Kandidatur zum Aedilis Plebis

  • In den letzten Tagen tummelten sich die Bürger auf dem Forum und auch die Zahl der Kandidaten für den Cursus Honorum war beträchtlich. Die Kandidaten fischten hier und da nach Stimmen, die Bürger fischten hier und da nach Geschneken und erhielten sie teilweise auch.
    Der alte Grieche hatte sich die Worte der Kandidaten angehört, sooft es nur ging und interessierte sich besonders für das Amt des Ädilen. Ihm war es egal, konnte er doch eh nicht wählen, doch angesichts der Tatsache, dass so viele Bewerber auf jenes Amt kamen, wollte er doch mehr erfahren.....
    " Aulus Octavius Avitus! Du sagst, die allzu lasche Vergabe von Lizenzen für Neueröffnungen sei die Wurzel allen Übels, was die schleppende Wirtschaft Roms betrifft. Doch liegt dies alles wirkich in der Verantwortung des Ädilen? Bist du nicht gewählt, sollte man dich wählen, um diese Lizenzen an die Bürger zu vergeben? Musst du denen die Lizenzen nicht ausstellen, die um ihre Ausstellung bitten? Das Gesetz begrenzt nicht die Anzahl der Bäckereien Roms, daher wirst du anderes vorhaben müssen. Wie also wirst du deine Worte umsetzen wollen? Wirst du bald schon durch einen Consul dem Senat vortragen wollen, dass man die Anzahl gewisser Betriebe begrenzen muss? Strebst du eine Gesetzesänderung bezüglich der Lizenzvergabe an? "
    ....interessiert schaute Nikias den Mann an. Im Getümmel hatte er auch andere Kandidaten erblicken können, die teils auch die Rostra erklommen hatten. Auch diese würde er dazu befragen wollen.

  • Endlich gab es Fragne, die ihn nicht allein provozieren wollten so ging Avitus freundlich darauf ein ... "Du liegst richtig, ich werde, sollte mir Rom das Vertrauen aussprechen. mit meinem Aedil Kollegen ein entsprechendes Gesetz ausarbeiten, welches den Aedil hier mehr freiheiten gibt. Denn im Moment besteht ein Lizenz Automatismus, was Lizenzen an sich erübrigt."

  • Bisher war Macer dieser Diskussion schweigen gefolgt und hatte schon einige seiner Fragen beantwortet gefunden. Nun aber wandte er sich ebenfalls direkt an den Kandidaten: "Bei dieser Aussage muss ich dir widersprechen. Schon jetzt gibt es zahlreiche Beschränkungen bei der Erteilung von Lizenzen. Wenn es so scheint, als ob Lizenzen immer vergeben werden, so liegt das an der Umsicht der Antragsteller, die nur bewilligungswürdige Anträge stellen. Und darüber hinaus sind Lizenzen auch schon dann sinnvoll, wenn man sie wieder einziehen kann, um Strafen zu vollstrecken. Auch dies ist in unseren Gesetzen bereits vorgesehen."

  • "Du gedenkst, die Existenzen der Einen zu sichern, indem du den Anderen verbietest, sich eine Existenz aufzubauen?" fragte Macer nach. "Das erscheint mir recht riskant. Welches sollen die Kriterien sein, nach denen darüber entschieden wird, wie viele Bewerber bei einem bestimmten Produkt um die Kunden konkurrieren?"


    Aus seiner eigenen Amtserfahrung konnte er sich natürlich vielerlei Möglichkeiten vorstellen, immerhin waren ihm die Sorgen nicht fremd, aber er wollte hören, was der Kandidat und ehemalige Volkstribun darüber dachte.

  • "Es gibt verschiedene Varianten, die Lizenzen könnten versteigert werden, oder aber die Aedil entscheiden von Fall zu Fall, wenn zum Beispiel der Brotpreis durch zu hohe Konkurrenz unter dem Wert des Produktes liegt, dann werden die Aedil keine weiteren Bäcker in Rom erlauben."

