Am Stadttor - Wer nach Rom will soll sich Zeit für die ordentliche Durchsuchung und Befragung nehmen!

  • “Ja doch”, kam leicht genervt von Pina. Was Sila nur immer hatte, sie wusste doch dass dies hier gerade für sie sehr interessant war.
    Der Wache rief sie noch schnell zu: “Danke, bis bald”, ehe sie dem Karren hinterher rannte und rauf kletterte,
    Für Pina stand fest, hier zum Stadttor würde sie noch öfter gehen. Von der Größe Rom hatte sie zwar gehört, doch eine Vorstellung hatte sie nicht.

  • Die Sonne war bereits untergegangen, als ein verhüllter Reisewagen an den Toren Roms hielt. Da die Wagen tagsüber nicht durch die Straßen der urbs aeterna fahren durften, hatte der Reisende bewusst den Abend - nicht die Nacht - gewählt. Die wenigen kostbaren Stunden zwischen Sonnenuntergang und Nachtwache.
    Denn in sein Gepäckumfang wäre in den Sonnenstunden unmöglich zu transportieren gewesen.
    Selenus, der im Inneren des Wagens saß, hörte, wie der Sklave auf dem Kutschbock dem wachhabenden Soldaten Auskunft über die notwendigen Dinge gab, bevor das Fahrzeug sich wieder ruckelnd in Bewegung setzte. Die Hufe der Pferde schlugen laut auf die Pflastersteine der Straße und Selenus konnte gerade noch die dunklen Silhouetten der prächtigen Bauten auf dem Forum Romanum sehen, bevor sie in eine Nebenstraße einbogen. Kurz glaubte er, den Schein der heiligen Flammen des Vestatempels zu sehen und ein seltenes Lächeln erhellte sein Gesicht.
    In Gedanken ging er noch einmal die einzelnen Punkte durch, die auf jeden Fall zur Sprache kommen würden, wenn er erst einmal angekommen war.
    Agrippina hatte ihm natürlich den Brief des Marcus Iulius Dives gezeigt und aus seiner Wortwahl und seinem teilweise eher steifen und umständlichen Schreibstil hatte Selenus mehr und mehr den Eindruck gewonnen, dass dieser ein junger Mann sein musste, der zwischen seiner Jugend und seiner großen Verantwortung stand. Wie jemanden, der bereits sehr weit, aber noch nicht ganz, in diese Rolle hinein gewachsen war.
    Der Ton des Briefs war sehr freundlich gehalten. Untypisch freundlich, sodass es tatsächlich aufrichtig wirkte.
    Möglicherweise war der Hausherr zu Rom ein im Grunde umgänglicher Mensch - was ein Glück seiner kleinen Torquata war.
    Aber das Gleich musste ja nicht für den Rest der Familia gelten.
    Obwohl Selenus scheinbar in Gedanken versunken war, entging ihm nicht das kleinste Detail.
    Als sie schließlich die Nordwestseite des Esquilin hochfuhren - die Iulier waren vornehm genug, um sich einen der begehrten Plätze zu sichern - zog Selenus den Mantel enger um die Schultern, um das wichtige Dokument, das er bei sich trug, zu schützen.
    Der Mantel, den er von seiner zweiten Bildungsreise mitgebracht hatte. Jene unglückselige Reise, welche er sofort abbrach, als ihm die Todesnachricht aus Misenum erreicht hatte.
    Selenus hätte auch einfach fortgehen und neu anfangen können - denn er war zu dem Zeitpunkt bereits ein freier Mann.
    Aber er hatte es nicht getan. Nicht, weil er bequem geworden war und sich eine feste Anstellung durch die Familie nicht verderben wollte, sondern weil es Torquata gab, die seine Hilfe brauchte.
    Man konnte sagen, dass er eine spezielle Verbindung zu dem Kind hatte und er war bereit, in ihrem Interesse zu handeln und auf seine eigene Freiheit zu verzichten.
    Bis heute konnte Selenus, der über ein überaus sensibles Gespür für Menschen verfügte, selbst nicht genau benennen, was genau ihn an Torquata band. Die Bindung zu Servius war viel loser und glich mehr einem Arbeitgeber-Dienstleister-Verhältnis.
    So sehr Selenus auch versuchte, sich selbst in diesem Punkt zu durchschauen, er kam nie weit.
    "Dominus, wir sind da", rief der Sklave unnötigerweise, denn natürlich hatte Selenus bereits bemerkt, wie dieser die Pferde gedrosselt hatte.
    "Ist gut. Klopfe jetzt an die Tür", wies er den Nubier an, blieb selbst jedoch noch im Wagen sitzen, um alles beobachten zu können.

