Ohne sich weiter um den etwas ratlos wirkenden Sklaven zu kümmern, legten die maskierten Milites Hastae und Scuta ab und machten sich auf den Weg. Von allen Seiten mit Fragen und Unmutsbekundungen überschüttet, bahnten sie sich schweigend durch die Menge auf den schmuddeligen Syrer zu. Die gerade noch aufmerksam lauschenden Reisenden traten beim Anblick der vermummten Urbaner erschrocken zurück, allein der Schwätzer bemerkte von alldem nichts. Offensichtlich völlig berauscht vom Interesse der Umstehenden salbaderte er einfach weiter. Beim Näherkommen wurden erste Satzfetzen vernehmbar: „.. die Prätorianer .. ägyptisches Schlangengift .. schreckliches Blutbad .. die Konsuln auf dem Thron .. Bürgerkrieg ..“ Antias wollte angewidert ausspucken, schluckte es aber angesichts des vorgebundenen Halstuches lieber wieder hinunter. Dieses miese syrische Sackgesicht wusste nichts! Gar nichts! Dennoch fiel der Same seiner Spinnereien beim verunsicherten Volk natürlich auf fruchtbaren Boden. Mit nur mühsam unterdrückter Wut packte Antias den Syrer an der Schulter und riss ihn herum.
„Du da! Lass dich mal ansehen, du wirkst etwas blass.“ Der Angesprochene wurde tatsächlich blass, kaum dass Antias ihm die kalte Hand unsanft auf die Stirn klatschte.
„Fieber. Eindeutig.“
„Was? Du irrst dich, Miles .. ich ..“
„Und wie lange hast du den Husten schon?“
„Husten? Ich huste doch nicht.“
„Oh doch. Wolln’ wir wetten?“
Wenig behutsam drehte Antias dem Schwätzer den Kopf in den Nacken, betatschte zuerst dessen Hals, dann den gesamten Oberkörper bis hinunter zu den Hüften. Umständlich herumfummelnd gelangte langte er schließlich zur Leiste, fingerte noch etwas weiter, ertastete endlich was er suchte und drückte kraftvoll zu. Der Peregrinus begann augenblicklich zu jaulen wie ein Hofhund bei Vollmond. Das ging noch besser, befand Antias, und verstärkte seinen Griff bis sich der Malträtierte keuchend und hustend zusammenkrümmte. Na bitte, und wie der hustete.
„Bei den Göttern! Das hört sich aber sehr bedenklich an! Schmerzempfindliche Geschwüre, Husten, Fieber, Milites, der Mann muss sofort isoliert werden!“ Dumpf durch ihre dicken Halstücher kichernd packten Sagitta und der Sarde die winselnde Gerüchteschleuder unter den Achseln. „Er gehört euch.“ raunte Antias dem Sarden zu. Der blinzelte erfreut über den Rand seines Halstuches, trat dem Syrer genussvoll in die Kniekehlen und schleppte ihn dann mit Sagitta in Richtung Stadtmauer davon.
„Cives!“ wandte sich Antias an die Umstehenden. „Es besteh kein Grund zu Besorgnis! Die Cohortes haben die Lage weitgehend unter Kontrolle! Bleibt ruhig und habt Vertrauen!“ Wenn der Menge etwas abging – das war Antias völlig klar – dann war das Ruhe und Vertrauen. Daran konnte er nichts ändern. Aber wenn sich hier schon allgemeine Verwirrung breit gemacht hatte, ließ sich die durchaus noch steigern.