[Die Rückkehr der Expedition] Das Opfer

  • Auch wenn die Mannschaft geflucht hatte, hatte sie diesen griechischen Kapitän dazu gebracht, die "Stern von Heraklion" zu putzen und auch zu schmücken. Auch auf dem Kai , an dem das Schiff lag, herrschte eine Ordnung, wie sie schon lange nicht mehr dort geherrscht hatte.
    Vor dem Schiff hatten einige Sklaven und Discipula einen behelfsmässigen Opfertisch aufgestellt. Ich selbst hatte mich festlich gekleidet, und trat aus der Kajüte des Kapitäns heraus. Mit feierlichen Schritten ging ich zu der Planke, welche an Land führte, hinter mir ging der Schiffsjunge, auch feierlich gewandet, trug in seinen Händen ein Kissen, auf dem die Muschelfragmente lagen.

  • Das Ordnungspersonal der Stadt Ostia hatte schon früh am morgen das Areal um den Opfertisch durch Bänder abgetrennt, damit die Priesterin später in aller Ruhe agieren konnte - aber auch dem Rest der Stadt war anzumerken, dass man sich für ein Fest gerüstet hatte: Weinlaubgirlanden schmückten die Eingänge der öffentlichen Gebäude, selbst am Hafen waren diese Girlanden zu sehen, gemischt mit herbstlich wirkenden Blätterbündeln, die man mit Trauben und Obst noch bunter gestaltet hatte. Die ganze Farbenpracht des endenden Sommers und beginnenden Herbstes hatte man aufgeboten, soweit dies innerhalb zweier Tage Vorbereitungszeit möglich gewesen war.


    Am Opferplatz selbst sorgten die Vigiles aus Ostia, unterstützt von einer Gruppe Ordnungskräften aus Rom, die man von den dortigen Spielen hergebeten hatte, dafür, dass sich die einfachen Bürger nicht zu weit vordrängelten und die besten Plätze in der Nähe des Opfertisches frei gehalten wurden, damit verdiente Bürger der Stadt, aber auch hochstehende Gäste aus Rom dort eintreffen konnten und eine deutlich bessere Sicht auf das Geschehen haben würden als alle anderen. Als schließlich die sacerdos Didia Fausta aus dem Schiff heraus trat, hatte sich schon eine Menschenmenge angesammelt - nicht zuletzt wegen des allgemein anberaumten arbeitsfreien Feiertages, den die Duumvir der Stadt kurzfristig gegönnt hatte.


    So waren auch die Laufburschen, Schreiber, Beamten und sonstigen Verwaltungsmitarbeiter Ostias recht vollzählig anwesend, in ihrer vordersten Reihe auch die Duumvir Iulia Helena, die sich dem Tag entsprechend festlich gewandet hatte. Während sie noch darüber nachdachte, ob alle Vorbreitungen für das Fest auf dem Forum abgeschlossen waren und ob alles gut ablaufen würde, brandete in der Nähe des Kais bereits der erste Jubel auf, da so manche der Arbeiter Didia Fausta erspäht hatten - und den Jungen mit dem Kissen hinter ihr ebenso.

  • Durus hatte sich bis zum Beginn der Menschenmassen mit der Sänfte transportieren lassen. Danach stieg er aus und er Platzmacher machte ihm zu Fuß Platz. Nachdem dieser jedoch mehrmals lautstark erklärt hatte, dass es der Quaestor war, machte der Pöbel Platz. Wer es nicht tat, wurde mittels einer kurzen Peitsche des Platzmachers an den gebührenden Respekt erinnert.
    Schließlich kam Durus in der ersten Reihe an, wo er die Duumvir des Ortes erspähte und sich an sie wandte.
    "Salve, Duumvir! Da ist ja die halbe Stadt auf den Beinen!"
    er lächelte sie freundlich an.
    Der Jubel am Kai ließ ihn kurz eben dorthin blicken - offensichtlich war die Expedition bereits angekommen.

  • Mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen nickte sie Tiberius Durus zu und schien durchaus erfreut, dass einer der Amtsträger des Cursus Honorum am heutigen Tag den Weg nach Ostia gefunden zu haben schien, um an der Feier und dem Opfer teilzunehmen.
    "Salve Quaestor! Ja, heute treibt es die Leute zum Feiern, aber wer könnte es ihnen denn verdenken? Sie plagen sich schließlich genug zwischen den freien Tagen ab und leisten ihren Teil dazu, dass die Stadt und nicht zuletzt Rom nicht darben müssen. Da gönne ich ihnen ein wenig Abwechslung von Herzen - und man erlebt schließlich nicht alle Tage, dass solche bedeutenden Artefakte der schönen Göttin den Weg nach Rom finden."

