• Früh am Morgen, direkt nach einem kleinen Frühstück in der villa, hatte ich mich mit Camryn, Brutus und Marcus auf den Weg gemacht, um den Platz für den neuen Stadtpark Mantuas zu inspizieren. Wir waren zu Fuß unterwegs. Das Gelände lag etwas außerhalb, weil direkt in der Stadt keine Fläche war, die groß genug gewesen wäre, um daraus einen Park mit Grünflächen und Ruhezonen zu erbauen. Wir gingen an größeren Häusern mit Garten etwas weiter außerhalb des Lärms und Drecks der Stadt vorbei, unter denen auch die Casa Annaea war. Einen Steinwurf vor uns breitete sich ein Acker aus, dahinter befand sich eine Viehwiese und zwei weitere Äcker nebst einem recht einbruchgefährdetem Haus. All dies sollten der Stadt anheimfallen, um dann zu einem Park umgewandelt zu werden. Camryn und die zwei anderen Sklaven trugen Schreibzeug und die verschiedensten Gerätschaften, denn ich wollte die genaue Gesamtgröße des Bodens feststellen und eine Art Skizze des Gebietes anfertigen.


    Kurz darauf kamen wir am Rand des ersten Ackers an. Diejenigen, die diese Felder bewirtschafteten, hatten einem Verkauf bereits zugestimmt, es musste lediglich noch der genaue Preis ausgehandelt und ein Termin zwecks Dokumentenübergabe vereinbart werden. Zufrieen sog ich die frische Luft ein und nickte, während die Sonne gerade ihre herbstmüden Strahlen über den Horizont schob und sich der Acker vor uns dampfend dem neuen Morgen präsentierte. Ich nickte tatkräftig.


    "Das ist es. Das wird Mantuas Stadtpark. Dieser Ort ist ideal. Da drüben kommt ein Olivenhain hin, hier machen wir eine Grünfläche für Ballspiele, da drüben kommt ein kleines Wasserbecken hin....überall verschlungene Pfade mit Ruhezonen und Mosaiken..."
    Gesten in die verschiedensten Ecken der Äcker begleiteten meine Worte. Dann winkte ich ungeduldig.
    "Na los, los, baut das Zeug schon auf. Wir haben ja nicht den ganzen Tag Zeit!"

  • Während ich den Sklaven recht ungeduldig dabei zusah, wie sie die Utensilien zusammenschraubten und die Ausrüstung aufbauten, schob sich die leuchtende Himmelsscheibe noch ein weiteres Stückchen am Himmel empor. Ich fragte mich, ob man wohl regen Gebrauch von diesem Park machen würde, wenn er denn ersteinmal fertig war, aber das konnte man nicht vorhersagen oder wissen, sondern nur hoffen.


    Kurze Zeit später legte ich selbst Hand an, als es ans Vermessen ging. Wir verbrachten ganze zwei Stunden damit, das Gelände zu vermessen. Zwei Stunden, die mir beinahe den letzten Nerv raubten. Camryn dachte wahrscheinlich, sie sei für diese Arbeit sowieso nicht zu gebrauchen und stellte sich dementsprechend dumm an, sodass ich sie nach einer knappen Stunde mit Zornesröte im Gesicht zur Ordnung rief. Danach ging es glücklicherweise etwas besser und wir kamen schneller mit der Arbeit voran. Besonders Marcus stellte sich als mathematisch begabter Sklave heraus und ich nahm mir vor, das bei der nächsten Aktion dieser Art zu berücksichtigen.


    Gute zwei Stunden später also hatten wir zwei tabulae mit Maßen und Längenangaben gefüllt. Die Sklaven räumten alles wieder zusammen und packten es ein, während ich einen letzten Blick auf 'mein' Projekt warf. Kurze Zeit spöter zogen wir von dannen. Die Sklaven schickte ich zurück in die villa, während ich selbst meine Schritte der curia entgegen lenkte.

