Porta - Der Eingang

  • Seneca trat ein, und betrat sogleich eine alte, und sehnlich vermisste Welt. Die gemütlichen Hallen der Casa Iunia, so vertraut und mit Erinnerungen verbunden, und doch hing auch die ein oder andere traurige Erinnerung an diesem Ort..
    "Also.. Ist ein Verwandter im Haus?", fragte Seneca freundlich aber doch mit dem antrainierten militärischen Zack.. Der Ausblick auf ein Wiedersehen mit Axilla oder Silanus machte ihn ein wenig nervös, immerhin hatten sie lange kein Wort gewechselt, aber auch mit Avianus gab es eine Menge zu besprechen.

  • Der Ianitor schloss hinter Seneca die Tür wieder und hielt seine Arbeit bereits für getan, als man sich erneut an ihn wendete.
    "Im Augenblick nicht, Dominus", erklärte der Sklave knapp. Wie es schien waren die Iunii in Rom letztens schwer beschäftigt. "Soll ich jemanden über deine Ankunft benachrichtigen lassen?", fragte er dann allerdings noch bereitwillig, ein Bote war schließlich zügig auf den Weg geschickt.

  • Der Iunier dachte kurz nach.. Vermutlich würde Avianus einen guten Auftakt bilden, immerhin hatten die beiden keinen Krach und nach seinem letzten Schreiben hatte Seneca so oder so noch das ein oder andere zu besprechen, immerhin hatte er nun eine Mitbewohnerin, wenn man sie als solche bezeichnen konnte, und Seneca war gespannt darauf sie kennenzulernen, oder anders gesagt, mehr über sie zu erfahren..
    "Lasse nach Avianus schicken, er wird sich nach seiner Schicht sicherlich die Zeit nehmen können." gab Seneca dem Sklaven zu verstehen, während er weitere Anweisungen für das Hauspersonal bereithielt, "Und lass mein Cubiculum herrichten, sowie ein Mahl zubereiten."


    Er war wieder Zuhause! Wie gut es tat mal aus dem Lagerleben herauszukommen, und einfach ein wenig Ruhe genießen zu können. Für heute. In den kommenden Tagen wollte er Rom erleben, den Puls der größten Stadt, Kultur, Spektakel, Feste... Das würde er genießen bevor es wieder in die Mantua'sche Tristesse zurück ging.

  • Die Übungsstunden mit Malachi waren anstrengend. Einfach nur anstrengend. Zwar war der Sklave ihrer Mutter vermutlich schon vierzig Jahre alt oder noch älter – Atticus hatte sich nie getraut, ihn das zu fragen, und von sich aus erzählte der Gladiator ja absolut nichts – aber trotzdem hatte der eine weit höhere Ausdauer als sein fünfzehn Jahre alter Schüler. Abgesehen davon hatte Atticus im Grunde auch wenig Lust, unbedingt das Kämpfen zu lernen, aber seine Mutter bestand darauf. Das war wohl eines der Dinge, die ein Mann unbedingt können musste, auch wenn der gar keine Lust dazu hatte, irgendwo einen Feind des römischen Reiches mit dem Schwert zur Strecke zu bringen und Blut fließen zu lassen.
    So oder so hatte Atticus auch nach dieser Übungsstunde mehr als einen blauen Fleck und war von oben bis unten mit feinem Sandstaub bedeckt, der sich vornehmlich in seinen blonden Haaren verfangen hatte und bei jeder Bewegung knirschte. Atticus versuchte ja, nicht öfter als nötig auf dem Boden zu landen, wenn er den Gladiator angriff oder einen Angriff mit dem Schild zu blocken versuchte, aber allem Anschein nach war er in diesem Anliegen einfach noch nicht konsequent genug.


    Also kam er ziemlich dreckig vom Hof zur Porta wieder herein. Wie immer öffnete der Ianitor. Diesmal allerdings hatte er beim Eintreten Neuigkeiten. “Es ist Besuch im Haus, junger Pompeius. Die Vettern deiner hohen Mutter, Dominus Seneca und Dominus Avianus, sind heute gekommen.“
    “Oh“, machte Atticus etwas müde. Verwandte also auch noch! Und auch noch zwei, die kämpfen konnten, waren doch beide bei den Legiones! Als wär der Tag heute nicht schon niederschmetternd – im wörtlichen Sinne – genug gewesen. “Ist meine Mutter auch schon da und hat sie begrüßt?“
    “Nein, Domine, Domina Axilla ist noch nicht wieder daheim“
    Noch ein Schnaufen, mit dem er dem Ianitor das schwere Schild überreichen wollte, als plötzlich ein ziemlich gellender Hilferuf ertönte. Auch das noch! Atticus nahm natürlich seine Bewaffnung etwas fester in die Hand und lief in Richtung des Balneums. Auch wenn er dabei nur halb so schnell wie Malachi war und irgendwie mehr dabei schnaufte.

