• Mit einiger Spannung hatte Serrana darauf gewartet, wie Axilla auf ihre Erklärung reagieren würde. Immerhin war es ja möglich, dass sie schockiert war, weil sie einfach die Gespräche anderer Leute belauscht hatte, oder ihre Cousine hielt sie schlichtweg für eine dumme Pute, die von nichts eine Ahnung hatte.
    Aber offenbar war dem nicht so, oder ihre Cousine ließ sich zumindest nichts von einer eventuellen Verstimmung anmerken. Nachdem die beiden Mädchen sich hingesetzt hatten, begann Axilla mit ihren Erklärungen und Serrana hörte ihr aufmerksam und mit leicht aufgerissenen Augen zu. Mit Schmerzen war es also verbunden, zumindest einmal, und wenn man Pech hatte auch häufiger? Serrana musste schlucken, das hörte sich ja alles andere als romantisch und auch wenig erstrebenswert an! Und was die Ehemänner von Großmutters Freundinnen betraf..."Mag sein, dass die so waren," sagte sie ein wenig zögerlich,"...eigentlich kann ich mir kaum vorstellen, dass die überhaupt so etwas gemacht haben, die waren alle so todlangweilig und auch schon ziemlich alt." Und wenn man den Gedanken mal weitersponn, dann bedeutete das ja, dass auch ihre Großeltern so miteinander....Nein, Serrana zog es vor, ihrer Phantasie an dieser Stelle einen Riegel vorzuschieben, denn diese Vorstellung war eindeutig zuviel für sie.


    Und was kam jetzt noch? Serrana hing weiterhin an den Lippen ihrer Cousine und nickte vehement, als diese sie zum Schwören und absolutem Stillschweigen aufforderte. "Ja, das schwöre ich dir." sagte sie leise und mit einer Mischung aus Widerwillen und Neugier. Serranas Bereitschaft sich vor der Ehe möglicherweise zu irgendetwas hinreissen zu lassen, war von den bei ihr ohnehin reichlich vorhandenen moralischen Skrupeln mal abgesehen, nach Axillas doch recht anschaulichen Beschreibungen mittlerweile gegen Null gesunken.

  • Axilla sah sich nochmal im Atrium um, ob auch wirklich niemand außer ihnen hier drinnen war. Aber nicht einmal ein Sklave stand irgendwo am Rand, alle waren wohl im Moment mit etwas anderem beschäftigt. Sie waren wirklich allein hier. Axilla beugte sich zu Serrana in verschwörerischer Geste vor und schaute nochmal verstohlen in den Raum rien, ehe sie zu reden begann.
    “Das erste Mal ist nicht so schön, weil alles noch so ungewohnt ist und du meistens nicht die Zeit hast, das alles zu begreifen und zu verstehen. Aber wenn sich der Mann Zeit nimmt und du dich ganz darauf einlässt und auch willst, ist es schön. Es kann sogar richtig schön werden, und mit ein bisschen Übung, oder wenn man gut zueinander passt... so von der Größe her und so, du verstehst...“ Axilla meinte wirklich nur die körperliche Ebene, denn sie hatte ja den Vergleich mit Archias, den sie nur als Freund gern hatte, aber sonst nichts weiter. Und dennoch war es... lieber nicht daran denken, nie wieder daran denken, auch wenn es schwer fiel. “...dann kann es ganz und gar wundervoll sein. Du musst es nur zulassen, dass du nicht darüber nachdenkst und nicht versuchst, es zu begreifen, sondern es einfach nur genießt und ihm vertraust. Und wenn er etwas tut, was dir gefällt, dass du es ihn wissen lässt, damit er mehr davon macht.“
    Axilla war sicher nicht verklemmt, aber wie sollte man das nur vernünftig beschreiben, womit konnte man das denn vergleichen? “Ähm, du hast doch sicher schonmal... also, dich selber berührt, oder? So zur Entspannung?“ Axilla war die Frage dann doch etwas peinlich. Nicht wegen der Frage an sich, sondern weil sie Serranas Reaktion fürchtete. Deshalb redete sie lieber schnell weiter, ehe sie auf eine Bestätigung wartete. “Wenn der Mann sich bemüht, und du ihn wirklich willst, und du dich ihm richtig übergibst und vertraust, dann gibt es da einen Punkt, der... so, wie wenn du... du weißt schon... nur hundertmal stärker, dass du denkst, dein ganzer Körper würde in hellem Licht erstrahlen. Also, er tut das nicht, aber es fühlt sich so an. Wie warmes Licht, das jeden schlechten Gedanken, den du jemals haben könntest, einfach wegwischt.“
    Axilla wusste jetzt nicht, ob Serrana auch nur halbwegs verstehen konnte, was sie meinte. Sie konnte es aber nicht besser erklären. “Das klappt aber nicht immer. Wenn du zu nervös oder aufgeregt bist, oder dir zu viele Gedanken im Kopf rumgehen, dann geht das nicht. Es ist zwar auch dann sehr schön, wenn der Mann Rücksicht auf dich nimmt und versteht, wenn du ihm mit Gesten irgendwas sagen willst. Es kommt eben darauf an, wie sehr er auf dich eingeht, und wie sehr du dich ihm hingeben kannst.“

