[Atrium] Tiberii hospiti

  • Auf die Worte des Tribuns lachte die Iulierin leise auf und schüttelte dann schmunzelnd den Kopf. "Da sieht man es wieder, in einem jeden Soldaten wohnt dann doch ein ausgesprochen geschäftstüchtiger Mann. Sagte nicht Sallust, wir Römer seien alle Krämerseelen und in Rom könnte man alles kaufen, wenn man nur den richtigen Preis zu bezahlen wüsste? Sei Dir sicher, um einen Soldatenschädel einzuschlagen, würde ich nicht nur Tongefäße benutzen ..."
    Vor ihrem inneren Auge tauchte ein höchst frevelhaftes Bild auf: Sie mit einer riesigen Vase in beiden Händen über ihrem Kopf, während sie den Tribun laufend durch die gesamte Villa verfolgte, ihm dabei zurufend, er müsse stehenbleiben, um die Fragen ihres Bruders über die Legion zu beantworten.


    Glucksend nahm sie schnell einen Schluck Wasser, um nicht laut heraus zu lachen. Nein, diese Phantasie wollte sie weder mit ihrem Bruder noch mit dem Tribun teilen, wahrscheinlich wäre sie ihnen beiden zu lasterhaft erschienen. Schmunzelnd nahm sie auch den 'das kriegst Du irgendwann zurück' Blick ihres Bruders zur Kenntnis - Hauptsache, die Männer unterhielten sich jetzt, über die Rache ihres Bruders in der Zukunft würde sie sich in der Zukunft Gedanken machen, nicht heute. So lauschte sie still dem Gespräch und lächelte sachte vor sich hin. Auf die Frage ihres Bruders gab es sicherlich vieles zu sagen, hoffte sie.

  • Dezent nimmt er den Blickwechsel zwischen den Geschwistern zur Kenntniss und äussert sich noch kurz zu ihrem Einwurf, in dem sich leicht auf seine Schläfe klopft.


    "Diesen Schädel einzuschlagen, haben schon einige Barbaren probiert. Und ich denke, du liegst ganz richtig, eine massive Bronzevase sollte es schon sein."


    Dann wendet er sich der Frage ihres Bruders zu.


    "Ich würde sagen, der grossse Unterschied in der Ausbildung zwischen einer Legion, die nur durch einen zugegeben breiten Fluss von Barbarenhorden getrennt ist, und einer Stadteinheit, liegt in den unterschiedlichen Aufgaben. Eine Grenzlegion muss immer bereit sein, in die Schlacht zu ziehen und ihre Miles müssen perfekt den Umgang mit dem Pilum und auch zahlreiche Feldformationen beherrschen."


    Tiberius Vitamalacus macht eine kleine Pause, nippt am Wein und gibt der Hausherrin mit einer kleine Geste zu verstehen, mit der er die Qualität des Weines honoriert.


    "Eine Stadteinheit hat vornehmlich andere Aufgaben. Ein Pliasalve in den Gassen Roms ist unwahrscheinlich,... und auch die meisten Feldformationen haben keinen Sinn. Ich würde natürlich die Einheiten der Cohortes Urbanaes nicht in die vorderste Reihe werfen, sondern sie als Reserve zurückhalten, eben weil sie nicht für die Feldschlacht ausgebildet sind. Doch genauso denke ich, das die Miles der Legion nicht unbedingt auf die Aufgaben in der Stadt vorbereitet sind."


    Er schmunzelt leicht, ungewöhnlich für ihn. Doch er erinnert sich an die ersten Nachtwachen mit einigen jener Miles die zur IX gewechselt sind.
    "Wenn man durch Rom in der nacht geht, hört man ganz andere Geräusche als im tiefen Germanien. Und ein guter Soldat muss die Geräuschkulisse seiner Umgebung kennen, um zu erkennen, wenn Gefahr droht."

  • Constantius nickte bei dem Worten des Tribuns. Es war im Grunde die Antwort eines Politikers. Eine Antwort, die der Cohortes versicherte ebenso gut ausgebildet zu sein wie die Legion, oder zumindest so nützlich zu sein, und der Legion doch das Gefühl beließ, die besseren militärischen Einheiten zu sein. Aber was sollte man sagen, der Tribun hatte Recht. Für ihre Aufgaben waren alle ausreichend ausgebildet.
    Und Constantius patrouillierte nun mal durch die Gassen Roms und nicht durch die Wälder Germaniens.


    „Ich stimme euch zu“
    Wie vermessen sich doch diese Worte anhörten. Welch bitteren Nachgeschmack sie auf der Zunge des Iuliers hinterließen. Er stimmte einem Tribun zu? Natürlich stimmte er ihm zu. Sein militärisches Verständnis überstieg das Wissen eines einfachen Miles bei weitem.


    „Doch glaube ich, dass der Umgang mit dem Pilum einem Miles der cohortes Urbanae ebenso vertraut sein muß wie einem Legionär. Stellen wir doch die letzte Verteidigungslinie der ewigen Stadt dar. Auch wenn diese Linie schon lange nicht mehr getestet wurde.“


    Einen Schluck aus dem Becher nehmend blickte er kurz zu Helena.


    „Des Nachts schickt man uns nicht durch die Stadt. Nachts gehört die Stadt den Vigilen und dem Gesindel. Die Geräusche der Stadt nimmt lediglich auf den Mauern der Castra wahr, wenn man zum Wachdienst eingeteilt worden ist.“


    Constantius lächelte in einer höflichen Geste. Nun sollte er wohl besser schweigen. Kritik vor einem Tribun zu äußern, auch wenn er ein Tribun der Legion war, gehörte sich nicht und könnte außerdem gefährlich werden.

