Die Wache am Tor zum Stützpunkt

  • Narrator:


    Der Befehl des Praefectus, dass niemand das Lager verlassen durfte, ohne schriftliche Genehmigung des Praefectus selbst, was faktisch einer Ausgangssperre gleichkam, traf erst nach diesem Vorfall bei der Wache ein.

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  • Dem Nauta, der Labeo die Mitteilung überbrachte - das ab jetzt eine schriftliche Genehmigung des Präfekten vorliegen musste, wenn jemand das Lager verlassen wollte, gab Labeo eine Wachstafel mit und sagte ihm:


    "Zwei Probati, haben vor etwa einer Stunde das Lager verlassen, sie konnten von diesem Befehl noch nichts wissen, ihre Namen sind auf der Tafel notiert. Nur damit alles seine Ordnung hat."



    M Quintius Crispinius
    Q Egnatius Pulpo


  • Narrator:


    Der Nauta nahm die Mitteilung entgegen und runzelte die Stirn:


    Sind das nicht die 2, welche die Probatio wiederholen müssen? Interessant, das wird den Praefectus sicher interessieren. Danke!

  • "Ja, Kamerad, genau die beiden.",


    antwortete Labeo knapp, er wollte schließlich nicht als Kameradenschwein verrufen werden. Daher schwieg er über die Unverschämtheiten des Quintiers.


    "Gut, dann lasse ich keinen mehr ohne Genehmigung aus dem Lager raus!"

  • Die Wache verlief ruhig ein paar Angehörige der Flotte wollten da Lager verlassen, aber alle - einige mit, die meisten aber ohne Murren - gehorchten den Anweisungen des Präfekten, wie sie durch Labeo vermittelt wurden.


    Nach einiger Zeit kamen ein paar Nautae und auch ein Optio zurück aus der Stadt, einer von ihnen sagte:


    Wir haben gehört, dass es eine Ausgangssperre gibt und sind daher sofort zurück gekommen.. Schreib mal unsere Namen auf, und dass wir jetzt im Lager sind, schreibe auch die zeit dazu - nur falls es Ärger geben sollte.


    "Ärger, warum sollte es denn Ärger geben?", fragte Labeo


    Nun ja, ein paar sind noch in der Taverne - und ich glaube da braut sich was zusammen - und die beiden Probati, die mit Dir zusammen waren und die Probatio nicht geschafft haben, sind auch dabei - der eine scheint Ärger zu suchen.


    "Gut, dass ihr das meldet! Ärger können wir grade keinen gebrauchen.",


    sagte Labeo und schrieb dann die Namen aller zurückkehrenden in eine Liste zusammen mit der ungefähren Zeitangabe. Noch weitere kamen zurück, er kannte inzwischen schon einige der Nautae aus der Marineinfanterie und bei dieser Wache lernte er noch andere kennen. Als sich die Wache dem Ende näherte - er freute sich schon auf seine Pritsche - sah er von ferne einen Haufen von Leuten näher kommen.


    Die Art und Weise wie diese Gruppe sich bewegte, das immer deutlicher werdende Geschrei, das sie verursachte und nicht zuletzt die Visage des Quintius Crispinius, die er bald von den anderen unterscheiden konnte, brachte ihn zu der Erkenntnis, das der Ärger von dem die anderen gesprochen hatte gerade anrückte. Es waren so er richtig zählte etwa 20 Mann. Die Situation könnte eskalieren, dachte er sich und schickte deshalb schnell einen der anderen, die Wache schoben um so etwas wie Verstärkung zu holen - zwei oder drei Contubernien am besten.


    "Und zwar flott - wenns geht. Auf meine Verantwortung!"


    Der Nauta ging und Labeo sah zu der Gruppe, die sich näherte. Inzwischen waren die einzelnen gut zu erkennen - und auch, dass sie improvisierte Hiebwaffen - wie Stuhlbeine und ähnliches dabei hatten.


    "Wie abstrus. Wollen die gegen ein Lager ziehen, wie die Sieben gegen Theben."


