Porta - Der Eingang

  • Kurz rief der Ianitor nach innen, und keine Minute später stand auch schon ein Sklavenjunge von vielleicht zwölf Jahren vor dem Fabius und sah ihn freundlich an.
    “Rufus hier wird dich sicher zur Casa Pompeia und wenn du es wünscht danach auch zur Casa Germanica bringen. Wenn du woanders hin willst, musst du es ihm sagen, er kennt die meisten Plätze. Er sollte nur vor der ersten Nachtstunde wieder daheim sein.“


    Der Junge wartete noch kurz und ging dann auch schon ein paar Schritte vor, winkte den Fabier hinter sich her “Zur Casa Pompeia geht es hier lang“, meinte er fröhlich und ging dann auch schon beschwingten Schrittes los.

  • Als die Sänfte vor der Casa Iunia hielt war Diademata überaus guter Laune. Seit das Schiff in Baiae ausgelaufen war spürte sie ein Kribbeln im Magen, das nichts mit der Fahrt übers Meer zu tun hatte, sondern mit der großen Aufregung. Es war so viele Jahre her seit sie zuletzt in Rom gewesen war, und während sich über die Bucht um Misenum nach dem Tod des Kaisers Valerian eine trübe Stimmung ausgebreitet hatte sorgte der neue Imperator Vescularius Salinator hier in Rom angeblich an jeder Ecke für ausgelassene Feste. Natürlich hatten sie auch in Baiae davon gehört, dass sich im Norden oder Osten des Imperiums ein Bürgerkrieg anbahnte, aber das war weit weg. Außerdem war Diadematas Onkel Optatus zuversichtlich, dass Rom keinerlei Gefahr drohte, weil die kaisertreuen Legionen von Vescularius die Abtrünnigen niemals so weit kommen lassen würden.


    Aus Diadematas Sicht war der Zeitpunkt ihrer Ankunft also bestens gewählt. Umso mehr, weil laut Onkel Optatus auch viele junge Männer im Dunstkreis des neuen Kaisers zu Ansehen kamen. Eine junge Frau wie sie würde sich also nicht mit irgendeinem namenlosen Beamten begnügen oder einen alten, runzligen Senator heiraten müssen, wenn sie jemand sein wollte. Natürlich hätte sie sich auch in Baiae einen Mann nehmen können, aber Baiae war eben nicht Rom, nicht das Zentrum der Welt (seit Valerianus Tod noch nicht einmal mehr in der Nähe des Zentrums der Welt, das zu dessen Lebzeiten schließlich in Misenum gelegen hatte). Glicius Turrinus hatte sie mehr als einmal gebeten, seine Frau zu werden, aber ein provinzieller Geflügelhofbesitzer war wirklich nicht nach Diadematas Sinn, obwohl der Glicius ein ziemlich ansehnlich Mann war. Mamilius Thermus dagegen hätte ihr zumindest ein großes Vermögen und auch einigen Einfluss in Misenum geboten, allerdings hatte es sie schon beim Anblick der Falten an seinem Hals geschüttelt. Da wollte sie lieber gar nicht weiter darüber nachdenken, wie er weiter unten aussah, und um darüber hinwegzusehen, waren das Vermögen und der Einfluss dann doch nicht groß genug gewesen.


    Diadematas Hoffnung lag nun also in Rom, denn hier warteten die attraktiven, mächtigen, ledigen Männer sicherlich an jeder Ecke. Und ohne Zweifel warteten sie alle nur auf Diademata! Sie war zwar noch nicht so alt, dass es dringend wurde einen Mann zu finden, aber sie wollte ihre besten Jahre auch nicht einfach vergeuden. Weil ihr Onkel Optatus in Rom allerdings so gar keine Kontakte hatte, würde sie sich auf die Verwandten ihres Vaters verlassen müssen. Einige Jahre nach Laevinus' Tod hatte Racilia Decula, Diadematas Mutter, das Haus der Iunier verlassen, doch sie hatte immer viel Wert darauf gelegt, dass Diademata genau wusste, woher sie stammte.


