Cubiculum - Lucius Iunius Silanus

  • Ja Hiera fühlte sich gerade alles andere als wohl. Als nun auch noch Corinna den raum verließ, fühlte sie sich noch unsicherer. Ihre Hände verkrampften sich hinter ihrem Rücken ineinander, so kannte sie auch das leichte Zittern der Hände unterdrücken.
    Ja sie fühlte sich elend, nicht nur wegen der für sie ungewohnten Kleidung und Aufmachung. Auch weil sie der Frau alles erzählt hatte. Hatte sie nicht damit ihren Herrn verraten? Sie wusste s nicht. Er hatte ihr zumindest nicht verboten darüber zu reden. Jetzt da er es aber ausführte und seiner Verwandten erklärte, warum er es für besser gehalten hatte ihr nicht die Wahrheit zu sagen, fühlte es sich mehr denn je wie ein Verrat an. Hatte sie die Frau wirklich in Gefahr gebracht? Sie wusste es nicht und konnte nur hoffen, dass dem nicht so war. Aber wenn das Wissen um ihre bloße Existenz so gefährlich war, warum hat er ihr das dann nicht gesagt? Warum hat er sie überhaupt hier hergebracht? Warum? So viel Fragen und keine Antworten. Während die Beiden sich nun also unterhielten, stand Hiera stoisch mit unbewegter Miene da, sie versuchte ihre Unsicherheit, ihre Fragen hinter einer Maske zu verstecken.

  • “Ja, Kopf zurechtrücken kann ich gut. Ab und an reiß ich einen ab, aber ich setze ihn anschließend auch wieder auf die Schultern“, scherzte Axilla ein wenig, um die Situation aufzulockern.
    Als Silanus sie so vertraut auf die Stirn küsste, musste sie doch wieder lächeln. “Hey, führ mich nicht in Versuchung“, meinte Axilla nur mehrdeutig und setzte sich anschließend wieder etwas gerader hin. Ja, sie und Silanus hatten schon eine einzigartige Vergangenheit. Und es hatte sie beide wohl viele Tränen gekostet, um zu ihrem jetzigen Verhältnis zu kommen. So ganz losgelassen hatte diese kleine Liaison Axilla nicht – wer vergaß schon die Person, die zum ersten Mal das Feuer der Verliebtheit in einem entfacht hatte? - aber sie war sich sehr sicher, dass sie Silanus nicht auf diese Art und Weise liebte und es auch nie tun könnte, wie sie für Atticus' Vater gefühlt hatte. Allein die Vorstellung, sich hier wieder über Grenzen hinweg zu setzen, würde einfach so vieles kaputt machen. Das wollte Axilla nicht.
    Wenngleich sie sich sehr sicher war, irgendwann einmal sehr, sehr eifersüchtig zu sein, wenn Silanus doch einmal eine Frau fand, in die er sich wirklich verliebte und die er dann heiratete.


    Nein, lieber sollte sie sich ablenken. Zum Beispiel mit Hiera, die hier wie ein – veilchenduftendes – Häuflein Elend in der Türe stand und nicht wusste, wohin mit sich. “Hast du denn irgend etwas bestimmtes geplant mit Hiera?“ fragte Axilla also direkt. Denn bislang schien ihr Cousin über den Zeitpunkt der Rettung hinaus noch nichts geplant zu haben. “Ich kann sie ja wohl schlecht in die Küche zum Zwiebelschälen abkommandieren.“

  • Silanus sollte sie also nicht in Versuchung führen? Ja diese Art der Versuchung kannte er und daher musste auch er kurz lächeln, im Wissen was sie damit meinte. Alexandria... eine traumhafte Zeit. Doch das Motto der beiden lautete seit damals irgendwie: Was in Alexandria geschah, bleibt in Alexandria. Und genau so hatten sie dann auch weiter ihre Leben geführt und nie wieder darüber gesprochen.


    Nun wo Axilla seine neue Sklavin ansprach, wurde auch Silanus wieder bewusst, dass die Amazone immer noch mit ziemlich zerknirschten Blick in der Türe stand. Er deutete ihr her zu kommen und sprach dann weiter zu seiner Großcousine, jedoch so, dass sich auch die Sklavin dabei angesprochen fühlen musste.


