• Serrana erwiderte kurz Sedulus' Lächeln und wandte sich dann wieder Sabina zu, um ihre und damit auch indirekt die Frage ihres Vaters zu beantworten.


    "Nun, wie gesagt gibt es hier im Haus keine Kinder und deshalb eigentlich auch kein Spielzeug, aber ich hab da etwas, was ich dir gern zeigen würde. Vielleicht gefällt es dir ja."


    Sie wandte sich zur Tür, wo sich Adula still und unauffällig postiert hatte und machte dieser ein Zeichen. "Adula, hol bitte die Tiere aus Nola aus meinem Cubiculum. Sie müssten noch auf meinem Bett liegen."


    Adula nickte und war kaum eine Minute später mit einem kleinen Leinensack zurück, den sie ihrer Herrin reichte. Serrana dankte ihr mit einem kurzen Kopfnicken und leerte das Säckchen dann vorsichtig über dem Tisch aus, so dass nach und nach eine Menge kleiner hölzerner und bunt bemalter Tiere herauspurzelten. "Die Tiere hat mein Vater für mich geschnitzt als ich ungefähr so alt war wie du." erklärte sie Sabina. "Hilfst du mir dabei sie alle hinzustellen? Dann können wir genau sehen, was es für Tiere sind." Eigentlich kannte Serrana jedes einzelne von diesen Tierchen mit allen Farben und Details auswendig, da sie das einzige waren, was ihr an persönlicher Erinnerung an ihren Vater geblieben war. Aber das war im Moment ja vollkommen unwichtig. Sie selbst hatte diese Tiere als Kind heiss und innig geliebt und ständig mit ihnen gespielt. Und vielleicht konnten sie Sabina ja zumindest ein wenig ablenken.

  • Auch wenn sie sich dagegen sträubte, Serrana war nett und sympathisch und gab sich alle Mühe sie zu beschäftigen und ihr eine Freude zu machen. Das schlechte Gewissen wuchs dafür aber. Sie wollte doch diese Frau nicht mögen. Sie war nicht ihre Mutter.
    Neugierde zeigte sich in ihren Augen, als die Iunia so etwas wie eine Überraschung ankündigte. Sie konnte diese kindliche Eigenart gar nicht verbergen. Mit großen Augen folgte sie Adulua, bis diese aus der Sicht verschwunden war und nur wenig später wieder kam. Der Blick Sabinas blieb an dem Leinensäckchen hängen und einen Augenblick später purzelten ein paar Schweine und Ferkel und Kühe und Pferde und ein Esel und eine Ente und sogar ein paar Hühner über den Tisch.


    „Hopala!“ machte sie, als eines der Ferkel floh und vom Tisch purzelte. Ehe jemand sich nach der Holzfigur bücken konnte, war Sabina schon aufgesprungen und suchte das Tier unter dem Tisch. Mit einem triumphierenden Grinsen brachte sie das flüchtige Tier dann wieder zurück und legte es zu den anderen Tieren.


    Mit flinken Fingern stellte sie die Tiere gemeinsam mit Serrana dann auf.
    „Die sind aber hübsch!“ sagte sie dann mit leiser Begeisterung in der Stimme.

  • Nun war auch Sedulus gespannt was die hünenhafte Sklavin aus Serranas Zimmer holen würde. Serrana sagte Tiere. Er wußte ja gar nicht, dass seine Verlobte irgendein Haustier hatte, zumindest hatte Serrana ihm gegenüber nie etwas von einem geschweige denn von mehreren erwähnt.
    Es dauerte nicht lange, da war Adula wieder vor Ort, allerdings ohne irgendein Tier. Dafür legte sie einen Beutel auf Tisch. Die Spannung wuchs. Was würde wohl für ein Tier in dem Säckchen drinnen sein? Eine Schlange wohl eher nicht oder gar eine große Spinne? Je mehr Tiere sich Sedulus vorstellte die in diesem Säckchen wohl hausen mochten, um so größer wurden seine Augen.
    Als es dann nur kleine hölzerne Figürchen waren, mußte er über sich selbst grinsen. Aber nicht nur darum, sondern auch da es Serrana geschafft hatte, wohl ein klein wenig das Eis zwischen Sabina und ihr zu brechen. Es freute ihn ungemein und nahm sich einen kleinen Hund und sah sich ihn genauer an.


