• Sedulus nahm abwehrend die Hände nach oben.


    Oh, auf mein Urteil brauchst du da nicht vertrauen. Es war ja lediglich nur ein Vorschlag meinerseits was ja nicht bedeuten muß das du ihn auch annimmst. Und wie schon gesagt, viele Möglichkeinten bieten sich dir ja eh nicht.


    Lächelte er. Er würde lieber Caesar oder eine andere Lektüre lesen.
    Als dann Serrana erzählte das sie fast ihr eigenes Heim nicht gefunden hätte, mußte er doch lächeln. Aber wer wollte es ihr auch verdenken bei der Größe welche Rom hatte und die ganzen kleinen Straßen und Gassen. Von daher war es nicht wirklich verwunderlich.


    Das ist doch verstendlich. Wenn man in eine Stadt kommt die außerdem noch groß ist und Rom heißt, da kann das schon einmal passieren. Es hängen ja auch nicht an jeder Straße oder Gasse die Schilder wie sie denn heißen wo man sich leichter orientiern könnte.


    Was ja vielleicht eine Idee wäre. :D


    Und mich erst. Vorallem freut es mich für Lysios, sonst würde ich mit ihm sonst was anstellen. Eigentlich ist er gar nicht so. Er muß wohl mit seinen Gedanken gerade woanderst gewesen sein.


    Sedulus zuckte mit den Schultern und ließ dann auch gut sein.


    Met?


    Dann grinste er breit.


    Nein, ich nehme liebendgerne einen Schluck Wasser wenn du hast. Mach dir wegen mir nur keine Umstände.

  • "Doch, ich nehme deinen Vorschlag gern an. Sonst könnte ich mich vermutlich tagelang nicht entscheiden und mit keiner der beiden Rollen anfangen, und das wäre doch schade..."


    Wie schön, dass er sich nicht über sie lustig machte, weil sie seinerzeit den eigenen Heimweg nicht gefunden hatte. Ihr selbst war das peinlich genug gewesen.


    "Ja, Schilder wären wirklich eine gute Idee. Wenn man vom Land kommt so wie ich, dann ist so eine riesige Stadt am Anfang schon ganz schön angsteinflößend." antwortete Serrana nachdenklich. Bei dem Wort "angsteinflößend" fiel ihr automatisch noch eine weitere Frage ein.


    "Wie geht es eigentlich meiner Großmutter? Hat sie sich gut von ihrem Sturz erholt?"


    Als Sedulus davon sprach, eventuell seinen Sklaven zu bestrafen schüttelte die etwas weichherzige Serrana sofort mit dem Kopf.


    "Oh nein, bitte nicht. Dein Sklave hat es sicher nicht böse gemeint, und man kann sich so schnell irren. Die meisten römischen Häuser sehen von aussen ja ziemlich ähnlich aus."


    Auf seine Äusserung hin gab Serrana dem Sklaven ein Zeichen, Sedulus einen Kelch mit Wasser zu geben und schüttelte dann erneut den Kopf.


    "Unsinn, das macht doch keine Umstände. Schließlich bist du ja auch durch die halbe Stadt gelaufen, um mir die Schriftrollen vorbei zu bringen. Und ausserdem..." an dieser Stelle begann sie zu lächeln, "musst du dich ja auch noch für den Besuch unserer riesigen Bibliothek stärken."

  • Auch wenn das Haus jetzt nicht so riesig war, als dass man sich verlaufen könnte, schaffte Axilla es irgendwie immer wieder. Seltsam, als sie nachts hier durchgeschlichen war, hatte sie keine Probleme mit der Orientierung gehabt, und jetzt bei Tageslicht war sie irgendwie falsch abgebogen. Eigentlich wollte sie doch nur in die Küche und eine Kleinigkeit stibitzen, wo sie gerade mal Hunger hatte. Sie hatte irgendwie gerade furchtbare Lust auf etwas Süßes, nachdem sie nun eigentlich 4 Wochen so gut wie gar nichts gegessen hatte. Ungewöhnlich eigentlich, wo sich ihr Magen noch nicht ganz erholt hatte, aber naja. Was tat Frau nicht alles für ein Stück Scho... halt, nein, Honiggebäck.
    Als sie dann am Atrium vorbeiging, war ihr, als würde sie Stimmen hören. Nicht, dass das ungewöhnlich war, immerhin lebten hier ja auch einige Menschen. Aber es klang irgendwie... anders. Eine der Stimmen gehörte Serrana, und die hatte so einen zaghaften Unterton, der Axilla irgendwie aufhorchen ließ. Was es nun genau war, mochte sie selbst wohl nichtmal zu sagen. Axilla war ja noch nie gut darin gewesen, den Dingen angemessene Worte zu verleihen. Aber irgendwas daran machte sie neugierig, und so ging sie leise doch um die Ecke, um nachzuschauen. Sie sah Serrana mit einem Mann reden, den sie nicht kannte. Dass das derjenige welche war, von dem sie im Bad gesprochen hatten, konnte sie nicht wissen, und so blieb sie einfach im Eingang zum Atrium leise stehen und schaute einen Moment hinüber, ohne irgendwas zu sagen. Sie wollte schließlich nicht stören. Und sie wusste auch gar nicht, ob sie passend angezogen war. Auch wenn Serrana ihr ihre Kleidung angeboten hatte, hatte sie aus Gewohnheit doch wieder eines ihrer grünen Kleider aus Alexandria angezogen aus dem dünnen Stoff und dem etwas anderen Schnitt, der in Alexandria niemandem mehr auffiel, weil alle ihn trugen, aber hier in Rom doch anders war. Nicht, dass sie die Cousine noch irgendwie blamierte. Axilla hatte ein Talent für sowas.

