Getreidefelder

  • Es ging recht zügig vorran. Ich ließ dem Pferd viele Freiheiten und ließ es laufen. Die ersten paar Meilen tänzelte es noch hin und her, dann hatte es eine gewisse Ruhe gefunden, zu guter letzt ging es in gemächlichem Tempo voran, was zum einen am Wetter, vor allem aber auch daran lag, dass ich hin und wieder anhielt, hier mit einer Gruppe der auf dem Anwesen beschäftigten Arbeiter sprach, oder aber absaß um mir das Getreide etwas genauer anzusehen. Auch wenn es heiß gewesen war in den letzten Monaten, hatten die kühle Luft vom Meer und einzelne Regenfälle dennoch dafür gesorgt, dass die Ernte ausgesprochen gut ausfallen würde. Die Dürre, welche vor allem den Süden des Landes heimsuchte, war hier zum Glück nicht zu spüren.

  • Nachdem ich dem neuen Verwalter das Landgut gezeigt hatte, dort vornehmlich die Kelter und die Speicher in die Besichtigung einbaute, und auch mit einigen Sklaven sprach, nahmen wir zwei Pferde und ritten zu den Getreidefeldern hinaus, die stellenweise schon abgeerntet waren. Von einem kleinen Hügel aus, hatten wir eine perfekte Sicht auf das umliegende Land.


    "Du siehst vielleicht, dass die Felder unterschiedlich groß sind, und unterschiedlich vorran geschritten. Das liegt vor allem daran, dass der Senator bisher noch nicht zur großen Landwirtschaft der Latifundien umgestiegen ist. Er bewirtschaftet einige Felder durch Sklaven, wieder andere hat er an örtliche Bauern verpachtet und dann gibt es noch ein paar freie Bauern, die ihre Felder dazwischen haben.


    Der Senator ist nicht unbedingt der Mensch, der auf das Geld angewiesen ist. Er lässt also die hiesigen Bauern wo sie sind, hilft ihnen auch manchmal aus.


    Die Decima sind schon lange in Tarraco und sie verstehen sich als Gönner der Stadt und der Bevölkerung. Du solltest dies bei Deiner Arbeit immer berücksichtigen und diese Tradition fortführen."

  • Drusus ritt auf einer schönen Stute. Genau musterte er die Felder. Bestimmt würde er irgendwo Pläne finden, wo eingezeichnet war, welche Felder Meridius und welche nicht gehörten.


    "Ich werde es versuchen. Meinst du ich soll den Bauern Getreide geben, wenn sie eine Missernte hatten?"

  • Ich täschtelte meinen Wallach.


    "Wenn Die Betriebe es hergeben kannst Du es sicher machen. In meiner Zeit war das bisher nicht nötig, doch wenn Not herrscht, wird der Senator nichts dagegen einzuwenden haben. Er ist sowieso einer der Patrone der Stadt Tarraco, er würde es, denke ich sogar begrüssen, wenn Du so handeln würdest..."

  • Drusus beugte sich gelenkig von seinem Pferd herunter und plückte eine Weizenähre. Als er wieder gerade auf dem Pferd saß, musterte er diese genau.


    "Einer der Patrone? Wer ist der andere?"

  • Ich blickte von meinem Pferd herunter auf den neuen Vilicus, der sich gerade eine Weizenähre von einem Halm heruntergepflückt hatte.


    "Matinius Agrippa. Der Proconsul von Hispania. Ein guter Mann, so weit ich das beurteilen kann. Man sieht ihn jedoch nicht oft und er lässt vieles seine Verwaltung und seine Verwandten machen. Er muss mit dem Senator befreundet sein, soweit ich weiß."


    Ein frischer Wind ging über die weiten Felder.

  • Er ließ die Ähre durch seine Hand gleiten und zupfte auch einige Körner ab.


    "Das heißt die Provinz wird von der Gens Matinia regiert und nicht nur vom Proconsul?"


    Er streichelte sein Pferd am Hals.

  • "Nun, so kann man das auch nicht sagen. Der Proconsul beteiligt seine Familienmitglieder lediglich in der Verwaltung der Provinz, vereinzelter Städte, ebenso seine Klienten und Freunde. Aber ich denke, das dürfte ein normale Verhalten sein. So lange sie sich nicht auf Kosten der Provinz bereichern, ist es im Grunde egal, durch wen die Posten besetzt werden..."


    Ich atmete die frische Luft ein, die über den Hügel strich.

  • "Hmmm..."


    Sowie sich das anhörte, hatte fast jeder Beamter einen guten Draht zum Proconsul. Wenn das so war, würde Drusus ihn sicher auch noch irgendwann kennenlernen. Dann schaute er sich nochmal die Felder an.

  • Alle Felder waren abgeerntet. Der Winter konnte kommen. Die Felder waren komplett leer und der letzte Karren mit Getreide machte sich gerade auf den Weg zur Villa Rustica. Für dieses Jahr hatte man genug Getreide auf Lager um auch den Winter über die regelmäßigen Abnehmer beliefern zu können. Drusus saß auf seinem Pferd und warf nochmal einen prüfenden Blick über die abgeernteten Felder. Alles korrekt. Dann machte er sich auf den Weg zurück zur Villa Rustica. Er ritt neben dem Karren her.

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