  • Ursus hatte es endlich geschafft. Er hatte sein Ziel, Rom ,unbeschadet erreicht.
    Es war ein warmer Tag als er die Stadt erreichte, vor dem Tor drängelten sich viele Leute und warteten darauf kontrolliert zu werden, was bei dieser Menge sicherlich ein wenig dauern konnte.
    Gelassen reihte er sich hinten ein....
    Nach einer endlos langen Zeit war er nun an der Reihe.
    Salve, Aulus Furius Ursus heiße ich. Ich möchte meine Familie besuchen gab er dem Wachhabenden zu verstehen.

  • Nachdem sich auch die Wagen mit dem Gepäck und die Reisewagen von Sentia Laevinas Freundinnen sich dem Zug angeschlossen hatten, konnte sich die doch beachtliche Reisegruppe gemütlich auf den Weg nach Rom machen. Natürlich waren sie so auch nur so schnell wie ihr langsamster Bestandteil – in diesem Fall die Ochsenkarren mit Gepäck – so dass die Reisezeit sich realistisch ausdehnte. Dazu kamen auch zwei Pinkelpausen nach jeweils zwei Stunden Fahrt, die eine davon verbunden mit einem zeitgleichen Einkehren in der Wegstation mit einer kleinen Mahlzeit und vor allen Dingen etwas zu Trinken für Mensch und Tier.
    Und so erreichte die Kaiserin wie bereits vorausgesagt mit Einbruch der Dunkelheit das Stadttor Roms, vor dem schon diverse Händler darauf warteten, nun in die Stadt einfahren zu können und so Nachschub an die Märkte zu liefern. Hier war es dann doch sehr hilfreich, in einer so großen und offensichtlich von Prätorianern geführten Gruppe unterwegs zu sein, denn nur wenige der Händler wagten es, sich ernsthaft zu beschweren, als der Reisewagen an ihnen vorbeirollte, ohne sich in die Schlange einzureihen. Irgendeinen Vorteil musste es ja auch haben, Kaiserin zu sein. Und in weniger als einer Stunde wäre sie dann auch endlich im Palast und bei ihrem Ehemann.

  • Oh ja, der heutige Tag war wirklich warm - vor allem, wenn man in voller Montur praktisch rund um die Uhr der prallen Sonne ausgesetzt war! Doch die Wachhabenden versuchten dienstbeflissen natürlich dennoch einen angemessenen Dienst zu tun.


    "... Heute Abend?!", fragte der eine den anderen Urbaner ungläubig im Rahmen des üblichen Smalltalks, der die Zeit allerdings auch nicht wirklich viel schneller vergehen ließ.
    "Ja! Ich hab ja noch versucht mit Aulus von nebenan den Dienst zu tauschen. Aber du kennst ja Aulus...", klang sein Kollege leicht niedergeschlagen.
    "... Nicht in der prallen Sonne brutzeln zu müssen und dafür auch noch einen kurzen Blick auf die Kaiserin zu erhaschen, das hätte er wahrscheinlich gegen drei Wochenlöhne nicht getauscht.", stimmte ersterer Urbanicianus zu und beide nickten einander bestätigend. Dann war der nächste in der Reihe an der Reihe:


    "Also dann, Furius. Hast du irgendwelche Waffen bei dir?", erkundigte sich der Soldat nicht sonderlich motiviert.
    "Falls ja, dann bitte einmal dort drüben alle Dolche und so weiter dort drüben auf den Holztisch legen und dich anschließend breitbeinig vor meinem Kollegen aufstellen, die Arme seitlich vom Körper weg gestreckt, damit er sich vergewissern kann, dass du auch wirklich alle Waffen abgelegt hast.", erklärte der andere Urbaner genauso hellauf begeistert.
    "Und falls du keine Waffen bei dir trägst, dann kannst du dich jetzt gleich btte einmal so aufstellen, wie mein Kollege eben gesagt hat." Denn gerade so einen groß gewachsenen jungen Mann mit athletischem Körperbau würde man ganz gewiss nicht ohne eine gründliche Durchsuchung in die Stadt lassen. Solche Leute waren stets erst einmal verdächtig...