  • Und wieder hörte Serrana mit aufgerissenen Augen zu, wenn auch diesmal aus anderen Gründen. Du liebe Güte, sprach Axilla jetzt überhaupt noch von der selben Sache? Der erste Teil ihrer Erklärungen war ja eher ein wenig abschreckend gewesen, aber dafür hörte sich die zweite Hälfte umso schöner an. So richtig vorstellen konnte Serrana sich all diese Dinge ja nicht, aber trotzdem gab sie sich Mühe, für spätere Zeiten möglichst viele von Axillas Tipps im Gedächtnis zu behalten. Als ihre Cousine sie vorsichtig fragte, ob sie sich schon einmal selbst berührt hatte, wurde Serrana schlagartig wieder knallrot, nickte dann aber kaum wahrnehmbar. Machten das etwa alle Frauen? Das wäre ja wunderbar, dann musste sie deswegen in Zukunft ja kein schlechtes Gewissen mehr haben.
    Und was dann noch kam, konnte Serrana sich kaum noch vorstellen. Was Axilla da erzählte, klang ja fast zu schön um wahr zu sein aber irgendwie auch kompliziert...


    "Oje",....sagte Serrana durchaus beeindruckt aber auch ein wenig verzagt. "Das hört sich irgendwie an, als könne man dabei unheimlich viel falsch machen..."

  • Dass ihre Cousine schon wieder versuchte, Erdbeeren Konkurrenz zu machen, sah Axilla schon. Sie selber fühlte auch ein wenig Röte auf ihren Wangen, aber bei weitem nicht so schlimm. Sie hatte zwar noch mit keiner Frau über sowas so richtig gesprochen, aber sie war in diesem Punkt einfach nicht wirklich schüchtern. Sie schämte sich nicht für das, was sie getan hatte, zumindest nicht so richtig.
    “Falsch machen? Nein, eigentlich nicht. Wirklich falsch machen kann man dabei nichts. Da mach dir keine Sorgen. Es ist nur manchmal eben schöner als andere Male, und es kommt eben sehr auf den Mann an. Er kann da schon mehr falsch machen“, meinte sie frech und entspannte sich merklich. Serrana schien es ihr nicht übel zu nehmen und hatte wohl auch keine neuerliche Entrüstung für sie.
    “Du musst halt nur erstmal rausfinden, was du überhaupt magst. Das kannst du ja noch gar nicht wissen, bevor du es nicht ausprobiert hast? Ich meine... woher denn? Aber Sorgen musst du dich eigentlich nicht. Schwer ist es eigentlich nicht. Höchstens etwas anstrengend, aber das merkt man nicht wirklich, bis es vorbei ist.“
    Kurz blinzelte Axilla, dann musste sie kichern. “Götter, ich rede daher wie eine alte Lehrmeisterin“, kicherte sie vor sich hin. Sie hätte nicht gedacht, dass sie einmal so darüber reden würde.

