Crassus' Büro | Crassus, Flavius Aquilius

  • Ich nickte dem ianitor dankend zu, bevor ich den Raum betrat, in dem mich der Hausherr empfangen würde. Meine Bewegungen waren nicht von allzu großer Eile geprägt, gerade genug, um nicht als Müßiggänger zu erscheinen, aber auch nicht zu hastig, um den Eindruck von Nervosität zu vermeiden. So trat ich ein, blickte mich flüchtig im Raum um und richtete dann meinen Blick auf den praefectus praetorio, ihn einer eingehenden Musterung unterziehend.


    "Salve, praefectus! Ich danke Dir, dass Du für mein Anliegen Zeit gefunden hast," sagte ich, die klassische Gesprächseröffnungsvariante wählend, die dem Hausherrn angemessen Respekt zollen sollte. Ruhig blickte ich ihn an und wartete ab, ob er es eilig haben würde oder nicht, den Eindruck der Geschäftigkeit vermittelte mir seine Haltung durchaus.

  • Der Ianitor hatte den Besucher schon vorgestellt, sodass Crassus schon wusste, dass es sich um einen Patrizier handeln würde. Er stand langsam auf um den Besucher zu begrüßen.


    Salve Sacerdos Flavius. Setz dich doch bitte. Darf ich dir etwas zum Trinken anbieten?


    und Crassus setzte sich auch wieder und sortierte die Dokumente auf seinem Tisch, um genug Platz für die neue Sache zu haben.

  • Nach der Begrüßung setzte ich mich ihm gegenüber, zog die vermaledeite Toga zurecht, die garantiert wieder an den falschen Stellen Falten werfen würde, sobald ich aufstand, die Götter mochten jenen Idioten strafen, der die Togen erfunden hatte! - und lehnte mich in meinem Stuhl ein wenig zurück.
    "Ein gemischter Wein wäre freundlich," erwiederte ich und ließ meinen Blick erst über seinen Schreibtisch, dann die Inneneinrichtung dieses Büros schweifen - die Einrichtung verriet meistens sehr viel über die Person, die sich im Raum befand, und noch mehr darüber, ob man repräsentieren oder wirklich arbeiten wollte. Bei den meisten Arbeitsräumen gab es kein entweder oder.

  • Crassus gab einen Wink zu dem Sklaven im Türrahmen, der daraufhin loseilte um die Getränke zu holen.


    Ich denke, bis der Wein da ist, können wir schon einmal anfangen: was kann ich für dich konkret tun?


    Die Einrichtung von Crassus Büro war prunkvoll und überstieg sicherlich den Monatslohn eines manchen Ritters. Er hatte, wie überall in der Casa, sicherlich nicht gespart und nur das hochwertigste vom hochwertigsten genommen und nur das. was auch mindestens so hochwertig aussah. Crassus liebte es seinen Reichtum zur Schau zustellen und tat dies bei jeder Gelegenheit. So natürlich auch in seinem Officium. Aber trotz dem ganzen Prunk ging der Teil, der für die Arbeit wichtig war nicht verloren. Im Gegenteil, er gliederte sich eher perfekt ein. Die Schränke zum Beispiel, die mit Schriftrollen gefüllt waren, waren aus einem hochwertigen, dunklem Holz, welches sehr gut verarbeitet wurde und keinerleich Gebrauchsspuren aufwies. Wahrscheinlich würde Crassus eher einen neuen Schrank für hundert Sesterz kaufen, ehe er mit einer Schramme im Holz seines Schrankes zusammenarbeiten muss.

  • Der Raum bot ein interessantes Bild - so manches Möbelstück der Villa Flavia mochte deutlich älter sein als die guten Stücke hier im Raum, von ebenso hochwertiger Qualität, aber eben schon etwas länger im Familienbesitz. Zumindest schien er keine Kosten und Mühen gescheut zu haben, sich hier hochklassig einzurichten, das typische Zimmer eines vermögenden Aufsteigers. Sicherlich ein Aspekt, den es sich lohnen würde, im Gedächtnis behalten zu werden, dachte ich bei mir und blickte meinen Gesprächspartner ruhig an.


    "Nun, mir kam zu Ohren, dass eine Sklavin meines Vetters derzeitig ein Teil Deines Haushalts sein soll, entspricht dies den Tatsachen?" vergewisserte ich mich vorsichtshalber, nicht dass Nadia im Fieber geschrieben hatte und ich mich hier bis auf die Knochen blamierte. Es war schon irr genug, dass ich überhaupt hergekommen war, um mich um diese Sache zu kümmern, Furianus würde es mir nicht danken und Nadia ... nun, Nadia würde wohl vor allem hoffen, schnell frei zu kommen, um zu ihrem unbekannten Geliebten zu gelangen.

