte veröffentlichen. Gerade auch die Magistrate des Cursus Honorum denken ja immer, sie müssten dafür noch bezahlen, weil es doch fast sowas wie eine Anzeige ist." Sie verdreht die Augen. Dass so intelligente Männer wie Magistrate aber auch auf solche Ideen kommen, da sieht mans einfach, dass sie am Ende doch alle nur der schnöde Mammon interessiert.


    "Aber das ist natürlich nicht der Fall. Wir sind immerhin die imperiale Zeitung und haben einen Bildungs... ähm ... Informationsauftrag ... oder so. Egal. Also wenn du ihn siehst, dann richte es ihm einfach aus und wenn nicht, dann eben nicht." Sie zuckt mit den Schultern.

  • Zitat

    Original von Marcus Aelius Callidus
    Aelius Callidus erreichte das Gebäude, in dem die Schreiber der Acta Diurna ansässig waren. Begleitet von einem officialis seines officium ließ er sich anmelden und wartete.


    Lange warten muss Callidus natürlich nicht. Ion, der Sklave, der eigentlich Scriba und nicht Türöffner ist, führt ihn direkt zum Officium der Auctrix Decima Lucilla und informiert diese über sein Kommen.


    "Salve, Aelius Callidus." begrüßt Lucilla den Gast lächelnd. Den Procurator a libellis und Rector der Schola Atheniensis kennt sie natürlich, sie arbeitet schließlich nicht erst seit gestern in der Branche. "Was kann ich für dich tun?" Unterm Tisch kreuzt Lucilla die Zehen, dass Callidus nicht hier ist, um die Redaktion der Acta Diurna zu einer kaiserlichen Audienz zu laden. Natürlich ist der Gedanke absurd, denn schließlich ist der Kaiser in Parthia und er würde den Vorsteher der Kanzlei auch nicht deswegen zur Acta Diurna schicken, sondern einen Brief senden lassen, aber man muss schließlich immer das Schlimmste annehmen. Das nächst Schlimmste ist eine Beschwerde des Imperators. War sie bei der letzten Zensur vielleicht doch zu nachlässig gewesen? Ist ihr Kopf schon am Rollen und sie hat es nur nicht gemerkt?

  • > Ich grüße dich, auctrix Decima Lucilla. Es ist der Wunsch des Augustus, der mich zu dir führt. <


    Bis zu diesem Zeitpunkt blieb offen, ob es sich um eine Beschwerde handeln würde. Doch wäre vermutlich nicht Callidus selbst gekommen, wäre es so gewesen, er hätte Praetorianer geschickt, die die Sache unkomplizierter und für ihn mit geringerem Zeitaufwand geregelt hätten.


    > Der Imperator Caesar Augustus lässt Grüße an Rom ausrichten. In einem Schreiben an mich berichtete der Augustus über den glanzvollen Sieg unserer römischen Legionen in Parthia. <


    Callidus gab ein Zeichen und sofort wurde ihm durch den officialis ein Papyrus gereicht, der eine Abschrift der Passage und Informationen lieferte.



    Noch vor dem Morgengrauen des siebten Tages auf dem Weg nach Edessa hatten unsere tapferne Truppen zum ersten Mal direkten Kontakt mit parthischen Kämpfern. Nachdem diese uns bisher nur mit vergifteten Brunnen begegnet waren, meinten sie diesmal, und mit einem nächtlichen Überfall einiger Bogenschützen zusetzen zu können.


    Der parthische Bogen ist eine tödliche Waffe, wenn er mit scharfen Kriegspfeilen geschossen wird, die kleine aber tiefe Wunden verursachen. Das geübt geschwungene Krummschwert dagegen reißt riesige Wunden, die nicht minder gefährlich sind. Doch unsere Truppen ließen sich weder von der Dunkelheit der Nacht noch den tausenden glimmenden Punkten der Brandpfeile beirren und schlugen den Angriff noch vor Sonnenaufgang zurück.


    Nicht alle Kameraden kehrten ins Lager zurück, doch Rom darf ihrer in Ehren gedenken. Die Säulen unseres Heeres sind unbeschädigt, kein Centurio oder höherer Offizier ließ im Kampf sein Leben, obwohl sie vorbildlich und furchtlos die Männer zum Gegenangriff hinaus in die Nacht führten.



