Auch ein sonniger Tag birgt...

  • Sulla schien zornig über Corvinus' Bemerkung zu sein, was Minervina nicht so recht verstand. Für sie bedeuteten Corvinus Worte nicht mehr, als dass er in Sullas Schwester ein heiratswütiges, junges Mädchen sah. Sie selbst, Minervina, wünschte sich in Bälde einen gut sorgenden Ehemann, mit dem sie eines Tages eine Familie hätte - ihres Vaters Willen wegen. Und wenn Sergia dies früher wollte, was war schlimm daran? Oder hatte Corvinus andere Erfahrungen machen müssen...?


    Da folgte Minervina allerdings Sullas Blick, der diesen auf eine auf sie zuschreitende Frau gerichtet hatte. Allerdings wurde Minervinas ratloser Blick recht missbilligend. Sie konnte Liebeleien in der Öffentlichkeit nicht leiden, denn diese waren nicht nur unziemlich, sondern auch unhöflich. Sie war dankbar für Artorius' Worte, die sie ablenkten und wandte sich wieder ihm zu. An ihrem Blick konnte man deutlich das Missgefallen deuten, auch wenn sie versuchte sich zu zügeln. "Ich wurde erst vor kurzer Zeit ernannt. Mit Aufgang der morgigen Sonne werde ich meinen ersten Unterricht erleben." erklärte sie lächelnd und nickte Drusilla bei der Begrüßung nur knapp zu und erwiderte das "Salve!" Wenn diese Frau sich nicht vorstellte, würde sie dies auch nicht tun. "Ich wäre sehr erfreut, deine Frau einmal kennenzulernen, Artorius." fuhr sie fort und sah ihn beinahe fragend an. Es konnte nur gut sein in dieser neuen Welt Kontakte zu knüpfen. Flüchtig sah sie zu Drusilla und Sulla, die nun 'nur' noch aneinandergekuschelt dastanden. Selbst das ging Minervina schon beinahe zu weit.

  • Wir ihr aus meinem glücklichen Grinsen sicher schon abgeleitet habt ist die meine Frau Sergia Drusilla, Tochter des Consulars Didius Falco.


    Stolz wie nur was deutete ich auf meine Frau


    Dru, dies ist die höchst ehrenwerte Discipula Minervae Rediviva Minervina und dies... ich deutete auf Corvinus


    ...ist Decimus Artorius Corvinus, Du hörtest vielleicht schon von seinem Besuch in unserem Haus.

  • "Ich bin mir sicher, dass sich da etwas machen lässt", meinte er mild und lächelte. "Du bist herzlich eingeladen, heute abend in der Casa Artoria vorbeizusehen, wenn du möchtest." Dann wandte er seinen Blick gen Sulla und Drusilla, ihr abermals leicht zunickend.
    "Es ist mir eine Freude, dich kennen zu lernen, Sergia Drusilla."

  • Minervina verkniff es sich, die Augenbraue nach Manier ihrer Mutter hochzuziehen. Was der Consular wohl zu dieser Anbandelei gesagt hätte? Gewiss nichts Positives. Zumal auch sie keine unbedeutenden Verwandten hatte, aber sie nannte diese aus gewissen Gründen der Bescheidenheit, die sie -noch- regierte. "Sehr erfreut." sagte sie noch einmal zu Drusilla und nickte ihr abermals freundlich zu. Der Missmut verschwand allmählich aus ihrem Blick, denn wenn sie eines bei ihrer Tante gelernt hatte, war es, dass sie ihre Gefühle im Zaume hielt.


    Dann wandte sie sich wieder Artorius zu. "Es wäre mir eine Freude, dir und deiner Frau diesen Abend Gesellschaft zu leisten." erwiderte sie höflich und verlagerte ihr Gewicht dabei diskret auf das andere Bein.

  • "Gut. Am besten, du siehst abends vorbei, unter Tags ist meine Gattin im Cultus Deorum und ich in Ostia. Es würde mich sehr freuen." schmunzelte und ließ dann schließlich die Sergier außer acht, waren sie wohl zu unhöflich um ihm zu antworten.

  • "Das wäre gewiss am Besten." entgegnete Minervina lächelnd. Sie sah kurz aus den Augenwinkeln zu den Sergiern, so deutlich, dass Corvinus dies sehen musste und deutete dann mit einer Augenbraue eine andere Richtung an. Ob er verstehen würde, dass sie sich etwas von den beiden distanzieren wollte? Das Gespräch war ohnehin eingeschlafen und sie hatte noch immer eine unangenehme Blockade aufgrund der Liebelei. Um das erwartungsvolle Schweigen etwas unauffälliger zu gestalten, fragte sie: "Wielang brauchst du denn immer ungefähr nach Ostia?"

  • (wieder da, nur hab ich keine Ahnung wo genau Belenor verschollen ist. Ich klink mich einfach mal da ein wo ich Minervina in Rom irgendwie unterwegs gefunden habe.)