    Da kann ich mich Sabina nur anschließen. Solche filigranen Arbeiten findet man nur selten. Die meisten Arbeiten sind einfach nur roh dahingeschnitz, ohne Liebe gemacht. Aber die hier, sind wirklich schön gearbeitet.


    Man konnte fast jedes Detail erkennen.


    Dein Vater verdient für diese Arbeiten höchstes Lob.


    Liebste oder einen anderen Kosenamen wollter Sedulus in der Gegenwart seiner Tochter nicht gebrauchen, noch nicht. Doch auch diese Zeit würde kommen, wo es Sabina hoffentlich nichts mehr ausmachen mochte.

  • Ein wenig hatte Serrana schon gehofft, dass ihre alten Spielgefährten bei Sabina Anklang finden würden, daher atmete sie erleichtert auf, als die Kleine ihr mit offensichtlichem Interesse beim Aufstellen der kleinen Figuren half.


    "Es freut mich, dass sie dir gefallen." sagte sie mit einem Lächeln zu Sabina und sah sich für einen Moment selbst umringt von all den Tieren im großelterlichen Hortus sitzen und spielen. "Weißt du, welches Tier immer mein besonderer Liebling war? Der hier." Sie nahm die Figur die Esels hoch und zeigte ihn Sabina. "Eins seiner Beine ist ein wenig zu kurz geraten, deshalb kann er nicht besonders gut stehen und fällt leicht um. Mein Vater wollte mir deshalb einen neuen machen, aber das wollte ich nicht. Ich hab einfach beschlossen, dass die dicke Kuh hier die Freundin vom Esel wird und ihm beim Laufen hilft. Siehst du?" Serrana postierte den etwas wackligen Esel neben der bombenfest stehenden Kuh, so dass er von dieser gestützt wurde und nicht mehr umfallen konnte. Dann warf sie über den Kopf des Kindes hinweg einen Blick zu Sedulus hinüber und lächelte íhn dankbar an. "Danke, dass du das sagst. Mein Vater hätte sich über dieses Lob sicher sehr gefreut. Aber ich finde diese Tiere auch nach wie vor sehr schön, es ist fast schade, dass ich mittlerweile schon zu alt bin, um noch damit zu spielen."

  • Serrana war es tatsächlich gelungen, Sabina aus ihrem Schneckenhaus zu locken und so etwas wie Sympathie in dem Mädchen wecken. Doch aus Loyalität zu ihrer Mutter würde sie in der Iunia noch nicht so schnell eine Freundin sehen, sondern erst einmal nur einen Eindringling und eine Konkurrenz. Noch war Sabina zwar recht jung, aber sie wusste durchaus welche Konsequenzen es mit sich bringen würde, wenn ihr Vater neu heiratete. Sie würde dann nicht mehr das einzige Kind ihres Vaters bleiben und das gefiel ihr noch weniger.
    Doch diese Gedanken waren erst einmal ganz weit weg, während sie die kleinen Holztiere betrachte. Sie kicherte sogar, als Serrana ihr erklärte, dass die Kuh, die beste Freundin von dem etwas wackligem Esel. Mit einem zögerlichen Blick zu der Iunia nahm sie dann das graue Tier zu Hand und drehte es neugierig in ihren Händen.
    Schließlich warf sie ihrem Vater einen auffordernden Blick zu. Warum machte er eigentlich nicht solche Tiere für sie?

  • Jetzt mußte Sedulus obacht geben was er sagte. Kam er mit "es können ja unsere Kinder einmal damit spielen." daher, würde er wohl Sabina wieder damit verschrecken und sie somit dahin zurück befördern wie sie noch vor dem Besuch war, jetzt wo sie doch ein klein wenig auftaute und auch ihren Widerwillen Serrana gegenüber wie es ihm schien ablegte.


