Centurienbarracke | Centuria I, Cohors V

  • Valerian grinste noch immer. "Am Palasttor hast Du es mit den höchsten der Hohen zu tun und sie wissen auch, wer sie sind. Dementsprechend von oben herab sind die meisten dann eben. Nicht alle, es gibt auch ein paar wenige positive Ausnahmen. Am besten ist man höflich und zuvorkommend, auch wenn manche Kameraden meinen, es sei besser, kurzab und grimmig zu sein. Aber ich bin bisher mit Höflichkeit am besten zurecht gekommen. Allerdings mußt Du auch bestimmt auftreten, damit sie merken, daß sie keine Sonderrechte haben, sondern die Regeln auch für sie gelten. Zum Beispiel muß jeder Besucher auf Waffen untersucht werden, bevor er den Palast betritt. Das ist keine große Sache. Du klopfst sie einfach ab, durch die dünnen edlen Stoffe würde man Waffen ja zum Glück sehr schnell bemerken. - Naja, das gilt natürlich nicht für die Angehörigen der Gens Aelia, denn die wohnen da und wenn sie Waffen haben, dann sind die eh schon im Palast. Und bisher galt es auch nicht für den Praefectus Urbi. Doch da haben wir jetzt einen neuen. Hm, ich muß direkt mal fragen, ob wir den nun durchsuchen müssen oder nicht. Er ist ja ein enger Freund des Kaisers." Nachdenklich wusch Valerian sein Eßgeschirr aus, stellte es ins Regal und nahm sich dann ebenfalls seine Ausrüstung vor.


    "Sklaven und Peregrini dürfen nicht in den Palast. Bis auf die, die dort arbeiten, versteht sich. Besonders ersteres hat schon für Diskussionen geführt, weil ja mancher hoher Herr nichts selbst macht, sondern alles von seinen Sklaven erledigen läßt. Es sei denn, einer von denen hat eine persönliche Vorladung, kommt schon mal vor, wenn einer im Palast arbeiten will. Naja, die Bestimmungen hängen im Palast in der Kommandantur aus, Du wirst sie zu lesen bekommen, wenn Du dort eingesetzt wirst."


    Sein Blick fiel auf das prächtige Gladius, das Eburnus gerade bearbeitete. Er beugte sich etwas darüber, denn er sah Schriftzeichen auf der Klinge. Und las die Worte: "Für besondere Verdienste..." Erstaunt blickte er den neuen Kameraden an. "Was für ein edles Schwert! Wofür hast Du es erhalten? Darf ich es mal näher ansehen?"

  • Quintus musste schmunzeln, welche Dienste hätte er wohl geleistet haben müssen, um diese wundervolle Waffe selbst zu verdienen.


    Ich habe recht wenig geleistet, um dieses Schwert zu erwerben. Mein Vater hat es sich im Dienst bei der XXI Rapax verdient. Er war immer sehr geheimnisvoll, wenn es darum ging, was genau er dafür geleistet hat, aber ich bin mir fast sicher, dass er einem Offizier das Leben gerettet hat oder ähnliches. Wenn seine alten Kameraden uns nach seinem Tod besucht haben, dann haben sie zumindest immer so etwas angedeutet. Vor allem sein alter Decurio war immer voller Lob und Anerkennung. Es müssen allerdings ein paar sehr geheimnisvolle und unschöne Dinge vorgefallen sein.


    Ein wenig betrübt blickte der junge Germane auf die Klinge, ehe er das Schwert seinem Kameraden reichte.


    Meine Mutter und meine Schwestern leben noch auf unserem Hof in Brogilus, den sie zusammen mit meinem Schwager bewirtschaften. Mein Bruder ist Scriba in Mogontiacum und ich bin in die Fußstapfen meines Vaters getreten. Der Gladius ist mein Anteil am Erbe meines Vaters. Er sagte immer, dass man keine Waffe einfach nur an die Wand hängen sollte, da sie da genauso schnell unansehnlich werden kann wie durch heftige Kämpfe. Erst die ständige Pflege und tägliche Übung sorgen dafür, dass eine besondere Waffe besonders wird und auch bleibt. Nicht die Waffe ist besonders, sondern der Kämpfer, der sie führt.

