[Cubiculum] Rediviva Minervina

  • Lana zog sie die Decke wieder etwas über die freie Haut und schloss im ersten Augenblick etwas beschämt die Augen. Dann schüttelte sie leicht mit dem Kopf und wusste im ersten Augenblick nicht so recht, was sie antworten sollte. „Niemand wird es erfahren Herrin, Ich kann schweigen wenn ich es soll, für ein Leben lang“ Dann lächelte sie leicht, als ihr Kopf wieder unter der Decke hervorschaute und sie sich ganz langsam aufrichtete. Sie streckte sich für einen Augenblick und schloss, während sie hinter vorgehaltener Hand gähnte, die Augen. Lana erhob sich nun vollends von dem Lager.
    Die Herrin sah den Rücken, der teils noch mit feinen Narben überzogen war, sich sonst aber fast schon als makellos präsentierte, bevor er jedoch langsam unter der Kleidung der Sklavin verschwand. Lana goss der Herrin etwas verdünnten Wein in den Becher, der noch auf dem Nachtschrank stand und stellte ihn auch dorthin wieder zurück.
    „Ich hoffe du machst dir nicht zu viele Sorgen Herrin. Aber ich bin nicht alleine schuld daran, was heute Nacht passiert ist“
    Lana ließ sich dann wieder auf der Bettkante nieder und strich etwas unruhig durch die aufgewühlte Decke. Dann sah sie jedoch in die Augen der Herrin, strich noch einmal über deren Arm und erhob sich wieder von der Bettkante. „Ich wollte nicht, ich meine wie sollte ich denn. Habe ich etwa zu schnell gehandelt Herrin?“
    Sie sah aus dem Fenster heraus und blinzelte in die schon sehr hoch stehende Sonne, ehe sie begann die Kleidung auf dem Boden aufzusammeln und sie zu falten. „Es war eine herrlicher Nacht, auch wenn sie einmalig war...“ Sie seufzte dann leise, legte die Kleider vorsichtig über einen Stuhl und ließ sich neben dem Bett auf einen kleinen Hocker fallen, während ihr Blick langsam zu Boden glitt.

  • 'Das möchte ich auch hoffen' ging es Minervina durch den Kopf. Es wäre fatal, wenn Lana ein Wort verlauten ließe. Ganz abgesehen von Lana mochte Minervinas Zukunft ruiniert sein. Welcher Mann würde sich mit ihr noch abgeben wollen? Sie hatte bei anderen nichts dagegen, aber nun ärgerte sie sich darüber, dass sie selbst gegen diese gewisse Moral verstoßen hatte. Zugegebenermaßen war es recht schön gewesen, aber den Preis nicht im Geringsten wert, den sie möglicherweise dafür zu zahlen hatte. Undenkbar, wenn Vitamalacus etwas davon mitbekommen hatte. Vielleicht wartete er darauf, dass sie ihm beichtete? Sie schüttelte rasch den Kopf um diese Gedanken loszuwerden. Ihr Blick wanderte kurz über Lanas geschundenen Rücken, senkte sich dann allerdings wieder schuldbewusst. Was hatte sie nur getan? "Ist schon gut Lana. Ich trete überhaupt keine Schuld an dich ab. Aber von jetzt an, möchte ich kein Wort mehr darüber hören." Ihre Stimme klang scharf, während ihre Augen indes sehr müde dreinschauten.


    Sie fuhr sich mit der flachen Hand an die erhitzte Stirn. Zumindest würde ihr schlechtes Gewissen kaum auffallen, da sie durch ihre Krankheit allein schon recht schlecht aussehen dürfte. Minervina stand auf und stellte sich nebens Bett. Sie fühlte sich schmutzig. Es war, als habe sie das Vertrauen ihres Vaters enttäuscht, als hätte er ihr dies ins Gesicht gesagt. Dann hob sie allerdings wieder den Blick und lächelte Lana matt an. "Hilf mir bitte beim Ankleiden. Ich werde mich gleich zum Frühstück begeben und mir dann ein wenig Ruhe gönnen. Ich muss nachdenken."

