Das wiedersehen

  • Titiana, verläßt gerade die Stadt und freut sich schon darauf, ihren Vater wieder zusehen. Hier und da kamen ihr ein paar Soldaten entgegen. Sie wusste nicht mehr, wie weit es genau bis zur Taberna war, darum hielt sie kurz an. "Salve Soldaten...." sprach Titiana einfach zwei Soldaten an, die ihr gerade entgegen kamen, "... könnt ihr mir sagen, wie weit es noch zur Taberna Rustica ist ???" fragte sie mit einem freundlichen lächeln.

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    Die Legionäre kamen aus der besagten Taberna und hatten tief ins Glas hineingeschaut. Nun waren sie nicht mehr ganz sicher auf den Beinen, als sie unverhofft von einer jungen Blonden angesprochen wurden.
    "Aber sicher"
    sagte dann einer von ihnen.
    "Du folgst dieser Strasse. Einfach gerade aus... kapiert... gerade aus"
    sie lachten lauthals los. In ihrem Zustand fehlender Nüchternheit erschien ihnen die Anspielung darauf, dass man der schnurgeraden Strasse zu folgen brauchte, um zur Taberna zu gelangen, äußerst komisch.

  • Titiana schaute die beiden betrunkenen Soldaten an. Sie waren ganz schön unverschämt, wie sie fand, doch sie versuchte ihren Wut ein wenig zu bremsen. "Soldat..." sagte sie mit lauter und kräftiger Stimme, "... ich wollte nicht wissen, ob ich diese Strasse folgen muss, sondern wie weit es ungefähr noch ist. Eurer benehmen ist eines Römers unwürdig." Wahrscheinlich war ihr letzter Satz unnötig gewesen, schließlich waren es Soldaten. Sie haben wahrscheinlich einen anderen Moralcodex, dachte sie sich.

  • Es war ein langer Tag gewesen. Die Ausbildung zog sich langsam und monoton dahin, der Fall am Tor war immer noch nicht abgeschlossen. Routine schlich sich ein und bemächtigte sich des ganzen Lagers. In ihren dienstfreien Stunden verbrachten die Soldaten daher verstärkt bei den Huren oder bei einem großen Becher irgendeines Gesöffs, das den Verstand vernebelt. Oder sie taten beides.


    Avitus und Maro gingen aus der Stadt. Sie waren, wie so oft, einen trinken gewesen. Seit der letzten Schlägerei waren etliche Wochen vergangen, in denen nichts passiert ist und im Grunde war Avitus froh drüber. Bei der letzten Schlägerei hatte man ihn und Maro übelst verdroschen... da war es besser, eine Zeit lang auszusetzen, obwohl sich Langeweile bereits breit zu machen begann und er sich fragte, ob eine Schlägerei mal nicht eine nette Abwechslung sein würde.


    Maro zeigte mit einem Nicken an, dass vorne etwas los war. Eine junge Frau, dem Anschein nach eine Römerin, war in eine laute Diskussion mit einigen Milites verwickelt. Avitus kannte die Männer nicht, sie waren nicht aus seiner Centurie, doch die Stimmung, die herrschte, schien angespannt.
    "Was ist denn hier los?"
    fragte er mit seiner Kasernenhofstimme.

  • Titiana sah, wie zwei weitere Soldaten dazu kamen, mit etwas aufgebrachter Stimme, antwortete sie auf seine Frage. "Ich habe diesen Soldaten höflich gefragt, wie weit es noch zur Taberna Rustica ist, als er sich übelst über mich lustig machte. Lernt man soetwas beim Militär. Ich sollte wohl meinem Vater mal sagen, dass er solch ein gesindel nicht mehr bedienen sollte." Titiana setzte sich wütend wieder auf den Wagen und schaute dabei zu den beiden neu dazu gekommenen. Allen anschein nach waren sie etwas hochrangiger, zumindest sah es so aus, aber Titiana hatte darin keine Ahnung gehabt.


    Sie zitterte leicht vor Angst. Denn die Situation war nicht gerade sehr angenehm für sie gewesen. Titiana ahnte, dass dieser Soldat wahrscheinlich vor einer Frau keinen halt machen würde.

