[Atrium] Der Innenhof

  • "Oh, ich bin mir sicher, es geht ihr gut. Medeia ist, laut praefectus Matinius, in Mantua, legatus"
    antwortete Avitus.
    "Erst seit kurzem, daher hatte ich noch nicht die Möglichkeit, mit ihr zu sprechen. Aber... praefectus Matinius kann dir näheres berichten, wenn du verstehst, legatus"
    sagte er. Dass der Matinier und Medeia einander zugetan waren, war ja kein Geheimnis und Avitus war sicher, dass der Legat und Patron Medeia's dies begrüßen würde.

  • „Nun! Dann hoffe ich, dass sie mich ebenfalls kurz besuchen wird, wenn sie sogar hier in Mantua ist. Ich danke dir Avitus.“


    Livianus sah seinen Klienten fragend an, ob dieser noch etwas zu sagen hatte, oder sich nun verabschieden würde. Von seiten des Legats war alles besprochen.

  • "Ich habe zu danken, legatus"
    antwortete Avitus. Er verstand die Geste, dass der Legat das Gespräch als beendet ansah und salutierte.
    "Centurio Artorius meldet sich ab, legatus"
    Bestimmt standen schon viele weitere Klienten in der Hoffnung, vorgelassen zu werden, die ihm beim Rausgehen viele neidische Blicke würden zuwerfen. Nun, Avitus würde gut damit leben können.

  • Avitus setzte seinen Helm auf, machte kehrt und verließ das Praetorium. Der Tag lag noch vor ihm und damit auch die Arbeit. Den Geldbeutel umhüllte er mit dem paludamentum. Je weniger Leute mitbekamen, dass er was raustrug, umso weniger Gerüchte würden entstehen.

  • Der Wachposten hatte Silanus ins Innere des Praetoriums gelassen und so stand er da, mitten im Atrium und wartete auf das eintreffen des Senators. Die Zeit bis dahin nutzte er, um sich seiner dicken und dem Wetter entsprechenden Bekleidung zu entledigen, die er einem der Haussklaven in die Hand drückte, als dieser fragte, ob er etwas für den Iunier tun konnte. Danach zupfte er seine Kleidung halbwegs zu recht und sah sich weiter um. Das Atrium war durchaus repräsentativ, machte aber einen ebenso spartanischen und streng militärischen Eindruck, wie auch die Außenansicht des Hauses. Man konnte sich natürlich nichts Großartiges erwarten, da man immerhin mitten in einem Legionscastellum war, aber dennoch fragte sich Silanus, wie er diese Lebensweise auf Dauer aushalten würde. Dennoch hegte er keinen Moment Zweifel daran, dass er diesen Posten unbedingt wollte und er bestimmt der Richtige für ihn war.

  • Kurze Zeit später betrat Livianus das Atrium und ging auf den unbekannten Besucher zu.


    „Salve! Ich bin Decimus Livianus! Man sagte mir, dass du hier bist um die für den Posten des Scriba Personalis zu bewerben?“

  • Als der Senator den Raum betrat, sah der Iunier erwartungsvoll in seine Richtung. Voller Neugier, aber möglichst unauffällig musterte er den Mann, der vielleicht sein zukünftiger Arbeitgeber war. Der erste Eindruck dieses Mannes war durchwegs positiv. Er strahlte die große Würde eines römischen Senators aus und hatte das militärisch stolze Auftreten eines Feldherrn, wirkte aber aufgrund seiner Gesichtszüge dennoch freundlich und offenherzig. Silanus verneigte sich tief, als der Senator auf ihn zuging und ihn begrüßte. Dieser Mann redete wohl nicht lange herum, sonder kam gleich zum Punkt. Daher beschloss auch Silanus direkt zu seinem Anliegen zu kommen und die langen Begrüßungsfloskeln weg zu lassen.


    "Sei gegrüßt Senator! Du wurdest richtig informiert. Mein Name ist Lucius Iunius Silanus und ich bin hier, um mich als dein Privatsekretär zu bewerben."

  • Es hatte zwar einige Zeit gedauert, aber nun war ein Bewerber da. Livianus musterte sein Gegenüber ebenfalls und nickte dann lächelnd.


    „Du kommst aus dem Geschlecht der Iunier, sagst du? Doch nicht etwa die Iunier aus Tarraco? Bist du mit Iunia Attica verwandt?“

  • Ein weiterer wichtiger Bonuspunkt, den Silanus an dieser Stelle ausspielen konnte. Er hatte natürlich bereits im Vorhinein gewusst, dass seine Familie, die ursprünglich aus Tarraco stammte, dem Decima durchaus bekannt war. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht bestätigte er die Vermutung des Senators.