    Belenor stand deutlich abseits im Schatten eines Baumes und betrachtete sich das was sich um ihn herum auftat. Die Straßen, das rege Treiben. All das stürzte noch immer auf ihn ein wie ein unaufhörlicher Wasserfall. Wie bei den Göttern konnte es möglich sein eine solch riesige Stadt zu errichten. Bisher gehörte Tarraco zu den den wohl größten Siedlungen die er kannte. Wenngleich er auch schon ein paar Tage in Rom weilte, schien er noch immer nicht dem Gigantismus über den Weg zu trauen, der sich allenthalben hier auftat. Trotz der unzähligen Eindrücke die ihn bombardierten, misste er es nicht ein Auge auf Minervina gerichtet zu lassen...und deren Umfeld.


    Jene, die bei ihr zu sehen waren, stufte er als harmlos ein, allem voran da er sich recht sicher war das er jene Herrschaften in kurzer Zeit wohl in die Schranken verweisen konnte. Kurz fuhr er sich mit der Hand über den Oberarm und verengte die Augen, blinzelte ab und an in Richtung Minervina, musterte die Gestalt bei ihr ein weiteres mal und setzte sich mit schweren Schritten, aber dennoch langsam in Bewegung, als Minervina weiterzog.


    Kaum das er ein paar Seitenblicke von einigen jugendlichen Römern erntete, musste er es nicht seinem ohnehin eher grimmigen Gesicht einen noch etwas grimmigern Touch zu verpassen, ehe er es vorzog wieder etwas zu seiner Herrin aufzuschliessen. Rom und den Römern traute er noch immer nicht über den Weg, aber wenn eines sicher war, dann wohl die Tatsache das es von jenen hier entschieden zu viele gab.

  • Langsam erhob er sich von der Bank und schmunzelte leicht, sich von den Sergiern etwas abwendend, um ihrem Wunsch nachzukommen. Den Umgang mit etwas größeren Sklaven schien er gewohnt zu sein, konnte er ihn doch dezent und ohne ein Wort zu verlieren, tolerieren und ignorieren.


    "Nach Ostia, mhh. Zu Fuß ungefähr vier Stunden, mit dem Pferd.. anderthalb. Aber ich reite gerne, von daher ist es kein Problem."

  • Seit sie wieder in Rom war, hatte sie kaum Zeit mit Belenor verbringen können. Ihre Wege hatten sich kaum gekreuzt und auch sonst schien ihre Verbindung ein wenig abgesackt. Sie brachte zumeist nur ein leichtes Lächelnzur Begrüßung und zum Abschied zustande. Ob er ahnte oder wusste, wo er sich befand? Sie wusste um seine Skepsis gegenüber ihresgleichen und er täte ihr leid, wenn er von seinem Aufenthaltsort erfahren würde. Dann allerdings verdrängte sie die reuigen Gedanken mit einem trotzig-gedachten 'Aber ich habe das Recht dazu, denn immerhin bin ich seine Herrin!'


    Sie hatte kaum bemerkt, dass ihr Blick auf Belenor geruht hatte. Es brauchte einen kurzen Moment, ehe sie sich wieder Artorius zuwandte und mit einem etwas konfusen Lächeln erwiderte: "Ich habe damals kaum wahrgenommen, wielang wir unterwegs waren mit unseren Wagen. Ich war zu erschöpft um groß auf den Stand der Sonne zu achten."

  • Er musste leise lachen, doch nickte er ihr beipflichtend zu, war es doch auch nicht wirklich seine Art, großartig auf die Zeiten zu achten, die er für die Reise brauchte - viel lieber reiste er eigentlich mit den Tiberschiffen - doch war es ein kleiner Tick von ihm, Geschwindigkeiten zu berechnen. Ein Tick, den man wohl verschweigen sollte, wollte man nicht zum Gespött anderer bleiben.


    "Wie reist du denn am liebsten? Ich liebe Schiffe und am liebsten wäre ich Kapitän einer Galeere geworden...", meinte er vergnügt. Natürlich war er auch leidenschaftlicher Reiter, aber das hätte man vielleicht missverstehen können.

  • Sie überlegte einige wenige Momente. Wie reiste sie am Liebsten? Es gab einige Antworten, die sie geben könnte. Einmal jene, die eher zu ihrem Stand passte und das artige Sitzen auf einem Wagen beinhaltete, das Reisen mit dem Schiff wenn ihr der Geist der Ungebundeheit durch ihren Körper rann oder aber das Reiten, welches sie allerdings kaum beherrschte, dafür aber am ansprechendsten fand. "Das ist nicht so leicht zu sagen." zögerte sie ihre Antwort also hinaus und wog den Kopf nachdenklich.


    "Ich würde sagen, am meisten gefällt mir wohl das Reiten, doch ich bin nicht besonders gut darin ausgebildet worden, da ich es niemals brauchen werde." Minervina war sich der Zweideutigkeit ihrer Worte keineswegs bewusst und sah ihn nur bedauernd an. Zu gerne mochte sie diese Tiere, doch wenn ihre Mutter sich auch um Reitunterricht für sie gekümmert hatte, so war es nur eine kurze Zeit gewesen. Und hier in Rom würde ihr die Möglichkeit wohl endgültig genommen. "Aber verrate das nicht meiner Tante! Sie würde mir vermutlich die Nähe eines jeden Pferdes verbieten!" fügte sie lachend an.

