Waffentraining der Classis Misenensis

  • Ich war erstaunt darüber, wie gut alles bisher klappte. Meine Kameraden hörten auf meine Befehle als hätte sie der Gubernator persönlich gegeben. Mehr oder Weniger traten alle nach den angekündigten fünf Minuten am Exerzierplatz an und stellte sich in einer Reihe vor mir auf.


    Natürlich kamen einige mit einem etwas verschlafenen Gang und etwas später als der Rest, doch konnte ich es ihnen nicht übel nehmen. Ganz auf dem Damm war ich ja selbst noch nicht.


    Trotzdem nahm ich noch eine schnelle Inspektion vor, bevor der Gubernator zurückkahm und im Großen und Ganzen war ich zufrieden.


    Bis auf ein paar Kleinigkeiten war alles in bester Ordnung und die Kleinigkeiten wurden ausgebessert.....

  • Auf dem Weg von der Kantina zu den Mannschaftsquartieren stellte ich fest das mein Zug schon auf dem Übungsplatz angetreten war. Ich ließ Marius Meldung machen und danach wieder zurück ins Glied treten.
    Beim Abschreiten der Formation gab es keinen Grund zur Beanstandung und so konnten wir endlich mit der Ausbildung beginnen.


    "So, meine Herren. Zur Stärkung des Körpers vorab fünf Runden um den Platz. Ausführung!"

  • Ich war gerade mit der Inspektion fertig geworden, als der Gubernator wieder zurückkam. Ich konnte den Zug in voller Mannschaftsstärke als anwesend melden und reihte mich dann wieder ins Glied ein.


    Auch die Kontrolle durch den Ausbilder verlief ohne weitere Vorkommnisse, was man von den fünf Runden um den Exerzierplatz nicht behaupten konnte.


    Der Vinum der in der Nacht in Unmengen geflossen war forderte nun seinen Tribut. Ich für meinen Teil konnte mich gerade so über die Distanz retten ohne einen schlechten Eindruck zu hinterlassen, was man von Lupus nicht behaupten konnte.


    Dieser wich bereits in der zweiten Runde nach links aus und musste sich übergeben. Erst danach reihte er sich wieder ein, konnte aber kaum mithalten.


    *Die arme Sau* dachte ich mir nur als wir wieder in Formation antraten......

  • Der Trupp war insgesamt in einem schlechten körperlichen Zustand was die "Ausfälle" während des Laufes all zu deutlich gemacht hatten.
    Kopfschüttelnd ließ ich den traurigen Haufen antreten und machte in klaren Worten deutlich das Dienst Dienst und Vinum Vinum sei. Als ich darauf hinwies das solche Ausfälle inakzeptabel waren konnte ich mich grade noch zügeln verbal nicht auszurutschen. Nachdem ich mich wieder gefangen hatte fuhr ich in ruhigem Ton fort:


    "Ich denke für den gestrigen Abend seit ihr mir alle noch fünfzig Liegestütze schuldig. Ausführung ihr Schlaffsäcke!!!"

  • Auwei. Jetzt ging es aber Schlag auf Schlag. Auch noch 50 Liegestütze. Ich hatte da so das Gefühl, dass es einigen wieder nicht gut bekommen würden. Aber alles Jammern würde ohnehin nichts nützen, deshalb machten wir uns daran den Befehl auszuführen.


    Lupus war bereits nach 10 Liegestützen am Boden und schaffte es nicht einmal mehr alleine aufzustehen. Ich konnte durch das mobilisieren meiner Kräfte aber erstaunlich gut mit denen mithalten, die sich gestern nicht aus dem Castell gewagt hatten.


    Zudem ging es mir von Liegestütze zu Liegestütze wieder besser. Langsam schien das Blut wieder die Oberhand über den Vinum zu gewinnen. Der Gubernator war ja ohnehin schon sauer genug, deshalb versuchte ich so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf mich zu lenken. Es sei denn die Aufmerksamkeit sei positiver Natur.....

  • 18 Mann und nicht einmal die Hälfte war in der Lage die geforderten Liegestütze abzuleisten. Es lag noch viel harte Arbeit vor uns...