    "Ja, ich habe etwas bestimmtes mit Hiera geplant. In der Küche wäre sie tatsächlich vollkommen falsch aufgehoben. Sie ist eine hervorragende Kämpferin, davon konnte ich mich schon selbst überzeugen. Ich werde sie daher als meine Leibwächterin einsetzen. Schau sie dir an. Wer würde schon glauben, dass hinter einer so jungen bezaubernden Sklavin eine bestens ausgebildete Kämpferin steckt.


    Sollte die Kaiserin es wirklich schaffen und mich Praefectus Praetorio machen, dann kann ich einen so unauffälligen und guten Schutz bestimmt mehr als gebrauchen."

  • Leibwächterin? Hatte Silanus gerade allen ernstes gesagt, dass er Hiera als Custos Corporis einsetzen wollte? Axilla bedachte ihren Cousin mit einem Blick, der mit 'zweifelnd' noch nett umschrieben wäre.
    “Ähm... hältst du das für eine gute Idee? Ich meine, werden sich die Prätorianer rund um dich herum nicht fragen, warum dir die ganze Zeit eine junge Sklavin hinterherdackelt?“ Abgesehen davon, dass er für seine Untergebenen dann eine bessere Geschichte brauchte als die, die er Axilla auftischen hatte wollen. Hiera mochte jetzt zwar wirklich anders aussehen, aber sollte es wirklich einmal zum Ernstfall kommen und sie würde in irgendeine Kampfhandlung verwickelt werden, dann würde das doch ganz sicher die ein oder andere Erinnerung wecken. Zu sagen, dass die Umsetzung dieser Idee selbstmörderisch war, wäre noch untertrieben.
    “Ich meine... Hiera, kannst du vielleicht schreiben? Als Scriba wär es wenigstens noch erklärbar, dass sie bei dir ist. Aber du kannst ja wohl kaum deinen Männern sagen, dass dich ein junges Mädchen bewacht und beschützt. Die lachen dich ja aus. Wenn nicht schlimmeres.“

  • Zwiebeln scheiden? Hiera schaute die Frau mit einer Mischung aus Verblüffung und Entrüstung an. Ja sie konnte mit Messern umgehen, schneiden auch, aber mit Küchenarbeit hatte ihr Umgang mit Messern mal so rein gar nichts zu tun.
    Da gefiel ihr der Vorschlag, das sie Leibwächter machen sollte schon besser. Obwohl sie dergleichen noch nie gemacht hatte, wusste sie das dies eine Aufgabe war, die sie bewältigen konnte. Aber hier war eine gehörige Portion Vertrauen nötig. Vertraute der Mann ihr wirklich so, dass er ihr sein Leben anvertrauen würde? Natürlich würde sie seines beschützen, mit allem was ihr zur Verfügung stand, schließlich hatte sie das geschworen.
    Die Frau brachte erneute Bedenken hervor. So blickte Hiera nun wieder zwischen den beiden hin und her. Scriba? Hiera hob mal wieder eine Augenbraue. Schreiber? Das war doch nicht ihr Ernst.
    „Ja kann ich.“ Sagte sie und setzte noch hinterher. „Die Schrift meines Volkes – ihr nennt es altgriechisch. Dann kann ich noch die Schrift der Perser und natürlich die eure. Einige der Schriftzeichen der Germanen beherrsche ich auch. Ich kann dieses Sprachen in Wort und Schrift. Nur mein Schriftbild, läst wohl zu wüschen übrig. Zumindest sagte man mir das immer, dass sich schreiben würde wie ein Huhn, dass über den Hof läuft.“

  • "Ich werde sie natürlich nicht in die Castra mitschleppen. Im Dienst bin ich ohnehin so gut wie immer von Prätorianern umgeben. Aber im privaten Rahmen kann ich mir so ein wenig mehr Freiheiten gönnen und komme mir nicht so überwacht vor, wie wenn ständig meine Prätorianerleibwache um mich ist. Und in meiner Freizeit mit einer Sklavin im Schlepptau herum zu laufen kommt mir jetzt nicht so ungewöhnlich vor."