  • Kaum hatte sie ihren Satz ausgesprochen, wusste Corvinus schon, was er bedauerte - dass viele, egal was sie tun, ständig auf ihren Stand achten mussten. Die Artorier waren seit jeher eine treue Gens dem Kaiser gegenüber gewesen und hatten ihm gegenüber in Militär und Verwaltung gute Dienste geleistet. Und dennoch waren sie nicht überheblich oder bildeten sich darauf etwas an, der der es sich verdiente, kam in den Ordo Equester - ein paar wenige schafften es sogar in den Senatorenstand. Und dennoch war Corvinus niemand, der dazu erzogen wurde, großartig auf Ständeunterschiede zu achten. Ein Mädchen, das reiten lernen wollte. Nach nur kurzem Überlegen kam er zu einem Schluss.


    "Ich werde Stillschweigen bewahren, mein Wort darauf.", meinte er vergnügt und ging neben ihr her. "Wenn du möchtest, kann ich dir bei deinem Besuch in der Casa Artoria unsere beiden Pferde zeigen, die Stute Nime und den Hengst Hector. Ich bin mir sicher, die beiden gefallen dir. Sie hat ein sanftes Gemüt und er ist das Gegenteil, ein wilder Kerl."

  • Als sie seine Worte hörte, machte ihr Herz einen kleinen Hüpfer. Sie war zudem froh, sich von den Sergiern zu entfernen, denn nun, da sie eher mit Corvinus sprach, mochte es auch unhöflich sein, dass sie bei einander standen, sich gegenseitig aber keine Aufmerksamkeit schenkten. Sie wäre beinahe stehen geblieben, um ihn zu umarmen, doch sie zügelte sich. Wahrscheinlich würde er nicht einmal verstehen, weshalb sie diesen Ausbruch haben könnte. "Das wäre... wunderbar!" brachte sie ihre Freude über sein Angebot mit Worten zum Ausdruck. Hier zeigte sich das doch noch kindliche Gemüt der heranwachsenden Frau, welche noch nicht viel mit Selbstbeherrschung anfangen konnte. In einigen Monaten würde sie vermutlich mit einem 'Das wäre sehr freundlich' antworten...


    "Du musst wissen.. Ich mochte Pferde schon immer sehr gern. Ich finde sie sind wunderschön anzusehen, wenn ich auch kaum mehr zu ihnen sagen kann, als dies." Etwas verlegen registrierte sie die Wirren ihrer Worte, korrigierte sich aber nicht. Sie entsann sich des Tages, als sie das erste Mal das Pferd ihres Vaters gesehen hatte. Ein prachtvolles Tier. Sie seufzte leicht. "Wie alt werden Pferde eigentlich?"

  • "Wir Artorier führen nicht umsonst den Hengst im Wappen", meinte er lachend und hätte sich im nächsten Augenblick auch schon wieder am liebsten selbst für diese Worte gescholten, doch überspielte er es rasch. Langsam schlenderte er neben ihr her und genoss die Ruhe im Park und das Zwitschern der Vögel, während er antwortete. "Das kommt ganz auf das Pferd an, aber im Normalfall können sie sicher dreißig Jahre alt werden. Kleinpferde sogar bis zu fünfzig, meinte mein Vater, auch wenn ich noch keines gesehen habe, das dieses Alter erreichte." Mit sanftem Lächeln musterte er sie und hoffte, dass Hypathia einmal ein ähnliches Mädchen schenken würde. "Pferde sind in der Tat wundervoll. Sie vereinigen Kraft und Anmut wie kein anderes Tier, finde ich."


    Langsam kamen sie zu einem künstlich angelegten Teich, von denen es in Rom in den Parks mehrere gab. Ein paar Enten in einem Schatten, den ein Baum in den Teich warf, zu suhlen und quakten unverdrießlich vor sich hin. Corvinus hingegen wirkte fast, als könne ihm die Hitze kaum etwas anhaben.

  • Sie blickte mit hochgezogenen Brauen vor sich auf den Weg. Sie war ehrlich erstaunt, denn sie hatte die Lebenszeit eines Pferdes auf nicht mehr als die Spanne eines Hundes getippt. "Das ist in der Tat lang." entgegnete sie verwundert, während zeitgleich der Gedanke in ihr erwachte, dass das Pferd ihres Vaters also noch unter den Germanen lebte. Der Gedanke machte sie zwar nicht eben glücklich, aber es war nicht zu ändern. Sie wollte diese Gedanken weitgehend vom heutigen Tage aussperren.


    "Manchmal wünschte ich, man könnte Stand einfach vergessen und einfach nur das tun, was man möchte." meinte sie leise und wandte ihren Blick dem Teich zu, der sich zu ihrer Rechten auftat. Ihre Schritte verstummten und mit einem weichen Lächeln blickte sie auf die kleinen Entchen dort hinab. Sie mochte Tiere gerne, wenn sie auch vor größeren Gebissen gehörigen Respekt hatte. Was wohl daran lag, dass sie als Kind einmal von einem Hund gebissen wurde. Eine kleine Narbe an ihrem Bein war zurückgeblieben, ansonsten war nichts schlimmeres geschehen.