    Ich beauftragte fünf Probati das Übungsgestell, an dem ein mit Stroh gefüllter Jutesack hing, eine Kiste mit Übungsgladi und die notwendige Anzahl an Scuta aus der Waffenkammer zu holen.
    Während wir warteten ließ ich die restlichen Männer Wasser fassen und sich notdürftig reinigen.
    Nachdem die Rekruten zurück waren wurde das Gestell in der Mitte des Übungsplatzes aufgestellt und an jeden Soldaten ein Gladius ausgeteilt.
    Ich nahm mir selber auch eines und befahl erneut in Zweierreihen anzutreten.


    "Sooo, als Soldaten der ruhmreichen Classis Misenensis erwarte ich von euch die perfekte Handhabung unseres Arbeitsgeräts. Um dies zu gewährleisten werden wir das jetzt in der Praxis üben. Seht gut zu und lernt!"


    Ich drehte mich um und trat an das Übungsziel.


    "Die Grundstellung sieht wie folgt aus. Den linken Fuß und die linke Schulter dem Ziel leicht zugewandt. Die Beine etwa Schulterbreite auseinander und jetzt mit dem Gladius einen Streich Links, einen Rechts und einen Stoß ins Zentrum ausführen."


    Ich demonstrierte es dreimal um auch sicher zu gehen das mir jeder folgen konnte...


    "Und jetzt führt jedermann nacheinander fünf Serien aus. Probati, state! Ausführung!"

  • Ich sah mir ganau an, wie der Gubernator uns einen "Musterangriff" zeigte. Es war nicht schlecht, doch war dies nicht meine Kampfmethode. Ich war aus meinem ehemaligen Söldnerleben etwas anderes gewohnt, einen härteren, wenn auch gefährlicheren Kampfstil.


    Ich hatte mir die Technik des Kampfes mit zwei Gladii angeeignet und so war es für mich extrem schwierig nun mit einem Scutum zu kämpfen. Dies zeigte sich auch in meinen ersten Versuchen an dem Übungsgestell. Insgeheim wünschte ich das Scutum sowie die schwere Ausrüstung zum Hades......


    ....oder wie nannten die Römer ihre Unterwelt?

  • Einige Rekruten hatten wohl einen Augenblick der Unachtsamkeit genutzt und voreilig das Scutum der Übung hinzugefügt...Wie dem auch sei, bei den meisten war zu erkennen das sie bereits über Kampferfahrung verfügten und so ging ich zügig zur nächsten Trainingseinheit über.


    "Da ihr jetzt das Gladius kennen gelernt habt...und viel mehr als das war es nicht, wird sich jetzt jeder einen Partner suchen und den Zweikampf Mann gegen Mann üben. Das Scutum wird auch jetzt noch kein Teil der Übung sein. Erst lernt ihr Das Gladius zu Handhaben. Ausführung!!!"


    Während die Rekruten mit den Kampfhandlungen begannen, schritt ich durch die Gruppen und korrigierte hier und dort ihre Haltung sowie ihr Angriffs- und Paradetechniken. Einige brauchten wohl etwas Ansporn...


    "Ihr Barbaren!!! Ich will echten Einsatz sehen also strengt euch an!!!"

  • Ich hatte einen echten Brocken als Trainingspartner erwischt. Es war ein baumgoßer Nubier zu dem ich beinahe hochsehen musste obwohl ich auch nicht der kleinste war.


    Zudem schien er nicht viel von mir zu halten und das Ganze auch nicht als Übung zu betrachten. Er ging wie wild auf mich los ohne abzuwarten das ich bereit wäre. Er schlug mir mit einem kräftigen Schlag gegen meinen Schwertarm, sodass ich diesen nicht mehr richtig bewegen konnte. Ich brüllte meinen gegenüber an:


    "Bist du vollends verrückt?!!!"


    Doch anstatt mir zu antworten ging Dieser erneut auf mich los. Doch dieses mal war ich darauf gefasst und wich dem ungeschickten Angriff aus. Es blieb mir wohl nichts anderes übrig als mich zur Wehr zu setzen. Jetzt kam es mir zum Vorteil, dass ich auch mit der linken Hand ein Gladius ausgezeichnet führen konnte. Zudem war der Riese mir gegenüber allem Anschein nach unerfahren im Schwertkampf.


    So machte ich meine körperliche Unterlegenheit durch meine Geschwindigkeit mehr als wett. Nach und nach rang ich den Nubier nieder, auch wenn er nicht aufgeben wollte.