    Hier liegen also meine Wurzeln, dachte die junge Frau aufgeregt als sie aus der Sänfte stieg und sich das Haus besah. Hübsch war es, nicht verschwenderisch groß, aber auch nicht eben klein, und auf jeden Fall eine Adresse die man getrost als Zuhause angeben konnte. Diademata richtete das helle Kopftuch auf ihrem blonden Haar und winkte ihren Sklaven, einen dunkelhäutigen Afrikaner, zu sich nach vorn.
    "Geh und kündige mich an, Tarik!"


    Sie warf einen kurzen Blick hinter die Sänfte, wo einige Träger mit den Körben und Kisten warteten, die ihre persönliche Habe enthielt. Dann trat sie mit pochendem Herzen einen Schritt hinter Tarik, straffte ihre Schultern und hob das Kinn etwas an in der Hoffnung, dass man ihr nicht auf den ersten Blick ansah wie aufgeregt sie war (wie ein kleines, naives Kind!). Racilia Decula hatte wenig Kontakt zu den Iuniern in Rom gehalten, doch sie war sich sicher gewesen, dass die Familie ihres Vaters Diademata freundlich empfangen würde.

  • Der Ianitor öffnete die Tür einen Spalt und reckte seinen Kopf heraus, eine Sänfte, ein paar Sklaven, eine Dame, was konnte das jetzt wieder sein? Nur weil sein Hausherr jetzt einmal in gefühlten 5 Monaten zuhause war hatte er sich direkt Damenbesuch eingeladen? Oder hatten sie sich geirrt?
    Gewohnt knapp und unterkühlt begrüßte er die Ankömmlinge,
    "Salve, was wünschst du?"

  • "Salve!" grüßte der dunkelhäutige Taris den Ianitor. "Meine Herrin, Iunia Diademata, ist aus Baiae angereist um ihre Verwandten zu besuchen. Sie ist die Tochter von Manius Iunius Laevinus und Racilia Decula."


    Ach, Taris! Diademata stöhnte innerlich auf. 'Besuchen' war doch nun wirklich nicht das richtige Wort für ihre Absicht. Sie war gekommen, um zu bleiben! Und sie wollte eigentlich erst wieder aus diesem Haus ausziehen, wenn ihr Ehemann sie am Abend der Hochzeit daraus entführen würde. Aber vielleicht hatte Taris schon recht, sie musste ja auch nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Hauptsache man würde ihr nicht nur eine kleine Gästekammer geben im Glauben, dass sie sowieso in ein paar Tagen wieder abreisen wollte. Also weiter freundlich Lächeln!

  • Der Ianitor musterte die Iunia sowie ihre Entourage, scheinbar schienen die Iunier nach langer Abstinenz wieder Fuß in Roma zu fassen, wenn sie denn eine Iunia war, aber da der Hausherr passenderweise da war, und diente, würden sie ihn wohl kaum überwältigen können.
    Ausdruckslos öffnete der Ianitor die Tür weiter, "Ich werde deine Anwesenheit ankündigen Iunia, bitte folge mir ins Atrium.", sagte er knapp und Schritt langsam in Richtung dem besagten Atrium, wo er der Dame gleich einen Platz anbot.

  • Mit einem zufriedenen "Danke!" schob sich Diademata an Tarik vorbei. Um ihr Gepäck würde sich Berenice kümmern, die hinter den Gepäckträgern hergetrottet war. Tarik hatte Diademata von ihrer Mutter mitbekommen, dass ihr auf der Reise und im gefährlichen Rom (was sollte hier schon gefährlich sein?) nichts passiert. Berenice dagegen war ihr eigener Besitz, ein Geschenk von Onkel Optatus, das sie schon einige Jahre ihres Lebens begleitete.


    Leichtfüßig trat die Iunia in das Haus hinein und folgte dem Ianitor.

