• Es war schon spät am Abend, als in der Taverne "Ums Eck" einkehrte um noch ein paar Becher Wein zu trinken und mich mit einigen Soldaten zu unterhalten. Wie immer waren wir recht guter Stimmung, hatten das Geld locker sitzen, die Zunge kaum im Griff, stießen mehrmals auf den Kaiser an, stürzten die Becher auf das Imperium hinunter und machten uns über die fetten Matronen der bleichen Senatoren in Rom lustig, die ausser schwache Reden zu halten, nicht allzuviel zu stande brachten, sich aber umso mehr bedeutend und unersetzbar vorkamen.


    Ich hatte an diesem Abend schon einige Becher getrunken, als sich zu unserem Tisch auch ein paar Einheimische mischten, die kräftig mittranken und auf die Völkerverständigung anstießen. Wir alle waren ja irgendwie Menschen und im Grunde war es egal, ob man Römer oder Germane war, aus welchem Flecken Erde man kam und all dieser Kram, im Grunde - und da waren wir uns schnell einig - wollte doch jeder nur friedlich leben, ein gesichtertes Auskommen haben, die Brüste seines Weibs liebkosen und jeden Tag eine warme Mahlzeit auf den Tisch bekommen.


    "Roma victrix!" stimmte einer der Männer an und wir alle hoben unsere Becher.


    "Pax Romana" brüllte ein anderer und irgendwie hatte er Recht. Das eine war ohne das andere irgendwie wertlos. Zusammen dagegen das Elysium auf Erden.

  • "Weißt Du..." quatschte mich einer der Einheimischen an, "im Grunde ist es doch so, tschuldigung, dass es uns unter euch Römern gar nicht mal so schlecht geht. Okay, ihr seht nicht gerade gut aus, aber he, wer kann schon alles haben. Ihr habt uns die Thermen gebracht, die Aquädukte, echt tolle Straßen, so dass man auch bei beschissenem Wetter gut von A nach B kommt, da kann man die Legionen und die komische Rechtssprechung schon mal vergessen..."


    Er lachte, kam sich lustig vor, und wir alle lachten mit, soviel Wein hatten wir schon intus.


    "Klar." antwortete einer der Soldaten. "Du darfst das nicht unterbewerten. Was war Germanien schon vor uns? Ein Sumpf. Nichts weiter! Ihr konntet nicht schreiben, nicht lesen, reinstes Barbarenland... Also ich finde, es war höchste Zeit, dass wir kamen. Und so mies sehen wir jetzt auch nicht aus."


    Auch er lachte und die anderen Römer stimmten mit ein.


    "Roma victrix!"

  • Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die Stimmung heute Abend noch umkippen konnte. Ich war mir jedoch nicht so ganz sicher, ob ich das ganze einfach nur zu negativ sah, denn noch war ja alles in bester Ordnung und der Wirt lieferte ständig noch mehr Wein an den Tisch, so dass sich Verbrüderungsszenen mit Reden über das bessere Volk permanent abwechselten.


    Ich hielt mich dennoch ein wenig aus dem Gespräch heraus, hatte ich doch schon einen in der Krone und wusste, dass es an der Zeit war mich zurückzunehmen, wenn ich nicht etwas falsches sagen wollte. Balbus, dachte ich mir, so langsam wird es Zeit aufzustehen, die Zeche zu bezahlen und dann wieder zurück ins Castellum zu marschieren. Morgen würde ein langer Tag werden und die Arbeit war wie immer anstrengend, auch wenn sie weitgehend aus dem Erledigen von Bürokram bestand.

  • Es kam dann doch, wie es kommen musste. Ich wusste nicht mehr, wie es geschah, doch urplötzlich waren die Einheimischen aufgesprungen und hatten einem der Sodlaten eine geklebt. Wussten die Götter wie es geschah.


    "He, Du Bastard!" <Ach leck mich am Arsch, Du Sack!"
    "Du, pass auf, mit wem Du sprichst!" -- "Scheiß Römer!"
    "Germanischer Hundsfott"


    Die Schimpfworte wechselten sich schneller ab, als ich mitkam und wie ich mich gerade darüber informierte, dass der ganze Ärger nur deshalb ausgebrochen war, weil einer der Soldaten die Tochter des Wirts, welcher Germane war, etwas genauer beäugt habe, und einer der Einheimischen zufällig deren Verlobter war, und dass er dem Mädel an den Hintern gegrabscht habe, nicht aus böser Absicht, aus Erheiterung, als Kompliment zu verstehen... und so weiter und so fort... wie auch immer hatte plötzlich einer von diesen einheimischen Kerlen ein Messer in der Hand und stach zu.


