[Campus Martius] Ein Feldherr vor den Stadttoren Roms

  • Ein militärischer Reitertrupp stob in raschem Tempo die Via Triumphalis hinunter und erreichte nach kurzer Zeit den Campus Martius. Verwundert über den plötzlichen militärischen Aufmarsch am Rande der Stadt, sahen sich viele Bürger neugierig um und beobachteten jede Bewegung der Reiter in ihren metallisch glänzenden Legionsrüstungen. An der Spitze des Trupps ritt ein ein Vexillarius, der die Standarte der Legio I weit in die Höhe streckte.


    Am Campus kamen die Reiter schließlich zum stehen und man konnte in ihrer Mitte nun auch Livianus entdecken, der bisher ziemlich unscheinbar zwischen den Reihen seinen Eques geritten war. Die Reiter stiegen ab und versorgten die Pferde, während der Legat auf seinen Adjutanten zuging, der ebenfalls mit dem Reitertrupp mitgekommen war.


    „Reite weiter in die Stadt und melde dem Palast, dass ich um Zutritt in die Stadt ersuche. Am besten meldest du dich beim Magister Domus Augusti. Er war es auch, der mir die Einladung zum Consilium geschickt hat.“

  • Der Centurio nickte und sprang wieder auf sein Pferd, um seinen Weg zum Palatium Augusti fortsetzen zu können. Es war eine große Ehre für ihn, den Legaten im Palast anmelden zu dürfen. Vielleicht konnte er sogar damit rechnen, den Kaiser höchstpersönlich gegenüber zu treten und ihn über die Ankunft seines Legaten zu unterrichten. Er wendete sein Pferd und gab ihm die Sporen um seinen Auftrag so schnell wie möglich auszuführen.

  • Livianus sah seinem Centurio hinterher. Ihm war klar, dass es nun „Abwarten“ hieß. Solange er nicht die Erlaubnis des Kaisers hatte, durfte er das Pomerium nicht betreten, ohne dabei auch gleichzeitig sein Imperium und somit auch sein Kommando zu verlieren. Langsam schritt er weiter und entfernte sich etwas von seinen Männern. Er war also wieder in Rom. Sein Blick schweifte über das Phanteum, die Therma Neronianae und das Stadium Domitiani und er atmete tief durch. Sein letzter Besuch in der Ewigen Stadt lang schon einige Zeit zurück. Damals war er hier um seine Cousine zu besuchen, konnte sich mit ihr aber auch nur vor den Stadttoren treffen. Als Legatus Legionis hatte man zwar große Macht, musste sich aber was Roma betrifft auch an sehr strenge Regeln halten.

  • Es dauerte eine Weile, doch dann sah man am Ende des Campus einen Reiter auftauchen, der auf Grund seines Helmes schon von weiten, als Centurio zu erkennen war. So schnell es die menschenüberfüllten Straßen Roms zugelassen hatten, konnte der Centurio sein antreiben und am direkten Weg zurück zu seinem Legaten reiten, um diesen Meldung zu machen. Bei der restlichen Reiterei angekommen, stieg er vom Pferd und ging auf den Legaten zu.


    "Legatus! Ich habe mit dem Magister Domus Augusti gesprochen. Ihr habt die Erlaubnis das Pomerium zu betreten."

  • Livianus nickte zufrieden.


    “Sehr gut! Du und fünf weitere Männer werden mich zum Palast begleiten. Die anderen werden in der Zwischenzeit hier am Campus Martius bleiben und auf unsere Rückkehr warten.“

  • "Zu Befehl Legat!"


    Der Centurio salutierte und machte sich gleich daran den Anweisungen seines Legaten folge zu leisten. Er holte sich drei Männer aus den Reihen der Reiter und befahl den anderen hier zu bleiben und sich um die Pferde zu kümmern. Natürlich gab er auch Order, dass die Männer zusammen bleiben sollten und Ausflüge Einzelner nicht erlaubt waren. Dann kam er wieder zurück zum Legaten und der kleine Trupp setzte seinen Weg in Richtung Palast fort.