  • Sedulus grinste als Serrana ihm beichtete das sie quasi Probleme habe sich entscheiden zu können so meinte er dann.


    Jetzt wo ich das weiß, werde ich wenn ich dir wieder eine Schriftrolle vorbeibringe nur eine mitnehmen. Dann hast es dann doch nicht so schwer dich zu entscheiden.


    Ob dies im Senat Anklang finden würde? Überlegte er es sich kurz.


    Ja, da hast du recht. Es ist eben doch ein imenser Unterschied zwischen Dorf und Stadt.


    Stimmte Sedi Serrana nickend zu. Dann schüttelte er kurz den Kopf. Wie kam sie denn jetzt nur auf Laevina zu sprechen?


    Ach naja, ihr geht soweit wieder gut. Es war dann doch nicht ganz so schlimm. Du hättest sie auch gerne besuchen kommen können.


    Lächelte er sie unschuldig an. So hätte sie sich vielleicht schon früher wiedergesehen.


    Keine Angst, er bekommt auch keine Strafe. Das heißt doch, er muß den Garten säubern. Das macht normal ein anderer Sklave weißt du. Da hast du allerdings recht. Es gibt kaum Unterschiede.


    War schon irgendwie komisch...
    Dann mußte Sedulus doch einmal herzlich lachen als Serrana auf die Größe ihrer Bibliothek zu sprechen kam. Er kannte sie zwar noch nicht, aber laut seinem letzten Gespräch mit Serrana konnte sie ja nun doch nicht so groß sein.


    Also dann mache ich das doch mal. Auf was trinken wir?


    Wollte er eben noch wissen als ihm ein Schatten auffiel. Er sah in die Richtung und erblickte eine weitere junge Frau.

  • Als Sedulus grinste, konnte Serrana auch nicht mehr ernst bleiben und musste lachen.


    "Ja, das ist eine gute Idee, dann sollten wir das in Zukunft so machen." antwortete sie und wunderte sich selbst, wie leicht ihr heute die Worte über die Lippen kamen. Vielleicht machte sie aber auch nur die Aussicht auf einen weiteren Besuch von Sedulus mutiger als sonst.


    Mit dem Gedanken, Laevina auf ihrem Krankenbett zu besuchen, hatte Serrana durchaus schon gespielt, aber irgendwie war sie sicher, dass ein solches Zusammentreffen eher unangenehm geworden wäre.


    "Ich wollte eigentlich auch vorbeikommen." sagte sie daher entschuldigend. "Aber so wie ich meine Großmutter kenne, hätte die mich ohnehin gleich wieder rausgeworfen. Sie ist leider ganz furchtbar nachtragend."


    Für einem Moment überlegte Serrana, ob Sedulus den Grund für Laevinas Verärgerung eigentlich kannte. Da es ihr aber doch zu peinlich war, über ihren unangenehmen Fast-Verlobten aus der alten Heimat zu sprechen, beschloss sie das Thema für's erste auszuklammern. Schließlich war Sedulus ja selbst Pater Familias und hatte vielleicht gar kein Verständnis dafür, dass sie seinerzeit vor einer Verheiratung geflüchtet war.
    Mit Erleichterung hörte sie dann, dass den armen, desorientierten Sklaven nur eine leichte Strafe erwartete und nickte bekräftigend, als Sedulus die bevorstehende Gartenarbeit ankündigte.


