Die Schöne und das Biest

  • Ausnahmsweise mal pünktlich zum vereinbarten Treffpunkt findet Sev sich auf dem Forum Romanum ein. Den nötigen freien Nachmittag hat er sich glücklicherweise noch genehmigen können, nachdem er in der letzten Zeit ansonsten wenig Ausgang gehabt hat. Nach einigem Überlegen hat er sich gegen eine Toga entschieden und trägt stattdessen nur eine schlichte, aber relativ hochwertige Tunika mit dem schmalen Purpurstreifen seines Standes, sowie ein leichtes Pallium. Zwar wäre eine Toga dem Anlass wohl durchaus angemessen gewesen, doch in dieser Hitze noch dazu dieses so furchtbar lästige und anstrengende Kleidungsstück zu tragen, wär ihm einfach zu viel gewesen. Patrizierin hin oder her, den ganzen Tag will er sich sicher nicht für diese Dame quälen. Da er am Vormittag erst beim Barbier war, bietet er insgesamt eine zwar schlichte, aber gepflegte Erscheinung.


    Skeptisch begutachtet er den Stand der Sonne, mit einer Verspätung ihrerseits fest rechnend. Die Zeit bis dahin nutzt Sev, um die Leute auf dem Forum ein wenig zu beobachten und sich nebenbei bereits eine Strategie für seine Verabrechung zu überlegen.

  • Sie war sich unsicher, wie sie auftreten sollte, doch entschied sie sich für ein klein wenig Prunk. Der kleine Valerier sollte ruhig sehen, womit er sich da anlegte, also ließ sie sich in einer Sänfte zum Forum tragen, von vier Sklaven. Auch wenn sie schlechte Erfahrungen mit Sklaven gemacht hatte - in Rom selbst würde sich dieses minderwertige Pack sicher mindestens zweimal überlegen, zu meutern. Sie war dezent, nicht prunkvoll gekleidet, ein weißes Unterkleid, an den Ärmeln gefasst mit gold gefärbten Kordeln und darüber eine blutrote Stola. Darüber trug sie eine schwarze Palla aus geschorenem Wollstoff, die vorsichtig an ihrer hochgesteckten Frisur festgemacht war. Wo war dieser freche Kerl nur?
    Sie sah sich nun doch unverhohlen neugierig um, erwartete aber eher einen zurechtgemachten Schönling als eine gepflegte schlichte Erscheinung. Als ihr Blick Severus streifte, hielt sie kurz inne, dann zauberte er ein amüsiertes Schmunzeln auf ihr Gesicht, ehe sie langsam näher trat. Der ungepflegte Bart stand ihm irgendwie mehr, machte ihn.. wilder, befand sie.
    "Salve Valerius Severus. Du bist sogar pünktlich, wie angenehm. Nun?"

  • Mit einem anerkennenden Grinsen lässt Sev sich einige Sekunden Zeit, sie von Kopf bis Fuß genau und ganz unverhohlen zu mustern. Es scheint ihm eine Schande, dass er diese wenn auch ansprechende Verhüllung wohl nicht allzu schnell wird entfernen können. Das Darunterliegende stellt er sich letztlich noch um einiges reizvoller vor. Bis auf sein breites Grinsen behält er diese Gedanken aber lieber für sich und tritt mit einem bewunderndem Nicken auf die Patrizierin zu.


    "Salve, Tiberia. Es ist mir eine große Ehre. Du bist wunderschön, wie immer." Er hält inne, um sie eine weitere Sekunde zu betrachten. Dann erst besinnt er sich auf die von ihr angedeutete Frage. "Nun... werden wir uns köstlich miteinander verngügen." gönnt er sich ein unverschämtes Grinsen, um allerdings schnell weiterzureden und den Bogen noch nicht zu sehr zu überspannen.


    "Ich habe zwei Möglichkeiten für dich zur Auswahl, edle Dame. Entweder kannst du dich für den versprochenen Ausritt entscheiden, oder aber für den Besuch eines zwanglosen Gastmahls bei einer angesehenen Familie, zu dem ich zufällig gerade heute eingeladen bin. Es liegt ganz bei dir..."
    Seine Betonung der beiden Vorschläge lässt erahnen, dass Sev der Ausritt in Zweisamkeit aus verschiedenen Gründen lieber wäre.