  • Lana nahm die Sachen frisch aus einem kleinen Schrank und sah während sie dies tat nicht einmal zu der Herrin auf. Wie sie sich mit einem Male wieder geändert hatte. Scheinbar war es wirklich nur der Rausch des Moments gewesen und Lana war mit der Offenlegung ihrer Gefühlslage einfach nur so überraschend gekommen, dass die Herrin gar nicht abwehren wollte, weil sie eben einfach überrascht war.
    Als sie die Herrin angezogen hatte, trat sie wieder einen Schritt von dieser zurück und öffnete ihr die Tür. „Ich will dich nicht weiter stören Herrin“
    Sie seufzte etwas und verneigte sich, bevor sie damit begann das Bett zu machen und die Becher und den Wein der Nacht auf ein Tablett zu stellen und um dieses so schnell wie möglich und sicher nach unten zu bringen. Als sie selber das Zimmer verließ, legte sich eine kurze Träne in ihr Gesicht und sie schüttelte sie schnell wieder weg, so wollte sie doch nicht zeigen, dass sie schwach war. Jetzt wo die Herrin, doch böse auf sie war und scheinbar doch alle Schuld auf den Schultern der Sklavin lagen.
    „Ich schiebe keinem die Schuld zu...“, dann nickte sie leicht und schüttelte sich „Wie konnte ich das nur glauben“, murmelte sie und schloss die Tür hinter sich.

  • Minervina beobachtete Lana nachdenklich, während sie die Kleidung herausholte. Sie fragte sich, was der Sklavin wohl bezüglich dieser Angelegenheit durch den Kopf ging. Aber vermutlich war es besser, wenn sie es nicht erführe. Verführt hatte immerhin Lana, auch wenn es ihr selbst sehr viel Freude bereitet hatte und sie sich bereit erklärt hatte. Aber das war vermutlich das Schlimme: Hierfür musste sie selbst gerade stehen. Rasch fuhr sie sich mit gespreizten Fingern durch das Haar, um ein paar Knoten herauszuzupfen. Wenn Lana nun mehr für sie empfand? Oder war es für sie ebenso nur die Ergreifung der Gelegenheit gewesen, so wie es für ihre eigene Person zutraf? Wie sollte es nun zwischen Ihnen weitergehen? Sie seufzte laut auf - Warum war das Leben nur so kompliziert?


    Sie ließ sich von Lana ankleiden. Es war komisch, sich ihr nackt zu zeigen. Noch am Abend zuvor war es für sie normal gewesen. Ein Ablauf wie er schon immer stattfand. Doch seitdem das Ausziehen andere Gründe als das Umkleiden hatte... "Mach dir keine Gedanken. Wir kriegen das schon hin." meinte Minervina um einiges freundlicher als vorher und schenkte Lana ein müdes Lächeln. Sie wollte irgendetwas sagen, was beruhigend wirken würde, ehe sie das Zimmer verließ. Hernach bat sie die Sklavin noch darum, die Reisesachen auszupacken und alles soweit einzusortieren, wie es nicht gewaschen werden musste... Hierbei würde sie einiges finden, was ihr immer bekannt sein mochte. Doch in einer Ledertasche, die Minervina für gewöhnlich am Gürtel trug, aber ausnahmsweise dem Reisegepäck beilag, befand sich ein Zettel, der sorgfältig gefaltet war. Und der barg ein weiteres, kostbares Geheimnis der Herrin. Ein Geheimnis, was bereits länger zurück liegt.


    An Rediviva Minervina, Villa Tiberia, Roma.