  • Irgendwie klang das alles für Serrana immer noch reichlich kompliziert, aber wenn Axilla ihr versicherte, dass sie im Grunde nicht viel falsch machen konnte, dann wollte sie ihr das gern glauben. Und den Göttern sei Dank musste sie sich ja auch noch nicht gleich morgen als große Kennerin auf diesem Gebiet präsentieren, sondern konnte alles in Ruhe auf sich zukommen lassen. "Anstrengend" klang auf jeden Fall nicht so schlimm und abschreckend für sie wie "schwer". Gegen Anstrengungen halfen schließlich Fleiß und Ausdauer, und von beidem besaß Serrana eine ganze Menge. Noch bevor Axilla die Bemerkung mit der "Lehrmeisterin" machte, war Serrana bereits beeindruckt gewesen, wie gut und anschaulich diese das alles nach nur einer einzigen eigenen Erfahrung auf diesem Gebiet erklären konnte.


    "Ja, das stimmt schon irgendwie, offenbar scheinst du ein Naturtalent zu sein." antwortete sie daher und fiel in das Gekicher ihrer Cousine mit ein. "Ich glaube, wenn sich das jemals in Rom rumsprechen sollte, dann könntest du dich vor Heiratsanträgen gar nicht mehr retten..."

  • Auch, wenn Serrana es im Scherz gemeint hatte, Axillas Lachen wurde doch etwas verlegener und grüblerischer. Sie war sich nicht sicher, ob sie ein Naturtalent in Sachen Sex sein wollte, und sie war sich ganz sicher, dass sie lieber wollte, dass die Männerwelt davon nichts wusste.
    “Naja, mir wäre ein anderes Talent eigentlich lieber...“, meinte sie gequält und fing nun ihrerseits an, an ihrem Kleid herumzuzupfen. “Und mir würde eigentlich schon ein vernünftiger Antrag reichen. Vorzugsweise von Vala.“ Auch wenn sie Rufus vor fast einem Jahr abgelehnt hatte mit der Begründung, die Duccier und die Iunier hätten nicht genug gemeinsame Interessen. Aber das war ohnehin vorgeschoben gewesen, weil sie in dem Jungen zwar einen Freund, aber eben keinen Mann sehen konnte. Nicht mal ansatzweise. Bei Vala war das etwas ganz anderes, auch wenn sie nichtmal zu hoffen wagte, dass er auch nur in diese Richtung dachte. Aber sofern er überhaupt irgendwie an sie denken würde, wäre sie schon glücklich.
    “Aber sag, wann wolltest du bei deiner Fruendin sein? Nicht, dass wir uns hier völlig festquatschen und sie dann sauer ist“, wechselte Axilla schnell das Thema.

  • Nein, Serrana hatte sich tatsächlich nichts schlimmes bei ihrer Bemerkung gedacht, aber sie spürte sofort, dass sie damit, wenn auch unbeabsichtlich, ziemlich daneben gegriffen hatte.


    "Oh, Axilla, verzeih mir bitte, ich wollte dich damit nicht kränken." sprach sie eilig auf die Cousine ein, in der Hoffnung ihren Fehler ein wenig wieder gut zu machen."Und du hast schon so viele gute Eigenschaften, welches Talent würdest du da noch haben wollen? Schau mal, du bist warmherzig und mitfühlend und unheimlich hilfsbereit. Und du kannst auch gut erklären, es muss ja nicht unbedingt immer mit diesem Thema zu tun haben..." All diese Dinge meinte Serrana vollkommen aufrichtig, jetzt konnte sie nur noch darauf hoffen, dass Axilla ihr auch Glauben schenkte. Und dann kam noch eine Bemerkung von Axilla, die Serrana bewies, dass ihre Cousine auch sehr schnell entschlossen war. "Also angenommen, dein Vala würde morgen hier hereinspazieren und dich um deine Hand bitten, würdest du ihn dann tatsächlich heiraten, obwohl du ihn erst einmal gesehen hast?"