    > Ich will in den nächsten acta einen Bericht über den ruhmvollen Sieg des Iulianus in Parthia lesen. <


    ...war die unmissverständliche, aber mit einem freundlichen Lächeln, das jeglichen Befehlston unterfgrub, unterlegte, Forderung des procurator


    > Hast du Leute, die sich dieses Berichtes annehmen und ihn mir zur Vorlage vor Veröffentlichung im Palatin vorlegen könnten? <

  • Gespannt wartet Lucilla auf Callidus Erklärung und schluckt hart, als er ankündigt auf Wunsch des Augustus gekommen zu sein. Der Kaiser lässt Grüße an Rom ausrichten - ah ja. Glanzvoller Sieg? Das hört sich schon besser an.


    Lucilla nimmt das Papyrus und überfliegt es. "Ein Bericht? Natürlich," murmelt sie fast abwesend. Wenn der Kaiser wüsste, dass die Berichterstattung der Acta Diurna schon längst weiter ist. Pah, wenn die Redaktion immer auf den Brief des Kaisers oder auch nur offizielle Information warten würde, dann wäre Rom ja völlig unterinformiert. Aber natürlich muss ein Kaiserwort in der Acta Diurna erscheinen.


    "Natürlich, ein Bericht. Aber wie könnte sich ein unbedeutender Schreiber erdreisten, die ruhmreichen Worte des göttlichen Caesar Augustus Iulianus in einen eigenen Artikel seiner glanzlosen Worte zu verwandeln? Nein, nein, undenkbar!" Sie hebt abwehrend die Hände. "Ein Sonderartikel, ich sehe es schon vor mir. Noch vor allem anderen die Worte des Kaisers an sein Volk. Ein paar einleitende Sätze und dann die Worte des Imperators, unverändert und in ihrem vollen Glanz."

  • Zitat

    Original von Decima Lucilla
    Lucilla winkt ab. "Na ich meinte doch auch nur als Angebot. Hier muss keiner seine Edikte veröffentlichen. Gerade auch die Magistrate des Cursus Honorum denken ja immer, sie müssten dafür noch bezahlen, weil es doch fast sowas wie eine Anzeige ist." Sie verdreht die Augen. Dass so intelligente Männer wie Magistrate aber auch auf solche Ideen kommen, da sieht mans einfach, dass sie am Ende doch alle nur der schnöde Mammon interessiert.


    "Aber das ist natürlich nicht der Fall. Wir sind immerhin die imperiale Zeitung und haben einen Bildungs... ähm ... Informationsauftrag ... oder so. Egal. Also wenn du ihn siehst, dann richte es ihm einfach aus und wenn nicht, dann eben nicht." Sie zuckt mit den Schultern.


    "Ich werde es ihm ausrichten, sobald ich ihn sehe." Entgegnete der Centurio der für ihr Alter immer noch recht hübschen Auctrix der Acta Diurna. "Ich muss jetzt wieder los, danke für die Informationen und dass du mich so rasch empfangen hast." Mit einem 'vale' verabschiedete sich der Zenturio von der Frau, verließ den Raum und wenig später das Gebäude der Acta Diurna.

  • Zitat

    Original von Decima Lucilla
    Lucilla nimmt das Papyrus und überfliegt es. "Ein Bericht? Natürlich," murmelt sie fast abwesend. Wenn der Kaiser wüsste, dass die Berichterstattung der Acta Diurna schon längst weiter ist. Pah, wenn die Redaktion immer auf den Brief des Kaisers oder auch nur offizielle Information warten würde, dann wäre Rom ja völlig unterinformiert. Aber natürlich muss ein Kaiserwort in der Acta Diurna erscheinen.


    "Natürlich, ein Bericht. Aber wie könnte sich ein unbedeutender Schreiber erdreisten, die ruhmreichen Worte des göttlichen Caesar Augustus Iulianus in einen eigenen Artikel seiner glanzlosen Worte zu verwandeln? Nein, nein, undenkbar!" Sie hebt abwehrend die Hände. "Ein Sonderartikel, ich sehe es schon vor mir. Noch vor allem anderen die Worte des Kaisers an sein Volk. Ein paar einleitende Sätze und dann die Worte des Imperators, unverändert und in ihrem vollen Glanz."