    Zum Glück erwischte er den Soldaten nur am Arm und das auch nicht mal richtig, so dass maximal eine Streifwunde dabei heraussprang. Wie ich die Situation erfasste erhob ich mich und ging dazwischen.


    "He, was soll denn das. Beruhigt euch, ehe es hier noch Tote gibt."


    Ich drängte den Römer nach hinten, schlug dem Einheimischen mit meinem Becher das Messer aus der Hand und baute mich vor ihm auf. Er sah mich aus seinen zornigen Augen an und schnaubte wie ein Irrer, wurde dann jedoch von seinen Leuten zurückgehalten. Zum Glück war ich nicht der Einzige, der es nicht zu einer Eskalation der Situation kommen lassen wollte.

  • Das ganze beruhigte sich wieder. Die Einheimischen entschlossen sich zu Liebe des Wirtes, dem sie keine Scherereien bereiten wollten, besser abzuziehen, da sich eine Schlägerei mit römischen Soldaten im allgemeinen nicht lohnte und zudem dem guten Wirt ein paar Tage Zwangschließung des Ladens drohen konnten. Unruhig rannte dieser dann auch zwischen den Parteien hin und her, äusserte sein Bedauern über den Messerüberfall auf den römischen Soldaten, versicherte, dass die Wunde ganz schnell verheilen würde, kündigte an, dass für den Rest des Abends für die Soldaten alle Weine umsonst seien, schalt seinen zukünftigen Schwiegersohn einen Vollidioten und schickte ihn mitsamt seiner Freunde aus der Taverne und seine Tochter hinauf in die Stube. Während er also die Streithähne auseinander brachte, besah ich mir kurz den Arm des Soldaten, und in der Tat, die Wunde war nicht der Rede wert, eine Katze hätte größeren Schaden angerichtet. Einzig der Blick des Einheimischen Heißsprons, den er uns zuwarf und der von seinen Freunde unter Zwang aus der Taverne befördert werden musste, gefiel mir ganz und gar nicht. Aber er würde sich draussen schon wieder abkühlen. Passiert war ja nichts.

  • Etwa eine halbe Stunde später entschloss ich mich dann aufzubrechen. Ich hatte eh schon etwas früher entschieden keinen weiteren Tropfen mehr zu trinken und so konnte ich von dem Angebot des Wirts nicht wirklich profitieren, der Wein auf Kosten des Hauses musste für mich ausfallen. Es kümmerte mich aber auch nicht wirklich, denn es würden eh noch andere Tage kommen.


    "Also, dann machts noch gut!"


    sprach ich zu ein paar anderen Offizieren, zwängte mich hinter dem Tisch hervor durch die Menge bis zum Tresen und beglich meine ausstehende Rechnung, auch wenn der Wirt meinte, dass dies nach dem Vorfall doch nicht nötig sei. Ich bestand jedoch darauf, wollte mir nichts zu Schulen kommen lassen und faselte noch etwas von 'dass es wieder in Ordnung kommen würde' und 'dass er sich keine Sorgen machen müsse'. Dann grüßte ich ihn, warf noch einen Blick zurück zu den Männern der Neunten und begab mich dann zum Ausgang, nicht ohne einer weiteren Bedienung, die recht nett schien und einen üppigen Busen hatte noch ein Zwinkern zuzuwerfen.


    Die frische Luft vor der Taverne tat unglaublich gut. Colonia war eine rechte ansehnliche Stadt, musste ich zugestehen, man konnte recht gut feiern. Dann machte ich mich auf den Weg Richtung Castellum, pfiff ein Liedchen, wie man es auch in Rom zu pfeifen pflegte. 'Dolce far niente'.

  • Weit kam er nicht. Gleich an der nächsten Straßenecke lösten sich drei Gestalten aus dem Schatten der Nacht, einer trat blitzschnell von hinten an ihn heran und mit einem dumpfen Schlag traf der Prügel den ahnungslosen Römer im Genick. Schon war der anderen vor ihm und rammte ihm das Messer tief in den Magen.


    "Nimm dass, Du Hurenbock!" sprach er, drehte das Messer einmal um, zog es heraus und sah zu, wie der Römer auf dem kalten Pflaster zusammensackte, sich nach hinten wegkrümmte und tot auf der Straße zum Liegen kam. Erst jetzt, im fahlen Mondlicht, erkannte er, dass er den Falschen erwischt hatte.



    "Scheiße, Mann. Lass uns abhauen."


    Sie rannten so schnell sie konnten und verschwanden in den Straßen der Stadt.