    Salve Minervina,


    erinnerst du dich noch an mich? Ich bins Marcus, nun ich musst mal wieder an dich denken und entschloss mich dir zu schreiben. Ich hoffe die Adresse ist richtig, falls nicht wird sich wohl jemand anders über den Brief freuen oder auch nicht. Wie auch immer, ich hoffe es geht dir gut in Roma und deine Ausbildung geht vorran. Ich habe es hier in Germanien relativ gut, ein schönes Landgut und einen netten Gallier als lustige Gesellschaft, auch wenn ich sagen muss dass ich von Germanien noch nicht allzu viel gesehen habe. Zumindest keine baumhohen Barbaren. Bevor dieser Brief ins alberne abdriftet, die Gefahr ist ja bei mir durchaus vorhanden, will ich dir noch sagen dass ich dich vermisse und ab und zu wünschte dass wir uns nicht aus den Augen verloren hätten. Wir sehen uns eines Tages wieder. Ich komme bald eventuell nach Roma, wenn mein Arbeitgeber es genehmigt. Eventuell sehen wir uns dann. Nun... Ich würde mich über eine Antwort freuen. Schreibe ans Landgut des Prudentius Commodus, wenn du magst. Ich muss leider wieder an die Arbeit. Das heißt dass ich jetzt zum Ende komme.


    Du hast immernoch einen Platz in meinem Herzen. Der Tag den wir erlebten wird uns wohl noch weiter verbinden.


    Auf bald.


    Marcus Hipparchus.

  • Als Minervina in ihr Zimmer trat, fand sie dieses leer und aufgeräumt vor. Noch diesen Morgen hatte sie es zu einem Spaziergang verlassen, auf welchem sie einen verletzten Miles gefunden hatte. Helvetius Marcellus. Dieser wurde nun verarztet und ruhte sich in einem Gästezimmer aus. Sofern dieser unhöfliche Besuch von den Cohortes Urbanae, die den Fall nun untersuchten, es überhaupt zuließ, dass er sich ausruhen konnte. Lautstark durchschritt sie ihr Zimmer und ließ sich aufs Bett fallen. Doch zugleich rief das Bett unangenehme Erinnerungen in ihr wach, die sie stachen, als ob sie sie auffordern wollten, wieder zu verschwinden.


    Zornig starrte sie an die Decke. Die Röte lag fast glühend auf ihren Wangen und am liebsten würde sie schreien. Es machte sie ziemlich zornig, dass der ungehörige Soldat, dieses Soldatenschwein, einfach ignoriert hatte. Es stimmte - sie kannten alle keine Manieren. Vermutlich musste man schon Patrizier oder hochgestellter Offizier sein, um sich benehmen zu können, befand man sich in irgendwelchen Einheiten. So wie ihr Vater. Er hatte immer gewusst, was sich gehört. Und dazu gehörte gewiss nicht das Verhör ohne jede Begrüßung eines Schwerverletzten und das Ignorieren einer jungen Dame. Minervina, in ihrer Wut schon seit jeher recht unbeherrscht, griff nach der Öllampe neben ihrem Bett und warf diese mit aller Macht neben die Tür. Fast zugleich griff sie ein Kissen und legte dieses über ihr Gesicht um sich irgendwie beruhigen zu können. Tief einatmen, tief ausatmen. Schließlich musste sie dazu in der Lage sein, ihren Zorn zu beherrschen.

  • Minervina lag noch beinahe unverändert auf ihrem Bett - nur das Kissen befand sich unter, statt auf ihrem Kopf. Sie starrte noch immer wenig fröhlich an die Decke. Sie hatte zwar nicht beschlossen, dass sie schmollen würde, aber eigentlich wollte sie gar nicht damit aufhören. Als sie das Klopfen hörte, begann sie hin- und her zu überlegen. Sollte sie den Wartenden hereinrufen, oder einfach so tun, als würde sie schlafen? Sie hatte eigentlich nicht die geringste Lust, jetzt mit jemanden zu sprechen. Bei diesem Entscheid blieb es dann auch. Solang sie nicht wusste, wer dort war, würde sie nicht reagieren. Sie legte sich mit dem Rücken zur Türe und Gesicht Richtung Wand und nahm eine bequeme Haltung ein. Kurz darauf schlossen sich die Augen und sie begann, ihren Atem zu entspannen.