  • Es hatte sich selbstverständlich in den Castra Praetoria doch recht schnell herumgesprochen, dass der Trupp Praetorianer nach Ostia geschickt worden war, um niemand geringeren von dort aus in die ewige Stadt zu eskortieren als die Augusta höchst persönlich! Dementsprechend hatte man auch kurzfristig abgesprochen und organisiert, dass die Urbaniciani am heutigen Tag an den südlichen Toren und Kontrollpunkten der Stadt - wer wusste schon so genau, ob die Kaiserin die Via Portuensis nördlich oder die Via Ostiensis südlich des Tibers nehmen würde oder am Ende gar von einer dieser Hauptstraßen aus Sicherheitsgründen noch auf irgendeinen Nebenstraße zu einem kleineren Stadttor auswich - bis zwei Stunden nach Sonnenuntergang mit doppelter Besetzung ihren Dienst taten.


    Letztlich waren es der Miles Memmius und drei seiner Urbaner-Kameraden *, die das Glück und die große Ehre hatten, die kaiserliche Reisegruppe an 'ihrem' Tor in Empfang zu nehmen und in Roma Willkommen zu heißen.

    Sim-Off:

    Wo seid ihr, meine lieben Urbaniciani? Hier gibt es eine KAISERIN zu bestaunen! Die *-Rollen dürfen gerne auch von euren IDs ausgefüllt werden... ;)

    "Salvete!", grüßte Memmius einen der Eskorten-Praetorianer. "Und? Sag schon, wo ist sie?", konnte er seine Neugier kaum zügeln.

  • Man sah die Stadt nichts als erstes, man höhrte sie nichts als erstes. Als erstes wurde der unbeschreibliche Gestank des Herzens des Universums vom Wind an Marcus Octavius Nase getragen.


    Der neue Morgen dämmerte und die entfernteren Wagen der Menschen, die in die Stadt und aus ihr heraus fuhren, verschwanden in den Nebelschwaden, die vom Tiber heran zogen.


    Schon lange herrschte in Marcus diese ungewöhnliche Gefühlsmischung aus Aufregung und Neugier auf das Kommende und gelichzeitig die Angst und die Ungewissheit, was diese größte und mächtigste aller Städte für ihn bereit halten mochte.


    Es war sehr lange her, dass er Rom zum letzten Mal gesehen hatte: Schemenhafte Erinnerungsfetzen, Bruchstücke von Bildern waren übrig, wie Kindheitserinnerungen nun einmal waren.


    Marcus richtete sich auf dem Bauernkarren auf, auf dem er mitfuhr. eine zweckmäßige Mitfahrgelegenheit. Im Hintergrund meinte er einige Umrisse einer Stadtmauer zu erkennen und der Lärm der Fuhrwerke wurde langsam übertönt von dem Lärm, den eine erwachende Metropole von sich gibt.


    Also wappnete sich Marcus nun für Rom...

  • Nebel war immer noch besser als der Regen, den er in letzter Zeit viel zu oft hatte ertragen müssen, dachte sich einer der Milites am Tor. Auch wenn er genauso für einen klammen Mantel sorgte, wenigstens stand er mit den Caligae nicht in tiefen Pfützen. Er versuchte ein Gähnen zu unterdrücken und scheiterte kläglich, während einer seiner Kameraden den nächsten Wagen durchwinkte. Bald würden sich die Stadttore für die unzähligen Karren der Händler und Reisenden schließen, die tagtäglich die Urbs Aeterna erreichten... und seine Schicht hätte endlich ein Ende. Aber noch galt es, seine Arbeit zu erledigen.
    "Salve", grüßte er die nächsten Neuankömmlinge gelangweilt und deutete auf den Karren. "Was wollt ihr in der Stadt? Was habt ihr da so dabei?" Der Soldat gab sich nach einer halben Nacht vor dem Tor keine große Mühe mehr, sich in korrektem Ton auszudrücken. Außerdem hatte er meistens sowieso nur Bauern und Händler vor der Nase, die nicht minder übellaunig waren. Wozu also die Mühe?
    Und obwohl er seine Fragen eben erst gestellt hatte, besah sich sein Kamerad bereits die Ware auf dem Karren.