  • Nachdem Axilla die Nachricht von ihrem Vetter erhalten hatte, hatte sie ein ungutes Gefühl. Es klang sehr dringend. Und ungewohnt schroff. Und in einer 'Familienangelegenheit' wollte Seneca sie sprechen. Welche Familienangelegenheiten konnte es geben? Axilla hatte ein wirklich sehr flaues Gefühl in der Magengegend.
    Trotzdem war sie natürlich gleich gekommen, sobald ihr ein Sklave die Nachricht überbracht hatte. Araros öffnete ihr auch gleich die Tür.
    “Salve, Araros. Aulus ist im Haus?“ Auch wenn der Sklave seinen Herrn wohl nicht beim Praenomen nennen würde, wusste er ja, wen Axilla meinte.

  • Araros nickte, "Ja Herrin, er ist da, komm doch bitte ins Atrium ich hole ihn dann gleich.", im Gesicht des Sklaven konnte man wohl schon erkennen was Axilla bevorstand, auch sonst war die Casa Iunia ungewöhnlich ruhig.

  • Mitten auf einer der vielen Straßen Roms hielt Avianus inne und sah sich nach einer ganz bestimmten Casa um. Irgendwo hier musste sie sein, da war er sich sicher. Das Bündel mit seinen wichtigsten Habseligkeiten wieder auf die Schulter nehmend, lief er mit einem leisen Seufzer weiter. "Ich hätte doch einen Sklaven mitbringen sollen, um das Bündel zu tragen." Auf der anderen Seite wusste er ganz genau, dass seine Mutter die Sklaven mehr brauchte als er. Außerdem würde er ohnehin bald ankommen, sofern er den richtigen Weg gewählt hatte. Aber daran konnte kein Zweifel bestehen. Der Händler, der ihn mitgenommen hatte, und etwa ein Dutzend römische Bürger hatten ihm den Weg beschrieben. Der junge Mann hoffte nur, man würde ihn in seiner Gens wiedererkennen. Viel zu lange war er fort gewesen, das wusste er, trotzdem erhoffte er sich nun von ihr Unterstützung.
    Gedankenverloren ließ er seinen Blick durch die Straße gleiten und entdeckte beinahe zufällig die Casa Iunia. Er hatte sich nicht geirrt. Avianus straffte seine Gestalt, bevor er höflich an die Tür klopfte.

  • Wie üblich öffnete der Ianitor die Tür nur einen Spalt breit, und beäugte den Mann vor der Tür argwöhnisch, wohl wieder ein Bittsteller, so sah er zumindest aus..
    "Salve, was wünschst du?", fragte der Sklave zurückhaltend.

  • "Salve, ich bin Aulus Iunius Avianus. Ich bin hier um meiner Verwandtschaft einen Besuch abzustatten. Ist Seneca anwesend?" Er stellte sein Bündel neben sich ab und versuchte möglichst unauffällig durch den Spalt einen Blick ins innere der Casa zu erhaschen.

  • Immerhin kannte der Junge den Namen des Hausherren, und er schien ein Iunier zu sein, aber viele gaben sich als Mitglied wohlhabender Familien aus, um etwas zu erhaschen, nun gut, der Hausherr war Prätorianer, er würde zur Not mit ihm fertig werden..
    "Er ist da, er befindet sich im Hortus, ich führe dich hin..", sagte Araros, noch immer merklich befangen, aber immerhin öffnete er die Tür.

  • Appius getrieben von der Suche nach Antworten kam zu der Casa der Iunier. Er wollte den Iunier privat fragen und das nicht im diesntlichen Umdfeld der garde machen. Daher klopfte er an der Porta und hoffte einfach mal, daß er da wäre.

  • Wie üblich öffnete der Ianitor misstrauisch die Tür, in letzter Zeit war ungewöhnlich viel los, doch das Gesicht dass er meinte zu erkennen überraschte den Sklaven,
    "Salve... Komm doch herein. Ich rufe den Herren.", bei einem scheidenen Praefectus Praetoriae benutzte man nicht die üblichen Floskeln, aber dass er alleine kam erschien dem Sklaven seltsam, nichtsdestotrotz führte er den Mann ohne Umwege in den Garten, wo Seneca in letzter Zeit öfters seine freien Stunden verbrachte..