  • Dieses starre Trennung zwischen Tag- und Nachtwache, war für den Soldaten, der stets pragmatisch dachte, nicht unbekannt aber wirkte für ihn doch unpraktisch. Das er, als Soldat der Legion, von den miliitärischen Fähigkeiten der Vigilen nichts hielt, darüber musste er nicht viele Worte verlieren. Sie sollte die Feuer löschen und gut war es,...


    "Vielleicht ist das der Grund, warum es Nachts in Roma in Roma so gefährlich sein soll, das man nur ungerne allein durch die Stadt geht."


    Ganz unweigerlich kommen bei diesen Worten in ihm Bilder von jenem späten Abend an dem er unter dem Ianusbogen die junge Frau kennengelernt hat, die nun ihm Gegenüber sitzt. War bis dahin doeser Ianusbogen ein Ort des Schreckens für ihn, hatte sich diese mittlerweile geändert.
    Doch er blickt nur kurz zu Iulia Helena, wendet sich dann wieder ihrem Bruder zu.


    "Doch wir sollten froh sein, das die Cohortes Urbanaes nicht mehr wirklich als letzte Linie gebraucht wird. Denn so können die Bürger im Imperium in Frieden leben. Diesen Frieden zu sichern, dafür Leben die Miles fernab ihrer Familien. Ich denke, wenn du den Dienst in einer Legion abtreten wollen würdest, würdest du dich recht schnell zu recht finden."

  • Gemächlich nahm sie einen weiteren Schluck Wasser und lächelte unvermittelt, als sie den Blick des Vitamalacus auffing. Es war nicht schwer, ihn zu deuten, und vor allem, richtig zu deuten. Dass er sich in diesem Moment an eine nächtliche Wanderung durch die Straßen Roms erinnerte, ließ ihr die Erinnerung ebenfalls wieder wach werden, die ganz und gar nicht unangenehm war.
    "Ich kann nicht verstehen, warum Du von Frieden sprichst, wenn es um die Straßen Roms geht, quaestor," sagte sie lächelnd. "Sicher, es wird hier kein Krieg im eigentlichen Sinn geführt, es gibt keine wild brüllenden Germanenhorden, die aus einer Seitenstraße heraus rennen und sich auf die milites stürzen oder etwas in der Art. Aber wenn man in Rom lebt, wird man bald erkennen, dass während der Nacht das Gesetz des Stärkeren auf der Straße regiert, nicht aber das römische. Ich denke, es ist sehr vermessen zu glauben, dass hier irgendeine Art von Frieden herrscht, nur weil es keine offenen Kämpfe gibt."


    Damit blickte sie zu ihrem Bruder, ihm ein aufmunterndes Lächeln schenkend. Bisher schlug er sich ihrer Meinung nach sehr gut und vor allem sehr aufrecht. Dafür, dass er hier mit einem nicht unbedeutenden Offizier sprach, hatte er bisher erstaunlich wenig Scheu bewiesen, die Dinge anzusprechen, die ihm wichtig erscheinen mochten.
    "Das soll nicht bedeuten, dass ich die Leistung der cohortes urbanae oder der vigiles schmälern möchte. Aber was nachts da draußen geschieht, kann man meines Erachtens nicht dadurch eindämmen, dass man die cohortes in die castra einsperrt und das Feld den Eimerträgern überlässt."

  • Auch wenn die Worte, von wilden Germannen, die durch die Strassen Roms ziehen, von Iulia Helena sicher nicht ganz ernst gemeint sind, bei diesen Worten erinnert er sich an die stadt in Raetia, welche eben jenes Schicksal ereilt hat von dem Helena spricht.


    "Ich hoffe, das wir dieses nicht erleben, das Germannenhorden durch die Strassen, Gassen und Casa Roma stürmen."


    Das er es nicht erleben würde war ihm klar, da er in einem solchen Falle schon lange in einer Schlacht gefallen wäre. Eine römische Stadt in der Hand von Barbaren war unerträglich für. Er hatte gesehen, was die Barbaren mit den Civilisten getan hatten.
    Doch schnell schiebt er diese Erinnerungen weg und sein Gesicht hellt sich wieder etwas auf.


    "Sicher, es gibt sichere und ruhigere Orte im Imperium. Rom hat von allem am meisten, leider auch vom Verbrechen. Doch es war auch schon schlimmer, in der Zeit der Bürgerkriege.... Vielleicht sollte man die Aufgaben der Vigilen und Cohortes Urbanae klarer Verteilen und zum Beispiel den Vigilen nur den Brandschutz übertragen."


    Er schüttelt auch leicht den Kopf.


    "Eine Provinzstadt hat oft den Vorteil, das die Legio durch die Strasse patroulliert. Auch wenn dabei nur auf darauf geachtet werden soll, das Miles mit Ausgang nicht über die Stränge schlagen. Doch hat eine solche Streife immer auch abschreckende Wirkung."

  • Das Thema, welches als Gegenoffensive gedacht war, um ihn selbst die Peinlichkeit des Schweigens zu ersparen, war, spontan gewählt worden, doch eines, das dem Iulier sehr am Herzen lag. Vielleicht war das auch der Grund, warum er dieses Thema so schnell angesprochen hatte. Es brannte ihm förmlich auf der Seele. Auch wenn seine Kameraden ihn oft verhöhnt hatten, weil für einen nächtlichen Patrouillendienst einstand, so war er mehr als bereit auch die Gefahren des nächtlichen Dienstes zu erdulden. Warum nur zog man sich nur in die befestigte Castra zurück? Warum wich man vor den im Dunkeln lauernden Dieben und Mördern? War es nicht an der Zeit dem Feind die Stirn zu bieten? Oder fürchtete man zu hohe Verluste. Die geringe Zahl der Soldaten der Cohortes Urbanae wäre sicherlich nicht ausreichend um die gesamte Stadt zu sichern. Doch zumindest sollte es doch möglich sein die wichtigsten Straßen zu sichern....


