• Mela streunte noch geraume Zeit durch die Straßen und Gassen, jedoch beständig vom Markt fort. Er wollte nicht noch mehr Leuten begegnen, die ihn ansprachen oder denen er etwas schuldete, weil er blind durch die Gegend lief und sie anrempelte. So führten ihn seine energischen Schritte irgendwann an eine kleine Straßenkreuzung fernab des Gewimmels, das man jetzt nur noch als monotones Gemerumel ausmachen konnte. Hier befand sich neben einer schwächlich aussehenden Akazie und einem kleinen Brunnen auch eine Steinbank. Mela trat zum Brunnen, benetzte sein Gesicht dreimal mit Wasser und fuhr sich dann übers Gesicht.


    Er keuchte. Sein Verstand realisierte jetzt erst so richtig, dass Livilla nicht mehr sein tagtäglicher Gedanke sein durfte. Der Soldat ließ sich auf die Bank fallen und barg das Gesicht in den Händen. Die Ellbogen stützte er auf die Oberschenkel, sodass er weit nach vorn gebeugt dasaß. Weinen konnte und wollte er nicht, immerhin war er ein Mann. Stattdessen fragte er sich, ob er etwas falsch gemacht hatte.


    Es war ein tiefes Loch, in das er gefallen war. Seine erste, ernste Verliebtheit - und dann wurde sie nicht erwidert.

  • Es gab Dinge, die mochte Marcella an ihrem Leben und wieder andere, denen sie rein gar nichts abgewinnen konnte. Hausarbeit war eins dieser Dinge. Sie konnte nicht verstehen, wie manche Frauen das Leben im Haus den Erlebnissen auf Romas Straßen vorziehen konnte. Zumindest hin und wieder musste man doch unter Leute gehen, neue Menschen kennenlernen und die staubige Luft Atmen.
    Sie hätte eigentlich daheim sein und sich mit einer kleinen Webarbeit beschäftigen müssen, doch war es untrüglich Caecilia Marcella, die sich in Begleitung ihrer Leibsklavin Mimithe gerade auf dem Weg zurück vom Markt befand. Dort hatten sie sich mindestens eine Stunde lang mit den vielen Menschen mittreiben lassen, hatten viel beobachtet und manches auch probiert.


    Hinterher taten Marcella die Füße weh, sodass sie sich, in einer der vielen Nebenstraßen angelangt, eine Bank suchen wollte. Am Straßenrand sah sie eine, die vor einem trocknen Brunnen stand, der von Grünzeug umwuchert war. Zur Hälfte war die Bank zwar besetzt, das bedeutete Mimithe würde stehen bleiben müssen, aber so lange hatte sie gar nicht vor sich aufzuhalten.
    Also setzte sie sich auf die freie Seite der Bank und entspannte ihre Füße. Am liebsten hätte sie sie ja noch massiert, aber das besser nicht hier auf der Straße. Auch so taten die Füße gleich weniger weh. Den Mann neben sich ignorierte sie noch.

  • Mela war so in Selbstmitleid versunken gewesen, dass er gar nicht mitbekommen hatte, wie sich jemand neben ihn setzte. Erst, als da jemand erleichtert ausatmete, sah er erstaunt auf und direkt in das Gesicht einer hübschen jungen Frau, der Augenscheinlich die Füße weh taten. Auch das noch! War man denn hier niemals allein, wenn man in dieser verdammten Stadt seine Ruhe haben wollte?


    Er wischte sich die wenigen Wassertropfen ab, die noch auf seinem Gesicht perlten, und überlegte, wo er als nächstes die Abgeschiedenheit suchen könnte. Vielleicht hatte er ja mal Glück und er blieb allein. Eigentlich könnte er auch einfach zur Casa zurückgehen, überlegte er sich. Da wäre er dann wirklich allein. Während er so nachdachte, musterte er vertrohlen die Frau neben sich. Sie war noch nicht so alt. Mela schätzte sie höchstens auf Anfang zwanzig, keinen Tag älter. Und sie sah gut aus. Aber sie war eben nicht Livilla. Er seufzte tief und stand auf, um zur Casa Petronia zurückzugehen. Dabei merkte er nicht, wie der kleine Lederbeutel, der sonst an seinem Gürtel über der Militärtunika befestigt war, die er trug, auf der Bank verblieb.


