Grundausbildung
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K. Caecilius Macro
[Grundausbildung] K. Caecilius Macro
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Die Sonne kämpfte sich gen Himmel und brachte den neuen Tag mit, als Avitus auf den Exerzierplatz schritt, die Probati im Blickfeld. Dieser Haufen war vielleicht geeignet, vor dem Kaiser zu paradieren, aber Avitus - durch die Zeit in Germania nunmal geprägt - wollte aus ihnen Männer machen, die in erster Linie das Töten, das Marschieren und das Überleben beherrschten und in zweiter Linie das ordentliche Marschieren auf dem Campus. Die Zeit der Grundausbildung näherte sich bei dieser Gruppe, ungefähr drei Contubernien groß, dem Ende und ausser der Waffen- und der Formalausbildung konnten sie kaum was... das galt es zu ändern.
"Milites... In aciem venite... Milites state... Aciem dirigite" ~ Abteilung... In Linie antreten... Stillgestanden... Ausrichten
kamen grollend die Befehle, die Ausbildung damit einleitend. -
Auf ihren langsam laufenden Pferden ritten zehn Equites unter meiner Führung auf den Platz... Sie grinsten als sie die Probaten sahen, und wir reihten uns am Rande des Platzes auf...
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Nun ging es also los. Ich war bereit.
Inmitten der anderen Probati betrachtete ich die zehn Equites die unter dem Kommando von Decurio Numerianus aufritten.
Neugierig und wie ich mir immer wieder selbst versicherte, höchst motiviert wartete ich, wie es nun weiterging. -
Avitus warf einen kurzen Blick zu den Reitern, die sich am Rande des Exerzierplatzes formierten. Zum Gruß hob er kurz die Vitis und wandte sich dann wieder an die Probati.
"Parate... Ad dextram... Cursim... Pergite" ~ Achtung... Rechts um... Im Laufschritt.. Marsch
sagte er und lief neben der Kolonne her, die Männer mit Falkenaugen beobachtend.
"Im Laufschritt, ihr Söhne einer dreckigen Meretrix, im Laufschritt"
fauchte er die Männer an und half denen, die seiner Meinung nach zu faul erschienen, mit der Vitis kräftig nach. So führte er die Männer im zügigen Laufschritt einige Runden um den Platz... -
Jetzt ging die Marschiererei schon wieder los
Nun gut, ich war bei der Legio, was hatte ich erwartet?
Wieder stocherte der Centurio mit der Vitis zwischen den Männern herum, doch ich und wohl auch er erkannten, das wir um einiges schneller und disziplinierter geworden waren.
Ich schickte einen Blick zu den Berittenen und war mir noch immer im Unklaren darüber, was ihre Aufgabe bei dem Ganzen war.
Bevor es sich aber herausstellte, trabten wir noch einige Runden im Gleichschritt um den Platz. -
"Consistite... Ad sinistram... Aciem dirigite... Scuta Dorsum" ~ Halt... Links um... Ausrichten... Schilde ab...
"Probati, hergehört. Heute werden wir uns mit der Reiterabwehr befassen"
sagte er mit einer Kopfbewegung in Richtung der bereitstehenden Equites.
"Die Kavallerie mag ja als Waffengattung schnell, beweglich und kampfstark sein...jedoch büßt sie jeden Vorteil ein, wenn sie versuchen sollte, eine intakte, gut eingeübte und auf den Ansturm gefasste Formation frontal zu sprengen. Eine Schildmauer, im Idealfall noch durch eine Hecke von Speerspitzen ergänzt, ist ein unüberwindbares Hindernis für jede Reiterei. So entschlossen die Reiter ihre Pferde auf eine Linie auch treiben... die Pferde verweigern - in den meisten Fällen zumindest - instinktiv vor einer festgefügten Front"
sagte er und deutete mit der Hand auf die Reiter.
"Pferde, die einen einzelnen Mann ohne weiteres niederrennen, werden niemals in einen dicht geballten Menschenblock hinein zugaloppieren. Obwohl auch hier Ausnahmen den Grundsatz bestätigen, kann man aber davon ausgehen, dass sie nicht mehr vorwärts zu bringen sind oder einfach ausweichen"
Avitus nahm den gewohnten langsamen Gang entlang der Linie wieder auf.
"Allerdings... bereitet gerade dieser Umstand ein weiteres Problem für die sich verteidigende Infanterie. Auch wenn die Wirkung des eigentlichen Ansturms verloren geht, können die Reiter entlang der Front gleiten, sie umgehen und die Flanken oder gar den Rücken der Formation gefährden, die bekanntlich die Schwachstellen einer geschlossenen Linie sind"
erklärte er."Daher ist es unumgänglich, dass die Infanterie in eine Rundumverteidigung übergeht. Damit bildet sie einen Schildwall zu allen Seiten hin, der von der Kavallerie nicht gesprengt werden kann"
fuhr Avitus fort.