  • Erfurchtsvoll nahm Valerian das Schwert entgegen und betrachtete es eingehend. "Dein Vater muß Großes geleistet haben, wenn er dieses Schwert erhielt. Wer weiß, warum darüber nicht gesprochen wird. Das muß nicht unbedingt negative Gründe haben. Manchmal geht es einfach um Geheimhaltung. Er hat die Ehrung sicher verdient. Und Du wirst ihm sicher auch Ehre machen." Er reichte das Schwert zurück. Es war wirklich eine hervorragende Waffe.


    "Dein Vater war ein weiser Mann. Ja, die schönste und beste Waffe ist nichts wert, wenn sie nicht in den richtigen Händen liegt." Er seufzte und nahm sein eigenes Schwert hervor. Es war ebenfalls eine edle Waffe mit Elfenbeingriff und einer Gravierung auf der Klinge. LOYALITÄT, PFLICHT, EHRE stand darauf geschrieben. Die Waffe war nagelneu, er besaß sie erst ein paar Tage. "Mein Patron schenkte mir vor einigen Tagen dieses Gladius. Ich hoffe, ich kann daraus eine besondere Waffe machen." Er reichte es an Eburnus weiter.


    "Mein Vater hatte mit dem Militär nichts am Hut. Und er wollte mich eigentlich in der Verwaltung sehen, damit ich mich dort ganz nach oben arbeiten kann. Ich habe es versucht. Wirklich. Aber Listen, Karteien und solcher Kram ist einfach nicht das richtige für mich. Ich habe kläglich versagt. Als mein Vater starb, war ich nichts als eine Enttäuschung für ihn." Er hatte auch selbst nicht mehr wirklich an sich geglaubt. "Als ich mich zur Legion meldete, war es eigentlich so etwas wie eine Verzweiflungstat. Aber ich denke, es war die richtige Entscheidung, auch wenn ich mir nicht sicher bin, wie mein Vater darüber denken würde."

  • Quintus betrachtete das Schwert genau, es war frisch geschmiedet und wundervoll verarbeitet. Der Gladius lag außergewöhnlich gut in der Hand und war so austariert, dass es einem Rechtshänder primär als Stoßwaffe dienen würde.
    Loyalität, Pflicht, Ehre... Das hörte sich ganz nach seinem eigenen Patron an. Es war die Essenz des Mannes, der eingewilligt hatte, ihn im Gegenzug für seine Unterstützung zu fördern. Das war ihm zumindest durch die Gespräche, die sie miteinander geführt hatten, klar geworden.
    Der Germane reichte das Schwert zurück.


    Eine vorzügliche Waffe. Dein Patron muss großes Vertrauen in deine Fähigkeiten haben, sonst hätte er dir sicherlich kein derart wertvolles Geschenk gemacht. Ich denke, du wirst dich seines Vertrauens und seines Geschenkes würdig erweisen.


    Er nahm einen großen Schluck aus seinem Becher, in dem der Wein durch mehrfaches Nachschenken von Wasser immer dünner geworden war.


    Ich hoffe, dass ich dem Vertrauen meines eigenen Patrons gerecht werden kann. Ich denke, dass ich meine Anwesenheit hier in der Hauptsache auch ihm zu verdanken habe.

  • Ohne zu ahnen, daß sie beide den gleichen Patron hatten, nickte Valerian ernst. "Ich hoffe, daß ich seines Vertrauens und dieses kostbaren Geschenkes würdig bin. Auf jeden Fall werde ich alles tun, um mich dessen würdig zu erweisen." Er nahm sein Schwert entgegen und ließ den leicht öligen Lappen darüber gleiten.