  • Ein Botengang war es. Mehr nicht, aber wenigstens in eine schicke Gegend von Rom. Zwei dieser Aufträge hatte der junge Mann bereits hinter sich, jetzt folgte er der Straße bis er an die markante Stelle geriet, die ihm aufgezeigt wurde. Dort hielt er sich links und kam nach wenigen Metern am vorläufigen Ziel, dem dritten Botengang für heute an.


    Der Diener des Senator Germanicus klopfte zweimal mit dem Türklopferring an und wartete.
















    SKLAVE - GENS GERMANICA

  • Der Ianitor waltete auch sogleich seines Amtes und öffnete die Tür. Und ebenso selbstverständlich stellte er auch seine Standardfrage, mit der er jeden Neuankömmling - naja, zumindest jeden, der nicht nach Bettler aussah - vor seiner Porta begrüßte: "Salve. Wie kann ich dir helfen?"

  • Man behandelte ihn zuvorkommend und so sah sich Abaris darin bestärkt sogleich zum Punkt seines Erscheinen zu kommen:


    "Salve, ich bin Abaris privater Sekretär des Senator M' Germanicus Avarus und damit beauftragt einen Handel mit Iunia Axilla über den Erwerb von Baustoffen in Form von Steinen abzuwickeln."














    SKLAVE - GENS GERMANICA

  • Kurz blinzelte der Ianitor verwirrt und überlegte. Als er aber dabei zu keinem Ergebnis kam, fragte er einfach nach. "Ich nehme an, du sollst mit Domina Iunia persönlich reden, oder brauchst du jemanden, der beim tragen hilft?" So ganz schlüssig war er sich bei der Formulierung jetzt nämlich nicht. 'Handel abwickeln' konnte schließlich mehrerlei bedeuten, von 'Vertrag unterschreiben' bis 'Lagerbestände austauschen'. Und bevor er jetzt fälschlicherweise irgendwas anordnete, wusste er lieber, was man überhaupt von ihm erwartete.

  • Jetzt blickte der Mann verwirrt drein, fing sich aber sofort wieder. Niemand nahm an, das die Iunier das Baumaterial im eigenen Hof stapelten. Natürlich hatte Abaris keine Steine dabei...


    "Äh nein, äh doch. Also ich bitte darum mit der Domina zu sprechen. Die Steine können kurzfristig an euer Lager gesandt werden, wenn wir Menge, Ort und Preis abgesprochen haben."












    SKLAVE - GENS GERMANICA

  • Gut, nun war die Sache klar. "Warte bitte einen Moment."
    Der Ianitor rief nach einem Sklavenjungen und trug ihm auf, nachzufragen, ob die Herrin auch gleich Zeit hatte. Sofort flitzte er los. Es dauerte auch nicht lange, als der Junge zurückgerannt kam und strahlend dem Ianitor ein "Jop!" verkündete.
    Der ältere Bedienstete lächelte einmal entschuldigend und bat den Boten mit einladender Geste ins Haus. "Die Domina empfängt dich. Folge doch bitte dem Jungen."

  • Neben seinem Aushang hatte Tolmides an diesem Tag noch einige andere auf dem Markt bemerkt, unter anderem wurde nach Steinen gesucht, was er bei ihm sofort ein kleines Klingeln im Kopf verursachte.
    Lange hatte sich Tolmides überlegt ob er darauf eingehen sollte, seine Eltern wohnten in einer Region wo es viele Steinbrüche gab, doch eigentlich wollte er nicht allzu viel mit ihnen zutun haben. Andererseits war ein Geschäft ein Geschäft, und Geld war Geld, und er würde seinen Vater ja nur zur Vermittlung brauchen und für nichts sonst, von daher stand er praktisch schon mit Sesterzen in den Augen vor der Casa der Iunier und klopfte galant an.