    Als Axilla dann Calvena und ihren geplanten Besuch bei dieser ansprach, warf Serrana automatisch einen Blick auf das Paket mit dem Kleid, das vergessen am Rand des Atriumbeckens lag. "Das hatte ich für einen Moment lang völlig vergessen." gab sie dann ein wenig schuldbewusst zu. "Aber Calvena und ich haben keine bestimmte Zeit ausgemacht, deshalb ist es niciht so schlimm, wenn ich ein paar Minuten später komme.

  • Natürlich glaubte Axilla ihrer Cousine, dass sie das nicht böse gemeint hatte. Sie war ihr deswegen auch nicht böse, aber trotzdem blieb sie etwas grüblerischer. Und die Komplimente von Serrana konnte sie nicht so ganz annehmen. Sie kannte ihre Fehler dafür zu gut.
    “Ich habe vielleicht die Tugend der fides und bestimmt auch fortitudo, aber ich fürchte sapientia und modestia fehlen doch ein wenig. Aber es ist trotzdem lieb, dass du das sagst.“
    So mitfühlend fand Axilla sich selbst nicht, und ob sie warmherzig war, konnte sie nicht beurteilen. Wie immer, wenn jemand ihr ein Kompliment machte, fühlte sich Axilla an der schwelle zum Unwohlsein deswegen, auch wenn es schmeichelte. Aber sie fühlte sich einfach nicht wirklich liebenswert, vor allem nicht, wenn das eigentliche Gesprächsthema gerade ihre Laster gewesen waren, und sie jetzt gezwungen war, darüber nachzudenken.
    Egal, verschieben wir's auf morgen, dachte sie sich. Sie würde sich ja doch nur den Kopf darüber zerbrechen, und damit war das Thema auch eigentlich gegessen.


    Die andere Frage von Serrana war ohnehin viel interessanter. Würde sie Vala heiraten, wenn er jetzt herein käme und sie fragen würde? Sie stellte es sich vor, seine große Gestalt, dieser Blick, seine Bewegungen, die sie an einen Wolf erinnerten... die Schmetterlinge im Bauch meldeten sich wieder wild flatternd. Vor allem, als sie sich vorstellte, wie er näher zu ihr kam, und sie ansah... nein, sie sollte nicht in Tagträume verfallen. Zumindest nicht in diese Art, wo sie doch kein Ventil dafür hatte.
    “Er würde nicht herkommen und um mich anhalten, einfach so.“ Auch wenn Axilla es von sich wies, sie konnte gut mit anderen mitfühlen. Sie konnte intuitiv kleine Gesten deuten und durchschauen, was es ihr oft leicht machte, Stimmungen zu erkennen. Sie machte das weder bewusst, noch berechnend, aber meistens fühlte sie einfach richtig. Und bei Vala hatte sie das Gefühl, dass er ein Mann war. Ein richtiger Mann. Und der kam nicht nach einem einzigen Treffen wie ein verliebter Trottel daher und hielt im Überschwang um die Hand seiner Angebeteten an. Da war Axilla sich sicher. “Wenn er es täte, wäre er nicht der, in den ich mich so verliebt habe.“ Axilla richtete schüchtern den blick kurz nach unten. Es klang so kitschig, wenn sie es wirklich aussprach. So voller kindlicher Übereifer. Und dabei war sie doch schon im besten Heiratsalter und sollte über diese Schwärmereien hinweg sein. Aber sie fühlte es einfach. “Aber ich würde sonstwas dafür geben, wenn er mich bemerken würde. Und ich würde ihn nicht abweisen.“

  • Axilla wirkte nach wie vor ein wenig zerknirscht, und Serrana überlegte fieberhaft, was sie noch sagen oder tun konnte, um ihre Cousine wieder aufzuheitern. Noch vor wenigen Minuten war diese doch so überschäumend und glücklich gewesen, und ganz plötzlich war kaum noch etwas davon da...


