• Gut, er nahm ihr ihren kleinen, sprachlichen Fauxpas scheinbar nicht übel. Und es war ja auch nur die Wahrheit, er konnte sicher ein wenig Entspannung und Pflege gut gebrachen. Und ein bisschen Duftwasser schadete sicher auch nicht. Auch wenn Axilla sowas niemals sagen würde, der andere könnte dann beleidigt sein.
    “Gut. Ich schicke dann jemanden vorbei, der dir beim Baden hilft und dir anschließend dein Zimmer zeigt. Ich lass es solange herrichten.“


    Er wusste mehr, als sie dachte? Das war nicht schwer. Axilla dachte im Moment nicht besonders viel, und das zu schlagen war nicht wirklich schwer. So also lächelte sie nur leicht und sagte nichts genau dazu. Und hoffte, dass er Wort hielt und der Gens keine Schande machen würde.


    Sim-Off:

    Wenn du magst, kannst du dir ein Zimmer einrichten. Einfach neuen Thread eröffnen. Wilkommen :D

  • Araros hatte gesagt, dass ein Sklave von Salinator gekommen war, um ihr die Sklaven von Archias zurück zu geben. Zuerst hatte sie gedacht, sie höre nicht richtig, dann aber hatte sie ihm mit einem aufgeregten “Dann lass ihn rein!“ durch die Gegend gescheucht.
    Ihr Herz klopfte aufgeregt, während sie im Atrium wartete, und als Araros mit dem älteren Sklaven ins Atrium kam, stellte sich Axilla kurz auf die Zehenspitzen, um über beide hinweg zu den Sklaven zu sehen. War Katander dabei? Sie betete zur gütigen Mutter Isis, dass er dabei war – auch wenn Axilla nicht wusste, ob die überhaupt der richtige Ansprechpartner war. Oder zuhörte. Aber so schnell konnte sie nichts sehen, und sie musste ja höflich bleiben.


    Sie hoffte nur, dass sie repräsentabel genug war. Wie war etwas blass, und hatte nicht unbedingt das aufreizendste Kleid an. Dafür hatte dieses lange, großzügige Ärmel, so dass der dünne Verband darunter unsichtbar war. Nach wie vor war dieser zwar unnötig, aber Axilla ließ ihn den sorgenvollen Gesichtern um sich herum zuliebe an. Auch wenn der Schorf, der sich mittlerweile gebildet hatte, wie verrückt juckte und zum kratzen aufforderte.
    “Salve, Pericleitus. Der Praefectus Urbi schickt dich?“ begrüßte sie den Sklaven unsicher und aufgeregt und fiel gleich mit der Tür ins Haus.

  • Während die anderen Sklaven am Eingang zum Atrium stehen blieben und abwarteten, trat Pericleitus auf Axilla zu. "Salve, Iunia. So ist es. Mein Herr schickt mich, Dir diese Sklaven zu übergeben. Sie stammen aus dem Nachlass Deines toten Ehemannes. Wenn Du mir den Empfang hier quittieren würdest?" Er übergab ihr eine Wachstafel, auf der die Namen der Sklaven aufgeführt waren und ein kurzer Text die Übergabe bestätigte. Es fehlte nur die Unterschrift.