    Und auf was sollten sie jetzt trinken? Serrana überlegte einen Augenblick lang, dann erhellte sich ihr Gesicht.


    "Wie wäre es denn mit Livius und Sallustius? Immerhin haben dich die beiden ehrenwerten Herrn ja hergeführt." sagte sie mit einem Lächeln und sah Sedulus abwartend an. Als er plötzlich in eine andere Richtung schaute, folgte sie seinem Blick und erkannte Axilla, die im Eingang zum Atrium stand. Erfreut stand sie von ihrem Sessel auf und winkte ihre Cousine zu sich heran.


    "Darf ich dir meine Cousine, Iunia Axilla vorstellen? Sie ist erst vor wenigen Tagen aus Alexandria eingetroffen. Axilla, dies ist Senator Germanicus Sedulus." sagte sie nacheinander an beide gewandt und lächelte. Ob Axilla sich wohl denken konnte, um wen es sich bei dem Besucher handelte? Immerhin wurde sie zur Abwechslung einmal nicht rot, das war doch schon ein ziemlicher Fortschritt...

  • Offensichtlich war sie bemerkt worden, denn erst schaute der Fremde zu ihr herüber, und dann auch Serrana. Irgendwie fühlte sich Axilla wie ein Eindringling und kratzte sich erstmal etwas verlegen am Arm und blieb stehen. Erst, als Serrana aufstand und sie herwinkte und dabei so fröhlich und ausgelassen wirkte – ganz anders noch als bei dem gemeinschaftlichen Bad, wo sie sich gar nicht richtig getraut hatte, etwas zu erzählen – bewegte sie sich aus den Schatten und trat ins Atrium, um den Besuch zu begrüßen.
    Sie blickte ihm Lächelnd entgegen, aber viel mehr als “Salve“ fiel ihr auf die Schnelle nicht ein.
    Fragend schaute sie zu Serrana, dann wieder zu dem Besucher, dann wieder zur Cousine, und wieder zurück. War er das? War er das nicht? Serrana hatte gar nicht erzählt, dass er Senator war, wenn er es denn war. Überhaupt war das der erste Senator, den Axilla traf, durften die doch nicht nach Alexandria einreisen – und überhaupt war das für Axilla schon etwa so, als würde sie den Imperator höchstselbst treffen. Sie hatte doch keine Ahnung, wie man Senatoren so richtig begrüßte! Bestimmt hielt der hier sie jetzt für ein Landei.
    “Freut mich, dich kennen zu lernen, Senator Germanicus“, erinnerte sie sich schließlich doch noch an ein paar Umgangsformen und tauschte wieder einen neugierigen Blick mit Serrana. Ja? Nein? Vielleicht? Bitte ankreuzen. Axilla war sich unschlüssig, aber andererseits, was sonst wollte ein Senator hier?

  • Gut, dann machen wir das in Zukunft so.


    Bestätigte Sedulus`lächelnd. Und er mußte schon nicht so schwer tragen. :D
    Dann wurde er auch gleich wieder ernst.


    Wahrscheinlich hast du sogar recht. Am Ende hätte sie dich wohl noch angeblafft was du überhaupt hier willst.


    Und da ja Sedulus inzwischen einiges wußte, konnte er auch halbwegs gut mitreden was Serrana vielleicht ein klein wenig verwundern würde. Und selbst für Sedulus`Geschmak, konnte die Alte nervig und auch anstrengend sein. Wo er selbst doch eher die Ruhe bevorzugte. Gut er konnte sich auch recht gut fetzen doch konnte er auch recht gut ohne auskommen.


    Also dann trinken wir auf die Beiden. Livius und Sallustius.


    Dabei lächelte er Serrana an und hob seinen Kelch doch zum trinken kam er nicht da da sie ihm ihre Cousine vorstellte welche sich nun zu den Beiden gesellt hatte.
    Sedi nickte ihr zu und lächelte.


    Salve Iunia Axilla, es freut mich auch dich kennen zu lernen. Ach, aus Alexandria kommst du? Was ein Zufall, ich habe dort eine Schwester vielleicht kennst du sie ja. Sagt dir vielleicht der Name Germanica Aelia etwas?