  • Der Sklave, der geklopft hatte, blieb unschlüssig vor der Tür stehen. Anscheinend war Domina Minervina nicht in ihrem Zimmer. Oder schlief sie vielleicht ?
    Egal was, er musste seine Botschaft überbringen. Und das möglichst schnell...


    Zeit genug, die Villa auf den Kopfzustellen hatte er zwar nicht, aber er musste sie so schnell es ging finden. Daher eilte er davon, sah vergeblich an ein paar Orten nach, an dem sie sich befinden könnte. Und mit jedem Misserfolg wuchs seine Unruhe, sah er sich doch schon dem Domine gegenüber sein Versagen eingestehen.


    Irgendwann kehrte er zurück zu dem Zimmer der Domina, schweratmend, den er hatte den grössten Teil der wege rennend zurückgelegt. Einen Moment blieb er noch mal stehen, dann klopfte er noch mal, erst leise, dann etwas kräftiger.


    "Domina Minervina," sagte er eher zögerlich, "seit ihr da ? Domine Tiberius Vitamalacus wünscht dich zu sehen..."

  • Zufrieden hatte Minervina vor sich her gemurmelt, als dem ersten Klopfen kein weiteres folgte. Scheinbar war jemand vor der Tür, der sich zu benehmen wusste und außerdem unwichtiger Natur war. So kuschelte sie sich noch ein wenig mehr an die vor ihr liegende Decke und hielt die Augen geschlossen. Es mochte wahrlich nicht vekehrt sein, sich nun ein wenig auszuruhen. Als sie dann allmählich begann, dösiig zu werden, hörte sie abermals ein Klopfen. Unwillig schlug sie die Augen auf und lauschte, ob eine weitere Reaktion folgte, oder ob sie sich das Klopfen nur eingebildet hatte. Aber da vernahm sie eine leise Stmme, die nur bruchstückhaft bei ihr ankam. Aber was sie eindeutig heraushörte war ihr Name - ebenso wie jener ihres Onkels.


    Sie setzte sich aufrecht hin. Konnte man ihr nicht ein einziges Mal Ruhe gönnen? In alter Manier runzelte sie missbilligend die Stirn und rief: "Sag ihm, dass ich schlafe, Servus." Sie verlieh ihren Worten mit dem selten gebrauchten Wort 'Sklave' noch ein wenig Nachdruck, denn sie musste sich irgendwie deutlich ausdrücken.

  • Der Sklave war dem Verzweifeln nahe. Egal was er tat, er würde ärger bekommen. Dabei war es doch nur eine kurze Botschaft, die er zu überbringen hatte. Und jetzt,.. war er zwischen einem Hammer und einem Amboss gefangen.


    Er entschied sich, zurück zum Domine zu gehen.

  • Titus
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    Der Sklave hatte Titus über den Wunsch seines Tribuns informiert und so war Titus sofort zu dem Zimmer gegangen. Kräftig klopfte er an.


    Er hatte den Türgriff schon in der Hand, da erinnerte er sich an die Folgen, die sein letztes hereinplatzen gehabt hatte, daher meldete er sich erst mal.


    "Der Tribun will dich sofort sprechen."

  • Sie war noch einige, wenige Momente aufrecht sitzen geblieben und hatte sich dann wieder nach hinten sinken lassen und sich dabei, zu allem Überfluss, den Kopf an der Wand gestoßen. "Verdammt." hatte sie gefaucht. Und wenige Augenblicke später klopfte es schon wieder. Ihre Augen sprühten Funken als sie dessen gewahr wurde. Oh den Sklaven würde sie sich vornehmen. Warum gönnte man ihr denn keine einzige Sekunde Ruhe? Gerade wollte sie die Person 'freundlich' bitten, zu verschwinden, als sie Titus Stimme vernahm.


