Die Prozession
Es sind die Iden des Septembers, der Tag des Epulum Iovis, des Göttermahls zu Ehren Iuppiters, Iunos und Minervas, der kapitolinischen Trias. Das Epulum Iovis ist Teil der Ludi Romani, doch selbst wenn die Ludi nicht stattfinden würden, das Göttermahl würde ausgerichtet, solange es Septemviri gibt. In diesem Jahr gibt es sogar beides.
Schon die Prozession zum Tempel auf dem Kapitol ist etwas besonderes, denn nicht nur die Statuen eines einzelnen Gottes werden mitgeführt, sondern gleich die von drei Göttern, eben Iuppiter, Iuno und Minerva. Es sind Statuen in der Größe eines Menschen, eigens für die Götterbewirtung geschaffen. Das Bildnis des Iuppiters ist in liegender Position, so dass er bequem auf einer Kline Platz nehmen kann, die Göttinen sitzen, um auf Sessel zu passen. Aus diesem Grund werden sie auf offenen Sänften getragen, von denen aus die Götter ihre Stadt begutachten können. Das Gesicht der Iuppiter-Statue ist mit Tierblut rot gefärbt worden, denn an diesem Tag ist er der Triumphator Roms, der Herrscher über das gesamte Reich. Vor den Statuen wird der Weg mit Blüten bestreut.
Das Collegium der Septemviri folgt den Göttern. Jeder von den Priestern hat eine Falte seiner Toga schon jetzt über den Kopf gezogen und Victor fragt sich, warum der September nochmal so warm werden musste. Allerdings ist die Wärme wahrscheinlich besser als Regen. Dem Collegium nachfolgend werden drei Rinder geführt, ein Ochse und zwei Kühe, alle drei weiß gekalkt, mit goldenen Hörnern, rot-weißem Sitrnschmuck und den breiten dorsule über ihren Rücken. Der Ochse geht in der Mitte und ist damit sozusagen der Hahn im Korb, auch wenn er nicht viel von seinem Glück mitzubekommen scheint. Seine Augen sind glasig wie die der Kühe und alle drei setzen dumpf einen Fuß vor den anderen. Nach den Opfertieren folgen die Bürger Roms, dazwischen gehen immer wieder junge Ministri mit flachen Schalen, in denen Kohle glimmt über die sie Lorbeerblätter und getrocknete Blüten von Bisameibisch und Kassia streuen.