  • "Natürlich! Sind die Vorbereitungen planmäßig verlaufen?"


    fragte er weiter - die Frage konnte zwar als nachprüfend empfunden werden, war aber in keinster Weise so gemeint - Durus fiel schlicht gerade nichts besseres ein, was er die Duumvir fragen konnte.

  • Flaccus erreichte mit den Priestern gemeinsam den Hafen. Die Festlichkeiten waren nicht zu übersehen und der Hafen im Bereich des Schiffes und des Opfers war mit viel Mühen geschmückt worden.
    Mit einem gewissen Eifer und der Hilfe ihrer Autorität als Sacerdotes bahnten sich Flaccus und die Priester des Cultus Deorum den Weg bis nach vorn, um die Geschehnisse verfolgen zu können und das Opfer zu begutachten.
    Starr stand Flaccus unter den Menschen und wartete gebannt auf die Sacerdos Veneris und die Ergebnisse und Funde der Expedition.
    Seinen Großcousin sah Flaccus etwas weiter vorne stehen, dieser hatte sich auf andere Art Platz zu verschaffen gewusst.

  • "Glücklicherweise ja, auch wenn wir recht wenig Zeit hatten - aber Du kennst das Problem sicher selbst, man weiss nie genau, wann ein Schiff einläuft und wie man planen kann, man kann nur hoffen, dass es sich nicht durch einen schlechten Wind um mehrere Monate verspätet," entgegnete die Duumvir freundlich in die Richtung des Tiberius Durus. "Ich hoffe doch, Du leistest uns auch später beim Straßenfest Gesellschaft? Sicher kann sich Ostia nicht mit den Ludi Romani in Rom derzeit messen, aber auch hier versteht man es zu feiern." Während Iulia Helena sich mit dem quaestor consulum unterhielt, bewegte sich die Menge etwas weiter auf den Opferbereich zu, natürlich wollte jeder der Besucher auch genau sehen, was sich ereignen würde und die Ordner hatten ihre liebe Mühe, die neugierigen Menschen ein wenig zurückzudrängen.


    Ein geschickter junger Mann unter den Ordnen indes schien Tiberius Flacchus zu erkennen, vielleicht hatte er ihn auch schon einmal in Rom opfern sehen, auf jeden Fall trat der Uniformierte an den sacerdos heran und bedeutete ihm und seinen zwei Begleitern im sie umgebenden Lärm mit einigen gefuchtelten Gesten, ihm nach vorne zu folgen, wo die besseren Plätze für hochstehendere Besucher waren.

  • "Weißt du, ich habe schon so viele Spiele gesehen - da kann ich ruhig ein wenig Zeit für die Götter opfern!" antwortete Durus.
    "Außerdem kann ich religiöses mit dem geschäftlichen verbinden: Ich wollte sowieso mit dir reden."

  • Sie schmunzelte etwas und nickte dann. Die Wagenrennen hätte sie bei den ludi besuchen wollen, aber nicht immer reichte die Zeit, und wenn es Wichtigeres gab, dann waren das die Feiern zu Ehren der Götter. Die Blöße, ein Opfer nicht richtig ausgerichtet zu haben, wollte sie sich nun wirklich nicht geben, so etwas fiel immer wieder auf die entsprechende Stadt zurück und konnte dem Ansehen sehr schaden.
    "So? Willst Du es mir gleich hier verraten, was Dich zu mir führt, oder sollen wir im Anschluß an das Opfer mein officium aufsuchen?"

  • Sim-Off:

    oh, mir fällt gerade eine zeitliche Überschneidung auf^^


    Durus nickte. Er hatte schließlich auch schon in der Stadtverwaltung gearbeitet.


    "Es wäre wohl praktischer, es in deinem Officium zu besprechen."


    erwiderte Durus. Sie hatte sicher nicht die Stadtchronik bei sich.

  • Sim-Off:

    Nachdem sich der Abschluss des Opfers irgendwie doch etwas hinzieht, ein kleiner Zeitsprung für die beiden Magistrate.


    Nachdem nun das Opfer an die schöne Göttin beendet war, wandte sich Iulia Helena erneut an den Quaestor - inzwischen durfte man wieder sprechen und die Menge strömte um die beiden herum, schaulustig wie stets an einem Feiertag.
    "Dann lass uns doch eben mein Officium aufsuchen, bis ich das Straßenfest eröffne, wird es noch ein bisschen dauern und ich denke, dass die relevanten Punkte schnell geklärt werden können."

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