    "Ach" kommentierte sie leise vor sich hin. "Da traut sich wohl jemand kein zweites Mal hierher und beauftragt den Riesen, hm? Nicht mit mir." Sie stand nun auf und rieb sich noch einmal den Hinterkopf. In einer fahrgen Geste strich sie sich mit gespreizten Fingern das Haar wieder glatt und näherte sich dann der Tür, die sie weit nach innen aufriss. Trotz ihrer Mühen umrahmte ihr dunkles Haar das zierliche und aufgebrachte Gesicht in recht unordentlicher Art und Weise. "Dann richte dem Tribun aus, dass ich schlafe. Ist es denn so schwer zu verstehen?" Sie war im Begriff ihm die Tür wieder vor der Nase zuzuschlagen, aber Titus war ihr nicht geheuer. Sie hatte Angst vor ihm. Nicht unbedingt aufgrund seiner Körpergröße als vielmehr seiner Blicke, die er ihr schonmal zuwarf. Darum wollte sie ihm noch die Möglichkeit zu einer kurzen Antwort geben.

  • Titus
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    Als sich die Tür öffnete und die, zumindest aus Titus sicht, kleine Frau vor ihm stand und in anblaffte, das sie schlafen würde, blickte er sie interessiert an. So zerzaust, wie sie aussah, war sie bestimmt gerade erst aus dem Bett aufgestanden. Niedlich sah sie ja schon aus, so wie sie gerade aussah, reizte es ihn noch mehr, etwas zu tun, was er besser nicht tun sollte.

    Irgendwie ahnte er, da sie die Tür zuschlagen wollte und so trat er unweigerlich einen Schritt vor, sie allein durch die Masse seines Körpers etwas weiter ins Zimmer zudrängen.


    "Jetzt schläfst du ja nicht. Kommst du freiwillig mit ?"


    Ein leichtes Grinsen lag auf seinem Gesicht, wahrscheinlich wäre es für ihn eine Freude, sie einfach zu Schultern und aus dem Zimmer zu tragen.

  • Sie wusste nicht warum, aber während sie ihn betrachtete, als er wiederum sie ansah, lief ihr ein eisiger Schauer über den Rücken. Sie konnte es sich nicht erklären, aber sie bekam immer wieder das Gefühl, dass ihre Angst vor ihm berechtigt war. Ihr Herz schien unerträglich stark zu schlagen und sie selbst schien zu schrumpfen. Dann nahm sie sich allerdings wieder zusammen und versuchte ihre Wut wieder anzuheizen. Es scheiterte kläglich, als er einen Schritt auf sie zumachte und sie dazu zwang, zurückzuweichen.


    Ein kleines Stechen der Angst machte sich in ihrer Magengegend bemerkbar. Sie hätte diesem Riesen niemals etwas entgegenzusetzen, wenn er ihr etwas antun wollte. Und offensichtlich wollte er. Nur seine Worte machten ihr wieder Mut, denn schließlich wurden sie erwartet und das baute auf. Er hatte, zumindest jetzt, nicht die geringste Chance ihr etwas anzutun. "Du wirst mich nicht anrühren, Titus. Geh mir aus den Augen." befahl sie ihm mit stolzer Stimme und angehobenem Kinn. Sie würde zu Vitamalacus gehen, sich aber nicht die Blöße geben, dass sie durch Titus überredet wurde... Noch schlimmer wäre es vermutlich, würde er sie zu ihrem Onkel tragen. Unvorstellbar.

  • Titus
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    Titus blieb ungerührt stehen, sah sie nur grinsend an. Ihm war egal, wie Minervina den weg ins Tablinium zurücklegte, ob auf ihren eigenen Beinen oder aber auf seinem Rücken. Vielleicht reizte ihn ihr stolzes Auftreten noch mehr, sie einfach so über die Schulter zu werfen.