  • Irgendwie schien die Welt um Axilla herum plötzlich zu schrumpfen, sich zusammenzuziehen zu so einem winzigen Punkt, so dass sie nicht mehr wirklich ausweichen konnte, und die Wände dieses engen Raumes war die klitzekleine kosmisch gewaltige Tatsache, dass der Senator hier der Bruder von einer frau war, die Axilla hasste. Und alles nur, weil eine inzwischen längst verstorbene Cousine zigsten Grades mal deren Mann angebaggert hatte – oder er sie, oder beide sich gegenseitig. Sie war ja nicht dabei gewesen, um da irgendwas beschwören zu können, das war nur das, was sie rausgefunden hatte über das schwierige Verhältnis.
    “Ähm, ja, Alexandria. In Ägypten.“ Welch rhetorische Meisterleistung, Axilla, Nikolaos wäre ja sooo stolz auf dich... “Ähm, und ich hab sie nur einmal flüchtig kennengelernt. Die Frau des Eparchos... äh, ich meine, des Praefectus Aegyti, nicht?“
    Axilla versuchte ein unschuldiges Lächeln, das verbergen sollte, dass sie drohte, vor Verlegenheit rot zu werden. Wo war nur der Krater, der sich unter einem auftat, so dass man im Boden versank, wenn man ihn gerade brauchte?
    “Ist schon interessant, wie man selber die griechischen Begrifflichkeiten benutzt, wenn man viel mit ihnen zu tun hat, nicht?
    Und du... ähm, bringst meiner Cousine Bücher vorbei?“
    versuchte sie schnell abzulenken und nahm das erstbeste, was ihr in den Blick sprang, dafür zum Anlass.

  • Die Aussicht auf regelmäßige Bücherlieferungen und vor allem den dazugehörigen Boten freute Serrana schon sehr und sie lächelte still vor sich hin. Aber dann wurde ihre Aufmerksamkeit doch auf ihre Cousine gelenkt.
    Aus irgendeinem Grund wirkte Axilla heute gar nicht so offen und fröhlich wie sonst sondern eher ein wenig verlegen. Ob das vielleicht daran lag, dass Serrana ihren Besucher als Senator vorgestellt hatte? Es war ja immerhin möglich, dass ihre Cousine noch nicht allzu viele persönlich kennengelernt hatte, und Serrana erinnerte sich noch allzu gut daran, wie sie am Tag ihrer Ankunft in Rom den Praetor Livianus vor der Tür getroffen und vor lauter Verlegenheit kaum einen Ton herausgebracht hatte. Vielleicht konnte sie ja irgendetwas tun, um Axilla ein wenig weiterzuhelfen...


    Sedulus' nächste Frage stellte sich da als gute Hilfestellung heraus.


    "Oh, ich wusste ja gar nicht, dass du eine Schwester hast. Lebt sie schon lange in Ägypten?"


    Überhaupt wurde ihr gerade bewusst, dass sie im Grunde so gut wie nichts über die Germanicer wusste. Ihre Großmutter hatte sich da aus welchen Gründen auch immer ziemlich bedeckt gehalten.


    Und Axillas Hinweis auf die Bücher bot wiederum eine sehr willkommene Möglichkeit, um unauffällig eine Brücke zu ihrem Gespräch im Balneum zu bauen...


    "Ja, der Senator ist so nett, mir ein paar Schriften aus der Bibliotheca der Casa Germanica auszuleihen. Vielleicht magst du sie ja auch mal lesen."

  • Das Verhalten Axillias fand Sedulus schon ein klein wenig merwürdig, dachte sich aber weiter nichts dabei. Vielleicht war sie ja Fremden gegenüber immer erst ein wenig seltsam.
    Die Frage ob Aelia die Frau des PA war, bestätigte Sedulus mit einem Nicken.


    Genau, Germanicus Corvus. Er ist ein Vetter meines Vaters und wenn man so will auch mein Schwager. Ich habe sogar zwei Schwestern. Germanica Aelia und Germanica Adria. Sie sind allerdings Adoptivschwestern und mit Aelia hatte ich bisher kaum Kontakt. Als ich nach Rom kam, waren sie quasi gerade dabei nach Aelexandria aufzubrechen. Es sind schon einige Jahre ja. Aber wieviele es sind, das wissen nur die Götter.


    Was auch gut so war, denn sie hatten sich in der kurzen Zeit nicht wirklich gut verstanden.


    Genau das mache ich.


    Bestätigte Sedulus auf`s Neue.