    So wandte er sich zum Gehen, ohne dem Mädchen noch mehr Beachtung zu schenken.

  • Sie fand seine Blicke, von denen er wohl glaubte, sie würde sie gar nicht bemerken, irgendwann ja ein wenig nervend, sagte aber nichts. Ein Bein überschlagen saß sie da und entspannte sich gut, denn hier war es schon nicht mehr so unerträglich laut, sodass man die Vögel zwischtern hören konnte.
    Nach einer Weile, in der er gerade mal nicht zu ihr sah, wanderten ihre Augen ganz unauffällig in die Augenwinkel und musterten ihren Bankpartner ebenso verstohlen wie er eben sie. Er war kräftig gebaut, seine Oberarme mochten im Umfang beinahe so breit wie ihre Oberschenkel sein und seine Gesichtszüge waren männlich markant. Er wirkte nicht sonderlich glücklich. Hatte sie ihn bei irgendetwas gestört?
    Als er aufstand, sah sie schnell wieder weg und tat so, als hätte ihr Armband ein wenig Pflege nötig. Aber als er ein paar Schritte getan hatte, sah sie ihm hinterher und wollte sich gerade etwas breiter auf der Bank machen, als ihre Hand gegen das kleine Säckchen stieß, das auf der Bank lag. Verwundert hob sie es hoch, sah an ihre Taille und dann dem Mann hinterher. Eigentlich konnte nur er es verloren haben.


    "Entschuldige!" rief sie ihm nach und sprang von der Bank auf, um ihm ein paar Schritte nachzueilen. "Du hast etwas verloren."

  • Mela war schon einige Schritte entfernt von der Bank, als er eine klare, helle Frauenstimme hinter sich rufen hörte. Er blieb stehen und schloss die Augen. War ja klar gewesen, dass er nicht so einfach den Rückzug antreten konnte. Er seufzte leise und wandte sich um. Im gleißenden Sonnenlicht schimmerte das Haar der Fremden wie gesponnene Seide. Ihre Sklavin dort musste ihr gute Dienste leisten, was die Haarpflege anbelangte. Mela kam wieder etwas zurück und sah dann auf den Lederbeutel in der Hand der Frau.


    Unwillkürlich tastete er nach dem Gürtel über seiner rostroten Militärtunika, fand aber nichts außer Leere und sah dann verwundert noch einmal an sich herunter. Tatsächlich: nichts. Also legte er auch noch die letzten drei Schritte zu dem Mädchen zurück und schenkte ihr ein flüchtiges, aber dennoch ehrliches Lächeln.
    "Hm, vielen Dank,...äh...?"


    Er grinste kurz und räusperte sich dann.
    "Ich bin Secundus Petronius Mela. Und wie heißt die ehrliche Finderin meines Geldbeutels?" fragte er sie neckend.

  • Mit ihren dunklen Augen folgte Marcella jeder Bewegung des Fremden und ließ das Säckchen oder besser gesagt den Inhalt leise klimpern, als er an sich heruntersah und sein Säckchen nicht mehr vorfand. Sie lächelte und zog einen Mundwinkel nach oben, bis er schließlich vor ihr stand und sie um gut zwei Köpfe überragte.
    Sein Grinsen, war es auch von noch so kurzer Dauer gewesen, fand sie lustig. Es wollte nicht zu diesem Schrank von Körper passen, denn dann sah sein Gesicht völlig ungefährlich aus, was nicht bedeutete, dass es das im Normalzustand tat. Nein, wirklich bedrohlich wirkte er nicht, auch nicht wegen seiner enormen Körperlänge. Marcella lächelte und schüttelte etwas den Kopf, vielleicht in Antwort auf sein Necken oder aber wegen ihrer Gedanken.


    "Marcella. Caecilia Marcella." stellte sie sich ihm vor, unternahm jedoch keine Anstalten den Fund wieder rauszurücken, sondern sah ihn prüfend und kess zugleich an. "Hast du das etwa mit Absicht getan?"

  • Mela ertappte sich dabei, wie er schon wieder grinste und sich jungenhaft am Hinterkopf kratzte. Er sah kurz zu der wartenden Sklavin hinüber, die sich dezent zurückhielt, und dann wieder zu Marcella. Ein hübscher Name. Und irgendwie war es seltsam, dass sie so schrecklich klein war. Mela war zwar selbst kein Hühne, aber er war doch recht groß. Größer als der Durchschnittsrömer in jedem Falle.