  • Am Tor der Stadt, an dem die lange Straße doch noch zu einem ende kam, emfingen sie als erstes ein paar mäßig gelaunte Soldaten, die mit mürrischen Mienen Wagen und Reisende kontrollierten. Das Oktoberwetter machte auch ihnen zu schaffen. Für Maro allerdings war das Wetter in Italien immer eine angenehme Überraschung. Selbst zu dieser Jahreszeit. In Germanien hatte es im Oktober durchaus auch schon Schnee gegeben. Normalerweise beschränkte sich Jupiter jedoch den Barbaren und Kolonisten nicht enden wollenden, nasskalten Regen zu schicken, der Flüsse über ihre wilden Ufer treten ließ und die Wiesen in wiederliche Moraste verwandelte. Die sollten sich hier nicht so haben.


    Er antwortete dem Fragesteller: "Salve, Optio. Ich fahr bloß mit dem Bauern hier mit. Der soll selbst sagen, was er will. Komme grade von Mogontiacum runter. Die verfluchten Barbaren haben die Grenze durchbrochen und unsern Hof abgebrannt. Die Brüder von der II. Germanica haben das erledigt, aber der Hof und die Alten waren nicht mehr zu retten." Maro kämpfte angestrengt darum seine Haltung, die er annahm, wenn das Gespräch auf die schrecklichen Ereignisse jener Nacht zu sprechen kam, zu bewahren. Es war ein brüchiger Schutzschild. "jedenfalls will ich jetzt hier in Rom neu anfangen. Hier gibts keine Wilden" Wahrscheinlich höhrte der Soldat solche Geschichten jeden Tag zu hunderten...

  • Da konnte seine Laune noch so schlecht sein, als der Mann ihn als Optio grüßte, lachte der Miles zunächst lautstark. "Junge, wär' ich Optio, hätte ich wen anders für die Nachtschicht eingeteilt", klärte er den Mann dann auf, als das Lachen wieder verstummt und das Grinsen verschwunden war. Ja verdammt, wer würde sich schon selbst für schlaflose Nächte vor den Stadttoren einteilen, vor allem wenn er die Möglichkeit hatte, sich einfach einen aus 80 anderen Soldaten dafür auszusuchen? - Was ihn schlussendlich nur zu einem Gedanken brachte: Er wollte endlich eine Beförderung.
    Der zweite war inzwischen fertig damit, den Karren zu kontrollieren, führte noch ein kurzes Gespräch mit dem Bauern und nickte schließlich dem ersten Miles zu.
    "Dann viel Spaß beim neu anfangen", sagte dieser gleichgültig zu dem jungen Kerl auf dem Karren und ließ selbigen passieren.


    Sim-Off:

    Ich hab mich hier eines NSCs bedient, sorry wenn das nicht ganz klar war ;)

  • "Na dann habe ich ja wenigstens für dich den Tag etwas aufgehellt. Kenne mich nicht so aus bei eurem Laden. Hat mich nie dort hingezogen. Lohnt sich das?" fragte Maro mehr der Form halber. Das Militärleben war ihm zumindest von außen stets stumpf und eintönig erschienen. Wache schieben, sinnlos auf und ablatschen und dabei einen hübschen goldenen Adler schwenken.


    Andererseits schien das Militär der einfachste Weg zu einem neuen Auskommen zu sein. Vielleicht konnte er durch seine Verwandtschaft zu den Octaviern ds Wachschieben umgehen und Offizier verdienten wahrlich nicht schlecht. Der Beweis wardie florierende Wirtschaft der Garnisonstädte entlang der Grenze. Höhere Offiziere mussten auch an Rhenus und Danuvius auf keine Annehmlichkeiten der zivilisierten Welt verzichten. Vielleicht ließ sich ja da was drehen...der Pater Familias war immerhin Senator... er würde sehen.



    Sim-Off:

    War mir da nicht sicher und wollte keinen "Fauxpas" anrichten. Nachdenken hätt vielleicht geholfen ;)

  • Beide Soldaten standen wieder auf ihren Posten und warteten darauf, dass sich der Karren wieder in Bewegung setzte.
    "Kommt drauf an, was du gewohnt bist... und wen du kennst", meinte der erste. Ja, so wie der junge Kerl der nach nicht halb so vielen Dienstjahren, wie er sie auf dem Buckel hatte, erst letztens in den Mannschaftsrängen gelandet war, dachte er leicht ärgerlich.
    "Man hat's warm, ein Dach über dem Kopf, was zu essen und verdient dazu noch was. Und wenn du weiter nach oben kommst, wird's noch ein ganzes Stück besser", beantwortete er am Ende die Frage des jungen Mannes. Der war sich wohl zu fein für sowas. Er selbst dagegen hatte sich gar nie groß die Frage gestellt, ob es sich lohnte, denn die große Auswahl an Berufen hatte er nie gehabt. Auch ohne lange Überlegungen anzustellen war er damals zu dem Schluss gekommen, dass die Cohortes Urbanae bei seinen begrenzten Möglichkeiten noch der beste Weg waren.