  • Mit finsterem Blick schaute sich Avitus die Milites an.
    "Sei versichert, dass man Derartiges nicht beim Militär lernt"
    antwortete er.
    "Und ihr..."
    er wandte sich an die betroffenen Milites
    "... seht zu, dass ihr ins Castellum zurückkommt, oder ich mach euch Beine"
    sagte Avitus grollend. Die Milites wirkten sichlich angefressen, leisteten dem Befehl allerdings Folge. Avitus schickte Maro mit, damit dieser die "Spaßvögel" im Auge behielt und sie nicht noch mehr Unheil anrichteten, denn der Weg bis zum Castellum war noch lang und bot wahrscheinlich zahlreiche Gelegenheiten für allerlei Unsinn.


    Avitus wandte sich wieder der Unbekannten zu.
    "Dein Vater ist also der Besitzer der Taberna Rustica? Dann musst du eine Didia sein"
    sagte er, und erinnerte sich an seine damals etwas unbeholfene Vorstellung bei Fausta.

  • Titiana schaute den betrunkenen Soldaten hinterher. Nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatte, schaute sie zu dem Soldaten, der zurück geblieben war. "Ja, ich bin Didia Titiana. Die Tochter des Besitzers der Taberna." Sie wusste nicht, ob sie dem unbekannten alles erzählen sollte, doch er schien freundlich zu sein oder zumindest war er nicht so betrunken wie die anderen. "Doch sag, kennt ihr viele Soldaten bei euch im Castellum?" fragte sie vorsichtig. "Ich suche da nämlich jemanden, der bei der Legio IX dient."

  • "Ich weiß nicht, ob es richtig wäre, wenn ein Fremder dir das beibringt, aber wenn du ihn suchst, bist du hier vergebens. Der Besitzer ist längst nicht mehr gesichtet worden. Wo er ist, kann ich dir auch nicht sagen"
    sagte Avitus.
    "Und was deine Suche nach jemandem aus der Hispana betrifft... Im Castellum gibt es an die sechstausend Soldaten... es ist unmöglich viele, geschweige denn alle zu kennen. Aber sag, wen genau suchst du, der in der Hispana dient. Vielleicht ist dir Fortuna ja wohlgesinnt und ich kenne tatsächlich den Gesuchten"
    antwortete Avitus.

  • Titiana schaut den fremden etwas schockiert an. "Was sagtet ihr, mein Vater ist schon seit längerem nicht mehr gesichtet...!!" Titiana war etwas sprachlos, sie hatte sich so sehr darauf gefreut, ihren Vater wieder zu sehen und nun war er verschwunden, dass konnte nicht sein. "Ich gla...glaube das ist. Wielange ist er den schon weg?" fragte sie mit etwas zitternder Stimme. Titiana wurde blas im Gesicht und konnte ihre frage nach dem gesuchten Soldaten gar nicht mehr stellen, vor lauter schock.

  • Avitus merkte, dass er an seinem Taktgefühl wohl noch etwas feilen müsste.
    "Das weiß ich auch nicht. Aber ich denke, es ist halb so wild. Vielleicht haben ihn Umstände zu einer Geschäftsreise gezwungen"
    sagte er und fügte in Gedanken hinzu
    'oder vielleicht liegt er auch totgeschlagen und ausgeraubt auf dem Grund des nächsten Tümpels'

  • Titiana beruhigte sich ein wenig, als sie diese Worte hörte. Es könnte ja wahrlich so sein, dass er dringend geschäftlich weg musste. Nachdem sie sich ein wenig beruhig hatte, wollte sie ihm nach dem Cousin von Imperiosus fragen. "Nun zu meiner Suche..." sagte sie vorsichtig mit einem lächeln im Gesicht. "... kennt ihr vielleicht einen Artoria, mit dem Namen Avitus ?"


    Titiana wusste, dass die Chance sehr gering war, dass er diesen Artoria kannte, doch vielleicht hatte sie ja Glück gehabt.