  • Überrascht sah er aus den Augenwinkeln zu ihr und überlegte, wie sehr es wohl ein Mädchen wohl fordern würde, ständig als Aushängeschild und Vorzeigemädchen einer patrizischen Gens herhalten zu müssen. Kein Wunder, dass man soviel von Skandalen hört, irgendwann müssen die ja austicken, dachte er bei sich und sah weiterhin zu ihr. Irgendwie tat sie ihm leid. Wie es sich als Patrizierin wohl lebte? Mangeln würde es ihr nie an etwas, doch würde sie wohl nie mit anderen Kindern ihres Alters durch den Wald getobt haben. Oder so schlichte Dinge wie das nasse Gras unter den nackten Füßen spüren. Nein, für Corvi war so etwas nichts, er liebte es auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben, sein Leben zu genießen und von niemandem angegriffen zu werden. Und sollte sich jemand gegen ihn wenden, würde er ihn zerfetzen wie ein Bluthund. Nachdenklich blieb er stehen und sah in den Teich hinein, ehe er etwas leiser begann, zu antworten.


    "Die Fesseln, die wir uns selbst anlegen, sind jene, die uns am meisten knechten und uns versklaven...", meinte er und es klang fast, als würde er aus einer ihm bekannten Schrift zitieren. Dass er belesen war, war nicht von der Hand zu weisen und so legte er die Hände auf den Rücken und umfasste dort mit der linken die rechte Hand. "Was sind deine Fesseln, Rediviva Minervina?"

  • Sie ließ die kurze Zeit des Schweigens auf sich wirken und betrachtete die Entchen. Es war schön anzusehen, wie sie umherpaddelten und hin und wieder mit den Köpfchen untertauchten. Gerne würde sie eine der Enten nehmen und streicheln, doch allein der Versuch würde wohl einen Protest bei dem Tier hervorrufen. Wenn sie überhaupt an ein Entchen käme. Dann sah sie wieder zu Corvinus, der just in diesem Moment seine Stimme erhob. Seine Worte klangen nicht unbedacht, doch sie führten dazu dass sie den Blick wieder abwandte. In der Tat waren es ihre eigenen Fesseln, die sie sich anlegte. Ihre Mutter hatte ihr einst jede Freiheit vergönnt.


    "Ich schätze es sind auch bei mir meine eigenen Fesseln. Doch ich würde sie wohl auch nicht ablegen, wenn ich die Möglichkeit hätte." Sie war versucht, sich in das trockene Gras zu setzen. Aber sie wiederstand der Versuchung, nicht zuletzt weil es gegenüber dem Artorier unhöflich wäre. "Vielleicht ist sogar mein Vater die Kette, die mich bindet. Er war ein bedeutender Mann... zu seinen Lebzeiten. Seines Zeichens Senator und seines Amtes Tribunus Laticlavius in der neunen Legion." Aber wollte sie ihren Vater als Fessel sehen? Nein, sie hatte sich ihren Weg selbst erwählt, ihr war bewusst gewesen, was in Rom auf sie wartete und diesen Kampf würde sie auch aufnehmen.

  • Ja, Rom war seltsam, eine sehr seltsame Stadt, die scheinbar dazu beschaffen schien alles in ihr...und um sie herum zu verändern. Das Land um die Stadt war alles, nur keine unberührte Natur, auch die Menschen. Sie waren anders, sie waren...Römer. Ebenso wie Minervina eine solche war. Wie lange waren die Tage her, seid sie Tarraco verlassen hatten. Tarraco, jene ferne Stadt, welche ihm damals schon durch ihre blose Größe unwirklich vorkam. Zu...unübersichtlich. Zu...es war nicht zu beschreiben. Er, der allenfalls Dörfer und Kleinstädte kannte, war gewiss der letzte welcher sich jemals an große Städte und deren Gesellschaft würde gewöhnen können.


    Wie eh und je betrachtete er mit unbewegtem Gesicht alles um sich herum und sah den Tiber hinab, hinüber ans andere Ufer und liess Minervina mit ihrer Gesellschaft weiter ziehen. Nicht das dies ein Ort war, den er als sonderlich gefährlich einstufen würde, zumindest nicht für Römer. Langsam folgte er dem Fluss ein wenig und sah über dessen Wasser hinweg, beobachtete die Wellen und dachte einige Momente an die Flüsse seiner Heimat, welche zwar nicht so groß waren, doch nicht minder faszinierend auf ihn wirkten. Überschaubares Wasser. Wasser, welches lange nicht so beängstigend wirkte wie das endlose Meer. Langsam glitt sein Bick über die Strömung, hin zu einer der kleinen Brücken, welche sich über den Tiber spannten. Eine gut gebaute Brücke, wie er fand. Langsam erhob er sich und folgte jener, blieb mittig auf ihr stehe und sah hinab in die Strömung. Wie lange dieser Fluss wohl schon sein Wasser führte? Wie es hier vor langer Zeit ausgesehen haben mochte? Lange bevor diese gewaltige Ansammlung von Häusern und Menschen sich in das Land gefressen hatten? Es musste einmal sehr schön hier gewesen sein.....vor langer Zeit.


