[campus] Factio Albata

  • Pontus bemerkte den Ankömmling schon, bevor es klopfte. Wo der große Hund gerade noch halb vor sich hindöste, ging plötzlich sein Kopf nach oben und die Ohren zuckten lauschend. Als es dann klopfte, kommentierte der große Molosser die Situation noch mit einem einzelnen, tiefen. “Rufff“, blieb aber ansonsten ruhig liegen.
    Atticus stand auf und öffnete sogleich die Tür. Vor ihm stand ein etwas dicker junger Mann, der, obwohl er älter war, kleiner war als Atticus. Allerdings schaffte dieser Umstand es nur kurz, Atticus aus seinem Konzept zu bringen. “Lusorix, nehme ich an? Ich bin Pompeius Atticus. Komm doch bitte rein. Keine Angst, Pontus tut nichts.“

  • "Oh. Ein Hund", kommentierte Lusorix wenig schlagfertig den unvermittelten Anblick. Da er aber Hunde durchaus gewohnt war, trat er trotzdem zügig ein. Sein Begleiter tat es ihm gleich. "Ich bin Obeladovenix", stellte er sich im Vorbeigehen vor. "Und ich bin Lusorix, ja", bestätigte dann auch Lusorix noch eilig die Annahme seines Gastgebers. "Danke für die Möglichkeit zum Gespräch", meldete sich dann wieder der andere Gallier zu Wort. Er war einen Kopf größer als Lusorix und offensichtlich auch älter. Abwartend schauten sich dann beide um, wie es nun weitergehen würde.

  • “Der tut nix, der will nur... fressen“ kommentierte Atticus die Bemerkung zu seinem Hund schon recht gewohnt. Wenn man nicht aufpasste, fraß Pontus wirklich alles, was länger als eine Sekunde auf dem Boden lag. Manchmal auch Dinge, die kurzer auf dem Boden lagen. Oder unbeobachtet auf der Tischkante.


    Den zweiten Mann hatte Atticus erst gar nicht bemerkt, aber nach der ersten Überraschung bekam auch der ein jungenhaftes grinsen. Das wird schon werden! machte Atticus sich selbst in Gedanken Mut und bot den beiden Galliern einen Sitzplatz in dem recht spärlich möblierten Hauptquartier der Albata an. “Wein?“ fragte er auch höflich nach und deutete auf einen kleinen Krug und ein paar Becher. (Den Krug und den Wein hatte er von zuhause. Die Becher aber gehörten zum Factio-Inventar.) “O... bela...do...venix?“ Atticus war sich nicht sicher, alle Silben in der richtigen Reihenfolge aufgesagt zu haben. Aber vermutlich war der Gallier das Rückfragen gewohnt.
    “Ähm, ja... also... ihr könnt euch ja schon sicher denken, weshalb... also, weshalb ich dich... oder besser euch, eingeladen habe. Es wäre der Factio Albata eine große Freude, wenn du für sie fahren würdest. Also, Lusorix.“

  • Beide Gallier nahmen Platz und lehnten auch den Wein nicht ab. Eigentlich tranken sie lieber Bier, aber sie wussten ja, was unter Römern üblich war und außerdem wollten sie höflich sein. Obeladovenix nickte grinsend, als sich ihr Gastgeber an seinem Namen versuchte. "Genau so. Ein toller Name, nicht wahr?"


    Lusorix griff dann aber lieber das eigentliche Gesprächsthema auf. "Ich freue mich, dass ihr auf mich gekommen seid. Wobei ich zugeben muss, nicht allzu viel über die Albata zu wissen. Wie viele Fahrer habt ihr überhaupt im Moment?" Auch Lusorix schien erst einmal höflich etwas Konversation machen zu wollen, bevor es in die harten Verhandlungen ging.

  • Auf die Bemerkung mit dem Namen hin grinste Atticus nur ein wenig unbeholfen. Was sollte er auch groß sagen? Dass seine Zunge fast einen Knoten bekommen hatte? Nein, lieber setzte er sich zu den beiden Galliern, nahm selber einen kleinen Schluck verdünnten Wein zur Beruhigung seiner Nerven, und versuchte, möglichst erwachsen und weltmännisch zu wirken.
    “Nun, im Moment haben wir zwei Fahrer. Naja, eigentlich drei, aber Publius Gutta ist schon lange nicht mehr in Rom gewesen und kann also nicht für uns fahren. Die anderen beiden sind Pigor Secundus und Perikles – aber alle nennen ihn Pepe.“ Warum auch immer. Atticus hatte sich nicht getraut, da nachzufragen, auch wenn er den Spitznamen irgendwie seltsam fand.
    “Aber beide haben schon etwas länger nicht mehr bei einem großen Rennen gewonnen, weshalb die Factio nun ihren Kader ausbauen und auch etwas verjüngen will, um für die Zukunft vorzusorgen. Auch ist eine Zusammenarbeit mit der Russata geplant, so dass schon bald zumindest einige Trainingsrennen stattfinden sollten. Und auf absehbare Zeit auch wieder regelmäßige Rennen vor großem Publikum.“

