DAS OFFICIUM DER PONTIFEX TIBERIA CLAUDIA
mitglied des collegium pontificium
Ein eher bescheidenes Officium irgendwo in den Eingeweiden der Regia. Es riecht nach Blumen. Auf dem Schreibtisch steht eine kleine Eulenfigur.
DAS OFFICIUM DER PONTIFEX TIBERIA CLAUDIA
mitglied des collegium pontificium
Ein eher bescheidenes Officium irgendwo in den Eingeweiden der Regia. Es riecht nach Blumen. Auf dem Schreibtisch steht eine kleine Eulenfigur.
Claudia hatte während ihres Aufenthalts in Hispania ihr Officium reinigen lassen und betrat es nun zum ersten mal in diesem neuen Zustand. Sie ging langsam durch den Raum und strich hier und da über den einen oder anderen Gegenstand bevor sie sich hinter den Tisch begab und dort Platz nahm.
Iulianus fand das alte, sowie nun scheinbar neue, Officium der Pontifex Tiberia und klopfte an.
Nun war er nicht mehr scheu, wie damals.
Claudia hatte seit Wochen schlecht geschlafen. Die Reise nach Hispania hatte noch immer ihre Nachwirkungen und sie hatte einige sehr abstruse Träume gehabt. Sie sass, ihren Kopf auf die Hände gestützt, an ihrem Tisch und liess ein eher leises "Herein" von sich.
Iulianus konnte dieses "Herein" trotz der mäßigen Lautstärke vernehmen und machte sogleich die Tür auf.
Lächelnd trat er hinein. Ein bekanntes Gesicht, wenn auch strenges, war er seit diesen Vorfällen immer erfreut zu sehen.
"Salve, Pontifex Tiberia."
Claudia blickte auf und mit einem mehr oder minder freundlichen "Salve, Pontifex Claudius" deutete sie auf einen Sessel vor ihrem Tisch.
"Was führt dich nach Rom?"
Er nickte ihr zu und begab sich vor ihren Schreibtisch, wo er auch Platz nahm.
"Was mich herführt sind die katastrophalen Zustände im Cultus Deorum Germanias und die Fehleinschätzung des Kollegium Pontificium diesbzeüglich."
Sie schaute etwas verwirrt.
"Ich dachte, die Lage in Germania hätte sich gebessert." sagte sie.
"Und um welche Fehleinschätzung handelt es sich genau?"
"Nun, es gibt Probleme mit einer Sacerdos Publicus, einer gewissen Decima Valeria."
Er musste sich beruhigen, denn seine Wut über ihr Verhalten und das Nichtstun des Kollegiums ließen ihn an der ganzen Sache zweifeln.
"Diese Frau ist ihres Ranges nicht würdig. Sie kam zu mir, um mir mitzuteilen, dass ich sie nach CCAA entsenden soll, da dort ihre Familie lebt. Ich sagte nein und begründete dies damit, da schon eine Iunopriesterin vor kurzem hingeschickt wurde und ich sie hier brauche. Und dann begann sie zu lügen, nein, es begann schon mit der Familie, die gar nicht in besagter Stadt lebt. Sie lügt, widersetzt sich mir, meiner Autorität, übt Frevel an den Göttern, reist ohne eine Erlaubnis davon und das größte Übel von allen ist, dass die Götter ihr Verhalten schon straften, da ihr Neugeborenes tot zur Welt kam. Vermutlich hat sich Iuno für diesen Frevel gerächt, doch das Unglaubliche ist, dass das hießige Kollegium sie sogar noch Unterstützt und mir mitteilte, dass ich sie ziehen lassen soll, da wir zur Zeit unter Personalmangel leiden. Doch Pontifex, ist es nicht gefährlicher solch eine Person ungehindert walten zu lassen, so dass der Götterfrieden gestört wird, anstatt sie dem Kultus zu verweisen? Ich selbst zweifel schon an dem Kultus, wenn solche Personen ungeschollten ihre Machenschaften auch weiterhin betreiben können und keine Konsequenzen tragen."
War Claudia bereits vor dem Eintreffen des Claudiers schlecht gelaunt gewesen, so erreichte sie nach der Erwähnung dieses Namens einen neuen, nie erlebten, Tiefpunkt.