    Gedanken eines Miles. Gedanken eines unbedeutenden miles. Wer würde schon auf sie hören. Aber es war erbaulich, dass der Tribun scheinbar in dieselbe Richtung dachte.


    „Ich wäre nur zu bereit auch bei Nacht die Straßen Roms zu sichern. Doch unsere Befehle lauten nun einmal anders. Und über diese kann und darf ich mich nicht hinwegsetzen. Doch würde ich hoffen, dass uns wenigstens die Sicherung der größeren Straßen erlaubt werden würde. Gewiss ließe sich so das eine oder andere Leben schützen oder gar retten.“


    Es war wohl der Vorteil der Legio, dass man sich eher über zu viele Aufgaben beklagte, als über zu wenige. In der Cohortes fühlte sich Constantius manchmal zu sehr ausgebremst. Gewiss ist der Tatendrang junge Männer, die den Traum des Heldentums noch nicht völlig abgeschrieben haben, oft größer als es gut wäre, doch etwas mehr Einsatz wünschte sich der Miles schon. Und dieser Umstand schien ihn sehr offensichtlich zu missfallen, auch wenn er es vor einem Offizier niemals laut aussprechen würde.

  • Schweigend lauschte sie nun den Worten der beiden Männern und verlor sich etwas in ihren Erinnerungen. Sie hatte es in den Provinzstädten nie anders erlebt als dass die normalen Soldaten der Legion gemeinsam mit eventuellen Stadtkräften patroulliert waren, und jetzt in Rom zu wissen, dass die Sicherheit einzig und allein in den Händen der Vigiles lag, sobald die Dämmerung sich auf die Stadt herab senkte, war sehr befremdlich. Dass es sicher einige Viertel gab, die für die Obrigkeit ungesund waren, leuchtete ihr ein, aber dass nicht einmal auf den Plätzen und den wichtigeren Straßen beide Stadteinheiten umher gingen, wunderte sie schon sehr. Dennoch, sie ging recht sicher davon aus, dass es sich irgendwann würde ändern müssen - die Vigiles und die Cohortes Urbanae wären gemeinsam einfach effizienter als nur die Vigiles alleine.


    Was sie allerdings mit weit mehr Sorge, wenn auch Vorsicht beobachtete, war das Gesicht ihres Bruders, wenn die Sprache auf die Legion kam. Wenn es darum ging, Verdienste zu erzielen, vielleicht sogar etwas besonderes im Dienst des Reiches zu vollbringen. Er war noch so jung und Heldentaten mochten auf ihn anziehender wirken, als sie es letztendlich waren. Titus hatte einmal zu ihr gesagt, dass wahre Helden jung stürben, und wenn sie an ihre toten Brüder dachte, zog sich ihr Magen schmerzvoll zusammen. Irgendwann würde Constantius wohl ebenfalls zu den Legionen gehen, diesem Ruf folgend, den alle Iulier zu verspüren schienen, wenn sie zum Mann heran reiften. Noch einen Bruder durch den Krieg zu verlieren würde sie nicht ertragen. Fast gedankenverloren hob sie eine Hand auf Brusthöhe an und legte sie auf den hölzernen Taubenanhänger, den sie an einem Lederband unter der Stola trug. Es war tröstlich, die durch den Stoff bedeckten Kanten der geschnitzten Figur zu fühlen und auch zu bemerken, dass die Sorgen sich ein wenig abmilderten.

  • Der junge Iulier zeigte jenen Einsatzwillen, den Tiberius Vitamalacus von einem Miles erwartete und er bereute es etwas, das er nicht den Weg zu seiner Legio, der Legio IX. Hispnaia, gefunden hatte. Irgendwann würde aus dem jungen Miles sicher ein guter Offizier, gar Stabsoffizier. Spätestens dann würde er aber auch erkennen, das manche Befehle auf alten, gewachsenen gepflogenheiten beruhten, die man auch als Kommandeur nicht wirklich ändern könnte.


    "Vielleicht muss das Verhältniss zwischen Cohortes Urbanae und Vigilen neu geregelt werden, oder es Bedarf einfach einer flexibleren Regelungen zwischen den Stabsoffizieren. Wir dürfen aber nie vergessen, warum nicht Legionen die Sicherheit Roms gewährleisten dürfen."


    Er räuspert sich leicht und nippt noch einmal am Wein.


    "Zwar ist es nicht mehr wie zu den Zeiten der Republik, das die Legionen einzelnen Politiker geregelrecht gehörten, aber die Macht eines Legatus Legionis dürfen wir ncht unterschätzen. Hat dieser die Centurionen hinter sich, hat er auch die ganze Legion hinter sich und könnte sich so auch gegen einen Imperator wenden. Eine oder mehrere Legionen in der Stadt könnte natürlich auch Sicherheit behaupten, aber auch den Grundstock zum Bürgerkrieg legen."


    Während er spricht wandert sein Blick zwischen den beiden Geschwistern hin und her. So entgeht ihm auch nicht der gedankenverlorene, beinahe sorgenvolle Ausdruck in Helenas Gesicht.


    "Auch wenn es des Nachts in den Strassen Roms nicht so sicher ist, wie zum Beispiel in Tarraco, doch es nichts gegen einen Bürgerkrieg, wie wir ihn zuletzt hatten, bevor Vespansianus Imperator wurde. In dieser Zeit verloren zu viele römische Bürger ihr Leben. Und die Cohortes Urbanae wurde fast aufgerieben."