  • "Na schön. Danke für die Auskunft. Vielleicht tauch ich ja mal bei euch auf. Dann kann ich euch auch länger Gesellschaft beim wacheschieben leisten." antwortete Maro. Der Bauer hatte bereits mit ungeduldigen Gesten zum Aufbruch aufgefordert. "Dann Valete!"

  • Es ging gegen Sonnenuntergang, als ein prachtvoller Reisewagen an den Toren Roms hielt. Die anderen Wagenlenker warfen sich verstohlene Blicke zu bei dem schönen Anblick des elegant gebauten Fahrzeugs mit dem vorgespannten Schimmel und wunderten sich, wer wohl darin sitzen mochte.
    Der Sklave, der auf dem Kutschbock saß, erwartete keine Einwände der Wache und trieb das herrliche Pferd vorwärts, als sich die Warteschlange vor ihm allmählich verkürzte.
    Immer wieder warf er unruhige Blicke auf den Stand der Sonne, denn er war scharf instruiert worden, dass die wertvolle Reisende die Villa Flavia Felix noch vor Sonnenuntergang erreichen musste.

    Drei der Grazien gibt's, nur eine Venus! Die Veilchen will ich zum Strauße gereicht, aber die Rose allein.

  • "Mensch, Briso, schau dir das mal an. Die lernen's wohl nie, oder?", sagte einer der Milites am Tor zu seinem Kollegen und seufzte deutlich hörbar. Ständig kamen diese protzigen Wagen an - meist inklusive mindestens so protziger Insassen - und glaubten, für sie würden am Stadttor andere Regeln gelten als für den Rest der Welt. Zunächst hatte er noch gehofft, der Wagen würde wie so manch einer vor ihm irgendwo am Straßenrand stehen bleiben und ein kleiner Botenjunge würde herabspringen, um in die Stadt zu laufen und eine Sänfte zu holen, doch je näher der Wagen kam, desto mehr verflüchtigte sich seine Hoffnung.
    Miles Briso hingegen, in seiner Natur weniger zurückhaltend als sein Kollege, teilte seine Gedanken weder seinem Kameraden mit, noch behielt er sie für sich, sondern rief ohne große Umschweife dem Kerl auf dem Reisewagen, als dieser auf das Tor zurollte, direkt entgegen: "Keine Karren und Reisewagen vor Sonnenuntergang! Hier geht's nicht weiter, Leute!"

  • Der Sklave, welcher den Wagen lenkte, fluchte leise und schickte einen der Burschen, welcher neben dem Wagen herlief, vor, um eine Sänfte für die vornehme Reisende zu holen.
    Doch da erklang eine süße, engelsgleiche Stimme aus dem Inneren des Wagens. Doch die Worte passten nicht zu ihrem weichen Klang.
    "Warum halten wir an?"
    Die Maultiertreiber, die nah genug waren, um diese Frage zu hören, drehten sich nach dem Reisewagen um und starrten ihn mit offenen Mündern an.
    Diese Stimme! So süß und leicht wie ein Windspiel! Wer mochte wohl in dem Wagen sitzen?

    Drei der Grazien gibt's, nur eine Venus! Die Veilchen will ich zum Strauße gereicht, aber die Rose allein.

  • Sparsus, der sich zuvor noch bei seinem Kameraden über den Reisewagen beschwert hatte, schien beinahe wieder versöhnt, als der liebliche Klang der Stimme aus dem Reisewagen in seine Ohren drang, sodass sich der schroffe Briso beim Anblick seines dahinschmelzenden Mitsoldaten gezwungen sah, erneut das Wort zu ergreifen.
    "Das war's, hier geht's nicht weiter. Entweder ihr besorgt euch 'ne Sänfte oder ihr wartet bis Sonnenuntergang", wiederholte Briso seine Ansage nicht weniger dreist, allerdings vollkommen wahrheitsgemäß. Hier war Endstation für den Wagen.
    "Aber Briso ...", begann Sparsus verträumt.
    "Sag' mal spinnst du?"
    Sparsus zuckte ratlos mit den Schultern, während Briso ärgerlich das Gesicht verzog.
    "Lenkt den Wagen solange irgendwo zur Seite, damit's hier weitergehen kann."