  • Die Gasse war wohl gut gewählt gewesen. Der Tribun lag die ganze Nacht bis in den frühen Morgen tot an seiner Stelle, bis endlich, die Sonne stand kurz vor ihrem Aufgang ein kleiner Händler den Weg entlang kam, welcher auf dem Markt seine Waren feil bieten wollte. Zuerst dachte er, dass der Mann, welcher regungslos am Boden lag, besoffen sei und wollte schon an diesem vorübergehen, als er doch den Soldatenmantel erkannte und eine Blutlache erblickte. Vermalledeit, dachte er sich, das darf doch nicht wahr sein. Er trat näher, stupfte den leblose Körper kurz an, und erkannte dann, dass alle Hilfe zu spät kommen würde. Bei den Göttern, ein toter Römer, mitten in der Stadt. Und dazu auch noch ein höherer Offizier...


    "ZU HILFE! EIN TOTER RÖMER!"


    brüllte er und die ersten Lichter in den Häusern gingen an.

  • Fuscus war gerade auf dem Weg zur Arbeit gewesen, als er die Rufe gehört hatte. Auch das noch am frühen Morgen. Da er gerade niemand anderen höheren sah, ging er selber und gab den langsam hinzukommenden ein paar Anweisungen. "Du," er deutete auf einen. "Lauf zum Castellum und gib Bescheid, die sollen wen herschicken. Du," der nächste war dran. "Lauf zum Regionarius und Du," der Dritte. "Lauf zum Comes und gib Bescheid." Einen Moment zögerten die Männer, bis er laut "NA LOS!" rief und schon stoben sie fort.

  • Aus der Regia kommend, erreichte ich schließlich das Forum, wo sich schon eine mittelgroße Neugierigenschaar versammelt hatte.
    "Schuldigung. Kann ich mal...? Achtung..."
    So und so ähnlich bahnte ich mir einen Weg bis zum MS.
    "Puh...Salve, Fuscus. Was ist hier los?"

  • Er erkannte den Comes und wenig hinter auch den Regionarius. "Eine leiche, genauer wohl ein Tribun oder sowas von der Legio. Wohl recht anzunehmen von der Neunten. Ein Bote ist schon unterwegs da Bescheid zu geben. Der schaut aus, wie ein abgestochenes Schwein," meinte er und deutete auf das ganze Blut rundum, welches teilweise schon getrocknet war. "Ich würd mal schätzen, den hats in der Nacht zerlegt, aber da sollte wohl der Regionarius mehr zu sagen können."

  • "Ein Tribun?", wiederholte ich und zog die Augenbrauen nach oben. Na sauber, so etwas hatte mir gerade noch gefehlt.
    Nur kurz ließ ich meinen Blick über den Ort des Geschehens schweifen. Das viele Blut erinnerte mich unwillkürlich an meine Zeit im Cultus Deorum. Mit einem Schütteln vertriebe ich den Gedanken.
    "Weiß jemand, wer das ist?"

  • Joh klor... des is der Neue da, dieser Balbus irjentwas oder so. Na der, der was mit dem voherische Comes zu dun hat, meinte einer der Schaulustigen, ehe Fuscus antworten konnte. Wobei seine Antwort eh nur ein Schulterzucken gewesen wäre.

  • "Naaaa super...", stöhnte ich. "Prudentius Balbus...", murmelte ich. Soweit ich wusste, gab es zwei Balbusse in dieser Familie. Den einen kannte ich und wenn ich mich recht entsann, war der Praetorianer und somit in Rom. Also musste dies hier der andere sein.
    "Zur Legio ist jemand unterwegs, sagst du?", wandte ich mich an Fuscus, als endlich auch ein keuchender Regionarius ankam und mehr oder weniger fachmännisch begann, die Menge zum Weitergehen aufzufordern.

  • Centurio Matinius Plautius bahnte sich brummend und fluchend einen Weg durch die schaulustige Menge.


    Unmittelbar hinter ihm stützen 2 Legionäre den keuchenden und nach Luft schnappenden Boten und schleiften den fast schon mit. Der Schlappschwanz hatte bereits auf der ersten Meile in Richtung CCAA beim Dauerlauf geschwächelt, aber Plautius hatte nicht eingesehen, daß er das Packpferd benutzte, sondern für den Boten das Tempo etwas reduziert. Trotzdem hatte der Mann dann am Eingang zur Stadt schlapp gemacht. Verweichlichte Zivilistenden!


    Er begrüßte seinen Bruder Fuscus und den Comes. Dann untersuchte er den Toten und stellte Fragen in Richtung Comes und Fuscus.