  • Ah, wenn er wenig Kontakt mit seiner Schwester hatte, dann wusste er vielleicht gar nichts von der ganzen Sache! Das war ja fantastisch! Naja, eigentlich war es traurig, immerhin war sie ja seine Schwester. Axilla hatte ja keine Geschwister, hatte sich aber immer welche gewünscht und sich vorgestellt, wie es wohl wäre, wenn sie doch einen Bruder gehabt hätte. Und dann keinen Kontakt zu haben stellte sie sich merkwürdig vor, wobei sie ja wirklich nicht mitreden konnte. Und in diesem speziellen Fall war das für sie doch sehr gut, so dass sie sich erlaubte, sich darüber zu freuen. Fast sofort lockerte sie etwas auf, stand nichtmehr so in Selbstschutzhaltung und schaute sich neugierig nach den Büchern um.
    “Was sind es denn für Rollen?“ fragte sie also neugierig und ging beschwingt an den beiden vorbei, um sich die Rollen genauer anzuschauen. “Sallust... und.... Livius. Ich wusste ja noch gar nicht, dass du dich für Kriege interessierst, Serrana“, plapperte Axilla einfach leicht dahin. Sie kannte die Bücher – was sie allerdings nicht abhalten würde, sie nochmal zu lesen. Ihr Vater hatte keine vollständige Sammlung der Schriften besessen, sondern nur einige, so dass die Chance groß war, dass sie diese hier noch gar nicht kannte.
    “Wenn ich darf, und du sie gelesen hast, würde ich sie mir gerne leihen. Die sind zwar beide etwas ernst, aber die übertreiben nicht so maßlos. Welche Werke sind es denn genau? Mein Vater hatte von Sallust ein paar Schriften über den Krieg mit Jughurtha. Die fand ich recht schwierig, aber doch sehr einleuchtend geschrieben.“


    Erst jetzt schaute Axilla wieder von den Büchern zu dem Senator und ihrer Cousine, und merkte, dass sie gerade beinahe schon gefachsimpelt hatte. Kurz staunte sie über sich selbst, war ihr doch tatsächlich ein fachlicher und inhaltlich logischer Kommentar herausgerutscht und nicht nur übliches Blabla. Und im nächsten Moment lächelte sie wieder verlegen, waren solche Bücher ja meistens doch eher etwas für Männer der Politik – zum Beispiel Senatoren, wie sie gerade wieder feststellte, dass einer vor ihr stand – und weniger für junge Mädchen aus nirgendwo, die wegen ihren nicht vorhandenen Kochkünsten Küchenverbot erhalten hatten.
    “Äh, ich meine, sofern ich das überhaupt beurteilen kann.“

  • Axilla interessierte sich also auch für Geschichte? Das hatte Serrana noch gar nicht gewusst aber es freute sie sehr. Jemanden in der Nähe zu haben, mit dem man sich über all das austauschen konnte was man gerade gelesen hatte, hatte doch einen sehr großen Reiz.


    "Nun, die Rolle von Sallustius handelt von der Verschwörung des Catilina, und die von Livius beschäftigt sich mit dem zweiten Punischen Krieg." klärte sie ihre Cousine auf.


    "In unserer Bibiotheca hier haben wir von beiden Autoren ein paar Schriften, aber diese beiden sind leider nicht dabei. Und mein Großvater hatte sie leider auch nicht, daher hatte ich bislang nie die Gelegenheit." An dieser Stelle warf Serrana Sedulus einen dankbaren Blick zu, denn dank seiner Hilfe würde sie die besagten Schriften jetzt doch endlich lesen können.


    "Und ich interessiere mich nicht unbedingt für Kriege, sondern für Geschichte im Allgemeinen. Am spannendsten fand ich da immer schon die Zeit der Republik, und damals waren Kriege ja leider an der Tagesordnung. Ich könnte jetzt auch nicht wirklich begründen, warum ich gerade diese beiden Historiker so gern lese, ich kann sie einfach gut lesen." fügte sie dann erklärend hinzu und strich wieder liebevoll über die auf dem Tisch liegenden Schriftollen.

  • Die Kriege der Republik sind wirklich ein interresantes Thema und eines meiner Liebsten.


    Schaltete sich Sedulus nun wieder ein.


    Auch wenn die Republik an sich schon recht interressant ist. Man denke nur an die ganzen Verschwörungen und die diversen Pakte welche geschlossen wurden nur um einen ich sage jetzt mal Gegner auszuschalten. Aber es war eben auch eine recht gefährliche Zeit. Wie schnell hatte man ein Gladius im Rücken wenn man auf der falschen Seite stand. Außerdem wenn man zu viel wollte, das beste Bespiel ist doch Iulius Caesar. Ein Mann der viel los hatte aber zuviel wollte. Eigentlich dumm, das er ein solches Ende nehmen mußte. Aber er hatte es ja quasi geradezu herausgefordert...