    Welche Gedanken mögen Helena so mit Sorge erfüllen ? War es die sicherheit der stadt ? Oder die sorge um ihren Bruder ? Oder etwas ganz anderes.
    Irgendwie beschäftigt ihn diese mehr, als das Gespräch über die Stadteinheiten und er tappt sich bei dem Gedanken, das er gern seine Hand auf ihre Schulter legen würde und sie ermutigen, ihre Sorgen mit ihm zu teilen, so wie er ihr neulich von seinen tristen Gedanken berichtet hatte. Doch ihr Bruder ist anwesend und zudem verbittet ihm auch der Anstand diese Geste der freundschaftlichen Zuneigung.
    So muss er sich darauf beschränken, ihr ein aufmunterndes Lächeln zu zuwerfen, eines jener Lächeln, zu dem er erst seit kurzen wieder fähig ist.

  • Constantius hatte zwar noch nicht vollständig aus seiner bedrängten Position als Wortführer herausgefunden, doch schien sich der Strick, der sprichwörtlich um seinen Hals gelegt worden war, zu lockern und gewährte ihm wieder einige Einblicke als stiller Beobachter.


    Im Grunde war es nicht erstaunlich, dass der Tribun dem Gespräch offenbar nicht seine volle Aufmerksamkeit schenkte. Und auch wenn Constantius vielleicht mit seinen Gedanken voreingenommen war, so glaubte er zu wissen was der Grund sein mochte. Sicherlich würde der Tribun lieber alleine mit Helena reden. Wünschte er sich vielleicht, dass der lästige kleine Bruder verschwinden sollte?
    Constantius lächelte sanft. Ein Lächeln, dessen Ursache vielleicht nur ihm bekannt bleiben würde. Und er machte, wie wohl zu erwarten war, keine Anstalten auch nur seinen Platz zu verlassen.


    „Eine solche Neuordnung kann nur von den ranghöchsten Offizieren angesprochen werden. Es ist also nicht, was ich erreichen kann. Aber ich stimme dir zu Tribun. Eine solche Neuordnung ist dringend notwendig. Aber gleichzeitig hat sich die Lage seit der Zeit der Bürgerkriege entspannt.Doch ...“


    „Wir wären zu so viel mehr fähig als nur am helllichten Tag für Ordnung zu sorgen. Bei größeren Problemen treten die Praetorianer in Erscheinung und Nachts müssen die Vigiles die Stadt schützen. Oft erscheint es uns einfachen Miles, als ob man uns an die kurze Leine nimmt.“


    Seine Worte, so mühevoll gestartet, drohten sich am Ende gegenseitig zu überholen. Drängten aus seinem Mund heraus und wollten bisher nur angedachte Gedankengänge preißgeben. Er stockte jedoch, als er aus den Augenwinkeln den Blick Helenas wahrnahm. Es bedurfte keiner Worte damit Constantius wusste, was in Helena vor sich ging. Das besondere Band zwischen den beiden Geschwistern erlaubte dem jüngeren Bruder eine recht zutreffende Einschätzung ihrer Gedanken. Er verstummte. Beließ sein Lächeln auf seinen Lippen und versuchte mehr oder weniger geschickt das Thema zu wechseln.


    „Aber ich verrichte meinen Patrouillendienst sorgsam bis ich eines Tages vielleicht andere Befehle erhalte.“
    Er stockte kurz, suchte nach einer möglichen Fortführung des Gesprächs.
    „Ich nehme an, dass du meine Schwester in Ostia als die dortige Magistratin kennen gelernt hast. Ich hoffe es berührt keine Belange der Sicherheit des Reiches, wenn ich frage, was einen Tribun der Legio IX nach Ostia führt. Hat es mit dem Aufbau des dortigen Tempels zu tun?“

  • Helenas Bruder zeigte in seinen Worten wirkliche Leidenschaft für seinen Dienst. Es war erfreulich zu wissen, das solche jungen Männer ihren Dienst taten. Obwohl, er sprach ja auch mit einem Iulier, da war es nicht viel naders zu erwarten und er ahnte langsam, welche Sorgen Helena um ihren Bruder haben musste. Die Angst der Angehörigen um ihren Nächsten war etwas, das ihm als Soldat bewusst war. Wusste man als Miles um das Risiko des Dienstes, konnten die Angehörigen dieses Risiko nicht abschätzen, für diese endete der Einblick mit dem Tor des Castellums.


    Doch dann lenkte Helenas Bruder das Thema in eine Richtung, die leicht Heikel werden könnte. Wenn Helena ihren Bruder nicht über die Umstände ihres ersten wirklichen kennenlernens aufgeklärt hatte, könnte er selbst es kaum tun. Und zu lügen lag ihm wahrlich fern, so musste er sich anders behelfen.


    "Nein, es war nicht in Ostia, als ich die Freude hatte, deine werte Schwester kennenzulernen. Vielmehr direkt hier in Roma, auf der Rostra, sie wollte mein Wissen bezüglich der Lage hier in Roma testen und wissen, ob ich bereit sei mit Wort und Tat für die Tradition einzutreten."


    Doch der Tempel in Ostia war ein interessantes Thema und nicht nur eine willkommene Gelegenheit, Helena wieder in das Gespräch einzubinden.


    "Doch ich habe schon davon gehört, das es um die Situation der Tempel in Ostia seit längerem nicht bestens bestellt ist," wandte er sich mit einem Lächeln an sie, " Ich glaube, schon deine Vorgänger haben sich um eine Verbesserung bemüht. Mich würde wirklich interessieren, wie denn die aktuelle Lage ist."