  • Der Sklave hielt ihr eine Wachstafel hin, und Axilla überflog geradezu gierig die Namen. Glaucias, Hipparchia, Iotape, Katander... Ein deutlich sichtbarer Ruck ging durch Axilla, als sie den Namen las, und sie hatte keine Chance, ihre Fassung gänzlich zu bewahren. Sie hatte die Hoffnung schon völlig aufgegeben, und da stand der Name, ganz deutlich im Wachs. Beinahe hätte sie die Tafel fallen lassen, und die freie Hand musste erst einmal ein paar Tränen, die sich ungehöriger Weise gelöst hatten, von ihren Wangen wischen. Aber einen Moment lang war Axilla einfach so erleichtert. So unendlich erleichtert. Sie hatte sich so furchtbar und schrecklich gefühlt, so missbraucht und geschunden, so schlicht hoffnungslos. Und jetzt hatte sie da einen kleinen Erfolg. Kein Vergleich zu dem Preis, den sie gezahlt hatte, aber dennoch einen wunderbar süßen, erhabenen Erfolg. Ein Wunder.
    “Tut mir leid, ich... ich freu mich nur so.“ Es war unglaublich ehrlich, aber alles andere hätte der Sklave ihr vermutlich sowieso nicht geglaubt bei dem Lächeln, das in ihrem Gesicht war. Mit zittriger Hand setzte sie ihre Unterschrift auf die Wachstafel und gab sie dem Sklaven zurück. “Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich... kannst du dem Paefectus von mir danken und sagen, dass ich mich wirklich sehr gefreut habe über seine Großzügigkeit?“ Es war ein Wunder. Ein verdammtes Wunder. Ein kleiner Funke Hoffnung in tiefster Schwärze.
    Und es dauerte einen Moment, bis der Rausch verflog und Axilla etwas anderes auffiel, was sie noch fragen wollte. “Du weißt nicht zufällig, was mit dem Sklaven Perisander ist? Er stand nicht auf der Liste.“ Dass der tot war, konnte Axilla ja nicht wissen. Sie dachte viel mehr, dass Salinator ihn vielleicht weiterverkauft hatte, immerhin war der Mann gebildet gewesen und der neueste unter Archias' Sklaven.

  • "Ich werde es ausrichten." Pericleitus glaubte kaum, dass sein Herr sich dafür interessierte. Die ganze Angelegenheit war eine Anweisung in Form eines halben Satzes gewesen, als er aus dem Haus ging. Aber warum die Iunia mit Einzelheiten langweilen? Sie unterschrieb und er erhielt die Tafel zurück. Auftrag ausgeführt. "Perisander? Hm. Da war ein Bursche, der gestorben ist, vielleicht war der das? Genau kann ich es Dir nicht sagen. Aber es ist keiner der Sklaven verkauft oder verschenkt worden, das garantiere ich Dir. Ich habe die Listen mehrfach geprüft."

  • Bei diesen Worten erhielt Axillas Freude noch einmal einen ganz ordentlichen Dämpfer. “Ge... gestorben?“ echote sie etwas verwirrt, ehe ihr wieder einfiel, dass sie Fassung zu wahren hatte. Wenigstens ein bisschen.
    “Ja, gut, ich denke, die anderen werden es mir schon berichten können. Danke für deine Mühen. Also, mit dem Prüfen und der Liste und dem Vorbeibringen.“ Es gab nicht wenige Leute, die meinten, man solle sich niemals bei Sklaven bedanken, aber Axilla war nunmal dankbar. “Benötigst du sonst noch etwas von mir? Willst du vielleicht was trinken?“ Vor lauter Aufregung hatte sie ganz vergessen, ihm etwas anzubieten. Auch wenn er technisch gesehen kein richtiger Gast war.

  • Pericleitus nickte. Er war sich zwar nicht mehr sicher, welchen Namen der verstorbene Sklave getragen hatte, aber wenn das der einzige war, den sie vermisste, dann musste es wohl so sein. "Sehr freundlich, aber nein danke. Ich bin dann hier auch fertig. Vale, Iunia." Alles notwendige hatte sie erhalten, er hatte seine Aufgabe erfüllt. Schneller als erwartet. Das hieß, er konnte sich noch ein wenig freie Zeit nehmen und die schöne Frühlingsluft genießen.