    "Mag sein, daß er den Anstoß dazu gegeben hat. Doch wenn Du die Fähigkeiten nicht hättest, dann wärst Du nicht hier, egal, wer Dein Patron ist." Davon war Valerian fest überzeugt. Auf dem Campus hatte er nicht einen einzigen Mann gesehen, dessen Fähigkeiten ihn nicht überzeugt hätten. "Darf ich fragen, wer Dein Patron ist?"

  • Mein früherer Praefectus Alae und unser hiesiger Princeps, Tiberius Prudentius Balbus. Daher ja auch meine Vermutung, aber ich denke, dass es mit oder ohne Hilfe von oben eine große Ehre ist, in die Garde berufen zu werden. Du hast sicherlich recht, dass wir uns zu den besten Soldaten des Imperiums zählen dürfen, so wie bei der Auswahl gesiebt wird.


    Quintus nahm noch einen Schluck extrem verdünnten Wein. Hätte er gewusst, was Valerian wohl gleich antworten würde, er hätte es bleiben lassen...


    Sim-Off:

    ;) :D

  • Als der Name fiel, bekam Valerian große Augen. So war das also. Auch Eburnus war der Klient des Princeps Praetorii. Eigentlich hätte er es sich fast schon denken können, es lang in gewisser Weise nahe. Dennoch überraschten in die Worte des Kameraden ungemein. Es war eben doch ein unglaublicher Zufall, daß sie im gleichen Contubernium gelandet waren.


    Dann lachte er und ohne darauf zu achten, daß Eburnus gerade etwas trank, platzte er damit heraus. "Das gibt es doch gar nicht! Er ist auch mein Patron. Prudentius Balbus. Das hier sind seine Worte, die er mir auch an meinem ersten Tag hier eindringlich ans Herz legte." Er deutete auf die Worte, die in das Metall geätzt waren.

  • Es hatte ja so kommen müssen... Quintus verschluckte sich derart gewaltig, das er den Wein durch Mund und Nase wieder aushustete. Als er sich gefangen hatte, musste auch er lachen. Tja, die Welt war wirklich kleiner als man dachte...


    Loyalität zum Kaiser, die Pflicht ihm zu dienen und ihn zu schützen und die Ehre, diesen Dienst verrichten zu dürfen... Ich war noch Probatus, als er mir diese Worte zum ersten Mal um die Ohren pfefferte. Fast genauso hatte es mir auch mein Vater schon immer gesagt. Ich freute mich, jemanden getroffen zu haben, der denselben Idealen nachhängt. Und ich freue mich, mit jemandem dienen zu können, der auch dieses Leitbild teilt. Versuchen wir also, unserem Patron keine Schande zu machen!


    Der Germane blickte an sich herab und begutachtete die Flecken auf seiner Tunika.


    Vielleicht sollte ich damit anfangen, das hier auszuwaschen, meinte er lachend...

  • Oje, da hatte er ja was angerichtet. Als Eburnus sich so schlimm verschluckte und hustete, klopfte ihm Valerian wohlmeinend auf den Rücken. "Verzeih, ich hätte Dich erst trinken lassen sollen." Doch der Kamerad schien sich schnell zu erholen und die Sache von der humorvollen Seite zu nehmen. Jedenfalls lachte er, nachdem er wieder Luft bekam.


    "Seine Worte haben mich an jenem Tag sehr beeindruckt. Und vielleicht waren sie auch einer der Gründe, warum ich ihn bat, mich als Klienten zu akzeptieren. Ich wollte einen Patron, dem ich wirklich vertrauen kann und hinter dem ich mit gutem Gewissen stehen kann. Bei ihm bin ich sicher, daß ich das kann." Er hatte sich das lange und gut überlegt, bevor er es gewagt hatte, den Princeps zu fragen. "Ja, ich freue mich auch, mit jemandem dienen zu können, der denselben Idealen folgt. Ich bin wirklich froh, daß Du diesem Contubernium zugeteilt wurdest." Vielleicht fand er in Eburnus ja einen Freund, wie er ihn in Drusus gehabt hatte?