  • Fast hätte sie innerlich laut aufgelacht, als Constantius seine Fallgrube langsam und geschickt vorbereitete, um sie dann auf dem Schlachtfeld zu plazieren. Ihr kleiner Bruder war einfach nur ein echter Iulier, mit allen Wassern gewaschen, auch wenn er vordergründig so geradlinig wirkte, seine Gedanken offenbarten die Kunst der Täuschung. Vielleicht war es ihm nicht immer so direkt bewusst, aber sie war in diesem Augenblick unglaublich stolz auf ihn. Er ließ sich nicht vom Titel des Besuchers beirren, nicht von seiner soldatischen Knappheit, erst recht nicht von seiner Person oder seinem Auftreten. In diesem Moment erkannte sie, dass Constantius sie nicht brauchen würde, um seinen Weg zu machen - vielleicht ihre Begleitung, ihre Fürsorge, ihre Aufmerksamkeit, wenn er in einer Sackgasse steckte, aber sicher nicht ihre direkte Hilfe. Er konnte es allein, ohne Schwert, ohne Schild. Nur mit der Kraft seines Geistes.


    "Ich habe von meinem Recht gebrauch gemacht und den candidatus Tiberius Vitamalacus auf der rostra mit gemeinen Fragen gepiesackt," meinte sie leicht lächelnd und schmunzelte über die Tatsache, dass sich auch der Tribun elegant um die wirkliche Wahrheit herumgemogelt hatte. "Das hatte er davon, dass die Reden der meisten anderen Kandidaten so voller Bezüge auf die Stellung der Frau in der Politik waren, ich hatte mich einfach irgendwann so sehr gelangweilt, dass er es abbekam." Dann, um den Tiberier von der Notwendigkeit einer Lüge entheben, fügte sie an: "Einige Tage trafen wir uns durch Zufall beim Gebet wieder, und er erinnerte sich tatsächlich an die Frau mit den Fragen." Den Blick zu Vitamalacus wendend, meinte sie mit einem leisen Seufzen: "Ach, dieser Tempelbau, ich glaube, ich werde den Tag nicht erleben, an dem er endlich vom Tisch ist. Wir warten noch immer darauf, dass die Legio I. nach Ostia kommt, um den Bau zu beginnen, und nachdem das Projekt in Mantua noch nicht fertiggestellt ist, werden wir wohl noch etwas Geduld haben müssen."

  • Tiberius Vitamalacus lächelt, ob ihrer erfrischenden Ausdrucksweise, aber eigentlich ist er es mittlerweile auch nicht andeers gewohnt und gerade das schätzt er so an Iulia Helena.
    "Ich muss sagen, nicht nur dich hat dieses Thema gelangweilt, da war ich erfreut über deine Frage. Und als wir uns dann wieder trafen, konnte ich nichts anders, als dein bezauberndes Gesicht wiederzuerkennen." Mit einer Gelassenheit, die ihm bisher Fremd war, rutscht ihm diese Äusserung herraus. Dankbar ist er ihr für die Umschreibung der Umstände ihre zweiten Treffens, trifft es doch wirklich zu.
    Als sie ihm von den den Problemen beim Tempelbau berichtet, schüttelt er nachdenklich den Kopf. Welchen Umfang hat das Bauprojekt in Mantua denn ? Es müsste doch möglich sein, zumindest eine Kohorte für den Bau in Ostia abzustellen.
    "Die Ruhmreiche Prima soll nun also den Bau übernehmen ? Welche Bautätigkeiten führt diese denn in Mantuia zur Zeit aus ? Ein Tempelbau in Stadt, die das Tor Roms zum Meer bedeutet, sollte doch eine hohe Priorität haben."
    Seine Bedenken bezüglich der Prima äussert er sich nicht, zu wenig kennt er die inneren Abläufe und alles, was er gehört hat, ist Hörensagen und den eindruck, den er von einem Optio der Prima gewonnen hat.
    "Wäre es nicht möglich, einen civilen Bauträger zu finden ?"
    Und diese Frage von ihm,... dem Soldaten. Er wundert sich über sich selbst.

  • Eine alte, fast verblasste Erinnerung schlich sich in den Geist des jungen Iuliers. Vor einiger Zeit hatte er tatsächlich Helena auf dem Formu Romanum gesehen. Hatte noch geschmunzelt, als sie einen der dortigen Redner mit ihrer meisterhaften Rhetorik und messerscharfen Argumenten in Bedrängnis brachte. Doch ob der jetzige Gast der Redner war oder ein anderer, war für ihn nicht mehr zu ergründen. So viele Redner hatten sich auf dem Forum vor der Wahl getummelt. So viele…..hoffentlich würden sie nun nicht alle früher oder später ebenfalls an die Porta klopfen. Ein beunruhigender Gedanke, den Constantius sogleich auch wieder mit einem vorsichtigen Lächeln verdrängte.
    Beim Gebet hatten sie sich also zufällig getroffen. Ja Zufälle gab es in Rom immer wieder. Die Götter schienen einen Gefallen daran gefunden zu haben, die Menschen in Rom täglich mit sonderbaren Zufällen zu erfreuen. Constantius stutzte einen Moment. Im Grunde klang alles so einleuchtend und doch schienen einige Detail nicht in das Bild zu passen. Und hätte er diese Schönheitsfehler fast übersehen, konnte er nicht umhin eine Augenbraue erstaunt zu heben, als der Tribun Helenas Antlitz sehr sachlich umschrieb.