    Dennoch ließ sich der Iunier die Bedenken seiner Großcousine durch den Kopf gehen. Natürlich hatte er ein gewisses Grundvertrauen zu seinen prätorianischen Leibwächtern, welche ihn in seiner Stellung auf Schritt und Tritt begleiteten. Aber dies brachte auch mit sich, dass man ziemlich genau in der Castra wusste, wo sich der Iunier aufhielt und mit welchen Leuten er sich traf. Hier wäre es gewiss von Vorteil die ganze Sache in einem eher privaten Rahmen stattfinden zu lassen, wo er nur von Hiera begleitet werden würde, die wohl mindestens genauso gut auf ihn aufpassen konnte wie die Prätorianer. Als Axilla die Amazone direkt ansprach und diese von ihren überaus beachtlichen weiteren Fähigkeiten berichtete wurde der Iunier hellhörig. Es war tatsächlich verwunderlich, dass zu ihren kämpferischen Fähigkeiten auch noch derart gebildet war. Damit hatte Silanus nicht gerechnet. Er fragte daher noch einmal ungläubig nach.


    "Römisch, Altgriechisch, Persisch und Germanisch in Wort und Schrift? Kind! Dann bist du ja gebildeter als so mancher meiner bisherigen Scribas."

  • Hiera war leicht irritiert. Sie sollte besser gebildet sein, als ein römischer Schreiber? Dies verwunderte sie dann doch. „Ähm…“ Sagte sie bevor sie ein Kunstpause einlegte. “Nun es sind die Sprachen derer mit denen wir entweder gemeinsam kämpfen oder gegen jene wir kämpfen. Die Sprache derer zu beherrschen ist ein Vorteil, so kann man sich auch unter jenen bewegen um sie …. nun ja auszuspionieren. Um Informationen zu gewinnen ohne aufzufallen. In Schriftform kann ich nur die erwähnten, sprechen und verstehen kann ich noch ein paar mehr.“ Hiera zuckt mit den Schultern. “Eine Sprache zu lernen, fällt mir leicht. Ich muss mich nur einige Zeit unter denjenigen bewegen und ihnen zuhören um die Grundlagen zu lernen. Alles Weitere kommt dann beim Benutzen der Sprachen.“
    Ja es war für sie wirklich leicht. Viele hatte sie darum auch beneidet. Sie hatte ein Ohr für Sprachen und konnte sich relativ schnell auch deren Sinn erschließen und wenn sie lang genug eine Sprache benutzte, dann sprach sie diese sogar fast ohne jeglichen Akzent. Und von den unterschiedlichen Schriftzeichen war sie schon von klein auf an fasziniert. So dass sie immer, wenn sie die Chance hatte ihr Wissen aufgefrischt und Vertieft hatte. “Es ist ein Vorteil, gerade wenn man sich unauffällig unter andere Völker mischen will.“ Dieser Vorteil lag ja wohl auch für den Römer wohl auf der Hand. Und ihr hatte es sicherlich den ein oder anderen Auftrag auch erleichtert, dass man sie nicht als Fremde erkannt hatte, sondern annahm, dass sie dazu gehörte.

  • Axilla beherrschte zwar mehrere griechische Dialekte, aber welcher davon nun der war, den Hiera Altgriechisch nannte, hatte sie keine Ahnung. Vielleicht mussten sie sich einfach mal ein wenig unterhalten, so dass Axilla herausfinden konnte, ob ihr ein griechischer Dialekt bislang entgangen war, oder ob sie ihn nur unter anderem Namen kannte.


    Axilla selbst konnte auch mehrere Sprachen, zumindest rudimentär. Allerdings waren ihre Motive eher neugieriger Art gewesen. Axilla war sich nicht sicher, ob sie die Motive von Hiera da wirklich gutheißen konnte. Spionieren war so.... unehrenhaft. Noch dazu als Frau. Axilla hatte da doch recht eindeutige Bilder vor Augen, wie eine Frau an Informationen von feindlichen Soldaten kommen konnte. Und sie war zwar alles andere als prüde, trotzdem gefiel ihr die Vorstellung nicht. Erst recht nicht in Bezug auf Silanus, der für sowas einfach von seinem Wesen und seinem Geist her zu brav war. Vermutlich würde ihr Cousin auf der Stelle vom Bett fallen, wenn Axilla ihm erzählen würde, auf wie vielen Orgien sie schon gewesen war.


