[habitatio] centurio primus pilus L' Artorius Avitus

Die Tür ging langsam auf... und Avitus schleppte sich samt seinem Gepäck hinein. Viel war es nicht, aber es war dem Artorier auch recht so. Es würde weniger Zeit in Anspruch nehmen, den Raum einzurichten. Bei diesen Überlegungen musste sich Avitus erneut ins Gedächtnis rufen - und zum Vorwurf machen - keinen Sklaven zu haben. Manch Arbeit erschien ihm einfach lästig und das Einrichten der Unterkunft gehörte mit dazu.

Als erstes entledigte er sich seines Helms und legte diesen auf ein Regal, ein Brett, dass an der Wand hing und als Regal diente. Dann wich die dünne Staubschicht vom Schreibtisch und er richtete diesen nach seinen Bedürfnissen ein. Der Helm wanderte vom Regal auf die linke äußere Ecke, um den Platz auf dem großen Tisch etwas auszufüllen. Einige Schriftrollen, teils leere, teile beschrieben, nahmen ebenfalls etwas von der Fläche in Anspruch, auch ein paar Wachstafeln und das dazugehörige Schreibzeug.

Er musste zusehen, dass er unbedingt Wein auftreiben konnte, den er Besuchern von Rang anbieten konnte. Am besten wären natürlich zwei verschiendene Weine. Einen guten und einen... den man allen anderen servierte. Wer was vorgesetzt bekommen würde, hing natürlich vom Besucher ab. Jedem das Seine, wie es so schön heißt.

Es dauerte nicht minder als eine stolze halbe Stunde, ehe der Raum so aussah, wie ihn sich der Artorier wünschte. Zwar fühlte er sich noch nicht wirklich zu Hause, aber dieses Gefühl würde sich mit der Zeit gewiss einstellen. Nachdem die Unterkunft eingerichtet war, setzte er den Helm wieder auf und trat hinaus.

"Salve Optio"
sagte Avitus, als er eintrat und diesen in der Habitatio vorfand. Er legte den Helm ab und nahm Platz. Auf dem Tisch entdeckte er den Bericht. Er wischte sich den Schweiß von dem Nacken mit einem Tuch ab und widmete sich dem Studium des Berichts.
"Was, nur 72 Mann bei einer Sollstärke von 160..."
fragte er ungläubig und sah auf.

"Optio, ich wollte die Stärke der Centurie wissen"
entgegnete Avitus ruhig. Damit betrachtete er diesen Punkt als erledigt.
"Den fehlenden Mulio werde ich schon auftreiben. Der nächste Probatus, der negativ auffällt, ist als Mulio einzuteilen"
sagte er.
"Das wäre alles, Optio. Abite"

Avitus nahm den Bericht zur Kenntnis, der ihm vom Tesserarius vorgelegt wurde und entließ diesen mit einem Nicken. Er las ihn, dabei besonderes die noch bevorstehenden Arbeiten im Geiste notierend. In letzter Zeit hatte er die meiste Zeit auf dem Exerzierplatz zugebracht und war kaum in der Stadt gewesen, als dass er sich über den Stand der Bauarbeiten hatte unterrichten können.

Dem Diensplan zufolge hatte man einige gravierende Veränderungen vorgenommen, was die Kommandostruktur anging. Der Claudier wurde als Kommandeur der Ersten Kohorte abgesetzt und mit der Führung der Zweiten betraut, womit im Fall der Fälle Plautius die Erste führte. Der senatorische Tribun übernahm die Kavallerie.

Und Avitus selbst... für ihn blieb, bis auf die Tatsache, dass er Priscus nicht mehr in seiner Einheit wusste, alles beim Alten. Doch gerade die Tatsache, dass er auf den Kenntnisstand Priscus' nicht mehr jederzeit würde zurückgreifen können, bereitete ihm einiges Kopfzerbrechen. Avitus besaß praktisch null Erfahrung im Bau eines solchen Gebäudes und verstand es auch sonst nicht, dass die Stadt Mantua sich offenbar zu fein war, einen zivillen Architekten zu engagieren, der die Aufsicht und Leitung übernahm und auf die Legion lediglich als Hilfe zurückgriff. Diesbezüglich gedachte er mit Plautius und mit der Stadtverwaltung Mantua's ein Gespräch zu führen.

Er überflog ausserdem die Wachstafel, die ihm von einem Scriba des Tribuns reingereicht wurde und sich mit dem Ausbildungsstand des Petroniers befasste. Avitus runzelte die Stirn. Er begriff nicht ganz, warum man ihm den Ausbildungsstand eines einzigen Mannes meldete. Zum einen war es seine Aufgabe, die Männer auf dem Exerzierplatz zu drillen und daher ging er davon aus, dass er die Berichte anzufertigen hatte. Zum anderen behandelte der Bericht einen einzigen Mann von vielen... Aber es spielte keine Rolle mehr. Der Tribun war zur Zweiten versetzt und damit gingen alle Berichte, die die Ausbildung der Ersten angingen, an Plautius, der sie weiter nach oben leiten konnte.

