[Officium] Praefectus Vehiculorum | Herius Hadrianus Subdolus

  • Das die Poststelle in der Regia untergebracht war und nicht nahe der Curie, hatte ihm erst ein hilfsbereiter Bürger mitgeteilt. So dauerte es etwas länger, bis Herius schließlich am Officium, seinem Arbeitszimmer ankam. Natürlich wollte er die Bediensteten kennen lernen und auch gleich sehen, ob und wie er das Zimmer verändern müßte, um darin arbeiten zu können.


    Er klopfte an und betrat es kurz danach.


    Ein Mann saß da am Schreibtisch.


    "Salve ich bin Herius Hadrianus Subdolus und ich komme aus Rom."


    Zügig zog er das Empfehlungsschreiben hervor, entrollte es und reichte es dem Herren am Tisch.


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Nur kurz brauchte Marcus dafür das Schreiben zu überfliegen und verformte sein Gesicht zu einem Grinsen.


    "Da hauts die Vögel vom Appelbaum. Endlich schickt der Legatus einen neuen Chef. Na dann willkommen in Tarraco. Ich hoffe dir wird es hier gefallen."


    ... und wenigstens wirst etwas länger bleiben. Fügte er in Gedanken an und sprang von seinem, ähm jenen Hocker auf.


    "Das ist nun dein Tisch."

  • "Nun mal langsam. Setz dich wieder. Ich bin gerade erst rein gekommen und benötige noch etwas um im Cursus Publicus Fuß zu fassen."


    Zu seinen Worten deutete er mit der Hand an, das der junge Mann sich wieder platzieren sollte.


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Fuß zu fassen? Bedeutete das, das jener Hadrianus dem Cursus Publicus quer einstieg? Marcus setzte ein schiefes Gesicht auf. Wußte aber, das es nichts half, so fragte er nach:


    "Ähm du warst in Rom beim Cursus Publicus beschäftigt und wurdest jetzt befördert?"


    Er hatte sich wieder gesetzt und strich nun mit der Hand über die Stirn.

  • Herius nahm auf der anderen Seite des Schreibtisches, der übrigends aus besten Holz gearbeitet war und eine enorm glatte Oberfläche hatte, Platz und lächelte vergnügt.


    "Nein das bedeutet, das ich zum ersten Mal für eine Verwaltung tätig sein werde. Doch ich habe Erfahrung mit dem koordinieren von Soldaten gesammelt. Ich war viele Jahre bei der II. in Germanien und hab es dort bis zum Tribun geschafft. Wie das Schicksal aber so spielt, hatte ich zwischenzeitlich paar harte Jahre und hoffe nun hier dem Abwärtsweg mit Aufwind zu begegnen."


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Ahja paar harte Jahre. Vortex überlegte. Der Legatus hatte sicher seine Gründe einen (alten) Soldaten einzustellen und mit Hispanien zu beauftragen.


    "Beim Militär also. Es ist ja auch nicht so schwer, eine Mansio zu leiten und aus dem Schreiben entnehme ich, das du zum Stationarius ernannt wurdest. Ich denke mal an du wirst auch die anderen Regionen, Städte, Herbergen, Poststationen, Pferdewechselstützpunkte verwalten?"

  • "Ja so ist es angedacht."


    Sehr warm war es hier, Herius öffnete den Mantel, schlug ihn vom Rücken und legte ihn an der Seite auf einen anderen Stuhl.


    "Wie steht es denn um den Cursus Publicus in Hispanien? Wie läuft der Verkehr und welche Sorgen gibt es? Außerdem solltest du mir den Verwaltungskram erklären. Ich bin eher ein Mann der Taten, als der Schrebstube. Ich denke die Scribae werden auch in Zukunft eben jene Arbeiten zwar im Auftrag, aber doch eigenständig ausführen und ich wäre froh, wenn du mir am Anfang unter die Arme greifst."


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • War ja auch nicht schlecht für ihn. So hoffte er. Vortex erhob sich und umrundete den Tisch vor der Tür blieb er stehen.


    "Dann wäre es wohl das Beste, wenn ich dir erstmal die Station zeige und gewisse Arbeitsabläufe erkläre. Es ist immer ganz gut für das Verständnis."


    Er öffnete die Türe und nahm seinen Mantel vom Haken. Tarraco war zwar auch im Herbst unwahrscheinlich warm im Gegensatz zu den Pyrenen, doch ein Wind wehte zumeist vom Meer her.

  • "Gut warum nicht."