    > Sucht euch gar die Worte des Augustus heraus, die den ruhmreichen Sieg am besten bezeugen. Spart nicht mit Ausschmückungen, denn die Worte des princeps wären gewiss noch ausführlicher, würde der Papyrus nicht den Worten Grenzen setzen. Ich werde euch Weiteres zukommen lassen, damit Rom von den Siegen des Ulpius Iulianus tief im Land des Feindes erfährt und sieht, was er für sein Rom auf sich nimmt.
    Ich werde persönlich dafür sorgen, dass die Motivation der Schreiber der acta diurna ungebrochen bleibt und veranlassen, dass euch eine gewisse Summe zukommt. <

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Sollte das jetzt ein 'Ja' oder ein 'Nein' sein? Egal. Eines hat Lucilla auf jeden Fall ganz genau verstanden. "Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber eine gewisse Summe ist auf keinen Fall nötig. Motivation lässt sich nicht in Sesterzen aufwiegen, genauso wenig wie ein guter Artikel. Das letzte, was die Acta Diurna braucht ist Geld."


    Lucilla kann sich noch gut an den Moment erinnern, als sie das erste mal als Auctrix P.P.A. einen Blick auf die Reserven der Acta Diurna geworfen hatte. Sie wäre fast in Ohnmacht gefallen, trotz der Tatsache, dass Livia sie vorher eindringlich gewarnt hatte. Und sie kann sich noch gut an die Abende erinnern, in denen sie nach den letzten Redaktionssitzungen spät Abends noch mit Livia im Atrium saß und sie sich überlegt haben, was mit dem vielen Geld anzufangen sei. Eine Idee ist es gewesen, das Geld in Land zu investieren. Ein schönes Sommerhaus für die Redaktion unten bei Misenum vielleicht. Die nächste Idee war ein Schiff, ein Urlaubskutter für die Redaktion, das im Sommer vor der Küste Italias herumschippert. Eine weitere Idee war eine Armee. Es kann immerhin nicht schlecht sein, eine gut bezahlte Privatarmee in Rom zu haben, die im Notfall den Kaiser, seine Stadt und seine Zeitung schützt. Nur wofür, es greift ja doch niemand Rom an. Allerdings hätte keiner der Vorschläge auch nur annähernd das Vermögen der Zeitung aufgebraucht, es wären nur Tropfen auf dem heißen Stein.


    Der endgültige Plan war deswegen am Ende eine Vision: Terra Acta.


    Terra Acta - dies ist das Land von Misenum rüber nach Barium und hinunter bis zum Zipfel Italias - einschließlich Sizilias, weil das Livia so gut gefällt. Auf diese weitläufigen Ländereien verteilt besitzt jeder Redakteur der Acta Diurna ein Sommerhaus, eine Landvilla und ein Stadthaus in Syracusae, der heimlichen Hauptstadt Terra Actas. Die Sommerhäuser liegen natürlich am Meer und haben je einen kleinen Privathafen mit einem oder mehreren Schiffen drin. Um die Herrschaftsansprüche vor dem Augustus geltend zu machen, bekommt so nun auch endlich die Privatarmee einen Sinn. Dazu kommt ein Heer von Sklaven. Lucilla hätte lauter dunkelhäutige Africaner, denn unter Menschen, deren Haut noch viel dunkler ist als ihre kann sie sich immer wie die vornehmste, blasseste Römerin fühlen. Livia hätte lauter kultivierte Griechen um sich herum gehabt. Für Aelia hätten sie auf jeden Fall intelligente Sklaven benötigt, die Arme ist mit ihrem minderbemittelten Sklavenhaushalt ja doch gestraft. Medeia hätte einen bunten Haufen bekommen, sie scheint Lucilla immer so bunt und vielfältig.


    Leider ist das alles nur ein Traum geblieben, eine schöne Vision in der Ferne. Am Geld ist sie nicht gescheitert, doch irgendwie fehlte es den Auctrices wohl immer an der nötigen Kraft, sich endlich mal aufzuraffen. Manchmal überlegt sich Lucilla schon, ob man nicht einen Kriegswitwen und -waisen-Fonds aus dem Geld anlegen sollte, aber zum Glück kommt sie immer schnell über diese sozialen Pläne hinweg.


    "Informationen nehmen wir dagegen immer gerne, ganz besonders wenn sie hochoffiziell vom Augustus selbst kommen."