    Langsam folgte er der Brücke und beschloss für sich einmal diesen Teil der Stadt zu erkunden, wie er es schon mit anderen Teilen getan hatte. Wenngleich er auch wusste das dieses Viertel wohl recht weit vom Haus entfernt lag, in welchem er untergebracht war. Doch wie es schien, würden ihm die Asen die Rückkehr zur Heimat verwehren. Eine sehr bittere Erkenntnis welche sich langsam und unaufhörlich in zu fressen begonnen hatte. So weit entfernt, alleine die schreckliche Fahrt auf dem Schiff hatte ihn erkennen lassen wie riesig die Welt war. Und wie klein jene Welt gewesen war, die ihm damals schon groß erschien. Germanien, seine Weiten, die doch so winzig zu sein schienen. Wo es liegen mochte? Nichteinmal entfernt konnte er es sagen. Kaum das er das Ende der Brücke erreicht hatte, fiel sein Augenmerkt auf einen blonden Schopf, der sich deutlich von der Menge abhob. Ein junges Mädchen, kaum älter als Minervina hockte dort am Straßenrand und hatte die Hand ausgestreckt. Ob es am Ende eine Landsfrau war? Als er auf sie zugin und ihr ein "Heilsa!" entgegen warf, bedurfte es keinen Wortes, denn der fragende Blick verriet ihm recht bald das sie ebensowenig Germanin war, wie er wohl Römer. Als er zu Boden sah, erkannte er auch wohin sie die Hand gestreckt hatte und ging langsam in die Hocke, als er die kleine Katze erblickt hatte. Ein kleiner getigerter Kater, kaum größer als eine Hand, tappste etwas unbeholfen auf den groben Steinplatten umher.


    Belenor folgte dem Tier mit blicken und einen Moment wurden seine Züge weich, als er dem kleinen Racker zusah wie er mit unsicheren Schritten seine Umgebung erkundete. Recht bald befand er das er und der kleine Kater wohl einiges gemein hatten, denn ebenso wie der Kater, schien er noch einige Zeit damit beschäftigt überhaupt zu begreifen was um ihn herum geschah. "Na Du?", richtete er das Wort nun an den Kater und strich ihm mit dem Finger über den Kopf, legte den Kopf erneut schief als der Kleine daraufhin umfiel und den Schwanz aufstellte. Kurz fauchte der Kater und versuchte wohl gefährlich auszusehen, mit seinem dicken, runden Bauch. Der Kleine gefiel ihm, kaum in der Lage seine Schritte geradeaus zu lenken, aber mutig genug dem dummen Finger der ihn umgeworfen hatte die Stirn zu bieten.


    Das Mädchen neben ihm musste lachen, was ihn auch zum schmunzeln brachte, ehe er den kleinen Racker vorsichtig aufhob und ihn auf der Handfläche vor sein Gesicht hielt. "Du machst es richtig, mein Freund. Lass Dir nichts gefallen!", richtete er erneut das Wort an ihn und nahm de Blick des Mädchens neben ihm aus dem Augenwinkel zur Kenntnis, wie sie ihn musterte und lächelnd studierte. Ihn, der wohl für sie so fremd und seltsam aussehen mochte, wie sie für ihn. Denn obwohl sie blonde Haare hatte, war ihr Haut doch von einem solchen bronzeton, das sie unmöglich aus der Heimat stammen konnte. Langsam drehte er den Kopf und sah sie an, nachdem er dem kleinen Racker auf der Hand nochmals über den Kopf gestrichen hatte und hielt ihn ihr entgegen. Sie nahm ihn an, nickte kurz dankend und erhob sich elegant, streichelte das Tierchen und lächelte zum Abschied. Wer immer sie sein mochte, sie hatte ein Lächeln das nahe ging, das herzlich war und von beinahe unvergleichlicher Schönheit. Ihr Jugend liess jenes noch wärmer wirken und kaum das sie sich auf den Weg gemacht hatte, sah er ihr nach. Er erhob sich ebenfalls und folgte der Straße ein Stück, jener Straße die auch die junge Frau genommen hatte.


    Nicht das er ihr folgte, sein Weg führte lediglich in die gleiche Richtung, auch wenn er nicht wusste wohin. Denn dieses Viertel kannte er noch nicht. Langsam, als die Sonne sich dem Horizont wieder näherte und er ebenso wie das Mädchen tiefer in das Fremde Viertel eindrang, die ersten Öllampen die kargen Räume in den ärmlichen Hütten erleuchteten, schien jenes Viertel hier erst zum Leben erweckt zu werden. Langsam schlenderte er vor sich hin, geriet in Gassen die zusehends unbelebter wurden und registrierte das hier kaum mehr etwas dem Teil Roms glich, in dem Minervina unterwegs war. Hier war nichts prunkvoll und beeindruckend, sondern eher alles schmutzig und herunter gekommen.