    “Na, aber so viel Freizeit hast du ja nicht, und als Prätorianerpräfekt noch sehr viel weniger. In der Zwischenzeit muss sie ja auch was zu tun haben. Und wenn du nicht willst, dass sie gleich als weibliche Custos verschrien ist, wäre Scriba eine gute Tarnung. Besonders, wenn sie so viele Sprachen spricht. Das würde erklären, warum du sie gekauft hast, sollte jemand fragen. Da müsste man sich nicht extra etwas aus den Fingern saugen. Das ist ziemlich schlüssig, vor allen Dingen, wenn du es mit Informationen aus anderen Ländern zu tun hast. Und je einiger wir drei uns über ihre Tarnung sind, umso weniger wird irgendwas auffallen.“

  • Wie so oft hatte seine schlaue Großcousine mit ihren Einwänden recht. Sie offiziell als Scriba zu beschäftigen war gewiss die beste Tarnung. Wer würde sie denn noch erkennen, so wie sie nun aussah. Vorausgesetzt der Iulier hielt still. Er nickte Axilla also zustimmend zu und wandte sich dann an Hiera.


    "Hast du gehört? So machen wir es Hiera. Offiziell habe ich dich auf dem Sklavenmarkt gekauft um dich als Scriba personalis anzustellen. Damit kannst du mich immer begleiten und keiner wird großen Verdacht schöpfen. Und selbst wenn sie sich darüber wundern, dass du eine Frau in dieser Position bist - sollen sie glauben was sie wollen. Lediglich bei deiner Herkunft sollten wir uns vielleicht noch irgendetwas einfallen lassen. Das man ja keine Rückschlüsse daraus ziehen kann. Ideen?"

  • Hiera nickte und wiederholte. „Auf dem Sklavenmarkt gekauft und als Scriba personalis eingesetzt, weil ich schreiben und lesen kann.“ Sagte sie und die Geschichte klang in ihren Ohren mal wieder genau so unausgegoren, wie die die er seiner Verwandten aufgetischt hatte. Plötzlich musste Hiera lachen. Sie brauchte tatsächlich eine Weile bis sie sich beruhigte. „Dominus, verzeih, aber was Tarnungen beziehungsweise Legenden angeht musst du noch einiges lernen.“ Sagte sie zunächst. „Du möchtest also, dass ich eine Tarnidentität annehme? Nun das ist kein Problem.“ Hiera kramte kurz in ihren Erinnerungen welche passen könnte. „Ich bin 17 Jahre alt, stamme aus dem nordöstlichen Teil Griechenlands. Dort wuchs ich im Kreise meiner großen Familie auf. Man musste mich jedoch aufgrund Geldmangels früh in die Sklaverei verkaufen. Ich lernte lesen und schreiben bei meinem ersten Herren einen reichem griechischen Händler, der auch viel mit den Persern handelte, weswegen ich auch diese Sprache beherrsche. Dieser Händler jedoch verstarb und sein Sohn, ein alter Trunkenbold versoff alles und verkaufte mich weiter, so landete ich hier in Rom und schließlich bei dir.“ beendete sie ihre Ausführungen. „Ich denke diese Geschichte ist glaubwürdig. Willst du mir noch einen neuen Namen geben?“

  • Axilla war sich nicht sicher, ob sie eher erleichtert oder besorgt sein sollte, dass die Sklavin scheinbar so gut mitdachte und mal eben so eine Geschichte aus dem Ärmel schüttelte. Wie sollte man schließlich irgendjemandem vertrauen, dem das Lügen so derartig leicht über die Lippen ging? Woher sollte Axilla da wissen, wann sie angelogen wurde?
    Trotzdem musste sie anerkennend hinnehmen, dass diese Geschichte wohl durchdacht war und wohl bestand haben würde. Auch die Sache mit dem Namen war ein guter Punkt. “Ein neuer Name wäre in der Tat gut, um auch die restlichen Zweifel zu zerstreuen. Hiera ist ja nun kein Name wie Caius, dem man an jeder Straßenecke begegnet. Es muss ja nicht gleich sowas wie Viola sein, aber eben auch nichts so auffälliges wie Hippolyte.“ Die Amazone als Tarnung nach einer noch berühmteren Amazone zu nennen, wäre wohl absoluter Schwachsinn. Auffälliger ging es da kaum. “Aber wie wäre es mit Dido? Oder Lea?“ Die Königin der Karthager wäre wohl auch für eine Kriegerin ein annehmbarer Name. Und an einer Löwin konnte per se wohl auch wenig auszusetzen sein. Aber letztendlich war es ja Silanus' Entscheidung.