  • Vögel zwitscherten, der Himmel war von einer trüben, wolkigen Decke verhüllt, etwas kühl war der Tag, aber nicht zu unangenehm, denn immerhin waren sie noch in Italia, Roma und nicht in dem rauhen und unwirtlichen Germania, wo die Menschen sicherlich schon Stein und Bein froren. Doch Medeia machte sich über die Kälte des Nordens wenig Gedanken, sie saß ausnahmsweise in ihrem Arbeitsraum im Domus der Acta, den sie selten zu sehen bekam und der meist leer stand. Leere Papyri lagen vor ihr und mit einer Feder, dem weichen und weniger gefährlichen Ende (zumindest für die 'Opfer' ihrer Artikel) strich über das leere Blatt. Medeia seufzte leise und sah mit einem milden Lächeln nach draußen. Sie hatte die Arbeit bei der Schola aufgegeben und nun blieb ihr nur noch die bei der Acta.


    Ein wenig frustriert (untertrieben war das, sehr niedergeschlagen wäre wohl richtig) war Medeia durchaus, sie war in ihrem Leben stets stolz darauf gewesen, ihren Lebensunterhalt immer alleine bestritten zu haben, selbst als junge Frau tat sie das bereits. Und nun lebte sie auf Kosten ihres Ehemannes. Gut, sie lebte auch von den Erträgen ihrer Ländereien und Betriebe, aber das reichte für ihren Standard doch bei weitem nicht aus. Aber doch bekümmerte es sie, war doch ihr Leben eines großen Sinnes beraubt und sie konnte sich nicht mit der Rolle des Eheweibchens alleine abfinden. Nein, aber kränklich wie sie im Moment war, war daran nichts zu ändern. Medeia seufzte tief und stützte ihre Hand auf dem Kinn ab.


    Schritte durchbrachen Medeias ständige Melancholie, sie hob den Kopf und spähte, wer denn da vorbei kam. „Ah, Lucilla. Salve.“ Medeia lächelte erfreut. Die Auctrix bekam Medeia zu selten zu Gesicht, geschweige denn, dass sie mal ein Wort miteinander wechselten.

  • Lucillas Hochzeit steht kurz bevor, bald würde sie nun endlich ein echtes Eheweibchen sein. Natürlich freut sie sich darauf, aber irgendwo bleibt dieser kleine Wehmutstropfen in ihr zurück. Sie war in ihrem Leben immer stolz darauf gewesen, ihren Lebensunterhalt selbst zu bestreiten, doch nach der Hochzeit würde ihr die gewinnbringendeste Möglichkeit dazu genommen werden - ihr geliebter Marmor. Natürlich ist Geld allein nicht alles, aber wenn man schon so verrückt ist, und freiwillig Auctrix der Acta Diurna ist ohne ein einziges As dafür zu sehen, dann muss man schließlich schauen, wie man sonst über die Runden kommt. Diese und ähnliche Gedanken beschäftigen Lucilla doch sehr in diesen Tagen vor der Hochzeit. Und es macht sie unruhig. Sie hat schon darüber nachgedacht, ob sie was an dieser Ehrenamtssache ändern sollte und Avarus, Hungi und Meridius für ein Auctoren-Gehalt im Senat vorschicken sollte. Aber irgendwie scheint ihr das auch nicht das Wahre.


    Die nächste Ausgabe der Acta Diurna ist ebenfalls noch einige Tage entfernt, doch Lucillas Unruhe wirkt sich auch auf ihre Arbeit aus. Sie streift durch das Redaktionsgebäude, hält die Scribae von ihrer Arbeit ab, scheucht die Sklaven durch die Gegend und findet kein rechtes Thema, über das es sich zu schreiben lohnt. Irgendwann steht sie in Medeias Raum, ohne genau zu wissen, wieso überhaupt. Vielleicht weil Medeia doch auch verheiratet ist, weil Medeia nicht wie Lucillas Freundinnen ist, die sich alles von ihren Männern schenken lassen, sondern auch eine von diesen Frauen, die ihr Leben selbst anpacken? Vielleicht um zu sehen, wie Medeia das nach der Hochzeit so alles macht? Sie sieht gar nicht glücklich und zufrieden aus.


    "Salve Medeia, wie geht es dir? Wie war es in Ägypten? Ist es so fantastisch dort, wie man sagt?" Nur nicht über Hochzeiten und Ehe sprechen, bloß nicht das eigentliche Thema anschneiden.