Avitus überflog in Gedanken den Ausbildungsstand der Probati. Scutum, Pilum, Gladius und die "einfache" Formalausbildung hatten sie schon. Avitus wusste zwar nicht ganz genau, was der Tribun mit "einfacher" und "erweiterter" Formalausbildung meinte, auf die er einen so großen Wert zu legen schien. Aber so oder so, er wollte diese hintenanstellen. Die Erste Kohorte der Kaiserlegion hatte mehr zu leisten, als gut paradieren zu können. Es fehlte eine Menge, darunter das Reiten, das Schwimmen, das Schanzen und anlegen eines Marschlagers, das Bogenschießen und und und. Es galt, zunächst diese Aufgaben anzugehen, ehe man sich Nebensächlichkeiten wie dem richtigen Marschieren intensiv widmen konnte, zumal Avitus nicht zweifelte, dass die Männer die beiden Schritte, den "Militärschritt" und das "volle Ausschreiten", wenn nicht schon beherrschten, dann doch schnell würden verinnerlichen können, zumal sich diese Formalia auch in den allgemeinen Drill wunderbar einfügen ließen.

Avitus nahm in seinem Stuhl Platz, während er auf die Ankunft der beiden Centurionen, Hastatus Posterior und Princeps Posterior der ersten Kohorte, sowie den Decurio der vierten Turma der Legionsreiterei wartete. Seine Unteroffiziere, der Tesserarius, der Optio und der Signifer, saßen bereits da, schweigsam, während Avitus in seinen Unterlagen wühlte, bis er schließlich eine unbeschriebene Schriftrolle fand.

"So ein beschissener Saustall hier"
murmelte er und beschloss, einen der Milites abzustellen, der hier für Ordnung sorgen sollte. Im nächsten Moment überlegte er es sich jedoch anders, und beschloss stattdessen, bei Gelegenheit mal selbst wieder klar Schiff zu machen. Doch genau da lag der Hund begraben... bei gelegenheit. Avitus wusste, obwohl er es sich nicht eingestehen wollte, dass dieses "bei Gelegenheit" letzlich nichts anderes bedeutete, als das er diese lästige Aufgabe weiter verschob.

Er breitete die Schirftrolle aus, beschwerte sie mit steinen, damit sie sich nicht wieder zusammenrollte, nahm eine Feder und begann zu kritzeln. 480 Mann in drei Centurien zusammengefasst,samt Troß und 32 Reiter. Für das Marschlager eine etwas ungewöhnliche Kombination, daher würde er wohl bei der Verteilung der Zelte improvisieren müssen.

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Centurio Princeps Posterior, Lucius Servilius Vorenus, war der erste der Offiziere, die eintrafen. Er trat nach einem knappen Anklopfen hinein, grüßte die Anwesenden und salutierte vor dem Artorier, der jedoch so in die Kritzelei vertieft schien, dass er ihm lediglich mit einem Handwink deutete, sich hinzusetzen. Vorenus zuckte mit den Schultern und nahm Platz.

Titus Domitius Pullo, Centurio Hastatus Posterior, und Caius Cassius Favonius, Decurio der IV Turma der Legionsreiterei, trafen sich vor der Unterkunft Avitus', grüßten einander und klopften an. Nachdem ein lautes "herein" sie aufforderte, einzutreten, taten sie es. Die militärischen Begrüßungen wurden ausgetauscht und Avitus bot den Männern Stühle an, damit sie sich setzen konnten.

Avitus bot den anwesenden Soldaten jedem einen Becher Wein zu trinken an, ehe er die Skizze auf den Tisch legte.

"Ist sehr improvisiert, ich weiß. Prägt euch die Skizze gut ein oder kopiert sie, damit ihr eure Männer einweisen könnt"
begann er.
"Wir ziehen morgen früh los und zwar gen Süden. Da wir ein Tagespensum von mindestens 15 Meilen haben, in befriedeter Provinz marschieren und uns die guten römischen Strassen wo immer es geht zu Nutze machen werden, ist es zu schaffen. Ich gehe sogar von mindestens 20 Meilen aus. Wir werden Mantua in einem großen Bogen umgehen und letzendlich von Norden ins Lager zurückkehren"
im Grunde brauchte er nicht viel zu erklären.,Die Männer waren erfahren und routiniert und wussten, was sie zu tun hatten, was Avitus die Aufgabe ungemein erleichterte. Dennoch fuhr er fort, damit im Nachhinein niemand behaupten konnte, er hätte keine Besprechung abgehalten.
"Die Reiterei übernimmt Kundschafteraufgaben und Botengänge. Cassius, halte immer einige Reiter frisch und bereit, falls wir Boten zur Castra schicken müssen. Die Zweite mit mir und die Probati bilden den Kern. Die Vierte die Spitze. Fünfte... Nachhut. Ihr wisst bescheid... Fragen?"
er sah gespannt in die Runde.