    Immer wieder stand er auf, auch wenn er meiner Ansicht nach schon längst verloren hatte. Schlussendlich streckte ich ihn aber erneut auf den Boden und kniete mich über ihn. Ich drückte ihm die Spitze des Übungsgladius gegen die Kehle und sagte mit ernstem Unterton:


    "Ich schwöre dir, wenn du mich wieder gegen die Regeln angreifst, dann ramme ich dir dieses Holzgladius in die Kehle."


    Und tatsächlich, diesesmal gab er sich geschlagen. Er kroch wie ein geprügelter Hund von dannen und stellte sich etwa drei Meter von mir entfernt wieder auf die Beine.....


    ....und wieder hatte ich einen Feind mehr gefunden in der Welt. Sein blick verriet alles, wir beiden würden wohl keine Freunde mehr werden um es höflich auszudrücken......

  • Der Nauarchus kam auf den Übungsplatz, stellte sich an den Rand und schaute den trainierenden Soldaten mit hinter dem Rücken verschränkten Armen zu.
    Er wollte sich persönlich ein Bild von den Fortschritten der neuen Probati machen.

  • Es war schön zu sehen dass einige dieser Weichlinge doch über Biss verfügten. Was sie im Training schwitzen, würden sie im Gefecht nicht bluten müssen. Trotzdem sollte wohl der ein oder andere etwas gezügelt werden.


    "State Probati!!! Härte...ist gern gesehen. Für Hass ist unter Brüdern kein Platz. Im Gefecht habt ihr nur den Mann neben euch. Dein Leben für sein Leben. Euer Leben für das Imperium!!!"


    Jetzt war es an der Zeit den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen...


    "Jeder von euch nimmt sich nun zusätzlich ein Scutum. Das Scutum ist nicht nur dazu da sich dahinter zu verstecken...tzzz, vielmehr kann es sehr effektiv als Angriffswaffe gebraucht werden. Wer im Gefecht Gladius und Scutum richtig zu benutzen weiß wir immer Sieger sein. Aufstellung nehmen!!! Kämpft!!!!

  • Völlig auf meine Ansprache konzentriert hatte ich nicht gemerkt das Nauarchus Theodores unserem Training einen Besuch abstattete. Auf seinen Wink hin ließ ich weiterlaufen, trat zu ihm, stand stramm und machte Meldung...


    "Nauarchus Theodores. Gubernator Atticus und der erste Ausbildungszug wie befohlen bei der Nahkampfausbildung."


    Sofort hatte ich die zwei neuen Torques bemerkt die Theodores an einem Lederriemen um seinen Hals trug. Eine recht hohe Auszeichnung und gleich zweifach. Das verlangte nach Anerkennung...


    "Nauarchus, darf ich ihnen zur Verleihung der beiden Torques gratulieren."


    Sicherlich waren sie nicht leicht erworben und zu Recht verliehen worden...

  • Der Gubernator hatte nicht ganz Unrecht. Wir würden wohl die nächsten Jahre zusammenhalten müssen, da wir uns nunmal in der selben Einheit befanden. Deshalb entschloss ich mich dem Nubier die Hand zu geben und das eben geschehene ungeschehen zu machen.


    Doch als ich ihm die Hand hinstreckte spuckte er nur vor mir her und zog seinen Daumen über die Kehle. Es war für mich klar was das zu bedeuten hatte. Zumindestens nichts gutes, soviel war klar.


    Als wir den Nauarchus bemerkten standen wir wie ein Mann still und salutierten. Wir warteten darauf, dass uns der Befehl zum Weitermachen gegeben würde.....

  • Theodores salutierte dem Gubernator lässig und musterte die nun stillstehenden Probati. Schließlich wandte er sich wieder an den Ausbilder:
    "Wie ich sehe, geht die Ausbildung gut voran... wie würdest du den diesjährigen Jahrgang einschätzen? Brauchbare Leute darunter?"


    Gleichzeitig gab er den Auzubildenden ein Zeichen dass sie mit ihrem Tun fortfahren sollten.

  • Ohne auf meine Gratulation einzugehen stellte der Nauarchus eine direkte Frage, die eine ebenso direkte Antwort erforderte.


    "Nauarchus, ich halte die Hälfte der Männer für brauchbar. Die andere Hälfte ist in einem miserablen körperlichen Zustand. Aber das ist kein Problem, dem nicht mit hartem Training abzuhelfen wäre."