  • So vital, voller Leben, energisch, strebsam und doch durch und durch eine liebenswerte Person, nur so kennt Medeia die Decima Lucilla und auch so erscheint sie für Medeia erneut. Medeia fühlt ein wenig Neid in sich, auf die Herzlichkeit, die Lucilla verströmen kann, die Freundlichkeit bei den Menschen. Lucilla schaffte es stets, die Menschen für sich zu gewinnen, Medeia fühlte sich zu frostig dafür. Doch gegenüber den Menschen, die Medeia etwas besser kannte, war sie weniger reserviert, auch bei Lucilla. Medeia lächelte und richtete sich etwas auf, dieses halb zusammen Gesunkene war doch nicht würdevoll genug, wirkte sogar recht jämmerlich. So wie sich Medeia momentan und seit Wochen schon fühlte, es musste nur nicht alle gleich wissen. "Schön Dich zu sehen, Lucilla. Setze Dich doch, bitte." Ein unausgesprochenes Flehen lag in Medeias Stimme (so weit war es schon mit ihr gekommen), aber mit einem höflichen und freundlichen Lächeln überdeckt. Medeia erhob sich, um etwas Wein zu holen, was sie Lucilla eingießen konnte. Doch schon beim Aufstehen wurde Medeia schwindelig, sie hielt sich kurz am Tisch fest, atmete tief ein und aus und ging zu dem Schrank, der die Amphore beherbergte.


    Kurze Zeit später gluckerte es in einen Tonbecher, gewürzter, süßer und verdünnter Wein (sehr stark sogar verdünnt und sehr süß) fand den Weg in das Gefäß. "Ich kann nicht klagen.", antwortete Medeia schwach. (Wie gelogen das doch war, Medeia könnte nämlich den ganzen Tag klagen und jammern, aber sie würde das nie über sich bringen, das in der Öffentlichkeit zu tun). "Ägypten ist eine sehr schöne Provinz. Wundervoll. Die Stadt Alexandria ist zudem großartig, Du solltest unbedingt mal nach Ägypten kommen. Meine Villa steht Dir immer offen." Medeia setzte sich wieder. Sie würde sich wirklich freuen, wenn Lucilla kommen würde. Und ein wenig von der decimischen Lebensart in ihre (Ihre? Nein, eigentlich gehört sie Plautius!) Villa bringen würde.


    "Sind schon Neuigkeiten von der Front eingetroffen. Die Letzten sind schon recht alt, oder?" Medeia goß sich ebenfalls ein und hielt sich an dem Becher fest, trank einen tiefen Schluck, um einen seltsamen faden Geschmack von ihrer Zunge zu vertreiben. "Ach...reden wir lieber über etwas fröhlicheres als über den Krieg. Wie stehen Deine Hochzeitsvorbereitung? Freust Du Dich schon? Und sonst? Wie geht es Dir, Lucilla?"

  • Obwohl Lucilla der Mittelpunkt ihres Lebens ist, entgeht ihr die Welt um sich herum nicht. Es fällt ihr auf, dass es Medeia nicht so gut zu gehen scheint und auch wenn Lucilla selten Hemmungen hat, irgendetwas auszusprechen, so traut sie sich nicht richtig zu fragen. Noch nicht.


    Sie setzt sich, nimmt den bald gefüllten Becher in die Hand und lauscht Medeias Worten über Ägypten.
    "Du hast eine Villa dort?" fragt sie schließlich erstaunt mit großen Augen. "Oh, das ist ja wundervoll!"
    Einer der größte Fehler, den man bei Lucilla machen kann, ist sie aus vordergründiger Nettigkeit einzuladen. Denn Lucilla nimmt jede Einladung ernst und kommt ihr auch nach, früher oder später. Seit sie durch den Cursus Publicus bedingt gewagt hat über die Grenzen ihrer kleinen Welt hinaus zu schauen, kann sich Lucilla kaum mehr etwas schöneres vorstellen, als das Reisen. Die unendlich vielen neuen Eindrücke, die zu sehen und zu erleben sind, die herrlichen Landschaften, die es zu entdecken gilt, die verschiedenen Menschen, die es kennenzulernen gibt, all das wirkt seinen Bann auf sie.
    "Da werde ich dich ganz bestimmt einmal besuchen. Ich wollte mit Avarus doch vor einiger Zeit schon den Cursus Publicus in Ägypten inspizieren, allerdings ist da nichts daraus geworden, der Rest von Africa hatte schon zu viel Zeit in Anspruch genommen. Aber ich brenne darauf, irgendwann einmal diese Pyramiden zu besuchen und diese alten Tempel und die Bibliothek und die Märkte. Das soll ja alles todschick sein."
    Eigentlich kommt es Lucilla nur auf die Märkte an.