  • Macer kratzte sich am Kopf. "Ist das nicht geradezu widersinnig? Gerade die kleinen Händler werden doch nicht in der Lage sein können, bei Versteigerungen von Lizenzen mitzuhalten. Schon jetzt hat man bei der Eröffnung eines Betriebes genug Kosten für das Gebäude, die Einrichtung usw. und es ist doch jeder froh, dass die Lizenzen als solche kein Geld kosten. Lediglich für Minenrechte oder Fernhandelslizenzen wird bisher Geld verlangt.
    Wenn du nun auch allgemeine Betriebslizenzen kostenpflichtig machst und noch nicht einmal zu festen Preisen, dann werden sich sicher nur noch Reiche Betriebe leisten können.


    Denkst du daran, dass kleine Handwerker dann immer ihre Patrone zu Hilfe holen müssen, damit diese ihnen die Lizenzen finanzieren?"


    Es würde Macer doch sehr verwundern, wenn der ehemalige Volkstribun das bezweckte.

  • "Du hast zum einen recht, aber übersiehst auch das wesentliche, ich spreche davon, dass heute ein Bäcker oder Fleischer oder Schneider kaum von seinem Erwerb leben kann, ich möchte ja keine bestehenden Lizenzen anfechten, es geht um die Neuvergabe und darum den Bestand zu schützen. Auch glaube ich kaum, dass ein reicher Patrizier sich nicht um die Lizenz eines Bäckers bemüht oder kannst du ihn dir in der Backstube vorstellen?"

  • Bei der Vorstellung eines Patriziers, der mit beiden Armen in einem Bottich hängt und Teig knetet musste Macer tatsächlich ein wenig lachen.


    "Das Wesentliche? Ja, was ist denn nun das Wesentliche deines Anliegens? Mal sprichst du davon, dass die heutige Lage nicht zufriedenstellend ist, aber dann wieder davon, dass deine Maßnahmen jetzige Betriebe nicht antasten sollen. Wie willst du die heutige Lage verbessern, wenn du an der heutigen Zahl der Betriebe nichts ändern willst?"

  • "Der Kandidat hat recht ! Seht ihn euch an ! Er hat Recht !"


    Energisch hob Tacitus seine Arme, um auf den jungen Octavier zu deuten.


    "Wir brauchen in der Tat eine strengere Vergabe von Konzessionen. Zwar soll der Markt nicht bewacht werden, sondern lediglich überwacht, aber den künftigen Aediles wird ihr ein hohes Maß an Sorgfalt - diligentia - abverlangt werden."

  • "Dem stimme ich zu, die nachträgliche Aberkennung von Lizenzen wäre rechtlich sehr zweifelhaft", äußerte Macer und ließ dann erst einmal den amtierenden Aedil ausreden, der von seinem möglichen Nachfolger recht begeistert zu sein schien. Macer dachte kurz darüber nach zu fragen, warum er dann nicht selber schon entsprechende Gesetzentwürfe vorgeschlagen hatte, ließ es dann aber sein.


    "Nun gut, nehmen wir einmal an, ein Gesetz würde dir erlauben, momentan keine Betriebe für eine bestimmte Ware zu gestatten. Ab wann erlaubst du wieder Betriebe? Wenn ein vorhandener schließt? Wenn das Volk danach verlangt? Wenn das Angebot zu knapp ist? Die Preise zu hoch?"

  • "Du hast recht, wenn die Preise unberechtigt steigen, verlieren die Händler den Schutz des Staates. Wenn ein Betrieb geschlossen wird, gilt es zu schaun, ob nicht vorher schon ein Überbedarf bestand oder ob er besser ersetzt wird."

  • "Das heißt, die Betriebsinhaber können sich mit staatlicher Unterstützung vor Konkurrenz schützen, indem sie mit ihren Preisen kanpp unter der kritischen Marke bleiben, die als zu hoch angesehen werden würde?"


    Macer konnte sich nicht vorstellen, dass diese kundenfeindliche Abschottung des Marktes wirklich im Interesse des Kandidaten war.

  • "Nein, der Wettbewerb soll erhalten bleiben, er wird es auch, da es unmöglich ist, dass sich sämtliche Betriebe absprechen.


    Denn die primäre Aufgabe ist es ja nicht, den Betrieben ein sorgenfreies Leben zu bescheren, nein der Kunde steht im Mittelpunkt des wirkens eines Aedil.