  • Nicht ganz so galant, dafür sehr routiniert, wurde die Tür vom Ianitor der Casa auch geöffnet. Ein kurzer Blick schätzte das Gegenüber kurz ab, befand, dass dies kein Bettler war, und stachelte den älteren Sklaven zu seiner Standardfrage an: “Salve. Wie kann ich dir helfen?“

  • "Ich grüße dich. Mein Name ist Tolmides, und ich bin Geschäftsmann. Deine Herrin hat einen Aushang getätigt wegen dem ich hier bin. Ist die Herrin des Hauses zufällig anwesend?" fragte Tolmides mit seinem üblichen, vielsagenden Lächeln und legte die Hand vor sich ineinander und wartete auf Einlass.

  • Natürlich wusste der Ianitor von solch einem Anschlag auf dem Marktplatz. Allerdings hatte er nicht gedacht, dass nach dieser langen Zeit tatsächlich nochmal jemand kommen würde.
    “Sie ist anwesend. Warte bitte einen Augenblick, ich lasse fragen, ob sie dich empfängt.“


    Der Ianitor winkte einen Sklaven herbei, gab ihm kurz eine geflüsterte Anweisung, und wartete dann mit dem Mann an der Tür. Eine kleine Konversation über das Wetter ersparte er ihnen beiden, nur hin und wieder lächelte er freundlich und entschuldigend, bis der Sklave zurückkam und wieder etwas zurückflüsterte.
    “Meine Herrinn empfängt dich im Tablinnum. Folge bitte diesem Sklaven.“ Und damit ließ er den Gast ein.

  • Wie er es sich bereits vorab selbst ausgemalt hatte, setzte er es auch in die Tat um. Nachdem er mit anderen Mitgliedern des Cultus Deorum und dabei vorallem mit den Verwaltern des Templum Iovis Capitolini die Termine der nächsten Wochen besprochen hatte, machte er sich auf einem seiner Rückwege von den Tempelanlagen nach Hause auf die Suche nach dem Domus Iunia, der ebenfalls auf dem Collis Quirinialis zu finden sein sollte.
    Ein wenig Herumfragerei später stand er auch schon vor einer Porta, die zum gesuchten Domus gehören sollte und klopfte an. Hoffentlich war jemand da. klopp klopp

  • Die Reise war lang und forderte ihren Tribut: Müdigkeit und Hunger waren ihre Kinder, aber es hielt sich dennoch in Grenzen. Für einen gut betuchten, und jungen Mann wie Vitulus stellte dass kein Problem dar. Seine Reise aus Germania mochte noch so abwegig und voll von Hindernissen gewesen sein, er wusste wo sein Ziel lag: Der Domus Iunia


    Hier sollten Mitglieder seiner Familie leben die, aus unerklärlichen Gründen, den selben Namen wie er trugen. Schwer sollte es also nicht sein das Gebäude zu finden, selbst wenn es in einer noch so großen Stadt wie Rom ansässig war. Bei einem Straßenhändler nahm er sich noch schnell einen Apfel und folgte dann dem Pfad der ihm beschrieben wurde - die Familie würde er wohl nicht warten lassen.


    Es war jedoch auch gut möglich dass sie gar nicht wussten wer er überhaupt war, und wieso er zu ihnen kam. Gab es denn einen Grund? Vitulus wollte etwas aus sich machen, jedenfalls wollte sein Vater etwas aus ihm machen. Ein Leben in Germania? Pah! Unvorstellbar! Ein Leben in Rom, der Hauptstadt allen Lebens des Imperiums sollte seine Heimat werden, dort, wo die Fäden aller Macht zusammen liefen und wo Entscheidungen getroffen wurden die das ganze Reich betrafen. Dem jungen Mann jedoch war dass schlicht nicht so wichtig, er war abenteuerlustig und ließ sich darauf ein. Seine verwandten würden ihn doch aufnehmen?


    Nachdem er seinen Apfel zu ende gegessen hatte, schluckte er dass ganze erst einmal herunter und klopfte dann an die Tür des großartigen Gebäudes. Mit seiner Tasche in der Hand und in relativ Feine Gewänder gekleidet wartete er auf eine Antwort....