    "Wer kann mir berichten was vorgefallen ist? Gibt es Zeugen? Wer ist der für die Untersuchung zuständigte Mann der Stadtwache? Und wer hat ihn gefunden?"



    Der Tote war Tribunus Prudentius Balbus. Über Nacht schienen ihn die Ratten oder Hunde bereits etwas angenagt zu haben. Er wies eine Stichwunde im Bauch auf. Offensichtlich eine breite Klinge, die nach dem Stich auch noch als Schnitt rausgezogen worden war. Die Gedärme quollen etwas heraus. Weiterhin wirkte der Hals sonderbar abgeknickt. Vermutlich war der Hals oder das Genick gebrochen. Ein Raubmord schien es aber nicht zu sein, denn der Tote trug noch Geld bei sich und auch sein Schuhwerk. Plautius gab den Soldaten den Wink den Toten in eine Decke einzurollen und auf das Packpferd zu packen.

    Semper Fidelis - zum ewigen Ruhme des Imperiums und seines Imperators!

  • Marcus, der einer von den beiden Legionären war, die den Boten stützten, folgte seinem Centurio schweigend. Der Bote taumelte immer wieder und Marcus zog ihn ungnädig mit sich. Den festen Griff von Marcus würde der Bote wohl noch Tage danach an seinen Oberarmen sehen können. Marcus und sein Soldatenkumpan lehnten den Boten dann gegen eine Regentonne und Marcus trat hinter Plautius. Dabei spähte er dem Centurio über die Schulter und betrachtete den Leichnam seines früheren Tribuns, mit dem er jedoch kaum was zu tun gehabt hatte.


    Suchend sah sich Marcus nach einem Priester oder ähnlichem um und trat einen Schritt zurück. In ihm stieg ein höchst römischer Aberglauben auf und die Abneigung einen Toten anzufassen, der noch nicht rituell gereinigt worden war. Man wollte doch nicht sich verfluchen lassen oder Böses anziehen, wenn man ihn berührte. So war ein wenig Entsetzen in Marcus Gesicht zu sehen als er die Anweisung bekam. Doch Marcus zögerte nur einen Moment lang ehe er auf den Toten zutrat und eine Decke über ihn warf. Na, das war doch eine gute Lösung. So würde er den Toten nicht anfassen müssen, konnte doch dem Befehl seines Centurios folgen. Mit Hilfe des anderen Legionärs wickelte Marcus umständlich den Körper in die Decke, berührte den Tribun dabei nicht und hob den Leichnam schließlich auf den Packpferd. Erleichtert über das getane Werk trat Marcus zur Regentonne und wusch sich die Hände ehe er wieder an den Packpferd trat.

  • Zitat

    Original von Camillus Matinius Plautius
    Er begrüßte seinen Bruder Fuscus und den Comes. Dann untersuchte er den Toten und stellte Fragen in Richtung Comes und Fuscus.


    "Wer kann mir berichten was vorgefallen ist? Gibt es Zeugen? Wer ist der für die Untersuchung zuständigte Mann der Stadtwache? Und wer hat ihn gefunden?"


    Er grüßte ihn freundlich zurück und dachte dann, typisch Centurio. Da keiner sich meldete, meinte er: "Soweit ich weiss, gibt es keine Zeugen. Dieser Mann hat ihn gefunden, wenige Augenblicke, ehe ich dazu kam. Der Regionarius," er deutete auf den Mann, " kümmert sich darum, da ich ihn hab rufen lassen. Zuletzt wurde Euer Tribun wohl gestern Abend in der Taverne gesehen."

  • Plautius sah etwas belustigt zu, wie die Männer den Toten einpackten. Verdammt! Man merkte, daß die noch nicht durch ein Meer von Blut gewadet waren und einen Berg von Leichen auf dem Schlachtfeld gesehen hatten. Wenn man nach der Germanenschlacht so ein Geschiss gemacht hätte ...


    Er wandte sich wieder seinem Bruder und dem Regionarius zu.


    "Bringt mir den Wirt der Taverne. Und die Schankmägde. Ich will wissen gegen welche Stunde er die Taverne verließ und ob es zuvor besondere Zwischenfälle gegeben hat. Gibt es bereits irgendwelche Verhaftungen?"

    Semper Fidelis - zum ewigen Ruhme des Imperiums und seines Imperators!

  • Der Regionarius schnaubte, aber da das ein Legionär war, sollten die sich da mit rumstreiten. Er rief ein paar Anweisungen und dann verschwanden zwei seiner Leute um die besagten Männer und Frauen zu besorgen. Fuscus sah seinen Bruder indes an und meinte: "Brauchst Du den Comes und mich noch?" Auf sie wartete auch noch andere Arbeit.

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