  • Eigentlich sagte auch ihr der Ausritt zu, aber in dem Maße, wie er das betonte, beschloß sie abrupt, dass sie das nicht zulassen könne. Nein, er durfte nicht glauben, sie würde sich ihm fügen. Und auch, wenn das Kompliment ihr gefiel - er musste wieder einmal eins drauf setzen und es zunichte machen. Ohhh dieser Kerl würde noch die Rute fühlen, wenn es soweit war. Miteinander vergnügen. Sie engte die Augen ein kleines Stück, doch das Lächeln blieb standhaft und wich keinen Millimeter. Sie baute sich vor ihm auf und sah ihn abwartend an, die Hände verschränkend... ungeduldig tippte sie mit den spitzen Fingernägeln auf ihren Ellbogen und nickte schließlich zustimmend.


    "Nun, ich werde deine Manieren prüfen müssen, scheint mir... darum werden wir uns erst einmal zu jenem Gastmahl begeben. Und wenn du mir dort bewiesen hast, dass du die Tugenden eines aufrechten Römers aufweisen kannst... ja dann erlaube ich dir vielleicht, mich auf einen Ausritt einzuladen." Gar lieblich lächelte sie ihn an. "Und behalte sämtliche Finger bei dir, die du zu behalten gedenkst.", fügte sie wispernd hinzu. Sie wollte. Sie bestimmte. Sie forderte. Dann erst gibt sie. Das musste sie ihm zu verstehen geben, sonst könnte er womöglich noch denken, sie wäre eine Patrizierin für nur eine Nacht.

  • 'Manieren prüfen' denkt Sev nicht sonderlich begeistert und verzieht kurz das Gesicht. Langsam wird ihm die junge Dame etwas zu aufmüpfig und er beschließt sie bei Gelegenheit mal in ihre Schranken zu weisen. Schließlich ist er kein kleiner Junge mehr und hat genug erlebt, um nicht mehr so behandelt werden zu müssen. Bis dahin widmet er sich aber noch seinem neuen Hobby, sie nämlich stets etwas näher in Richtung Weißglut zu reizen. Schmunzelnd mustert er ihre Gestalt mit sichtlichem Genuss.


    "Glaub mir, meine Manieren sind einwandfrei. Aber ich nehme die Herausforderung gerne an und bin schon sehr gespannt, ob du auch eine entsprechende Erziehung genossen hast. Dass du mich nicht blamierst, schöne Wildkatze." grinst er ohne zurückzuweichen, neugierig ob sie daraufhin wieder ihre 'Krallen' einsetzt. "Der Weg ist nicht weit, keine Angst. Unser Ziel ist die Casa Iulia." Dann bietet er ihr galant seinen Arm an. "Mein schönes Fräulein, darf ich wagen, meinen Arm und Geleit dir anzutragen?"

  • Für einen Moment schlitzte sie die Augen, dann schmunzelte sie aber schon wieder vergnügt. Frech war er, aber er hatte auch Charme. Sie hakte sich dezent und vorsichtig bei ihm ein, als hätte sie Angst, er würde ihr etwas antun. Seine Blicke ignorierte sie und irgendwie, irgendwo ganz hinten in ihrem Unterbewusstsein genoss sie es sogar, weil sie wusste, dass er sich nach ihr verzehrte. "Stell meine Erziehung nicht in Frage, Pöbel.", neckte sie ihn und doch fehlte der sonst leicht bösartige Unterton dieses Mal. "Aber du darfst es wagen. Wohin führst du mich, Valerier? Ah." Und sanft bohrte sie die Fingernägel in seinen Unterarm, als kleine Strafe für den Frevel, den er sich erlaubt hatte. Die Casa Iulia, das versprach nun wahrlich interessant zu werden.

  • "Uff..." Sev beißt die Zähne fest zusammen, als er plötzlich ihre tatsächlich krallengleichen Fingernägel in seinem Arm spürt. Er atmet einmal tief durch und sieht Livilla von der Seite an. Jetzt ihm die nicht von der Hand zu weisenden Vorteile einer willigen Lupa oder Sklavin nur allzu bewusst.


    "Mädel... Noch sind wir nicht verheiratet, meine Schöne. Bitte sei doch bis dahin ein bißchen sanfter mit mir" schmunzelt er wieder leicht und stellt sich innerlich schonmal auf weiteren körperlichen Schmerz ein.


    Er führt sie an einigen Ständen vorbei und sieht sich dabei schon aufmerksam um. Ein Fernhändler weck sein Interesse und er geleitet Livilla zu dessen Auslage. "Wir brauchen noch ein kleines Gastgeschenk. Ich dachte da an ein paar Datteln, Feigen, vielleicht etwas guten Wein... Was meinst du, teure Tiberia?"