    "Salz. Mach als erstes Salz drauf. Am besten sofort. Mit etwas Glück bleiben dann keine Flecken zurück." Da der Wein ohnehin stark verdünnt gewesen war, sollte das eigentlich gehen. "Eine Marktfrau gab mir diesen Tip. Sie war es auch, der ich meine Kochkünste zu verdanken habe. Ich hatte mal eine ganze Woche Kochdienst, weil ich beim Würfeln verloren hatte und ich kaufte immer bei dieser Frau ein paar Zutaten. Sie sagte mir, wie ich das beste daraus machen konnte und es hat auch alles funktioniert und gut geschmeckt." Er lachte unwillkürlich. Damals hatte er die "Tradition" eingeführt, daß jeder Neue im Contubernium eine Woche lang kochen mußte. Die meisten konnten es dann nach dieser Woche. Schon aus Selbsterhaltung. Ob die anderen diese Tradition wohl fortgeführt hatten?

  • Das mit dem Salz war eine gute Idee. Quintus nahm etwas und rieb es in die Flecken. Sofort konnte man sehen, wie sich die großen Kristalle zartrosa verfärbten.


    Danke, aber wahrscheinlich hätte man die Flecken auf Schwarz ohnehin nicht gesehen.


    Er grinste.


    Kochen habe ich von meiner Mutter gelernt, zumindest ein wenig. Sie meinte immer, dass es viele Dinge gibt, die ein Mann besser auch beherrschen sollte, darunter das Waschen von Wäsche und die Zubereitung einfacher Gerichte. Ich kann einige Eintöpfe kochen, aber an die Künste Margas komme ich nicht heran. Sie ist die Köchin der Casa Duccia in Mogontiacum und ihre Fähigkeiten im Umgang mit Zutaten und Gewürzen grenzen an Zauberei.


    Der Blick des jungen Mannes nahm einen schwärmerischen Ausdruck an und er schluckte mehrfach beim Gedanken an die Gaumenfreuden aus Margas Küche...

  • "Halt es mal in die Sonne, dann siehst Du die Flecken ganz sicher, wenn Du nichts machst." Ganz so tief schwarz waren die Sachen ja schließlich nicht. Doch da Eburnus das Salz schon auftrug, würde er derlei Probleme nicht haben. Außerdem lag es Valerian fern, dem Kameraden irgendwelche Vorschriften zu machen.


    "Naja, mit dieser Köchin kann von uns sicher niemand mithalten. Jedenfalls ist es beruhigend zu wissen, daß Du auch kochen kannst, so werden wir die Tage, an denen Du dran bist, wohl überleben." Er lachte, das war schließlich nicht bei allen Kameraden so. Es gab immer noch zwei, deren Kochkünste mehr als mäßig waren. "Wenn die Leckereien damals auf dem Fest von dieser Marga stammten, dann kann ich Dir allerdings nur zustimmen. Das war alles absolut köstlich. Ich habe mir den Wanst ganz schön vollgeschlagen, muß ich zugeben. Naja, wann bekommt man als Soldat schon so etwas gutes?" Auch ihm lief beim Gedanken daran das Wasser im Munde zusammen. "Aber so schlecht leben wir hier auch wieder nicht. Wir legen regelmäßig etwas vom Sold zusammen und kaufen davon Gewürze, Garum, Speck und sonstige Kleinigkeiten, um das Essen etwas aufzuwerten. Und Obst und kleine Leckereien kaufen wir auch regelmäßig."

  • Ja genau, die Köstlichkeiten auf der Feier stammten aus Margas Küche. Ich bin froh, dass es dir so gut geschmeckt hat. Nicht jeder Römer mag die germanische Küche, aber es gab damals ja auch genug römische Leckereien.


    Quintus klopfte das Salz von der Tunika und betrachtete den schwarzen Stoff gegen das Licht einer Öllampe - die Flecken waren verschwunden.


    Aber letzten Endes ist alles Essen besser als der Fraß, den wir in Borbetomagus hatten. Und der blieb bei den wenigsten drin.