    Die Leute hier waren kaum so prächtig anzusehen wie jene in den Gassen um das Haus, in dem er untergebracht war. Kinder schrien, Stimmen wurden bisweilen laut und drangen aus den Fenstern. Hier stritten sich wohl welche, während in einem anderen Haus ein Hund seine Stimme erhob und laut bellte. Es war laut, es stank und kaum als er den Entschluss gefasst hatte wieder umzudrehen, vernahm er eine weitere Stimme. Einen Schrei. "Nein, lasst mich!", drang es aus der Richtung in der kurz zuvor noch das Mädchen zu erkennen gewesen war. Sogleich hielt er inne und sah die Straße hinab, erkannte nichts und wurde gewahr das dort wieder jemand schrie. Was dort geschrien wurde musste er nicht verstehen, alleine der Klang und die Panik liess kaum zu deuteln das dort jemand Hilfe brauchte, doch niemand, niemand aus den Häusern ringsum schien Notiz davon zu nehmen. Sogleich machte er kehrt und beschleunigte den Schritt, folgte den Schreien und hielt inne, als er aus einer sehr schmalen Gasse die Stimme erneut vernahm.


    Dort stand sie, besser gesagt versuchte sie sich ihrer Haut zu erwehren, als ihr zwei Gestalten zu leibe rücken wollten. "He, ihr da! Lasst sie in Ruhe!", donnerte Belenor den Gesellen entgegen, die das Mädchen gefasst hielten.
    Sein Schatten fiel lang vor ihm auf den Boden, als er den Arm ausstreckte und zu der Gruppe deutete. Einer der beiden löste sich von ihr und sah in seine Richtung, entgegnete etwas, von dem er kein Wort verstand. Das er ihm scheinbar drohen wollte erkannte Belenor, dazu musste er nicht erst sein Messer ziehen. Doch wie sollte ein Kerl ihm drohen können, der kaum breit genug gebaut war um überhaupt einen Schatten werfen zu können, zudem noch beinahe zwei Köpfe kleiner war. Der Drohung zu trotz ging er auf die beiden weiter zu und streckte die Arme aus. "Versucht es bei mir,ihr zwei. Kommt, versucht es!", donnerte er ihnen erneut entgegen. "Verschwindet! Haut ab! Oder ihr werdet mich kennenlernen!", noch während er auf die beiden zuging, griff er zur Seite und nahm einen Besen zur Hand, dessen Stiel er kurz über den Reisern abbrach und fest gepackt hielt. Ein recht gutes Werkzeug um den beiden Kerlen das Fell weich zu klopfen. Während jener mit dem Messer langsam zurück zu weichen begann, erkannte auch der zweite das dort ziemlicher Ärger im Anmarsch war, stiess das Mädchen Belenor entgegen.


    Kaum das jene an ihn stiess, nahmen die beiden die Beine in die Hand und gaben Fersengeld, was ausreichte das Belenor den Stiel zur Seite war. "Alles in Ordnung?", scheinbar war sie unversehrt, im Gegensatz zu ihrem Kleid, das sie sich zusammenhielt. Etwas erschrocken und konsterniert nickte sie, deutete zurück zur Straße und warf ihm rasch etwas entgegen, bevor sie an ihm vorbei eilte und wieder zur breiten Gasse aufbrach. Ein letzter Blick bewog ihn ihr alsbald zu folgen. Scheinbar war es sicherer der breiteren Gasse zu folgen, als den kleinen. Kaum das die beiden wieder der breiten Gasse folgten, das Mädchen den Schreck überwunden hatte, blieb Belenor erneut stehen, als einige Zeit später jemand aus einer anderen Seitengasse auf den Weg trat. Er erkannte ihn, zwar war es nicht jener mit dem Messer, aber sein Begleiter.
    Nicht nur er war dort zu erkennen, bald traten zwei weitere neben ihn.
    "Sucht ihr Streit?", Belenor erkannte das seine beiden Gefährten Knüppel in den Händen hatten. Doch vermisste er seinen Freund, der scheinbar das Weite gesucht hatte. Während das Mädchen zur Seite wich und hektisch gegen eine Holztür hämmerte, breitete Belenor einladend die Arme aus.
    "Kommt! Kommt nur! Drei? Gut, versucht es.", zwar waren ihm diesmal die Asen nicht hold ihm einen Besen zu stellen, oder etwas anderes, aber blose Hände waren am richtigen Mann Waffe genug. Und jene drei Gestalten waren kaum mehr als ein Schatten von ihm.


    Langsam ballte er die Fäuste und blieb stehen wo er war, verengte die Augen, als er darauf wartete das die drei angriffen. Der Schreckensschrei des Mädchens übertönte die Geräusche der Sandalen auf dem Pflaster hinter ihm, als er zur Seite sah und nur den Schatten aus dem Augenwinkel erkannte, der von hinten auf ihn zuhuschte. Zu spät....
    Der Schlag war hart und raubte ihm kurz die Luft, ein stechender Schmerz raste durch seinen Körper, als er den anderen erkannte, der sich von hinten angeschlichen hatte. Kurz wandt er sich und schlug zur Seite, traf jenen mit der Faust an der Schläfe und liess ihn straucheln, als auch schon die anderen auf ihn zurannten. Ein zweiter Hieb der Gruppe entgegen traf einen der beiden mit Knüppel Bewaffneten hart im Gesicht, das kurzen Nachgeben der Nase, auf welcher seine Faust auftraf kündete davon das jene wohl gebrochen war. Dann traf ihn der Knüppel hart am Kopf und liess ihm tausend Sterne im Kopf explodieren. Benommen wankte er nach hinten und schüttelte den Kopf, wankte, fiel aber nicht, sondern packte stattdessen ein paar Momente später nach dem Arm des Kerls, bekam ihn zu fassen und schleuderte ihn gegen die Hauswand. Alles ging mit einem mal so rasend schnell, Schlag auf Schlag, Hieb auf Hieb.