    Also sah er zu ihr herunter und schüttelte den Kopf.
    "Wieso sollte das Absicht gewesen sein?" hakte er forschend nach. Dabei war sein Ton interessiert, aber nicht abweisend. Im Gegenteil, er mochte ihr kesses Auftreten und wie sie die Lider leicht zusammenpresste, als sie ihn ansah.

  • So schrecklich klein war sie nun auch wieder nicht. Er war etwas größer als der Durchschnittsrömer, sie etwas kleiner als die Durchschnittsrömerin. Etwa zwei Köpfe. Wenn Marcella sich auf die zehenspitzen stellte, dann wurde daraus fast nur noch ein Kopf. Fast.


    So wirklich ganz hatte sie sich noch nicht entschieden, weshalb er das Säckchen eventuell mit Absicht hatte liegen lassen. Da er offensichtlich aber nicht abgeneigt war, einen Grund zu erfahren und ihr sein Grinsen gut gefiel, musste nun schnell einer her. Da fiel ihr auf: Schade, dass ihm keiner eingefallen war, so auf die Schnelle. Sie biss sich kurz auf die Unterlippe, sah kurz in eine abzweigende Gasse und lächelte den Mann dann wieder an.
    "Da hätte es aber noch ein paar taktvollere Antworten gegeben." sagte sie, zwinkerte ihm zu und reichte ihm das Geldsäckchen.

  • Mela lächelte, als sie sich auf die Unterlippe biss und schnell wegsah, ihn dann ganz offen auf seinen vermeintlichen Fehler hinwies. Er nahm den Lederbeutel wieder an sich, legte den Kopf schief und sagte:
    "Naja, ich mache das bei allen hübschen Frauen so, die sich auf die gleiche Bank wie ich verirren. Irgendwann fällt einem da nichts mehr ein. Und immer die gleiche Masche ist auch irgendwie langweilig."


    Er zwinkerte zurück und stand nun einfach so vor ihr herum. Eigentlich hatte er keine Lust, noch mit ihr wegzugehen. Andererseits...warum nicht? Etwas Ablenkung tat sicherlich gut. Nur eben nicht heute. Er sah in ihre rehbraunen Augen und lächelte abermals, diesmal schon etwas länger. Dann setzte er eine bedauernde Miene auf.
    "Ich würde dich ja gern zum Dank auf einen Wein einladen, aber..."
    Er sah zur Seite und sie dann wieder an. Mela war schon immer ein schlechter Lügner gewesen.
    "Ich habe noch etwas dringendes zu erledigen.... Vielleicht...ein andermal?"

  • Marcella faltete die Hände hinter dem Rücken ineinander und ließ Mela nicht aus den Augen. Wenn sie sich nicht ganz täuschte, dann waren seine Augen irgendwie traurig. Sie mochte sich täuschen, aber wenn sie genauer darüber nachdachte, fiel ihr ein, wie er auf der Bank gesessen hatte, bevor sie sich zu ihm gesetzt hatte. Den Kopf in beide Hände gestürzt, den Rücken gekrümmt.
    War ihm am Ende einfach nicht nach Gesellschaft? Marcella beobachtete seine Bewegungen und wie er ihrem Blick auswich, obwohl sie nur eine Fremde für ihn war.


    "Ich würde mich sehr freuen." antwortete sie ihm mit einem warmen, gar nicht mehr frechen Lächeln, überlegte einen Moment und zog leicht die Schultern hoch, während sie ihn kleinlaut aber nicht ohne Sinn und Zweck hinter diesem Blick ansah.
    "Falls ich dich gestört habe, tut mir leid. Ich bin häufig etwas ungestüm und neige dazu, die Menschen einfach über den Haufen zu laufen. Meistens macht ihnen das keinen großen Spaß, aber... naja. Du sahst nicht unbedingt glücklich aus...? Ist etwas passiert?"

  • Herrje, sah die süß aus, wie sie da eine kleine Schnute zog und ihn so ansah! Wie seine Schwester Fabia früher, als sie noch keine Priesterin gewesen war. Mela wünschte sich für einen Moment, Fabia bald wiederzusehen, dann widmete er seine Aufmerksamkeit wieder Marcella, die so klein und zerbrechlich vor ihm stand und allein deswegen seinen Beschützerinstinkt wachrief. Und dass er sie auf Anhieb mochte, war sicherlich nicht wegen der Worte, die sie sagte.