  • Puh, offenbar war es nicht schlimm, wenn sie sich für sowas interessierte. Keine entrüsteten Blicke, keine ermahnend erhobene Stimme, nichtmal ein kleines Zucken. Offenbar war es in Ordnung. Naja, sie sollte nicht damit übertreiben, aber reines Interesse schien wohl noch innerhalb der Grenzen gesellschaftlicher Akzeptanz zu liegen.
    “Naja, als Iunier ist es ja fast schon Pflicht, die Republik interessant zu finden. Ich glaube, Lucius Iunius Brutus hat uns da doch sehr geprägt“, versuchte Axilla einen klugen Kommentar zu Serrana zu machen, wurde dann aber vollkommen von Sedulus überrumpelt, als der auf Iulius Caesar zu sprechen kam.
    “Ähm, meinst du?“ fragte sie etwas unsicher. Immerhin war besagter Mann ebenfalls von einem Iunius Brutus umgebracht worden, wenngleich auch ein paar hundert Jahre später. Das war nicht unbedingt etwas, was man gerne als Aushängeschild für eine Gens präsentierte. “Ich meine, Marcus Iunius Brutus hatte sicher seine Gründe...“ Axilla hatte natürlich eine Meinung dazu, aber sie traute sich nicht, die zu sagen. Zum Glück, denn gerade, als sie anfangen wollte, fiel ihr ein, dass sie die auch besser für sich behalten sollte! Nicht, dass ihr am Ende noch unterstellt wurde, sie hätte was gegen den Kaiser, denn sie mochte den Kaiser! Naja, sofern man das von jemandem sagen konnte, den man nicht kannte.
    “Ähm, ich meine, also...“ Ja, was eigentlich? Sie wollte nichts schlechtes über ihre Vorfahren sagen, aber sie konnte auch nichts Gutes sagen, ohne dass der Eindruck entstand, sie würde das unterstützen, was er getan hatte. “... so rein philosophisch gesehen... also...“ Hatte sie gerade philosophisch gesagt? Ja, hatte sie. Verdammt. “...und politisch...“ Ja, noch besser, erzähl einem Senator was über Politik. Vor allem über den Gebrauch von Mord dabei. Axilla merkte, wie sie langsam drohte, rot zu werden, weil sie fühlte, wie sie nur immer tiefer hineingeriet, anstatt weiter heraus. Sie hatte doch keine Ahnung, wie sie sich richtig verhalten sollte! Das war ja in Alexandria schon schwierig, wo sie die Leute kannte, aber hier hatte sie doch überhaupt gar keine Ahnung, wie der gute Senator denn so war und wie ehrlich sie reden durfte, ohne im Boden versinken zu müssen.
    “Hast du noch genug zu trinken?“ fragte sie dann plötzlich, in der Hoffnung, von ihrer Antwort so abzulenken, auch wenn dieser Versuch wohl total durchschaubar war. Aber es war zumindest ein Strohhalm, an den sie sich klammern konnte.

  • Serrana nickte zustimmend, als Sedulus erzählte, warum die lang vergangene Epoche der römischen Republik so interessant für ihn war. Auch sie selbst hatten die ständigen Machtkämpfe, Intrigen und Koalitionen dieser Zeit schon immer fasziniert , und irgendwie schien sie auch die vielschichtigeren und interessanteren Persönlichkeiten hervorgebracht zu haben, wobei Caius Iulius Caesar sicherlich keine Ausnahme machte.


    Bei der Erwähnung dieses Namens musste natürlich auch sie ebenso wie ihre Cousine automatisch an ihren eigenen Urahn Marcus Iunius Brutus denken. Serrana schämte sich dieses Vorfahren in keinster Weise, denn auch wenn man über Brutus' Methoden sicherlich streiten konnte, so waren seine Motive aus Sicht der damaligen Zeit doch durchaus ehrenhaft und nachvollziehbar gewesen. Und wer wusste schon, welches Bild heutzutage von ihm gezeichnet würde, wenn er und seine Anhänger sich seinerzeit gegen Antonius und Octavian hätten durchsetzen können...


    Axilla schien über ihre eigenen Bemerkungen ein wenig erschrocken zu sein und sprach immer stockender, und Serrana, die das verzweifelte und verlegene Ringen nach Worten aus eigener Erfahrung nur zu gut kannte, fühlte sofort eine Welle der Sympathie für ihre Cousine.


    "Ja, genauso sehe ich das auch." stimmte sie dieser daher zu und lächelte Sedulus dabei an, da sie sich ziemlich sicher war, dass dieser Axillas Bemerkung nicht missverstehen würde. Bei der Frage, ob er noch genug zu trinken habe, schaute auch Serrana automatisch auf den Becher in seiner Hand.