  • Die Zeit in der man seine Kandidatur bekannt geben konnte, war vergangen und von der Villa Tiberia bahnte sich ein Sklave seinen weg, in der Hand hielt er zahlreiche Wachstafeln, deren Inhalt er, im Auftrag seines Dominus, auf der Rostra verlass.



    Im Auftrag und Namen unseres geschätzten Imperators habe ich die Candidatur des Aulus Octavius Avitus geprüft und in Übereinstimmung mit den Bestimmungen des Codex Universalis für rechtens befunden.
    Candidatus Aulus Octavius Avitus ist zur Wahl zu gelassen.


    Gezeichnet


    Quintus Tiberius Vitamalacus
    Quaestor Consulum



    Danach begibt er sich zum nächsten Kandidaten.

  • "CANDIDATUS!" machte schließlich eine weitere Stimme aus dem Volk auf sich aufmerksam, und so mancher sich drehende Kopf stellte mit einem gewissen Erstaunen fest, dass es sich hier um eine weibliche Fragenstellerin handelte, die nicht wirkte, als habe sie vor, in der Masse unterzugehen.
    "Du hast zuvor erwähnt, dass Du über die Vergangenheit schweigen möchtest, doch ist ein Mann ebenso die Summe seiner Ahnen, ein lebendiges Glied in der Kette seiner Vorväter, seiner vergangenen Leistungen. Dein Gesicht ist mir, die ich die stadtrömische Geschichte und Politik nun seit mehr als eine Amtszeit der Magistrate verfolge, ein unbekanntes und so frage ich mich: Wer bist Du, ausser dass Du der gens Octavia entstammst? Was hast Du geleistet? Welcher Werte, welcher Ausbildung darfst Du Dich rühmen? Dass Deine Ahnen verdienstvoll sind, ist uns bewusst, auch, dass andere Männer Deiner Familie für diese Werte einstehen. Aber wer bist Du, der vor das römische Volk trittst und sein Vertrauen einforderst? Erzähle uns mehr über Dich, Deine Person und auch Deine Vergangenheit!"

  • „Mein Name ist, Aulus Octavius Dio, Sohn des Senators Anton und seiner Gemahlin Fannia Octavia. Meine Jugend verbrachte ich hier in Rom, schon früh war ich auf mich selbst gestellt, da meine Mutter schon früh verstarb und mein Vater wichtigeren Dingen nachzugehen hatte.


    So wurde ich von einem Hauslehrer unterrichtet bevor ich mit 14 Jahren zu meiner Reise durch das Imperium aufbrach, meinen längsten Aufenthalt verbrachte ich in Griechenland.


    Meine ersten Erfahrungen in der Verwaltung erlernte ich als Begleiter meines Onkels, des Senators Agrippa.


    Mit 30 Jahren kehrte ich zurück in das herzen des Imperiums, nach Rom trat in die Fußstapfen meines Vaters, wurde Pater Familias und Cadidatus für das Amt des Quaestors und später des Volkstribuns. Nach dieser Amtszeit wurde ich Mitglied der Provinzcurie bevor die schlimmste Episode meines Lebens begann doch über die nicht zu sprechen vermag. Und heute stehe ich vor dir, vor den den Männern und Frauen Roms um eine neue Episode meines Lebens aufzuschlagen und um ihr Vertrauen, dein Vertrauen zu bitten.“

  • "Ich danke Dir, Octavius Avitus, und wie es wohl immer sein sollte, gebiert eine beantwortete Frage so oft eine neue - wie auch bei Deiner Person. Erzähle uns doch etwas von Deinen Werten, von den moralischen Vorstellungen, denen Du folgst - gibt es eine philosophische Richtung, der Du nach einer längeren Zeit des Lebens in Achaia folgst? Vermag Dich die stoa zu fesseln oder interessiert Dich anderes mehr? Lass mich Dir Deine Interessen und Motive doch nicht wie Würmer aus der Nase ziehen, denn nur jemand, der sich ein wenig mehr offenbart, wird irgendwann Vertrauen zu finden wissen," entgegnete die Iulierin mit klar vernehmlicher Stimme, während um sie herum ab und an jemand zu nicken schien. Ob nun wegen ihres Wortlautes oder wegen eines eigenen, leise geführten Gesprächs mit einer anderen Person, blieb dabei jedoch offen.

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