    "Der Tribun will dich sofort sprechen," wiederholte er einfach seine erste Aufforderung, ihren Einwand ignoriend. Dann trat er zur Seite, stellte sich vor den offnen Türflügel, ihr so den Weg freigebend, aber auch verhindernd, das sie einfach die Tür schloss.

  • Sein Grinsen provozierte sie nur noch mehr und steigerte ihre Wut um weitere Grade. Sie versuchte allmählich auch nicht mehr, an sich zu halten und sah weiter aus zornesfunkelnden Augen zu ihm auf. Warum musste er eigentlich größer sein als sie? Es war viel leichter jemanden herablassend oder strafend zu betrachten, wenn man nicht zu ihm aufblicken musste - so wie sie jetzt. Als er dann, mit seinen dreisten Worten, begann ihr den Weg freizumachen, zischte sie ihn wutentbrannt und in beträchtlicher Lautstärke an. "Ich bin weder so blöd, noch so taub wie du." Ihre Angst war wie weggefegt und sie rauschte eilenden Schrittes an ihm vorbei. Was glaubte er eigentlich, wer er war?

  • Wie so oft in den letzten Tagen brachte Minervina kaum einen Schritt vor die Tür ihres Zimmers. Sie saß an ihrem Runden Tisch in einer Ecke und dachte nach. Dies war ihre Art, den Tod ihrer Tante zu ertragen und ihn zu verarbeiten. Der Schlaf bis zur Beseitigung der Trauer wäre ihr noch entschieden lieber gewesen, aber beim Versuch waren ihre die Augen nachher nicht mehr zugefallen. Da sie allein sein wollte, blieb ihr die Option eines Spaziergangs nicht mehr offen, denn alleine durfte sie das Haus nicht verlassen. Und so schwanden alle Möglichkeiten auf das Alleinsein hinfort, bis auf die Möglichkeit, in ihrem Zimmer zu warten. Und das tat sie demnach auch.
    In diesem Moment saß sie vor einem Bogen Papier. Mit ihrer Feder kritzelte sie am Rand kaum erkennbare Striche, die schon beinahe das Pergament aufgeweicht hatten. Auf dem Papier war sinnloses Gekritzel zu erkennen. Sinnlos zumindest für jeden, der ihre Gedankengänge nicht kannte oder nicht nachvollziehen konnte.


    Vater ist dahingegangen, dort, wohin ich ihm nicht folgen kann und Tantchen ist ihm gefolgt. Vielleicht war er es? Wollte er sie wieder gerne bei sich haben? Warum nimmt er dann nicht Helena? Meine Mutter verdient das Leben sowieso nicht. An wenn soll ich mich nun wenden?
    Marcus... Hinfort. Wo ist er? Lebt er? Und sonst? Viel...


    Und da hört alles auf. Ab diesem Moment hatte sie missmutig begonnen, die Feder aufwärts und abwärts zu kritzeln, um irgendwie wieder den Faden zu finden. Aber sie verlor sich in den Tiefen ihrer Gedanken. Ihre Augenlider glitten herab und mit einem leichten Plumps stieß sie Tinte um und brach Feder entzwei. Sie wurde sich des leisen Krachs durchaus bewusst, aber nicht der Herkunft. Die Tinte verteilte sich über den Tisch und tropfte auf den Boden herab, sog sich in ihre Tunika ein und die Feder lag in ihrer Hand, nun durch den Bruch doppelt. Sie merkte kaum, dass sie den Stoff ihrer Kleidung völlig ruinierte. Sie befand sich in einem Zustand des Dämmerns und schlief langsam auch ein. Und die Tinte breitete sich weiter aus...