  • Der Sklave zögerte, als der Urbaner ihn aufforderte, den Wagen an die Seite zu lenken. Der Schimmel tänzelte nervös, als sich ein Bauer mit Sack und Pack an ihm vorbeidrängelte.
    Doch da meldete sich erneut diese geisterhaft schöne stimme aus dem Inneren des Wagens.
    "Befolgt die Anweisungen des Urbaners." Der Tonfall ließ keine Widerrede zu und so sonderte sich der Tross vom Rest der wartenden Schlange ad und hielt an der Seite der Wachenden.
    Dann streckte sich plötzlich eine feine, schmale, zartgliedrige Hand aus dem Wagen und einer der Sklaven eilte herbei, um die Reisende aus dem Wagen zu helfen.
    Als die Anstehenden der Frau - oder besser gesagt, dem Mädchen - ins Angesicht blicken konnten, klappten die Kinnläden herunter.
    Das elegant aufgesteckte, goldene Haar, glänzte in der Abendsonne und das aristokratische, betörend schöne Gesicht mit den leuchtenden, smaragdgrünen Augen funkelten die Urbaner an. Der Augenaufschlag, der folgte, ließ die Männerherzen höher schlagen.
    Kurzum: Das Mädchen kam dem gleich, was man unter 'göttlich' in Bezug auf die weibliche Schönheit sagen konnte.
    Sie lächelte den schroffen Urbaner an und lenkte die Aufmerksamkeit ihres Gegenübers sogleich auf ihre vollen, roten Lippen. "Guten Tag, meine Herren. Ich hoffe, wir bereiten euch nicht allzu viele Unannehmlichkeiten. Selbstverständlich werden wir die Regeln der Urbs Aeterna befolgen."
    Wie auf einen unsichtbaren Wink hin legte eine Sklavin einen warmen Mantel um die zarten Schultern ihrer Herrin und zupfte mit schnellen, effizienten Bewegungen die Seidenbahnen glatt, aus welchen das anschmiegsame, elegante Kleid der jungen Frau gefertigt war.
    Einige der umstehenden Männer seufzten enttäuscht, als die weiblichen Reize des venusgleichen Geschöpfs unter dem Mantel verschwanden.

    Drei der Grazien gibt's, nur eine Venus! Die Veilchen will ich zum Strauße gereicht, aber die Rose allein.

  • "Das hört man gerne. Reisewagen und Karren werden nur Nachts in die Stadt gelassen, alles andere darf durch", erklärte Briso die Angelegenheit so, dass auch das verzogenste Patriziermädchen es verstehen würde.
    "Ach Briso...", seufzte Sparsus, während das engelsgleiche Mädchen aus dem Reisewagen stieg.
    "Was denn jetzt... ?", brummte Briso daraufhin verständnislos.
    "Schon klar warum du keine abkriegst..."
    Als Antwort klopfte Briso seinem Kollegen mit der flachen Hand gegen den Hinterkopf, sodass sich Sparsus erst einmal den Cassis wieder zurechtschieben musste.
    "Ja, viel Spaß noch", bemerkte Briso noch gespielt freundlich in Richtung der ganz offensichtlich gut betuchten jungen Dame, und winkte inzwischen mal die nächsten zum Tor.

  • Flamma schickte noch einen Wimpernaufschlag hinterher und lächelte insgeheim, als der eine Urbaner beihahe in Ohnmacht fiel.
    Dann drehte sie ihren Kopf graziös in Richtung des Gepäckwagen und sah, dass die Männer endlich die Sänfte bereitgestellt hatten. Es war aus kostbarem, dunklen Holz gefertigt und nach ägyptischem Stil hergerichtet - feminin und geschmackvoll.
    Elegant stieg Flamma ein und die Träger setzten sich in Bewegung.
    Wie aus einem alten Märchen bewegte sich die Sänfte durch das Tor und verschwand daraufhin aus dem Blickfeld des (fast ausschließlich) männlichen Publikums.

    Drei der Grazien gibt's, nur eine Venus! Die Veilchen will ich zum Strauße gereicht, aber die Rose allein.

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