    „So nehme ich an, dass du den Standpunkt vertrittst, dass Frauen sich aus der Politik zurückziehen sollten.“


    Kurz glitt sein Blick zu Helena. Wenn diese beiden also in dieser strittigen Frage so weit auseinander lagen, wie sich eben Frau und Mann voneinander unterschieden, warum nur war der Tribun derart erfreut gewesen sie Tage später wieder zu sehen? Sollten sie sich nicht eigentlich aus dem Weg gehen?


    Er verfolgte das Gespräch über den Tempel in Ostia. Ließ seinen Gedanken freien Lauf und brachte sich auch in dieses Thema ein.


    „Ich habe den Zustand des Tempels in Ostia noch nicht mit eigenen Augen gesehen. Ist es so schlimm wie man es sich erzählt?“


    „Oh Tribun. Hattest du bereits die Gelegenheit die prachtvollen Tempel Roms zu besuchen? Den Tempel des Mars und den großen Tempel der Venus, der einst von unserem Ahnen Iulius Caesar erbaut worden war?“

  • Sie dankte dem Tribun mit einem sanften Lächeln für das Kompliment, ließ es aber ansonsten unkommentiert. Zum einen wollte sie ihn nicht in die Verlegenheit bringen, mehr Worte machen zu müssen, als ihm vielleicht lieb war, wenn sie höflicherweise zurück komplimentierte, zum anderen erschien es ihr im Augenblick einfach als unpassend. Das Thema war schließlich nicht ihr Aussehen, sondern das Missverhältnis in Rom und dieser elende Tempel, der ihr wie die Alpen auf der Seele lagen. Bis dieser Stein von ihrem Herzen würde rollen können, gab es noch so einiges zu tun.


    "Glücklicherweise gehört er nicht zu denjenigen, die Frauen kategorisch ablehnen, sonst wären wir uns wahrscheinlich sehr schnell in die Haare geraten," meinte sie lächelnd, aber die Formulierung seiner genauen Aussagen überließ sie Vitamalacus dann doch lieber selbst. Schließlich konnten es die wenigsten Männer leiden, wenn man ihnen in die Parade fuhr.
    "Der Zustand des Tempels ... hm. Wie sage ich es, dass es nicht nach vollkommener Schlamperei meiner Amtsvorgänger klingt?" überlegte sie und seufzte dann leise. "Der Tempel ist eigentlich nichts anderes als ein riesiger Schutthaufen, denn er stürzte, als er baufällig geworden war und abgerissen werden sollte, einfach ein. Und es hat in mehreren Monaten niemand geschafft, sich um diesen desolaten Zustand zu kümmern. nicht die Curia, nicht der cultus deorum, niemand." Die Worte klangen heftig, und sie schien für einige Momente lang ernsthaft zornig über so viel Vernachlässigung einer wichtigen Kultstätte.


    "Jetzt muss erst einmal der Schutt beseitigt werden, dazu entschieden, welche Steine noch einmal verwendet werden können und welche nicht, dann ist hoffentlich die Legio I. in Mantua fertig und wir können den Winter nutzen, um in nicht zu großer Hitze bauen zu können." Ihr Blick glitt zu Vitamalacus zurück, während sie auch auf seine Fragen antwortete. "Soweit es gesagt wurde, wird in Mantua derzeit ein amphitheatrum gebaut - auch wenn mir nicht so ganz klar ist, wofür diese Stadt ein solches Bauwerk braucht, Ostia hatte leider das Nachsehen. Aber was wundert es mich, die Aurelier verwalten Mantua ..." Eine steile Falte des Missfallens war zwischen den Brauen erschienen, denn auch wenn sie Titus Aurelius Cicero schätzte, es ärgerte sie, dass ein Tempel anscheinend weniger wichtig war als ein Ort für Freizeitvergnügen. "Ein ziviler Bauträger wird einfach zu teuer - überlege nur, was man in Rom derzeit für eine Insula bezahlen muss, und dann weisst Du, warum wir die Legio brauchen. Ostia kann es sich nicht leisten, von irgendeinem Bauwucherer über den Tisch gezogen zu werden."

  • Tiberius Vitamalacus genoss das Lächeln, welches ihm Helena ihm schenkte, den Ausdruck in den Augen ihres Bruders ignorierte er einfach... oder nahm er ihn nicht wirklich wahr ? Er selbst war nie wirklich kleiner oder grosser Bruder gewesen, wie hätte er in einer soilchen Situation reagiert ? Stattdessen erläuterte er selbst seine Position in der Frage der Frauen in der Politik,...


    "Mann und Frau sind sicher nicht gleich,... Doch sicher können beide auf dem Feld der Politik agieren. es soll der Wähler, an Hand von Leistung und Wortgewandtheit urteilen, wer gewählt wird. Wenn ein Mann sich dahinter versteckt, sein Gegner dürfe nicht gewählt werden, weil sie ein Frau sei,... Das wäre für mich ein Zeichen von Feigheit !"


    Seine Worte sind energischer als sonst. Für den Soldaten ist Feigheit, der Unwille sich mit gleichen Waffen zu messen, etwas, das nicht sein darf.


    "Und bei der ganzen Diskussion, ob nun Frauen in den Senat berufen werden oder nicht, liegt die Entscheidung bei unserem Imperator und irgend sonst ! Für mich besteht kein Grund, einer Frau, die mit ihren Taten ihren Willen für Rom zu dienen bewiesen hat, den Zugang zum Senat zu verwehren !"