    Er schüttelte den Kopf.


    Was für ein Gemetzel! Ich habe gehört, dass ihr sehr viel glimpflicher davon gekommen seid als wir. Tja, war halt kein Platz für großartige Kavalleriemanöver.

  • "Oh, so schlecht fand ich die germanische Küche wahrhaftig nicht. Vor allem der Schinken war der beste, den ich je gegessen habe. Allerdings muß ich auch zugeben, daß ich relativ leicht zufrieden zu stellen bin." Er lachte. Meistens hatte er einfach zu viel Hunger und dann schmeckte nahezu alles gut.


    "Ja, Borbetomagus war der reine Horror. In jeder Beziehung. Ich bin froh, es hinter mir zu haben und hätte auf diese Erfahrung auch gerne verzichtet. Verluste hatten wir auch einige. Zum Glück nicht aus unserem Contubernium. Aber ich habe auch davon gehört, daß eure Verluste wesentlich herber waren." Er schüttelte den Kopf. Da war einiges geschehen, was er lieber nicht miterlebt hätte. Zu viele Unschuldige waren betroffen gewesen. Doch als Soldat hatte man zu gehorchen und nicht zu hinterfragen.


    "Das Reiten wird Dir sicher fehlen, was? Ich bin kein guter Reiter. Ich kann mich zwar oben halten und meistens tut das Pferd auch, was ich will, aber ich fühle mich da oben alles andere als wohl. Und ich glaube, die Pferde sind auch froh, wenn sie mich wieder los sind. Von daher bin ich bei der Infanterie schon ganz an der richtigen Stelle."

  • Für meine Turma waren die Verluste verheerend. Wir kamen als Geleitschutz mit den Versorgungsgütern nach, eine halbe Turma, also 16 Mann. Von diesen 16 sind nur fünf nach Confluentes zurückgekehrt. Unter den Toten war auch unser Duplicarius, der schon früh fiel, so dass meine Kameraden meinten, mir die Verantwortung aufbürden zu müssen.


    Quintus schnaubte. Er wusste, dass er diese Aufgabe gut bewältigt hatte, denn es waren nur zwei Männer gefallen, solange er das Kommando innegehabt hatte. Erst als sie als Teil der Turma I den völlig unzureichenden Angriffsplan dieses Centurios der Legio durchgeführt hatten, war es wirklich blutig geworden.


    Zu allem Überfluss habe ich hinterher erfahren, dass es einer meiner Vettern, der in einer anderen Turma bei der Ala seinen Dienst versah, nicht geschafft hat. Und ein anderer Vetter, der bei euch bei der Legio war, ist seit Borbetomagus spurlos verschwunden. Wahrscheinlich lag er irgendwo verletzt oder tot im Unterholz und ist später von Wölfen oder anderem Getier gefressen worden.


    Ja, Borbetomagus war der reine Horror gewesen. Das Verhör, die Schlacht und die grausame Bestrafung der aufrührerischen Bauern danach, alles hatte tiefe Wunden in die Seele des Germanen gerissen, genau wie bei den meisten anderen Milites, die dabei gewesen waren. Quintus wollte gar nicht wissen, wie dann wohl ein echter Krieg war, wenn eine Expedition gegen eine Räuberbande schon so aussah.
    Quintus war dankbar, als Valerian das Thema wechselte und aufs Reiten kam.


    Ich bin mit Pferden aufgewachsen, schon immer geritten und habe die Tiere auch trainiert. Meinen Fuchs Fuhon und mich verbinden ganz besondere Bande, ein wirklich enges Vertrauen, so eng wie eine Freundschaft nur sein kann. Ich war bei seiner Geburt dabei und habe ihn vom ersten Tag an betreut. Er ist ein Dickkopf, aber lammfromm und würde mir nie schaden wollen. Er hat mir sogar schon das Leben gerettet. Als in Borbetomagus ein Dolch nach mir geworfen wurde, stieg er, so dass ich zu Boden fiel. Der Dolch verpasste mir diesen Schnitt hier im Gesicht, aber er wäre wahrscheinlich in meiner Kehle stecken geblieben, hätte sich Fuhon nicht gerührt. Ja, ich werde das Reiten vermissen, aber ich kann mich ja in meiner Freizeit um meinen Freund kümmern und ihn bewegen.