    Natürlich war dem Vater der Blick seiner Tochter nicht entgangen. Sedulus war in solchen Sachen total unbegabt. Gut, er hatte es wohl noch nie so richtig versucht, ihm fehlte eben die nötige Zeit dafür. So zuckte er nur entschuldigend mit der Schulter. Allerdings würde er ja Sabina bei ihrem kleinen Geschäft mit den Armbändern helfen.


    Gerne doch. Wenn er dies beruflich gemacht hätte, denke ich, hätte er gut daran verdienen können.

  • "Sabina, wenn du magst, kannst du die Tiere ruhig alle anfassen und sie dir ein bisschen genauer anschauen. Sie sind zwar klein, aber sie halten eine ganze Menge aus. Ich hab die Ziege hier mal versehentlich im Balneum liegen lassen, und meine Großmutter ist mit nackten Füßen draufgetreten. Sie hatte danach ein kleines Loch im Fuß, aber der Ziege ist nichts passiert." Serrana unterdrückte bei der Erinnerung an diese lang vergangene Episode nur mit Mühe ein Kichern, auch wenn sie damals eine Heidenangst vor der wie ein Rohrspatz schimpfenden Laevina gehabt hatte und nur mit Mühe die Ziege aus dem Herdfeuer in der Küche hatte retten können.
    Die Vorstelllung von einem schnitzenden Sedulus hatte natürlich auch was, und ihr Lächeln verbreitete sich endgültig, als sie sich ihren Verlobten mit einem Stück Holz und einem Messer im Garten sitzend vorstellte.


    "Ja, vermutlich hast du Recht." antwortete sie dann nachdenklich. So traurig das auch war, Serrana konnnte sich nicht mehr bewusst daran erinnern, womit ihr Vater den Lebensunterhalt für seine kleine Familie verdient hatte. Und in späteren Zeiten hatte sie von ihren Großeltern auf entsprechende Fragen hin immer nur die Antwort "Tunichtgut" erhalten.


    "Ich glaube, mein Vater hat immer davon geträumt zur Armee zu gehen. Aber das ging erst nachdem...." Serrana sah Sabina an und stockte. Nein, dieses Thema sollten sie am heutigen Tag wohl lieber aussparen.

  • Eigentlich hätte Sabina jetzt erwartet, dass ihr Vater sich bereit erklärte ihr nun auch Tiere zu schnitzen, statt dessen zuckte er nur entschuldigend mit den Schultern. Anscheinend wollte er oder konnte er ihr keine Tierchen Schnitzen. Dann würde sie eben einen der Sklaven fragen. Die konnten das sicherlich. Immer noch drehte sie den Esel in den Händen. Das Tier hatte es ihr angetan. Er war hübsch und niedlich. Sollte sie fragen, ob sie ihn behalten durfte? Lieber nicht, sie wollte doch die Frau nicht mögen. Langsam stellte sie den Esel wieder gegen die Kuh und stellte dafür die kleinen Hühner in einer Reihe auf.


    „Da fehlen Küken“, sagte sie etwas scheu und stellte auch die Ente dazu. „Ich hab zu Hause Pferde“, erzählte sie dann noch. Ihr Kinderzimmer war voller Tiere und Spielzeug, am liebsten hatte sie aber ihre bunten Schneckenhäuser, weil sie diese selbst angemalt hatte.


    Als dann Serrana erzählte, dass ihre Großmutter einmal auf die Ziege getretten war, musste sie kichern. Sie ließ aber dennoch lieber nicht ihre Spielsachen herum liegen, nicht dass dann beschlossen wurde, sie hatte zuviel davon. Besonders wo sie nun mit Marcus teilte und ihm schon ihre Soldaten großzügiger Weise überlassen hat.