"Decima Valeria." murmelte sie leise und hörte sich seinen Bericht an.
"Ihr Kind kam tot zur Welt?" hakte sie nach.
"Ja, es kam tot zur Welt. Wisst ihr wo es zur Welt kam? In CCAA! Ich habe sie gewarnt, habe ihr gesagt, dass sie in diesem Zustand nicht reisen soll, doch sie widersetzte sich, sagte mir sogar es sei Iunos Wunsch Kind und Vater in CCAA zu vereinen, da der angebliche Vater dort in der Legion gedient haben soll. Doch dem ist nicht so, Pontifex, der Vater des Kindes wird bis heute auf See vermisst, er war nie dort. Was ihre Absichten sind dorthin zu reisen, das weiß ich nicht, doch sie widersetzte sich mir, beleidigte mich, indem sie mir Unkenntnis vorwarf, widersetzte sich meiner Autorität und verfasste einen Brief nach Rom. Doch Iuno hat ihr Kind geraubt, das ist ein Zeichen. Doch der Cultus Deorum reagiert nicht."
Er war nun gänzlich aufgebracht und schien wie ein Fluss zu sprechen, stetig und in gleicher Aufregung.
Sie hörte zu und verstand seine Aufregung gut. Sie erinnerte sich noch gut an ihr Gespräch mit Valeria und wusste, dass diese sich nicht unbedingt an Anweisungen hielt.
"Beruhige dich ein Wenig." sagte sie und fuhr fort: "Du sagst, das Collegium gab dir die Anweisung sie ziehen zu lassen? Wer hat diese Anweisung ausgesprochen?"
Er wusste, dass er hier nicht ohne Beweise hereilen durfte und nahm deshalb das Wachstäfelchen, welches man ihm zugeschickt hatte, mit.
"Hier ist es."
Und er reichte es an Claudia.
Pontifex Germania T. Claudius Imperiosus Iulianus, Mogontiacum, Germania
Salve Pontifex Claudius Imperiosus Iulianus
Aus Mogontiacum erreichte das Collegium eine Nachricht der Sacerdos Decima Valeria mit der Bitte um Versetzung nach Claudia Colonia Ara Agrippinensium, die sie zuvor bei dir eingereicht, welche jedoch abgelehnt wurde.
Nach eingehender Beratung entschieden die Pontifices der Versetzung statt zu geben, es ist somit deine Aufgabe, sie in Germania zu vollziehen. Die Gründe dafür sind nicht, dass man über deinen Kopf hinweg die Entscheidungen für Germania treffen möchte, doch wenn sich eine Sacerdos mit solch einem Wunsch an das Collegium wendet, dann muss dieser Wunsch ein sehr dringender sein. Die Lage in Germania mag noch immer nicht ideal sein, doch gerade deswegen müssen wir darauf achten, dass uns die Priester nicht davonlaufen. Die Abkehr von den Göttern mag schwer, wenn nicht gar unmöglich sein, doch die Abkehr vom Cultus Deorum ist leicht, vor allem, wenn man wie die Sacerdos Decima für den Moment mit den Gedanken bei weit wichtigeren Angelegenheiten weilt.
Auch in Germania besteht der Cultus Deorum nicht nur aus drei Mitgliedern, daher sollte die Versetzung einer einzelnen Sacerdos nicht allzu schwer ins Gewicht fallen.
Das Collegium lässt zudem mitteilen, dass es einen Bericht über die Situation des Cultus Deorum in Germania, deine Eindrücke der dortigen religiösen Situation und deine zukünftigen Pläne und Maßnahmen wünscht.
pro collegio
Marcus Valerius Mercurinus, Scriba des Rex Sacrorum
Bevor sie es sich durchlas fügte er noch schnell etwas hinzu.
"Diese Versetzung vollzog ich nicht, Pontifex. Die Gründe habe ich bereits dargelegt. Ich schrieb an das Kollegium und teilte ihnen die ganze Wahrheit mit, sogleich kam ein nächstes Wachstäfelchen, doch nicht die gewünschte Reaktion, man unterstützt solch Frechheit noch. Pontifex, ich zweifle sehr an dem Cultus Deorum, wenn ich das hier lese."