  • Wieder einmal war es soweit und Livianus wurde vom Kaiser zum Conventus gerufen. Gemeinsam mit einem Trupp der Legionsreiterei erreichter er den Campus Matius in Rom und ließ seine Männer vor dem Pantheum halten. Sichtlich müde stieg er von seinem Pferd ab und wandte sich an Optio Aristides, der ihn auf dieser Reise nach Rom begleitet hatte.


    „Endlich sind wir angekommen. Nach dieser langen Rückreise aus Germanien und diesem Ritt nach Rom, kann ich mich kaum noch bewegen. Am besten du reitest gleich weiter zum Palast und meldest, dass ich eingetroffen bin und auf die Erlaubnis des Kaisers warte, um das Pomerium zu betreten. Melde dich einfach beim Magister Domus Augusti – er wird wissen was zu tun ist.“

  • Und wieder lag Rom vor seinen Füßen. Was für ein Anblick, was für eine Freude. Marcus lächelte gut gelaunt, ein kleiner Ausflug in die Stadt, während der Legat mit dem Conventus beschäftigt war, schien bei diesem Romaufenthalt mit drin zu sein. Die ganze Reise, es waren ja schon einige Tage, hatte sich Marcus durchaus gefragt, ob Lucilla mit dem Legaten nach Italia zurückgekommen war. Doch er konnte das wohl schwerlich seinen Legaten fragen. So sinnierte er nur die Tage immer wieder über die schöne, die aufregende und bezaubernde Lucilla nach. Er beschäftigte sich die Stunden des Reitens damit, ihr allerlei lobpreisende Adjektive zu verleihen. Nur sein mangelnder Wortschatz machte ihm irgendwann ein Strich durch die Rechnung und beendete sein Gedankenspiel. Auf dem Campus Martius angekommen ließ Marcus dort seinen Blick schweifen und stieg von seinem Roß herunter. Die Zeiten, wo das nur ein Erdhügel war, waren schon lange vorbei und die monumentalen Bauten durchaus eine Pracht, vom Marcellustheater in der Ferne bis zum Marstempel. Herrje, da war doch noch eine alte Schuld, die er abtragen musste. Marcus kratzte sich am Nacken und sah grübelnd zum Marstempel als er die Worte des Legaten vernahm. Er nickte knapp. Bei Venus Hüften, jedes Mal wenn der Legat mit ihm sprach, fiel ihm die liebreizende Lucilla ein.


    “Natürlich, Legat. Ich werde Dein Kommen sofort melden!“


    Marcus salutierte zackig, wie immer Faust an die Brust geschlagen und den Arm ausgestreckt. Dann wandte er sich zum Gehen um. Von seinem Sattel griff er einen schlichten Umhang, in Soldatenmantel zu erscheinen war immer noch nicht die feine römische Manier. Auch sein Gladius reichte er an einen anderen Soldaten weiter, ebenso die Zügel seines Pferdes. Durch Rom zu reiten war unsinnig, abgesehen davon, daß man es nicht durfte. Mit einem dezenten Winken nahm er einen der Soldaten mit und warf sich schnell seinen Umhang über seine lorica segmentata. So marschierte er an den Agrippa Thermen und an der Saepta vorbei und verließ das Viertel, den Circus Flaminius.