"Wir werden hier und jetzt also üben, wie man einen wirkungsvollen Schildwall aufbaut und anschließend, wie man aus einer Linie zur Rundumverteidigung übergeht. Die Equites, die ihr dort sehen könnt, werden uns dabei unterstützen und den 'Feind' spielen"Avitus baute sich vor den Probati auf.
"Wenn der Befehl "zur Reiterabwehr" oder nur "Reiter" kommt, geschieht folgendes: Die Milites der ersten Reihe knieen hinter ihren Schilden. Die Milites der zweiten Reihe stellen ihre Schilde auf die der Ersten. Sollten die Pila noch nicht geworfen sein, werden diese den anrückenden Gegnern entgegengehalten""Milites, in duos ordines venite" ~ In zwei Gliedern antreten
ließ Avitus die Männer in einer zwei Mann tiegen Linie antreten.
"Parate" ~ Aufgepasst"Reiteeeeer"
brüllte er dann. -
"Equites."
brüllte ich, und die Reiter hielten auf die Formation zu... Und näherten sich den Probati mit einem enormen Tempo... -
Okay, ich gab es zu, ich war etwas nervös, angesichts dieser Geschwindigkeit.
Doch nicht nur ich, die Probati neben mir kauerten sich ängstlich hinter ihre Schilde. So gut es ging versuchten wir die Formation kontinuierlich aufrecht zu erhalten und vor allem stabil.Ein jeder von uns hielt die Pila rechts neben seinem Schild ausgestreckt. Etwas schief grinsend überlegte ich wie die Legio die ganzen Un- und Todesfälle während der Ausbildung so erfolgreich vertuschen konnte und hörte auch schon die Hufe näher kommen...
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Die Equites jagten weiter auf die Formation zu, erst im allerletzten Moment teilte sich die Gruppe ins zwei kleinere Formationen welche links und rechts an den Probati vorbeipreschten... Einige Equites erlaubten sich einen kleinen Spaß, sie holten mit ihren Lanzen aus, und donnerten sie seitlich gegen die Schilde, doch mehr passierte auch nicht.
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"Gut, und das Ganze noch mal. Ohne Pila, ich will hier keine Verletzten"
sagte Avitus.
"Diesmal werden die Equites nach dem Ansturm die Kampflinie entlang reiten. Ihr werdet erkennen, dass ein Reiter dem römischen Infanteristen an Reichweite überlegen ist. Er benutzt entweder die Hasta als Stoßlanze oder aber das Spatha, ein langes Schwert, das dem Gladius an Reichweite überlegen ist. Das ist auch der Grund, warum wir eine doppelt so hohe Schildmauer brauchen. Denn von oben herab angegriffen, würden viele von uns einen Kopf kürzer aus der Schlacht treten"
erklärte Avitus.
"Ihr behaltet den Schildwall bei, noch keine Rundumverteidigung. Es geht einzig und allein darum, so schnell wie möglich einen Schildwall aufzubauen und im Angesicht einer herannahenden Reiterei nicht zu weichen. Ordate..." ~ Ausführen -
Ich beobachtete die Reiter wie sie stolz zurückritten und hörte den Probatus neben mir erleichtert aufseuftzen.
Als der Centurio, mit den Erklärungen geendet hatte und wir die Pila alle auf einen Haufen abgelegt hatten, ertönte auch schon der nächste Befehl.
So schnell wie irgendmöglich versuchten wir uns zu Ordnen, bevor wieder herannahende Hufe zu vernehmen waren. -
"Equiteeeees!!!"
brüllte ich und sofort ritt die Formation wieder drauf los... Wieder einmal mit voller Schubkraft in Richtung Probati...
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"Reiteeer"
brüllte Avitus. -
Wieder kamen die Reiter auf uns zu galoppiert und die Probati um mich herum, wie auch ich selbst hielten die Luft an.
Kurz vor unserem Schildwall scheuten jedoch die Pferde und die Equites drehten ab. Ein wenig stolz, weil wir die Position gehalten hatten, atmeten wir auf. Gar nicht so schlecht. -
Avitus wusste, was für ein beklemmendes Gefühl es für die Probati sein musste, nicht zu weichen. Doch das war noch gar nichts. Im Gegenteil, sie mussten sich bewusst werden, dass sie nur in der Formation und nur wenn sie eben nicht wichen, einen solchen Angriff wirkungsvoll abwehren konnten.