    “Doch, doch! Iunia Attica ist meine Cousine und soweit ich weiß kanntest du auch meinen älteren Bruder Valentius. Er hat früher in der Legio IX Hispana gedient, bevor ihn die Götter zu sich riefen.“

  • „Ich kann mich an Valentius erinnern und nun wird mir auch klar wer du bist. Valentius kleiner Bruder! Auch wenn du in meinen Jugendtagen noch ein Kind warst und meine Brüder und ich eher mit Valentius um die Häuser zogen, so kann ich mich dennoch an dich erinnern. Ich denke es wäre für mich durchaus ein großer Vorteil einen Privatsekretär zu haben, den ich bereits seit Kindestagen kenne und mit dem mich somit auch eine gemeinsame Vergangenheit verbindet.“

  • Die erste Hürde war wohl damit geschafft und der Iunier hatte ein recht positives Gefühl, was den Ausgang dieses Gespräches anging. Auch er hatte natürlich die Decima Brüder nicht vergessen, die früher gemeinsam mit Valentius die Straßen von Tarraco unsicher gemacht hatten. Dieselben Gedanken, die der Senator gerade ausgesprochen hatte, waren es auch, die den jungen Mann hier her geführt hatten. Einem früheren Freund seines verstorbenen Bruders zu dienen, brachte bestimmt auch so manchen Vorteil mit sich.


    "Nicht nur die Vergangenheit sollte dich von meiner Bewerbung überzeugen. Ich habe die letzten neun Jahre in Athen und Alexandria verbracht, um dort an den Universitäten mein Wissen zu erweitern und zu lernen. Ich spreche und schreibe fließend Griechisch und Latein, beherrsche Mathematik und Redekunst, sowie Philosophie und ein klein wenig Naturwissenschaften. Ich hoffe also, dass du auch daran denkst, wenn du über meine Einstellung in diene Dienste entscheidest. Wenn du dich davon überzeugen willst, so kann ich dir meine Zeugnisse zeigen."

  • Livianus hob die Hand um damit anzudeuten, dass dies nicht notwendig war.


    „Ich glaube dir auch so Silanus. Ich denke zwar nicht, dass ich dein volles Wissen und Können ausschöpfen werde, aber wenn du wirklich in meine Dienste treten möchtest, dann sei herzlich Willkommen. Du wirst hier bei mir im Praetorium wohnen, wo du ein geräumiges Zimmer, Verpflegung und Bedienung durch die Haussklaven erhältst. Es wird aber auch sehr häufig vorkommen, dass du verreisen musst. Vor allem der Weg zwischen Roma und Mantua wird dir des Öfteren nicht erspart bleiben, da es mir selbst als Legatus untersagt ist, dass Pomerium zu betreten und ich eine vertrauenswürdige Vertretung gebrauchen kann, die für mich ab und zu einige Angelegenheiten regelt und erledigt. Andererseits wiederum wirst du natürlich auch ein dementsprechendes Gehalt bekommen, dass dich für alle Unannehmlichkeiten entschädigen wird. Ich kann dir jetzt schon versichern, dass du damit bei so manchen römischen Magistraten- oder Offiziersgehalt mithalten kannst, sofern du mich nicht enttäuscht und deine Aufgaben schnell und zufrieden stellend erledigst. Ich erwarte mir einen verlängerten Arm, der sowohl meinen Anweisungen folgt, als auch selbstständig denken und Handeln kann, wenn es darauf ankommt. Aber was du mir bisher über dich erzählt hast, mache ich mir da keine all zu großen Sorgen, dass dies nicht der Fall sein könnte. Was sagst du also dazu?“

  • Sehr konzentriert und genau, hörte Silanus dem Senator bei seinen Ausführungen zu. Es war äußerst wichtig, dass er von vornherein wusste, worauf er sich hier einließ und was ihn bei diesem Posten erwartete. Alles in allem hörte es sich so an, als ob ihm in Zukunft einiges abverlangt wurde, aber andererseits klang es auch durchaus interessant und abwechslungsreich. In den Diensten eines Senators einzutreten, der zu alledem noch Legatus Legionis und Klient des Kaisers war, brachte bestimmt nicht nur ansehen sondern auch jede Menge Abenteuer und Informationen mit sich, in die nicht jeder Normalsterbliche Einblick hatte. Es war also keine all zu schwere Entscheidung die der junge Mann traf, als er seine Zustimmung gab.