  • "Natürlich sind wir das nicht..", entgegnete sie sanft lächelnd und strich dabei langsam über seinen Unterarm, "vergiss du das aber auch nicht, wenn du mich ansiehst." Und dabei schaffte sie es tatsächlich, nach außen hin das schöne Lächeln zu wahren. Wer nicht hören will, muss eben fühlen.


    Bei der Auslage angekommen, sah sie nachdenklich die Vielzahl der Angebote an, musste aber leider zustimmend zu seiner Auswahl nicken. "Vergiss aber nicht, eine schöne Keramikschale zu kaufen", schlug sie ihm vor und wollte ihm damit zeigen, dass sie ab und zu doch etwas mehr sein konnte als nur ein zänkisches Weib. "Und vielleicht ein besticktes Tuch, zum bedecken der Früchte. Die Sommersonne ist sehr heiß heute."

  • Ein breites Grinsen zieht sich über sein Gesicht und er mustert ihres. "Glaubst du denn wirklich, dass es in dem Fall tatsächlich nur beim Ansehen bleiben würde? Hrhr."


    Um sie nicht allzu viele der ihm nun kommenden Gedanken erraten zu lassen, wendet er sich den Waren des Händlers zu. Nachdem die holde Dame glücklicherweise keine Einwände hat, bedeutet er dem Händler, eine Anzahl Feigen und Datteln einzupacken und noch etwas Falerner abzufüllen.


    "Meinste wirklich, dass das nötig ist? Hat man diesen Kram nicht sowieso schon in Massen bei sich Zuhause rumstehen?" Schicksalsergeben sieht er sich trotzdem schon nach einem entsprechenden Händler um. "Naja, wenn du meinst... Dann musst du sie aber auch aussuchen. Mit solchen Sachen kenn ich mich nich aus..."


    Sev runzelt kritisch die Stirn und bezahlt erstmal den Händler. Das Paket mit den Früchten drückt er Livilla ohne groß zu fragen in die Hand, während er selbst mit der noch freien Hand den Wein trägt.

  • Erneut schmälerte sie die Augen zu kaum sichtbaren Schlitzen. Irgendwann würde sie sich bestimmt vergessen und ihm eine Ohrfeige verpassen, wie ein dummer Junge sie verdient, aber jetzt und hier war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Er verstand es jedes Mal, wenn sich ihre Sympathie für ihn wieder erwärmte, diese gekonnt abzukühlen. Dummer Narr.
    "Nein, nein, nein... wenn man ein Präsent mit sich mitbringt, dann soll es auch schön verpackt sein. Das wäre ja.. wie ein Rennwagen ohne Pferde.", stellte sie schnippisch fest und sah ihn sehr verdattert an, als er ihr die Früchte in die Arme drückte. Was erlaubte er sich? Schnaubend, aber nicht protestierend, ging sie schließlich voran. Nein, sie würde nun nicht tun, was er von ihr erwartet. Zum Glück war ein Stand mit allerlei Keramik in der Nähe, so strebte sie mit Sev im Schlepptau auf jenen zu und betrachtete die Schalen. Die meisten waren ihr zu aufwendig und überladen und wie sie Iulia Helena kannte, würde es ihr nicht gefallen. Beide Frauen mochten schlichte Eleganz und die war es, die sie nun an jenen Keramikschalen suchte. Schließlich fand sie eine braunrote Schale mit weißem Rand, der aus eckigen Wellen bestand, wie man es von so vielen römischen und griechischen Vasen und Amphoren her kannte. Sie bedeutete ihm, die Schale zu kaufen und eilte schon weiter, um bei einem Handarbeitsstand nach einem kleinen Deckchen zu sehen.

  • Skeptisch beäugt Sev die ausgesuchte Schale. Ein potthässliches Ding, wenn sie ihn fragen würde, aber das hat sie zum Glück nicht getan. Als der Händler ihm den Preis nennt, wird Sev dann auch plötzlich klar, weshalb sie zielstrebig genau diese Schale herausgepickt hat. Es scheint ihm das mit Abstand teuerste Stück zu sein, was der gesamte Markt überhaupt zu bieten hat. Frauen scheinen ein natürliches Gespür für diese Dinge zu haben und er ahnt, dass junge, schöne Patrizierinnen diese Disziplin zur Perfektion entwickelt haben. Nach ein wenig halbherzigem Feilschen bezahlt er den noch immer überteuerten Preis, nimmt die Schale entgegen und folgt Livilla brav an den nächsten Stand. Während sie sich bereits eifrig über die Waren beugt, genießt Sev noch eine Weile ihre Rückansicht. Dadurch wieder ein wenig versöhnt stellt er sich schließlich lächelnd neben sie und sieht ihr über die Schulter. Dabei bemerkt er den köstlichen Duft ihres gepflegten Haars.