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Cassius Favonius räusperte sich, ehe er seine Frage stellte.
"Wie lange wird die Übung dauern?"

"Eine Woche"
gab Avitus zurück.
"Am vierten Tag Marschpause. Ihr wisst, was das heißt"
was so viel bedeutete, dass die betonung auf dem Halbwort "Marsch-", nicht auf dem "-pause" lag.
"Gut, das wäre alles, meine Herren. Abite"
sagte er und entließ die Männer, damit sie sich an die Arbeit machen konnten.

Avitus selbst versank wieder im Stuhl, den Kopf auf die rechte Faust gestützt. Es stand ein hartes Stück Arbeit, eine harte Woche vor ihnen. Aber er freute sich darauf wie ein kleiner Junge, der davon träumt, Soldat zu werden... er musste aus der Castra raus und wenn nur für eine Woche. Tag um Tag dieselben vier Mauern zu sehen, das konnte einen Mann wahnsinnig werden lassen. Er seufzte. Sein letzter Besuch einer Meretrix lag vier Tage zurück. Vier Tage, bei venus, das war ungut.

Er richtete sich auf und trat hinaus. Die Nacht war jung, die Prima Vigilia war in ihrer ersten Stunde. Es war noch nichteinmal sehr dunkeln. Die Ausrüstung aus den Lagern war bereits abgezählt und bereit gestellt, die Besprechung vorbei... er überlegte kurz, warf sich einen Mantel um und ging zu den Stallungen.

Er schwang sich auf das Pferd, ritt am Tor vorbei und gab Sporen, ritt in Richtung der Stadt. Ehe er eine Woche in Abstinenz und Enthaltsamkeit würde leben müssen, wollte er das Verlangen stillen... irgendwo in der Stadt wartete eine Sie, die ihm dabei helfen würde...

Zitat

Original von Camillus Matinius Plautius
Der Scriba nahm den Mann die Wachstafel ab und packte sie zu einem riesigen Stapel an Briefen, Schreiben und anderen Poststücken. Dann brachte er alles zum Praefectus und gab dem Mann zu verstehen kurz zu warten.
"Der Praefectus lässt ausrichten, daß sich dein Centurio persönlich in die Principia bemühen soll, wenn es um Beförderungen geht. Und das soll er im Rahmen einer Stabsbesprechung machen, die der Praefectus ohnehin ansetzen will. Nimm es nicht persönlich und dein Centurio auch nicht. Der Praefectus hat heute sehr schlechte Laune. Nach der 4. Tasse Kräutersud ist er ganz umgänlich. Er ist aber erst bei der 1. Tasse."

"Er sagte was?"
entgegnete Avitus mit ungespielter Überraschung, als ihm der Tesserarius die Worte des Praefecten überbrachte. Über diese Reaktion konnte er nur den Kopf schütteln, resigniert mit den Schultern zucken und dem Befehl gehorchen.
"Stabs... besprechung? Ist die Luft in der Principia so stickig, Miles... dass man jetzt Stabsoffiziere bemühen muss, um Dinge zu besprechen, die normalerweise meiner Disziplinargewalt als Centurio unterliegen?"
er stotterte, weil er es irgendwie nicht fassen konnte, dass solche Formalia wie Beförderungen von Probati zu Milites in einer eigens dafür angelegten Stabsbesprechung angesprochen werden mussten... das war wohl der Preis des Friedens. Manchmal sehnte sich Avitus nach Germania zurück. Wenigstens waren dort die Gefahren echt und hielten einen wach

"Du kannst wegtreten"
sagte er dem Tesserarius, der immer noch im Stillgestanden stand, schwieg und die Reaktionen seines Centurio beobachtete. Wahrscheinlich würde dieser kleine Ausbruch von eben das heutige Gesprächsthema in der Centuria werden.

Er blieb zurück, in seinem Korbstuhl sitzend, den Kopf auf die Hände stützend, nachdenklich im Gesichtsausdruck. Was blieb, war zu warten, bis die Stabsbesprechung angesetzt wurde. Wenn alle dort anwesenden Centurionen in der Stabsbesprechung ihre Probati zur Beförderung würden vorschlagen müssen, würde die Sitzung verdammzt lange dauern. Wenigstens gehörte der Artorier selbst zu den Primi Ordines, so dass er zu den ersten gehören würde, die dies würden hinter sich bringen können.