    "Nun, fides und fortitudo sind doch schonmal eine hervorragende Ausgangsbasis." sagte Serrana im Brustton der Überzeugung und zwinkerte ihrer Cousine dann zu. "Für sapientia und modestia bist du ja auch noch ein wenig zu jung, mit denen kannst du immer noch glänzen, wenn du so alt bist wie meine Großmutter."


    Als Axilla dann ausschloss, dass sich Vala als eifriger Verehrer in der Casa Iunia einfinden würde, überlegte Serrana kurz und nickte dann. Ja, vermutlich hatte sie damit Recht. Sie selbst hatte ja nur sehr wenig Zeit dem jungen Germanen verbracht, aber dass der vor Selbstbewusstsein nur so gestrotzt hatte, war offensichtlich gewesen. Sie selbst hatte das seinerzeit ziemlich eingeschüchtert, aber die Wirkung auf Axilla war ganz offensichtlich vollkommen anderer Natur. Aber so beeindruckend dieser Duccius Vala vielleicht auch sein mochte, war es doch für Serrana überhaupt nicht einzusehen, dass ihre Cousine sich selbst plötzlich so klein machte.


    "Aber er hat dich doch schon längst bemerkt! Glaubst du denn, er hätte sich sonst die Mühe gemacht dich nach Hause zu bringen und dich dabei sogar noch zu tragen? Aus reiner Höflichkeit oder guter Erziehung hat er das ganz sicher nicht getan. Ich hab selbst gesehen, wie er in der Casa Decima ein Mitglied der Familie aus dessen Triclinium ausgesperrt hat. Da hätte er ganz sicher auch kein Problem damit, eine Frau ganz einfach stehen zu lassen, wenn sie ihn nicht interessiert."Und wieder einmal hatte Serrana sich ein wenig in Rage geredet und sah Axilla mit funkelnden Augen und vor Aufregung leuchtenden Wangen an.

  • Axilla konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie sie in vierzig Jahren sein würde. Oder auch in zwanzig. Oder auch nur in zwei. Ob sie dann wirklich ein wenig ruhiger und weiser sein würde, wagte sie aber zu bezweifeln. Dafür fühlte sie in sich viel zu aufgedreht und spontan, viel zu sehr dem Chaos verbunden. Nein, modestia war wohl auszuschließen, und sapientia eher unwahrscheinlich. Aber Serrana wollte sie wohl aufmuntern.
    Aber bei dem nächsten, was sie sagte, schaffte sie es dann doch, Axilla aus ihrer Grübelei zu reißen. “Glaubst du wirklich?“, fragte sie mit hoffnungsvoller Stimme noch einmal nach. Stimmt, er hätte sie auch einfach stehen lassen können. Axilla hatte ja sogar geglaubt, er würde sie an der Brücke stehen lassen, hatte ja sogar so getan, als würde das nichts ausmachen. Und trotzdem hatte er sie getragen – nagut, wie einen Sack Getreide, aber trotzdem. “Das wäre... wundervoll.“ Axilla ließ sich zurücksinken und überlegte. Konnte das wirklich sein? Das wäre so unendlich wundervoll. Allein der Gedanke ließ die Schmetterlinge in ihrem Bauch wilde Purzelbäume flattern. Voller Aufregung hibbelte sie etwas auf der Bank herum. “Hoffentlich weiß deine Freundin wirklich was. Jetzt muss uns nur noch was einfallen, wie ich zu ihm kommen könnte, ohne dass es zu auffällig ist.“ Und jegliche Grübelei über ihre Tugenden war wieder vollkommen vergessen und verdrängt von den Gedanken, was sie ihm denn sagen sollte, wenn sie Vala wiedersah.

  • Noch bis vor wenigen Minuten hätte Serrana Stein und Bein geschworen, dass ihre Cousine wesentlich selbstbewusster war als sie selbst mit ihrem eher ängstlichen und zurückhaltenden Naturell. Aber zumindest in diesem Moment schienen sich die Rollen irgendwie vertauscht zu haben, und Serrana entwickelte Axilla gegenüber einen regelrechten Beschützerinstinkt.