    Der Gedanke zauberte ein Lächeln auf sein Gesicht...

  • Valerian hatte von den Aktionen der Ala nicht viel mitbekommen, weil er einfach an ganz anderer Stelle gekämpft hatte. Bisher hatte er nur gehört, daß es enorme Verluste bei den Eques gegeben hatte. Jetzt diesen persönlichen Bericht zu hören, ließ auch die eigenen Erinnerungen wieder vor seinen Augen aufsteigen. Es schauderte ihn sichtlich. So hatte Eburnus also zu allem Unglück auch noch Verwandte verloren. Das mußte entsetzlich sein zu wissen, daß sie gestorben sind, ganz in der Nähe, und man hatte ihnen nicht helfen können. Für einen Moment schloß Valerian die Augen, um die Bilder wieder loszuwerden. "Wir Soldaten... wir haben in gewisser Weise einen Vertrag mit dem Tod. So richtig bewußt geworden ist mir das dort. Wir werden ihm noch oft ins Auge blicken müssen, fürchte ich. Ich hoffe, daß ich niemals so abstumpfe, daß es mir egal ist." Er hatte das bei älteren Soldaten erlebt. Sie töteten so ganz nebebei und kamen einem dabei vor wie beim Blumenpflücken. Es störte sie nich zu töten oder zu sehen, wie die eigenen Leute getötet wurden. Nein, so wollte er niemals werden. Er würde niemals gerne töten, sondern nur aus der Notwendigkeit heraus. Und es würde ihm nie egal sein, wenn ein Kamerad starb.


    "Du liebst Pferde so richtig", stellte Valerian fest und lächelte. Das Lächeln des Kameraden sprach deutlicher als alle Worte. "Eigentlich bist Du darum zu beneiden, daß Du solch einen Freund hast. Er wird Dich sicher niemals betrügen oder enttäuschen. Naja, ich habe zu Pferden einfach keinen Bezug. Ich bin hier in der Stadt aufgewachsen und die Stadt ist kein guter Ort für Tiere. Wir hatten Katzen, die das Ungeziefer wegfingen. Und wir Kinder spielten natürlich auch mit ihnen. Aber eine richtig enge Beziehung habe ich zu Tieren nie aufbauen können. - Darfst Du Dein Pferd hier in der Castra halten?"

  • Der Princeps hat es mir überlassen, ob ich Fuhon bei den Equites Singulares unterbringe oder im hiesigen Haus meiner Familie. Wenn ich aber erst quer durch die halbe Stadt muss und mich dabei noch zweimal verlaufe, komm ich nie dazu, mich um Fuhon zu kümmern. Ist die Via Lata eigentlich weit von hier weg?


    Inzwischen hatte Quintus alle Ausrüstung verstaut...

  • "Das große Problem wird sein, regelmäßig Ausgang zu erhalten, wenn Du ihn im Haus Deiner Familie unterstellst", meinte Valerian, denn so oft wurden sie hier nicht einfach so herausgelassen. Gerade am Anfang waren sie ausgesprochen geizig mit Ausgang. "Es ist nicht weit. Wobei Du bedenken mußt, daß nah oder weit hier in Rom echt relativ ist. Da wir uns hier ja am Stadtrand, oder eigentlich auch schon außerhalb der Stadt befinden, ist von hier aus eigentlich alles weit, wenn man an die Verhältnisse in Mogontiacum gewöhnt ist. Aber es ist näher als der Palast und da wirst Du in Zukunft wohl nahezu täglich hinmarschieren. Von daher ist es nah." Valerian lachte über seine eigenen Worte. Wie sollte da einer durchsteigen? "Ich erkläre Dir gerne den Weg, es ist nicht schwer zu finden."