    "Möchtest du vielleicht noch etwas anderes probieren? Und falls du Hunger haben solltest, kann ich gern etwas aus der Küche kommen lassen."

  • Bei den Worten Axillas wurde Sedulus mit einemal klar auf welchen Ahn Serrena auf dem Fest engespielt hatte und grinste sie dabei an.


    Sicher, alle hatten irgendwie ihre Gründe nehm ich an. Sonst hätten sie sich ja nicht zu einer solchen Tat hinreißen lassen. Welche es nun im allgemeinen war, ob aus Neid, Angst um ihr Leben oder aus das die Republik den Bach hinunter ging werden wir wohl nie erfahren.


    Antwortete Sedulus gelassen und leicht grinsend als sich Serranas Cousine immer mehr verhaspelte was er ja goldig fand.
    Dann wandte er sich an Serrana.


    Jetzt weiß ich auch auf welchen Ahn du auf den Fontis angespielt hattest. Hätte mir eigentlich gleich einleuchten müssen.


    Dabei zuckte lässig mit den Schultern und grinste erneut.
    Da die beiden Mädels auf seinen Becher starrten mußte nun auch Sedulus hineinsehen aber er hatte noch genug.


    Nein danke ich habe noch zu Trinken. Und Hunger, nein den habe ich auch nicht. Ich sagte doch, nur keine Umstände.


    Lächelte er die beiden Mädels an bevor er an Serrana gewandt fortfuhr.


    Aber wolltest du mir nicht eure Bibliothek zeigen? Ich bin doch jetzt schon ein klein wenig neugierig wie sie denn ausschaut.

  • Der Drang, spontan zu Luft zu verpuffen, verblasste ein wenig, als der Senator wohl keineswegs beleidigt reagierte. Auch, wenn er nicht gänzlich verschwand. Axilla fühlte sich hier einfach noch nicht sicher genug, um zu wissen, wie sie sich verhalten sollte und wie sie sich verhalten durfte. In Alexandria war das einfacher, da kannte sie die meisten Leute und konnte ihre Reaktionen einschätzen. Aber Sedulus war nunmal der erste Senator, den sie in ihrem Leben traf, und Axilla hatte nicht den blassesten Schimmer, wie man sich da zu benehmen hatte und was noch als charmant durchging, und was hingegen schlichtweg als unpassend und dämlich galt. Aber offenbar war noch alles im Rahmen.


    Innerlich seufzte Axilla erleichtert auf, auch wenn sie es gerade so eben schaffte, das nicht auch offensichtlich zu machen, und war froh, dass das Thema scheinbar erstmal vom Tisch war. Sie könnte ja darüber diskutieren, sie hatte auch einige Ideen dazu und Ansichten, und sie war ja auch belesen. Das einzige Problem war nur, dass sie sich eben nicht traute, etwas zu sagen. Vor allem nicht, wenn es so war, wie sie es vermutete, und Sedulus derjenige welche war, in den Serrana verliebt war. Da wollte sie ihrer Cousine nichts kaputt machen durch einen peinlichen Auftritt. Der würde schon noch früh genug kommen.
    “Wir haben eine Bibliothek?“ fragte sie etwas verwundert. Sie hatte das Haus zwar noch nicht ganz durchforstet, aber ein Raum mit mehreren Schriften wäre ihr wohl doch aufgefallen. Sie war versucht, sich den beiden einfach anzuschließen, einfach um zu sehen, was es dort alles gab, als ihr Blick Serrana traf und sie sowas wie ein schlechtes Gewissen bekam. Sie war hier einfach hereingeplatzt in die traute Zweisamkeit und war drauf und dran, die Cousine zu blamieren. Und Axilla wusste, wie kostbar die Momente waren, die man einen geliebten Menschen nur für sich hatte, selbst wenn man sich über die eigenen Gefühle nicht ganz sicher war.
    “Ähm, ich wollte noch in die Stadt gehen, mal ein wenig die Märkte erkunden und schauen, was es hier so gibt im Vergleich zum Xenai Agorai. Du musst mir dann unbedingt die Bibliothek heute abend nach der Cena mal zeigen, Serrana. Aber jetzt wollt ich los, solange das Wetter noch hält.“
    Gut, es war eine Ausrede, aber sie könnte ja wirklich sich mal auf den Märkten umsehen. Einfach mal schauen, was es hier so gab, ein wenig die Stadt erkunden... ja, das würde ihr schon gefallen.

  • Nachdem Sedulus in seiner Äusserung über den berühmt berüchtigten Urahn der beiden Mädchen jegliche Wertung vermieden hatte, schien sich Axilla allmählich wieder zu entspannen und Serrana zwinkerte ihrer Cousine aufmunternd zu.