    "Aber natürlich glaube ich das!"antwortete sie im Brustton der Überzeugung, als wäre sie selbst mit Duccius Vala schon seit Jahren bekannt und daher in der Lage, jede seiner Reaktionen treffsicher vorauszusagen. "Und ich bin mir auch sicher, dass eure Geschichte noch nicht zu Ende ist, warte nur ab." Während Axilla neben ihr hin- und herrutschte, überlegte Serrana angestrengt, ob es nicht noch weitere Möglichkeiten gab, um ihrer Cousine in ihrem Vorhaben weiterzuhelfen. "Nun, entweder Calvena weiß selbst etwas, oder aber ihr Verlobter, nur dann wird es natürlich länger als bis heute Abend dauern, bis wir mehr wissen. Aber da fällt mir noch etwas anderes ein..." murmelte sie und beugte sich dann zu Axilla vor. "Er muss doch auch irgendwo wohnen, dein Vala....Ich weiß ja nicht, ob seine Familie besonders wohlhabend ist. Aber wenn ich es richtig mitbekommen habe, ist seine Gens ziemlich groß, da besitzt sie ja vielleicht auch eine eigene Casa in Rom, so wie wir. Wobei wir auch da natürlich irgendeinen Vorwand bräuchten...."

  • Stimmt, Vala musste irgendwo wohnen. Nur wo? Axilla hatte ihn nicht gefragt, irgendwie hatte sich dazu ja auch gar keine Gelegenheit ergeben. Und sie war sich auch nicht sicher, ob er es ihr gesagt hätte.
    “Ich kenne noch einen Duccier aus Mogontiacum, Duccius Rufus. Der war vor etwa einem Jahr zu Besuch in Ägypten, da hab ich ihn kennengelernt. Er hat mir erzählt, dass die Duccier ein Handelskonsortium mit begründet haben – oder so ähnlich. Auf jeden Fall, dass seine Familie viel Handel treibt. Wenn Vala mit denen verwandt ist“ Was ja nicht unbedingt der Fall sein musste. In späteren Jahrtausenden waren ja auch nicht alle Meiers oder alle Müllers miteinander verwandt. “...könnte ich ja vielleicht mal einen Brief schreiben oder so?“ Die Chance, sich nach dem Wohnhaus des Duccius durchzufragen, war wohl eher gering und würde gewiss ebenso lang brauchen wie ein Brief und dessen Antwort. Nichts desto trotz würde Axilla auch selber suchen, so oder so.
    Über einen Vorwand wollte sie noch nicht nachdenken. Wenn sie zuviel plante, vergaß sie die Hälfte sowieso wieder und bekam obendrein Kopfweh. Erstmal genügte es ihr, mehr über ihn herauszufinden, und vielleicht ergab sich ja was.
    “Aber ich will dich jetzt nicht noch länger aufhalten, sonst kommst du ja nie hier los“, meinte sie nach einer Weile des Grübelns, als sie bemerkte, dass Serrana ja immernoch neben ihr saß. Vor allem aber deshalb, weil je eher Serrana ihre Freundin fragte, umso schneller hatte sie vielleicht eine Antwort.

  • "Ja, das ist sicher keine schlechte Idee." antwortete Serrana auf Axillas Überlegung, Duccius Rufus einen Brief zu schreiben und nickte bekräftigend mit dem Kopf. "Schaden kann es auf keinen Fall, und auch wenn dein Bekannter dir nicht weiterhelfen können sollte, wird er sich doch sicher freuen etwas von dir zu hören. Und jetzt sollte ich wohl wirklich mal langsam aufbrechen, zu Fuß ist es ein ganz schönes Stück bis zur Casa Germanica..."