  • Dir kam zu Ohren? hakte Crassus schon bei dem Teil der Aussage des Sacerdos nach, die eigentlich absolut nichts mit dem Thema zu tun hatte. Naja, es gefiel ihm auch nicht wirklich, dass eben dieses Thema das Thema war. Es ist erstaunlich, was alles für Gerüchte in Rom kusieren. Allerdings find ich viel erstaunlicher, dass meine Sklavenschaft Inhalt dieser Gerüchte ist. Furianus hatte es ihm also nicht erzählt, dass er Nadia bei Crassus gelassen hatte, denn dann würde er nicht nachfragen, ob dies den Tatsachen entspräche. Merkwürdig war dann allerdings durchaus, woher er diese Information hatte. Dass solche Themen für die Massen interessant waren und sich sie deshalb verbreiteten wie ein Lauffeuer war ja recht unwahrscheinlich. Davor hätte sich sicher wieder einmal ein Gerücht verbreitet, von wegen der Kaiser ist tot.
    Öhm, 'tschuldigung, aber ich kenne den Stammbaum der Flavier nicht auswendig. Dein Vetter ist?
    wenn das nicht mal ein Hochstapler war der sich nur als Patrizier ausgab.

  • "Mein Vetter ist Flavius Furianus - und es handelt sich um eine Sklavin namens Nadia," erwiederte ich ungerührt. Diese Frage hatte ja kommen müssen, wenngleich ich ihm absolut nicht glaubte, dass er die Flavier, die sich in Rom befanden, nicht kannte. Schließlich hatten wir neulich erst unangenehmen Besuch seiner Einheit in der Villa gehabt, und ich war mir absolut sicher, dass ein Prätorianerpräfekt besonders gern irgendwelche Dinge im Auge behielt, die sich um das Ungemach einer Patrizierfamilie drehten. Nicht zuletzt, wenn er selbst ein Plebejer war, die meisten Plebejer hatten einen großen Spaß dabei, sich über Patrizier zu amüsieren.
    "Mein Vetter ist derzeitig leider im kaiserlichen Auftrag in Hispania unterwegs, sodass er sich sicherlich nicht selbst um den Verbleib seine Sklavin kümmern kann - in sofern wunderte es mich schon einige Tage, wo sie abgeblieben ist, denn meines Wissens nach sollte ihr die Freiheit geschenkt werden."

  • Ahja, Flavius Furianus. Tja, wenn sich der Gute da nicht mal völlig täuschte, denn Crassus hielt es für nicht sonderlich wichtig, sich die Verwandtschaftsbeziehungen der Flavier zu merken. Nun gut, dann entspricht es den Tatsachen, dass sie sich bei mir in meinem Haushalt zur Zeit befindet. Und was konkret kann ich jetzt für dich tun?


    Der Sklave von vorhin trat wieder ein, verteilte zwei Becher, füllte dem Flavier ein Wein-Wasser Gemisch ein und Crassus einen Becher mit Wasser.

  • Ich nickte dem bedienenden Sklaven kurz zu, bevor ich meinen Becher entgegen nahm, doch mein Blick blieb auf Crassus gerichtet und maß den Prätorianerpräfekten mit einigem Interesse. "Ich würde sie gern wieder zur Villa Flavia mitnehmen. Es gibt noch einige Verpflichtungen, die sie zu erfüllen hat, und ich bin mir sicher, mein Vetter hat daran nicht mehr gedacht - vor seinem Aufbruch." Ich war verdammt neugierig darauf, was sie sich genau geleistet hatte, aber das würde ich durch eine direkte Frage nicht herausbekommen, fürchtete ich. Einen Prätorianer auszuhorchen war ungefähr genauso knifflig wie eine im Boden vergrabene Muschel auszulutschen.

  • Irgendwie hatte Crassus schon befürchtet, dass es auf das Anliegen hinauslaufen würde. Das hatte aber auch sein Gutes, so kam es wenigstens nicht sonderlich überraschend. Trotz allem nahm er noch einen Schluck von seinem Wasser bevor er antwortete: Das klingt ja hochinteressant, allerdings kann ich deinem Wunsch - sie mitzunehmen - nicht entsprechen. Sie ist Eigentum von Flavius Furianus und von niemand anderem sonst, auch nicht von der Familie der Flavier. Damit hat niemand außer dein Vetter das Recht über ihren Aufenthaltsort zu entscheiden. Und naja, da er sie anwies und mir den Auftrag gab, auf sie aufzupassen, bis er wieder zurück ist, werde ich diesem Auftrag und dieser Bitte nachkommen. Sie wird also bis ich vin Flavius Furianus etwas anderes höre, bei mir bleiben.
    Kann ich sonst noch etwas für dich tun?

  • Es gab Momente, in denen ich meinen Vetter Furianus am liebsten erwürgt hätte. Eigentlich waren es recht viele Momente, vorzugsweise, wenn er mir gegenübersaß und mich mit diesem dümmlichen Plebejerblick maß, den er immernoch nicht losgeworden war, aller Erziehung und allem geistigen Erbe seines patrizischen Vaters zum Trotz. Was für ein Idiot, er hätte Nadia in der Villa lassen können, aber nein, stattdessen postulierte er ein Misstrauensvotum gegenüber seiner Familie, indem er seine Sklavin einem Familienfremden übergab. Wirklich, Furianus würde noch eine Menge zu lernen haben, vor allem, das Ansehen der Familie nicht in aller Öffentlichkeit zu beschädigen. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Hatte er überhaupt gedacht? Langsam wagte ich das zu bezweifeln.