  • Als sie sah, mit welchem Interesse Sabina den kleinen Esel betrachtete, war Serrana kurz versucht, ihr das Tier zu schenken, entschied sich dann aber doch dagegen. Vielleicht würde das Mädchen das nur als Anbiederei missverstehen und das winzige Band der Sympathie, das zwischen ihnen im Verlauf der letzten Minuten entstanden war gleich wieder zerreissen.
    Stattdessen warf sie einen Blick auf die säuberlich aufgestellten Tiere und nickte dann. "Ja, du hast Recht. Die Küken hat mein Vater wohl aus irgendeinem Grund vergessen." Vermutlich waren die Enten als letzte dran gewesen, denn Iunius Macro hatte nach dem frühen Tod seiner jungen Frau kein einziges weiteres Tier mehr geschnitzt und die Ente damit zu einem kinderlosen Dasein verurteilt.


    "Und du hast tatsächlich Pferde?" fragte sie schnell, um über dieses Thema nicht länger nachdenken zu müssen. "Meinst du Spielzeug-Pferde so wie diese hier oder richtige Pferde im Stall?" Die erste Version war natürlich die wahrscheinlichere, aber man konnte ja nie wissen. Schließlich war die Gens Germanica nicht gerade verarmt und konnte sich sicherlich auch Pferde für die einzelnen Familienmitglieder leisten.

  • Sedulus hielt sich vorerst aus der Unterhalten heraus. Mochten sich Sabina und Serrana erst einmal ein klein wenig näher kennen lernen. Da mußte Sedulus nicht zwischenrein funken. So wie es den Anschein hatte, waren sie ja auf dem besten Wege sich recht gut zu verstehen. Was man mit kleinen Holztieren nicht alles anstellen konnte. Sedulus war sichtlich begeistert davon. Schon alleine auf die Idee zu kommen, war der Hammer schlechthin. Hätte er einen Hut auf, so müßte er diesen jetzt vor Serrana ziehen.
    So betrachtete er sich die restlichen Tiere und hörte nebenher dem Gespräch seiner beiden Mädels entspannt zu. :]

  • Sie bewegten sich auf dem dünnen Eis der Höflichkeit. Sabina wusste nicht was sie denken sollte, denn sie hatte ja wirklich anderen Erwartungen gehabt, sie hatte gehofft, dass Serrana ganz garstig war, damit sie diese hassen konnte. Damit all ihr Zorn und ihr Kummer ein Ziel fanden, aber die Iunia war nett und freundlich und lieb... fast wie ihre Mutter. Sie wollte doch keine neue Mutter, sie wollte nur ihre. Während sie den Esel betrachtete presste sie ganz kurz die Lippen aufeinander. Nur ein kleines Anzeichen der Verwirrung in dem Mädchen. Es war gut das Serrana ihr den Esel nicht schenkte, dass würde ihr kleine Welt, die ohnehin schon ins wanken geraten war, vollends zerstören. Stattdessen richtete sie den Blick auf die Ente. Die sah irgendwie lustig aus und brachte sie auf andere Gedanken.


    „Ich hab ganz viele Holzpferde. Die hat Teutus für mich geschnitzt“, wieder warf sie ihrem Vater diesen unergründlichen und zugleich auffordernden Blick zu. „Noch hab ich kein eigenes Pferd. Aber im Frühling bekomme ich eines. Das hat Papa versprochen und auch Onkel Avarus. Ich darf mir eines aussuchen. Wir wollen dann nach Germanien. Da ist die Pferdezucht von Onkel Avarus“, plapperte sie drauflos und kam nicht auf die Idee, dass Serrana dann womöglich mitkommen würde. Sie war so begeistert von dem eigenen Pferd, dass sie meist an nichts anderes denken konnte. Schließlich wurde es ihr versprochen und ein Versprechen bricht man ja nicht.

  • "Das ist aber nett von Teutus, dass er die Pferde für dich gemacht hat. Vielleicht kannst du die mir ja zeigen, wenn ich mal bei... wenn ich euch mal besuchen komme." Irgendwie schien es Serrana nicht so ratsam zu sein, jetzt auf ihren baldigen Einzug in die Casa Germanica zu sprechen zu kommen und sie war froh, noch rechtzeitig die Kurve gekriegt zu haben. Sabinas Geschichte von einem eigenen Pferd war für Serrana tatsächlich eine Neuigkeit und sie sah erstaunt zwischen dem kleinen Mädchen und dessen Vater hin und her.