    Serrana erhob sich von der Bank, hob vorsichtig das Päckchen mit dem Kleid vom Atriumbeckenrand auf und ging dann noch einmal zu ihrer Cousine zurück. "Vielen Dank, dass du eben für mich da warst, als es mir nicht gut ging. Das hat mir wirklich sehr geholfen. Und natürlich auch für all die...ähm...Dinge, die du mir erklärt hast. Jetzt komme ich mir tatsächlich nicht mehr ganz so dumm vor." Sie drückte Axilla noch schnell einen Kuss auf die Wange und ging dann Richtung Ausgang, drehte sich kurz vorher jedoch noch einmal um und zwinkerte, bevor sie endgültig aufbrach. "Bis zur Cena heute abend bin ich sicher wieder zurück, dann erfährst du alles, was ich herausgefunden habe. Bis später."

  • “Ja, bis nachher, mit hoffentlich guten Nachrichten“, meinte Axilla noch, ehe ihre Cousine dann auch schon hinausverschwunden war. Sie blieb noch ein wenig im Atrium sitzen und überlegte. Sie vertraute Serrana, dass sie das gehörte für sich behalten würde, überhaupt war Axilla kein besonders misstrauischer Mensch. Aber ein bisschen seltsam fühlte es sich an, die Cousine loszuschicken, um Informationen über den Angebeteten einzuholen.
    Naja, aber wenn sie dadurch etwas herausfand, was sie verwerten konnte, war das doch schon etwas? Sie lehnte sich ein wenig zurück und schwelgte in Phantasien. Wenn sie einfach zu ihm ging und anklopfte? War auch nicht besser oder schlechter als andere Pläne. Was würde er wohl sagen? Wie würde er wohl schauen?
    Vermutlich würde er sie anschauen, als hätte sie nicht mehr alle Amphoren im Regal. Wahrscheinlich traf es das sogar ganz gut. Axilla schüttelte den Kopf und rappelte sich dann auf. Es galt, einen Brief zu schreiben. Und dann zu versuchen, sich nicht die Fingernägel zu ruinieren, während sie auf Serrana und ihre Neuigkeiten wartete. Nägelkauen tat sie selten, aber heute war so einer der Tage, wo sie darauf achten sollte, es nicht zu tun.

  • Serrana hatte wie so häufig in ihrer knapp bemessenen Freizeit über ihren Schriftrollen gesessen, um für ihre Ausbildung zu lernen, als Araros sie darüber informierte, dass ein junger Iunier namens Lucullus vor der Tür der Casa stand. Zwar konnte sie diesen Namen im Moment noch nicht zuordnen, aber das war ihr im Grunde auch egal, denn die Aussicht darauf ein weiteres Familienmitglied kennenlernen zu können, freute sie sehr. Schnell legte sie Wachstafel und Griffel zur Seite und eilte dann ins Atrium, um den Gast in Empfang zu nehmen, während Araros weitereilte, um ihre Cousine Axilla zu informieren.
    Im Atrium angekommen, blieb Serrana neben dem Wasserbecken stehen und wartete mit einer Mischung aus Ungeduld und Neugier auf ihren unbekannten Verwandten.

  • Axilla hatte gerade ebenfalls ein wenig gelesen, allerdings in ihrem Zimmer. Sogar etwas, was sie eigentlich gar nicht interessierte: Politik. Sie hatte nämlich einen Plan gefasst! Jawoll, einen Plan, richtig durchdacht mit allen Einzelheiten! Naja, zumindest bis zu dem Punkt, auf den es eigentlich ankam, aber immerhin war es ein Plan, und auch ein schlechter Plan ist besser als kein Plan, oder? Und sie brauchte etwas, um sich zu beschäftigen, warum also sich mal nicht ein wenig versuchen, in etwas zu bilden, wovon man keine Ahnung hatte?


    Die Nachricht von Serrana kam allerdings wie eine Erlösung, als der Skalve anklopfte und meinte, ein gewisser Iunius Lucullus wäre im Atrium mit Serrana. Wer war denn Lucullus? Axilla kannte zwar nur einen Bruchteil des Stammbaumes, aber der Name sagte ihr mal so rein gar ncihts. Sie legte also ihr 'Bildungswerk' beiseite und ging hinunter ins Atrium.
    “Salve, Serrana. Wir kriegen Besuch?“ fragte sie etwas verwirrt, weil sie eben den Besuch noch nicht sah.