  • Das war es schon? Einfach nur eine Unterschrift, und das war es? Keine Fallen, keine Forderungen? Nicht einmal ein kurzer Satz von Salinator mit irgendeiner Bemerkung? Gar nichts? Das war... Axilla wusste nicht, wie das war. Ein Teil von ihr wartete noch immer auf den Haken an der Sache. Wenn etwas zu schön war, um wahr zu sein, war es das meistens nicht. Aber der Sklave hier verabschiedete sich, ohne wenn und aber.
    “Ähm, dann... Vale. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag. Und danke nochmal!“ Axilla war immernoch reichlich durcheinander, aber die Freude über diesen kleinen Sieg überwog die getrübte Stimmung wegen eines toten Sklaven, den sie im Grunde gar nicht gekannt hatte.

  • Priscus musste nicht lange im Atrium, in das er geführt worden war, warten. Axilla war gerade zuhause gewesen und hatte auch jede Menge Zeit, und so konnte sie den vermeintlichen Verwandten auch begrüßen. Wobei sie doch ein wenig nervös war. Die letzten verwandten, die sich ihr vorgestellt hatten, waren... seltsam gewesen. Da war zunächst einmal der Hinkende gewesen, der ihr nur Geld für einen Betrieb abschwatzen wollte – und das auch geschafft hatte. Und der andere war dieser komische Kannibale gewesen, den Axilla nur so schnell wie möglich zu Seneca geschickt hatte und mit dem sie nichts weiter zu tun hatte haben wollen. Sie hoffte nur, dass das hier mal wirklich ein Verwandter war, ohne seltsamen Haken.
    Als sie das Atrium betrat, fiel ihr Blick auf einen jungen Mann, vielleicht etwas älter als sie selbst. Aber er hatte schonmal kein Blut irgendwo kleben und sah auf den ersten Blick mal ganz normal aus. “Salve“, begrüßte sie ihn ein wenig zögerlich und sah ihn schüchtern an.

  • Als Priscus eintrat, zupfte er seine Tunika zurecht, um nicht ganz wie ein dahergelaufener Vagabund auszusehen. Er hielt eine kleine Wachstafel in den Händen, die sein Vater gesiegelt hatte, mit der Anweisung, sie dem nächsten iunischen Verwandten zu übergeben, den Priscus traf.


    Etwas nervös blickte er auf, als eine junge Frau das Atrium betrat und ihn grüßte. Sie mochte etwa in seinem Alter sein, hatte die gleiche Größe und sah sehr schön aus. Die Mode und die Frisuren waren hier ganz anders als in Griechenland, musste Priscus feststellen. Der Kloß im Hals war noch zu ertragen, ein wenig mulmig war ihm schon, unsicher, wie man ihn aufnehmen würde. Er streckte seine rechte aus als Zeichen des Grußes.
    "Mein Name ist Titus Iunius Priscus, ich komme aus Griechenland und wurde von meinem Vater hierher geschickt. Ich bin Narcissas Bruder," sagte er ein wenig gepresst. Wie lange war es her, dass ihn die traurige Nachricht erreicht hatte? Ein halbes Jahr? Priscus spürte den Kloß im Hals anschwellen und räusperte sich. "Mein Vater gab mir einen Brief mit, ich soll ihn hier abgeben", meinte er dann und reichte ihr das versiegelte Täfelchen.


    Iullus Iunius Piso grüßt seine Verwandten in Rom


    Meine lieben Freunde, lange ist es her, dass ich Nachricht von euch erhalten habe, zuletzt vom schmerzlichen Verlust meiner geliebten Tochter Narcissa. Ich hoffe ihr erfreut euch guter Gesundheit.
    Der junge Mann, welcher dieses Schreiben überbringt, ist mein Sohn Iunius Priscus. Er wird sich, eingedenk der Tradition unserer Gens, mit dem nächsten Turnus der Legio I als Tiro anschließen.
    Bitte beherbergt ihn solange in eurem Hause, bis er seine Weiterreise antreten kann, um in meine Fußstapfen zu treten.
    Mögen die Götter ihn und euch beschützen.


    Valete bene!


