Endlich hatte Lynn ein wenig Zeit für sich selbst. Man hatte ihr zwar aufgetragen, ein wenig auf dem Markt einzukaufen, hatte aber extra betont, dass sie sich heute einmal Zeit lassen konnte und sich ein wenig mehr von Rom anschauen konnte. Zwar wusste sie den Grund für diese seltsame Entscheidung ihrer Herrin nicht, gab sich aber damit zufrieden, trotz der Hitze ein wenig Ausgang zu haben. Nocheinmal ging sie die Einkausliste durch, die nun wirklich nicht allzulang war. Gewürze ... und ein wenig Obst. Wirklich nicht viel, aber sie würde sie es kaufen, kurz bevor sie sich auf den Weg zurück zur Casa machte, damit das Obst nicht unnötig viel Sonne abbekam, wenn sie so durch die großen Straßen von Rom schlenderte und so den ein oder anderen Bewohner aus der Entfernung musterte, was sie liebend gern tat. Man konnte unglaublich viel über Menschen erfahren, wenn man ihnen einfach nur zuschaute und man hatte ihr früher - viel früher, in der Heimat noch - erzählt, dass man jede Person mindestens zweimal im Leben trifft und es somit vielleicht ganz nützlich sein könnte, etwas mehr über die Menschen hier zu erfahren. Außerdem musste sie noch viel von den Römern lernen und sie beobachten, damit sie sie besser verstehen konnte, denn in vielerlei Hinsicht waren sie ihr noch sehr befremdlich.
Die junge Sklavin atmete einmal schwer aus und wischte sich einige Schweißperlen von der Stirn. Die Sonne war heute wieder unermüdlich und die Wolken ließen auf sie warten. Was gäbe sie nur für ein wenig Regen ... Allmählig kam in ihr der Verdacht hoch, dass es vielleicht doch keine Belohnung war, sich Zeit lassen zu dürfen. Jetzt, wo sie draußen war wünschte sie sich nichts sehnlicher, als in den Schatten der Casa zurückkehren zu können, aber das blieb ihr nun vorerst verwehrt, denn es war mehr ein Befehl, länger weg zu bleiben, denn Angebot. Was Sabina wohl wieder tut? Ob sie sich mit diesem mysteriösen Kerl traf? Konnte sie seinen Augen und seinem Lächeln nicht widerstehen? Lynn kicherte leise. Nein, wohlmöglich konnte ihre Herrin das nicht, was auch nur verständlich war, denn sie tat es ebenso wenig. Oh weh ... sie grübelte wieder zu viel nach und passte nicht auf, was sie währenddessen tat. Zwar geschah grade nichts weiter, außer, dass fast über die Füße eines jungen Römers gestoplert wäre, den auch nicht weiter beachtete, aber sie wusste, dass das irgendwann einmal ihr Verhängnis sein konnte. Sie schüttelte einmal sachte ihren Kopf, um die wilden Gedanken aus ihrem Schädel zu vertreiben und konzentrierte sich wieder auf den Weg, der vor ihr lag. Ungewiss, wohin, oder zu wem er sie führen möge...
Wer will, der darf