  • Durch die Stadt zu laufen, sich zum Palast zu drängen, durch das Tor zu kommen, in den Fluren das Labyrinth kaiserlicher Bürokratie zu "überleben" und schließlich die Erlaubnis zu bekommen dauerte schon alles sein Weilchen. Und die Rückkehr natürlich auch. So wanderte die Sonne ein Stückchen über den Hügeln Roms entlang und das Treiben floß vorbei, ging ihren Lauf ehe man zwischen den vielen Menschen, die den Campus Martius bevölkerten, wieder zwei „getarnte“ Soldaten ausmachte. Marcus Flavius Aristides und der miles Argus schritten eilenden Schrittes und mit typischen Soldatenmarsch die via entlang, die zum Lager der Soldaten führte. Ohne eine Rast oder einen Schluck Wein zu sich zu nehmen, nur den Schweiß wischte sich Marcus von der Stirn, ging er direkt auf seinen befehlenden Kommandanten und Legat der Legio Prima zu. Brav wie es sich gehörte, salutierte Marcus zackig.


    Legatus, Herr, der Magister Domus Augusti gewährte Dir, im Namen des Kaisers, das pomerium Romas betreten zu dürfen. Seine Auflage war, daß Du zwar einen persönlichen Leibwächter mitnehmen darfst, aber keiner Deiner Soldaten soll sich zur selben Zeit in den Grenzen der Stadt aufhalten. So seine...ungefähren Worte!“


    Verdammt, er hatte Durst. Sein Mund brannte etwas. Er hätte sich vielleicht doch unterwegs einen Schluck Wein gönnen sollen. Aber er was so beschäftigt gewesen, sich die Auflagen zu merken, daß er gar nicht mehr ans Trinken gedacht hatte. Seine Brust hob und senkte sich zwar etwas schneller, durch den strengen Marsch, aber er stand trotzdem aufrecht und wartete auf die Befehle seines Legaten.

  • Livianus schmunzelte zuerst und lachte schließlich, als er die Worte des Optios hörte.


    „Ein Leibwächter nur? Der Magister scheint nicht sehr um meine Sicherheit besorgt zu sein. Nun gut….. ich denke zwar auch nicht, dass ich Mitten in Rom in höchster Gefahr schwebe, aber ich werde dich dennoch mitnehmen Optio. Die anderen Männer sollen hier warten.“


    Mit diesen Worten machte sich Livianus, mit Optio Aristides im Schlepptau, auf den Weg zum Stadttor und dann weiter Richtung Palast.

  • Ein kleiner unerlaubter Ausflug in die Stadt wurde jäh unterbunden. Natürlich hatte Marcus darauf gehofft, sich vielleicht für ein oder zwei Stunden absetzen zu können. Er wollte doch eigentlich mal sehen, ob die schöne und liebreizende Lucilla wieder in Rom weilte. Der kleine Tagtraum war somit erdolcht und begraben, befand Marcus und nickte pflichtbewußt auf den Befehl von Livianus.


    „Verstanden, Legatus, Herr!“


    Marcus nickte Argus zu, der das kurz erwiderte und sich zu den anderen Soldaten abwendete. Diese machten sich schon auf einen gemütlichen Nachmittag auf dem Campus Martius mit Wein, einigen derben Sprüchen für die vorbeikommenden „Damen“ und ausgelassenem Würfelspiel bereit. Hier, so glaubten es die meisten Soldaten, war es ja angeblich nicht verboten. Marcus folgte derweil seinem Befehlshaber durch die Strassen Roms. Zu einem Schluck Wein kam er dabei nicht mehr.

  • Es dauerte dieses mal nicht so lange bis sie vor Ort waren und auch nicht sehr viel länger bis sie das Haus des Sextus Accius Pocycletus gefunden hatten.


    Sedulus stieg von seinem Pferd so wie einer der beiden Soldaten. Sie traten zum Eingang hin, es war ein Mehrfamilienhaus als eine kleine alte Frau auf sie zu trat.


    "Lasst mich raten. Ihre wollte zu diesem Pocycletus." Meinte die Alte mit zittriger Stimme.


    Sedulus sah den Miles verblüfft an dann wieder die Alte.


    Jaaa, das hatten wir eigentlich vor. Du kennst ihn?


    Fragend sah Sedulus die Frau an.


    "Was heißt kennen... Ich kannte ihn. Er war eigentlich ein sehr netter Mann. Er half mir immer beim Einkauf und hat mir die schweren Sachen getragen."