    "Ich würde gerne den Posten als Scriba Personalis annehmen und in deine Dienste treten, Senator!"

  • Livianus war sehr zufrieden mit dieser Antwort und nickte.


    „Gut! So soll es sein. Ich stelle dich hiermit als meinen Scriba an. Wie bereits gesagt hast du die Erlaubnis dich hier im Haus frei zu bewegen und in meine persönlichen Dokumente und Unterlagen einzusehen. Du wirst dich auch im Castellum frei bewegen können, obwohl du Zivilist bist. Halte dich jedoch an die Regeln und Gesetze die hier vorherrschen. Weiters werde ich dir auch ein Vollmacht ausstellen, die es dir ermöglichen wird, dich zu legitimieren und damit zu beweisen, dass du in meinem Namen sprichst und handelst. Du siehst also, welches Vertrauen ich dir vorschieße. Darum wäre es auch aus meiner Sicht angebracht, in ein Klientenverhältnis mit mir zu treten. Ich denke das sollte aus deiner Sicht kein Problem darstellen. Oder hast du bereits einen Patron?“

  • Das war nun ein Problem mit dem der junge Iunier nicht gerechnet hatte. Natürlich verstand er die Beweggründe des Senators, ihn durch ein Patronat noch stärker an sich zu binden, als durch einen gewöhnlichen Dienstvertrag, allerdings hatte er bereits bei seiner Rückkehr nach Rom nach einen Patronus Ausschau gehalten und dabei einen gar nicht so unbedeuteten für sich gewinnen können. Im ersten Moment wusste er nicht so recht, was er nun tun sollte. Immerhin sollte diese Sache, die so wunderbar begonnen hatte, nun nicht daran scheiden, dass er bereits einen Patron hatte. Also half alles nichts und er musste dem Senator dies mit gesenktem Kopf eingestehen.


    "Ja Senator. Ich habe bereits einen Patron. Sein Name ist Aelius Quarto."

  • „Hmmm…. Nun ich kenne Quarto und hege keinen Streit mit ihm, aber dennoch ist es mir sehr wichtig, dass mein Scriba unter keinem anderen Patronat steht als unter meinem. Er soll nur mir verpflichtet sein. Ich hoffe du verstehst das. Wenn du also auch mit dieser Bedingung einverstanden bist, so werde ich Senator Quarto einen Brief schicken, ihm die Sachlage schildern und ihn darum bitten, dich aus deinem Klientenverhältnis zu entlassen.“


    Fragend sah Livianus den Iunier an, ob dieser damit einverstanden war.

  • Es war natürlich eine etwas unangenehme Sache, allerdings tauschte Silanus einen großen Patron gegen einen anderen und hatte somit keinen wirklichen Schaden bei diesem Übereinkommen. So wie er Aelius Quarto kennen gelernt hatte, brachte dieser bestimmt Verständnis für diese Sachlage auf, andererseits war es eigentlich nicht sein Problem, diesen von der Beendigung des Patronats zu überzeugen. Der Iunier willigte also auch dieser Bedingung ein.


    "Wenn du dies so möchtest Senator, dann stimme ich dem zu und danke dir, dass du mich dennoch als deinen Sekretär anstellst. Ich hoffe, dass du dich mit Senator Quarto einigen kannst und er unserer missliche Lage Verständnis entgegen bringt."

  • „Das wird sich zeigen, aber ich denke er wird es schon verstehen. Dann heiße ich dich noch einmal Willkommen im Castellum der Legio I und im Dienst meiner Familie. Ich bin mir sicher, dass wir gut zusammenarbeiten werden. Meine Haussklaven werden dir nun ein Zimmer zu weißen und dein Gepäck dort hin bringen. Alles andere kannst du dir dann auf meine Kosten nachkommen lassen.“

  • Nun war es geschafft! Der Iunier war der neue Scriba Personalis des Senators Marcus Decimus Livianus und vielleicht sogar bald dessen Klient. Auch wenn er es für unangebracht hielt, sich vor seinem neuen Arbeitgeber gehen zu lassen, so war die Freude innerlich riesengroß, was auch das breite Grinsen über beide Ohren bestätigte.


    "Ich danke dir vielmals Senator! Du wirst diese Entscheidung bestimmt nie bereuen! Das verspreche ich dir beim Grab meines Bruders und auf die Ehre unserer Familie. Ich werde alles erledigen und meine Habseligkeiten schnellstmöglich von Rom nachkommen lassen."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!