    "Aus Parthia hört man nur noch sehr wenig. Wahrscheinlich werden die Briefe noch genauer zensiert, seitdem durch uns bekannt wurde, dass immer noch genug Information durchkommt." Lucilla verdreht die Augen.
    Natürlich ist die andere Wahrscheinlichkeit, dass der Krieg nun richtig tobt und die römischen Legionen bis zum letzten Mann aufgerieben sind und bis zu den Knien in Blut waten, so dass kaum Zeit für das Briefeschreiben bleibt. Aber das möchte Lucilla dann doch nicht laut äußern, immerhin ist Medeias Mann dort mitten drin. Und Faustus. Und Livianus.
    "Und außerdem ist sicherlich eh auch gerade Kampfpause. Wegen des Endes der Kriegszeit und des Winters und so." Ein bisschen Flunkern zur eigenen und fremden Beruhigung ist schließlich erlaubt. Je öfter man so etwas laut erwähnt, desto mehr glaubt man es auch.


    Lucilla seufzt, obwohl sie es eigentlich vermeiden wollte. "Oh, ja, die Hochzeit ... ich freue mich schon sehr." Richtig überzeugt klinges nicht, das merkt sogar Lucilla selbst. "Naja, also ehrlich gesagt bereitet mir der Gedanke schon ein bisschen Kopfzerbrechen. Nicht wegen Avarus aber es ist einfach ... so ein großer Schritt. Mein ganzes Leben wird über einen Haufen geworfen, zumindest kommt es mir so vor. Der Tag rückt näher und näher, aber ich schiebe es irgendwie einfach alles vor mir weg. Am schlimmsten ist diese Standesänderung. Nicht, dass es mir nicht gefallen würde, Senatorengattin zu sein, aber kein Mensch denkt dabei ja an die wirtschaftlichen Veränderungen. Natürlich bin ich nicht auf den Gewinn meiner Betriebe angewiesen, aber ich liebe die Kalkulation, außerdem ist es eine der wenigen Möglichkeiten für eine Frau, sich noch ein bisschen öffentlich an der Welt zu beteiligen und gerade mein Marmor ist etwas Besonderes. Und was soll ich jetzt damit machen? Ihn einfach an irgendwen verscherbeln, der ihn zu Grunde wirtschaftet oder noch schlimmeres? Ich habe doch eine Verpflichtung, ich kann doch nicht einfach meine Stammkundschaft hängen lassen!" Lucilla seufzt nochmal und gönnt sich einen Schluck Wein. Sehr süffig, perfekt.

  • Ein erfreutes Lächeln zeigte sich auf Medeias kränklich blassem Gesicht, vertrieb ein wenig die düsteren Schatten (die man erst wirklich bemerkte, wenn Medeia sie nicht mehr auf ihrem Gesicht hatte) und deutet an, dass Medeia tatsächlich erfreut war. Über den Besuch von Lucilla. Nur das mit den Pyramiden, ja, das fand Medeia nicht so wundervoll, denn es bedeutete immerhin Reisen (wenn auch nicht derartig lange) durch große Hitze, über Sanddünen hinweg und in widrige Wildnis. Aber um ein wenig Gesellschaft in ihrem Rückzugssort (Pension für allein gelassene Eheweibchen? Eine Residenz für alternde Matronen? Lieber, eine Landhaus am Meer) bekommen würde, dann würde Medeia auch ein wenig Unannehmlichkeit auf sich nehmen. In Gedanken überlegte sie schon, ob sie eine Art Reiseorganisator einstellen würde, der dafür sorgte, dass nach jeder Etappe eine luxuriöse Taberna auf sie wartete, mit Bad und gutem Essen, einem Bett ohne Wanzen und Flöhe und während des Tages nicht zu lange Strecken in einer Sänfte (womöglich sogar ein Schiff, aber nie und nimmer würde sich Medeia auf ein Reittier setzen. Diese widerlichen Höckertiere, die sie so dämlich und grunzend anstarrten, wenn sie am Markt bei ihnen vorbei ging. Wo Lucilla schon zum Markt kam...) Medeia nickte zustimmend. "Vortrefflich, dann hoffe ich bald mit Deinen Besuch beehrt zu werden. Und die Märkte..." Medeia beugte sich etwas nach vorne und lächelte versprechend. "Sind exquisit. Die schönsten Stoffe, den wunderschönsten Schmuck und exotische Tiere und Sklaven kannst Du dort kaufen Lucilla. Man kann Tage auf den Märkten schwelgen." Man und Frau womöglich, Medeia natürlich nicht, denn sie hasst das Einkaufen im Grunde, aber wenn sie Lucilla nach Alexandria locken wollte, würde Medeia das nie und nimmer zugeben.