Als die Reiter wieder abzogen und Avitus die zufriedenen Gesichter mancher Milites sah, nickte er zustimmend. Doch noch war die Übung nicht vorbei. Er winkte die Reiterei auf den Ausgangsplatz zurück und kaum, dass sie angekommen waren, brüllte er bereits den Probati den Befehl, erneut einen Schildwall aufzubauen, während die Erde unter den Hufen der Equites zu beben schien.
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Was war das?
Die Reiter lenkten um und kamen erneut auf uns zu galoppiert.Sofort, zogen wir die Schilder wieder hoch und nahmen erneut unsere Position ein. Diesmal blieb uns nicht so viel Zeit dafür und auch die völlige Überraschung lag auf der Seite der Equites.
Als ich schon daran dachte, dass es diesmal nicht ganz so gut ausgehen könnte, stoppten die Tiere abrupt und wichen wieder zurück -keine Sekunde zu spät. -
Avitus hob den Arm und näherte sich den Probati.
"Für's Erste reicht das"
sagte er laut und ging zu den Probati.
"Probati... ihr habt gesehen, dass das Wichtigste während eines Reiterangriffs sein wird, standhaft zu bleiben und nicht zu weichen. Wenn ihr das beherrscht, kann die Reiterei einpacken"Um die Rundumverteidigung zu üben, waren die Probati nicht zahlreich genug.
"Die Rundumverteidigung, das agmen quadratum, können wir in einer derart kleinen Gruppe nur schwer üben. Ohne hin ist es vielmehr die Aufgabe der Offiziere, dafür Sorge zu tragen, dass eine Rundumverteidigung aufgebaut werden kann. Das agmen quadratum kann von einer ganzen Legion oder einer einzelnen Kohorte eingenommen werden, je nach Beschaffenheit des Geländes. Eure Aufgabe dabei bleibt dieselbe. Ihr werdet nach wie vor in einer geschlossenen Kampflinie stehen und habt nach wie vor im Falle eines Reiterangriffs die Reiterabwehr aufzubauen"
sagte Avitus."Wir fahren fort. Als zweiter und letzter Punkt auf der heutigen Tagesordnung steht der Keil"
Avitus ging langsam die Reihe der Probati entlang. Dann blieb er unvermittelt stehen und deutete mit der Vitis auf Macro. Jetzt rächte sich, dass Macro ihn in der Kneipe besser kennen gelernt hatte...
"Probatus Caecilius, was kannst du mir über die Keilformation sagen?" -
Etwas überrascht trat ich vor und antwortete iin der strengen militärischen Tonlage.
Die Keilformation ist eine recht effektive Angriffsformation, mit dem Ziel, mit der Spitze des Keils die gegnerische Linie zu durchbrechen. Geschieht das, wird der Durchbruch von den nachfolgenden Angreifern erweitert und die Spitze dadurch geschützt, Centurio.
Die Taktik beruht auf Schwung und Durchschlagskraft.
Wenn die Keilspitze gestoppt wird, kann die Keilformation eingekesselt werden. -
Avitus nickte.
"Entgegen einem weit verbreiteten Irrglauben ist die Keilformation nur wenig nützlich. Sie ist viel zu kompliziert und wird selten angewandt, da sie hohe Risiken für die angreifende Truppe birgt"
Avitus nahm den langsamen Gang entlang der Linie auf, die Arme hinter dem Rücken verschränkt.
"Der Keil ist allerdings keine V-Formation, obwohl der Name dies suggeriert. Er weist vier Seiten auf, also die Form eines Vierecks. Es gibt eine schmale Front von mehreren Mann Breite. Ein Mann an der Spitze wird nicht weit kommen, aber eine kleine Linie, die alles niedermäht, was ihr in den Weg kommt, hat durchaus Chancen"
er machte am Ende der Reihe kehrt und ging in die andere Richtung.
"Im Hinblick darauf, dass wir nur drei Contubernien hier haben, stellen wir uns wie folgt auf. Eine Spitze aus vier Mann..."
er hielt vier Finger hoch
"... und je ein Mann mehr in den dahinterfolgenden Reihen. Wir fangen mit euch an..."
er deutete auf die vier Mann, die zu ihm am nächsten standen
"... ihr seid die 'Spitze'. Die nächsten fünf bilden das zweite Treffen, die nächsten sechs das dritte und die nächsten sieben das vierte."
Das klang jetzt schon furchtbar kompliziert und zeigte deutlich, dass der Keil nicht zu Standard Repertoire der römischen Legion gehörte, die Wert auf möglichst große Einfachheit und Effizienz legte. Aber da mussten sie nunmal durch...
"Parate... Ad cuneum... Ordate" ~ Achtung... Zur Keilformation... Ausführen
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