    Einige male wurde er hart getroffen, blieb allerdings standhaft, glich einem Bären der von Wespen angegangen wurden und teilte furchtbar aus. Ein Kampf entbrannte, wie er wohl nur auf der Tiberinsel entbrennen konnte, dort, wo abends kaum Stadtwachen unterwegs waren. Türen blieben geschlossen und jeder Schrei unerhört. Das Mädchen schrie, die Kerle schrien welche sich immer und immer wieder gegen Belenor wandten...und er schrie. Wuchtige Schläge, wuchtige Treffer, dann wurde es ruhig. Einer der Angreifer lag regungslos am Boden, kaum das Belenor wieder zur Besinnung kam, ein weiterer schleppte sich davon, einer rannte, der letzte war nicht mehr zu sehen.
    Er fühlte sich wie nach den Schlachten in der Heimat, ausgelaugt. Wie lange der Kampf gedauert hatte wusste er nicht zu sagen, doch atmete er stossweise und stütze sich erschöpft an der Wand ab, in deren Türchdurchgang sich das Mädchen zusammegekauert hatte.
    "Ich glaube...die... werden nicht...mehr wieder...kommen. Die...haben genug.", keuchte er aus und richtete sich etwas auf.
    Der Kampf musste lange gedauert haben, Schweiss stand ihm auf der Stirn, Schweiss rann ihm am Hals hinab und wurde von der Leinentunika aufgesogen, welche klamm an ihm klebte.


    Langsam strich er sich über den Hals und die Stirn, sah an sich hinab und über den Arm, welcher einige tiefe Schnitte offenbarte. Nichts ernstes, wie er befand, es schmerzte nichtmal richtig. "Ich muss...mich kurz...ausruhen.", keuchte er, machte einige Schritte auf das Mädchen zu und merkte das ihm die Beine schwer wurden. Langsam sank er mit dem Rücken an der Wand hinab und stöhnte, sah hinüber zu einem Fenster, in welchem er den Kopf eines Knaben erkannte.


    ****


    "Mama, schau mal!", Lucius hatte einige Zeit dem Kampf zugesehen und sich gefragt warum sein Vater und seine Brüder nicht hinausgegangen waren. "Der Mann da blutet!", sah über die Schulter zur halb geöffneten Tür.
    "Lucius! Ins Bett!", herrschte ihn seine Mutter kurz darauf an und trat ins Zimmer. Rasch ging sie auf ihn zu und sah ebenfalls aus dem Fenster,sah hinüber zur anderen Straßenseite und folgte dem blutroten Flecken an der Hauswand der Nachbarn zur Straße, wo sie Belenor sitzen sah. Ein Mann lag am Boden, ein Mädchen saß zusammengekauert in der Tür der Nachbarn und hatte das Gesicht in den Händen vergraben. "Ins Bett, Lucius! Sofort!", sprach sie müde ihren Sohn an und sah erneut zu dem Szenario.
    "Flavus!"


    ****


    Müde war er, der Kampf hatte viel Kraft und Blut gefordert. Jener, der ihm gegenüber auf der Straße lag, würde so schnell nicht wieder auf die Beine kommen, dessen war sich Belenor sicher. Wenn er überhaupt wieder aufstehen würde, was auf einem anderen Blatt stand. Das Mädchen zu seiner Linken schien für den Moment genug Probleme mit sich selbst zu haben, so liess er sie und versuchte sich etwas zu erholen und gegen die Erschöpfung anzugehen. Ein kurzer, vager Blick gen Himmel und die Gewissheit reifte, das es wohl an der Zeit war wieder aufzubrechen. Er sollte wohl besser zurückgehen und den Heimweg antreten. Kurz stemmte er sich mit dem Händen auf den Steinen ab und versuchte sich empor zu stemmen, fand jedoch nicht genug Kraft um wieder auf die Beine zu kommen.
    "Ich muss...noch etwas...ausruhen.", wandte er sich an das Mädchen.
    "Und dann gehen. Du solltest besser aufpassen.", strich sich matt über die Stirn und schloss einen Moment die Augen. Der Kampf war anstrengend gewesen, doch egal wieviele Schnitte sie ihm in die Arme getrieben hatten, er spürte sie kaum. Es war nicht der erste Kampf und er wusste sehr gut das die Schmerzen bald kommen würden.
    Einen kurzen Moment die Augen zumachen und erholen, dann würde er sich besser auf den Weg machen. Immerhin war es noch ein gutes Stück.