    Es waren nicht sieben, sondern zwanzig - und es würde noch ein bisschen dauern bis die Verstärkung kam, da das Lager noch nicht in Alarmbereitschaft versetzt war. Die Gruppe kam immer näher. Labeo entschied man solle das Tor schließen. Und das Tor wurde geschlossen.

  • Narrator:


    Obwohl das Lager nicht in Alarmbereitschaft war, war schon die angekündigte Ausgangssperre genug gewesen, um die Männer etwas mehr auf Zack zu halten als bisher. Daher kam auch die Verstärkung für das Tor schon richtig zügig angerannt und auch der Praefectus selbst war informiert worden.


    Dieser war gerade mitten in den Vorbereitungen für eine Ankündigung und ein Opfer, doch Unruhen konnte und wollte er nicht tolerieren, weshalb er sich auch gleich selbst auf die Mauer begab.


    Zufrieden stellte er fest, dass das Tor geschlossen war und alle Männer daher schon einmal eher in Sicherheit vor einem leicht bewaffneten Mob.


    Als er aber sah, dass es sich bei dem Mob um Soldaten seiner Flotte handelte, schwollen einige Adern in seinem Gesicht an. Er war wütend!

  • Labeo standt stramm und grüßte:


    "Salve Praefecte! Ich bin Nauta Labeo, der bis jetzt die Gruppenführung an der Wach hatte. Ich habe das Tor schließen lassen und konnte im Mob, zwei meiner ehemaligen Con-Probati, die die Probatio nicht bestanden haben identifizieren, Quintius Crispinius und Egnatius Pulpo. Es sind 22 Mann, die zum großen Teil mit improvisierten Hiebwaffen ausgestattet sind.


    Durch die Schießung des Tores, ist die Situation unter Kontrolle. Ich erwarte weitere Anweisungen."


    erstattete Labeo dem Präfekten, der selbst anmarschiert kam, Bericht.

  • Danke, Soldat! Du kannst jetzt wieder deinen Posten einnehmen.


    Dann trat ich mit einigen Männern meiner Garde auf die Mauer und betrachtete mir die Szene von oben.


    Was ist mit euch los, Soldaten des Roms? Ihr begeht ein Schwerverbrechen indem ihr dieses Lager angreifft und damit die Hand welche euch füttert beisst!


    Seid ihr euch sicher, dass dies die richtige Wahl ist?


    Während ich sprach, sah ich, dass sich die ersten Truppenteile am Tor sammelten und aufstellten. Das brachte mich auf eine Idee und ich drehte mich zu meinen Männern um:


    Aufstellen Männer, kampfbereit machen! Auf mein Zeichen hin wird das Tor geöffnet!


    Es waren nun beinahe 100 Männer versammelt, welche diesem Befehl nachkamen und sich kampfbereit machten. Das Alarmhorn und der von mir beim Verlassen meines Officiums gebrüllte Befehl, hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Ich drehte mich also wieder zu dem Mob um.


    Also, was ist? Wollt ihr wirklich gegen eure Brüder kämpfen und so einen Bürgerkrieg anfangen?


    Ich hoffte, dass dieses Schreckensgespengst die Männer beruhigen würde.

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  • Der Anführer des Mobs Quintius Crispinius:


    Wir wollen, dass Du aufhörst uns zu belügen. Wir wollen die Wahrheit. Wir wollen die Donativa! Wir wollen keine schwachen Imperatoren, wir wollen einen echten römischen Kaiser!


    Einige der Substantive wurden von den Leuten aus dm Mob wiederholt. Nicht wirklich erstaunlicherweise hauptsächlich die Forderungen nach Geld. Jetzt fiel dem Quintier auf, dass er nicht wirklich darüber nachgedacht hatte, was er machen würde, wenn dieser Idiot von Iulier an der Wache einfach das Tor schließen würde - und nun stand sogar der präfekt an der Mauer und redete auf sie ein. Glücklicherweise, kam einem anderen die rettende Idee - Man konnte sich ja einen Stein suchen und werfen.


