Die Toga Candida, welche der Händler an diesem Morgen in die Villa Tiberia geliefert hatte, war perfekt drapiert. Doch immer noch war für jeder Mann und Frau sofort zu erkennen, das Quintus Tiberius Vitamalacus es vorzog Militärtunika und Rüstung zu tragen.
Wie üblich hat er die Strecke von der Villa Tiberia zum Forum zu Fuss zurückgelegt und natürlich wird er nicht nur von seinem Schatten, dem riesigen Titus begleitet, sondern auch von einer nicht undeutenden Anzahl von Klienten und Freunden der Familie. Mit geraden Schritten geht er erhobenen Hauptes über das Forum und betritt die Rostra. Einen kurzen Moment sammelt er sich und legt beide Hände auf das Geländer.
Dann erhebt er seine durch unzählige Befehle gestählte Stimme
„Volk von Rom !”
Seine Worte dringen, allerdings ohne übertrieben Laut zu wirken, bis in die hinterste Ecke des Platzes.
„Volk von Rom !”
„Ich, Quintus Tiberius Vitamalacus, trete heute vor Euch, um meine Kandidatur für das Amt des Aedilis Curulis bekannt zu geben.“
„Als ich vor Euch trat, um für das Amt des Quaestors zu kandidieren, berichtete ich Euch bereits von meinen bisherigen Taten im Dienste des Imperiums und der Legionen. So will ich Euch nicht weiter mit den Kriegsgeschichten eines Soldaten langweilen, sondern Euch zunächst noch einmal für das Vertrauen danken, welches Ihr mir bei der letzten Wahl ausgesprochen habt und euch einen kurzen Überblick über meine Arbeit, in der sich nun zu Ende neigenden Legislatur, zu geben.“
„Dies soll und kann keine Res Gestae werden, denn immer noch nehmen mich die Aufgaben des Amtes in Anspruch. Doch will ich Euch kurz vorab berichten, welche Aufgaben ich übernahm.“
„Der Senat berief mich in das Amt des Quaestor Consulum. So liegt meine Aufgabe vornehmlich darin, den Imperator bei der Festlegung eines Wahltermins zu beraten, welcher mit den Bestimmungen des § 40 des Codex Universalis übereinstimmt und nicht mit den Feiertagen unseres Kalenders kollidiert. Des weiteren wird es mir obliegen, die Rechtmässigkeit jeder Kandidatur zu dieser Wahl zu prüfen, wobei ich im Fall meiner Kandidatur meinen geschätzten Kollegen Matinius Metellus darum gebeten habe, meine Kandidatur zu überprüfen. Diesem Kollegen bot ich auch meine Mitarbeit bei der Erstellung der Liste der Peregrini in Italia an, welche das Bürgerrecht erhalten können. Zu diesem Zweck suchte ich die Kommandaten der Vigiles und der Classis auf.“
„ Der Imperator selbst bat mich, einige Vorschläge zu erarbeiten, welche Korrekturen und Präzesierungen am Codex betreffen. Diese Vorschläge werde ich in diesen Tagen unserem Imperator vorlegen, zu ihrem Inhalt und Umfang werde ich in meiner Res Gestae Stellung nehmen, soweit mich unser Imperator dazu befugt.“
„Eine weitere Aufgabe der Quaestoren ist die Fortführung der Chronicusa Romana. In der kollegialen Aufteilung der einzelnen Abschnitte lag es an mir, zusammen mit dem Quaestor Pro Praetore jenen Abschnitt für Germanien zu pflegen. Dies führte dazu, das ich einige Ereignisse aus früheren Amtszeiten festhielt, welche bisher nicht dokumentiert waren und leider einige streichen musste, welche nicht in der Chronicusa Romana festgehalten werden müssen.“
An dieser Stelle macht er ein kleine Pause, nimmt die Hände vom Geländer und lässt seinen Blick über die Menge schweifen.
„All dies betrifft mein vorheriges Amt und nun trete ich für ein neues Amt an, das des Aedilis Curulis und ihr sollt erfahren, mit welche Absichten ich dieses Amt anstrebe.“
Dann stützt er sich wieder mit der linken Hand leicht auf, während seine Rechte seine folgenden Worte und Sätze unterstreicht.
„Bereits als ich unseren Imperator die möglichen Wahltermine nannte, wurde mir bewusst, das eine der ersten Amtshandlungen der neu gewählten Aedile die Organisation der Ludi Romani sein wird. Auch wenn die Ausgestaltung in kollegialer Zusammenarbeit mit dem Aedilis Plebis erfolgen wird, so kann ich euch versichern, das mir Spiele vorschweben, welche den Namen Ludi Romani auch verdienen : Gladiatorenkämpfe, welche aus unser glorreichen Geschichte berichten, Tierhatzen mit den bedeutendsten und grössten Raubtieren aus allen Ecken unseres Imperiums, spannende und atemberaubende Wagenrennen und einem kulturellen Rahmenprogramm.“
„Doch auch die weiteren Amtspflichten als Aedil werde ich mit vollem Einsatz erfüllen, sei es die Aufsicht über die Tempel, die Aufsicht über die Speicher und Magazine und über die Märkte. Gerade hier werde ich gegen unlauteres Vorgehen mit aller entschiedenen Härte vorgehen, ohne Ansehen der betroffenen Person oder ihres Ranges. Und ich werde mit all meiner Kraft dafür sorgen, dass benötigte Genehmigungen, welche ich zu erteilen habe, trotz sorgsamer Prüfung, auch schnellstmöglichst erteilt werden.“
„Bei all meinen Tätigkeiten werde ich stets grossen Wert auf die Kollegialität legen. Ich setze auf gute Zusammenarbeit mit dem Aedilis Plebis Eurer Wahl. Auch will ich, im Rahmen der Cura Annonae, eng mit dem Praefectus Annonae zusammenarbeiten und auch sicherstellen, das die Speicher und Magazine gut geschützt sind. Sollte ich es im Rahmen meiner Tätigkeit je für nötig erachten, die Unterstützung der Cohortes Urbanae anzufordern, werde ich dies ohne zu zögern tun.“
„Und auch die Tempel werde ich nicht aus dem Auge verlieren, damit unsere Götter auch weiterhin mit dem Respekt verehrt werden, wie Wir es von unseren Vorvätern gelernt haben. Und ich will mich da auch nicht auf die Tempel in unser Stadt beschränken, denn auch in anderen Städten Italias sollen die Bürger die Götter Ehren können, ohne Angst zu haben, dass ihnen das Dach auf den Kopf fällt. Wenn ein Magistrat einer Stadt zu mir kommt, werde ich mich dafür einsetzen, das zügigst mit der Renovierung oder dem Neubaus des Tempels begonnen werden kann.“
Er hält seine rechte Hand, leicht zur Faust geballt, vor seine Brust. Seine Stimme wird etwas kräftiger und bewegter.
„Ich glaube an ein Rom, in dem jeder Mann und jede Frau durch eigene Leistung zu Wohlstand und Ansehen kommen."
"Ich glaube an ein Rom, das fest an seine besten Traditionen hält, aber auch bereit ist, sich den Gegebenheiten der Zeit anzupassen."
"Ich glaube an ein Rom, das sich stets auf seine Legionen verlassen kann und das auch fest zu seinen Legionen steht."
"Volk von Rom. Vertraut mir. Schenkt mir eure Stimme. Ich werde Euch nicht enttäuschen, dass schwöre ich bei meinen Ahnen“
Dann lässt er seine Hand wieder auf das Geländer sinken.
„Ich danke Euch für eure Aufmerksamkeit.“