  • Sie hatte es sich in den letzten Tagen abgewöhnt an die Tür zu klopfen, da sie eh kaum eine Antwort bekam. Sie hatte einen zusammengerollten Brief in der Hand und trug ein kleines Licht bei sich. Ihre Augen wurden durch die kleine Flamme etwas zum Strahlen gebracht und sie wollte, sofern die Herrin es den wünschte etwas bei ihr bleiben. Sie selbst würde diese Einsamkeit als grausam empfinden. Sie nahm sich alles so zu Recht, dass sie eine Hand frei hatte um die Tür zu öffnen. Als sie ins Zimmer trat, schreckte sie zusammen und ließ beides, das Lämpchen und den Brief zu Boden fallen. Die Lampe entzündete sich zum Glück nicht weiter, sondern ging einfach aus.
    Sie kam auf die Herrin zu und zitterte leicht in den Händen...Was war passiert? Sie wusste es nicht, diese Flüssigkeit auf dem Tisch und so wie die Herrin da lag...Warum? Ihr liefen Tränen an der Wange entlang, so hatte sie doch auch nicht bemerkt, das der Atem noch leise da war. Dann griff sie der Herrin an die Schultern und begann diese vorsichtig zu schütteln und zog sie vom Tisch auf. „Herrin bitte...Sag was!“ Sie nahm dann schnell ein Tuch und tupfte die Flecken ab, wischte grob über den Tisch und ließ das Tuch dann einfach wieder fallen.

  • Sie mochte wohl ein oder zwei Stunden so gelegen haben, als Lana hereinkam. Inzwischen war selbst die Dämmerung vorbei und nur noch ganz leichte Helligkeit war am Himmel zu erkennen. Inzwischen war sie, trotz der unbequemen Lage, vollkommen eingeschlafen. Sie träumte unruhig und sah, wie in den letzten Tagen und Nächten auch, immer wieder die Bilder von Claudias Bestattung vor sich. Ihr Gesicht, die Flammen die nach ihr griffen... Wie damals auch, bei ihrem Vater. So hörte sie auch nicht, wie ihre junge Leibsklavin das Zimmer betrat und blieb liegen. Den Lärm, denn nun auch Lana verursachte, hörte sie nicht und wurde auch nicht von ihrem Rufen wach. Erst als schon einige Male gerüttelt wurde und Lana sie nun zum Aufheben ergriff, schrak sie zusammen. Es war, als sei sie aus einen Falltraum erwacht. Ihr ganzer Leib zuckte unter Lana zusammen und sie selbst schreckte hoch. Ihr Puls raste und einen Moment wusste sie gar nicht, wo sie gerade war.
    Dann fühlte sie Lanas sanfte Hände auf ihren Schultern. Ihre eben noch rasend schnell gegangener Atem beruhigte sich allmählich und sie erkannte auch, dass sie auf dem Tisch geschlafen hatte. Und doch fühlte sie eine große Unzufriedenheit in sich und zischte Lana wütend an. "Was fällt dir eigentlich ein, hier so hereinzuplatzen?" Dieses Mal schämte sie sich nicht einmal ihrer Worte. Ansonsten hatte sie zumindest immer etwas wie Gram gefühlt, wenn sie unrecht handelte, aber dieses Mal nicht.

  • Lana trat zurück, stellte die Lampe auf den kleinen Tisch neben dem Bett und hob mit betrübtem Blick den Brief vom Boden auf. Innerlich zitterte sie immer noch leicht, jedoch nun nicht, weil sie noch Angst um die Herrin hatte. Ihre Blicke waren jetzt nun auch auf das Blatt gefallen und hatten gesehen, dass es Tinte war und kein Blut wie sie erst gedacht hatte. Sie hob dann unschuldig die Hände und legte den Brief vor der Herrin auf den Tisch. Dort hin, wo sie schon sauber gemacht hatte. Sie nahm dann wieder Abstand zu der Herrin und sagte keinen Ton. Sie wollte erst etwas erwidern, besann sich aber dann auf die Stelle, an der sie auf den Schotter gefallen war und von der Herrin sogar noch Prügel dazu bekommen hatte. Sie schluckte nur schwer und hob dann wieder die Hände, als Zeichen, dass sie nichts getan hatte, außer sich Sorgen zu machen

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