  • Die Ausführungen schienen zu dem zu passen, was die beiden Gallier erwartet hatten, denn sie nickten leicht und warfen sich zufriedene Blicke zu. Vielleicht schmeckte ihnen aber auch einfach nur der Wein doch ganz gut. "Was für Pferde habt ihr denn? Gallische?" Wieder grinste Obeladovenix breit und machte keinen Hehl daraus, dass er alle anderen Pferde für weniger qualifiziert halten würde.


    Lusorix interessierte sich zumindest momentan noch eher für die Fahrer, aber die Namen riefen bei ihm keine Erinnerungen hervor. Aber er war ja auch erst einmal bei einem großen Rennen in Rom gestartet. Trotzdem fragte er nach. "An der Munera Tiberii Duri habt ihr damals nicht teilgenommen, oder?"

  • Was für Pferde? “Ähm... weiße? Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, ob sie aus Gallia stammen oder von woanders. Wir können sie uns aber gerne ansehen, wenn das hilfreich ist.“ Atticus hatte keine Ahnung, was das für einen Unterschied machen sollte, woher die Pferde stammten. Solange sie gesund und schnell waren, sollte das doch egal sein?


    Mit der anderen Frage konnte er schon mehr anfangen. “Nein, daran haben wir nicht teilgenommen. Das letzte, große Rennen, an dem die Albata beteiligt war, waren die Ludi Victoria Augusti vor... vielen Jahren, fürchte ich. Aber genau das möchten wir ja ändern. Wie gesagt, sollen schon bald Trainingsrennen stattfinden, und danach auch wieder größere Rennen.“

  • Obeladovenix lachte schallend auf, als seine Frage mit der Farbe der Pferde beantwortet wurde. "Der war gut!" Prustend bemühte er sich, sich nicht am Wein zu verschlucken und wischte sich dann eine Lachträne aus dem Auge. Dann brachte er aber doch noch eine etwas konstruktivere Antwort her. "Wir sollten sie uns auf jeden Fall ansehen." Noch einmal gluckste er vor Lachen, bevor er sich mit einem weiteren Schluck Wein beruhigte.


    Lusorix war derweil mit seinen Gedanken schon ein wenig weiter, auch wenn ihn die Antwort fast ebenso erheitert hatte. Die offensichtlichen Erwartungen der Factio beschäftigten ihn dennoch mehr. "Ihr scheint ja einiges von mir zu erwarten. Das freut mich und ehrt mich. Was darf ich denn im Gegenzug von euch erwarten?"

  • Eigentlich hatte Atticus das gar nicht als Witz gemeint. Aber schön, wenn er zur allgemeinen Erheiterung beitragen konnte. In seinem jugendlichen Stolz etwas geknickt, versuchte er, sich möglichst wenig anmerken zu lassen. Zum Glück stellte Lusorix nun Fragen, zu denen er die Antworten kannte.
    “Du darfst zehn Prozent aller Preisgelder, die du persönlich für die Albata gewinnst, behalten. Außerdem bekommst du fünf Prozent von Preisgeldern, die vom Team gewonnen werden. Wenn du beim Training oder beim Rennen verletzt werden solltest, übernimmt die Albata die Kosten für die Behandlung. Außerdem haben wir eine Sterbekasse, in die für das gesamte Team fünf Prozent der Preisgelder eingezahlt werden und aus der Hinterbliebene einen Anteil erhalten, sollte ein Fahrer sterben.“ Atticus hoffte, dass das Angebot gut genug war. Sehr viel weiter nach oben gehen konnte er nämlich nicht. Immerhin mussten von den Preisgeldern auch die Pferde und die Pferdeknechte bezahlt werden, die Wagen und ihre Wartung, hin und wieder eine Startgebühr.... Atticus konnte nicht sämtliche Reserven auf den Kopf hauen und alle Anteile, die gewonnen wurden, herausgeben. Er hatte vielleicht keine allzu großen Mathematikkenntnisse, aber um das auszurechnen, reichte es.