    Mela schüttelte den Kopf.
    "Du hast nicht gestört. Ich... Es war einfach... Ich musste einfach mal raus aus der ganzen Sache, weißt du?" fragte er sie. Er log damit nicht direkt. Nur indirekt.
    "Mir ist in letzter Zeit nicht unbedingt nur Gutes widerfahren, aber... Naja, ich sollte das alles am besten einfach vergessen und, hm, neu anfangen."


    Er schluckte. Vergessen, ja, das war eine einfache Sache, wenn es etwas Banales war. Mela aber dachte an Livilla. Jedes Mal, wenn er seinen Decurio ansehen würde, würde er an Livilla denken. Vielleicht sollte er die Einheit wechseln, dachte er. Marcella aber riss ihn abermals aus den Gedanken und Mela versuchte abzulenken. Er kannte die Frau kaum und wollte nicht mit ihr über Livilla sprechen. Noch nicht.


    "So, du neigst dazu, Menschen über den Haufen zu laufen? Das ist interessant, denn diese Eigenschaft habe ich heute selbst an mir entdeckt", meinte er und grinste breit. Irgendwie hatte sie ihn schon aufgemuntert.

  • Marcella nickte eifrig, obwohl sie nicht einmal verstand, aus welcher Sache er herausgemusst hatte. Sie konnte nur raten. Seine Tunika verriet, dass er ein Soldat war. Deshalb? War ihm bei den Truppen irgendetwas widerfahren, weshalb er unbedingt einmal seinem Soldatenalltag etnfliehen musste? Oder seiner Familie? Oder gar einer Frau?
    "Weißt du", begann sie und sah einen Moment an Mela vorbei, "manchmal tut es gut, wenn man mit jemandem redet, der rein gar nichts von einem weiß. Manchmal ist es sogar besser, als wenn man die Einsamkeit sucht und einfach alles vergisst."
    Sie sagte nicht, dass sie dieser jemand sein könnte. Das lag allein bei Mela, sie wollte sich nicht aufdrängen. Manchmal war es eben auch so, dass die Seele eines Menschen einfach Ruhe brauchte. So hatte sie ihm immerhin unterschwellig das Angebot gemacht. Ob jetzt, ob später oder nie - sie würde sich freuen, wenn er davon Gebrauch machte und nicht enttäuscht sein, wenn er es nicht tat. Wie konnte sie auch.


    "Ach wirklich?" fragte sie lächelnd, als er schon wieder grinste. Scherzte er oder meinte er es ernst? Sie entschied sich zu scherzen, erstens schien es ihm gut zu tun und zweitens sah sie ihm gern ins Gesicht, wenn er grinste, denn dann lachte wirklich alles, selbst die Augen. "Und? Wie war es?"

  • Mela, der immer noch vor ihr stand, befestigte nun endlich den kleinen Beutel an seinem Gürtel. Gelegentlich, während er das tat, sah er zu Marcella auf und überlegte. Was sie sagte, klang logisch. Aber mit einer Frau über Probleme mit einer Frau zu reden....das kam Mela irgendwie spanisch vor. Er fühlte sich unwohl. Trotzdem war das Angebot ehrlich gemeint, das erkannte er an ihrem Blick. Vielleicht sollte er es doch annehmen, überlegte er. Er kannte sie nicht, sie kannte ihn nicht, bei den Praetorianiern konnte sie nicht sein und Namen musste er keine nennen.


    "Es war... Naja, um ehrlich zu sein habe ich es größtenteils nicht einmal gemerkt. Erst, als mir die Leute die Fäuste hinterher geschüttelt haben", erklärte er und schmunzelte.
    "Weißt du", begann er dann und nickte zwei, dreimal.
    "Ich denke, ich werde dein Angebot annehmen. Sogar wenn ich damit Gefahr laufe, dass du nachher mehr von mir weißt als mein eigener Bruder."