    Iullus Iunius Piso

  • Narcissa... wieder dieser Name, den Axilla keinem Gesicht zuordnen konnte. Narcissa war gegangen, bevor Axilla gekommen war, und war dann auf dem Land verstorben, ehe sie sie kennengelernt hatte. Sie hörte es nur immer aus Erzählungen. Narcissa habe sich mit Serrana gut verstanden. Narcissa habe tolle Feste zu organisieren gewusst. Narcissa sei mit Silanus mitgereist, und die beiden hätten einander näher gestanden, als Verwandte das eigentlich taten. Narcissa sei eine echte römische Dame gewesen.
    Axilla wollte seufzen, unterdrückte es aber. Priscus konnte nichts für dieses kleine Aufflammen von... nein, nicht Eifersucht! Axilla war nie eifersüchtig. Nicht, dass sie wüsste. Sie mochte es nur nicht, mit einem Geist zu konkurrieren.
    Hastig schob sie die Gedanken beiseite und griff nach der Tafel, die ihr entgegengehalten wurde. Der Brief darauf war schön geschrieben, und ziemlich deutlich. Axilla las über die Zeilen, schaute immer wieder hoch zu Priscus. Einen Brief konnte man auch fälschen. Woher sollte sie wissen, dass er auch er war? Sie las nochmal über den Brief, kaute auf ihrer Unterlippe herum. Hm, da stand nur, er sollte hier wohnen, bis er der Legio 1 beitrat. Hmmm... der Legio beitreten... Das war ja schonmal vertrauenswürdig. Und er sah ja auch ein bisschen wie ein Iunier aus! Und Narcissa hatte ja auch Brüder, soweit Axilla wusste. Sie kaute heftiger auf ihrer Unterlippe, bis es leicht metallisch schmeckte. Erst da hörte sie auf.
    “Du willst also zur Legio?“ fragte sie. Sie wollte zwar zurückhaltend klingen, aber sie schaffte es nicht. Sie konnte die Legionen nicht ohne Begeisterung in der Stimme erwähnen, selbst wenn sie es versuchte. “Weißt du, mein Vater war auch Soldat. Aber nicht bei der Ersten, sondern in Hispania. Ist aber schon sehr lange her.“
    Ihre Lippe tat weh. Sie sollte sich abgewöhnen, darauf herumzukauen wie ein Hund auf einem Knochen, wenn sie überlegen musste. “Magst du dich vielleicht setzen?“ bot sie schließlich einen Platz an, und ohne Antwort abzuwarten, setzte sie sich schon selber auf eine der Bänke nahe des Impluviums.

  • Interessiert blickte Pricus sein Gegenüber an. Die junge Frau kaute auf ihrer Unterlippe herum und schien nachzudenken. Der Brief des Vaters wurde sehr sorgfältig gelesen, sein Anliegen, der Legio beizutreten, schien auf Zustimmung zu stoßen. "Du sagst es, ich werde mich die nächsten Tage nach Mantua aufmachen, um meinen Dienst anzutreten," entgegnete er höflich.
    Wie könnte ich auch eine andere Wahl haben, dachte er bitter. Sein Vater war das zweite Mal zum Primus Pilus ernannt worden, alle Welt bewunderte diesen Mann mit der braunen Haut und dem gestählten Körper. Und natürlich erwarteten alle, dass auch seine Söhne ähnlich erfolgreich ihre Karriere bei den Truppen planten.
    Als Axilla ihm einen Platz anbot, setzte er sich ihr gegenüber auf eine der Bänke, ein wenig steif und unwohl fühlte er sich nach wie vor in dieser Umgebung. "Auch mein Vater diente in Hispania, es war sein erstes Kommando als Centurio...," meinte er, um ein Gespräch zu entwickeln. Blutete ihr Unterlippe? Er ignorierte es und sprach weiter. "Ich muss zugeben, ich fühle mich in dieser Stadt sehr fremd, alles ist viel größer und lauter als bei uns in Nicopolis. Ich hatte Mühe, diese Casa zu finden," fuhr er lächelnd fort. Dann wurde er ernst, als er die Frage stellte, die ihn schon so lange quälte. "Kanntest du meine Schwester Narcissa?" fragte er und kniff die Lippen zusammen. Hier war sie vermutlich ein und aus gegangen und hatte das Leben genossen.