    Fast hätte er bei diesen Worten mit seiner Faust auf die Bank geschlagen, doch hält er sich, mit seiner patrizischen Gravitas zurück. Helenas Erläuterungen über die Arbeit der Prima in Mantua lassen ihm innerlich Schauer über den Rücken laufen. Ein Theater hat den vorzug für einen Temprel Bau ? "Oh Tempora ! Oh Mores !" entfährt es ihm sehr leise.
    "Gerne werfe ich einen Blick auf die Überreste des Tempel, vielleicht kann ich meine Bescheidene Künste der Aarchitektur einbringen. Der Bau eines Castellums, an dem ich beteilligt war, mag mit dem Bau eines Tempels nicht entsprechen, doch die Grundprinzpien der Statik sind mir sehr wohl vertraut. Und vielleicht könnte es einfach helfen, private Gönner zu gewinnen."
    Dann wendetr er sich wieder kurz ihrem Bruder zu.
    "Leider kenne ich vion den Römischen Tempeln nicht alle, vornehmlich das Capitolium,... Doch ich hörte, das fast der Tempel, welcher der göttloche Gaius Iulius Caesar verbauen liess zur Ehren der Venus, beinahe eingerisssen werden sollte ?"
    Venus,... dieser Göttin hatte er ewig nicht geopfert....

  • Innerlich bedauerte Constantius, dass der einzige Punkt, das Detail, dass vielleicht nicht so recht in das Bild passen wollte, eher seinem Geist entsprungen zu sein schien, als der Wirklichkeit zu entsprechen. Die Vehemenz, mit der der Tribun sich zu dem Thema äußerte, ließ keinen Zweifel daran, dass seine Worte der Wahrheit entsprachen. Er war also keiner jener Männern, die Frauen am liebsten heute als morgen aus der Politik vertrieben hätten.
    Sollte er sich etwa auch in seinem Glauben getäuscht haben, dass das Lächelnd es Tribuns, seinen warmen Blicke für Helena nicht mehr als nur Freundschaft verrieten. Sollten die brüderlichen Instinkte ihm einen Streich spielen.


    Seinen Gedanken nachhängend beobachte er das Gespräch zwischen Helena und Vitalamacus ohne das ihm so vertraute sanfte Lächeln. Und als schließlich das Gespräch seinen Weg zum Tempel der Venus fand, verhärtete sich der Blick des jungen Iuliers.


    „Es ist eine Schande, dass dieser Tempel fast eingerissen wurde. Es ist doch immerhin der Tempel der Muter des Aeneas, des Ahns unserer Familie. Der Mutter unserer Gens. Der Gens des Gaius Iulus Caesar, der Rom zu seiner Größe geführt hat.“


    Nun war es an dem einfachen Miles die Faust in diesem Moment der Unbeherrschtheit zu ballen. Nur von kurzer Dauer war dieser Moment, doch unverkennbar wurde das innere Feuer des Iuliers offenbart, das ihn nach Ruhm und Ehre für seine Familie streben ließ.


    Das Capitolium beherbergte doch die Tempel des iuppiters, der iuno und der Minerva. Jener Gedanke ließ die Beherrschtheit auf das Gesicht des jungen Mannes zurückkehren. Ließ seinen Blick zwischen den beiden hin und her wechseln. Keinen von beiden, so glaubte er, würde man wohl einfach im Tempel der Minerva antreffen. Doch war es wahrscheinlicher einen Tribun im Tempel der Iuno anzutreffen. War er vielleicht sogar verheiratet? So mussten sie sich also im Tempel des Iuppiters begegnet sein. Merkwürdigerweise erzählte Helena nie davon, dass sie dort gewesen war. Aber er hatte Helena auch nichts von seinen Gebeten im Tempel der Venus erzählt…und doch. Nachhaken konnte ja nicht schaden.


    „ Der Tempel des Iuppiters ist allerdings ebenso beeindruckend wie der Tempel der Venus. Es ist immer wieder eine Ehre ihn betreten zu dürfen, um dem Göttervater ein Opfer darzubringen. Ich muss aber gestehen, dass ich den Tempel seit meiner Ankunft hier in Rom noch nicht betreten habe. Erstrahlt er immer noch in der Pracht, von der man sich berichtet?

  • Ihr Blick glitt zwischen den beiden Männern hin und her, und fast wäre sie in die Falle ihres Bruders hinein getappt, die mit solcher Unschuld gestellt worden war, dass man sie kaum so recht hatte von allen anderen Wortbeiträgen unterscheiden können. Und da sagte Constantius noch, dass er die Redekunst ihrer Ahnen nicht geerbt hatte - sie würde ihm in Zukunft bei diesen Worten energisch zu widersprechen wissen, denn es war absolut nicht wahr. So geschickt angelegte Glatteisflächen wie von ihm hatte sie eine ganze Weile über nicht erlebt und es gefiel ihr tief im Inneren sehr, dass ihr Bruder seine Art der Offensive so gut zu verstecken wusste. Mochten ihn andere als einen thumben miles unterschätzen, er war nichts weniger als das.


    "Ich kann noch immer nicht verstehen, wie jemand auf diese wahnsinnige Idee kommen konnte, dass es gut sei, einen so wichtigen Tempel, gestiftet von der Hand unseres göttlichen Ahnen, Iulius Caesar, abreißen zu lassen," erklärte sie mit Nachdruck und schüttelte den Kopf. "Ich hörte, es sei eine Offensive gegen die damalige sacerdos der Venus gewesen, aber um eine Priesterin zu verärgern, einen Tempel abreissen zu wollen? Das scheint mir dann doch als reichlich übertrieben und auch als den absolut falschen Weg. Es würde mich nicht wundern, hätte die Göttin all jenen gezürnt, die überhaupt auf eine solch wahnwitzige Idee gekommen sind." Sie war fast froh, das diese Pläne nun fallengelassen worden waren, denn es enthob sie der Notwendigkeit, um die Erhaltung des Tempels prozessieren zu müssen - als Nachfahren des Erbauers hätte die Verantwortung dafür bei ihnen gelegen und was sie sich derzeit absolut nicht leisten konnten, waren überhöhte Anwaltshonorare.