    Er griff sich seinen Mantel und folgte dem Mann auf den Gang.


    "Sagst du mir dabei auch noch deinen Namen und was deine Aufgaben im Cursus Publicus sind?"


    Herius mußte unweigerlich Grinsen. Der junge Bursche mußte das ganz verschwitzt haben.


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Als sie dann so im Gang standen...


    "Oh das hab ich völlig vergessen, Herr. Ich bin Marcus Postumius Vortex und ich bin als Tabellarius beschäftigt. Ich transportiere also üblicherweise Post und Fracht an den Bestimmungsort, wenn gewollt, oder wie üblicherweise zur nächst gelegenen Mansio. Doch seit unser letzter Praefekt den Dienst quitiert hat, habe ich die Verwaltung übernommen und versucht den Kahn über Wasser zu halten."

  • "Ich hoffe doch." Vortex lächelte und wieß mit der Hand den Gang runter.


    "Hier haben wir ja (nur) die Verwaltung. Also die Kunden kommen in das Officium, was wir gerade verlassen haben und geben ihre Briefe und Frachtsendungen ab. Sind jene zu groß, muß man sich auch schon mal mit nach unten bewegen. Briefe werden zu 5 Sesterzen oder zu 20 Sesterzen befördert. Der teuere Brief geht noch am selben Tag auf den Weg mit einem Reiter. Der billige wird mit vielen Anderen gesammelt und zumeist auf einem Wagen mitgenommen. Der dauert dann natürlich erheblich länger, bis er sein Ziel erreicht. Waren transportieren wir zu 50 Sesterzen. Dabei wird meist ein Schiff benutzt und später ein Ochsenkarren. Die brauchen dann eben ebenfalls meist mehrere Wochen bis zur Ankunft. Ich persönlich finde das System ja bischen starr. Mit mehr Flexibilität könnte der Cursus Publicus deutlich mehr Einnahmen im Warenversand haben, aber so st das nunmal."


    Vortex zuckte mit den Schultern. Sie waren am kleinen Büro am Eingang der Regia angekommen. Ein hagerer kleiner Mann grüßte uns.


    "Das hier ist eine Postabgabestelle, wo die Kunden ihre Briefe einfach und unkomplziert abgeben können. So brauchen sie sich nicht mit uns unterhalten, erfahren dafür aber auch nichts aus der Ferne. Naja in letzter Zeit hatte ich echte Ruhe hinten im Officium. Die Leute werden immer maulfauler."


    Er wischte seine Worte mit der Hand weg. Ihm war noch was Wichtiges eingefallen.


    "Du wirst die Briefe richtig anschauen müssen. Manchmal stimmt ein Name nicht, eine Adresse ist unvollständig oder man hat den Kerl da..." er zeigte auf den Empfangsmann "... beim Preis beschissen. Dann solltest du die Schreiben zurück gehen lassen oder bei fehlender Adressur dahinein verfrachten." Wieder ein Handzeichen diesmal auf eine Kiste wo sich alte und vergilbte Pergamente sammelten.


    Der Tabellarius wartete, hoffte der Herius hatte das so alles verstanden.

  • "Dazu kommen wir gleich. Vorher will ich dir noch etwas zeigen."


    Er betrat die enge Nische, die den Kunden dafür diente ihre Post auf einer Art Theke abzulegen und zu bezahlen. Dahinter waren eine ganze Reihe Regale aufgebaut, die viele kleine Fächer hatten. In einigen lagerten Schrftrollen, die wohl ihren Weg noch gehen mußten.


    Wenig später stand er wieder neben Herius und zeigte ihm eine Wachstafel, die eine Liste enthielt.


    "Das sind sogenannte Wertkarten. Familien, Institutionen, Verwaltungen, einige Gladiatorenschulen usw. die etwas auf sich geben, kaufen sie bei uns. Es gibt sie zu verschiedenen Werten, um so höher dieser ist, um so mehr Rabatt enthält sie auch. Es hat den Vorteil, das Familienmitgliedermit weniger Geld nicht ständig bettelnd zu ihrem Verwandten eilen müssen, wenn sie Post versenden wollen, oder ein Kunde auch ohne Geldbeutel Briefe abgeben kann. Beim versenden wird dann einfach der benutzte Wert abgestrichen. Irgendwann ist die Karte aufgebraucht."


    Er schaffte sie wieder hinein und verabschiedete sich von dem Bediensteten. Dann verließen sie die Regia und schwenkten in eine Seitengasse ab. Wenig später roch es nach Pferdeäppel.


