Sie wollte nicht liegen aber musste sich dem Medicus fügen, denn er hatte die eindeutig größere Kraft von ihnen beiden. Und es wurde immer schlimmer, als der Mann sie betastete und untersuchte und sie am liebsten wegerannt wäre. Sie fühlte sich wie bei einem Schlächter auf dem Tisch und sah sich immer wieder etwas panisch um. Sie verstand nur die Hälfte von dem was sie da redeten, aber sie wollte auch keine Übersetzung haben dafür, nein sie wollte weg von hier bevor sie noch auf schlimmere Gedanken kommen würden.
Lasst mich gehen. Mir geht es doch schon wieder besser und ihr könnt mich doch nicht hier festhalten. Miriam versuchte ihnen schon mal mit Worten zu entkommen, denn als sie was von einem Aderlass hörte blieben ihr die Worte im Hals stecken. Das würde sie nicht zulassen, so krank war sie nun auch wieder nicht und warum waren alle aus dem Zimmer gegangen? Ich will gehen sagte sie nun etwas deutlicher.
[Cubiculum] Legatus Legionis
- Marcus Decimus Livianus
- Geschlossen
-
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„Herr Kollege! Ich protestiere mit Nachdruck! Ein Aderlass führt eindeutig zu einer weiteren Schwächung der Patientin. Das Zauberwort lautet Blutegel! Diese werden die Giftstoffe aus dem Körper der Patientin ziehen. Denn wenn der Schmerz von der Beschreibung schon einmal die Seitenkrankheit ausschließt, so könnte es sich ja immerhin noch um eine Vergiftung handeln. Sei es durch eine vorsätzliche Zuführung des Giftes oder durch eine simple Lebensmittelvergiftung.“
Er wandte sich an die Sklavin.
„Was hast du denn seit gestern bis jetzt ganz genau gegessen? Der Bauch ist etwas dicker. Das sehe ich doch mit kundigem Auge von hier aus schon. Wenn wir jetzt Blähungen einmal ebenfalls ausschließen, dann könnte ja einer Ursache der Schmerzen im Magen-Darm-Bereich liegen. Und du bleibst erst einmal liegen. Widerstand ist zwecklos!“
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Da war er wieder, dieser ewige Disput zwischen in beiden über die ideale Therapie für innere Erkrankungen. Er hasste überhaupt solche Erkrankungen, solche er nicht einfach durch eines seiner zahlreichen Werkzeuge wie Skalpelle, Spatel, Zangen und Sägen behandeln konnte. Nein, er zog eine schöne klaffende Wunde vor, oder einfach ein Knochenbruch. Deshalb hatte er nicht die Praxis seines Vaters in Alexandrier übernommen, sondern war Legionsarzt geworden.
Und dieser Hiob ging ihm einfach auf die Nerven, mit seiner Suche nach neuartigen Erkrankungen und Behandlungsmethoden. Doch das konnte er auch, schliesslich lass er auch regelmässig die neusten Berichte aus Alexandria"Werter Kollege, wie in den letzten Untersuchungen hergefunden wurde, welche in der letztjährlichen Ausgabe der Acta Novae Philosphiea Medicinae von den Kollegen Theosophus und Alesindus beschrieben wurde, ist bei einem ungleichgewicht der Säfte der aderlass dem Blutegel eindeutig vorzuziehen."
Doch er wandte sich gleich wieder der Behandlung und Untersuchung der Patientin zu. Dazu holte er aus einer mitgebrachten Kiste ein Gerät heraus, welches aus vier Schienen und einen komplexen Mechanik bestand. Recht unsanft schob er dieses Gerät in ihren Mund, betätigte die Mechanik. Ohne das die Patentin ein möglichkeit hatte sich zu wehren, schob dieses Gerät ihre Kiefer aus einander. So hatte Abdul alle möglichkeit, ihren Mundraum und ihren Rachen mit diversen Spateln zu untersuchen. Er ging sehr routiniert vor, Arbeitet immer ganz knapp an der Reizschwelle seiner Patentin. Nach einiger Zeit beendete er die Untersuchung und entfernte sein Untersuchungsgerät.