    Mein Vorgesetzter runzelte die Stirn. Verständlich. Wer rekrutierte eigentlich diese Burschen?
    Nach eingehender Betrachtung der Übenden gab mir Theodores den Befehl mit meiner Ausbildung fortzufahren und so widmete ich mich wieder meinen Rekruten…


    "Scutum eng an den Körper! Zieht es hoch bis zum Kinn!!! Mehr Beinarbeit...Bewegt euch ja!!!"


    So schritt ich über den Platz und korrigierte hier und da die Kämpfenden...

  • Und so begaben wir uns wieder zu unseren Partnern und fuhren mit dem Training fort. Auch wenn für meinen Trainingskameraden das Wort Partner wohl fehl am Platz war.


    Dieser nutzte sofort wieder die Chance und ging auf mich los, rannte mit voller Wucht sein Scutum gegen das meine, sodass ich leicht zurückweichen musste. An seiner Intensität erkannte ich, dass er mir immer noch nicht wohlgesonnen war und auch eine Verletzung meinerseits in Kauf nahm.


    So wechselte sich Angriff und Verteidigung immer wieder ab, zum Glück ohne eine schwerere Verletzung. Dafür schmerzte mir immer noch mein rechter Arm, weshalb ich nicht einen richtigen Angriff ausführen konnte.


    Aber so konnte ich zumindestens den Umgang mit dem Scutum richtig lernen.....

  • Mittlerweile war es Mittag geworden und die Probati hatten sich eine Pause redlich verdient. Die Kantinenmannschaft kam pünktlich wie verabredet mit Suppe und Brot.


    "Einstellen der Kampfhandlungen!!! State Probati!!! In einer Reihe zum Essenfassen angetreten!!!"


    Die Essensausgabe an die Probati verlief reibungslos, so dass ich mir, nachdem alle Mann versorgt waren ebenfalls eine Schale Suppe und ein Stück Brot nahm.


    Eigentlich hatte ich vor, den Nachmittag mit Pilawurfübungen auszufüllen. Doch musste ich der schlechten allgemeinen Verfassung meiner Schützlinge Rechnung tragen und so disponierte ich kurzerhand um.


    Die Rekruten hatten sich nun eine angemessene Zeit lang ausgeruht und so war es an der Zeit die Ausbildung fortzusetzen.


    "Probati, fünf Freiwillige bringen das Übungsgerät zurück in die Waffenkammer. In einer halben Hora tritt der gesamte Zug mit Marschgepäck vor dem Mannschaftsquartier in Zweierreihe an.
    Um eure Konstitution zu stärken machen wir einen kleinen Marsch von ca. 30 Milia Passuum nach Nea Polis und zurück. Ausführung!!!

  • Die Suppe hatte wirklich gut getan. Ich verschlang noch den letzten Bissen Brot als es wieder daran ging anzutreten. Da ich mein Marschgepäck immer ordnungsgemäß hergerichtet hatte stellte es für mich kein Problem dar, sofort in Marschgepäck abmarschbereit anzutreten. Ich stellte mich hin und wartete darauf, dass es endlich losgehen würde.


    Während des Marschierens würde ich wenigstens meine rechte Hand schonen können die doch ziemlich schmerzte. Doch wollte ich mit diesem Problem auch nicht zum Gubernator gehen......

  • Während die Probati ihre Marschvorbereitungen trafen hatte ich mir die Genehmigung für mein Vorhaben beschafft und an Hand einer Karte unsere Route festgelegt.
    Wir würden erst landeinwärts nach Norden in Richtung Baiae an den beiden Kraterseen vorbei marschieren. Bevor wir uns dann östlich, an Puteoli vorbei, der Stadt Nea Polis nähern sollten.
    Der Pfad war gut ausgebaut so dass wir zügig vorankommen müssten.


    Vor dem Abmarsch führte ich eine Musterung durch, wobei ich besonders darauf achtete das alle Wasserschläuche auch vollständig gefüllt waren. Nachdem ich mich vom korrekten Zustand der Truppe überzeugt hatte gab ich Befehl zum Abmarsch.


    "Pobati, ad dextram! Aequatis passibus, pergite!!!"


    So verließen wir im Gleichschritt das Kasernengelände...

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