    "Das hier ist eine kleinere Version eines Stalles, der durch den Cursus Publicus betrieben wird. Wo und welche Ausstattung jene Stationen haben, dazu gibt es eine Karte in deinem Officium. Hier jedoch stehen nur zwei drei Pferde. Der Hauptstall des Cursus Publicus von Tarraco befindet sich vor den Stadtmauern. Dort werden auch Wägen aufbewahrt und eben deutlich mehr Pferde."


    Er zeigte zurück auf die Hauptstraße.


    "komm..."


    Sie gingen wieder ins Licht der Sonne, die die Hauptstraße überflutete.


    "Dort drüben haben wir noch eine Herberge. Dort können reisende nächtigen. Ihre Pferde werden in unseren Stallanlagen verköstigt und jene Männer und Frauen können sich in der angeschlossenen Taverne die Kante geben. Dort haben auch wir unser Quartier. Also ziemlich nah bei der Poststation. Nah genug wie ich denke."


    Wieder grinste er. Doch vielmehr weil gerade Julia die Herberge verließ, um sich auf den Weg zu mache. Ein Händler hatte am Morgen eine wichtige Ladung Holz beim CP abgegeben und Julia war damit beauftragt worden den Transport in die Berge zu organisieren.

  • "Gut organisiert."


    Begierig nahm er all die Worte auf.


    "Gibt es dort noch Platz? In der Herberge meine ich. Ein Quartier für die ersten Nächte wäre nämlich nicht verkehrt."


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • "Na klar. Wir Bedienstete wohnen da übrigends für umsonst. Nur den Wein in der Taverne müssen wir selbst bezahlen. Die Unterkunft jedoch wird uns gestellt. Es ist ncht viel Platz, aber als Stationsvorsteher steht dir etwas mehr Raum zu."


    Er überlegte, ob er etwas vergessen hatte. Ihm fiel sogleich was ein.


    "Lass uns zurück ins Officium gehen. Bischen Verwaltungszeugs muß noch sein."

  • Herius nickte erleichtert. So brauchte er keinem Miethai aufzulaufen und konnte sich seine dünn angesiedelten Sesterzen sparen. Er folgte dem Tabellarius in die Regia. Nach eingen Minuten hatten sie auch das Officium wieder erreicht, den Mantel abgelegt und sich gesetzt.


    Subdolus erwartete die graue Theorie.


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Vortex holte währenddessen zwei Becher aus dem Regal und füllte sie mit gepressten Saft.


    "Gut das waren soweit die Gebäude in Tarraco. Ich würde sagen es wäre wichtig, das jemand eine Inspektionsreise durch die Provinz macht. Das wurde schon lange vernachlässigt und ich weiß sehr wenig um den Zustand der einzelnen Stationen und Ausrüstungen. Auf jeden Fall brauchen wir immer frische, junge Pferde. Auch da ist ein Stillstand engetreten. Aber jetzt bist du ja da."


    Er reichte Herius den einen Becher und stellte den anderen etwas abseits von sich hin. Dann griff Vortex in eine Schublade und holte die Monatsübersicht hervor. Er legte sie so auf den Tisch, das Subdolus sie lesen konnte.


    "Das ist die Monatsübersicht. Hier tragen wir ein, wann Briefe abgegeben werden, wann sie die Station verlassen, wann sie abgegeben wurden. Letzteres Datum wird mit einer Bestätigungsliste gereicht, wenn Post aus der Fremde in Tarraco eintrifft. Wir können nie auf den Tag genau planen und vorher sehen, wann Post ankommt. Doch bisher gab es wenig Beschwerden. Im Winter wird es sicherlich wieder länger dauern. Danach kommt der Name des Austrägers, dann der Versender und von wo das Teil weg ging. In Hispanien ist das eben immer HIS in Germanien GER und so weiter. Dahinter steht wer den Brief bekommen soll. Das kann eine Person, aber auch eine Institution sein. Wie zu sehen. Wieder die drei Buchstaben. Diesmal die Empfängerprovinz. Danach steht noch ob es ein Eil-, Normalbrief war oder ein Frachtstück. Dann die Gebühr und ob es mit Einschreiben verschickt wurde. Weiter unten trägt man Geld und Mengen ein."


    Er wartete noch einen Moment und packte dann die Rolle weg. Vortex nahm einen Schluck. Soviel hatte er in den letzten Tagen nicht quasseln müssen.

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