Gabriel hatte im Krankenhaus der Cohortes Urbanae geschlafen, fast sogar mehrere Tage durch und die Ruhe tat ihm gut und half ihm sehr bei der Genesung, auch wenn diese noch fast mehrere Wochen andauern sollte.
Er hatte in dieser Zeit der Ruhe und Genesung kaum Besuch gehabt und sich auch mit sonst kaum etwas beschäftigt. Denn er wollte nur eines: Hier wieder aus dem Krankenhaus heil herauskommen. Und dies ohne bleibenden Schäden. Ab und zu litt er unter Gedächtnisverlust, was aber von einer früheren Verletzung herrührte und auch wenn die Ärzte andere Meinung war, so konnte Gabriel ihnen klar machen, dass er darunter auch schon vorher gelitten hatte.
Als nun seine Entlassung bevorstand, da überlegte er sich schon genau, was er wohl tun würde, wenn er einen Fuss in das Leben setze, ein Leben, welches weiter gehen würde, wenn auch anders, denn dieser Krankenhausaufenthalt hatte Gabriel verändert und er danke den Göttern, dass er nicht den Verletzungen und inneren Blutungen erlegen war.
War er vorher ein lebenslustiger Mensch gewesen, so sollte sich daran auch in Zukunft nichts ändern und doch sah er das Leben mit anderen Augen. Zwar war es nicht das erste Mal, dass er mit dem Leben davon gekommen war, aber auch Gabriel wurde mit der Zeit älter und dachte nun anders über diese Dinge nach.
Und so dachte er an Medeia, an Iulia Helena, an Quintus Tiberius Vitamalacus, der von seiner Familie geschickt wurde und an Nadia. Doch vor allem dachte er an seine Familie, die ihn aufgenommen hatte, der Gens Didia und danke den Göttern dafür. Auch dachte er immer wieder an Strabo, und das sogar fast ohne Groll. Doch was dies anging, so würde es sich zeigen, denn Gabriel wollte nicht mit Groll in sein neues Leben treten. Und dann dachte er auch noch an all jene, die ihm ebenfalls geholfen hatten: Cato und Sura, Helios, seinem Vorgesetzten und an diesen Prätorianer Crassus. Alle würde er wohl einmal aufsuchen und sich bedanken.
Und als erstes sollte er sich wohl bei der Castra Vigiles melden, doch die Ärzte sagten ihm, dass er noch mindestens einige Tage außerhalb des Krankenhauses sich frei nehmen sollte und so beschloss Gabriel schliesslich, die Frau aufzusuchen, wegen der dies alles geschehen war und an die er eigentlich sein Herz verloren hatte, obwohl sie sich kaum kannten.
Und so kreisten auch seine Gedanken zum Schluss, kurz bevor er das Krankenhaus verliess, um sie: Medeia. Er sah ihr rotes Haar, ihren stolzen und doch so leidenschaftlichen Blick und er erinnerte sich an die innigen Stunden mit ihr, die ihm so viel gegeben hatten. Aber auch fragte er sich, wie es ihr ergangen war, nach dem Attentat. Und hatte sie ihn vergessen? Sie war eine angesehene Frau, welche sicherlich jeden Mann bekam, den sie wollte. Gabriel musste bei diesen Gedanken schmunzeln. Früher dachte er auch, dass er jede Frau bekommen könnte, doch darum ging es ihm eigentlich nie. Und inzwischen war er reifer geworden und auch wenn er andere Möglichkeiten hatte, so wollte er es gar nicht mehr.
Wie auch immer, er lachte, verabschiedete sich von den Ärzten und Pflegern und verliess schliesslich das Krankenhaus mit seinem typischen Grinsen auf den Lippen.
»Mich seht ihr hoffentlich nicht mehr so schnell wieder.
Und dann trat er eines Morgens außerhalb der Castra auf die Strasse und hielt sein Gesicht mit geschlossenen Augen ins Sonnenlicht. Er genoß die Wärme, die sich auf seiner blassen und noch leicht zerschundenen Haut breit machte. Und er genoß die Geräusche um sich und als er einige Schritte gegangen war, hörte er das Lachen von einigen Kindern, welche lebensfroh um einen Brunnen herum spielten und sich gegenseitig jagten. Er hörte ihr Lachen und er wusste: Das Leben hatte ihn zurück.
Und so machte er sich auf, die Frau zu besuchen, an die er in vielen Stunden im Krankenhaus gedacht hatte und vergaß erst einmal die Zukunft, und was werden würde. Er wollte sich nun seinem Leben widmen.
Und als er so durch Roms Strassen spazierte, alte und neue Eindrücke sammelte, stellte er fest, dass sich diese großartige Stadt kaum geändert hatte. Doch was passiert war, während seiner Abwesenheit, würde er noch früh genug erfahren.
Und so genoss er einfach erst einmal die Sonnenstrahlen und, dass er wieder laufen konnte und auch wenn er hätte bis ans Meer laufen wollte, so zog es ihn doch erst einmal zu der Frau, welche ihm in den Wochen nicht aus den Gedanken ging: Medeia.