  • Marcella schmunzelte und formte mit den Lippen ein stummes "Au!", was sie auf die geschüttelten Fäuste bezog und sah kurz zu Mimithe, die immer noch brav auf ihre Herrin wartete. Scheinbar würde sie das auch noch einen Moment tun müssen, denn doch noch nahm Mela ihr Angebot an. Wegen der Bemerkung betreffs seines Bruders zwinkerte sie und wiegte ihren Körper zweimal hin und her.
    "Keine Angst. Wir Mädchen neigen nicht dazu wie die Brüder einen hinterher mit dem, was man ihnen anvertraute, aufzuziehen."
    Dabei dachte sie nicht von ungefähr an ihre Brüder. Sie hatten ihrer kleinen Schwester zwar selten etwas erzählt, dafür aber sich gegenseitig, was wohl hin und weder ein Fehler gewesen war. Sie hatten sich damit nämlich eigentlich immer gegenseitig aufgezogen. Ja, und so hatte klein Marcella schließlich doch von vielem Wind bekommen, was nicht für ihre Ohren bestimmt gewesen war.
    "Setzen wir uns wieder?" fragte sie schließlich und musterte den Petronier mit wohlwollender Miene.

  • Mela wirkte verblüfft. Woher wusste sie verdammt noch mal, dass Crispus ihn immer aufzog? Dann kam er auf den Trichter, dass sie vielleicht selbst Brüder hatte. Trotzdem erklärte das nicht, dass sie wusste, wie Brüder untereinander mit Geheimnissen oder Problemen umgingen. Hmmm.... Sehr interessant.


    Nachdem er einen Blick zu der Sklavin geworfen hatte, die fügsam wartete, was Mela sogleich positiv auffiel, wandte er sich wieder Marcella zu.
    "Hier?" fragte er und guckte gespielt entsetzt.
    "Wollen wir nicht in eine Taverne oder sowas einkehren? Immerhin schulde ich dir das", sagte er und klopfte auf seinen Geldbeutel, der sogleuch fröhlich klimperte.

  • Sie grinste kess. Da hatte sie ihn nun aber ordentlich verblüfft. Jaja, sie wusste schon ganz genau, wie es unter Brüdern so zuging. Sie hatte zwischen Dreien von ihnen gesteckt und Tag ein, Tag aus ihre Spielchen studiert. Lange war es her. Inzwischen waren zwei ihrer Brüder verstorben und sie fehlten ihr sehr.
    Mela unterbreitete den Vorschlag mit der Taverne und Marcella sah ihn fragend an. War ihm das Treiben in den Tavernen nicht zu bund, wenn er ihr ihr Herz ausschütten wollte. Also Marcella würden schmatzende Händler am Nebentisch und gelangweilte Jünglinge beim Geldverprassen stören.
    "Meinetwegen. Aber wenn dir ein ruhiger Ort lieber wäre, dann würde ich auch mit der Revange zu unserem nächsten Treffen vorlieb nehmen." Wieder zwinkerte sie und überließ es somit ganz ihm, wohin sie gingen. Ihn von der Idee mit der Schuld abzubringen, daran dachte Marcella gar nicht. So würde es ein Wiedersehen geben, hoffte sie bereits. Und wenn er auf den Tavernenbesuch bestand, würde sie sich eben etwas andres einfallen lassen.
    "Hm?" hakte sie nach und lächelte ihm mit geneigtem Kopf zu.

  • Mela blinzelte. Daran hatte er gar nicht gedacht... Verstohlen musterte er Marcella. Sie war pfiffig, das musste er ihr lassen. Und sie dachte mit und war intelligent. Zumindest von dem her, was er bisher so erfahren hatte. Auf einer Steinbank. Mela blinzelte erneut und fragte sich, ob nur er den Eindruck hatte, dass seine Gedanken irgendwie wirr durcheinander gingen. Er seufzte und schüttelte den Kopf.


    "Hm, ja, du hast wohl recht. Eine Taverne ist momentan wohl der letzte Ort, an dem ich gern wäre", stimmte er ihr zu und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
    "Ich dachte nur, da hätten wir etwas zu trinken und es wäre nicht ganz so abgeschieden wie hier und..."


    Mela verstummte. Er machte sich wieder zu viele Sorgen um die Sicherheit anderer Leute. Noch war ihm frisch im Gedächtnis, was mit Livilla passiert war. Hier waren sie zwar näher am Markt und die Wahrscheinlichkeit, dass etwas passierte, war geringer als vor drei Wochen - aber sie waren hier in Rom und das Unheil lauerte hinter jeder Ecke. Na gut, hinter fast jeder. Der Soldat deutete auf die Steinbank.
    "Also bleiben wir hier, ja?"