    So flog ein Stein, dann noch einer, schließlich nahm auch Crispinius einen und zielte auf den Präfekten - und warf.

  • Das reichte mir!


    Wachen! An die Pfeilbögen -- Pfeil einlegen -- Bereitschaft halten -- auf mein Zeichen!


    Ich hoffte zwar, dass die Drohung ziehen würde, doch machte es nicht den Anschein. Vor einem kleinen Steinhagel hatte ich wenig Angst, zumal ich mich beim ersten Wurf "feige" hinter der Mauer verstecken würde und so sicherlich nicht getroffen würde.


    Auf meinen Ruf hin stellten sich überall auf der Mauerbrüstung die Wachen mit den Pfeilbogen auf. Dafür waren sie trainiert worden, hier war eine Situation, welche genau das war, was sie immer dafür trainiert hatten, ein Einsatz auf Befehl. Ohne zu überlegen, wer der Gegner war, ob Freund oder Bruder, würden diese Männer dem Befehl des Praefectus folgen.


    Überlegen würden sie erst danach. Doch würden sie allesamt feststellen, dass der Praefectus richtig gehandelt hatte und viel mehr Blutvergiessen verhindert hatte. Doch noch war es nicht so weit, das Kommando zum Spannen und Schiessen war noch nicht gegeben!

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  • Labeo als eine der Wachen griff zu Pfeil und Bogen. Die Stimmung war zum Zerreißen gespannt, aber er vertraute dem Präfekten, schließlich hatte Labeo ja auch veranlasst Verstärkung zu holen, weil er genauso vorgegangen wäre. So stellt er sich in die angeordnete Position und wartete.


    Er versuchte die Stimmung des Mobs aufzunehmen und zu sehen oder zu hören was dort abging. Einige schienen immer noch sehr fanatisch. Ein paar - vielleicht fünf Leute legten die Steine nieder und begannen zu laufen - sie begriffen wohl, dass sie den Rest des Tages im Carcer der Flotte verbringen würden - und vielleicht nicht nur dieses Tages. Der - wie Labeo fand - besonders vermessene Crispinius rief:


    Das traust Du Dich doch eh nicht - feiges Präfektlein und Deine Le-le-leute auch nicht.


    Lallte er oder stotterte er? Diese Frage musste Labeo nicht beantworten, aber wenn es ein Lallen, war gäbe es wenigstens eine Erklärung für diesen Wahnsinn.

  • Ich hatte Krieg gesehen und ich wusste, dass das hier ausser mir niemand erlebt hatte, sicherlich nicht dieser Probatus, welcher erst noch die Prüfung nicht bestanden hatte.


    Wache, einen Bogen und EIN Pfeil für mich!


    Nun kam mir einmal mehr meine Leidenschaft für diese Waffe zu Gute!!


    Probatus, du hast genau noch eine Chance! Du legst dich nun mit den Deinen auf den Boden und lässt den Unfug bleiben, ansonsten ...


    Ich liess die Drohung unausgesprochen und leckte an deren Stelle die Federn des Pfeiles, welcher mir überreicht worden war, damit sie ihre Form noch etwas besser behalten würden, als in trockenem Zustand, wenn ich den Pfeil abfeuern müsste.


    Dann legte ich den Pfeil auf die Sehne und wartete auf die Reaktion.

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  • Der Mob


    Der Mob bekam langsam kalte Füße und als der Präfekt selber einen Pfeil auflegte, warfen sich die meisten zu Boden, bis auf den Rädelsführer. Dieser sprach:


    Was werft Ihr Euch denn in den Staub steht, auf ihr seid ja noch feiger als dieser Annäische Esel da oben.


    Er bückte sich und hob einen weiteren Stein auf, den er gerade werfen wollte als...

  • Das war genau das, worauf ich gehofft hatte, dass es nicht passieren würde. Nun denn, so musste es halt sein.


    Ich spannte den Bogen und zielte zugleich über den Pfeil. Die Hand ganz kurz unter dem Kinn arrettiert, damit der Bogen Stabilität gewinnen konnte, das ganze am Ziel ausgerichtet und den Bruchteil einer Sekunde still gehalten, Atem angehalten und dann zischte der Pfeil auch schon los.