"Nun, wenn eine Vergiftung vorliegt, dann lässt in diesem Fall im Rachenraum nichts darauf schliessen. Abgesehen davon, das wohl bald einer ihrer Zähne ihr ärger bereiten könnte, finden sich keinerlei Irritationen. Was den Zahn angeht, sollten wir diesen gleich bei dieser gelegenheit ziehen...."
Er beugt sich wieder in seine Kiste, wühlt etwas darin herum und holt ein grosse Zange herraus. Einen Moment hingegen stutzt er, dann legt er die Zange wieder zurück. Scheinbar hat er einen Einfall gehabt, hat sich ein Knoten in seinen Gedanken gelöst, denn er holt ein Metalrohr herraus, das an beiden Enden sich Trichterförmig öffnet. Mit diesem beginnt er den Bauch der Patentin abzuhören. Nach einer Weile sieht er auf, reicht das Instrument seinem Kollegen weiter.
"Mich beschleicht, es könnte einen gänzlich anderen Grund haben. Wenn der Kollege einmal hören möchte ?"
Er wendet sich dann der Patentin zu.
"Wann hat sie denn,... " er macht eine Pause, sucht die richtigen Worte,.." das letzte Mal jenes typisch wiederkehrende Ereignis ?"
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Keiner von den beiden schien sich wirklich für ihre Belange zu interessieren, aber wenn es anders gewesen wäre, hätte es sie auch gewundert. Dem Arzt wollte sie antworten und auf einmal machte etwas klick in ihrem Kopf, da er etwas von ihrem Bauch sagte, aber ihre Gedanken wurden jäh wieder unterbrochen. Wie bei einem Tier wurde ihr der Mund geöffnet und auf der Stelle hatte sie kaltes Metal zwischen ihren Zähnen und dann öffnete man ihr grib den Mund oder besser gesagt man hielt ihn einfach durch dieses Teil offen. Sie bekam Panik was nicht verwunderlich war und musste fast würgen, als die Ärzte begannen in ihrem Mund rumzuwerkeln. Sie wollte ihnen gar nicht mehr zuhören und doch drangen diese ganzen Worte zu ihr durch und sie durchlebte einfach eine Hölle nach der anderen. Ihre Gedanken waren bei Cato, dann bei Marius, dann wieder Cato und dort blieben sie auch. Sie hatte vergessen was sie den Ärzten sagen wollte. Dann endlich war es vorbei und sie konnte ihren Mund wieder schließen. Der metallische Geschmack blieb aber. Zahn ziehen? Sponnen die jetzt erst recht?
Total entsetzt sah sie die beiden recht hilflos an und hätte am liebsten nach Livianus geschrien. Dann hielt er ihr fast die Zange vor ihre Augen und sie keuchte nur ein schwaches Nein! hervor und wäre am liebsten aufgesprungen. Ihr Herz schlug ihr schon im Hals und sie konnte nur von Glück sprechen, dass er es sich doch anders überlegte und nun wieder begann an ihrem Bauch rumzumachen. Hatte dieser Alptraum denn niemals ein Ende?Ihre Augen wurden bei seiner letzten Frage immer größer und ihr wurde schwindlig. Diesen Gedanken wollte sie nicht und es war sogar möglich, dass sie es die ganze Zeit gewusst hatte, aber es nicht wahr haben wollte. Nein, nein, nein, nein das kann nicht sein. Das ist sicher ein Irrtum ich kann nicht schwanger sein. Und doch wusste sie, dass es sehr wahrscheinlich war, aber vielleicht war sie nur krank. Sicher war sie nur krank.