  • Als sich die Türe wieder vor ihm öffnete stand der ältere Diener wieder vor Lucullus und sagte:


    Die Herrinnen erwarten dich, folge mir bitte ins Atrium.


    Hinter der Türe erstreckte sich ein kurzer Gang der in einem hell erleuchteten Atrium endete.
    Dem Diener folgend versuchte er möglichst wenig zu hinken, was angesichts des langen Tages auf den Füßen nicht gerade leicht war.


    Gespannt betrat er das Atrium in dessen Mitte sich wie bei den meisten Stadthäusern eine Zisterne befand, auf der linken Seite war eine größere Fläche die wahrscheinlich zum empfangen von Besuchern gedacht war, dort standen 2 junge römische Frauen.


    Etwas unsicher Trat er zu den Frauen, in Gedanken hoffend, dass sie nichts von dem Streit seines Vaters mit der Familie wussten verneigte er sich leicht.


    Guten Tag werte Damen, mein Name ist Aulus Iunius Lucullus, ich freue mich das ihr mich empfangt.

  • Sie wollte gerade ansetzen um Axilla zu antworten, als auch schon ein junger, dunkelhaariger Mann in Begleitung von Araros das Atrium betrat und dann auf sie und ihre Cousine zukam.
    Täuschte sie sich, oder zog er ein wenig den einen Fuß nach? Serrana ging dem jungen Mann nun ihrerseits ein paar Schritte entgegen und lächelte ihn dabei freundlich an.


    "Salve, Aulus Iunius Lucullus, willkommen in der Casa Iunia, Ich bin Iunia Serrana, und das..." mit diesen Worten deutete sie auf ihre Cousine, "ist Iunia Axilla." Ihr Blick glitt wieder hinunter zu seinem Bein. "Möchtest du dich vielleicht setzen? Es hat den Anschein, als hättest du dich verletzt." Serrana wies auf die Bank und machte Araros dann ein Zeichen, ihnen etwas zu trinken zu bringen.

  • Serrana machte grade den Mund auf, als auch schon besagter Besuch hereingebracht wurde. Axilla schaute ihn einmal von oben bis unten an, als suche sie etwas bestimmtes. Aber nein, sie erkannte den Fremden nicht, nichtmal über irgendwelche Ähnlichkeiten. Na gut, sie kannte ja auch nur einen kleinen Teil der Famlie, aber hier war es wohl wirklich so,d ass sie nicht nur einfach den Namen vergessen hatte, sondern Lucullus wirklich nicht kannte.
    “Salve“, setzte sie der Begrüßung ihrer Cousine hinterher. Dass er irgendwie humpelte hatte auch Axilla gesehen, war ja auch schwer zu übersehen gewesen. Hatte er eine Wunde am Bein? Vielleicht aber hatte er sich auch einfach nur etwas eingetreten, passierte ja häufiger. Oder – was für sie besonders schlimm wäre – er hatte irgendwelches Ungeziefer in seiner Hornhaut, das noch behandelt werden musste. Allein bei dem Gedanken daran juckte es sie schon überall.


    Eigentlich war Axilla ja kein misstrauischer Mensch. Aber sie war ein sehr neugieriger Mensch. Und weil sie diesen Verwandten so überhaupt gar nicht kannte, musste sie einfach fragen. “Und woher kommst du, Lucullus?“

  • Dankbar nahm er die Einladung sich zu setzen an.


    Ja mein Fuß ist verletzt, und ich habe die langen Wege in Rom unterschätzt und war zu lange auf den Beinen.


    Froh endlich zu sitzen und so freundlich empangen worden zu sein entspannte sich Lucullus etwas.


    Serrana und Axilla, dann seid ihr meine Großcousinen. Ich komme aus Cosentia, dort habe ich bei Großvater gelernt. Sein Name ist Lucius Iunius Festus.

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