    Er war mit seiner Ausrüstung ebenfalls fertig, wischte aber nochmal mit einem weichen Tuch über alles, damit es auch wirklich glänzte. Hier in Rom kam es eben auch auf das Aussehen an und nicht nur auf Sauberkeit und Gebrauchsfähigkeit. Dann verstaute er alles ordentlich. Man mußte schließlich immer mal mit einer Stubenkontrolle rechnen. "Deine Familie unterhält hier in Rom also ein Haus? Leben denn Familienangehörige von Dir in Rom?" Ganz arm schienen die Duccier ja wirklich nicht zu sein, wenn sie sich das leisten konnten. Gut, er hatte hier auch ein Haus. Es gehörte sogar ihm. Doch der alte Kasten war verlassen und in schlechtem Zustand.

  • Nun ja, ich denke nicht, dass das Haus hier in Rom so groß und prachtvoll ist, wie die Casa in Mogontiacum. Zur Zeit lebt auch nur mein Vetter dort, der zusammen mit mir hierher gekommen ist. Er will Priester werden. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob vorher jemand in dem Haus gewohnt hat. Abgesehen von einem Verwalter wird es wohl schon länger leer gestanden haben und auch dementsprechend heruntergekommen sein. Ich werde es mir bei Gelegenheit einmal anschauen gehen, auch um nach meinem Vetter zu sehen. Willst du dann nicht mitkommen? Du könntest mir zeigen, wo es ist und ich zahle es dir mit germanischer Gastfreundschaft zurück.


    Quintus lächelte. Er wusste, dass Kameradschaft und gute Kontakte gepflegt werden mussten. Und wenn sie schon denselben Patron hatten und im selben Contubernium waren, warum sollten sie dann nicht auch Freunde werden?

  • "Du solltest mal das Haus meiner Familie sehen. Es lebt ja schon lange niemand mehr darin. Es ist echt heruntergekommen. Aber ich kann es mir nicht leisten, es renovieren zu lassen. Immerhin habe ich noch meine Schwester mit zu unterhalten. Und so viel Sold gibts ja nun auch wieder nicht." Er seufzte, eigentlich war es eine Schande, das Haus so zu vernachlässigen. "Natürlich komme ich gerne mit, schon weil ich die germanische Gastfreundschaft durchaus zu schätzen weiß. Ich kann Dir bei der Gelegenheit ja auch mal unser Haus zeigen. So weit liegt es nicht von eurem entfernt." Er lächelte zurück. Eburnus schien wirklich in Ordnung zu sein.


    "Dein Vetter? Ist das der, der mit am Tor war? Und der wird Priester? Welchem Gott möchte er dienen?" Anscheinend waren die Duccier doch schon so römisch, daß sie sich den römischen Göttern zugewandt hatten.

  • Quintus zuckte mit den Achseln.


    Ich habe nicht die geringste Ahnung, warum er ausgerechnet Priester werden will. Ich meine, ich bin mit den römischen und den germanischen Göttern aufgewachsen und ehre sie alle, aber der überwiegende Teil meiner Familie huldigt nur den Riten unserer Ahnen. Eigentlich gehört auch Phelan zu jenen, die in Magna aufgewachsen sind. Als wir uns das letzte Mal über seine Entscheidung unterhielten, faselte er irgendwas von einer Vision und dem Wunsch der Götter, er solle ihnen dienen oder so ähnlich. Ich hab keine Ahnung, jedenfalls hätte ich schwören können, dass er stockbesoffen war, wäre er nicht vollkommen nüchtern gewesen und hätte er an dem Abend nicht nur Wasser getrunken.


    Die Entscheidung des Jungen war wirklich etwas seltsam. Andererseits bot sie aber auch das Potenzial, eine Brücke zwischen den Germanen und den Römern zu schlagen, sollte er nach seiner Ausbildung nach Germanien zurückkehren...

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