  • Albinus hatte sich entschlossen sich besagtes Baugelände selber mal anzusehen um zu Wissen was noch gebraucht werden würde.
    So ging er im Schlepptau mit einem Scriba über das Gelände und diktierte Anweisungen, Zahlen usw.

  • Gut eine Woche später rückten die ersten Arbeiter an. Mit Schaufeln und Hacken bewaffnet, brachen sie die Erdkruste dort auf, wo es der Bauplan erforderte. Ich hatte Livius Pyrrus, meinen scriba personalis, in meiner Abwesenheit mit der Aufsicht über die Baustelle betreut, da sowohl Albinus als auch ich in letzter zeit viel zu tun hatten.


    Der mürrische Pyrrus stand also hinter einem Tisch in einem provisorisch aufgestellten Zelt und brütete griesgrämig über dem Bauplan. Der Übersichtlichkeit wegen hatten wir das gelände in mehrere Quadrate unterteilt. Hin und wieder kamen Sklaven herein, informierten den hageren Mann über den Fortschritt oder gegebene Schwierigkeiten. So auch jetzt.


    "Herr, wir können die Erde im dritten Quadranten nur etwa zwei Handbreit wegschaffen", informierte ein Arbeiter den Schreiber, der misstrauisch nach dem Warum fragte, da dort eine Senke für den Teich geplant war. "Steine, Herr. Mit der Hacke bekommen wie sie nicht klein. Da liegen sehr große Wackersteine im Boden." "Dann grabt sie aus und schafft sie weg!" "Ehm, Herr?" "Was genau hast du daran nicht verstanden?" "Nichts, Herr. Bin schon unterwegs", gab der Sklave kleinlaut von sich, wandte sich um und trollte sich.


    "Laien. Alles Laien", murrte Pyrrus und malte kleine Figuren auf eine Wachstafel.

  • Als die Sonne sich an diesem kühlen Februarmorgen träge über den Horizont gen Himmel schob, hatte Pyrrus ganze einhundertundzweiundachtzig Mal Wachstafeln verziert und wieder löschen lassen, um sie erneut zu bemalen. Er schnarchte gerade genüsslich mit hochgelegten Beinen in seinem Aufseherstuhl, den er sich von seinem Extrageld gekauft hatte, als wieder einmal ein Sklave das Zelt betrat, und dies nicht gerade gemächlich. Mit dem Sklaven rauschte auch kühle Morgenluft in die Stoffbahnen und ließ die drei Kohlebecken flirren, die aufgestellt worden waren. Pyrrus verschluckte sich an einem Schnarcher, erwachte nach Luft schnappend, hustete und ruderte mit den Armen. Dabei fielen zwei mit obszönen Bildern bemalte Wachstafeln klappernd zu Boden und der Griffel kullerte unter den Tisch. Pyrrus schnappte nach Luft, der Sklave ging einen Schritt rückwärts und sah sich aus den Augenwinkeln nach einer Fluchtmöglichkeit um.


    "Ich...äh..." begann er verzagt, da traf ihn auch schon der Blick des Zerberus. "WAS - IST - LOS???" Der Sklave nestelte an seiner tunica herum und vermied es, den scriba anzusehen, der den Sklaven feurigen Blickes aufzuspießen suchte. "Es ist alles fertig bis auf den zehnten Quadranten, Herr." "Und?" schnauzte Pyrrus und angelte nach seinem Griffel, erreichte ihn jedoch nicht. Seinen Ärger machte er in einem Tritt gegen den Tisch Luft. Kerzen, Pergamente, Tafeln und ein Butterbrot hoben sich kurzzeitig ab und fielen im gleichen unordentlichen Muster zurück auf die zerfurchte Platte. Pyrrus sammelte die Wachstafeln vom Boden auf. "Naja, mit dem zehnten Quadranten können wir nicht weitermachen..." Pyrrus hielt inne und spießte den Sklaven mit seinem Blick an die Stoffbahn des Zeltes. "Wirst du mir auch sagen warum oder muss ich dich erst ans Kreuz nageln, du dämlicher Dakier?" Entweder war der scriba zu Scherzen aufgelegt oder er hatte das Ernst gemeint. Vermutlich beides. Der Sklave sah Pyrrus entsetzt an und schüttelte den Kopf. "M-mein Herr, es...da...also...es steht ein Ochse drauf." Jetzt war es raus und der Sklave ließ die Schultern hängen. Das Kreuz schien ihm nahe, doch Livius Pyrrus starrte ihn nur an, als hätte er sichtbar einen an der Mütze. Dann lachte er schallend, verstummte jedoch, als er des Sklaven ernstes Gesicht bemerkte. "Du meinst das ernst, hä?" "Ich fürchte schon, Herr." "Dann schafft das Vieh da weg." "Aber He-" "Schafft es weg und lasst mich damit zufrieden. Ich habe wichtigeres zu tun." "Aber-" "NICHTS aber. Tu was ich dir sage, sonst gebe ich dein Kreuz in Auftrag, noch ehe das Vieh einmal muhen kann."