  • Titiana wusste nicht, was sie von seiner reaktion halten sollte. "Ich suche Lucius Artorius Avitus! Ich habe einen Brief für ihn. Mein liebster Tiberius schrieb ihn und fragte mich, ob ich diesen mitnehmen könnte. Habe auch eines für seinen Bruder." Titiana wurde etwas lockerer und lächelte den fremden weiter an.

  • "Tiberius"... Imperiosus sah es normalerweise ungern, wenn ihn Menschen, die ihm nicht sehr nahe standen, mit seinem Praenomen ansprachen. "Liebster"... dieses verfluchte Schlitzohr. Hatte nie in irgendwelchen Briefen auch nur erwähnt, dass er eine Flamme hatte. Andererseits hatte er nicht wirklich oft Briefe aus Rom bekommen. Avitus lächelte.
    "Du wirst es mir kaum glauben können, aber... ich bin Lucius Artorius Avitus"
    sagte er.
    "Didia, Fortuna muss dir in der Tat sehr wohlgesonnen sein"
    fügte er überflüssigerweise hinzu.

  • Titiana konnte kaum glauben, dass ihre Suche so schnell vorbei sein sollte. "Du bist wirklich Lucius Artorius Avitus ??? Dann waren mir die Götter wirklich sehr gnädig gewesen." Titiana sprang vom Wagen, ging eilig zu Avitus und hackte sich in seinen Arm ein. Man merkte, dass sie noch etwas jung war, doch sie freute sich so sehr, dass sie ihn gefunden hatte. "Dann müsst ihr unbedingt alles von Tiberius erzählen. Er war nämlich bisher nicht gerade sehr gesprächig, was seine Familie und seine Vergangenheit anbetrifft." Titiana vergaß ganz, dass sie ja noch den Brief übergeben wollte, doch die freude war im augenblick größer.

  • "Hhm"
    gab Avitus von sich, als diese junge Römerin so die Nähe suchte... andererseits waren sie nicht in Rom und er selbst kein hochrangiger Magistrat. Also ging er darauf ein.
    "Über Tiberius erzählen..."
    Avitus wusste nicht recht, was er sagen und wo er anfangen sollte.
    "Er... er fuhr zur See. Nach Aegypten meistens. Zu der Zeit lebte ich selbst in Ostia, so dass wir uns ab und zu in der Stadt sahen, zwischen den Reisen versteht sich. Dann, eines Tages, trafen wir uns unvermutet in Rom wieder. Beide suchten nach etwas Neuem in ihrem Leben. Nach etwas, was dem Leben einen Sinn geben konnte. Ich ging zum Militär und Tiberius wollte Rom und den Göttern dienen. "
    Avitus zuckte mit den Schultern.
    "Er ist mein Cousin und... na ja... wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt? So weit ich weiß, ist er doch auf Expedition"
    sagte Avitus plötzlich, als ihm einfiel, dass sein Cousin ja eigentlich noch auf Cyprus weilen musste.

  • Titiana hörte Avitus aufmerksam zu. Sie freute sich, dass er anscheinend sehr viel Kontakt zu seinem Cousin hat, auch wenn es in letzter Zeit, sowie es aussah, etwas weniger geworden war.


    "Das Schiff, auf den Imperiosus war, die Heraklion, kam in den Hafen von Kythera. Ich wollte eigentlich meine Tante wieder sehen, als plötzlich Imperiosus neben ihr stand. Ich habe mich sofort in ihm verliebt, doch ich wagte es nicht, ihm das zu sagen." Titiana machte eine kurze Pause, um kurz nach Luft zu schnappen. "Wie fuhren weiter nach Cyprus. Als aber dan meine Heimweh zu groß wurde, reiste ich ab. Imperiosus konnte wohl keinen klaren Gedanken mehr fassen und reiste auf dem selben Schiff mit nach Ostia. Er versuchte alles, um mir auf den Schiff aus dem Weg zu gehen, also wusste ich nicht, dass er auch da war, denn er wollte mich im Hafen von Ostia überraschen." Titiana wusste, dass sie sehr viel am reden war, doch es war auch sehr viel passiert, in den letzten Tagen. "Naja, dann kamen wir in Rom an und ich konnte eure Casa sehen. Dort blieb ich allerdings nur einen Tag."