  • Das Angebot hörte sich nicht schlecht an, aber es erschien Lusorix auf den ersten Blick auch nicht ganz überzeugend. "Das heißt, bis zum ersten Rennen bekomme ich von euch gar nichts? Und wenn wir dort nichts gewinnen, danach immer noch nicht? Von irgendwas muss ich aber meine Miete bezahlen. Und was zu Essen." Er wollte sich nicht hilfloser darstellen als er war, aber nichts zu Essen zu haben war nun einmal ein Problem. Das schien auch Obeladovenix so zu sehen, denn die letzten Lachfalten verschwanden nun aus seinem Gesicht und er nickte bekräftigend zu den Ausführungen von Lusorix.

  • Äh“, machte Atticus zuerst wenig intelligent. Solche Feinheiten hatte er tatsächlich nicht bedacht. Und sich natürlich auch nicht erkundigt, wie die Albata das bei den anderen Fahrern handhabte. Aber der Einwand war ja durchaus logisch und berechtigt. Und irgendwie zweifelte Atticus daran, dass das Angebot, Mietfrei im Stall bei den Pferden zu schlafen, das war, was Lusorix sich vorgestellt hatte.
    “Also, wir können auch ein Festgehalt zahlen. Zehn Sesterzen pro Monat?“ Soviel verdiente ein Anwärter bei den Legionen. Atticus hoffte, dass das ein vernünftiger Maßstab war. “Aber dafür verpflichtest du dich auch zu regelmäßigem Training mit den Pferden.“

  • Lusorix und Obeladovenix warfen sich ein paar Blicke zu, die aber eher irritiert als vielsagend wirkten. Offenbar rieselten bei der Albata die Körner in der Sanduhr deutlich anders, als sie das erwartet hatten. Dummerweise hatten sie keinen direkten Vergleich, da sie noch nie mit einer anderen Factio in Rom verhandelt hatten. Daher wussten sie auch nicht genau, was üblich war. Sie hatten nur Dinge gehört, von denen sie einfach annahmen, dass sie üblich waren. "Andere Factiones zahlen wohl auch einen größeren einmaligen Betrag, um einen Fahrer für sich zu gewinnen. Und zehn Sesterzen bekommt man ja auch bei der Legion und da muss man keine Miete zahlen und kein Essen kaufen." Der Betrag schien den beiden Galliern entschieden zu wenig zu sein. "Aber zum Training verpflichten kann ich mich gerne. Jeden Tag bei den Pferden und auf dem Wagen - was sollte ich lieber tun?"

  • “Aber dafür muss man den ganzen Tag und die ganze Nacht genau das tun, was die Vorgesetzten einem sagen, und darf nicht verheiratet sein und wird vielleicht ans andere Ende der Welt versetzt“, stellte Atticus auf den Einwand heraus, dass ein Legionär weder Miete noch Essen zahlen musste. Im Grunde konnte Lusorix die Hälfte seiner Zeit auch einem privaten Gewerbe nachgehen, solange er zum Training und zu den Rennen hier war und sein bestes tat. Irgendwie musste er ja jetzt auch sein Essen und seine Miete wohl bezahlen.
    “Wir können statt dem regelmäßigen Gehalt auch eine einmalige Summe vereinbaren, wie die anderen Factiones das machen, wenn es euch lieber ist.“ Bis eben wusste Atticus zwar nicht, dass die anderen das so machten, aber dafür klang er jetzt doch sehr selbstsicher. Das war eines der wichtigsten Dinge, die man beherrschen sollte: Auch bei völliger Ahnungslosigkeit den eigenen Standpunkt überzeugend rüberzubringen. “Sagen wir... 500 Sesterzen?“

  • "Das ist zu wenig. Er ist immerhin schon in Rom Rennen gefahren und ist kein unerfahrener Anfänger mehr." Die Antwort von Obeladovenix kam promt und ohne, dass er noch einmal zu Lusorix sehen musste. Auf diesen Teil der Verhandlungen hatten sich die beiden Gallier offenbar eingestellt. Lusoirx selber fügte auch nichts mehr hinzu, sondern nickte nur und versuchte, ein selbstbewusstes und professionelles Gesicht zu machen.

