• Wider besseren Wissens, oder aber meinem Gefühl, da beruhigte ich den Jungen erst einmal. Es reichte, das ich Magenschmerzen bekam, also winkte ich ab.


    Frauen haben immer Kopfschmerzen, wenn ihnen danach ist. Nun, wenn sie darüber klagte, und es nicht der Biss einer Natter war - oder ein giftgetränkter Pfeil - nun, dann müssen wir uns wohl keine große Sorge machen.


    Wahrscheinlich beabsichtigte ich damit, mir selber eine gewisse Beruhigung zu verschaffen. Germanien war zu weit, als das man mal eben vorbeischauen könnte.


    Hatte sie dort Kontakt mit irgendwelchen Leuten, mit denen sie die Zeit verbrachte?

  • Keine Sorgen machen? Ich machte mir aber Sorgen, beim Iuppiter! Mein Becher war schon wieder leer und ich griff träge nach der Karaffe, um ihn wieder zu füllen. Man konnte nur hoffen, dass der Brief nach Germanien weder ungelesen noch unbeantwortet bleib.


    "Mit niemandem, außer dem Legaten und seiner Familie", sagte ich matt und führte erneut den Becher an die Lippen, hielt dann jedoch inne. Wenn Deandra mich so sehen würde, wäre ihre Strin vermutlich missbilligend gerunzelt und der Zug um ihren Mund herum eindeutig geringschätzend. Ich stellte den Becher fort und sah meinen Onkel an. Und nun?

  • Ich fürchtete um die Weinbestände unseres Hauses, wenn es so weitergehen würde.


    Hmmm, endgültige Sicherheit gibt es nur, wenn jemand sich erneut nach Germanien aufmachte. Dabei schaute ich Corvi musternd an und fragte mich insgeheim, wieviel Rebensaft er wohl vertragen würde.
    Hast Du mir denn auch alle Details erzählt, oder erinnerst Du Dich noch an etwas, und sei es auch noch so unbedeutend. Litt sie an Depressionen?


    Und, weiß mein Bruder schon davon?

  • "Nein, nein, nein", entgegnete ich mit gerunzelter Stirn und zugegebenermaßen etwas unwirscher, als es nötig war. In diese Situation aber fiel mir das nicht selbst auf, ich war einfach zu besorgt um meine kleine Schwester.


    "Es ging ihr gut, Onkel! Und Vater weiß bereits davon. Ich komme ja direkt aus Mantua. Oh, wenn nur jemand einen Brief bringen würde! Bei Mercur, ich wünsche mir gerade nichts mehr, als dass sie in Sicherheit ist!"

  • Wenn mein Bruder davon weiß, kann es sein, das er mehr Informationen hat? Sprachst Du mit ihm darüber? Wirkte er besorgt?


    Von hier aus würden wir nichts unternehmen können, soviel stand fest.


    Wir könnten einen Kurier nach Germanien schicken

  • "Er ist genauso schlau wie du und ich. Natürlich wirkte er besorgt. Es ist nur so, dass ihm ebenso wie uns die Hände gebunden sind. Es..."


    Da kam ein Kurier und übergab mir einen Brief. Die Schrift erkannte ich augenblicklich wieder. Mit aufgeregten Fingern brach ich das Siegel, meinem Onkel versichernd "Er ist von Deandra!" Beim Lesen trat die Sorge auf mein Gesicht, dann Erleichterung und schließlich wieder Sorge.


    "Es geht ihr gut, auch wenn das zwischenzeitlich nicht der Fall gewesen ist. Sie sagt, sobald sie eine Reise verkraftet, will sie heimkehren. Aber es ist Winter, Onkel, in Germanien werden die Winde mit den Wölfen um die Wette heulen! Die Alpen werden kaum passierbar sein. Vielleicht ist es das beste, Deandra bleibt bei Senator Meridius, was meinst du?"

  • Meridius.....ja, ich kenne ihn zwar nicht, doch Deandra sagte, er sei ein Freund. Also sollten wir uns keine Sorgen machen. Es scheint ja wohl allles seinen rechten Weg zu gehen


    Meine Aussage klang wohl eher wie eine Frage, und ich versuchte meine Sorge zu unterdrücken, auch wenn sie mich bewegte.
    Ich versuchte das Thema abzulenken.


    Wann gedenkst Du, nach Mantua aufzubrechen. Die Stadt braucht Dich. Oder hast Du Termine in Rom?

  • Ich fuhr mir nachdenklich durch den nicht vorhandenen Bart und sah verwirrt drein.


    "Er ist in Ordnung", sagte ich in Bezug auf Meridius, denn ich hatte ihn schließlich selbst kennengelernt.
    "Aber ich mache mir trotzdem Sorgen. Du kennst doch Deandra, sie kann störrisch wie ein Maultier sein, wenn sie will. Und sie wird ganz gewiss mitten im Winter durch die Alpen reisen wollen, dessen bin ich mir sicher."


    Nur gut, dass mein Schwesterlein nicht hörte, dass ich sie mit einem Maultier verglich...


    "Mantua, ja. Die Wahlbeteiligung ließ übrigens zu wünschen übrig. Es ist beinahe ein Wunder zu nennen, dass überhaupt jemand zur Wahl gegangen ist. Ich muss hier in Rom ohnehin noch zwei Dinge erledigen und wollte die Thermen besuchen, ehe ich mich wieder auf den Rückweg machen werde."

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