  • Die nächsten Tage schon? Dann blieb er ja gar nicht lange. Axilla balgte die Tafel noch ein wenig hin und her in ihren Händen, ehe sie sie dann schließlich doch weglegte. Ein paar Tage war keine lange Zeit, und das klang jetzt wirklich nicht nach einem Schnorrer, der ihr wieder nur Geld abluchsen wollte. Selbst wenn er kein Iunier wäre – wobei Axilla inzwischen schon glaubte, dass er einer war – würde es diese Casa nicht umbringen, ein paar Tage einen Gast zu beherbergen. Er wollte ja nur hier schlafen und etwas essen und sich ein bisschen unterhalten.
    “Ich lass dann mal ein Zimmer für dich herrichten“ meinte sie und sah sich kurz hilfesuchend nach dem nächsten Sklaven um. Sofort machten sich ein paar Sklavinnen auf, ein Bett zu richten und das Zimmer zu fegen und zu lüften. Es war zwar alles sauber, aber in der Casa standen ja doch einige Zimmer leer und setzten einfach Staub an.


    Axilla war gerade etwas in Gedanken. Ihr Vater in seiner Rüstung, wie stattlich er immer ausgesehen hatte! Sie hatte den Anblick geliebt, wenn er die wenigen Male heimgekommen war und sie ihn schon von weitem erspäht hatte, wie er auf seinem Pferd angeritten kam, die Rüstung angelegt. Wenn sich die Sonne kurz auf den Metallteilen brach und es kurz aufleuchtete wie eine Flamme...
    Just da fragte ihr Gegenüber sie etwas und riss sie ins hier und jetzt zurück. “Narcissa? Nein, sie war schon aufs Land gereist, bevor ich hier ankam. Wegen ihrer Gesundheit, sie war ja krank geworden. Aber Iunia Serrana, meine... unsere Cousine, die kannte sie. Sie hat einen Senator von den Germanicern geheiratet. Also, serrana, nicht Narcissa. Du kannst sie ja mal besuchen?“
    Wobei dann das Problem mit dem Weg finden wieder bestehen würde. “Du kannst auch einen der Sklaven dann mitnehmen, die kennen sich hier in Rom gut aus. Ich selber verlauf mich auch immer wieder mal, aber man kann sich ja gut an den Tempeln orientieren.“ Axilla hatte noch nie Angst gehabt, sie könne sich ernsthaft verlaufen. Oder Angst, sie könne in eine falsche Gegend kommen. Nur das eine Mal, als sie angegriffen wurde, und die Zeit danach, die hatten sie ängstlich gemacht. Aber sie hatte beschlossen, diese Angst nicht zuzulassen. Nur nahm sie jetzt Malachi mit, der für so einen Überfall weitaus besser trainiert war, als Leander es gewesen war.

  • Priscus lächelte, als sie die Anweisungen gab, die Räumlichkeiten für ihn herzurichten. "Mach dir nicht zu viel Mühe, wie gesagt, ich werde nicht lange bleiben und selbst ein Sack mit Stroh ist angenehmer, als auf einem der Schiffe zu schlafen, mit dem ich nach Tarentum gekommen bin." Er konnte nicht sagen, dass ihm Wasser besonder gut gefiel, schon garnicht an Bord eines knarrenden, schaukelnden Gefährts, gesteuert von einer pockennarbigen Schönheit, die ständig fluchte.


    Die Frage nach Narcissa schien Axilla aus ihren Gedanken zu holen. Schade, dachte er, vielleicht konnte ihm ja diese Serrana weiterhelfen... "Wenn du mir einen deiner Sklaven mitgeben könntest wäre das schon sehr hilfreich, vielen Dank. Auf dem Weg hierher wurde ich zweimal in die falsche Richtung geschickt, ob absichtlich oder nicht kann ich nicht sagen." Ein zuverlässiger Führer an seiner Seite war Gold wert, besonders die Gegend Richtung Subura hatte einen recht heruntergekommenen Eindruck gemacht. Allerding bezweifelte Priscus, dass ein Senator sein Heim in solch einer Gegend hatte.