Claudia las die Wachstafel und hörte sich seine weiteren Ausführungen an.
"Hast du vielleicht noch eine Kopie deines Schreibens sowie der darauf erhaltenen Antwort dabei?" fragte sie, während sie den Kopf leicht schüttelte. Soviel Kurzsichtigkeit hatte sie von ihren Kollegen im Collegium nicht erwartet.
Wahrlich, sein Gewand war weit und es gab viel Stauraum. So holte er das Schriftstück hervor.
"Dies schrieb ich."
An den Cultus Deorum,
Roma,
Provincia Italia
Iulianus Mercurino S.D.
Ich selbst möchte dem Cultus Deorum meine Entscheidung und deren Begründung nahe legen, damit diese Unstimmigkeit von beider Seiten gehört und demnach entschieden werden kann.
Sacrdos Iunonis, Valeria Decima, suchte mich aufgrund besagtem Versetzungsgrund auf. Sie teilte mir mit, dass ihre Familia in Colonia Claudia Ara Agrippinensium weile und das Collegium Pontificium einen Fehler machte, sie fälschlicherweise nach Mogontiacum versetzte. Jedoch ergab sich aus späteren Gesprächen, dass ihre nächsten Verwandten, ihr Onkel und Bruder, beide in Mogontiacum weilen und sie daher gar keine Familia in Colonia Claudia Ara Agrippinensium hat. Dies alleine wäre ein Grund der Nichtversetzung und die wahren Gründe du untersuchen liegt mir fern, da ich bei den Göttern andere Verpflichtungen und Aufgaben inne habe.
Ich versprach besagter Sacerdos jedoch, dass ich sie zeitig dorthin schicken werde, falls sich die Sacerdos Iunonis, Aurelia Antonia, dazu bereit erklärt ihre Position in Mogontiacum einzunehmen.
Außerdem stellte ich besagter Sacerdos die Frage ob sie denn den Göttern diene oder sich selbst. Dieser Antwort entging sie mit der Behauptung es wäre Iunos Wunsch und Wille, dass sie die Strapazen der langen Reise in ihrem Zustand auf sich nimmt, dem Kinde so mehr schadet, dann vor den Toren des Lagers abgewiesen wird, da Frauen generell keinen Zugang zu der Castra erhalten, und so der Vater dem Kinder sowieso fernbleibt. Und dies alles soll Iuno zum Wohle des Kindes entschieden haben?!
Ich bin empört, da sie weder Opfer darbrachte, noch sonstige Zeichen Iunos aufwies, nur diese Behauptung in den Raum warf. Natürlich hinterfragte ich diese Behauptung kritisch, doch sie kommentierte es mit der Behauptung, dass ich keine Ahnung hätte, Iuno dies in ihrer Funktion als Iuno Lucina und Iuno Pronuba entschied. Doch dies schadet dem Kinde mehr, als wenn sie in Mogontiacum bliebe, da sie hochschwanger ist. Außerdem ist Decima Valeria nicht verheiratet, gar verlobt, so dass Iuno in ihrer Funktion als Iuno Pronuba gar nicht agieren werden konnte.
Ferner unterstellte sie mir Unkenntnis und falsche Deutung. Dies kann ich in meiner Funktion als Pontifex Germaniens nicht akzeptieren, wenn auch gleich besagte Sacerdos mir gegenüber keinen Respekt zollt.
Wir dienen den Göttern, nicht uns selbst. Ich empfinde es als untragbar, dass jene Person ihre eigenen Bedürfnisse vor ihre Pflicht, vor ihren Dienst stellt, mich höchstwahrscheinlich anlügt.
Ich selbst, wertes Collegium, habe eine Frau, die ich zu ehelichen wünsche, doch stelle ich den Dienst an den Göttern vor meinen Wünschen, bin von der Frau meines Herzens viele Jahre getrennt.
Wenn man den Dienst an den Göttern nebensächlich betreibt, ihr, wertes Collegium dies mit der Begründung rechtfertigt, dass jene Person den Cultus Deorum verlassen mag, so nehme ich es lieber hin, dass diese Person den Kult verlässt anstatt halbherzig den Göttern zu dienen und den Zorn dieser heraufzubeschwören.