    "Du bekommst ein eigenes Pferd? Das ist aber großzügig von deinem Vater und deinem Onkel." sagte sie dann mit einem Lächeln."Ich hab mir als Kind auch immer ein Pferd gewünscht, aber meine Großmutter hat das leider nicht erlaubt." Die geplante Reise der Familie Germanica nach Germanien war Serrana neu. Im Frühjahr sollte es losgehen? Würden Sedulus und sie da nicht schon verheiratet sein? Wieder warf sie einen Blick zu ihm herüber, traute sich aber nicht, wegen der Reise nachzufragen. Schließlich hatte sie das Gefühl, Sabina in den letzten Minuten ein kleines bisschen näher gekommen zu sein, das wollte sie durch eine unbedachte Frage nicht gleich wieder kaputt machen.

  • Tja, dass hab ich wohl.


    Meinte Sedulus lächelnd als Sabina erklärte er habe ihr quasi das Pferd versprochen.


    Teutus ist in Sachen Schnitzereien ein klein wenig gewandter als ich. Da merkt man halt gleich wo her er ist. Germanen können eben besser mit Messern umgehen. Ich dafür wahrscheinlich besser mit einem Gladius.


    Wobei es Sedulus nicht wirklich ausprobieren wollte.


    Warum hat es dir Laevina nicht erlaubt?


    Dann sah Sedulus Sabina an.


    Weißt du Sabina, Germanica Laevina ist Serranas Großmutter.


    Erklärte Sedulus seiner Tochter.

  • „Ich zeig dir gern meine Pferde“, sagte sie und dachte noch gar nicht daran, dass Serrana ja schon bald bei ihnen einziehen würde. Das hätte wohl auch die Stimmung gekippt. Im Augenblick war Sabina ja annehmbar. Zwar immer noch nicht der strahlende Sonnenschein wie es ihr Vater gern hätte, aber sie war zumindest nicht mehr bockig. Auch wenn sie nicht wusste was sie von der Iunia halten sollte. Es fiel ihr eben schwer sich daran zu gewöhnen, ihren Vater nun wieder teilen zu müssen.


    Quasi versprochen und versprochen waren für Sabina ein und das selbe. Sie ging fest davon aus das sie das Pferd bekommen würde. Andernfalls würde es ein furchtbares Theater geben, was ihr Vater sicherlich wusste.
    „Wenn ich mein Pferd hab, darfst du auch mal reiten“, sagte sie großzügig. Verwundert über sich selbst klappte sie schnell den Mund zu. Das hatte sie jetzt nicht wirklich gesagt. Aber sie fand das jeder reiten sollte und ein Pferd haben.
    Wie gut dass sie nicht länger über ihr Angebot nach denken musste, denn dann erzählte ihr Sedulus etwas das sie noch nicht wusste. Die Iunia war mit dem alten Drachen verwandt? Das konnte sie kaum glauben. „Du bist viel netter wie sie“, sagte sie, was einem Kompliment ziemlich nahe kam.

  • Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie sich zum letzten Mal bei einem Gespräch derartig hatte konzentrieren müssen, um nicht das falsche zu sagen. Serrana hatte das Gefühl, wie auf rohen Eiern zu laufen und hoffte inständig, dass sie auch den Rest der Unterhaltung noch würde bestreiten können, ohne dass eins von diesen zu Bruch ging.
    Und ein klein wenig Hoffnung für die Zukunft bekam sie allmählich schon, denn Sabina benahm sich zumindest im Moment gar nicht so feindselig, wie Serrana es eigentlich befürchtet hatte.


    "Oh, das freut mich." ging sie lächelnd auf das Angebot der Kleinen ein. "Wenn du magst, dann bringe ich dann diese Tiere hier mit, vielleicht können wir dann mit allen zusammen spielen, und der Esel lernt noch ein paar neue Freunde kennen."