    So unendlich müde hatte er sich lange nicht mehr nach einem Kampf gefühlt. Kurz verlagerte er sein Gewicht nach links, beugte sich nach links, um sich besser mit dem Arm nach oben drücken zu können. Doch schien der Kampf soviel Kraft gekostet zu haben, das ihm der Arm den Dienst versagte. Kaum das er ihn aufgesetzt hatte, knickte er ein und liess ihn zur Seite fallen, wo er recht unsanft aufkam. "Die werden nicht wiederkommen...", murmelte er nochmals zu dem Mädchen, drehte den Kopf zu ihr und nickte langsam. Vollkommen entgeistert sah jene ihm entgegen sprang auf und rannte weg. Als er sie nicht mehr sah und die Erkenntnis reifte das sie wohl langsam begriffen hatte das sie besser schnell nach Hause aufbrechen sollte, sah er hinauf, folgte dem Blick der Wand entlang und sah den breiten roten Streifen, den er gezogen hatte.


    Totenstill war es, kein Hund bellte mehr, kein Kind schrie. Der Boden war eiskalt und langsam kroch ihm die Kälte in die Glieder. Nun bedauerte er das er seinen dicken Wollumhang nicht mehr sein Eigen nennen konnte. Der Frost kroch ihm in die Knochen, sein Umhang war stehts ein gutes Mittel gegen ihn gewesen und eine passable Decke für ein Lager im Freien. Warum nur hatten sie ihn den genommen.
    Aus dem Augenwinkel nahm er eine Bewegung wahr und richtete den Blick zur Seite, sah den kleinen Kater wieder über die Straße kullern und streckte mühsam den Finger der Hand aus, deutete auf ihn. "Na Du...."
    Der kleine Racker starrte den Finger an und wieder stellte sich der kurze Schwanz auf und ein mehr schlechtes, als rechtes Fauchen war zu hören. Zweifellos würde es noch einige Versuche brauchen, bis es sich nicht mehr putzig anhörte, sondern bedrohlich.
    Belenor sah ermattet zu dem kleinen Racker und dachte lange Zeit an garnichts, eine seltsame Leere befand sich in seinem Kopf. Zu erschöpft um zu denken, sah er zu dem kleinen Kater und stellte sich unter einiger Anstrengung die Frage ob er wohl schon einen Namen haben mochte. Als er das kleine Tier mit steil aufgerichteten Schwanz sah, wusste er ihn. Dieses kleine Raubtier konnte nur einen Namen tragen. Kämpferisch wie es war, kam nur einer in Frage. "....Donar."


    Dann sank sein Finger wieder.



    "Mama, Mama, schau mal!"

  • "Dein Vater ist tot und du willst ihn ehren, mh?", erwiderte und musste etwas lächeln. Sein eigener Vater war Soldat gewesen und er konnte ihn nicht wirklich ehren. Zumindest dachte er, dass er das nicht konnte, hatte Corvi nicht viel mit dem Kriegsdienst zu tun. Große Väter, große Ahnen, das war etwas, auf das Corvinus nicht zurückblicken konnte. Aber da waren Väter mit Herz, die er da sah. Und die Möglichkeit, nicht im Schatten eines anderen zu stehen, sondern seinen eigenen Weg zu gehen, seine eigenen Fußstapfen zu machen, in die sein Sohn, den er vielleicht einmal haben würde, treten könnte.


    Wieder wanderte sein Blick zu ihr hinüber und er musste schmunzeln. Was, würde er eine Tochter bekommen? Sollte sie ebenso in den Cultus Deorum, oder sich ihren Weg bahnen, wie Artoria Medeia es tat und wie Iulia Helena es ebenso versucht? Das würde sie selbst entscheiden müssen, befand er und schwenkte sein Augenmerk wieder auf die kleinen Wellen des Teiches. "Einen großen Namen trägt er, gewiss. Aber ich denke nicht, dass er dich damit belasten wollte. Seine Nachfolge wirst du ohnehin nicht antreten können, da du nicht der Legion beitreten kannst. Also inwiefern soll er deinen Lebensweg bestimmen?"

  • Seine Worte hörten sich gerecht an. Artorius Corvinus wirkte nicht wie einer jener Männer, die sie beeinflussen wollten und ihr den Weg nehmen wollten, sondern wie einer, der ihr kleine Denkanstöße geben könnte und vielleicht sogar ehrliches Interesse in seine Worte legte. Darum blieb sie auch ruhig und weinte nicht, wurde auch nicht böse. "Ich denke, da er Patrizier war, wird er einen Weg für seine Tochter gesucht haben. Er wollte, dass ich im Dienst der Götter der Minerva huldige und das tue ich. Und später werde ich einem guten Mann eine gute Frau sein, was aber im Augenmerk meiner Tante liegt." erklärte sie. Zwar war sie sui iuris, doch sie wollte alles im Namen der Familie, und nicht in ihrem eigenen tun.


    Sie hob den Blick und betrachtete Corvinus. Noch hatte sie nichts von der Abwesenheit ihres Leibwächters bemerkt, denn nicht jeden Augenaufschlag widmete sie diesem. "Ich möchte so handeln, wie es ihn mit Stolz erfüllen würde. Und meine Tante kannte ihn so gut, dass sie mir meinen Weg legen kann. Darum bin ich auch in Rom." erklärte sie leise und lächelte ihm zu. Sie empfand es als merkwürdig, dass sie so offen mit diesem fremden Manne sprach, aber er hatte etwas sehr Vertrauenswürdiges an sich, was sie nicht leugnen konnte.

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