Callidus betrat den Raum und war geradezu erstaunt über diesen Andrang. Er kämpfte sich durch die Stuhlreihen zum vorderen Pult durch und blickte in die Runde. Dass der Raum nach den spärlichen Anmeldungen zu Beginn nun aus den Nähten platzen würde, damit hatte er nicht gerechnet.
> Werte Teilnehmer des cursus de litteris antiquis! Zuerst möchte ich ein wenig auf die frühen Zeugnisse lateinischer Literatur eingehen, sofern man diese Zeugnisse bereits „Literatur“ nennen kann.
Etwa im neunten Jahrhundert v. setzen wir die Einwanderung etruskischer Volksstämme nach Italia an. Viel in unserer Kultur ist durch das Etruskische beeinflusst und so auch unsere, die lateinische Sprache. So ist uns allen die Familie der Tarquinier, der römischen Königsfamilie, bekannt und auch die Stadt Tarquinii in Etrurien. Hier nahm Rom seinen Ursprung und somit auch unsere Sprache. Bei den etruskischen Gladiatorenspielen, die ursprünglich Menschenopfern an die Götter entsprachen, sind bereits die lanistae bekannt, ein etruskisches Wort, das sich noch heute in den Arenen wiederfindet. Oder aber ihr betrachtet die persona, die Maske im Theater, ebenfalls ein etruskisches Wort, das unserer Sprache erhalten geblieben ist. So lassen sich etliche Beispiele finden, wie Charun, ein Unterweltgott, den wir aus dem hellenistischen Raum als Charon kennen, oder aber das Wort Ulixes für den griechischen Odysseus. Wir verwenden diese Wörter ohne Bedacht, doch sind sie etruskischen Ursprungs. Ich sprach auch von Kultur, und so nenne ich die uns bekannte disciplina Etrusca, die sakralen Handlungen jener Alten, die die unseren heute beeinflussen. Die Eingeweideschau unserer haruspices ist ein rein etruskisches Ritual.
Der jedoch für uns größte Einfluss herrscht in der Ahnenverehrung, tragen wir doch heute noch die Masken unserer Vorfahren bei Leichenzügen und hängen sie in unsere Atrien, wie es die Etrusker vor Jahrhunderten taten.
Doch nun sollen die ersten schriftliche Zeugnisse in den Vordergrund treten. Einem jeden von uns ist das uralte Zwölftafelgesetz bekannt:
si in ius vocat, ito
ni it, antestamino.
igitur em capito.
Wenn er vor Gericht ruft, soll (der andere) gehen.
Wenn (dieser) nicht geht, sollen dritte (oder auch die Götter) als Zeugen angerufen werden.
Also soll man ihn ergreifen.
Hier sehen wir schon den Imperativ, der auch in unserem heutigen Latein für Gesetzestexte und allgemeingültige Sitten gebraucht wird. Doch was zählt noch zu den Ursprüngen der Literatur? Es sind Arbeitslieder der Bauern auf den Feldern, Hochzeitsgesänge, Trinklieder und auch Spottlieder. Diese allgemeinen Scherzlieder sind uns als Fescennini versus bekannt. So sangen die Soldaten Caesars über jenen:
Urbani, servate uxores, moechum calvum adducimus!
Römer, bringt eure Ehefrauen in Sicherheit, wir bringen den kahlköpfigen Verführer!
All diese Scherz- und Spottgesänge wurden zu Triumphen und zu anderen hohen Anlässen gesungen, um die gefeierte Person abzuwerten und böse Geister somit zu täuschen. Livius schreibt uns, dass diese Lieder wohl de Ursprung des Dramas und der Tragödie bilden.
Eine weitere frühe Form der Literatur ist die fabula Atellana, die nach der oskischen Stadt Atella benannt ist. Hier zeigt sich der Einfluss aus dem Süden auf Rom, genauer gesagt, der Einfluss von Magna Graecia. Denn hieraus entstammen die uns bekannten Charaktertypen und Masken unseres Theaters: Der Narr (Maccus), der Tölpel (Bucco) oder der Alte (Pappus). Die Sprache dieser Possenspiele war oft sehr einfach und volkstümlich, man trat als wandernde Schauspielergruppe in Städten auf. Doch dazu später mehr.
Kommen wir zunächst wieder zum Altlatein. Hier ist ein bekanntes Zeugnis das carmen arvale der Arvalbrüder, das lautet:
e nos Lases iuvate
neve lue rue Marmar sin sin currere in pleoris
satur fu fere Mars limen Sali sta berber
semunis alternei advocapit conctos
e nos Marmor iuvato
triumpe triumpe triumpe triumpe triumpe
Bei ‚Lases’ sehen wir noch das intervokalische ‚s’, das sich später zu ‚r’ gewandelt hat. Das ‚e’ steht für unser ‚ecce’. ‚pleoris’ für ‚plures’ und ‚berber’ für ‚ibi’. 'Marmar' ist ferner ebenso eine alte Anrede des Mars. Zur nächsten Sitzung solltet ihr euch Gedanken zu diesen ersten zwei Versen machen. Wir werden dann in der nächsten Sitzung hier ansetzen.
Und damit jeder etwas tut, habe ich euch einen Altlateinischen Satz mitgebracht, der uns als ältestes Zeugnis bekannt ist.
Manios med fhefhaked Numasioi
Hierzu schreibt mir bitte alles auf, was ihr wisst.
Wir sehen uns dann zur nächsten Sitzung. <
Letzteren Satz ins klassische Latein bringen, übersetzen und aufschreiben, was dazu zu sagen ist...und dann an mich per PN