    Dann beschloss er das Thema zu wechseln. "Der Hausherr hier ist Iunius Seneca? Euer Ianitor hat es mir verraten, er erwähnte, dass er bei den Cohorte Urbanae dient? Langsam habe ich echt das Gefühl, dass alle Männer unserer Gens Soldaten waren oder sind. Mein Vater hat mir viel erzählt, wenn er denn einmal zu Hause war, dein Vater müsste demnach Tribun bei der Spanischen gewesen sein? Ein überaus tapferer Mann, wenn ich den Erzählung glauben darf." Es war schon merkwürdig, dachte er für sich, die Iunii hatten wirklich eine Begabung, an allen möglichen Fronten des Imperiums zu dienen - und unglücklicherweise starben viele. Ob sein Vater überhaupt noch am Leben war? Er diente gerade bei der 29. Er beschloss, ihm baldmöglichst zu schreiben.

  • “Oh, ein bisschen besser sind die Betten hier schon. Und ich hab die Erfahrung gemacht, dass ALLES besser ist als ein Schiff.“ Und wie. Axilla war zwei Mal in ihrem Leben mit einem Schiff gefahren, und jedes Mal hatte sie dreiviertel der Zeit über die Reling gebeugt verbracht und die Fische gefüttert. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie während dieser Überfahren überhaupt geschlafen hatte. Musste sie vermutlich, aber sie konnte sich nicht daran erinnern.


    Dass jemand Priscus absichtlich in die Falsche Richtung geschickt haben mochte, konnte Axilla sich eigentlich nicht vorstellen. “Naja, die Casa ist jetzt nicht grade eine senatorische Villa auf dem Esquilin“, meinte sie schulterzuckend. “Ich nehm an, die Leute werden es einfach nicht gewusst haben. Aber dann nimm ruhig einen Sklaven mit, wenn du außer Haus gehst. Die meisten wurden hier direkt in der Casa geboren und kennen sich aus.“ Die meisten waren schon ihr ganzes Leben für den iunischen Haushalt tätig. Und das war sicher kein schlechtes Los, hatten sie doch jede Menge Freiheiten und ein Dach über dem Kopf. Axilla wär unbekannt, dass sich einer der Sklaven hier nicht wohl fühlte. Allerdings musste sie auch zugeben, dass sie das nie gefragt hatte.
    “Ist ja auch standesgemäßer, wenn man nicht ganz allein rumläuft.“


    Dann allerdings kam Priscus schon auf die Väter zu sprechen, und Axilla, die gerade dabei war, aufzutauen, wurde etwas melancholisch zumute. Sie lächelte schüchtern auf das Kompliment bezüglich ihres Vaters und brauchte einen Moment, ehe sie zu einer Antwort fähig war. “Ja, Vater war sehr tapfer.“ Mehr als tapfer. Ihr Vater war für Axilla ein Held. Mutig, edel, stark, aber auch großzügig, großmütig, freundlich. Nie hatte er auch nur ein böses Wort zu ihr gesagt. Immer hatte er gelächelt, wenn er sie angesehen hatte. Und dieses Lächeln, und der Blick aus seinen grauen Augen!