    Ssssssssssssssssssssssssssssssssccccccccccccccccchhhhhhhhhhhhhhhhttt


    Ein Schrei und der aufgehobene Stein fiel wenige Finger breit vor dem Rädelsführer wieder auf den Boden.


    Im Oberarmmuskel des Mannes steckte der Pfeil und guckte zur Hälfte auf der anderen Seite wieder raus.

  • Der Mob, bzw. sein angeschossener Redelsführer:


    Der auf dem Boden liegende Mob vergrößerte sich nach einem Schrei um den Quintier, der auf diese unsinnige Idee gekommen war. Alle lagen nun und keiner bewegte sich.

  • Die Bogenschützen bleiben in Bereitschaft! Tor öffnen! Nehmt die Männer gefangen und steckt sie in den Carcer! Danach zurück zum normalen Dienst! Wenn noch einer von den Geflohenen ankommt steckt ihr ihn zu seinen Kollegen! Ich nehme mir diese Subjekte später vor!


    Den Bogen gab ich der Wache zurück welche ihn mir geliehen hatte und machte mich auf den Weg zurück zu den Vorbereitungen des Opfers.


    Hinter mir brüllten die Optiones bereits ihre Befehle.

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  • Die Situation konnte also geklärt werden. Auch wenn Labeo noch immer die Aufregung anzumerken war, ging diese Wacheinheit bald zu Ende. Auch die Geschehnisse der nächsten Tage, die nicht weniger aufregend waren, und die Neuigkeiten waren schon Geschichte als Labeo am ANTE DIEM IX KAL MAR DCCCLVIII A.U.C wieder an der Torwache vorbei kam - mit leichtem Reisegepäck.


    "Nauta, wo willst Du hin? Du kennst doch die Ausgangssperre?",


    herrschte ihn der wachhabende Optio an. Labeo war darauf vorbereitet, so dass er souverän den Passierschein des Präfekten hervorzog und dabei sagte.


    "Jawohl, Optio. Die ist mir bekannt. Daher habe ich eine Ausgangserlaubnis vom Präfekten."


    Mit der Ausgangserlaubnis wedelte er vor den Augen des Optios herum, sie sah so aus:


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERLAUBE ICH DEM NAUTA
    GNAEUS IULIUS LABEO


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM IX KAL MAR DCCCLVIII A.U.C.
    (22.2.2008/105 n.Chr.)


    EINEN URLAUB IN DER LÄNGE EINER WOCHE.


    Lucius Annaeus Florus


    Der Optio ließ ihn darauf hin ziehen und gab ihm sogar noch den guten Tipp:


    "Schau mal auf den Markt, dort könntest Du einen Händler finden, der Dich mitnimmt."


    Ob der Ausgangsschein wohl Eindruck gemacht hatte - fragte sich Labeo nur im Stillen, salutierte - fast im Vorbeigehn - und trat seinen ersten Urlaub als Nauta der Classis Misensis an, indem er wie es der Optio ihm geraten hatte zum Marktplatz ging.

  • Exakt eine Woche nach Erteilung des Ausganges erreichte Labeo wieder das Lager. Sein Kamerad Verus schien es die Wachaufsicht zu haben.


    Er ging also langsam sich müde dahinschleppend zum Tor, nestelte seinen Ausgangsschein aus der Tasche und holte ihn heraus. Er wusste, das Verus wusste, dass beide in Rom gewesen waren - in ähnlichen Anliegen. Deshalb hoffte er nicht viel erklären zu müssen und sagte nur:


    "Salve, wachhabender Optio - ich kehre entsprechend meines Ausgangsscheines rechtzeitig in den Stützpunkt zurück. Melde mich gehorsamst wieder an."


    Dabei wedelte er mit dem Schein. Es war gut gewesen, dass er in Roma war - auch wenn er das aufregende Leben der Stadt wenigstens in diesem Moment der Rückkehr nur allzugern mit dem Lageralltag tauschte.

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