    Medeia stützte ihr Kinn auf die Hand und sah Lucilla etwas skeptisch an. Kampfpause? Jetzt schon und das im warmen Orient? Medeia glaubte nicht wirklich daran, doch sie nickte nur, wusste sie doch darum, dass sich Lucilla sicherlich auch Sorgen um Livianus machte, was auch nicht ganz unbegründet war, denn immerhin hatte Medeia ihm vor geraumer Weile geschrieben, jedoch nie etwas von ihm gehört. Selbst von keinem Scriba oder so, aber womöglich hatte der Legat auch besseres zu tun als ihr zu antworten. Medeia seufzte leise, spülte all die schlechten Gedanken mit einem Schluck Wein herunter. "Das wird wohl so sein. Du hast bestimmt Recht, Lucilla."


    Bekam das jemand noch kalte Füße? Medeia musterte Lucilla und lauschte ihren Worten, nickte hin und wieder, trank einen Schluck Wein und nickte erneut. Verzog das Gesicht als Lucilla auf das Wirtschaftliche zu sprechen kam und nickte beipflichtend. "Oh ja, ach, das mit den Betrieben ist mehr als ärgerlich. Ich sage Dir, so sehr ich den Terentier schätze als ehemaligen Factiokollegen, aber das Gesetz, was er in den Senat gebracht hatte, war wohl das Dümmste und Ärgerlichste seit langer Zeit." Medeia legte den Kopf zur Seite und dachte nach. Nein, das dümmste Gesetz, was sie in letzter Zeit erlebt hatte, das war vom Kaiser höchst persönlich. Aber so was sprach man ja nicht aus, besonders nicht in den Räumen des Kaisers. "Und derartig schwammig formuliert, dilettantisch sozusagen. Als ob es nichts höchst römisches ist, seine Gewinne aus dem Boden zu ziehen? Nein, es muss Pflanzenzeugs und Tierkadaver sein. Ach, ein Leid ist das mit den ignoranten Männern da oben...mal von deinem Zukünftigen abgesehen...", warf Medeia schnell ein, wenn sie sich auch nicht sicher war, ob nicht auch Avarus manches Mal etwas seltsame Anwandlungen im Senat hatte ( was man da so hörte und so). "Ich hätte manches Mal nicht übel Lust, es Lysistrate nachzumachen, damit die Männer mal ihre bornierte Einstellung verlieren." Die Blässe wurde vertrieben, nein, sogar ein wenig Rosé färbten sich Medeias Wangen bei diesen leidenschaftlichen Worten. Aber das verschwand genauso schnell, wie es gekommen war.


    Medeia, die sich kurz aufgerichtet hatte, lehnte sich wieder auf ihre Hand und trank einen Schluck Wein. "Hm. Willst Du den Marmorbetrieb verkaufen? Ich würde ihn ja gerne erwerben, ich hatte sogar vor ein Steinbruch in Ägypten aufzukaufen. Stell Dir vor, die Behörden wollten mir die Konzession dazu nicht geben. So eine Unverschämtheit, wirklich. Dabei bin ich doch auch Eques...", klagte Medeia etwas verärgert. "So ein wunderbarer Steinbruch bei diesem claudianischen Berg in der Wüste. Aber..." Medeia zuckte mit der Schulter. "Es sollte wohl nicht sein... es sei denn..." Medeia sah nachdenklich aus einem Fenster. "Mein Mann kauft einen solchen. Er ist immerhin kein Senator. Und Eques. Ach, weißt Du..." Medeias Plapperphase war momentan stark ausgeprägt. "...was bringt mir dieser elende Ordo Senatorius? Nichts, rein gar nichts. Scherereien nur. Hätte mich der Kaiser nur nicht mit diesem Ordo belastet. Manchmal überlege ich, ob ich ihn nicht bitten sollte, mich daraus zu entlassen. Was meinst Du, Lucilla?"