  • Ein Rennen. Mit einem guten, vierten Platz, weshalb ich Lusorix ja gerne für die Albata haben möchte. Aber es ist auch schon eine ziemliche Weile her.“ Wie das mit dem Verhandeln funktionierte, das wusste Atticus immerhin. Auch wenn sein Gegenüber mit dem schier unaussprechlichen Namen ihm nicht den Gefallen tat, ein Gegenangebot einzufordern, so dass man sich auf der Mitte irgendwo letztendlich treffen konnte. “Aber gut, dann erhöhe ich für dieses eine Rennen noch einmal um hundert Sesterzen auf insgesamt sechshundert.“

  • "Die letzte Rennteilnahme der Albata ist auch schon eine ziemliche Weile her. Der letzte vierte Platz noch länger, oder?" Für diese durchaus provokante Erwiderung hatte Lusorix nicht lange überlegen müssen, auch wenn er gar nicht übermäßig stolz auf seinen vierten Platz war. Er wusste, dass er noch ein Anfänger war. Aber die Albata schien Unterstützung wirklich nötig zu haben und das wollte er sich gut bezahlen lassen. Zumal sowohl seine eigene Leistung als auch die Leistungen der Albata Grund zur Hoffnung gaben, dass gleich das nächste Rennen sein Konto weiter aufbessern würde. "Gibt es denn eine gewisse Menge von Rennteilnahmen, die ihr ihm garantieren könnt? Ein Anteil an den Siegprämien ist ja bestenfalls dann ein sicheres Einkommen, wenn ihr auch regelmäßig fahrt." Obeladovenix schien durchaus flexibel zu sien, wann und wie das Geld in die Kassen kam, solange absehbar war, dass es nicht zu knapp und unzuverlässig kam.

  • Atticus bemühte sich, nicht beleidigt zu schauen. Er konnte doch nichts dafür, dass die Albata in der Versenkung des Rennsports verschwunden war. Er wollte das ja gerade ändern.
    “Ich kann garantieren, dass wir ihn zu sämtlichen Rennen, die nach seiner Zusage stattfinden werden und zu denen die Albata Zugang hat, aufstellen und fahren lassen werden, sofern er nicht verletzt oder krank ist. Da ich aber nicht der Aedil bin, kann ich nur versichern, dass ich und Consular Purgitius von der Russata uns redlich darum bemühen werden, dass wieder regelmäßige Rennen in Rom stattfinden werden. Aber ob der jeweilige Aedil an den Festtagen der Götter nun Wagenrennen ausrichtet oder nicht, das können wir nicht bestimmen. Wir können ihn lediglich darum bitten.“

  • Die Argumentation war durchaus nicht dumm und die beiden Gallier wussten natürlich auch, dass man nur bei Rennen fahren konnte, zu denen man eingeladen wurde. Und dass Lusorix Chancen auf eine Rennteilnahme ungleich höher waren, wenn er bei der Albata fuhr, statt gar keine Factio zu haben. Andererseits wollte er sich ungerne langfristig auf ein solches Wagnis einlassen. Unsicherheit hatte er jetzt schon und wollte sie ja gerade loswerden. Wieder warfen sich die Gallier ein paar Blicke zu, denen man ansah, dass sie beide nachdachten. "Mal angenommen, ich nehme die erste Zahlung an, wie lange würde ich mich damit denn an euch binden?"

  • Da Atticus jetzt auf sechshundert Sesterzen erhöhen musste, fiel seine Rechnung von zuvor natürlich anders aus. Bei zehn Sesterzen pro Monat, wie ihm vorgeschwebt hatte, wären das 60 Monate, also fünf Jahre. Allerdings nahm er an, dass die beiden Gallier auch so schnell im Kopfrechnen waren, daher war er gewillt, sich dahingehend von den beiden ein wenig übervorteilen zu lassen und weniger einzufordern. So hatten die beiden hoffentlich ein gutes Gefühl bei der Sache und sagten eher ja.
    “Vier Jahre, und das Versprechen, zuerst mit uns nachzuverhandeln, ehe ihr euch an eine andere Factio wendet.“

  • "Vier Jahre?!" Lusorix musste schlucken und Obeladovenix schüttelte heftig den Kopf. Nachdem Lusorix kurz nachgerechnet hatte, wie wenig das Angebot wirklich Wert war, fasste er seinen Protest genauer in Worte. "Du sagtest eben was vom Sold für Rekruten bei der Legion. Aber mit 600 Sesterzen für vier Jahre länge ich ja noch darunter. Und bei der Legion ist man nur ein paar Monate Rekrut und nicht ein paar Jahre." Zumindest meinte Lusorix, dass es so war. Er war ja offensichtlich nicht bei der Armee. "Vielleicht solltest du dich lieber zur Armee melden." Die beiden Gallier schaute sich kurz an, blieben dann aber bei der Sache. "Also, wie ist es mit folgendem: Sechshundert Sesterze jetzt und ich verpflichte mich für drei Jahre. Aber nach einem Jahr rechnen wir ab, wie viel ich durch Preisgelder erhalten habe. Und wenn das nicht auch noch einmal sechshundert sind, zahlt ihr mir für das zweite Jahr die Differenz. Und für das dritte Jahr genauso."

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