  • Erst kurz zuvor hatte der Dominus Avianus es fürchterlich eilig gehabt, durch die Tür gelassen zu werden und damit nicht nur den Sklaven verwirrt, der die Getränke herbeibringen und Sibel benachrichtigen sollte, sondern auch den Ianitor. Der blickte noch immer stirnrunzelnd vom Vestibulum ins Atrium, durch welches nach einer Weile der Sklave mit den Getränken huschte.
    "Dicon! Hat er gesagt, was Sache ist?", rief der Ianitor ihm eine Frage zu. Der Sklave zuckte ein wenig zusammen und blieb schlagartig stehen, der Krug und die Becher auf dem Tablett wackelten bedrohlich, fielen aber glücklicherweise nicht zu Boden. Noch immer etwas durch den Wind wandte sich Dicon an den Ianitor und zuckte zunächst nur mit den Schultern.
    "Ne, nichts. Kein Plan, was los ist", gab er dann eine wenig hilfreiche Antwort.
    "Hrmpf", machte der Ianitor nur und blieb gezwungenermaßen auf seinem Hocker im Vestibulum sitzen, als Dicon weiterhuschte.
    Erst als es erneut klopfte, sah er wieder auf. Muss Besuch sein, dachte er noch bei sich, bevor er sich erhob. Avianus war hier und Axilla war es wohl auch nicht. Also entweder Besuch oder einer der anderen Iunii ließ sich nach langer Zeit mal wieder in Rom blicken.
    Der Ianitro schob den Riegel zurück, öffnete die Porta und erkannte, naja, niemanden, denn es wartete ein fremdes Gesicht auf der anderen Seite der Tür.
    "Salve. Dein Name? Dein Anliegen?", fragte er standardmäßig durch den Spalt, durch den er auch den Fremden musterte. Zumindest war der junge Mann kein Bettler oder Hausierer, konnte er bereits feststellen, sonst hätte sich die Tür mindestens so schnell geschlossen, wie sie sich geöffnet hatte.

  • Bis die Tür sich öffnete, verging ungefähr so viel Zeit wie er für die Reise nach Rom benötigte. Nun gut, nicht ganz soviel, aber man war nah dran. Weshalb man einen so wichtigen Gast wie Vitulus warten ließ - darauf konnte er keine Antwort finden. Erwartete ihn die Familie anscheinend nicht? Nein, dass tat sie nicht, und es gab auch anscheinend keinen Grund sich zu beeilen. Etwas genervt klopfte er erneut mehrmals, womöglich hatte man dass Klopfen nur nicht gehört?


    Nach einiger Zeit kam auch jemand an die Tür, der der diese nur einen Spalt breit öffnete. Misstrauische Blicke musterten ihn, und anscheinend war seinem gegenüber auch nicht klar wer vor ihm stand. Derjenige grüßte ihn zwar, fragte dann aber auch nur hohl, und ohne weitere Höflichkeitsfloskeln wer er war und was er wollte. Vermutlich überschüttete man neue Besucher in Rom wohl nicht mit Willkommensgrüßen, überreichte ihnen Geschenke und ließ sie ohne weiter zu Fragen ins Haus hinein. Vitulus nickte nur leicht:"Salve, ich bin Servius Iunius Vitulus. Ich denke ich bin hier richtig wenn meine Verwandten besuchen will?"

  • Als ihm ein Name genannt wurde, zeichnete sich endlich ein leichtes Lächeln auf dem Gesicht des Ianitors ab. Anfangs war man bei Fremden eben immer vorsichtig.
    "Hmhmhm ...", lachte er leise, "Davon gehe ich aus. Ist schließlich die Domus Iunia hier." Der junge Herr machte einen gepflegten Eindruck und glücklicherweise war auch der Dominus Avianus zugegen, zu zweit würden sie mit dem Kerl sicherlich fertig werden, falls es Ärger gab. Nicht, dass der Ianitor damit rechnete, aber man wusste ja nie.
    "Gut, Iunius. Tritt ein", sagte er und öffnete die Tür ganz, um den Besucher das Vestibulum betreten zu lassen. "Dicon!", rief er erneut ins Atrium nach dem anderen Sklaven. Der soeben machte im hinteren Teil des Atriums die Sitzgruppe zurecht, wo er zuvor auch die Getränke abgestellt hatte, brach seine Arbeit ab, eilte herbei und erblickte den Neuankömmling.
    "Salve", grüßte er nur knapp, da er den Namen des Gastes im Gegensatz zum Ianitor noch nicht kannte.
    "Dieser junge Herr, Servius Iunius Vitulus, möchte seine Verwandten besuchen. Führ ihn nach drinnen und sag' dem Dominus Avianus Bescheid."
    "Ja, natürlich. Folge mir."

  • Es dauerte – länger als gewöhnlich – bis der Ianitor die Tür öffnete. Er räusperte sich kurz und fragte schließlich etwas heiser: “Salve. Wie kann ich dir helfen?“

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