  • Auch Silanus war sichtlich verwundert darüber, wie rasch Hiera diese neue Identität aus ihrem Ärmel schüttelte. Er war jedoch positiv überrascht und durchaus auch beeindruckt. Zustimmend nickte er immer wieder, während die junge Amazone ihre neu zusammengesponnene Vergangenheit schilderte. Erst bei der letzten Frage zögerte er ein wenig. Einen neuen Namen geben? Natürlich war es ein sinnvoller Vorschlag und er hatte grundsätzlich keine Einwände dagegen, aber er hatte bisher noch nie jemanden einen neuen Namen gegeben. Aus seiner Sicht hatte auch ein Sklave das Recht darauf bei seinem Namen genannt zu werden. Eine solche Entscheidung für Hiera zu treffen, brachte ihn daher in eine moralische Zwickmühle.


    Daher zeigte er sich auch ein wenig erleichtert als Axilla das Wort ergriff und auch gleich Vorschläge vorbrachte. Doch anders als erwartet, wollte auch sie offensichtlich, dass der Iunier diese Entscheidung trifft.


    "Also mir gefällt Lea... aber ich möchte ehrlich gesagt Hiera die Entscheidung über ihren neuen Namen überlassen. Sie muss schließlich in Zukunft damit leben und soll sich daher auch mit ihm wohlfühlen."

  • Viola? Als ob es nicht schon reichte, dass sie nach Veilchen duftete. Entsprechend rollte sie auch mit den Augen. Aber zum Glück machte die Frau auch noch andere Vorschläge. Aber selbst wenn es Viola werden würde, Hiera würde es hinnehmen. Schließlich hatte sie wohl kaum Mitsprachrecht. Doch dann wurde sie eines Besseren belehrt, überließ er ihr tatsächlich die Entscheidung? Hiera stutze einen Moment. „Ähm..“[/] Sagte sie zunächst und überlegte eine Weile. Schlussendlich kam sie aber doch zu der Entscheidung, dass es schlussendlich egal war wie man sie zukünftig rief. So zuckte sie auch nur mit den Schultern und antwortete. [I]“Wenn dir Lea gefällt, dann eben Lea.“ Sie würde sicherlich eine Weile brauchen, bis sie auf diesen Namen auch wirklich reagierte, aber er würde irgendwann zu dem ihren werden.

  • Silanus war die Entscheidungsfreudigkeit in Person. Aber gut, Axilla hatte bislang auch nur ihrem Ältesten einen Namen gegeben und sonst niemandem. Wenn die Sklaven Kinder bekamen, durften sie die normalerweise auch selbst benennen. Die Iunii behielten sich höchstens ein Vetorecht vor. Aber wenigstens auch ein, zwei Vorschläge...
    Aber gut, ihm gefiel wohl Lea, und Hiera hatte auch nichts einzuwenden oder meldete eigene Wünsche an. Insgesamt schien ihr ihr Name reichlich egal zu sein. Eine Tatsache, die Axilla etwas verwirrte. Sie hatte keine Ahnung, wie das bei Hieras Volk so üblich war, aber gemeinhin verbanden Menschen mit ihren Namen etwas. Sei es eine Familie wie die Römer, oder eine spezielle Bedeutung oder Prophezeihung. Aber Hiera war es anscheinend völlig egal, fortan eben Lea zu sein.
    “Gut, dann wäre das also beschlossen. Wenn du also erlaubst, Silanus, werde ich mit Lea noch vor den Hausaltar treten und sie unter den Schutz der Laren des Hauses stellen.“ Denn Axilla war sich sicher, dass Silanus diesen Schritt in all der Hektik hier und heute auch noch nicht vollzogen hatte.

