Eine recht hübsche Amphore

  • Nach getaner Schinderei meiner Sklaven musste ich mich ersteinmal ausruhen und trat in den Garten, streckte meine Glieder und freute mich an der Stille. Wenn man nicht alles selbst machen musste, so wars's schon ganz in der Ordnung, fand ich und drehte liebevoll und langsam an meinem Ring.


    Auch meine Fingernägel zeugten nun wieder von einem aufmerksamen Geist und kultivierten Besitzer. Während ich das mit einer gewissen - ja - leicht prickelnden Genugtuung feststellte, erklomm die leise Frage, wie man diesen wunderbaren Zustand noch steigern könne, lauter und lauter jubilierend den Gipfel meiner in letzter Zeit geradezu montanen Geistesgegenwart. Oh über allen Gipfeln schwebest Du, tanderadey und tirilu ! War das ein Sonnenaufgang meiner selbst und güdlne Bewahrheitung der Binsenweisheit, dass nämlich in der Ruhe die Kraft liege, wie meine Muhme manchesmal zu sagen pflegte, da ich allzu hurtig das widerlichste pulmentum von ihrer Hand so schnell als möglich den Rachen herab - und später, wenn sie außer Sicht war, wieder in die andere Richtung - würgte.


    - Und genau das war die Antwort! Würgten wir nicht gestern noch nach durchzechter Nacht an unsrer Galle? Recht so! Wein war die Antwort auf alle Fragen in diesem Land abgehalfterter Kriegsleute, deren Ziel es nur noch war ihr Haar zu verlieren und möglichst fett zu werden! Da machte ich doch mit!


    Nebenbei fiel mir ein, meinen Patron zu einem kleinen Trunk eingeladen zu haben.


    Schnell gab ich einem moralisch maroden Sklaven die nötigen Instruktionen und schärfte ihm ein, sich unbedingt zu beeilen.


    Ich selbst lief in mein Cubiculum zurück um die recht hübsche Amphore herbeizuschaffen, die mal wieder jemand gefunden hatte; an dieser hier war das allerdings wirklich nicht auszusetzen.


    Schnell stand alles bereit und ich nahm die entspannteste haltung des Imperiums ein.

  • Der Patron ließ nicht lange auf sich warten und betrat den hortus in ungewohnter Aufmachung. Ganz der Toga entledigt und den Stoff einer Tunika auf der Haut spürend fiel ihm das gehen geradezu leichter.
    Ein Freiheitsgefühl, welches er wohl neu entdeckt hatte.


    "Salve, Caesoninus. Welch angenehmer Abend, welcht entzückende Röte."


    Ein Blick der Bewunderung fiel auf die Röte, die gerade durch die untergehende Sonne etnstand. Es war Zeit die Fackeln im Garten anzuzünden und die Grillen verstummen zu lassen. Doch die Grillen verstummen lassen war eine utopische Idee, zumindest für ihn.

  • Salve Patron! Wie Recht du hast, eine Röte - - - und wie sie erst schmeckt! Wie von Eos verzaubert und von Helios geschnitten! Ich reichte ihm einen Becher, dessen Inhalt eher wie von Phaeton missbraucht aussah, aber immerhin, es war bester öliger Falerner - und blickte dann in den Himmel, wo einige köstliche Gänse-Braten vorbeiflogen. Da könnte man glatt Appetit bekommen!


    Ich schnippte leise mit der linken Hand, dass die Fackeln entzündet würden und gab mit zwei Fingern zu verstehen, dass uns hungere. Es war zwar nicht meine Casa, aber meinem Patron war ich's schuldig mich ums ein oder andere zu kümmern. Man konnt ja nicht alles selbst machen...


    Auf Dein Wohl!

  • "Auf unser Wohl!"


    Sprach er gar feierlich und stemmte den Becher gen Horizont, von dem er auch den erfrischenden ersten Schluck nahm - doch stest bedacht nicht allzu viel zu kosten.
    Caesoninus schien diesen warmen Abend recht gut geplant zu haben, denn es fehlte hier wohl bald an nichts, die Speise musste nur noch kommen.


    Es war ruhig hier, die Luft frisch und befreiend, ganz anders als das stinkende Rom, das allzu oft die Kehle schnürrte. Furianus redete sich immer wieder ein, dass dies ihm als Vorgeschmack dienen würde, als Vorgeschmack auf seine villa maritima in Misenum, die dieser doch ähnelte. Stunden der Muse würde er sich nehmen können, fernab von Rom der negotia erlegen.


    "Wahrlich, der Sonnenwagen war eine allzu große Verlockung, doch sie war den Tod wert."


    Er stützte sich nun leicht mit dem Ellebogen, so dass er liegend noch immer über die Mauer des hartus blicken konnte, das goldne Wunder betrachten wie es sich zum blutroten wandelte.

  • Der Flavier war ein Gedankenleser, wie vermochte er das nur? Oder lag es nahe, Phaetons Tod einzuflechten? Der Wein schmeckte dennoch und frischte meinen klaren Verstand noch weiter auf, grandioses Geschenk der Götter, dieser Falerner.


    Ja, und früher soll er noch viel besser gewesen sein heißt es, aber dann, der feurige Tod... Mit welchem Preis doch das Große stests erkauft wird, es könnte einem bange werden, denkt man an unser Opus hier...


    Mit diesem Wortgeplätscher fasste ich Furianus sanft am Arm und wies in die Richtung der leichten Clinen, die flugs aufgestellt worden waren, nachdem die Fackeln entzündet:


    ...ein Imbiss, Flavius Furianus, wirklich nur eine Kleinigkeit... eine kleine Stärkung! Denn noch stehen wir hier am Anfang und brauchen unsere Kräfte!


    Ich lächelte etwas besoffen und hoffte innigst, er würde meine Anstrengungen, des sich noch zuspitzenden Abends zu schätzen wissen: gespannt und meinem Ring die richtige Drehung versetzend, prüfte ich ob das geplante Durcheinander auch angeliefert wurde: Globuli, gebrannte Aprikosen, Datteln mit Ziegenkäse, freche Böhnchen, die mich an die Magistrata mit den blauen Augen und die Kirschen erinnerten, Kirschen! Wie schade, ach, keine mehr in diesem Jahr... Moretum, allerlei neckischer Kleinkram, das Ganze hübsch auf einem Haufen und mit Blumen geschmückt, zum völlig zwanglosen Zugreifen, wie es einem gerad gefällt.


    Den ersten Teil des Abends schienen die linkischen, nichtsnutzigen Sklaven verstanden und umgesetzt zu haben - nachdem ich ihnen alles hatte zweimal sagen müssen, einfach schlimm.

  • "Ein Opus, welches schon vor uns zahlreiche Männer zu stande brachten, Caesoninus. Doch nenne mir einen, der den Sonnenwagen lenkte."


    Versuchte Furianus zu kontern, schließlich war die Vorstellung für diese Arbeit hier einmal sterben zu müssen eher amüsant.
    Doch er folgte Caesoninus zu der Clinengruppe, legte sich auf den Ellebogen stützend hin, kostete sogleich von den Speisen.
    Zu schade, dass Meeresfrüchte nicht dabei waren, doch Abwechslung musste sein, das verstand auch er.

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