    Als er dann ihr Angebot weiterer Getränke oder auch einer kleinen Mahlzeit ablehnte, befürchtete sie für einen kleinen Moment, Sedulus wollte schon wieder aufbrechen und war ein wenig enttäuscht. Bei seiner Frage nach der Bibliothek erhellte sich Serranas Gesicht jedoch gleich wieder, auch wenn sie die anschließende Bemerkung von Axilla ein wenig in Verlegenheit brachte.


    "Ähm ja, das mache ich natürlich sehr gern." antwortete sie zuerst Sedulus, bevor sie sich dann an ihre Cousine wandte.


    "Nun ja, der Raum liegt ein wenig versteckt und ist auch nicht besonders groß, aber unsere Familie hat dort tatsächlich einige sehr interessante Schriften zusammengetragen"


    Auch Serrana wäre normalerweise gern mal wieder zu den Märkten gegangen, um sich dort ein wenig umzuschauen. Aber gerade heute schien ihr die Aussicht auf einen Aufenthalt in der kleinen aber gemütlichen Bibliothek wesentlich reizvolller zu sein.


    "Natürlich, das mache ich doch gern." lächelte daher sie ihre Cousine dankbar und mit einem erneuten kleinen Zwinkern an. Sie hatte Axilla bereits sehr gern, trotzdem freute sie sich, dass diese Sedulus und sie nun wieder allein ließ. "Und ich wünsche dir viel Spaß in der Stadt, ich bin schon gespannt, was du mir heute abend alles erzählen wirst."


    Dann wandte sich Serrana wieder ihrem Besucher zu und wies einladend auf den Ausgang des Atriums. "Wenn du magst, können wir gleich zur Bibliothek hinübergehen, ich zeig dir den Weg."

  • Sedulus erhob sich von seinem Platz und stellte seinen Kelch ab. Dann verabschiedete er sich mit einem Lächeln von Axilla.


    Iunia Axilla, es hat mich sehr gefreut dich kennen zu lernen. Ich hoffe du verbringst eine schöne Zeit auf dem Mercatus. Aber sei vorischtig wenn du etwas kaufen möchtest. Die Händler neigen immer häufiger dazu die Leute über`s Ohr zu hauen.


    Riet er ihr noch bevor er dann Serrana wie ein Schatten in die Bibliothek folgte um diese in Augenschein zu nehmen.

  • Nachdem Araros sie hereingelassen hatte, war Axilla noch vollkommen aufgedreht. So ganz langsam verblasste alles negative an der Begegnung von eben, und nur dieses beständige Hochgefühl blieb zurück. Als hätte jemand einen ganzen Schwarm von Schmetterlingen in ihre Brust eingesperrt, die nun fröhlich flatternd einen Hauch von Frühling in die Kälte zauberten.
    Verträumt schloss Axilla die Augen und tanzte durchs Atrium. Ob sie jemand dabei sah oder nicht war ihr vollkommen gleich. Es war etwas wundervolles passiert. Etwas unbeschreiblich wundervolles, und sie musste einfach ein wenig tanzen. Sie summte sogar eine kleine Melodie dazu und lächelte wegen ihrem kindlichen Überschwang, aber... es war einfach wundervoll. Alles war einfach in einem Wort zusammengefasst wundervoll. Schließlich stieß Axilla leicht an eine Wand, und sie ließ sich einfach dagegen sinken, lehnte an der Wand und versuchte, noch ein wenig mehr dieses Gefühl zu halten.
    Es war wirklich passiert. Sie hatte nicht geglaubt, dass es noch einmal passieren würde. Sie war sogar der festen Überzeugung gewesen, dass sie nie, nie, NIE wieder für irgendwen so etwas empfinden konnte. Jedesmal, wenn sie es versucht hatte, hatte sie sich wie eine Verräterin an Silanus gefühlt, schuldig und schlecht, was dieses Gefühl vollkommen erstickt hatte. Aber jetzt, im Moment, fühlte sie sich nicht einmal schuldig, wenn sie direkt an Silanus dachte. Sie schloss die Augen, sah seine grauen Augen, diesen letzten Blick, den er ihr zugeworfen hatte, dieser kurze Abschied, bevor er ihr seinen Namen gesagt hatte. Axilla lachte leise und schüttelte über sich selbst den Kopf, aber nur einen Moment, ehe sie dieses warme Gefühl zurück hatte.
    Bei Venus, sie war verliebt. Und es war wundervoll, verliebt zu sein.

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