    Titiana hörte auf zu reden und schaute Avitus an. Er schein sich nicht gerade wohl in ihrer nähe zu fühlen. "Erzähl mal was von dir?" sagte sie leise und lächelte ihn an.

  • Avitus verfolgte ihre Ausführungen aufmerksam. 'Sofort in ihn verliebt'... sie war wirklich noch jung und naiv, sich sofort in den erstbesten Mann zu verlieben. Vielleicht war es aber einfach nur eine Übertreibung einer Verliebten.
    "Von mir erzählen?"
    fragte er.
    "Da gibt es nicht viel zu erzähen. Ich bin Soldat und führe das Leben eines solchen. Exerzieren, Essen und Schlafen... das bestimmt meinen Tag"
    sagte er, die gelegentlichen Besuche bei Huren aus diesem Rhytmus auslassend.
    "das und.. naja.. auf die nächste Beförderung warten"
    fügte er mit einem Lächeln hinzu.
    "Du sagtest, du hast einen Brief für mich?"

  • Titiana fand das Leben von Avitus nicht gerade sehr interressant. Ok, er war Soldat, aber sie glaubte nicht, dass es ihm soviel spaß macht, immer wieder das gleiche zu machen. Auf seine Bemerkung hin, das er auf seine Beförderung wartet, musste Titiana lachen. "Ach ja, der Brief....!!!" Titiana ging schnell zu ihrem Gepäck, welches noch auf den Wagen lag. Sie wusste genau, wohin sie ihn getan hate, darum brauchte sie auch nicht lange suchen. Nachdem sie ihn hatte, ging sie zu Avitus zurück und gab ihm dem Brief. "Hier Avitus..."




    An
    Lucius Artorius Avitus
    CCAA
    Germanien Inferior
    Legio IX Hispana


    Von
    Tiberius Artorius Imperiosus
    Casa Artoria
    Rom


    ~~~

    Salve Cousin,
    ich habe mich über deine Anwort sehr gefreut. Doch über die Nachricht, dass dein Bruder Falco tot ist, musste ich mich erst einmal hinsetzen.

    ~

    Was meine Sklavin betrifft, sie heißt Marcella. Bisher war sie immer sehr fleißig, doch als ich von meiner Expedition frühzeitig zurück kam, war sie wie ausgewechselt. Ich habe nach ihr gerufen, aber sie kam nicht. Sie lag weinend im Bett, frage mich aber bitte jetzt nicht, warum sie geweint hatte.
    Lauter meiner Sklavin, soll deine Schwester hier in der Casa sein, doch ich habe sie seitdem nicht mehr gesehen.

    ~

    Die Expedition war sehr schön, vorallem als ich Didia Titiana kennen gelernt hatte. Fausta lächelte immer, als sie uns zusammen sah. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Götter wollen, dass Titiana und ich zusammen kommen. Nachdem sie heimweh bekommen hatte und ihren Vater in Germanien besuchen wollte. Konnte ich nicht anders, als die Epedition abzubrechen. Fausta konnte es verstehen und ließ mich gehen. Da ich Titiana überraschen wollte in Ostia, versteckte ich mich auf dem Schiff, indem sie auch war. in diesem Augenblick, wo ich diesen Brief schreibe, schläft Titiana wahrscheinlich schon in einer unsere Gäste Cubiculums. Morgen will sie schon abreisen, sie wird diesen Brief mitnehmen und ihn dir überreichen. Es wäre schön, wenn du ein Auge auf sie haben könntest, sofern es deine Zeit erlaubt.

    ~

    Was meine Ausbildung betrifft, ich werden mich jetzt, wo ich wieder in Rom bin, für meine letzte Prüfung vorbereiten, schon bald werde ich Sacerdos sein und dich besuchen.

    ~

    Mögen die Götter dir wohlgesonnen sein, Cousin.
    Vale

    ~~~

    Tiberius Artorius Imperiosus

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