  • Nun hatte der Sklavin also doch selbst einen neuen Namen gegeben. Hiera - oder nun eigentlich eher Lea - hatte keine großen Einwende gegen seinen Vorschlag gehabt und diesen auch ziemlich unberührt und schulterzuckend zur Kenntnis genommen. Axilla fasste das Ganze dann noch einmal treffend zusammen und bot auch gleich an die neue Sklavin unter den Schutz der Hausgeister zu stellen. Ein Angebot das der Iunier gerne annahm. Er selbst maß der Religion und den Sitten und Bräuchen viel zu selten eine große Bedeutung bei und drückte sich daher sehr gerne vor solchen Aufgaben. Er nickte daher lächelnd in dem Wissen, dass seine Großcousine ihr Angebot vermutlich genau aus diesem Grund machte.


    "Ich danke dir Axilla. Natürlich kannst du Lea unseren Schutzgeistern vorstellen."


    Dann erhob er sich und deutet Lea, dass sie seiner Großcousine folgen sollte.

  • Tuca war nun vorzeigbar, sie war in eine schlichte beige Baumwolltunika gekleidet. Frisch gewaschen, aber nicht nach Veilchen duftend. Sie hatte ihr eigenes Öl benutzt. Hiera hatte dem ganzen Prozedere im Belneum eher gelangweilt zugeschaut. Nachdem die Sklavin nun hergerichtet und vom Staub des Marktes befreit war, brachte Hiera sie in das Zimmer ihres Dominus. Sie klopfte leise und öffnete dann. „Dominus. Ich bring die Tuca, die neue Sklavin. Du wolltest sie ja sehen.“ Sagte die Amazone und so schob sie Tuca in den Raum. Sie selbst würde sich, falls nichts anderes gesagt wurde umgehend verdrücken.

  • Der Iunier war gerade zuvor vom Dienst aus der Castra Praetoria gekommen und sah daher immer noch etwas abgehetzt drein, als die beiden Sklavinen sein Zimmer betraten.


    "Ahja Tuca! Kommt nur herein!"


    Wie schon bei Hiera - nein Lea -, machte auch Tuca frisch gewaschen und neu eingekleidet einen ganz anderen Eindruck als noch am Sklavenmarkt. Doch bei Lea war diese Verwandlung noch wesentlich größer gewesen. Schließlich sah sie davor eher wie ein Barbarenkrieger aus, als eine Haussklavin der Iunier. Silanus, der noch die gewöhnliche Toga eines Prätorianers an und winkte die beiden Sklavinnen zu sich.


    "Ihr könnt mir gleich helfen mich aus meiner Toga zu wickeln, wenn ihr schon da seid. Und Tuca. Du kannst mir gleich ein wenig über dich erzählen. Ich möchte dich kennenlernen. Der Händler sagte, dass du aus dem südlichen Africa stammst?"

  • Ihr? Na toll der Traum ihrer schlaflosen Nächte wurde wahr. Sie sollte ihm beim Ausziehen helfen. Dabei wäre Tuca, die wohl genau in sowas wohl ausgebildet war wohl allein viel besser geeignet. Hiera kannte diese Dinger…Togas nur wenn irgendwer sie trug. Die Dinger sahen unbequem aus und waren es sicherlich auch. Wenn sie Männer in den Dingern gesehen hatte, hatte die ständig an sich rumgezuppelt. Also praktisch war was anderes. So sah sie nun also auch hilfesuchend zu Tuca, die wusste bestimmt, wie man den Römer aus diesem Ding befreite ohne was dabei kaputt zu machen. Außerdem nahm Hiera sich vor ihrem Dominus irgendwann mal zu erklären, dass sie eher eine Grobmotorikerin war. Eigentlich hatte sie angenommen, dass er das wüsste, aber scheinbar.. nun ja sie würde es ihm sagen und jetzt einfach versuchen nicht kaputt zu machen.