Ich bitte den Cultus Deorum dringend diese Entscheidung zu revidieren, da ich den Cultus Deorum in der Hauptstadt Mogontiacum stärken muss - dies als primäres Ziel - dafür jedoch junge und tatkräftige Priesterinnen, wie Decima Valeria oder Aurelia Antonia, benötige.
Als Pontifex Germaniens werde ich mich davor hüten diese Priesterin nach Colonia Claudia Ara Agrippinensium zu entsenden, bevor ich nicht mit Aurelia Antonia gesprochen und ihre Zusage zur Unterstützung in Mogontiacum bekommen habe.
Gez.
Titus Claudius Imperiosus Iulianus
[/quote]
Und reichte sogleich ein zweites Täfelchen.
"Und dies kam zurück."
Pontifex T. Claudius Imperiosus Iulianus, Mogontiacum, Germania
Salve Pontifex Claudius Imperiosus Iulianus,
Wir möchten dich hiermit davon in Kentniss setzen, dass einige Änderungen im Cultus Deorum beschlossen wurden, sie sind dieser Nachricht als Anhang beigefügt. Es ist deine Aufgabe, sie an die Sacerdotes deiner Provinz weiterzuleiten und für ihren Einhalt und ihre Durchführung zu sorgen.
Die in Germania dienenden Discipuli können umgehend zur Prüfung angemeldet werden, so sie es wünschen. Der benötigte Kurs kann in jeder Zweigstelle der Schola Atheniensis abgelegt werden.
In Bezug auf die Spannungen in Colonia Claudia Ara Agrippinensium stellen die umfassenden Änderungen der Verantwortlichkeit über die Tempel einer Stadt deine Lösung dar. Decima Valeria möge in Colonia Claudia Ara Agrippinensium bleiben, wo sie gemeinsam mit Aurelia Antonia für den Kult der Stadt zuständig sein wird. Beiden wird dringend nahegelegt, sich mit den göttlichen Kulten zu arrangieren, gemeinsam oder getrennt bleibt ihnen selbst überlassen.
pro collegio
Marcus Valerius Mercurinus, Scriba des Rex Sacrorum
"Wie mir zugetragen wurde, verreiste Decima Valeria noch bevor ich irgend eine Nachricht aus Rom erhalten habe, wahrscheinlich noch bevor sie eine Mitteilung nach Rom entsand. Das heißt, dass sie sich mir und sogar dem Cultus Deorum widersetzt hatte, unglaublich."
Er wünschte sich was zum Trinken herbei, denn die Kehle war troclen, zu viel Empörung lag in seinem Hals.
Sie studierte die weiteren Schriftstücke aufmerksam und bereute schon fast, dass sie nach Hispania gereist war. Hätte sie gewusst, was ihre Kollegen hier verzapfen, so wäre sie sicherlich hier geblieben um zu intervenieren.
"Wir sollten diese Angelegenheit mit einer höheren Stelle besprechen." sagte sie. "Da das Collegium in dieser Sache eine definitive Fehlentscheidung getroffen hat, würde ich vorschlagen, dass wir uns direkt an den Pontifex Maximus wenden und ihn um eine Revidierung der Entscheidung bitten."
"Sofern diese Person für ihre Taten und Handlungen zur Verantwortung gezogen wird, so soll es mir recht sein."
Am liebsten hätte er sie schon damals dem Kultus verwiesen, aber scheinbar hatte ein Pontifex nicht die Autorität, um Priester für ihre Vergehen bestrafen zu können.
Ich wartete vor der Tür von Claudias Officium, bis ich Einlass bekommen würde.
Ein Scriba führte mich zum Officium, wo bereits eine junge Discipula wartete. Freundlich nickte ich Ihr zu.
Da kam ein anderer Scriba aus dem Officium von Tiberia Claudia und sieht die beiden Frauen wartend.
"Salve! Ich nehme an ihr wartet auf Tiberia Claudia?
Ich muss euch leider mitteilen, sie ist nicht hier und wird wohl auch für die nächste Zeit hier nicht anzutreffen sein.
Gerade vorhin erst musste sie von Dienern nach Hause gebracht werden, eine heimtückische Krankheit muss sie erwischt haben.
Tut mir leid, ihr müsst euch mit euren Fragen an jemand anderen wenden."
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