    Sedulus sah wieder zum Miles und verzog das Gesicht und auch der Miles schien zu ahnen was da auf sie zu kam.


    "Ja, er war immer sehr hilfsbereit. Allerdings hatte er ein Laster, die Spielsucht. Auf alle Fälle..."


    Entschuldige die Unterbrechung Alte, aber ist er nun da da oder nicht?


    Schon ein wenig nervös sah Sedulus die Oma an.


    Verärgert sah die Alte Sedulus an, sie wollte schon ihren Stock schwingen doch Sedulus hielt abwehrend die Hände vor sich und ging einen Schritt zurück.


    Na na na, wer wird denn gleich... Wir haben es eilig gute Frau. Was sit nun mit diesem Pocycletus?


    "Schuldeneintreiber was?" Blaffte die Alte.
    "Nichts ist mit ihm, er hat sich aufgehängt!" Verächtlich sah sie auf Sedulus und den Miles.
    "Er hatte bis über beide Ohren Schulden und noch einen Prozess am Hals den er verloren hatte. Der Mann war blank. Wie es schien wußte er keinen anderen Ausweg mehr und da hat er sich vor drei, vier Tagen aufgehängt."


    Sedulus atmete gepresst aus und überlegte wie er an das Geld kommen könnte. So fragte er.


    Hat er Familie die hier in Rom wohnt?


    "Weiß ich nicht. So lange ich ihn kannte kam keiner zu ihm außer Spieler und solche Leute die ihr Geld haben wollten."


    Hmm. Gut ich danke Dir. Du warst uns wahrlich eine Hilfe. Vale


    Sie gingen zurück zu den Anderen.


    Tja, das war wohl nichts. Der Mann ist schon seit Tagen tot und Verwandte scheint er auch keine zu haben. Und selbst wenn, wäre auch nicht gesagt das sie die Kosten übernommen hätten.


    Sedulus sah erneut auf die Liste.





    Jetzt geht es zur Via Aurelia im Bezirk Circus Flaminius zu einem gewissen Cnaeus Fecenius Dasius. Mal sehn ob der sich auch aufgehängt hat...


    Sedulus verzog bei seinem letzten Satz sein Gesicht.


    Los geht`s!

  • Nachdem Subrius das vorherige Rätsel gelöst hatte, marschierte er wieder so schnell wie möglich zum Ara Pacis Augustae. Dort erwartete er wieder einen Soldaten, der ihm den nächsten Zettel geben würde.

  • Nun wenn der Probatus auf einen Soldaten warten wollte, konnte er das Erreichen seines nächsten Zieles vergessen. Damit es nicht einfach Zufallstreffer für dumme Probati gab, die nur nach Milites Ausschau hielten, war es hier eine Tagelöhnerin, die mit der übergabe des Zettels betraut worden war. Als sie den Prüfling allerdings auftauchen sah, ging sie auf ihn zu und gab ihm den Wisch. ehrlich gesagt fand sie den Text auf dem papyrusfetzen auch ziemlich dämlich, aber von höherer Dichtkunst hatte sie eh keine Ahnung.


    Jenseits der Mauer,
    in luftiger Höh',
    gibt's Händler und Produkte der Bauer'

  • Auch Subrius konnte erkennen, dass die Rätsel von Soldaten und nicht von Dichtern geschrieben wurden, doch war dichten ja auch nicht der Beruf der Soldaten.


    Das folgende Rätsel konnte er relativ leicht lösen, weil in der Nähe die Casa seiner Familie stand. Mit "in luftiger Höh'" war einer der sieben Berge Roms gemeint, in diesem Fall der Esquilinus. Außerhalb der Stadtmauer gab es dort einen Handelsplatz, den Marcellum Liviae. Dort gab es bestimmt auch "Händler und Produkte der Bauer'". So machte Subrius sich auf den Weg.

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