    Axilla musste sich zusammenreißen, um sich nicht von der Erinnerung wegtragen zu lassen und nicht zu seufzen. Stattdessen räusperte sie sich ganz leicht und ging auf seine andere Bemerkung ein. “Und du hast recht, wir haben wirklich viele Soldaten in der Familie. Alle meine Onkel waren entweder bei der Legion oder bei den Cohortes, und unser Vetter Silanus war ja auch Kommandant der Zweiten.“ Jetzt mussten nur die Männer noch ihren Dienst überleben, denn auch das stimmte, das Soldatenleben hatte den Iunii kein Glück gebracht.
    “Seneca ist ja auch bei den Cohortes. Hausherr... ja, schon. Auch wenn er fast nie hier ist, er muss ja in der Castra bleiben und kann nicht einfach abends nach Hause. Im Moment ist er ja nur Miles. Aber das wird noch, da bin ich sicher! Seneca ist ein guter Soldat, bestimmt steigt er bald noch auf.“

  • Priscus merkte, dass er irgend etwas gesagt hatte, dass Axilla verwirrte. War es die Bemerkung über den Hausherrn? Oder die Erwähnung ihres Vaters?
    Wahrscheinlich das letztere, dachte er für sich und fühlte sich ein wenig unangenehm. Wenn er sich recht erinnerte war ihr Vater in Ausübung seines Dienstes gestorben, ein würdevoller Tod für einen echten Römer. Für die Hinterbliebenen waren die Totenmasken nur ein kleiner Trost...
    "Ich freue mich darauf, die anderen Bewohner kennen zu lernen," meinte er dann, um möglichst das Thema zu wechseln. "Von Silanus habe ich ebenfalls schon viel gehört, vielleicht ist es mir ja auch einmal vergönnt, ein Kommando zu führen. Aber lass uns von etwas anderem reden als vom Kriegshandwerk. Die Stadt fasziniert mich, ich würde gerne das Amphitheatrum Flavium sehen und die anderen Wunder von denen man sich bei uns erzählt. Kannst du mir etwas davon erzählen?", fragte er mit leuchtenden Augen.
    Er beschloss, das Thema mit den Soldaten ein anderes Mal anzusprechen.

  • Eigentlich redete Axilla über Soldaten ganz allgemein sehr gerne. Nur nicht über ihren Vater. Aber Priscus hatte recht, das war für eine Dame eigentlich kein Thema. Als er das Thema aber auf ein damenfreundliches umlenkte, wäre Axilla viel lieber beim alten geblieben. Schon der zweite, der sie nach Theatern fragte, und dabei kannte sie sich da doch so gar nicht aus! Sie war doch noch nirgends in Rom wirklich gewesen, und sie interessierte sich auch nicht so brennend dafür. Sie sah es sich schon an, und sie las ja auch gerne die Stücke, aber das ansehen... da hatte sie meistens andere Dinge im Kopf.
    “Das Flavium ist das große neben dem Ludus Magnus, nicht? Da war ich jetzt noch nicht drin, bin nur dran vorbei gelaufen. Es ist wirklich sehr... groß. Oh, und im Moment müssten gerade auch Gladiatorenspiele sein, der Ädil Aurelius gibt zum Ende seiner Amtszeit noch welche. Steht zumindest überall an den Wänden.“ Axilla wusste, dass das nicht unbedingt hilfreich war. “Wenn du magst, können wir ja mal vorbeischauen oder so“, bot sie daher als Wiedergutmachung an.
    "Ich hab bislang nur ein paar Mal im Ludus Dacicus beim Training zugesehen. Mein Custos Corporis trainiert dort. Eigentlich ist er Gladiator, aber... ich mag nicht, dass er in der Arena dann kämpft." Axilla wollte nicht noch einen Menschen, der ihr nahe stand, verlieren. Auch keinen schweigsamen Sklaven.

  • Priscus hob die Augenbraue, tatsächlich hatte er die Inschriften an den Wänden gesehen, daher seine Frage.
    "Ich dachte mir, wenn ich schon einmal hier bin, möchte ich auf jeden Fall etwas von der Stadt sehen, immerhin habe ich 20 Jahre Dienst vor mir und weiß nicht, ob ich überhaupt viel Zeit haben werde, um etwas von Italia zu sehen. Nie hätte ich gedacht, dass Rom so groß ist... und auch laut und voller Menschen. Ich habe merkwürdige dunkelhäutige Männer in bunten Gewändern gesehen, die ihre Waren anpriesen und mit den Kunden feilschten," erzählte er ganz begeistert.
    Was war Nicopolis doch für ein Provinzdorf im Vergleich mit der Urbs Aeterna, kaum mehr als ein Rattenloch, wenn man diesen Begriff nehmen konnte.