    Just in diesem Moment muhte es draußen, und sowohl der Sklave als auch der Schreiber fuhren verblüfft herum und starrten die Zeltplane an, als könnten sie durch sie hindurchsehen. Zwei Sekunden später schrieen mehrere Kehlen und lautes Getrappel erklang. Der Sklave einlte zum Zelteingang, zuckte merklich zusammen und suchte ebenfalls schreiend das Weite. Als Pyrrus sich endlich aufgerafft hatte und ebenfalls am Eingang stand, wusste er auch warum, denn außer auf ihn zu kommenden und äußerst Spitz aussehenden Hörnern sah er für den Moment nichts. Auch später am Tage sollte er nichts sehen, außer der dumpfen Schwärze, die ihn umpfing.

  • Als am Abend die Sonne unterging, befand sich Pyrrus mit einer ansehnlichen Beule und einem violettbläulich schimmernden Auge zu Hause im Bett. Allerdings ließ sein Zustand erahnen, dass er bald wieder auf dem Damm sein würde, denn er kommandierte seinen abgerissenen Sklaven bereits wieder ausgiebig herum.


    Die Arbeit allerdings wurde auch ohne seine Anwesenheit fortgesetzt. Schließlich tat er nie etwas anderes, außer herumzusitzen und grimmig zu schauen. Seine Stelle als Aufpasser nahm nun Brutus ein, ein Sklave, der statt herumsitzen draußen stand und mit anpackte. Auf diese Weise erledigten die gut einhundert Sklavenhände einen Großteil der noch ausstehenden Arbeit an insgesamt zwei Tagen. Sie kamen schneller voran als mit Pyrrus im Genick, der immer wieder störend, aber aus eigener Sicht gerechtfertigt intervenierte.


    Am Morgen des dritten Tages ließ es sich der alte Haudegen nicht nehmen und erschien mit einem monströsen Verband um den Kopf herum auf der Baustelle. Er bestellte Brutus recht bald danach zu sich. Wenn man später einen der Sklaven fragte, was im Zelt vorgefallen war, so schüttelte jener nur den Kopf und suchte nach einer fadenscheinigen Ausrede, um nicht reden zu müssen. Den armen Brutus jedenfalls sah man so schnell nicht wieder auf der Baustelle, obwohl er sicherlich nicht mit dem Ochsen in Verbindung gebracht werden konnte.


    Erneute zwei Tage später beaufsichtigte Pyrrus, nun ohne Verband, die Arbeiter beim Zusammenräumen der Grabeutensilien und sonstigen Ausrüstungsgegenstände. Sie waren hier fertig, ihr Teil erledigt. Was nun folgen musste, war die Begrünung, und hierfür kamen Sklaven aus Baiae. Warum gerade aus dem Süden, das wusste vermutlich nur der duumvir selbst. Vielleicht hatte er, was wirklich den Tatsachen entsprach, dort eine Parkanlage gesehen, die ihm sehr gefallen hatte und die er nun nachahmen wollte. Die Begrünungssklaven würden in der folgenden Woche kommen.

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