    Als Sedulus sie nach Laevinas Gründen fragte, warum diese ihr kein eigenes Pferd erlaubt hatte, zuckte sie kurz mit den Schultern und konnte sich plötzlich wieder genau an das Gefühl der Enttäuschung erinnern, dass damals an die Stelle ihres großen Herzenswunsches getreten war. "Ich weiß es nicht genau. Zum einen fand sie ein eigenes Pferd nicht passend für ein Mädchen oder eine Frau und dann war sie auch immer davon überzeugt, dass man Kinder nicht zu sehr verwöhnen darf. In dem Punkt war sie bei mir wirklich erfolgreich... "Serrana spürte, wie sich etwas Bitterkeit in ihre Stimme stahl und zwang sich zu einem Lächeln, um die bislang so angenehme Stimmung hier am Tisch nicht zu zerstören.


    "Aber das ist ja jetzt auch egal. Und wenn Sabina mir wirklich erlaubt, ab und zu mal auf ihrem Pferd zu reiten, dann bin ich damit schon sehr zufrieden. Hast du denn eigentlich schonmal auf einem Pferd gesessen oder musst das reiten noch lernen?" fragte sie bei der Kleinen nach. Bei deren letzter Bemerkung ging Serranas ein wenig bemühtes Lächeln wieder in ein echtes über. "Danke, das ist sehr lieb, dass du das sagst." bedankte sie sich bei Sabina für deren Kompliment, wobei sie sich in Gedanken fest vornahm sich sofort vom Tarpeischen Felsen herunterzuwerfen, wenn jemals jemand sagen würde, dass ihre Großmutter netter sei sie selbst.

  • Es war für Sabina gar nicht so einfach Serrana nicht zu mögen, obwohl sie sich das vorgenommen hatte. Schließlich war die Iunia ein böser Eindringling, der ihr den Vater weg nehmen wollte. Wenn schon Serrana das Gefühl hatte dass dieses Gespräch ziemlich schwierig war, so war es für Sabina richtig gehend kompliziert, da sie widerstreitende Gefühle hatte. Eigentlich hatte sie gedacht, dass Serrana ein schlechter Mensch war und so richtig abscheulich, so wie die Stiefmutter eines ihrer Freunde, aber sie hatte sich geirrt, oder aber die Iunia spielte ihr erfolgreich etwas vor. Und dann vermisste sie ihre Mutter… Gar nicht so einfach. Wie gut dass sie sich mit den Holztieren ablenken konnte.


    „Das wäre schön“, sagte sie, als Serrana vorschlug, dass diese ihre alten Spielzeuge mitbrachte, wenn sie dann zu Besuch kam. Neue Freunde, ihr Vater wollte ja, dass sie sich mit der Iunia anfreundete. Aber sie wollte sich nicht mit ihr anfreunden…


    Nur mit halbem Ohr lauschte sie dem Gespräch der Erwachsenen, sie beschäftigte sich viel lieber mit den vielen kleinen Holztieren, als den Worten über Laevina zu lauschen. Sie mochte die Alte nicht wirklich, die war immer so biestig und man durfte nicht laut sein.


    „Ich bin schon auf einem Pony geritten“, erklärte sie stolz. Das waren zwar immer nur kurze Momente gewesen, in denen sie auf dem Rücken eines Ponys trohnte und an einer Leine im Kreis geführt wurde. Aber in ihren Augen zählte dies als reiten.

  • Laevina hat doch keine Ahnung.


    Meinte Sedulus nur und winkte dabei ab. Aber gut, jeder hatte eben andere Ansichten, so auch die alte Germanica.


    Naja, die Hauptsache ist doch, ihr hat es an nichts gefehlt. Ich glaube sie ist heute noch so. So ein kleines egoistisches Ekel würde ich jetzt sagen.


    Dann wandte sich Sedulus wieder seiner Tochter zu als sie erzählte sie sei schon einmal geritten.


    Ach ja stimmt. Das war doch bei den Compitalia wenn ich mich recht erinnere. Bei diesem Straßenfest.