    "Im Augenblick nicht," erwiederte ich schließlich und nahm noch einen Schluck des durchaus gut schmeckenden Weins. Seinen Kellermeister hatte er wohl mit Bedacht gewählt, was für eine gewisse Voraussicht sprach. "Kannst Du mir zumindest sagen, wie es zu alledem kam? Mein Vetter gibt nicht allzu häufig seinen Besitz in fremde Hände, ich muss gestehen, ich bin etwas durch seine Handlungen überrascht." Gracchus musste davon erfahren - in allen genüsslichen Einzelheiten.

  • Hatte Crassus noch nicht deutlich genug klar gemacht, dass er nicht wirklich darüber reden möchte? Naja, offenbar noch nicht. Er ließ seinen Blick über seinen Gegenüber wandern und überlegte einige Moment, ob und was er antworten sollte. Er hatte ja eigentlich kein Lust darüber zu reden, noch dachte er, dass es den Flavier überhaupt etwas angehen würde. Zu dem Thema aber überhaupt nichts zu sagen, wäre auch nicht das Gelbe vom Ei. Nun, seine Sklavin Nadia hat sich mir gegenüber in aller Öffentlichkeit völlig falsch verhalten und hätte unter normalen Umständen damit ihr Leben verwirkt. Da ich aber von ihrer Herkunft aus dem Hause Flavia hörte, ließ ich Gnade vor Recht walten und wollte sie an ihren Herren zurückgeben. Da dieser allerdings schon in den nächsten Tagen nach Hispania aufbrechen musste und sie somit nicht mehr angemessen für ihr Handeln hätte bestraft werden können, überließ er sie mir bis zu seiner Rückkehr. Das sollte deiner Überraschung einen Abbruch tun, denke ich.

  • Ob erwürgen nicht eine doch zu gnädige Strafe für Furianus darstellte? In kleine Scheibchen schneiden gefiel mir in diesem Moment deutlich besser als Vorstellung, vor allem, wenn man sich überlegte, dass er dann in keinem Fall mehr wie ein Schaf glotzen konnte. Grimmig nickte ich, nahm noch einen Schluck des gewässerten Weins und stellte den Becher dann behutsam vor mir ab, anzeigend, dass ich wohl gewillt war, dieses Gespräch zu beenden, allzu viel zu sagen hatten wir uns nicht und ich hatte auch nicht vor, mehr Zeit als unbedingt nötig mit diesem Mann zu verbringen.


    "So löst sich denn alles in verständliches Wohlgefallen auf," sagte ich, auch wenn ich innerlich weit von Gefühlen entfernt war, die auch nur ansatzweise etwas mit Wohlgefallen zu tun hatten. Nadia, oh Nadia, was hatte sie nur angestellt? Es gab Männer, denen man sich einfach nicht in den Weg stellte, und dieser Caecilier gehörte zu ihnen. "Leider hatte mein Vetter es verabsäumt, dieses Arrangement dem Vilicus mitzuteilen, sodass doch einige Fragen offen geblieben sind, aber jene hast Du dankenswerterweise soeben ausgeräumt. So danke ich Dir für Deine Zeit, praefectus."

  • Nichts kann fataler enden, als ein Missverständnis. Deshalb bringe ich gerne jederzeit die Zeit auf, um ein Missverständnis aus der Welt zu schaffen. Ich freue mich auch, dass wir die Fragen so schnell klären konnten.


    Crassus wartete nun darauf, dass sich der Flavier erheben würde. Es wäre ja jetzt unhöflich gewesen zu fragen, ob er endlich gehen könne. Dass er keine weiteren Fragen mehr hatte, hatte er ja schon vorhin bestätigt.

  • Ich erhob mich und nickte ihm höflich zu. "Das ehrt Dich, andere Männer hätten dem wohl nicht so viel Aufmerksamkeit zugewandt. Vale, Caecilius Crassus und einen angenehmen Tag noch." Damit wandte ich mich ab und steuerte die Tür an, wo hoffentlich ein Sklave warten würde, der mich hinaus führen sollte. Was für ein Tag! Das würde jetzt ein längeres Gespräch geben müssen, ein sehr eingehendes Gespräch.

  • Auch Crassus erhob sich, als sich der Flavier verabschiedete: Danke, ich wünsche dir einen ebenso schönen Tag noch. Vale. und machte sich dann wieder, als der Priester sein Officium verlassen hatte, an seine Arbeit.
    Ein Sklave geleitete den Priester selbstverständlich zur Türe und wünschte ihm dort angekommen einen schönen Tag.

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