  • Der neue Hausstand hatte bisher alles erwartete weit überstiegen. Nicht von Glanz und Klemmer, die Behandlung der Sklaven war hier vollkommen anders als Tuca es gewohnt war. Ein großer Unterschied zu Alexandria. Jetzt stand die erste Begegnung mit dem Dominus des Hauses an. Der erste Eindruck auf dem Markt ? Tuca überlegte. Das Aussehen ja das ging. Blass und Bart, die Kleidung mittelmäßig gepflegt. Sein Charakter würde sich erst hier im Domus offenbaren. Viele gaben sich in der Öffentlichkeit anders als im eigenen Heim.
    Sie sah ihre Tunica an. Viel lieber würde sie einen Chiton tragen. Den gewebten Gürtel aus bunter Wolle behielt Tuca und trug ihn nun um ihre wollweiße Tunica.


    Sie betraten das cubiculum des Dominus. Tuca ließ sich bereitwillig hinein schieben. Sie wäre auch alleine gegangen. Da stand er und sah den Umständen des Tages entsprechend nicht mehr Tau frisch aus. Tuca machte sich ans Werk, nahm das Ende des Stoffes von seiner Schulter. „ Ja Dominus. Ich komme aus dem Land der Könige von Kusch.“ Sie erinnerte sich kaum an diese Zeit. Sie lebte von den Erinnerungen ihrer Mutter und deren Geschichten. „ Aus einem kleinen Dorf am Ufer des Nil. “ Sie machte einen großen Bogen hielt den Stoff so, dass er den Boden nicht berührte. Sie sah zu Lea, die sah nicht aus, also ob sie was mit einer Toga anfangen konnte. „ Lea nimm bitte das andere Ende und gib es mir, dass ich die Enden aufeinander legen kann.“ Der Stoff war zur Hälfte gefaltet. „ Nimm jetzt das andere Ende, das geht zu zweit besser.“ Tuca achtete darauf, dass keine Falte im Stoff entstand. Es war schwer sie auf die Schnelle wieder raus zu bekommen. „ Ein schönes kleines Dorf, zwischen Palmen und am Ufer des Nil stand der Papyrus höher als 2 Männer.“ So wusste sie es von ihrer Mutter.
    Der Stoff für die Toga war faltenfrei zusammengelegt und ruhte auf Tucas Armen. „Meine Mutter und ich wurden an einen alexandrinisch/römischen Haushalt verkauft. Mit 5 Jahren half ich in der culina aus und beim Haus sauber halten, mit 12 wurde ich cubicularia beim Sohn des Dominus und bei der Domina. Ich spreche griechisch und Latein und durfte lesen, schreiben und rechnen lernen.“ Was sie nicht für erwähnenswert hielt, dass sie ihren ureigenen Dialekt, von ihrer Mutter beigebracht, sprach. Den Grund ihres Verkaufes behielt sie vorerst für sich.

  • Bei der großen Göttin, zum Glück kannte sich Tuca aus. Lea hätte den Dominus wahrscheinlich einfach nur aus dem Stoff gewickelt und das Ding irgendwie zusammengeknüllt. Sie hielt sie mal hier und mal da, bis der Stoff schließlich ordentlich gefaltet bei Tuca auf dem Arm lag. Wären sie nun also den Dominus aus seinem Wickel ähm Toga herausholten erzählte Tuca wo sie herkam und ihr bisheriges Leben. Hiera lauschte gespannt. Die Neue war schon ihr ganzen also fast ihr ganzes Leben Sklavin. Mit 5 musste sie also in der Küche helfen. Also unterschieden sich ihre Leben doch gar nicht so viel. Auch wenn Hiera nie Sklavin war, endete ihre Kindheit ebenso mit 5 Jahren. Hiera schaute nachdenklich also sie den weiteren Ausführungen folgte. Tuca konnte also auch lesen und schreiben und sprach alexandrinisch? Eine Sprache die Hiera noch nicht kannte. Sie würde die Neue fragen, ob sie ihr die beibringen konnte. Noch eine weitere Sprache, dies konnte sicherlich nicht von Schaden sein.
    Da sie nun nichts mehr zu tun hatte und ihre Hände nicht so recht wussten wohin mit sich, verschränkte sie diese mal wieder Sklaven untypisch vor der Brust und lehnte sich an die nächste Wand und beobachtete.

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