    Der Gedanke, dass sie ganz ohne weiteres annahm, dass er sie noch einmal in eine Taverna ausführen würde, ließ Mela schmunzeln. Sie war wirklich keck.

  • Marcella schmunzelte erneut. Sie fand es niedlich, wie er sich geradezu verlegen am Hinterkopf kratzte und offensichtlich in alle möglichen Richtungen dachte. Sie wartete noch seine Frage ab, dann sah sie hinüber zu der Bank und wieder zu ihm. Einen Moment überlegte sie, aber dann streckte sie unerschrocken ihre Hand in Melas Richtung aus, die Handfläche nach oben.
    "Einverstanden. Und ich versichere dir auch, dass ich keine Angst vor dir habe." Natürlich scherzte sie nur und zeigte ihm das, indem sie zwinkerte. Ihr selbst war auf den Straßen noch nichts zugestoßen und so konnte es gut sein, dass sie diese lauernde Gefahr unterschätzte.
    Ob er ihre Hand ergreifen würde? Im Grunde war es nur eine freundliche Aufforderung und der Versuch ihm ein wenig seiner Anspannung zu nehmen. Dass er vor ein paar Wochen so ein einschneidendes Erlebnis gehabt hatte, konnte sie ja nicht ahnen.

  • Die Stirn gerunzelt, sah er Marcella an und folgte dann ihrem ausgestreckten Arm zu ihrer Hand. Wollte sie, dass er ihre Hand ergriff? Die Bank war doch nur ein paar Schritte entfernt. SO schwächlich konnte er doch gar nicht aussehen, oder doch? Mela nahm sich insgeheim vor, sich nicht mehr so hängen zu lassen. Zumindest nicht dort, wo es jeder sehen konnte.


    Was Marcella betraf, lächelte er kurz und ging dann zu ihr, ohne die Hand zu ergreifen, sondern legte ihr nur sehr flüchtig die Hand auf den Rücken und schob sie vorsichtig an in Richtung Bank. Eigentlich war es mehr ein Mit-dem-Körper-mitziehen als ein Anschieben. Aber Mela nahm auch schnell wieder die Hand weg, denn es gehörte sich nicht, eine Frau einfach so zu berühren, schon gar keine Fremde.


    "Ich habe auch keine Angst vor dir", sagte er verschmitzt.


    So setzte er sich dann auf die Bank und sah nachdenklich die Sklavin an, dann wieder Marcella.
    "Warum interessiert es dich so, was einen wildfremden Mann betrübt?" wollte er von ihr wissen.

  • Nun musste sie doch mal ganz leise kichern. Sein Blick war wirklich bare Münze wert, als er zu ihr kam, die einladende Hand ausschulg und sie stattdessen flüchtig, eine Hand in ihrem Rücken, in Richtung Bank schob, zog, was auch immer. Er war gut erzogen, schloss sie daraus und setzte sich zu ihm auf die Bank, einen gewissen Anstandsabstand ganz von allein wahrend.


    "Wirklich?" hakte sie mit hochgezogenen Brauen nach, als er meinte, auch er habe keine Angst vor ihr. "Du kennst meinen angsteinflößenden Blick nur noch nicht!" Aber zeigen tat sie ihn jetzt nicht. Albern, allein die Vorstellung.
    Mela sah einen Moment zu Mimithe, die zurückhaltend ein paar Schritte neben der Bank wartete. Währenddessen studierte sie sein Profil, fragte sich, was nun kommen würde und nahm sich vor, ihm nach diesem Gespräch nicht ohne eine Verabredung zu entlassen. Sie hatte gerade noch Zeit auch kurz zu ihrer Sklavin zu sehen, dann sah Mela zu ihr zurück.
    "Ich weiß nicht." antwortete sie ihm ehrlich. "Vielleicht, weil du von mir beim Nachdenken gestört wurdest. Oder weil ich mich in der Casa nur langweile und ein wenig Gesellschaft nicht schaden könnte. Oder einfach, weil ich es nicht gut finde, wenn jemand mit seinem Kummer allein ist. Selbst, wenn er damit allein sein möchte und er fremd ist, kann man ihm doch zumindest ein Angebot machen."
    Sie dachte einen Moment nach und musterte dabei lächelnd sein Gesicht.
    "Zugestimmt hast ja du."

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