  • Serrana kommentierte Sedulus' Bemerkung über Laevina mit einem Lächeln. Irgendwie schien sich keiner der Germanicer, oder zumindest kein Familienmitglied, mit dem sie bereits näher zu tun gehabt hatte, sich besonders von ihrer Großmutter beeindrucken zu lassen. Calvena war zwar bereits mehrfach mit Laevina aneinander geraten und hatte sich übel mit ihr gestritten, aber das hatte sie offenbar nicht nachdrücklich beeindruckt. Ob sie selbst diesen Punkt auch noch mal erreichen würde? Gelegenheiten dazu würden sich ja in absehbarer Zeit genug bieten, wenn sie erst einmal wieder unter ein und dem selben Dach lebten.
    Serrana seufzte leise auf, erfreulicherweise blieben ihr bis zu dieser Bewährungsprobe ja noch einige Wochen Gnadenfrist...


    "Nein, gefehlt hat es mir wirklich an nichts." nickte sie wahrheitsgemäß. Die Beziehung zwischen Großmutter und Enkelin war zwar immer distanziert und nie von offen gezeigter Zuneigung geprägt gewesen, aber das war in vielen anderen traditionell römischen Familien vermutlich auch nicht anders. Davon abgesehen hatte Laevina jedoch peinlich genau darauf geachtet, ihr alles beizubringen, was eine in der Gesellschaft respektierte Frau wissen musste, und das kam Serrana jetzt auch in einigen Dingen zugute. Trotzdem fielen ihr auf Anhieb ein Dutzend Gesprächsthemen ein, die ihr angenehmer waren und praktischerweise bot sich direkt auch wieder ein günstiges Stichwort.


    "Die Compitalia habe ich leider versäumt. Aber vielleicht kannst du mir ja ein bisschen was darüber erzählen, Sabina. Und hat dir das Ponyreiten Spaß gemacht?"

  • Sabina hatte ehrlich gesagt ein wenig Angst vor Laevina, aber das sagte sie nicht laut oder würde es zugeben. Meistens ging sie der Alten aus dem Weg und wenn sie dann einmal mit einander zu tun hatten, dann war Sabina ausnahmsweise einmal ganz lieb und höflich. Deshalb ist sie auch noch nicht mit Laevina aneinander geraten. Während sich die Erwachsenen erst einmal miteinander unterhielten. Spielte sie leise mit den vielen kleinen Holztieren. Wobei sie Serrana immer wieder kleine verstohlene Blicke zuwarf. Was sollte sie nur von ihr halten, sie war wirklich nett. Es fiel ihr schwer, sie nicht zu mögen. Dabei wollte sie diese nicht mögen. Die Welt war so kompliziert geworden.


    Eifrig nickte sie, als es dann wieder um das Ponyreiten ging. „Ja, das war bei den Compitalia!“ Was für ein schwieriges Wort. „Das Fest war schön! Da war auch ein Carusselum und ich hab Süßigkeiten bekommen!“ berichtete sie. „Reiten macht Spaß!“ bekundete sie dann noch.


    Kurz kämpfte Sabina noch mit sich. Sie fand die Holztiere toll, aber sie wollte sie nicht geschenkt haben. Nur ihren Freunden zeigen. "Serrana?" fragte sie dann scheu lächelnd. "Darf ich die mir ausleihen? Ich will sie meinen Freunden zeigen!" erklärte sie der Iunia.

  • Sedulus wußte im Moment nicht so recht was er nun zu dieser Unterhaltung beitragen sollte. Er fand, Sabina und Serrana verstanden sich recht gut, was er so nicht erwartet hatte. Um so mehr freute es ihn natürlich.


    Ja war es. Hat mir auch gefallen.


    Trotzdem hätte er gerne mehr über diesen ominösen Unfall erfahren. 8) Aber gut, man konnte ja nicht alles haben. Außerdem war es ja ganz gut so, Sabina wollte eh schon sehen was da geschehen war.


    Stimmt, reiten macht spaß. Was meint ihr, es macht noch mehr spaß wenn man es erst richtig kann und mit dem Pferd über Stock und Stein galoppieren kann.

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