  • Vor einigen Tagen hatte Axilla schon einen Boten zur Casa Iunia gesendet, damit ihr Vetter auch anwesend war, wenn sie kommen wollte, und nicht in der Castra Praetoria oder sonstwo. Erst, als da die nötigsten Absprachen dann schließlich getroffen waren, hatte sich Axilla am verabredeten Tag auf zur Casa Iunia gemacht, um ihren Vetter zu treffen.
    Natürlich hatte sie sich über seinen Brief gefreut, vor allem über die Unterschriftenzeile. Centurio! Hatten die Bemühungen ihres Mannes wohl Früchte getragen, und die ihres Vetters wohl gleichermaßen. Das war eine großartige Nachricht, zumal Seneca ja auch alles andere als alt war.
    Allerdings hatte seine Wortwahl auch einen schlechten Beigeschmack hinterlassen. Er hatte schlechte Neuigkeiten. Nach ihrem letzten Treffen betete Axilla nur, dass es nicht wieder um die Decima ging und er es sich nun doch anders überlegt hatte und diesen Blödsinn weiterführen wollte. Andererseits konnte sie sich nach dem ganzen Ärger und den ganzen letzten Gesprächen kaum etwas anderes vorstellen, was ihr Vetter meinen könnte. Wenn er wieder davon anfängt, schlag ich ihn.


    Sie betrat also die Casa Iunia und ließ sich vom Ianitor sagen, wo denn ihr Vetter jetzt gerade wäre, um dann direkt zu ihm zu gehen.

  • Wie üblich öffnete der Ianitor recht zügig die Tür und sobald er die Hausherrin sah, öffnete er sie gänzlich.
    Sei gegrüßt Herrin, du wirst bereits im Atrium erwartet., die Begrüßung war knapp, aber der Mann wusste auch dass Axilla und Seneca in letzter Zeit nicht unbedingt zum Plaudern zusammen kamen.

  • [wrapIMG=left]https://lh4.googleusercontent.…k/TCJgUCMI0tk/s100/20.jpg[/wrapIMG]Wie an anderen Casae auch, die oder deren Bewohner von gewissen Verantwortlichen im Rebellenheer als strategisch wichtig erachtet wurden, fand sich auch vor der Casa Iunia bald eine Abordnung aus vier Contubernien der achten Legion. Laut wurden Befehle gebrüllt, und die Soldaten nahmen Aufstellung vor der Porta.. allerdings nicht in Richtung dieser, sondern in Richtung Straße.


    Als das getan war, hämmerte der befehlshabende Optio bereits an die Porta der Casa (von der er nicht die geringste Ahnung hatte, warum sie jetzt so wichtig sein sollte) um sich mehr oder minder friedlich Einlass zu verschaffen.

  • Die Porta war gesichert und fest verriegelt. Trotzdem hörten die Sklaven, dass sich draußen etwas tat. Als dann jemand klopfte rannte einer von ihnen schnell ins Atrium.


    "Wer fordert Einlass und aus welchem Grund?" fragte ein anderer so laut dass man es durch das Holz hindurch hören würde.


    Und noch bevor eine Antwort möglich war kam auch schon Diademata an die Tür. Gespannt wartete sie mit den Sklaven auf die nächsten Worte.

  • [wrapIMG=left]https://lh4.googleusercontent.…k/TCJgUCMI0tk/s100/20.jpg[/wrapIMG]"Ich bin Galeo Quinctius Asprenas, Optio der achten Legion. Ich und meine Männer sind hier um Iunia Axilla und ihr Heim vor Plünderern während der Unruhen in der Stadt zu schützen.", rief der Soldat durch die Tür und kam sich redlich blöd dabei vor. Nicht allein, dass sie Ewigkeiten gebraucht hatten diese Casa zu finden... nein, sie mussten sie auch noch vor Plünderern schützen, anstelle sie einfach selbst zu plündern. Na, vielleicht zeigte man sich ja erkenntlich.

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