    "Und? Ist was Hübsches dabei, meine Teure? Du riechst übrigens bezaubernd."

  • Auch wenn sie es ihm gegenüber nie zugegeben hätte, sie mochte es, wenn er hinter ihr stand. Sie fühlte sich irgendwie geborgen und als er über ihre Schulter sah, an ihrem Haar roch... verbarg sie insgeheim ein Lächeln vor ihm. Sie durfte es ihm nicht zu leicht machen. Mit der Hand über ein zierlich besticktes Deckchen streichend, griff sie nach hinten, nach seiner Hand.
    "Maiglöckchen... an denen sollte man nur riechen, nicht naschen. Es könnte einen das Leben kosten.", zwinkerte sie ihm zu und hielt ihm dann das weiße Deckchen hin, welches mit dunkelblauen Mustern bestickt war.
    Eigentlich war sie gerade in der rechten Stimmung, dass sie die Einrichtung für einen ganzen Haushalt.. eine ganze Casa.. nein, eher eine ganze Villa hätte kaufen können. Ihr kritischer Blick wanderte kurz über die anderen Stände, schließlich erhellte sich ihr Gesicht merklich.
    "Oh, ein Sandalenstand..."
    Und schon musste Sev klar sein, wohin ihr Weg sie nun führen würde.

  • Erstaunt spürt Sev ihre Hand an seiner, lässt sich die Überraschung jedoch nicht anmerken. Bei der kühlen Schulter, die sie ihm unentwegt zeigt, hat er nicht mit so raschen Fortschritten gerechnet. Daher traut er dem Braten auch jetzt noch nicht so recht. Dennoch ergreift er natürlich vorsichtig die zarte Hand, birgt sie schützend wie einen kleinen Vogel in seiner. Er streichelt ihr mit dem Daumen sanft über den Handrücken und genießt den Augenblick. Der Wein in seinem anderen Arm wird allerdings nicht gerade leichter, so dass er trotz allem froh ist als sich die wählerische Dame endlich entscheidet. Er nickt dem Händler nur kurz zu, woraufhin dieser einen akzeptablen Preis nennt. Sev stimmt zu und noch bevor die Ware ausgehändigt ist, scheint Livilla schon wieder dem nächsten Stand zustreben zu wollen. Sev seufzt angestrengt, lässt ihre Hand wieder los und bezahlt den Stoff, während er sich 'seiner' Patrizierin mit leicht gequälter Miene zuwendet.


    "Ach, Schätzchen, deine Sandalen stehen dir doch wunderbar. Außerdem sind wir spät dran. Das Gastmahl hat sicher längst begonnen. Kannst du die nicht ein anderes Mal einkaufen?"

  • "Aber... Sandalen...", seufzt sie und scheint nicht einmal bemerkt zu haben, dass er sie Schätzchen genannt hat.. oder sie übergeht es, zum Vorteil für ihn. Im selben Moment begreift sie erst, was ihre Hand tut und entzieht sie ihm rasch, indem sie sich umdreht und ihn direkt ansieht. "Haben wir alles? Wenn ja.. dann können wir los gehen."

  • Sev nickt schmunzelnd und betrachtet Livilla wohlwollend. Irgendwie ist sie schon süß in ihrer Enttäuschung.


    "Schau nicht so traurig. Wenn du möchtest, geh ich noch ein anderes Mal mit dir einkaufen." zwinkert er ihr aufmunternd zu und ahnt insgeheim, dass er dieses Angebot eines Tages noch schwer bereuen könnte. Dann nickt er und rückt die schwere Amphore in seinem rechten Arm noch einmal zurecht. Die Keramikschale und den Stoff streckt er ihr mit der Linken entgegen.


    "Kannst du die Sachen noch irgendwie schön zusammenpacken? Du hast bestimmt ein besseres Händchen dafür."
    Anschließend bietet er ihr den frei gewordenen Arm an und führt sie auf nun direktem Wege zur Casa Iulia. Vorsorglich überlegt Sev sich auf dem Weg schon einmal eine gute Ausrede für ihre Verspätung.

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