    "Ich würde gerne die Spiele sehen, aber vielleicht auch die eine oder andere Tragödie oder Komödie? Ich habe eine zeitlang in Athen studiert und dort viele Stücke gesehen, mich faszinieren die Griechen..." meinte er dann nachdenklich. Er hoffte, dass es mit der Kultur in Rom ebenfalls gut stand und nicht nur die Rennen oder Tierhetzen großen Andrang fanden.
    "Du hast einen Gladiator als Custos Corporis?" fragte er, "Das ist gut, bessere Leibwächter kann man nicht haben, wenn man keine Liktoren hat", scherzte er.

  • 20 Jahre war wirklich eine lange Zeit. Aber Axilla war sich ziemlich sicher, dass man da auch irgendwas außerhalb der Castra zu sehen bekam. “Ach, bestimmt wird es auch in Mantua Theater geben, die man besuchen kann, wenn man Ausgang hat oder so. Aber wenn du die Märkte hier in Rom wundervoll findest, hättest du erstmal auf dem Xenai Agorai in Alexandria sein sollen! Da waren Leute aus Ländern, von denen ich noch nie gehört habe. Und die meisten Karawanenrouten gehen ja nach Alexandria, damit man von da aus das Schiff dann nach Rom nimmt. Das hätte dir sicher gefallen.“ Sofern Priscus Axilla hatte ablenken wollen, war ihm dies gelungen. Axilla dachte nicht mehr an ihren Vater, vielmehr war sie nun ganz in Gedanken wieder im fernen Ägypten angelangt. Gerade, weil Priscus auch noch die Griechen erwähnte, die er nach eigenen Worten faszinierten.
    “Ja, die Griechen sind schon manchmal ein komisches Volk, aber die meisten sind sehr nett. Weißt du, in Alexandria war ich die Assistentin des Gymnasiarchos. Er ist später auch zum Epistates tou Museion ernannt worden. Das war immer sehr spaßig, für ihn zu arbeiten. Er war wirklich immer sehr nett, aber bei manchen Sachen schon ein wenig abergläubisch.“ Axilla lächelte leicht vor sich hin. Sie hatte schon eine ganze Weile nichts mehr von Nikolaos Kerykes gehört, und sie hoffte nur, dass es ihm gut ging. Aber wenn er gestorben wäre – die Götter mochten ihn davor bewahren! - hätte sicher jemand aus Alexandria ihr darüber geschrieben. Dort wussten ja alle, dass sie ihm nahe stand. Freundschaftlich, natürlich.


    Priscus fragte irgendwas wegen Malachi, und Axilla musste kurz verwirrt blinzeln und die Frage nochmal rekapitulieren, ehe sie antworten konnte. “Ähm, ja. Ja, ist er. Er ist Thraker. Also, er kommt aus Judäa, aber seine Klasse ist Thraker. Aber er ist nicht einer von den berühmteren, doch ich bin ja auch nicht so berühmt, dass ich da besonderen Schutz bräuchte.“
    Axilla merkte, dass sie wieder anfing, ihre Gedanken zu weit schweifen zu lassen und daher dem Gespräch nicht allzu aufmerksam folgte. Daher beschloss sie, sich zu konzentrieren und vielleicht etwas konkreter zu sein. “Mit Theaterstücken kenn ich mich ehrlich gesagt nicht aus. Aber wenn du was interessantes siehst, darfst du mich gerne einladen. Ein Bekannter meinte vor einiger Zeit mal, dass das Stück Theogenes gut sein soll. Hab aber nicht darauf geachtet, ob das irgendwo gespielt wird.
    Und ansonsten können wir uns ja auch erstmal mit klirrenden Schwertern begnügen.“

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