    Dann wandte sich ihr Blick zu Vitamalacus, und abermals lächelte sie leicht. "Ich danke Dir für dein Angebot, was die Baustelle betrifft, doch derzeitig ist einer meiner Scriba unterwegs, uns einen Architekten zu organisieren. Sollte er keinen Erfolg haben, werde ich gern auf Dich zurück kommen, denn diese Sache muss dringend erledigt werden und wir können uns im Grunde keinen Verzug leisten. Finanziert ist der Tempel glücklicherweise bereits, aber was private Gönner angeht, so wäre das für einen zweiten Tempelbau eine sehr gute Möglichkeit. Immerhin sollte in einer Hafenstadt auch Neptun angemessen bedacht werden, findest Du nicht?" Sie nahm einen kleinen Schluck aus ihrem Becher und wandte sich dann an ihren Bruder. "Der Tempel des Iuppiter soll sehr schön sein, aber ich fürchte, ich werde ihn mir noch ansehen müssen. Rom beherbergt so viel Schönes, man kommt gar nicht hinterher, alles anzusehen. Kennst Du den Ianusbogen? Dort sind wir auch aufeinander getroffen," damit nickte sie sachte gen Vitamalacus, "..es gibt keinen besseren Ort, um über Zukunft und Vergangenheit zu sinnieren."

  • Die Erregung des jungen Iuliers konnte er gut verstehen. Den Tempel, welcher der göttliche Iulius Caesar, anlässlich seines Sieges über Pompeius hatte errichten lassen, als ein Zeichen der Versöhnung, abzureissen wie eine Insula, wäre eine Schande gewesen.


    "Es wäre eine Schande gewesen, einen solchen Bau aus persönlichen Gründen abreissen zu lassen. Sicher wären die Götter erzönt gewesen und wer weiss, wie sie uns gestraft hätten," stimmt er den Geschwistern zu.
    "Wenn man bedenkt, wie gefährlich die Seefahrt ist, scheint mir ein Neptunheiligtum äusserst sinnvol."
    Innerlich schmunzelt er über die Wortlist des Bruders, mit der er geschickt mehr über das ertse Treffen von ihm und Helena zu erfahren und er ist Helena dankbar, das sie ihm es abnimmt, den Ort zu benennen. "Er ist ein wirklich interessanter Ort, vielleicht wird dort wirklich die Vergangenheit von der Zukunft abgelöst," siniert er leicht nachdenklich über den Ianusbogen und sein Blick legt sich kurz auf Helena, bevor er weiter über seine Kenntnisse des Capitoliniums spricht.
    "Es ist ein prächtiger Tempelkomplex, ich habe, zu beginn meiner Kandidatur dem capitolinischen Trias ein Opfer gebracht, so habe alle drei Cella gesehen. Das Capitolinium in CCAA ist zwar auch beindruckend, aber doch wesentlich kleiner und nicht so prachvoll. Zwar ist mir da nur das Iunoheiligtum bekannt, da ich zusammen mit meinem Sohn dort ein Opfer brachte anlässlich der Heirat meiner Cousine Tiberia Livia und der Verlobung meiner Schwester Claudia."

  • Neptun schien Constantius nicht sonderlich gewogen zu sein an diesem Tag. Denn Helenas Antwort hatte seinem Schiff der Nachforschungen recht plötzlich den Wind aus den Segeln genommen. Scheinbar gab es nichts Verdächtiges bei dieser Begegnung. Nichts war außergewöhnlich und doch passten seine Blicke nicht in das Bild. Es waren nicht die Blicke eines Mannes, der nur eine einfache Diskussion mit Helena geführt hatte. Aber auch waren sie nicht von der lüsternen Art und Weise, wie so so mancher anderer Besucher hier in diesen Hallen schon offenbart hatte.
    Sie wirkten auf eine merkwürdige Art und Weise vertraut. Constantius gesamter Geist schien sich auf dieses Detail zu konzentrieren, dass nicht in das perfekte, unauffällige Bild passen wollte.


    „Der Ianusbogen. Ja ein besonderer Ort. Ich gehe oft daran vorbei während meiner Patrouillen. Wahrlich ein Ort an dem Mann und Frau über die Vergangenheit nachdenken können.“
    Sein Blick wanderte nicht bewusst zu Helena, und dennoch traf sie ein musternder Blick des jüngeren Bruders.


    „Ich halte oft dort inne und beobachte die Menschen, die dort um Schutz und Beistand bitten.“
    Es sollte diesmal keine weitere Frage seinerseits erfolgen. In Gedanken lauschte er einen Moment dem Gespräch der beiden. Er musste wahrlich nicht die meisterhafte Gabe der Kombination besitzen, um sich vorstellen zu können, welcher Grund Helena wohl zum Ianusbogen geführt hatte. Nur ein Thema der Vergangenheit konnte es sein.


    Kleine Falten bildeten sich allerdings auf der Stirn des Iuliers, als der Tribun einen Sohn erwähnte. Also doch, er schien verheiratet zu sein. Vielleicht bestünde ja doch kein Grund für Bedenken. Oder war es gerade ein Grund wachsam zu sein? Einen verheirateten Mann hatte noch nie eine Frau von gewissen Dingen abgehalten, wenn sie nicht zugegen war. Doch, sein Gefühl mochte ihn täuschen, dieser Tribun erweckte nicht den Eindruck eines untreuen Mannes.

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