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Hiob runzelte die Stirn und ergriff das Metallrohr. Hatte sein Kollege etwa eine neue Erkrankung gefunden von der er noch nichts wusste. Konzentriert lauschte er.
„Beide Herzschläge sind kräftig und regelmäßig, wenn sie keine 2 Herzen hat, was aber erst eine Obduktion ergeben würde. Wer kommt denn auf so eine abwegige Diagnose, zumal unsere Patienten ja fast ausschließlich Männer sind. Das letzte Mal hatte ich mit dem Thema Schwangerschaft in meiner Ausbildung zu tun. Meine praktischen Kenntnisse beziehen sich eher auf die 9 Geburten meiner Geliebten in Roma.“
Der Arzt betastete den Bauch.
„Interessant, es ist bislang kaum ein Bauch zu sehen, aber ich würde mal den 5. Schwangerschaftsmonat annehmen. Allerdings steht es uns in diesem speziellen Fall eigentlich zu eine weitere Spezialistin hinzu zu ziehen, falls wir dies für nötig erachten sollten. Die alte Gaia am Markt ist meines Wissens nicht nur Kräuterweib, sondern auch Hebamme. Eigentlich ist die Sklavin eher ein Fall für sie als für uns. Und das sage ich jetzt nicht nur, weil ich oft meine Patienten für den Kauf von Kräutern zu ihr schicke und dafür eine Beteiligung kassiere.“
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Abdul nickte seinem Kollegen zustimmend zu. Es war die erste Schwangerschaft, die er feststellen musste und es stimmte ihn, den alten Schlächter, der meist operierte und auch amputierte, irgendwie freulich. Und das war nicht die Aussicht, einmal einen Kaiserschnitt durchführen zu können. Er packte sein Hörrohr wieder in die kiste und schloss diese gleich wieder. Dann blickte er zu der jungen Frau.
"Junge Frau, es ist unzweifelhaft so, das du in Erwartung bist. Oder wie mein Kollege es formulierte : Du bist Schwanger und schon etwas 4 Monaten wirst du ein Kind gebären.... Unsere Arbeit ist hier allerdings erstmal getan...."
Er nahm die Kiste mit Gerätschaften auf und schickte sich an, das Zimmer zu verlassen.
"Werter Kollege, da in unserer Ausrüstung weder forceps noch speculum uteris befinden, schlage ich vor, wir überlassen die glückliche werdende Mutter sich selbst... Du kannst hier ja noch sagen, wo sie dieses Kräuterweib findet."
Im Gehen begann er mit seiner tiefen Stimme zu Singen : "Schwanger ist prächtig,... Schwanger ist trächtig,... Schwanger ist prächtig....."
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Das war ein Alptraum, mehr konnte sie gar nicht denken. Gerne wäre sie jetzt einfach aufgewacht, dann wäre wenigstens alles gut geworden. Keiner kam um sie zu wecken, nein sie spotteten sogar noch über sie. Es intressierte sie nicht was sie zu berichten hatten, schlimmer war was sie gesagt hatten, das konnte alles nicht wahr sein. Als hätte sie der Blitz getroffen, so lag sie da und sah mit an wie die Ärzte ihre Sachen zusammenpackten.
Sie wollte keine Kinder, nicht jetzt und nicht als Sklavin. Ihre Kinder würden auch Sklaven sein und das konnte sie ihnen doch nicht antun. Ich will nicht schwanger sein. Das kann alles nicht stimmen.
Sie drehte sich auf die Seite und setzte sich dann langsam auf, schließlich konnte sie nicht ewig in dem Bett, des Legaten liegen bleiben, wie würde denn das aussehen? Sie brauchte einen Ort wo sie alleine sein konnte, wo sie sich verkriechen konnte und all das.
Vielleicht hatten die Ärzte sich auch einfach nur vertan, sowas sollte doch vorkommen, schließlich waren sie keine Götter und auch nur Menschen.
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