  • Lucillas Augen glühen erfreut auf. Natürlich hat sie schon viel von den Märkten in Alexandria gehört, aber so direkt von einer Kennerin ist es noch immer etwas anderes. Und zweifellos muss Medeia eine Kennerin sein, welche Frau wäre das nicht, die in Alexandria wohnt?
    "Ich werde mit Avarus sprechen und es gleich für den Frühling festlegen. Im Frühling hat die Baubranche immer so viel zu tun, da ist er eh vollauf beschäfigt, da merkt er gar nicht, wenn ich ein paar Wochen weg bin."
    Dass Avarus wegen der Änderungen in der lex mercatus gar nicht mehr im Baugewerbe tätig sein darf, daran denkt Lucilla gar nicht. Aber er würde eh eine Möglichkeit finden und wenn nicht, haben Männer in Rom ja auch so immer so viel zu tun, dass sie gar nicht merken, wenn ihre Frauen weg sind. Zumindest ist das bei Lucillas Freundinnen so und sie wird da bestimmt keine Ausnahme sein.
    "Bona Dea, wäre das wunderbar! Ich könnte im Frühling schon in Alexandria kaufen, was man im Herbst erst in Rom tragen wird!" Und dann noch zum halben Preis, aber Lucilla will nicht, dass Medeia glaubt, es ginge ihr um Geld.


    Froh, endlich eine gleichgesinnte Leidenspartnerin gefunden zu haben, kann auch Lucilla nicht dem Drang widerstehen, noch ein bisschen gegen das Gesetz zu wettern. "Oh ja, da hast du absolut Recht. Wo kommt denn der Stein bitte sonst her, als aus dem Boden?! Und worauf bitte ist Rom gebaut? Auf Stein! Und woraus? Aus Stein! Und mit was? Mit Stein!" Die Formulierung ist natürlich redundant, aber so genau nimmt es Lucilla nicht. "Und worauf laufen wir den lieben langen Tag lang? Auf gutem, römischen Steinpflaster!" Sie schüttelt resigniert den Kopf. "Nur, weil die Ur-Ur-Römer mal ihre Rundhütten aus Holz gebaut haben ist der Stein auf einmal nichts für die Oberschicht. Pff, die Herren Senatoren sitzen zu lange auf dem kalten Stein in der curia, meine Liebe, und das steigt in den Kopf!"
    Das kann man einfach mal so ganz pauschal nehmen, ohne darüber nachzudenken, ob denn nun Avarus als Senator da mit eingeschlossen ist oder nicht. Wenn man anfängt, über Randgruppen herzuziehen, über Politiker zu schimpfen oder über Bevölkerungsteile Gerüchte zu verbreiten, dann darf man sich am Einzelnen nicht stören, denn sonst kommt man früher oder später dahinter, dass das nicht funktioniert.


    Lucilla hält nachdenklich inne. Wenn sie Medeia die Anteile am Marmorbruch verkaufen könnte, das wäre ja etwas. Da bräuchte sie sich keine Sorgen um die Stammkundschaft machen, immerhin kennt sie die Subauctrix als verlässliche Person. "Du meinst, du hättest Interesse am Marmorgeschäft? Oh, ich sage dir, es gibt nichts faszinierenderes! Naja, wenig meine ich. Also ... mhm ... also wenn du das wirklich machen willst, dir würde ich meine Anteile am Marmor tausend mal lieber verkaufen, als irgendjemandem, der den Stein nicht zu schätzen weiß. Also deinem Mann natürlich." Sie zwinkert verschwörerisch. Genau so läuft das nunmal in Rom, Politik und Geschäft wird über die Männer abgewickelt. Bei Lucilla ist es die Politik, bei Medeia das Geschäft. "Hättest du auch Interesse an dem Werkzeug? Ich sage dir, wenn man in das Werkzeug zum Abbau auf dem Markt investieren muss, dann zahlt man wirklich unverschämte Preise!"


    Noch immer nachdenklich dreht Lucilla den Becher in ihren Händen. "Ganz ehrlich, ich habe auch keine Ahnung, was der Ordo Senatorius dir bringen soll. Ich weiß auch nicht, was er der Frau eines Senators bringen soll. Sie wird doch sowieso überall mit ihrem Mann eingeladen. Ich kann nur leider nichts dagegen tun. In deinem Fall ... hm, einer Frau bietet es wirklich überhaupt keine Vorteile. Der Cursus Honorum ist dir sowieso verwehrt, wenn ihr mal Kinder habt, dann erben sie den Status von ihrem Vater und nicht von dir, das heißt, du kannst nichtmal deinen Söhnen in den Cursus Honorum verhelfen ... völlig für die Katz das alles."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!